Allgemeine
Naturgeschichte und Theorie Des Himmels
oder
Versuch
von der Verfassung
und dem mechanischen Ursprunge
des ganzen Weltgebäudes,
nach
Newtonischen Grundsätzen
abgehandelt.
Inhalt des ganzen Werks
Kurzer Abriss der nöthigsten Grundbegriffe der
Newtonischen Weltwissenschaft, die zu dem Verstande des nachfolgenden
erfordert werden
Abriss einer allgemeinen systematischen Verfassung
unter den Fixsternen, aus den Phänomenis der Milchstrasse
hergeleitet. Ähnlichkeit dieses Fixsternensystems mit dem
Systeme der Planeten. Endeckung vieler solcher Systeme, die sich
in der Weite des Himmels in Gestalt elliptischer Figuren zeigen.
Neuer Begriff von der systematischen Verfassung der ganzen Schöpfung.
Beschluss. Wahrscheinliche Vermuthung mehrerer Planeten
über dem Saturn aus dem Gesetze, nach welchem die Excentricität
der Planeten mit den Entfernungen zunimmt.
Gründe für die Lehrverfassung eines mechanischen
Ursprungs der Welt. Gegengründe. Einziger Begriff unter allen
möglichen, beiden genug zu thun. Erster Zustand der Natur.
Zerstreuung der Elemente allere Materie durch den ganzen Weltraum.
Erste Regung durch die Anziehung. Anfang der Bildung eines Körpers
in dem Punkte der stärksten Attraction. Allgemeine Senkung
der Elemente gegen diesen Centralkörper. Zurückstossungskraft
der feinsten Theile, darin die Materie aufgelöset worden.
Veränderte Richtung der sinkenden Bewegung durch die Verbindung
dieser Kraft mit der erstern. Einförmig Richtung aller dieser
Bewegungen nach ebenderselben Gegend. Bestrebung aller Partikeln,
sich zu einer gemeinschaftlichen Fläche zu bringen und daselbst
zu häufen. Mässigung der Geschwindigkeit ihrer Bewegung
zu einem Gleichgewichte mit der Schwere des Abstandes ihres Orts.
Freier Umlauf aller Theilchen um den Centralkörper in Zirkelkreisen.
Bildung der Planeten aus diesen bewegten Elementen. Freie Bewegung
der daraus zusammengesetzten Planeten in gleicher Richtung in
gemeinschaftlichem Plane nahe beim Mittlepunkte beinahe in Cirkelkreisen
und weiter von demselben mit zunehmenden Graden der Excentricität.
Handelt von der verschiedenen Dichtigkeit der Planeten
und dem Verhältnisse ihrer Massen. Ursache, woher die nahen
Planeten dichterer Art sind, als die entfernten. Unzulänglichkeit
der Erkärung des Newton. Woher der Centralkörper leichterer
Art ist, als die nächst um ihn laufende Kugeln. Verhältniss
der Massen der Planeten nach der Proportion der Entfernungen.
Ursache aus der Art der Erzeugung, woher der Centralkörper
die grösste Masse hat. Ausrechnung der Dünnigkeit, in
welcher all Elemente der Weltmaterie zerstreuet gewesen. Wahrscheinlichkeit
und Nothwendigkeit dieser Verdünnung. Wichtiger Beweis der
Art der Erzeugung der Himmelskörper aus einer merkwürdigen
Analogie des Herrn de Buffon.
Von der Excentricität der Planetenkreise und
dem Ursprunge der Kometen. Die Excentricität nimmt gradweise
mit den Entfernungen von der Sonne zu. Ursache diese Gesetzes
aus der Kosmogonie. Woher die Kometenkreise von dem Plane der
Elliptik frei ausschweifen. Beweis, dass die Kometen aus der leichtesten
Gattung des Stoffes gebildet seien. Beiläufige Anmerkung
von dem Nordscheine.
Von dem Ursprunge der Monde und den Bewegungen der
Planeten um die Achse. Der Stoff zu Erzeugung der Monde war in
der Sphäre, daraus der Planet die Theile zu seiner eignen
Bildung sammlete, enthalten. Ursache der Bewegung dieser Monde
mit allen Bestimmungen. Woher nur die grossen Planeten Monde haben.
Von der Achsendrehung der Planeten. Ob der Mond ehedem eine schnellere
gehabt habe? Ob die Geschwindigkeit der Umwälzung der Erde
sich vermindere? Von der Stellung der Achse der Planeten gegen
den Plan ihrer Kreise. Verrückung ihrer Achse.
Von dem Ursprunge des Saturnusringes und der Berechnung
seiner täglichen Umdrehung aus den Verhältnissen desselben.
Erster Zustand des Saturns mit der Beschaffenheit eines Kometen
verglichen. Bildung eines Ringes aus den Theilchen seiner Atmosphäre
vermittelst der von seinem Umschwunge eingedrückten Bewegungen.
Bestimmung der Zeit seiner Achsendrehung nach dieser Hypothese.
Betrachtung der Figur des Saturns. Von der sphäroidischen
Abplattung der Himmelskörper überhaput. Näherere
Bestimmung der Beschaffenheit dieses Ringes. Wahrscheinliche Vermuthung
neuer Endeckungen. Ob die Erde vor der Sündfluth nicht einen
Ring gehabt habe?
Von dem Zokiakallichte.
Von der Schöpfung im ganzen Umfange ihrer Unendlichkeit
sowohl dem Raume als der Zeit nach. Ursprung eines grossen Systems
der Fixsterne. Centralkörper im Mittelpunkte des Sternensystems.
Unendlichkeit der Schöpfung. Allgemeine systematische Beziehung
in ihrem ganzen Inbegriffe. Centralkörper der ganzen Natur.
Successive Fortsetzung der Schöpfung in aller Unendlichkeit
der Zeiten und Räume durch unaufhörliche Bildung neuer
Welten. Betrachtung über das Chaos der ungebildeten Natur.
Allmählicher Verfall und Untergang des Weltbaues. Wohlanständigkeit
eines sochen Begriffes. Wiedererneuerung der verfallenen Natur.
Allgemeine Theorie und Geschichte der Sonne überhaupt.
Woher der Centralkörper eines Weltbaues ein feuriger Körper
ist. Nähere Betrachtung seiner Natur. Gedanken von den Veränderungen
der ihn umgebenden Luft. Erlöschung der Sonnen. Naher Anblick
ihrer Gestalt. Meinung des Herrn Wright von dem Mittelpunkte der
ganzen Natur. Verbesserung derselben.
Allgemeiner Beweis von der Richtigkeit einer mechanischen
Lehrverfassung der Einrichtung des Weltbaues überhaupt, insonderheit
von der Gewissheit der gegenwärtigen. Die wesentlich Fähigkeit
der Naturen der Dinge, sich von selber zur Ordnung und Vollkommenheit
zu erheben, ist der schönste Beweis des Daseins Gottes. Vertheidigung
gegen den Vorwurf des Naturalismus.
Die Verfassung des Weltbaues ist einfach und nicht
über die Kräfte der Natur gesetzt. Analogien, die den
mechanischen Ursprung der Welt mit Gewissheit bewähren. Eben
dasselbe aus den Abweichungen bewiesen. Die Anführung einter
unmittelbaren göttlichen Anordnung thut diesen Fragen kein
Gnüge. Schwierigkeit, die den Newton bewog, den mechanischen
Lehrbegriff aufzugeben. Auflösung dieser Schwierigkeit. Das
vorgetragene System ist das einzige Mittel unter allen möglichen,
beiderseitigen Gründen ein Gnüge zu leisten. Wird ferner
durch das Verhältniss der Dichtigkeit der Planeten, ihrer
Massen, der Zwischenräume ihres Abstandes und den stufenartigen
Zusammenhang ihrer Bestimmungen erwiesen. Die Bewegungsgründe
der Wahl Gottes bestimmen diese Umstände nicht unmittelbar.
Rechtfertigung in Ansehung der Religion. Schwierigkeiten, die
sich bei einer Lehrverfassung von der unmittelbaren göttlichen
Anordnung hervorthun.
Enthält eine Vergleichung zwischen den Einwohnern
der Gestirne
Ob alle Planeten bewohnt seien? Ursache daran zu
zweifeln. Grund der physischen Verhältnisse zwischen den
Bewohnern verschiedener Planeten. Betrachung des Menschen. Ursachen
der Unvollkommenheit seiner Natur. Natürliches Verhältniss
der körperlichen Eigenschaften der belebten Creaturen nach
ihrem verschiedenen Abstande von der Sonne. Folgen dieses Verhältnisses
auf ihre geistige Fähigkeiten. Vergleichung der denkenden
Naturen auf verschiedenen Himmelskörpern. Bestätigung
aus gewissen Umständen ihrer Wohnplätze. Fernerer Beweis
aus den Anstalten der göttlichen Vorsehung, die zu ihrem
Besten gemacht sind. Kurze Ausschweifung.
Beschluss
Die Begebenheiten des Menschen in dem künftigen
Leben.
Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels
oder
Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprunge des
ganzen Weltgebäudes,
nach Newtonischen Grundsätzen abgehandelt
Dem Allerdurchlauchtigsten,
Grossmächtigsten Könige und Herrn,
Herrn
Friederich,
Könige von Preussen,
Markgrafen zu Brandenburg,
des H. R. Reichs Erzkämmerer und Kurfürsten,
Souverainen und obersten Herzoge von Schlesien, etc. etc.
Meinem Allergnädigsten Könige
und Herrn.
Allerdurchlauchtigster, Grossmächtigster König,
Allergnädigster König und Herr!
Die Empfindung der eigenen Unwürdigkeit und der Glanz des
Thrones können meine Blödigkeit nich so kleinmüthig
machen, als die Gnade, die der allerhuldreichste Monarch über
all seine Unterthanen mit gleicher Grossmuth verbreitet, mir Hoffnung
einflösst: dass die Kuhnheit, der ich mich unterwinde, nicht
mit ungnädigen Augen werde angesehen werden. Ich lege hiemit
in allerunterthänigster Ehrfurcht eine der geringsten Proben
desjenigen Eifers zu den Füssen Ew. Königl. Majestät,
womit Höchst Dero Akademien durch die Aufmunterung und den
Schutz ihres erleuchteten Souverains zur Nacheiferung anderer
Nationen in den Wissenschaften angetrieben werden. Wie beglückt
würde ich sein, wenn es gegenwärtigem Versuche gelingen
möchte, den Bemühungen, womit der niedrigste und ehrfurchtsvollste
Unterthan unausgesetzt bestrebt ist, sich dem Nutzen seines Vaterlandes
einigermassen brauchbar zu machen, das allerhöchste Wohlgefallen
seines Monarchen zu erwerben. Ich ersterbe in tiefster Devotion,
Ew. Königl. Majestät
allerunterthänigster Knecht,
der Verfasser
Königsberg
den 14. März 1755
[Inhalt des ganzen Werkes]
Ich habe einen Vorwurf gewählt, welcher sowohl von Seiten
seiner innern Schwierigkeit, als auch in Ansehung der Religion
einen grossen Theil der Leser gleich anfänglich mit einem
nachtheiligen Vorurtheile einzunehmen vermögend ist. Das
Systematische, welches die grossen Glieder der Schöpfung
in dem ganzen Umfange der Unendlichkeit verbindet, zu entdecken,
die Bildung der Weltkörper selber und den Ursprung ihrer
Bewegungen aus dem ersten Zustande der Natur durch mechanische
Gesetze herzuleiten: solche Einsichten scheinen sehr weit die
Kräfte der menschlichen Vernunft zu überschreiten. Von
der andern Seite droht die Religion mit einer feierlichen Anklage
über die Verwegenheit, da man der sich selbst überlassenen
Natur solche Folgen beizumessen sich erkühnen darf, darin
man mit Recht die unmittelbare Hand des höchsten Wesens gewahr
wird, und besorgt in dem Vorwitz solcher Betrachtungen eine Schutzrede
des Gottesleugners anzutreffen. Ich sehe alle diese Schwierigkeiten
wohl und werde doch night kleinmüthig. Ich empfinde die ganze
Stärke der Hindernisse, die sich entgegen setzen, und verzage
doch nicht. Ich habe auf eine geringe Vermuthung eine gefährliche
Reise gewagt und erblicke schon die Vorgebürge neuer Länder.
Diejenigen, welche die Herzhaftigkeit haben die Untersuchung fortzusetzen,
werden sie betreten und das Vergnügen haben, selbige mit
ihrem Namen zu bezeichnen.
Ich habe nicht eher den Anschlag auf diese Unternehmung gefasst,
als bis ich mich in Ansehung der Pflichten der Religion in Sicherheit
gesehen habe. Mein Eifer ist verdoppelt worden, als ich bei jedem
Schritte die Nebel sich zerstreuen sah, welche hinter ihrer Dunkelheit
Ungeheuer zu verbergen schienen und nach deren Zertheilung die
Herrlichkeit des höchsten Wesens mit dem lebhaftesten Glanze
hervorbrach. Da ich diese Bemühungen von aller Sträflichkeit
frei weiss, so will ich getreulich anführen, was wohlgesinnte
oder auch schwache Gemüther in meinem Plane anstössig
finden können, und bin bereit es der Strenge des rechtgläubigen
Areopagus mit einer Freimüthigkeit zu unterwerfen, die das
Merkmaal einer redlichen Gesinnung ist. Der Sachwalter des Glauben
mag demnach zuerst seine Gründe hören lassen.
Wenn der Weltbau mit aller Ordnung und Schönheit nur eine
Wirkung der ihren allgemeinen Bewegungsgesetzen überlassenen
Materie ist, wenn die blinde Mechanik der Naturkräfte sich
aus dem Chaos so herrlich zu entwickeln weiss und zu solcher Vollkommenheit
von selber gelangt: so ist der Beweis des göttlichen Urhebers,
den man aus dem Anblicke der Schönheit des Weltgebäudes
zieht, völlig entkräfatet, die Natur ist sich selbst
genugsam, die göttliche Regierung ist unnöthig, Epikur
lebt mitten im Christenthume wieder auf, und eine unheilige Weltweisheit
tritt den Glauben unter die Füsse, welcher ihr ein helles
Licht darreicht, sie zu erleuchten.
Wenn ich diesen Vorwurf gegründet fände, so ist die
Überzeugung, die ich von der Unfehlbarkeit göttlicher
Wahrheiten habe, bei mir so vermögend, dass ich alles, was
ihnen widerspricht, durch sie für gnugsam widerlegt halten
und verwerfen würde. Allein eben die Übereinstimmung,
die ich zwischen meinem System und der Religion antreffe, erhebt
meine Zuversicht in Ansehung aller Schwierigkeiten zu einer unerschrockenen
Gelassenheit.
Ich erkenne den ganzen Werth derjenigen Beweise, die man aus der
Schönheit und vollkommenen Anordnung des Weltbaues zur Bestätigung
eines höchstweisen Urhebers zieht. Wenn man nicht aller Überzeugung
muthwillig widerstrebt, so muss man so unwidersprechlichen Gründen
gewonnen geben. Allein ich behaupte: dass die Vertheidiger der
Religion dadurch, dass sie sich dieser Gründe auf eine schlechte
Art bedienen, den Streit mit den Naturalisten verewigen, indem
sie ohne Noth denselben eine schwache Seite darbieten.
Man ist gewohnt die Übereinstimmungen, die Schönheit,
die Zwecke und eine vollkommene Beziehung der Mittel auf dieselbe
in der Natur zu bemerken und herauszustreichen. Allein indem man
die Natur von dieser Seite erhebt, so sucht man sie andererseits
wiederum zu verringern. Diese Wohlgereimheit, sagt man, ist ihr
fremd, sie würde, ihren allgemeinen Gesetzen überlassen,
nichts als Unordnung zuwege bringen. Die Übereinstimmungen
zeigen eine fremde Hand, die eine von aller Regelmässigkeit
verlassene Materie in einen weisen Plan zu zwingen gewusst hat.
Allein ich antworte: wenn die allgemeinen Wirkungsgesetze der
Materie gleichfalls eine Folge aus dem höchste Entwurfe sind,
so können sie vermuthlich keine andere Bestimmungen haben,
als die den Plan von selber zu erfüllen trachten, den die
höchste Weisheit sich vorgesetzt hat; oder wenn dieses nicht
ist, sollte man nicht in Versuchung gerathen zu glauben, dass
wenigstens die Materie und ihre allgemeine Gesetze unabhängig
wären, und dass die höchstweise Gewalt, die sich ihrer
so rühmlichst zu bedienen gewusst hat, zwar gross, aber doch
nicht unendlich, zwar mächtig, aber doch nich allgenugsam
sei?
Der Vertheidiger der Religion besorgt: dass diejenigen Übereinstimmungen,
die sich aus einem natürlichen Hang der Materie erklären
lassen, die Unabhängigkeit der Natur von der göttlichen
Vorsehung beweisen dürften. Er gesteht es nicht undeutlich:
dass, wenn man zu aller Ordnung des Weltbaues natürliche
Gründe entdecken kann, die dieselbe aus den allgemeinsten
und wesentlichen Eigneschaften der Materie zu Stande bringen können,
so sei es unnöthig sich auf eine oberste Regierung zu berufen.
Der Naturalist findet seine Rechnung dabei, diese Voraussetzung
nicht zu bestreiten. Er treibt aber Beispiele auf, die die Fruchtbarkeit
der allgemeinen Naturgesetze an vollkommen schönen Folgen
beweisen, und bringt den Rechtgläubigen durch solche Gründe
in gefahr, welche in dessen Händen zu unüberwindlichen
Waffen werden könnten. Ich will Beispiele anführen.
Man hat schon mehrmals es als eine der deutlichsten Proben einer
gütigen Vorsorge, die für die Menschen wacht, angeführt:
dass in dem heissesten Erdstriche die Seewinde gerade zu einer
solchen Zeit, da das erhitzte Erdreich am meisten ihrer Abkühlung
bedarf, gleichsam gerufen über das Land streichen und es
erquicken. Z. E. In der Insel Jamaica, so bald die Sonne so hoch
gekommen ist, dass sie die empfindlichste Hitze auf das Erdreich
wirft, gleich nach 9 Uhr Vormittags, fängt sich an aus dem
Meer ein Wind zu erheben, der von allen Seiten über das Land
weht; seine Stärke nimmt nach dem Masse zu, als die Höhe
der Sonne zunimmt. Um 1 Uhr Nachmittages, da es natürlicher
Weise am heissesten ist, ist er am heftigsten und lässt wieder
mit der Erniedrigung der Sonne allmählig nach, so dass gegen
Abend eben die Stille als beim Aufgange herrscht. Ohne diese erwünschte
Einrichtung würde diese Insel unbewohnbar sein. Eben diese
Wohlthat geniessen all Küsten der Länder, die im heissen
Erdstriche liegen. Ihnen ist es auch am nöthigsten, weil
sie, da sie die niedrigsten Gegenden des trockenen Landes sind,
auch die grosste Hitze erleiden; denn die höher im Lande
befindliche Gegenden, dahin dieser Seewind nicht reicht, sind
seiner auch weniger benöthigt, weil ihre höhere Lage
sie in eine kühlere Luftgegend versetzt. Ist dieses nicht
alles schön, sind es nicht sichtbare Zwecke, die durch klüglich
angewandte Mittel bewirkt worden? Allein zum Widerspiel muss der
Naturalist die natürlichen Ursachen davon in den allgemeinsten
Eigenschaften der Luft antreffen, ohne besondere Veranstaltungen
deswegen vermuthen zu dürfen. Er bemerkt mit Recht, dass
diese Seewinde solche periodische Bewegungen anstellen müssen,
wenn gleich kein Mensch auf solcher Insel lebte, und zwar durch
keine andere Eigenschaft, als die der Luft auch ohne Absicht auf
diesen Zweck bloss zum Wachsthum der Pflanzen unentbehrlich vonnöthen
ist, nämlich durch ihre Elasticität und Schwere. Die
Hitze der Sonne hebt das Gleichgewicht der Luft auf, indem sie
diejenige verdünnt, die über dem Lande ist, und dadurch
die kühlere Meersluft veranlasst, sie aus ihrer Stelle zu
heben und ihren Platz einzunehmen.
Was für einen Nutzen haben nicht die Winde überhaupt
zum Vortheile der Erdkugel, und was für einen Gebrauch macht
nicht der Menschen Scharfsinnigkeit aus denselben! Indessen waren
keine andere Einrichtungen nöthig, sie hervorzubringen, als
dieselbe allgemeine Beschaffenheit der Luft und Wärme, welche
auch unangesehen dieser Zwecke auf der Erde befindlich sein müssten.
Gebt ihr es, sagt allhier der Freigeist, zu, dass, wenn man nützliche
und auf Zwecke abzielende Verfassungen aus den allgemeinsten und
einfachsten Naturgesetzen herleiten kann, man keine besondere
Regierung einer obersten Weisheit nöthig habe: so sehet hier
Beweise, die euch auf eurem eigenen Geständnisse ertappen
werden. Die ganze Natur, vornehmlich die unorganisirte, ist voll
von solchen Beweisen, die zu erkennen geben, dass die sich selbst
durch die Mechanik ihrer Kräfte bestimmende Materie eine
gewisse Rightigkeit in ihren Folgen habe und den Regeln der Wohlanständigkeit
ungezwungen genug thue. Wenn ein Wohlgesinnter, die gute Sache
der Religion zu retten, diese Fähigkeit der allgemeinen Naturgesetze
bestreiten will, so wird er sich selbst in Verlegenheit setzen
und dem Unglauben durch eine schlechte Vertheidigung Anlass zu
triumphiren geben.
Allein lasst uns sehen, wie diese Gründe, die man in den
Händen der Gegner als schädich befürchtet, vielmehr
kräftige Waffen sind, sie zu bestreiten. Die nach ihren allgemeinsten
Gesetzen sich bestimmende Materie bringt durch ihr natürliches
Betragen, oder, wenn man es so nennen will, durch eine blinde
Mechanik anständige Folgen hervor, die der Entwurf einer
höchsten Weisheit zu sein scheinen. Luft, Wasser, Wärme
erzeugen, wenn man sie sich selbst überlassen betrachtet,
Winde und Woken, Regen, Ströme, welche die Länder befeuchten,
und alle die nützliche Folgen, ohne welche die Natur traurig,
öde und unfruchtbar bleiben müsste. Sie bringen aber
diese Folgen nicht durch ein blosses Ungefähr, oder durch
einen Zufall, der eben so leicht nachtheilig hätte ausfallen
können, hervor, sondern man sieht: dass sie durch ihre natürliche
Gesetze eingeschränkt sind auf keine andere als diese Weise
zu wirken. Was soll man von dieser Übereinstimmung denn gedenken?
Wie wäre es wohl möglich, dass Dinge von verschiedenen
Naturen in Verbindung mit einander so vortreffliche Übereinstimmungen
und Schönheiten zu bewirken trachten sollten, sogar zu Zwecken
solcher Dinge, die sich gewissermassen ausser dem Umfange der
todten Materie befinden, nämlich zum Nutzen der Menschen
und Thiere, wenn sie nicht einen gemeinschaftlichen Ursprung erkennten,
nämlich einen unendlichen Verstand, in welchem aller Dinge
wesentliche Beschaffenheiten beziehend entworfen worden? Wenn
ihre Naturen für sich und unabhängig nothwendig wären,
was für ein erstaunliches Ungefähr, oder vielmehr was
für eine Unmöglichkeit würde es nicht sein, dass
sie mit ihren natürlichen Bestrebungen sich gerade so zusammen
passen sollten, als eine überlegte kluge Wahl sie hätte
vereinbaren können.
Nunmehr mache ich getrost die Anwendung auf mein gegenwärtiges
Unterfangen. Ich nehme die Materie aller Welt in einer allgemeinen
Zerstreuung an und mache aus derselben ein vollkommenes Chaos.
Ich sehe nach den ausgemachten Gesetzen der Attraction den Stoff
sich bilden und durch die Zurückstossung ihre Bewegung modificiren.
Ich geniesse das Vergnügen ohne Beihülfe willkürlicher
Dichtungen unter der Veranlassung ausgemachter Bewegungsgesetze
sich ein wohlgeordnetes Ganze erzeugen zu sehen, welches demjenigen
Weltsystem so ähnlich sieht, das wir vor Augen haben, dass
ich mich nicht entbrechen kann es für dasselbe zu halten.
Diese unerwartete Auswickelung der Ordnung der Natur im Grossen
wird mir anfänglich verdächtig, da sie auf so schlechtem
und einfachem Grunde eine so zusammengesetzte Richtigkeit gründet.
Ich belehre mich endlich aus der vorher angezeigten Betrachtung:
dass eine solche Auswickelung der Natur nicht etwas Unerhörtes
an ihr ist, sondern dass ihre wesentlich Bestrebung solche nothwendig
mit sich bringt, und dass dieses das herrlichste Zeugniss ihrer
Abhängigkeit von demjenigen Urwesen ist, welches sogar die
Quelle der Wesen selber und ihrer ersten Wirkungsgesetze in sich
hat. Diese Einsicht verdoppelt mein Zutrauen auf den Entwurf,
den ich gemacht habe. Die Zuversicht vermehrt sich bei jedem Schritte,
den ich mit Fortgang weiter setze, und meine Kleinmüthigkeit
hört völlig auf.
Aber die Vertheidigung deines Systems, wird man sagen, ist zugleich
die Vertheidigung der Meinungen des Epikurs, welche damit die
grösste Ähnlichkeit haben. Ich will nicht völlig
alle Übereinstimmung mit demselben ablehnen. Viele sind durch
den Schein solcher Gründe zu Atheisten geworden, welche bei
genauerer Erwägung sie von der Gewissheit des höchsten
Wesens am kräftigsten hätten überzeugen können.
Die Folgen, die ein verkehrter Verstand aus untadelhaften Grundsätzen
zieht, sind öfters sehr tadelhaft, und so waren es auch die
Schlüsse des Epikurs, unerachtet sein Entwurf der Scharfsinnigkeit
eines grossen Geistes gemäss war.
Ich werde es also nicht in Abrede sein, dass die Theorie des Lucrez
oder dessen Vorgänger, des Epikurs, Leucipps, und Demokritus,
mit der meinigen viele Ähnlichkeit habe. Ich setze den ersten
Zustand der Natur, so wie jene Weltweise in der allgemeinen Zerstreuung
des Urstoffs aller Weltkörper, oder der Atomen, wie sie bei
jenen genannt werden. Epikur setzte eine Schwere, die diese elementarische
Theilchen zum Sinken trieb, und dieses scheint von der Newtonischen
Anziehung, die ich annehme, nicht sehr verschieden zu sein; er
gab ihnen auch eine gewisse Abweichung von der geradlinichten
Bewegung des Falles, ob er gleich in Ansehung der Ursache derselben
und ihrer Folgen ungereimte Einbildungen hatte: diese Abweichung
kommt einigermassen mit der veränderung der geradlinichten
Senkung, die wir aus der Zurückstossungskraft der Theilchen
herleiten, überein; endlich waren die Wirbel, die aus der
verwirrten Bewegung der Atomen entstanden, ein Hauptstück
in dem Lehrbegriffe des Leucipps und Demokritus, und man wird
sie auch in dem unsrigen antreffen. So viel Verwandtschaft mit
einer Lehrverfassung, die die wahre Theorie der Gottesleugnung
im Alterthum war, zieht indessen die meinige dennoch nicht in
die Gemeinschaft ihrer Irrthümer. Auch in den allerunsinnigsten
Meinungen, welche sich bei den Menschen haben Beifall erwerben
können, wird man jederzeit etwas Wahres bemerken. Ein falscher
Grundsatz oder ein paar unüberlegte Verbindungssätze
leiten den Menschen von dem Fusssteige der Wahrheit durch unmerkliche
Abwege bis in den Abgrund. Es bleibt unerachtet der angeführten
Ähnlichkeit dennoch ein wesentlicher Unterschied zwischen
der alten Kosmogonie und der gegenwärtigen, um aus dieser
ganz engegengesetzte Folgen ziehen zu können.
Die angeführten Lehrer der mechanischen Erzeugung des Weltbaues
leiteten alle Ordnung, die sich an demselben wahrnehmen lässt,
aus dem ungefähren Zufalle her, der die Atomen so glücklich
zusammentreffen liess, dass sie ein wohlgeordnetes Ganze ausmachten.
Epikur war gar so unverschämt, dass er verlangte, die Atomen
wichen von ihrer geraden Bewegung ohne alle Ursache ab, um einander
begegnen zu können. Alle insgesammt trieben diese Ungereimtheit
so weit, dass sie den Ursprung aller belebten Geschöpfe eben
diesem blinden Zusammenlauf beimassen und die Vernunft wirklich
aus der Unvernunft herleiteten. In meiner Lehrverfassung hingegen
finde ich die Materie an gewisse nothwendige Gesetze gebunden.
Ich sehe in ihrer gänzlichen Auflösung und Zerstreuung
ein schönes und ordentliches Ganze sich ganz natürlich
daraus entwickeln. Es geschieht diese nicht durch einen Zufall
und von ungefähr, sondern man bemerkt, dass natürliche
Eigenschaften es nothwendig also mit sich bringen. Wird man hiedurch
nicht bewogen zu fragen: warum musste denn die Materie gerade
solche Gesetze haben, die auf Ordnung und Wohlanständigkeit
abzwecken? War es wohl möglich, dass viele Dinge, deren jedes
seine von dem andern unabhängige Natur hat, einander von
selber gerade so bestimmen sollten, dass ein wohlgeordnetes Ganze
daraus entspringe, und wenn sie dieses thun, giebt es nicht einen
unleugbaren Beweis von der Gemeinschaft ihres ersten Ursprungs
ab, der ein allgenungsamer höchster Verstand sein muss, in
welchem die Naturen der Dinge zu vereinbarten Absichten entworfen
worden?
Die Materie, die der Urstoff aller Dinge ist, ist also an gewisse
Gesetze gebunden, welchen sie frei überlassen nothwendig
schöne Verbindungen hervorbringen muss. Sie hat keine Freiheit
von diesem Plane der Vollkommenheit abzuweichen. Da sie also sich
einer höchst weisen Absicht unterworfen befindet, so muss
sie nothwendig in solche übereinstimmende Verhältnisse
durch eine über sie herrschende erste Ursache versetzt worden
sein, und es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch
selbst im Chaos nicht anders als regelmässig und ordentlich
verfahren kann.
Ich habe so viel gute Meinung von der redlichen Gesinnung derjenigen,
die diesem Entwurfe die Ehre thun, ihn zu prüfen, dass ich
mich versichert halte, die angeführte Gründe werden,
wo sie noch nicht alle Besorgniss schädlicher Folgen von
meinem System aufheben können, dennoch wenigstens die Lauterkeit
meiner Absicht ausser Zweifel setzen. Wenn es dem ungeachtet boshafte
Eiferer giebt, die es für eine würdige Pflicht ihres
heiligen Berufs halten, den unschuldigsten Meinungen schädliche
Auslegungen anzuheften, so bin ich versichert, dass ihr Urtheil
bei Vernünftigen gerade die entgegengesetzte Wirkung ihrer
Absicht hat. Man wird mich übrigens des Rechts nicht berauben,
das Cartesius, als er die Bildung der Weltkörper aus blos
mechanischen Gesetzen zu erkären wagte, bei billigen Richtern
jederzeit genossen hat. Ich will deswegen die Verfasser der Allgemeinen
Welthistorie (1) anführen:
"Indessen können wir nicht anders als glauben: dass
der Versuch dieses Weltweisen, der sich bemüht die Bildung
der Welt in gewisser Zeit aus wüster Materie durch die blosse
Fortsetzung einer einmal eingedrückten Bewegung zu erklären,
und solches auf einige wenige leichte und allgemeine Bewegungsgesetze
gebracht, so wenig als anderer, die seit dem mit mehrerem
Beifall eben das versucht haben aus den ursprünglichen und
anerschaffenen Eigenschaften der Materie zu thun, strafbar oder
Gott verkleinerlich sei, wie sich manche eingebildet haben, indem
dadurch vielmehr ein höherer Begriff seiner unendlichen Weisheit
verursacht wird."
Ich habe die Schwierigkeiten, die von Seiten der Religion meine
Sätze zu bedrohen schienen, hinweg zu räumen gesucht.
Es giebt einige nicht geringere in Ansehung der Sache selber.
Wenn es gleich wahr ist, wird man sagen, dass Gott in die Kräfte
der Natur eine geheime Kunst gelegt hat, sich aus dem Chaos von
selber zu einer vollkommenen Weltverfassung auszubilden, wird
der Verstand des Menschen, der bei den gemeinsten Gegenständen
so blöd ist, in so grossem Vorwurfe die verborgene Eigenschaften
zu erforschen vermögend sein? Ein solches Unterfangen heisst
eben so viel, als wenn man sagte: Gebt mir nur Materie, ich will
euch eine Welt daraus bauen. Kann dich die Schwäche deiner
Einsichten, die an den geringsten Dingen, welche deinen Sinnen
täglich und in her Nähe vorkommen, zu schanden wird,
nicht lehren: dass es vergeblich sei, das Unermessliche und das,
was in der Natur vorging, ehe noch eine Welt war, zu entdecken?
Ich vernichte diese Schwierigkeit, indem ich deutlich zeige, dass
eben diese Untersuchung unter allen, die in der Naturlehre aufgeworfen
werden können, diejenige sei, in welcher man am leichtesten
und sichersten bis zum Ursprunge gelangen kann. Eben so wie unter
allen Aufgaben der Naturforschung keine mit mehr Richtigkeit und
Gewissheit aufgelöset worden, als die wahre Verfassung des
Weltbaues im Grossen, die Gesetze der Bewegungen und das innere
Triebwerk der Umläufe aller Planeten, als worin die Newtonische
Weltweisheit solche Einsichten gewähren kann, dergleichen
man sonst in keinem Theile der Weltweisheit antrifft: eben also,
behaupte ich, sei unter allen Naturdingen, deren erste Ursache
man nachforscht, der Ursprung des Weltsystems und die Erzeugung
der Himmelskörper sammt den Ursachen ihrer Bewegungen dasjenige,
was man am ersten gründlich und zuverlässig einzusehen
hoffen darf. Die Ursache hievon ist leicht zu ersehen. Die Himmelskörper
sind rund Massen, also von der einfachsten Bildung, die ein Körper,
dessen Ursprung man sucht, nur immer haben kann. Ihre Bewegungen
sind gleichfalls unvermischt. Sie sind nichts als eine freie Fortsetzung
eines einmal eingedrückten Schwunges, welcher, mit der Attraction
des Körpers im Mittelpunkte verbunden, kreisförmicht
wird. Überdem ist der Raum, darin sie sich bewegen, leer,
die Zwischenweiten, die sie von einander absondern, ganz ungemein
gross und also alles sowohl zur unverwirrten Bewegung, als auch
deutlichen Bemerkung derselben auf das deutlichste aus einander
gesetzt. Mich dünkt, man könne hier in gewissem Verstande
ohne Vermessenheit sagen: Gebet mir Materie, ich will eine Welt
daraus bauen! Das ist, gebet mir Materie, ich will euch zeigen,
wie eine Welt daraus entstehen soll. Denn wenn Materie vorhanden
ist, welche mit einer wesentlichen Attractionskraft begabt ist,
so ist es nicht schwer diejenigen Ursachen zu bestimmen, die zu
der Einrichtung des Weltsystems, im Grossen betrachtet, haben
beitragen können. Man weiss, was dazu gehört, dass ein
Körper eine kugelrunde Figur erlange, man begreift, was erfordert
wird, dass frei schwebende Kugeln eine kreisförmige Bewegung
um den Mittelpunkt anstellen, gegen den sie gezogen werden. Die
Stellung der Kreise gegeneinander, die Übereinstimmung der
Richtung, die Excentricität, alles kann auf die einfachsten
mechanischen Ursachen gebracht werden, und man darf mit Zuversicht
hoffen sie zu entdecken, weil sie aus die leichtesten und deutlichsten
Gründe gesetzt werden können. Kann man aber wohl von
den geringsten Pflanzen oder Insect sich solcher Vortheile rühmen?
Ist man im Stande zu sagen: Gebt mir Materie, ich will euch zeigen,
wie eine Raupe erzeugt werden könne? Bleibe man hier nicht
bei dem ersten Schritte aus Unwissenheit der wahren innern Beschaffenheit
des Objects und der Verwickelung der in demselben vorhandenen
Mannigfaltigkeit stecken? Man darf es sich also nicht befremden
lassen, wenn ich mich unterstehe zu sagen: dass eher die Bildung
aller Himmelskörper, die Ursache ihrer Bewegungen, kurz,
der Ursprung der ganzen gegenwärtigen Verfassung des Weltbaues
werde können eingesehen werden, ehe die Erzeugung eines einzigen
Krauts oder einer Raupe aus mechanischen Gründen deutlich
und vollständig kund werden wird.
Dieses sind die Ursachen, worauf ich meine Zuversicht gründe,
dass der physische Theil der Weltwissenschaft künftighin
noch wohl eben die Vollkommenheit zu hoffen habe, zu der Newton
die mathematische Hälfte derselben erhoben hat. Es sind nächst
den Gesetzen, nach welchen der Weltbau in der Verfassung, darin
er ist, besteht, vielleicht keine anderen in der ganzen Naturforschung
solcher mathematischen Bestimmungen fähig, als diejenigen,
nach welcher er entstanden ist, und ohne Zweifel würde die
Hand eines versuchten Messkünstlers hier nicht unfruchtbare
Felder bearbeiten.
Nachdem ich den Vorwurf meiner Betrachtung einer günstigen
Aufnahme zu empfehlen mir habe angelegen sein lassen: so wird
man mir erlauben, mich wegen der Art, nach der ich ihn abgehandelt
habe, kürzlich zu erklären. Der erste Theil geht mit
einem neuen System des Welgebäudes im Grossen um. Herr Wright
von Durham, dessen Abhandlung ich aus den Hamburgischen freien
Urtheilen vom Jahr 1751 habe kennen lernen, hat mir zuerst Anlass
gegeben, die Fixsterne nicht als ein ohne sichtbare Ordnung zerstreutes
Gewimmel, sondern als ein System anzusehen, welches mit einem
planetischen die grösste Ähnlichkeit hat, so dass, gleichwie
in diesem die Planeten sich einer gemeinschaftlichen Fläche
sehr nahe befinden, also auch die Fixsterne sich in ihren Lagen
auf eine gewisse Fläche, die durch den ganzen Himmel muss
gezogen gedacht werden, so nahe als möglich beziehen und
durch ihre dichteste Häufung zu derselben denjenigen lichten
Streif darstellen, welcher die Milchstrasse genannt wird. Ich
habe mich vergewissert, dass, weil diese von unzähligen Sonnen
erleuchtete Zone sehr genau die Richtung eines grössten Zirkels
hat, unsere Sonne sich dieser grossen Beziehungsfläche gleichfalls
sehr nahe befinden müsse. Indem ich den Ursachen dieser Bestimmung
nachgegangen bin, habe ich sehr wahrscheinlich zu sein befunden:
dass die sogenannten Fixsterne oder feste Sterne wohl eigentlich
langsam bewegte Wandelsterne einer höhern Ordnung sein könnten.
Zur Bestätigung dessen, was man an seinem Orte von diesem
Gedanken antreffen wird, will ich allhier nur eine Stelle aus
einer Schrift des Herrn Bradley von der Bewegung der Fixsterne
anführen. "Wenn man aus dem Erfolg der Vergleichung
unserer besten jetzigen Beobachtungen mit denen, welche von diesem
mit einem erträglichen Grade der Richtigkeit angestellt worden,
ein Urtheil fällen will, so erhellt: dass einige Fixsterne
wirklich ihren Stand gegen einander verändert haben und zwar
so, dass man sieht, dass diese nicht irgend von einer Bewegung
in unserm Planetengebäude herrührt, sondern dass es
bloss einer Bewegung der Sterne selber zugeschrieben werden kann.
Der Arktur giebt einen Starken Beweis hievon an die Hand. Denn
wenn man desselben gegenwärtige Declination mit seinem Orte,
wie derselbe sowohl von Tycho als auch von Flammsteed ist bestimmt
worden, vergleicht, so wird man finden: dass der Unterschied grösser
ist, als man ihn von der Ungewissheit ihrer Beobachtungen herzurühren
vermuthen kann. Man hat Ursache zu vermuthen: dass auch andere
Exempel von gleicher Beschaffenheit unter der grossen Anzahl der
sichtbaren Sterne vorkommen müssen, weil ihre Lagen gegeneinander
durch mancherlei Ursachen können verändert werden. Denn
wenn man sich vorstellt, dass unser eigenes Sonnengebäude
seinen Ort in Ansehung des Weltraums verändert: so wird dieses
nach Verlauf einiger Zeit eine scheinbare Veränderung der
Winkelentfernungen der Fixsterne verursachen. Und weil dieses
in solchem Falle in die Örter der nächesten Sterne einen
grösseren Einfluss haben würde, als in die Örter
derjenigen, welche weit entfernt sind, so würden ihre Lagen
sich zu verändern scheinen, obgleich die Sterne selbst wirklich
unbeweglich blieben. Und wenn im Gegentheil unser eigen Planetengebäude
stille steht und einige Sterne wirklich eine Bewegung haben: so
wird dieses gleichfalls ihre scheinbare Lage verändern und
zwar um destomehr, je näher sie bei uns sind, oder je mehr
die Richtung der Bewegung so beschaffen ist, dass sie von uns
kann wahrgenommen werden. Da nun also die Lagen der Sterne von
so mancherlei Ursachen können verändert werden, indem
man die erstaunlichen Entfernungen, in welchen ganz gewiss einige
gelegen sind, betrachtet: so werden wohl die Beobachtungen vieler
Menschenalter nöthig sein, die Gesetze der scheinbaren Veränderungen
auch eines einzigen Sternes zu bestimmen. Viel schwerer muss es
also noch sein, die Gegsetze fur alle die merkwürdigsten
Sterne festzusetzen."
Ich kann die Grenzen nich genau bestimmen, die zwischen dem System
des Herrn Wright und dem meiningen anzutreffen sind, und in welchen
Stücken ich seinen Entwurf bloss nachgeahmt, oder weiter
ausgeführt habe. Indessen boten sich mir nach der Hand annehmungswürdige
Gründe dar, es auf der einen Seite beträchtlich zu erweitern.
Ich betrachtete die Art neblichter Sterne, deren Herr von Maupertuis
in der Abhandlung von der Figure der Gestirne gedenkt (2),
und die die Figur von mehr oder weniger offenen Ellipsen vorstellen,
und versicherte mich leicht, dass sie nichts anders, als eine
Häufung vieler Fixsterne sein können. Die jederzeit
abgemessene Rundung dieser Figuren belehrte mich, dass hier ein
unbegreiflich zahlreiches Sternenheer und zwar um einen gemeinschaftlichen
Mittlepunkt müsste geordnet sein, weil sonst ihre freie Stellungen
gegen einander wohl irreguläre Gestalten, aber nicht abgemessene
Figuren vorstellen würden. Ich sah auch ein: dass sie in
dem System, darin sie sich vereinigt befinden, vornehmlich auf
eine Fläche beschränkt sein müssten, weil sie nicht
zirkelrunde, sondern elliptische Figuren abbilden, und dass sie
wegen ihres blossen Lichts unbegreiflich weit von uns abstehen.
Was ich aus diesen Analogien geschlossen habe, wird die Abhandlung
selber der Untersuchung des vorurtheilfreien Lesers darlegen.
In dem zweiten Theile, der den eigentlichsten Vorwurf dieser Abhandlung
in sich enthält, suche ich die Verfassung des Weltbaues aus
dem einfachsten Zustande dur Natur bloss durch mechanische Gesetze
zu entwickeln. Wenn ich mich unterstehen darf denjenigen, die
sich über die Kühnheit dieses Unternehmens entrüsten,
bei der Prüfung, womit sie meine Gedanken beehren, eine gewisse
Ordnung vorzuschlagen, so wollte ich bitten das achte Hauptstück
zuerst durchzulesen, welches, wie ich hoffe, ihre Beurtheilung
zu einer richtigen Einsicht vorbereiten kann. Wenn ich indessen
den geneigten Leser zur Prüfung meiner Meinungen einlade,
so besorge ich mit Recht, dass, da Hypothesen von dieser Art gemeiniglich
nicht in viel besserem Ansehen, als philosophische Träume
stehen, es eine saure Gefälligkeit für einen Leser ist,
sich zu einer sorgfältigen Untersuchung von selbst erdachten
Geschichten der Natur zu entschliessen und dem Verfasser durch
alle die Wendungen, dadurch er den Schwierigkeiten, die ihm aufstossen,
ausweicht, geduldig zu folgen, um vielleicht am Ende, wie die
Zuschauer des londonschen Marktschreiers (3)
seine eigne Leichtgläubigkeit zu belachen.
Indessen getraue ich mir zu versprechen: dass, wenn der Leser
durch das vorgeschlagene Vorbereitungs Hauptstück hoffentlich
wird überredet worden sein, auf so wahrscheinliche Vermuthungen
doch ein solches physische Abenteuer zu wagen, er auf dem Fortgange
des Weges nicht so viel krumme Abwege und unwegsame Hindernisse,
als er vielleicht anfänglich besorgt, antreffen werde.
Ich habe mich in der That mit grösster Behutsamkeit aller
willkürlichen Erdichtungen entschlagen. Ich habe, nachdem
ich die Welt in das einfachste Chaos versetzt, keine andere Kräfte
als die Anziehungs- und Zurückstossungskraft zur Enwickelung
der grossen Ordnung der Natur angewandt, zwei Kräfte, welche
beide gleich gewiss, gleich einfach und zugleich gliech ursprünglich
und allgemein sind. Beide sind aus der Newtonischen Weltweisheit
entlehnt. Die erstere ist ein nunmehr ausser Zweifel gesetztes
Naturgesetz. Die zweite, welcher vielleicht die Naturwissenschaft
des Newton nicht so viel Deutlichkeit als der ersteren gewähren
kann, nehme ich hier nur in demjenigen Verstande an, da sie niemand
in Abrede ist, nämlich bei der feinsten Auflösung der
Materie, wie z. E. bei den Dünsten. Aus diesen so einfachen
Gründen habe ich auf eine ungekünstelte Art, ohne andere
Folgen zu ersinnen, als diejenigen, worauf die Aufmerksamkeit
des Lesers ganz von selber verfallen muss, das folgended System
hergeleitet.
Man erlaube mir schliesslich wegen der Gültigkeit und des
angeblichen Werthes derjenigen Sätze, die in der folgenden
Theorie vorkommen werden und wornach ich sie vor billigen Richtern
geprüft zu werden wünsche, eine kurze Erklärung
zu thun. Man beurtheilt billig den Verfasser nach demjenigen Stempel,
den er auf seine Waare drückt; daher hoffe ich, man werde
in den verschiedenen Theilen dieser Abhandlung keine strengere
Verantwortung meiner Meinungen fordern, als nach Massgebung des
Werths, den ich von ihnen selber ausgebe. Überhaupt kann
die grösste geometrische Schärfe und mathemataische
Unfehlbarkeit niemals von einer Abhandlung dieser Art verlangt
werden. Wenn das System auf Analogien und Übereinstimmungen
nach den Regeln der Glaubswürdigkeit und einer richtigen
Denkungsart gegründet ist: so hat es allen Forderungen seines
Objects genug gethan. Diesen Grad der Tüchtigkeit meine ich
in einigen Stücken dieser Abhandlung, als in der Theorie
der Fixsternensystemen, in der Hypothese von der Beschaffenheit
der neblichten Sterne, in dem allgemeinen Entwurfe von der mechanischen
Erzeugungsart des Weltbaues, in der Theorie von dem Saturnsringe
und einigen andern erreicht zu haben. Etwas minder Überzeugung
werden einige besondere Theile der Ausführung gewähren,
wie z. E. die Bestimmung der Verhältnisse der Excentricität,
die Vergleichung der Massen der Planeten, die mancherlei Abweichungen
der Kometen und einige andere.
Wenn ich daher in dem siebenten Hauptstück, durch die Fruchtbarkeit
des Systems und die Annehmlichkeit des grössten und wunderwürdigsten
Gegenstandes, den man sich nur denken kann, angelockt, zwar stets
an dem Leitfaden der Analogie und einer vernünftigen Glaubwürdigkeit,
doch mit einiger Kühnheit die Folgen des Lehrgebäudes
so weit als möglich fortsetze; wenn ich das Unendliche der
ganzen Schöpfung, die Bildung neuer Welten und den Untergang
der alten, den unbeschränkten Raum des Chaos der Einbildungskraft
darstelle: so hoffe ich, man werde der reizenden Annehmlichkeit
des Objects und dem Vergnügen, welches man hat, die Übereinstimmung
seiner Theorie in ihrer grössten Ausdehnung zu sehen, so
viel Nachsicht vergönnen, sie nicht nach der grössten
geometrichen Strenge, die ohendem bei dieser Art der Betrachtungen
nich statt hat, zu beurtheilen. Eben dieser Billigkeit versehe
ich mich in Ansehung des dritten Theiles. Man wird indessen allmal
etwas mehr wie bloss Willkürliches, obgleich jederzeit etwas
weniger als Ungezweifeltes, in selbigen antreffen.
[Inhalt des ganzen Werkes]
Allgemeine Naturgeschichte
und Theorie des Himmels
Erster Theil
Abriss einer systematischen Verfassung unter den Fixsternen
imgleichen
von der Vielheit solcher Fixsternsystemen.
Seht jene grosse Wunderkette, die alle Theile dieser Welt
Vereinet und zusammenzieht und die das grosse Ganz' erhält.
Pope
Kurzer Abriss der nöthigsten Grundbegriffe der
Newtonischen Weltwissenschaft, die zu dem Verstande des nachfolgenden
erfordert werden (4)
Sechs Planeten, davon drei Begleiter haben, Mercur,
Venus, die Erde mit ihrem Monde, Mars, Jupiter mit vier und Saturn
mit fünf Trabanten, die um die Sonne als den Mittelpunkt
Kreise beschreiben, nebst den Kometen, die es von allen Seiten
her und in sehr langen Kreisen thun, machen ein System aus, welches
man das System der Sonnen oder auch den planetischen Weltbau nennt.
Die Bewegung aller dieser Körper, weil sie kreisförmig
und in sich selbst zurückkehrend ist, setzt zwei Kräfte
voraus, welche bei einer jeglichen Art des Lehrbegriffs gleich
nothwendig sind, nämlich eine schiessende Kraft, dadurch
sie in jedem Punkte ihres krummlinichten Laufes die gerade Richtung
fortsetzen und sich ins Unendlich entfernen würden, wenn
nicht eine andere Kraft, welche es auch immer sein mag, sie beständig
nöthigte diese zu verlassen und in einem krummen Gleise zu
laufen, der die Sonne als den Mittelpunkt umfasst. Diese zweite
Kraft, wie die Geometrie selber es ungezweifelt ausmacht, zielt
allenthalben zu der Sonne hin und wird daher die sinkende, die
Centripetalkraft, oder auch die Gravität genannt.
Wenn die Kreise der Himmelskörper genaue Cirkel wären,
so würde die allereinfachste Zergliederung der Zusammensetzung
krummlinichter Bewegungen ziegen: dass ein anhaltender Trieb gegen
Mittlepunkt dazu erfordert werde; allein obgleich sie an allen
Planeten sowohl als Kometen Ellipsen sind, in deren gemeinschaftlichem
Brennpunkte sich die Sonne befindet, so thut doch die höhere
Geometrie mit Hülfe der Keplerischen Analogie (nach welcher
der radius vector, oder die von dem Planeten zur Sonne
gezogene Linie stets solche Räume von der elliptischen Bahn
abschneidet, die den Zeiten proportionirt sind) gleichfalls mit
untrüglicher Gewissheit dar: dass eine Kraft den Planet in
dem ganzen Kreislaufe gegen den Mittelpunkt der Sonne unablässig
treiben müsste. Diese Senkungskraft, die durch den ganzen
Raum des Planetensystems herrscht und zu der Sonne hinzielt, ist
also ein ausgemachtes Phänomenon der Natur, und eben so zuverlässig
ist auch das Gesetez erwiesen, nach welchem sich diese Kraft von
dem Mittelpunkte in die ferne Weiten erstreckt. Sie nimmt immer
umgekehrt ab, wie die Quadrate der Entfernungen von demselben
zunehmen. Diese Regel fliesst auf eine eben so untrügliche
Art aus der Zeit, die die Planeten in verschiedenen Entfernungen
zu ihren Umläufen gebrauchen. Diese Zeiten sind immer wie
die Quadratwurzel aus den Cubis ihrer mittlern Entfernungen von
der Sonne, woraus hergeleitet wird: dass die Kraft, die diese
Himmelskörper zu dem Mittelpunkte ihrer Umwälzung treibt,
in umgekehrtem Verhältnisse der Quadrate des Abstandes abnehmen
müsse.
Eben dasselbe Gesetz, was unter den Planeten herrscht, in so fern
sie um die Sonne laufen, findet sich auch bei den kleinen Systemen,
nämlich denen, die die um ihre Hauptplaneten bewegte Monden
ausmachen. Ihre Umlaufszeiten sind eben so gegen die Enfernungen
proportionirt und setzen eben dasselbe Verhältniss der Senkungskraft
gegen den Planeten fest, als dasjenige ist, dem dieser zu der
Sonne hin unterworfen ist. Alles dieses ist aus der untrüglichsten
Geometrie vermittelst unstrittiger Beobachtungen auf immer ausser
Widerspruch gesetzt. Hiezu kommt noch die Idee, dass diese Senkungskraft
eben derselbe Antrieb sei, der auf der Oberfläche des Planeten
die Schwere genannt wird, und der von diesem sich stufenweise
nach dem angeführten Gesetze mit den Enfernungen vermindert.
Dieses ersieht man aus der Vergleichung der Quantität der
Schwere auf der Oberfläche Erde mit der Kraft, die den Mond
zum Mittlepunkte seines Kreises hintreibt, welche gegen einander
eben so wie die Attraction in dem ganzen Weltgebäude, nämlich
im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der Entfernungen,
ist. Dies ist die Ursache, warum man oftgemeldete Centralkraft
auch die Gravität nennt.
Weil es überdem auch im höchsten Grade wahrscheinlich
ist, dass, wenn eine Wirkung nur in Gegenwart und nach Proportion
der Annäherung zu einem gewissen Körper geschieht, die
Richtung derselben auch aufs genaueste auf diesen Körper
beziehend ist, zu glauben sei, dieser Körper sei, auf was
für Art es auch wolle, die Ursache derselben: so hat man
um deswillen Grund genug zu haben vermeint, diese allgemeine Senkung
der Planeten gegen die Sonne einer Anziehungskraft der letztern
zuzuschreiben und dieses Vermögen der Anziehung allen Himmelskörpern
überhaupt beizulegen.
Wenn ein Körper also diesem Antriebe, der ihn zum Sinken
gegen die Sonne oder irgend einen Planeten treibt, frei überlassen
wird: so wird er in stets beschleunigter Bewegung zu ihm niederfallen
und in kurzem sich mit desselben Masse vereinigen. Wenn er aber
einen Stoss nach der Seite hin bekommen hat, so wird er, wenn
dieser nicht so kräftig ist, dem Drucke des Sinkens genau
das Gleichgewicht zu leisten, sich in einer gebogenen Bewegung
zu dem Centralkörper hinein senken, und wenn der Schwung,
der ihm eingedrückt worden, wenigstens so stark gewesen,
ihn, ehe er die Oberfläche desselben, berührt, von der
senkrechten Linie um die halbe Dicke des Körpers im Mittelpunkte
zu entfernen, so wird er nicht dessen Oberfläche berühren,
sondern, nachdem er sich dichte um ihn geschwungen hat, durch
die vom Falle erlangte Geschwindigkeit sich wieder so hoch erheben,
als er gefallen war, um in beständiger Kreisbewegung um ihn
seinen Umlauf fortzusetzen.
Der Unterschied zwischen den Laufkreisen der Kometen und Planeten
besteht also in der Abwiegung der Seitenbewegung gegen den Druck,
der sie zum Fallen treibt; welche zwei Kräfte je mehr sie
der Gleichheit nahe kommen, desto ählicher wird der Kreis
der Cirkelfigur, und je ungleicher sie sind, je schwächer
die schiessende Kraft in Ansehung der Centralkraft ist, desto
länglichter ist der Kreis, oder wie man es nennt, desto excentrischer
ist er, weil der Himmelskörper in einem Theile seiner Bahn
sich der Sonne weit mehr nähert, als im andern.
Weil nichts in der ganzen Natur auf das genaueste abgewogen ist,
so hat auch kein Planet eine ganz cirkelförmig Bewegung;
aber die Kometen weichen am meisten davon ab, weil der Schwung,
der ihnen zur Seite eingedrückt worden, am wenigsten zu der
Centralkraft ihres ersten Abstandes proportionirt gewesen.
Ich werde mich in der Abhandlung sehr oft des Ausdrucks einer
systematischen Verfassung des Weltbaues bedienen. Damit man keine
Schwierigkeit finde, sich deutlich vorzustellen, was dadurch soll
angedeutet werden, so will ich mich darüber mit wenigem erklären.
Eigentlich machen alle Planeten und Kometen, die zu unserem Weltbau
gehören, dadurch schon ein System aus, dass sie sich um einen
gemeinshaftlichen Centralkörper drehen. Ich nehme aber diese
Benennung noch in engerem Verstande, indem ich auf die genauere
Beziehungen sehe, die ihre Verbindung mit einander regelmässig
und gleichförmig gemacht hat. Die Kreise der Planeten beziehen
sich so nahe wie möglich auf eine gemeinschaftliche Fläche,
nämlich auf die verlängerte Äquatorsfläche
der Sonne; die Abweichung von dieser Regel findet nur bei der
äussersten Grenze des Systems, da alle Bewegungen allmählich
aufhören, statt. Wenn daher eine gewisse Anzahl Himmelskörper,
die um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt geordnet sind und
sich um selbigen bewegen, zugleich auf eine gewisse Fläche
so beschränkt worden, dass sie von selbiger zu beiden Seiten
nur so wenig als möglich abzuweichen die Freiheit haben;
wenn die Abweichung nur bei denen, die von dem Mittelpunkte am
weitesten entfernt sind und daher an den Beziehungen weniger Antheil
als die andern haben, stufenweise statt findet: so sage ich, diese
Körper befinden sich in einer systematischen Verfassung zusammen
verbunden.
[Inhalt des Ganzen Werks]
Von der systematischen Verfassung unter den Fixsternen
Der Lehrbegriff von der allgemeinen Verfassung des Weltbaues hat
seit den Zeiten des Huygens keinen merklichen Zuwachs gewonnen.
Man weiss noch zur Zeit nichts mehr, als was man schon damals
gewusst hat, nämlich dass sechs Planeten mit zehn Begleitern,
welche all beinahe auf einer Fläche die Cirkel ihres Umlaufs
gerichtet haben, und die ewige kometische Kugeln, die nach allen
Seiten ausschweifen, ein System ausmachen, dessen Mittelpunkt
die Sonne ist, gegen welche sich alles senkt, um welche ihre Bewegungen
gehen, und von welcher sie all erleuchtet, erwärmt und belebt
werden; dass endlich die Fixsterne als eben so viel Sonnen Mittelpunkte
von ähnlichen Systemen seien, in welchen alles eben so gross
und eben so ordentlich als in dem unsrigen eingerichtet sein mag,
und dass der unendliche Weltraum von Weltgebäuden wimmele,
deren Zahl und Vortrefflichkeit ein Verhältniss zur Unermesslichkeit
ihres Schöpfers hat.
Das Systematische, welches in der Verbindung der Planeten, die
um ihre Sonnen laufen, statt fand, verschwand allhier in der Menge
der Fixsterne, und es schien, als wenn die gesetzmässige
Beziehung, die im Kleinen angetroffen wird, nicht unter den Gliedern
des Weltalls im Grossen herrsche; die Fixsterne bekamen kein Gesetz,
durch welches ihre Lagen gegen einander eingeschränkt wurden,
und man sah sie alle Himmel und aller Himmel Himmel ohne Ordnung
und ohne Absicht erfüllen. Seitdem die Wissbegierde des Menschen
sich diese Schranken gesetzt hat, so hat man weiter nichts gethan,
als die Grösse desjenigen daraus abzunehmen und zu bewundern,
der in so unbegreiflich grossen Werken sich offenbart hat.
Dem Herrn Wright von Durham, einem Engländer, war es vorbehalten,
einen glücklichen Schritt zu einer Bemerkung zu thun, welche
von ihm selber zu keiner gar zu tüchtigen Absicht gebraucht
zu sein schient, und deren nützliche Anwendung er nicht genugsam
beobachtet hat. Er betrachtete die Fixsterne nicht als ein ungeordnetes
und ohne Absicht zerstreutes Gewimmel, sondern er fand eine systematische
Verfassung im Ganzen und eine allgemeine Beziehung dieser Gestirne
gegen einen Hauptplan der Räume, die sie einnehmen.
Wir wollen den Gedanken, den er vorgetragen, zu verbessern und
ihm diejenige Wendung zu ertheilen suchen, dadurch er an wichtigen
Folgen fruchtbar sein kann, deren völlige Bestätigung
den künftigen Zeiten aufbehalten ist.
Jedermann, der den bestirnten Himmel in einer heiteren Nacht ansieht,
wird denjenigen lichten Streif gewahr, der durch die Menge der
Sterne, die daselbst mehr als anderwärts gehäuft sind,
und durch ihre sich in der grossen Weite verlierenden Kenntlichkeit
derselben, ein einförmiges Licht darstellt, welches man mit
dem Namen der Milchstrasse bennant hat. Es ist zu bewundern, dass
die Beobachter des Himmels durch die Beschaffenheit dieser am
Himmel kenntlich unterschiedenen Zone nicht längst bewogen
worden, sonderbare Bestimmungen in der Lage der Fixsterne daraus
abzunehmen. Denn man sieht ihn die Richtung eines grössten
Zirkels und zwar in ununterbrochenem Zusammenhange um den ganzen
Himmel einnehmen; zwei Bedingungen, die eine so genaue Bestimmung
und von dem Unbestimmten des Ungefährs so kenntlich unterschiedene
Merkmale mit sich führen, dass aufmerksame Sternkundige natürlicher
Weise dadurch hätten veranlasst werden sollen, der Erklärung
einer solchen Erscheinung mit Aufmerksamkeit nachzuspüren.
Weil die Sterne nicht auf die scheinbare hohle Himmelssphäre
gesetzt sind, sondern, einer weiter als der andere von unserem
Gesichtspunkte entfernt, sich in der Tiefe des Himmels verlieren,
so folgt aus dieser Erscheinung, dass in den Enfernungen, darin
sie einer hinter dem anderen von uns abstehen, sie sich nicht
in einer nach allen Seiten gleichgültigen Zerstreuung befinden,
sondern sich auf eine gewisse Fläche vornehmlich beziehen
müssen, die durch unseren Gesichtspunkt geht, und welcher
sie sich so nahe als möglich zu befinden bestimmt sind.
Diese Beziehung ist ein so ungezweifeltes Phänomenon, dass
auch selber die übrigen Sterne, die in dem weisslichen Streife
der Milchstrasse nicht begriffen sind, doch um desto gehäufter
und dichter gesehen werden, je näher ihre Örter dem
Cirkel der Milchstrasse sind, so dass von den 2000 Sternen, die
das blosse Auge am Himmel entdeckt, der grösste Theil in
einer nicht gar breiten Zone, deren Mitte die Milchstrasse einnimmt,
angetroffen wird.
Wenn wir nun eine Fläche durch den Sternenhimmel hindurch
in unbeschränkte Weiten gezogen gedenken und annehmen, dass
zu dieser Fläche alle Fixsterne und Systemata eine allgemeine
Beziehung ihres Orts haben, um sich derselben näher als anderen
Gegenden zu befinden, so wird das Auge, welches sich in dieser
Beziehungsfläche befindet, bei seiner Aussicht in das Feld
der Gestirne an der hohlen Kugelfläche des Firmaments diese
dichteste Häufung der Sterne in der Richtung socher gezogenen
Fläche unter der Gestalt einer von mehreren Lichtern erleuchteten
Zone erblicken. Dieser lichte Streif wird nach der Richtung eines
grossten Zirkels fortgehen, weil der Stand des Zuschauers in der
Fläche selber ist. In dieser Zone wird es von Sternen wimmeln,
welche durch die nicht zu unterscheidende Kleinigheit der hellen
Punkte, die sich einzeln dem Gesichte entziehen, und durch ihre
scheinbare Dichtigkeit einen einförmig weisslichten Schimmer,
mit einem Worte, eine Milchstrasse, vorstellig machen. Das übrige
Himmelsheer, dessen Beziehung gegen die gezogene Fläche sich
nach und nach vermindert, oder welches sich auch dem Stande des
Beobachters näher befindet, wird mehr zerstreut, wiewohl
doch ihrer Häufung nach auf eben diesen Plan beziehend, gesehen
werden. Endlich folgt hieraus, dass unsere Sonnenwelt, weil von
ihr aus dieses System der Fixsterne in der Richtung eines grössten
Zirkels gesehen wird, mit in eben derselben grossen Fläche
befindlich sei, und mit dem übrigen ein System ausmache.
Wir wollen, um in die Beschaffenheit der allgemeinen Verbindung,
die in dem Weltbaue herrscht, deso besser zu dringen, die Ursache
zu entdecken suchen, welche die Örter der Fixsterne auf eine
gemeinschaftliche Fläche beziehend gemacht hat.
Die Sonne schränkt die Weite ihrer Anziehungskraft nicht
in den engen Bezirk des Planetengebäudes ein. Allem Ansehen
nach ersteckt sie selbige ins Unendliche. Die Kometen, die sich
sehr weit über den Kreis des Saturns erheben, werden durch
die Anziehung der Sonne genötigt, wieder zurück zu kehren
und in Kreisen zu laufen. Ob es also gleich der Natur einer Kraft,
die dem Wesen der Materie einverleibt zu sein scheint, gemässer
is, unbeschränkt zu sein, und sie auch wirklich von denen,
die Newton's Sätze annehmen, dafür erkannt wird, so
wollen wir doch nur zugestanden wissen, dass diese Anziehung der
Sonne ohngefähr bis zum nächsten Fixsterne reiche, und
dass die Fixsterne als eben so viel Sonnen in gleichem Umfange
um sich wirken, folglich dass das ganze Heer derselben einander
duch die Anziehung zu nähern bestrebt sei; so finden sich
alle Weltsystemen in der Verfassung, durch die gegenseitige Annähungerung,
die unaufhörlich und durch nichts gehindert ist, über
kurz oder lang in einen Klumpen zusammen zu fallen, wofern diesem
Ruin nicht so wie bei den Kugeln unsers planetischen Systems durch
die den Mittelpunkt fliehende Kräfte vogebeugt worden, welche,
indem sie die Himmelskörper von dem geraden Falle abbeugen,
mit den Kräften der Anziehung in Verbindung die ewigen Kreisumläufe
zuwege bringen, dadurch das Gebäude der Schöpfung vor
der Zerstörung gesichert und zu einer unvergänglichen
Dauer geschickt gemacht wird.
So haben denn alle Sonnen des Firmaments Umlaufsbewegungen entweder
um einen allgemeinen Mittlepunkt oder um viele. Man kann sich
aber allhier der Analogie bedienen dessen, was bei den Kreisläufen
unserer Sonnenwelt bemerkt wird: dass nämlich, gleichwie
eben dieselbe Ursache, die den Planeten die Centerfliehkraft,
durch die sie ihre Umläufe verrichten, ertheilt hat, ihre
Laufkreise auch so gerichtet, dass sie sich alle auf eine Fläche
beziehen, also auch die Ursache, welche es auch immer sein mag,
die den Sonnen der Oberwelt, als so viel Wandelsternen höherer
Weltordnungen, die Kraft der Umwendung gegeben, ihre Kreise zugleich
so viel möglich auf eine Fläche gebracht, und die Abweichung
von derselben einzuschränken bestrebt gewesen.
Nach dieser Vorstellung kann man das System der Fixsterne einigermassen
durch das planetische abschildern, wenn man dieses unendlich vergrössert.
Denn wenn wir an statt der 6 Planeten mit ihren 10 Begleitern
so viel tausend derselben und an statt der 28 oder 30 Kometen,
die beobachet worden, ihrer hundert- oder tausendmal mehr annehmen,
wenn wir eben dieser Körper als selbstleuchtend denken; so
würde dem Auge des Zuschauers, das sie von der Erde ansieht,
eben der Schein als von den Fixsternen der Milchstrasse entstehen.
Denn die gedachten Planeten würden durch ihre Naheit zu dem
gemeinen selben Plane ihrer Beziehung uns, die wir mit unserer
Erde in eben demselben Plane befindlich sind, eine von unzählbaren
Sternen dicht erleuchtete Zone darstellen, deren Richtung nach
dem grössten Zirkel ginge; dieser lichte Streifen würde
allenthalben mit Sternen genugsam besetzt sein, obgleich gemäss
der Hypothese es Wandelsterne, mithin nicht an einen Ort geheftet
sind; denn es würden sich allezeit nach einer Seite Sterne
genug durch ihre Verstezung befinden, obgleich andere diesen Ort
geändert hätten.
Die Breite dieser erleuchteten Zone, welche eine Art eines Thierkreises
vorstellt, wird durch die verschiedenen Grade der Abweichung besagter
Irrsterne von dem Plane ihrer Beziehung und durch die Neigung
ihrer Kreise gegen dieselbe Fläche veranlasst werden; und
weil die meisten diesem Plane nahe sind, so wird ihre Anzahl nach
dem Masse der Enternung von dieser Fläche zerstreuter erscheinen;
die Kometen aber, die alle Gegenden ohne Unterschied einnehmen,
werden das Feld des Himmels von beidem Seiten bedecken.
Die Gestalt des Himmels der Fixsterne hat also keine andere Ursache,
als eben eine dergleichen systematische Verfassung im Grossen,
als der planetische Weltbau im Kleinen hat, indem alle Sonnen
ein System ausmachen, dessen allgemeine Beziehungsfläche
die Milchstrasse ist; die sich am wenigsten auf diese Fläche
beziehende werden zur Seite gesehen, sie sind aber eben deswegen
weniger gehäuft, weit zerstreuter und seltener. Es sind so
zu sagen die Kometen unter den Sonnen.
Dieser neue Lehrbegriff aber legt den Sonnen eine fortrückende
Bewegung bei, und jedermann erkennt sie doch als unbewegt und
von Anbeginn her an ihre Örter geheftet. Die Brennung, die
die Fixsterne davon erhalten haben, scheint durch die Beobachtung
aller Jahrhunderte bestätigt und ungezweifelt zu sein. Diese
Schwierigkeit würde das vorgetragene Lehrgebäude vernichten,
wenn sie gegründet wäre. Allein allem Ansehen nach ist
dieser Mangel der Bewegung nur etwas Scheinbares. Es ist enweder
nur eine ausnehmende Langsamkeit, die von der grossen Entfernung
von dem gemeinen Mittelpunkte ihres Umlaufs, oder eine Unmerklichkeit,
die durch den Abstand von dem Orte der Beobachtung veranlasst
wird. Lasset uns die Wahrscheinlichkeit diess Begriffes durch
die Ausrechnung der Bewegung schätzen, die ein unserer Sonne
naher Fixstern haben würde, wenn wir setzen, dass unsere
Sonne der Mittelpunkt seines Kreises wäre. Wenn seine Weite
nach dem Huygen über 21000mal grösser, als der Abstand
der Sonne von der Erde angenommen wird: so ist nach dem ausgemachten
Gesetze der Umlaufszeiten, die im Verhältniss der Quadratwurzel
aus dem Würfel der Entfernungen vom Mittlepunkte stehen,
die Zeit, die er anwenden müsste, seinen Zirkel um die Sonne
einmal zu durchlaufen, von mehr als anderthalb Millionen Jahre,
und dieses würde in 4000 Jahren eine Verrückung seines
Orts nur um einen Grad setzen. Da nun nur vielleicht sehr wenige
Fixsterne der Sonne so nahe sind, als Huygen den Sirius ihr zu
sein gemuthmasst hat, da die Entfernung des übrigeen Himmelsheers
des letzteren seine vielleicht ungemein übertrifft, und also
zu solcher periodischen Umwendung ungleich längere Zeiten
erfordert würden, überdem auch wahrscheinlicher ist,
dass die Bewwegung der Sonnen des Sternenhimmels um einen gemeinschaftlichen
Mittelpunkt gehe, dessen Abstand ungemein gross, und die Fortrückung
der Sterne daher überaus langsam sein kann: so lässt
sich hieraus mit Wahrscheinlichkeit abnehem, dass alle Zeit, seit
der man Beobachtungen am Himmel angestellt hat, vielleicht noch
nicht hinlänglich sei, die Veränderung, die in ihren
Stellungen vorgegangen, zu bemerken. Man darf indessen noch nicht
die Hoffnung aufgeben, auch diese mit der Zeit zu endecken. Es
werden subtile und sorgfältige Aufmerker, imgleichen eine
Vergleichung weit von einander abstehender Beobachtungen dazu
erfordert. Man müsste diese Beobachtungen vornehmlich auf
die Sterne der Milchstrasse richten (5),
welche der Hauptplan aller Bewegung ist. Herr Bradley hat beinahe
unmerkliche Fortrückung der Sterne beobachtet. Die Alten
haben Sterne an gewissen Stellen des Himmels gemerkt, und wir
sehen neue an andern. Wer weiss, waren es nicht die vorigen, die
nur den Ort geändert haben. Die Vortrefflichkeit der Werkzeuge
und die Volkommenheit der Sternenwissenschaft machen uns gegründete
Hoffnung zu Entdeckung so sonderbarer Merkwürdigkeiten (6).
Die Glaubwürdigkeit der Sache selber aus den Gründen
der Natur und der Analogie unterstützen diese Hoffnung, so
gut, dass sie die Aufmerksamkeit der Naturforscher reizen können,
sie in Erfüllung zu bringen.
Die Milchstrasse ist, so zu sagen, auch der Theirkreis neuer Sterne,
welche fast in keiner andern Himmelsgegend als in dieser wechselsweise
sich sehen lassen und verschwinden. Wenn diese Abwechselung ihrer
Sichtbarkeit von ihrer periodischen Entfernung und Annäherung
zu uns herrührt, so scheint wohl aus der angeführten
systematischen Verfassung der Gestirne,dass ein solches Phänomenon
mehrentheils nur in dem Bezirk der Milchstrasse müsse gesehen
werden. Denn da es Sterne sind, die in sehr ablangen Kreisen um
andere Fixsterne als Trabanten um ihre Hauptplaeneten laufen,
so erfordert es die Analogie mit unserm planetischen Weltbau,
in welchem nur die dem gemeinen Plane der Bewegungen nahe Himmelskörper
um sich laufende Begleiter haben, dass auch nur die Sterne, die
in der Milchstrasse sind, um sich laufende Sonnen haben werden.
Ich komme zu demjenigen Theile des vorgetragenen Lehrbegriffs,
der ihn durch die erhabene Vorstellung, welche er von dem Plane
der Schöpfung darstellt, am meisten reizend macht. Die Reihe
der Gedanken, die mich darauf geleitet haben, ist kurz und ungekünstelt;
sie besteht in folgendem. Wenn ein System von Fixsternen, welche
in ihren Lagen sich auf eine gemeinschaftliche Fläche beziehen,
so wie wir die Milchstrasse entworfen haben, so weit von uns entfernt
ist, dass alle Kenntlichkeit der einzelnen Sterne, daraus es besteht,
sogar dem Sehrohre nicht mehr empfindlich ist; wenn seine Entfernung
zu der Enfernung der Sterne der Milchstrasse eben das Verhältniss,
als diese zum Abstande der Sonne von uns hat; kurz, wenn eine
solche Welt von Fixsternen in einem so unermesslichen Abstande
von dem Auge des Beobachters, das sich ausserhalb derselben befindet,
angeschauet wird: so wird dieselbe unter einem kleinen Winkel
als ein mit schwachem Lichte erleuchtetes Räumchen erscheinen,
dessen Figur zirkelrund sein wird, wenn seine Fläche sich
dem Auge gerade zu darbietet, und elliptisch, wenn es von der
Seite gesehen wird. Die Schwäche des Lichts, die Figure und
die kennbare Grösse des Durchmessers werden ein solches Phänomenon,
wenn es vorhanden ist, von allen Sternen, die einzeln gesehen
werden, gar deutlich unterscheiden.
Man darf sich unter den Beobachteunen der Sternkundigen nicht
lange nach dieser Erscheinung umsehen. Sie ist von unterschiedlichen
Beobachtern deutlich wahrgenommen worden. Man hat sich über
ihre Seltsamkeit verwundert; man hat gemuthmasst und bisweilen
wunderlichen Einbildungen, bisweilen scheinbaren Begriffen, die
aber doch eben so ungegründet, als die erstern waren, Platz
gegeben. Die neblichten Sterne sind es, welche wir meinen, oder
vielmehr eine Gattung derselben, die der Herr Von Maupertuis so
geschreibt (7): Dass es kleine,
etwas mehr als das Finstere des leeren Himmelsgaums erleuchtete
Plätchen seien, die alle darin überein kommen, dass
sie mehr oder weniger offene Ellipsen vorstellen, aber deren Licht
weit schwächer ist, als irgend ein adneres, das man am Himmel
gewahr wird. Der Verfasser der Astrotheologie bildete sich ein,
dass es Öffnungen im Firmamente wären, durch welche
er den Feuerhimmel zu sehen glaubte. Ein Philosoph von erleuchtetern
Einsichten, der schon angeführte Herr von Maupertuis, hält
sie in Betrachtung ihrer Figure und kennbaren Durchmessers für
erstaunlich grosse Himmelskörper, die durch ihre von dem
Drehungsschwunge verursachte grosse Abplattung, von der Seite
gesehen, elliptische Gestalten darstellen.
Man wird leicht überführt, dass diese letztere Erklärung
gleichfalls nicht statt finden könne. Weil diese Art von
neblichten Sternen ausser Zweifel zum wenigsten eben so weit als
die übrigen Fixsterne von uns enfernt sein muss: so wäre
nicht allein ihre Grösse erstaunlich, nach welcher sie auch
de grösste Sterne viele tausendmal übertreffen müssten,
sondern das wäre am allerseltsamsten, dass sie bei dieser
ausserordentlichen Grösse, da es selbstleuchtende Körper
und Sonnen sind, das allerstumpfste und schwächste Licht
an sich zeigen sollten.
Weil natürlicher und begreiflicher ist es, dass es nicht
einzelne so grosse Sterne, sondern Systemata von vielen seien,
deren Entfernung si in einem so engen Raume darstellt, dass das
Licht, welches von jedem derselben einzeln unmerklich ist, bei
ihrer unermesslichen Menge in einen einförmichten blassen
Schimmer, ausschlägt. Die Analogie mit dem Sternensystem,
darin wir uns befinden, ihre Gestalt, welche gerade so ist, als
sie es nach unserem Lehrbegriffe sein muss, die Schwäche
des Lichts, die eine vorausgesetzte unendliche Entfernung erfordert:
alles stimmt vollkommen überein, diese elliptische Figuren
für eben dergleichen Weltordnungen und, so zu reden, Milchstrassen
zu halten, deren Verfassung wir eben entwickelt haben; und wenn
Muthmassungen, in denen Analogie und Beobachtung vollkommen übereinstimmen,
einander zu unterstützen, eben dieselbe Würdigkeit haben
als förmliche Beweise, so wird man die Gewissheit dieser
Systemen für ausgemacht halten müssen.
Nunmehr hat die Aufmerksamkeit der Beobachter des Himmels Bewegungsgründe
genug, sich mit diesem Vorwurfe zu beschäftigen. Die Fixsterne,
wie wir wissen, beziehen sich alle auf einen gemeinschaftlichen
Plan und machen dadurch ein zusammengeordnetes Ganze, welches
eine Welt von Welten ist. Man sieht, dass in unermesslichen Entfernungen
es mehr solcher Sternensystemen giebt, und dass die Schöpfung
in dem ganzen unendlichen Umfange ihrer Grösse allenthalben
systematisch und auf einander beziehend ist.
Man könnte noch muthmassen, dass eben diese höhere Weltordnungen
nicht ohne Beziehung gegen einander seien und durch dieses gegenseitige
Verhältniss wiederum ein noch unermiesslicheres System ausmachen.
In der That sieht man, dass die elliptische Figuren dieser Arten
neblichter Sterne, welche der Herr von Maupertuis anführt,
eine sehr nahe Beziehung auf den Plan der Milchstrasse haben.
Es steht hier ein weites Feld zu Entdeckungen offen, wozu die
Beobachtung den Schlüssel geben muss. Die eigentlich so genannten
neblichten Sterne und die, über welche man stritig ist, sie
so zu benennen, müssten nach Anleitung dieses Lehrbegriffs
untersucht und geprüft werden. Wenn man die Theile der Natur
nach Absichten und einem endeckten Entwurfe betrachtet, so eröffnen
sich gewisee Eigenschaften, die sonst übersehen werden und
verborgen bleiben, wenn sich die Beobachtung ohne Anleitung auf
alle Gegenstände zerstreuet.
Der Lehrbegriff, den wir vorgetragen haben, eröffnet uns
eine Aussicht in das unenliche Feld der Schöpfung und bietet
eine Vorstellung von dem Werke Gottes dar, die der Unenlichkeit
des grossen Werkmeisters gemäss. Wenn die Grösse eines
planetischen Weltbaues, darin die Erde als ein Sandkorn kaum bemerkt
wird, den Verstand in Verwunderung setzt, mit welchem Erstaunen
wird man enzückt, wenn man die unendliche Menge Welten und
Systemen ansieht, die den Inbegriff der Milchstrasse erfüllen;
allein wie vermehrt sich dieses Erstaunen, wenn man gewahr wird,
dass alle diese unermessliche Sternordnungene wiederum die Einheit
von einer Zahl machen, deren Ende wir nich wissen, und die vielleicht
eben so wie jene unbegreiflich gross und doch wiederum noch die
Einheit einer neuen Zahlverbindung ist. Wir sehen die ersten Glieder
eines fortschreitenden Verhältnisses von Welten und Systemen,
und der erste Theil dieser unendlichen Progression giebt schon
zu erkennen, was man von dem Ganzen vermuthen soll. Es ist hier
kein Ende, sondern ein Abgrund einer wahren Unermesslichkeit,
worin alle Fähigkeit der menschlichen Begriffe sinkt, wenn
sie gleich durch die Hülfe der Zahlwissenschaft erhoben wird.
Die Weisheit, die Güte, die Macht, die sich offenbart hat,
ist unendlich und in eben der Masse fruchtbar und geschäftig;
der Plan ihrer Offenbarung muss daher eben wie sie unendlich und
ohne Grenzen sein.
Es sind aber nicht allein im Grossen wichtige Entdeckungen zu
machen, die den Begriff zu erweitern dienen, den man sich von
der Grösse der Schöpfung machen kann. Im Kleinern ist
nicht weniger unentdeckt, und wir sehen sogar in unserer Sonnenwelt
die Glieder sines Systems, die unermesslich weit von einander
abstehen, und zwischen welchen man die Zwischentheile noch nicht
entdeckt hat. Sollte zwischen dem Saturn, dem äussersten
unter den Wandelsternen, die wir kennen, und dem am wenigsten
excentrischen Kometen, der vielleicht von einer 10 und mehrmal
entlegenern Entfernung zu uns herabsteigt, kein Planet mehr sein,
dessen Bewegung der kometeischen näher als jener käme?
Und sollten nicht noch andere mehr durch eine Annäherung
ihrer Bestimmungen vermittelst einer Reihe von Zwischengliedern
die Planeten nach und nach in Kometen verwandeln und die letztere
Gattung mit der erstern zusammenhängen?
Das Gesetz, nach welchem die Excentricität der Planetenkreise
sich in Gegehaltung ihres Abstandes von der Sonne verhält,
unterstützt diese Vermuthung. Die Excentricität in den
Bewegungen der Planeten nimmt mit derselben Abstande von der Sonne
zu, und die enfernten Planeten kommen dadurch der Bestimmung der
Kometen näher. Es ist also zu vermuthen, dass es noch andere
Planeten über dem Sataurn eben wird, welche, noch excentrischer
und dadurch also jenen noch näher verwandt, vermittelst einer
geständigen Leiter die Planeten endlich zu Kometen machen.
Die Excentricität ist bei der Venus 1/126 von der halben
Achse ihres elliptischen Kreises, bei der Erde 1/58, beim Jupiter
1/20 und beim Saturn 1/17 derselben; sie nimmt also augenscheinlich
mit den Entfernungen zu. Es is wahr, Mercur und Mars nehmen sich
durch ihre viel grössere Excentricität, als das Mass
ihres Abstandes von der Sonne es erlaubt, von diesem Gesetze aus;
aber wir werden im folgenden belehrt werden, dass eben dieselbe
Ursache, wewegen einigen Planeten bei ihrer Bildung eine kleine
Masse zu Theil geworden, auch die Ermangelung des zum Cirkellaufe
erforderlichen Schwunges, folglich die Excentricität nach
sich gezogen, folglich sie in beiden Stücken unvollständig
gelassen hat.
Ist es diesem zu folge nicht wahrscheinlich: dass die Abnahme
der Excentricität der über dem Saturn zunächst
befindlichen Himmelskörper ungefähr eben so gemässigt,
als in den unteren sei, und dass die Planeten durch minder plötzliche
Abfälle mit dem Geschlechte der Kometen verwandt seien? Denn
es ist gewiss, dass eben diese Excentricität den wesentlichen
Unterschied zwischen den Kometen und Planeten macht, und die Schweife
und Dunstkugeln derselben nur deren Folge sind; imgleichen, dass
eben die Ursache, welche es auch immerhin sein mag, die den Himmelskörpern
ihre Kresibewegungen ertheilt hat, bei grössern Entfernungen
nicht allein schwächer gewesen, den Drehungsschwung der Senkungskraft
gleich zu machen, und dadurch die Bewwegungen excentrisch gelassen
hat, sondern auch eben deswegen weniger vermögend gewesen,
die Kreise dieser Kugeln auf eine gemeinschaftliche Fläche,
auf welcher sich die untern bewegen, zu bringen, und dadurch die
Ausschweifung der Kometen nach allen Gegenden veranlasst hat.
Man würde nach diesere Vermuthung noch vielleicht die Endeckung
neuer Planeten über dem Saturn zu hoffen haben, die excentrischer
als dieser und also der kometischen Eigenschaft näher sein
würden; aber eben daher würde man sie nur eine kurze
Zeit, nämlich in her Zeit ihrer Sonnennähe, erblicken
können, welcher Umstand zusammt dem geringen Masse der Annäherung
und der Schwäche des Lichts die Endeckung derselben bisher
verhindert haben und auch aufs künftige schwer machen müssen.
Der letzte Planet und erste Komet würde, wenn es so beliebte,
derjenige können genannt werden, dessen Excentricität
so gross wäre, dass er in seiner Sonnennähe den Kreis
des ihm nächsten Planeten, vielleicht also des Saturns, durchschnitte.
[Inhalt des ganzen Werks]
Zweiter Theil.
Von dem ersten Zustande der Natur, der Bildung der
Himmelskörper, den Ursachen ihrer Bewegung und der systematischen
Beziehung derselben sowohl in dem Planetengebäude insonderheit,
als auch in Ansehung der ganzen Schöpfung.
Schau sich die bildende Natur zu ihrem grossen Zweck bewegen,
Ein jedes Sonnenstäubchen sich zu einem andern Stäubchen
regen,
Ein jedes, das gezogen wird, das andere wieder an sich ziehn,
Das nächste wieder zu umfassen, es zu formieren sich bemühn.
Beschaue die Materie auf tausend Art und Weise sich
Zum allgemeinen Centro drängen.
Pope
Erstes Hauptstuck
Von dem Ursprunge des planetischen Weltbaues überhaupt
und den Ursachen ihrer Bewegungen
Die Betrachtung des Weltbaues zeigt in Ansehung der gewechselten
Beziehungen, die seine Theile unter einander haben, und wodurch
sie die Ursache bezeichnen, von der sie herstammen, zwei Seiten,
welche beide gleich wahrscheinlich und annehmungswürdig sind.
Wenn man einestheils erwägt dass 6 Planeten mit 10 Begleitern,
die um die Sonne, als ihren Mittelpunkt, Kreise beschrieben, alle
nach einer Seite sich bewegen und zwar nach derjenigen, nach welcher
sich die Sonne selber dreht, welche ihrer alle Umläufe durch
die Kraft der Anziehung regiert, dass ihre Kreise nicht weit von
einer gemeinen Fläche absweichen, nämlich von der verlängerten
Äquatorsfläche der Sonnen, dass bei den entferntesten
der zur Sonnenwelt gehörigen Himmelskörper, wo die gemeine
Ursache der Bewegung dem Vermuthen nach nicht so kräftig
gewesen, als in der Naheit zum Mittelpunkte, Absweichungen von
der Genauheit dieser Bestimmungen Statt gefunden, die mit dem
Mangel der eingedrückten Bewegung ein genugsames Verhältniss
haben, wenn man, sage ich, allen diesen Zusammenhang erwägt:
so wird man bewogen, zu glauben, dass eine Ursache, welche es
auch sei, einen durchgängigen Einfluss in dem ganzen Raume
des Systems gehabt hat, und dass die Einträchtigkeit in der
Richtung und Stellung der planetischen Kreise eine Folge der Übereinstimmung
sei, die sie alle mit derjenigen materialischen Ursache gehabt
haben müssen, dadurch sie in Bewegung gesetzt worden.
Wenn wir andern Theils den Raum erwägen, in dem die Planeten
unsers Systems herum laufen, so ist er vollkommen leer (8)
und aller Materie beraubt, die eine Gemeinschaft des Einflusses
auf diese Himmelskörper verursachen und die Übereinstimmung
unter ihren Bewegungen nach sich ziehen könnte. Dieser Umstand
ist mit vollkommener Gewissheit ausgemacht und übertrifft
noch wo möglich die vorige Wahrscheinlichkeit. Newton, durch
diesen Grund bewogen, konnte keine materialische Ursache verstatten,
die durch ihre Erstreckung in dem Raume des Planetengebäudes
die Gemeinschaft der Bewegungen unterhalten sollte. Er behauptete,
die unmittelbare Hand Gottes habe diese Anordnung ohne die Anwendung
der Kräfte der Natur ausgerichtet.
Man sieht bei unparteiischer Erwägung: dass die Gründe
hier von beiden Seiten gleich stark und beide einer völlig
Gewissheit gleich zu schätzen sind. Es ist aber eben so klar,
dass ein Begriff sein müsse, in welchem diese dem Scheine
nach wider einander streitende Gründe vereinigt werden können
und sollen, und dass in diesem Begriffe das wahre System zu suchen
sei. Wir wollen ihn mit kurzen Worten anzeigen. In der jetzigen
Verfassung des Raumes, darin die Kugeln der ganzen Planetenwelt
umlaufen, ist keine materialische Ursache vorhanden, die ihre
Bewegungen eindrücken oder richten könnte. Dieser Raum
ist vollkommen leer, oder wenigstens so gut als leer; also muss
er ehemals anders beschaffen und mit genugsam vermögender
Materie erfüllt gewesen sein, die Bewegung auf alle darin
befindliche Himmelskörper zu übertragen und sie mit
der ihrigen, folglich alle unter einander einstimmig zu machen,
und nachdem die Anziehung besagte Räume gereinigt und alle
ausgebreitete Materie in besondere Klumpen versammlet: so müssen
die Planeten nunmehr mit der einmal eingedrückten Bewegung
ihre Umläufe in einem nicht widerstehenden Raume frei und
unverändert fortsetzen. Die Gründe der zuerst angeführten
Wahrscheinlichkeit erfordern durchaus diesen Begriff, und weil
zwischen beiden Fällen kein dritter möglich ist: so
kann dieser mit einer vorzüglichen Art des Beifalles, welcher
ihn über die Scheinbarkeit einer Hypothese erhebt, angesehen
werden. Man könnte, wenn man weitläufig sein wollte,
durch eine Reihe aus einander gefolgerter Schlüsse nach der
Art einer mathematischen Methode mit allem Gepränge, das
diese mit sich führt, und noch mit grösserm Schein,
als ihr Aufzug in physischen Materien gemeinhin zu sein pflegt,
endlich auf den Entwurf selber kommen, den ich von dem Ursprunge
des Weltgebäudes darlegen werde; allein ich will meine Meinungen
lieber in der Gestalt einer Hypothese vortragen und der Einsicht
des Lesers es überlassen, ihre Würdigkeit zu prüfen,
als durch den Schein einer erschlichenen Überführung
ihre Gültigkeit verdächtig machen und, indem ich die
Unwissenden einnehme, den Beifall der Kenner verlieren.
Ich nehme an: dass alle Materien, daraus die Kugeln, die zu unserer
Sonnenwelt gehören, alle Planeten und Kometen, bestehen,
im Anfange aller Dinge, in ihren elementarischen Grundstoff aufgelöset,
den ganzen Raum des Weltgebäudes erfüllt haben, darin
jetzt diese gebildete Körper herumlaufen. Dieser Zustand
der Natur, wenn man ihn auch ohne Absicht auf eine Syustem an
und für sich selbst betrachtet, scheint nur der einfachste
zu sein, der auf das Nichts folgen kann. Damals hatte sich noch
nichts gebildet. Die Zusammensetzung von einander abstehender
Himmelskörper, ihre nach den Anziehungen gemässigte
Entfernung, ihre Gestalt, die aus dem Gleichgewichte der versammleten
Materie entspringt, sind ein späterer Zustand. Die Natur,
die unmittelbar mit der Schöpfung gränzte, war so roh,
so ungebildet als möglich. Alllein auch in den wesentlichen
Eigenschaften der Elemente, die das Chaos ausmachen, ist das Merkmal
derjenigen Vollkommenheit zu spüren, die sie von ihrem Ursprunge
her haben, indem ihr Wesen aus der ewigen Idee des göttlichen
Verstandes eine Folge ist. Die einfachsten, die allgemeinsten
Eigenschaften, die ohne Absicht scheinen entworfen zu sein, die
Materie, die bloss leidend und der Formen und Anstalten bedürftig
zu sein scheint, hat in ihrem einfachsten Zustande eine Bestrebung,
sich durch eine natürliche Entwickelung zu einer vollkommenern
Verfassung zu bilden. Allein die Verschiedenheit in den Gattungen
der Elemente trägte zu der Regung der Natur und zur Bildung
des Chaos das Vornehmste bei, als wodurch die Ruhe, die bei einer
allgemeinen Gleichheit unter den zerstreuten Elementen herrschen
würde, gehoben wird und das Chaos in den Punkten der stärker
anziehenden Partikeln sich zu bilden anfängt. Die Gattungen
dieses Grundstoffes sind ohne Zweifel nach der Unermesslichkeit,
die die Natur an allen Seiten zeigt, unendlich verschieden. Die
von grösster specifischen Dichtigkeit und Anziehungskraft,
welche an und für sich weniger Raum einnehmen und auch seltener
sind, werden daher bei der gleichen Austheilung in dem Raume der
Welt zerstreuter, als die leichtern Arten sein. Elemente von 1000
mal grösserer specifischen Schwere sind tausend-, vielleicht
auch millionenmal zerstreuter, als die in diesem Masse leichtern.
Und da diese Abfälle so unendlich als möglich müssen
gedacht werden, so wird, gleichwie es körperliche Bestandtheile
von einer Gattung geben kann, die eine andere in dem Masse an
Dichtigkeit übertrifft, als eine Kugel, die mit dem Radius
des Planetengebäudes beschrieben worden, eine andere, die
den tausendsten Theil einer Linie im Durchmesser hat, also auch
jene Art von zerstreuten Elementen um einen so viel grössern
Abstand von einander entfernt sein, als diese.
Bei einem auf solche Weise erfüllten Raume dauert die allgemeine
Ruhe nur einen Augenblick. Die Elemente haben wesentliche Kräfte,
einander in Bewegung zu setzen, und sind sich selber eine Quelle
des Lebens. Die Materie ist sofort in Bestrebung, sich zu bilden.
Die zerstreuten Elemente dichterer Art sammlen vermittelst der
Anziehung aus einer Sphäre rund um wich alle Materie von
minder specifischer Schwere; sie selber aber zusammt der Materie,
die sie mit sich vereinigt haben, sammlen sich in den Punkten,
da die Theilchen von noch dicterer Gattung befindlich sind, diese
gleichergestalt zu noch dichteren und so fortan. Indem man also
dieser sich bildenden Natur in Gedanken durch den ganzen Raum
des Chaos nachgeht, so wird man leichtlich inne: dass all Folgen
dieser Wirkung zuletzt in der Zusammensetzung verschiedener Klumpen
bestehen würden, die nach Verrichtung ihrer Bildungen durch
die Gleichheit der Anziehung ruhig und auf immer unbewegt sein
würden.
Allein die Natur hat noch andere Kräfte im Vorrath, welche
sich vornehmlich äussern, wenn die Materie in feine Theilchen
aufgelöset ist, als woduch selbige einander zurück stossen
und durch ihren Streit mit der Anziehung diejenige Bewewgung hervor
bringen, die gleichsam ein dauerhaftes Leben der Natur ist. Durch
diese Zurückstossungskraft, die sich in der Elasticität
der Dünste, dem Ausflusse starkriechender Körper und
der Ausbreitung aller geistigen Materien offenbart, und die ein
unstreitiges Phänomenon der Natur ist, werden die zu ihren
Anziehungspunkten sinkende Elemente durcheinander von der geradlinichten
Bewegung seitwärts gelenkt, und der senkrerchte Fall schlägt
in Kreisbewegungen aus, die den Mittelpunkt der Senkung umfassen.
Wir wollen, um die Bildung des Weltbaues deutlich zu begreifen,
unsere Betrachtung von dem unendlichen Inbegriffe der Natur auf
ein besonderes System einschränken, so wie dieses zu unserer
Sonne gehörige ist. Nachdem wir die Erzeugung desselben erwogen
haben, so werden wir auf eine ähnliche Weise zu dem Ursprunge
der höhern Weltordnungen fortschreiten und die Unendlichkeit
der ganzen Schöpfung in einem Lehrbegriffe zusammen fassen
können.
Wenn demnach ein Punkt in einem sehr grossen Raume befindlich
ist, wo die Anziehung der daselbst befindlichen Elemente stärker
als allenthalben um sich wirkt: so wird der in dem ganzen Umfange
ausgebreitete Grundstoff elementarischer Partikeln sich zu diesem
hinsenken. Die erste Wirkung dieser allgemeinen Senkung ist die
Bildung eines Körpers in diesem Mittelpunkte der Attraction,
welcher so zu sagen von einem unendlich kleinen Keime in schnellen
Graden fortwächst, aber in eben der Masse, als diese Masse
sich vermehrt, auch mit stärkerer Kraft die umgebenden Theile
zu seiner Vereinigung bewegt. Wenn die Masse dieses Centralkörpers
so weit angewachsen ist, dass die Geschwindigkeit, womit er die
Theilchen von grossen Entfernungen zu sich zieht, durch die schwachen
Grade der Zurückstossung, womit selbige einander hindern,
seitwärts gebeugt, in Seitenbewegungen ausschlägt, die
den Centralkörper vermittelst der Centerfliehkraft in einem
Kreise zu umfassen im Stande sind: so erzeugen sich grosse Wirbel
von Theilchen, deren jedes für sich krumme Linien durch die
Zusammensetzung der anziehenden und der seitwärts gelenkten
Umwendungskraft beschreibt; welche Arten von Kreisen alle einander
durchschneiden, wozu ihnen ihre grosse Zerstreuung in diesem Raume
Platz lässt. Indessen sind diese auf macherlei Art unter
einander streitende Bewegungen natürlicher Weise bestrebt,
einander zur Gleichheit zu bringen, das ist, in einen Zustand,
da eine Bewegung der andern so wenig als möglich hinderlich
ist. Dieses geschieht erstlich, indem die Theilchen eines des
andern Bewegung so lange einschränken, bis alle nach einer
Richtung forgehen; zweitens, dass die Partikeln ihre Verticalbewegung,
vermittelst der sie sich dem Centro der Attraction nähern,
so lange einschränken, bis sie, alle horizontal d. i. in
parallel laufenden Zirkeln um die Sonne als ihren Mittelpunkt
bewegt, einander nicht mehr durchkruezen und durch die Gleichheit
der Schwungskraft mit der senkenden sich in freien Zirkelläufen
in der Höhe, da sie schweben, immer erhalten: so dass endlich
nur diejenige Theilchen in dem Umfange des Raumes schweben bleiben,
die durch ihr Fallen eine Geschwindigkeit und durch die Widerstehung
der andern eine Richtung bekommen haben, dadurch sie eine freie
Zirkelbewegung fortsetzen können. In diesem Zustande, da
alle Theilchen nach einer Richtung und in parallellaufenden Kreisen,
nämlich in freien Zirkelbewegungen, durch die erlangte Schwungskräfte
um den Centralkörper laufen, ist der Streit under der Zusammenlauf
der Elemente gehoben, und alles ist in dem Zustande der kleinsten
Wechselwirkung. Dieses ist die natürliche Folge, darein sich
allemal eine Materie, die in streitenden Bewegungen begriffen
ist, versetzt. Es ist also klar, dass von der zerstreuten Menge
der Partikeln eine grosse Menge durch den Widerstand, dadurch
sie einander auf diesen Zustand zu bringen suchen, zu solcher
Genauheit der Bestimmungen gelangen muss, obgleich eine noch viel
grössere Menge dazu nicht gelangt und nur dazu dient, den
Klumpen des Centralkörpers zu vermehren, in welchen sie sinken,
indem sie sich nicht in der Höhe, darin sie schweben, frei
erhalten können, sondern die Kreise der untern durchkreuzen
und endlich durch deren Widerstand alle Bewegung verlieren. Dieser
Körper in dem Mittelpunkte der Attraction, der diesem zu
zufolge das Hauptstück des planetischen Gebäudes durch
die Menge seiner versammleten Materie geworden ist, ist die Sonne,
ob sie gleich diejenige flammende Gluth alsdann noch nicht hat,
die nach völlig vollendeter Bildung auf ihrer Oberfläche
hervor bricht.
Noch ist zu bemerken: dass, indem also alle Elemente der sich
bildenden Natur, wie erwiesen, nach einer Richtung um den Mittelpunkt
der Sonne sich bewegen, bei solchen nach einer einzigen Gegend
gerichteten Umläufen, die gleichsam auf einer gemeinschaftlichen
Achse geschehen, die Drehung der seinen Materie in dieser Art
nicht bestehen kann, weil nach den Gesetzen der Centralbewegung
alle Umläufe mit dem Plan ihrer Kreise den Mittelpunkt der
Attraction durchschneidet müssen; unter allen diesen aber
um eine gemeinschaftliche Achse nach einer Richtung laufenden
Zirkeln nur ein einziger ist, der den Mittelpunkt der Sonne durchschneiden,
daher alle Materie von beiden Seiten dieser in Gedanken gezogenen
Achse nach demjenigen Cirkel hineilt, der durch die Achse der
Drehung gerade in dem Mittlepunkte der gemeinschaftlichen Senkung
geht. Welcher Zirkel der Plan der Beziehung aller herumschwebenden
Elemente ist, um welchen sie sich so sehr als möglich häufen
und dagegen die von dieser Fläche entfernten Gegenden leer
lassen; denn diejenigen, welcher dieser Fläche, zu welcher
sich alles drängt, nicht so nahe kommen können, werden
sich in den Örten, wo sie schweben, nicht immer erhalten
können, sondern, indem sie an die herumschwebenden Elemente
stossen, ihren endlichen Fall zu der Sonne veranlassen.
Wenn man also diesen herumschwebenden Grundstoff der Weltmaterie
in solchem Zustande, darin er sich selbst durch die Anziehung
und durch einen mechanischen Erfolg der allgemeinen Gesetze des
Widerstandes versetzt, erwägt: so sehen wir einen Raum, der
zwischen zwei nicht weit von einander abstehenden Flächen,
in dessen Mitte der allgemeine Plan der Beziehung sich befindet,
begriffen ist, von dem Mittelpunkte der Sonne an in unbekannte
Weiten ausgebreitet, in welchem all begriffene Theilchen, jedliche
nach Massgebung ihrer Höhe und der Attraction, die daselbst
herrscht, abgemessene Zirkelbewegungen in freien Umläufen
verrichten, und daher, indem sie bei solcher Verfassung einander
so wenig als möglich mehr hindern, darin immer verbleiben
würden, wenn die Anziehung dieser Theilchen des Grundstoffes
unter einander nicht alsdann anfinge, seine Wirkung zu thun und
neue Bildungen, die der Same zu Planeten, welche enstehen sollen,
sind, dadurch veranlasste. Denn indem die um die Sonne in parallelen
Zirkeln bewegte Elemente, in nicht gar zu grossem Unterschiede
des Abstandes von der Sonne genommen, durch die Gleichheit der
parallelen Bewegung beinahe in respectiver Ruhe gegen einander
sind, so thut die Anziehung der daselbst befindlichen Elemente
von übertreffender specifischer Attraction sogleich hier
eine beträchtliche Wirkung (9),
die Sammlung der nächsten Partikeln zur Bildung eines Körpers
anzufangen, der nach dem Masse des Anwuchses seines Klumpens seine
Anziehung weiter ausbreitet und die Elemente aus weitem Umfange
zu seiner Zusammensetzung bewegt.
Die Bildung der Planeten in diesem System hat vor einem jeden
möglichen Lehrbegriffe dieses voraus: dass der Ursprung der
Massen zugleich den Ursprung der Bewegungen und die Stellung der
Kreise in eben demselben Zeitpunkte darstellt; ja, dass sogar
die Abweichungen von der grössten Genauheit in diesen Bestimmungen
eben sowohl, als die Übereinstimmungen selber in einem Anblicke
erhellen. Die Planeten bilden sich aus den Theilchen, welche in
der Höhe, da sie schweben, genaue Bewegungen zu Zirkelkreisen
haben: also werden die aus ihnen zusammengesetzte Massen eben
dieselbe Bewegungen in eben dem Grade nach eben derselben Richtung
fortsetzen. Dieses ist genug, um einzusehen, woher die Bewegung
der Planeten ungefähr cirkelförmig und ihre Kreise auf
einer Fläche sind. Sie würden auch ganz genaue Zirkel
sein (10), wenn die Weite, daraus
sie die Element zu ihrer Bildung versammlen, sehr klein und also
der Unterschied ihrer Bewegungen sehr gering wäre. Da aber
dazu ein weiter Umfang gehört, aus dem feinen Grundstoffe,
der in dem Himmelsraum so sehr zerstreuet ist, einen dichten Klumpen
eines Planeten zu bilden: so ist der Unterschied der Entfernungen,
die diese Element von der Sonne haben, und mithin auch der Unterschied
ihrer Geschwindigkeiten nicht mehr geringschätzig, folglich
würde nöthig sein, dass, um bei diesem Unterschiede
der Bewegungen dem Planeten die Gleichheit der Centralkräfte
und die Zirkelgeschwindigkeit zu erhalten, die Theilchen, die
aus verschiedenen Höhen mit verschiedenen Bewegungen auf
ihm zusammen kommen, eine den Mangel der andern genau ersetzten,
welches, ob es gleich in der That ziemlich genau geschieht (11),
dennoch, da an dieser vollkommenen Ersetzung etwas fehlt, den
Abgang an der Zirkelbewegung und die Excentricität nach sich
zieht. Eben so leicht erhellt, dass, obgleich die Kreise aller
Planeten billig auf einer Fläche sein sollten, dennoch auch
in diesem Stücke eine kleine Abweichung anzutreffen ist,
weil, wie schon erwähnt, die elementarischen Theilchen, da
sie sich dem allgemeinen Bestehungsplane ihrer Bewegungen so nahe
als möglich befinden, dennoch einigen Raum von beiden Seiten
desselben einschliessen; da es denn ein gar zu glückliches
Ungefähr sein würde, wenn gerade alle Planeten ganz
genau in der Mitte zwischen diesen zwei Seiten in der Fläche
der Beziehung selber sich zu bilden anfangen sollten, welches
denn schon einige Reigung ihrer Kreise gegen einander veranlasst,
obschon die Bestrebung der Partikeln, von beiden Seiten diese
Ausweichung so sehr als möglich einzuschränken, ihr
nur enge Grenzen zulässt. Man darf sich also nicht wundern,
auch hier die grösste Genauheit der Bestimmungen so wenig,
wie bei allen Dingen der Natur anzutreffen, weil überhaupt
die Vielheit der Umstände, die an jeglicher Naturbeschaffenheit
Antheil nehmen, eine abgemessene Regelmässigkeit nicht verstattet.
[Inhalt des ganzen Werks]
Zweites Hauptstück
Von der verschiedenen Dichtigkeit der Planeten und
dem Verhältnisse ihrer Massen
Wir haben gezeigt, dass die Theilchen des elementarischen Grundstoffes,
da sie an und für sich in dem Weltraume gleich ausgetheilt
waren, durch ihr Niedersinken zur Sonne in den Orten schweben
geblieben, wo ihre im Fallen erlangte Geschwindigkeit gerade die
Gleichheit gegen die Anziehung leistete, und ihre Richtung so,
wie sie bei der Zirkelbewegung sein soll, senkrecht gegen den
Zirkelstrahl gebeugt worden. Wenn wir nun aber Partikeln von unterschiedlicher
specifischer Dictigkeit in gleichem Abstande von der Sonne gedenken,
so dringen die von grösserer specifischen Schwere tiefer
durch den Widerstand der andern zur Sonne hindurch und werden
nicht so bald von ihrem Wege abgebeugt, als die leichteren, daher
ihre Bewegung nur in einer grösseren Annäherung zur
Sonne zirkelförmig wird. Dagegen werden die Elemente leichterer
Art, eher von dem geradlinichten Falle abgebeugt, in Zirkelbewegungen
ausschlagen, ehe sie so tief zu dem Centro hindurch gedrungen
sind, und also in grösseren Entfernungen schweben bleiben,
auch durch den erfüllten Raum der Elemente nicht so tief
hindurch dringen können, ohne dass ihre Bewegung durch dieser
ihren Widerstand geschwächt wird, und sie die grossen Grade
der Geschwindigkeit, die zur Umwendung näher beim Mittelpunkte
erfordert werden, nicht erlangen können; also werden nach
erlangter Gleichheit der Bewegungen die specifisch leichtern Partikeln
in weitern Entfernungen von der Sonne umlaufen, die schwereren
aber in den näheren anzutreffen sein, und die Planeten, die
sich aus ihnen bilden, werden daher dichterer Art sein, welche
sich näher zur Sonne, als die sich weiter von ihr aus dem
Zusammenlaufe dieser Atomen formiren.
Es ist also eine Art eines statischen Gesetzes, welches den Materien
des Weltraumes ihre Höhen nach dem verkehrten Verhältnisse
der Dichtigkeit bestimmt. Gleichwohl ist es eben so leicht zu
begreifen: dass nicht eben eine jegliche Höhe nur Partikeln
von gleicher specifischen Dichtigkeit einnehmen müsse. Von
den Theilchen von gewisser specifischen Gattung bleiben diejenigen
in grössern Weiten von der Sonne schweben und erlangen die
zur beständigen Zirkelbewegung erforderliche Mässigung
ihres Falles in weiterm Abstande, welche von grössern Entfernungen
zu ihr herab gesunken, dagegen die, deren ursprünglicher
Ort bei der allgemeinen Austheilung der Materien im Chaos der
Sonne näher war, ungeachtet ihrer nicht grössern Dictigkeit
näher zu dieser zu ihrem Zirkel des Umlaufs kommen werden.
Und da also die Örter der Materien in Ansehung des Mittelpunkts
ihrer Senkung nicht allein durch die specifische Schwere derselben,
sondern auch durch ihre ursprünglichen Plätze bei der
ersten Ruhe der Natur bestimmt werden: so ist leicht zu erachten,
dass ihrer sehr verschiedene Gattungen in jedem Abstande von der
Sonne zusammen kommen werden, um daselbst hängen zu bleiben,
dass überhaupt aber die dichtern Materien häufiger zu
dem Mittelpunkte hin, als weiter von ihm ab werden angetroffen
werden; und dass also, ungeachtet die Planeten eine Mischung sehr
verschiedentlicher Materien sein werden, dennoch überhaupt
ihre Massen dichter sein müssen nach dem Masse, als sie der
Sonne näher sind, und minderer Dichtigkeit, nachdem ihr Abstand
grösser ist.
Unser System zeigt in Ansehung dieses unter den Planeten herrschenden
Gesetzes ihrer Dichtigkeiten eine vorzügliche Vollkommenheit
vor allen denjenigen Begriffen, die man sich von ihrer Ursache
gemacht hat, oder noch machen könnte. Newton, der die Dichtigkeit
einiger Planeten durch Rechnung bestimmet hatte, glaubte, die
Ursache ihres nach dem Abstande eingerichteten Verhältnisses
in der Anständigkeit der Wahl Gottes und in den Bewegungsgründen
seines Endzwecks zu finden: weil die der Sonne näheren Planeten
mehr Hitze von ihr aushalten müssen, und die entferntern
mit wenigern Graden der Wärme sich behelfen sollen; welches
nicht möglich zu sein scheint, wenn die der Sonne nahen Planeten
nicht dichterer Art und die entfernteren von leichterer Materie
zusammengesetzt wären. Allein die Unzulänglichkeit einer
solchen Erklärung einzusehen, erfordert nicht eben viel Nachsinnen.
Ein Planet, z. E. unsere Erde, ist aus sehr weit von einander
unterschiedenen Gattungen Materie zusammen gesetzt; unter diesen
war es nun nöthig, dass die leichteren, die durch die gleiche
Wirkung der Sonne mehr durchdrungen und bewegt werden, deren Zusammensatz
ein Verhältniss zu der Wärme hat, womit ihre Strahlen
wirken, auf der Oberfläche ausgebreitet sein müssten;
allein dass die Mischung der übrigen Materien im Ganzen des
Klumpens diese Beziehung haben müssen, erhellt hieraus gar
nicht: weil die Sonne auf das Innere der Planeten gar keine Wirkung
thut. Newton befürchtete, wenn die Erde bis zu der Nähe
des Mercurs in den Strahlen der Sonne versenkt würde, so
dürfte sie wie ein Komet brennen und ihre Materie nicht genugsame
Feuerbeständigkeit haben, um durch diese Hitze nicht zerstreuet
zu werden. Allein um wie vielmehr müsste der Sonnen eigene
Materie selber, welche doch 4mal leichter, als die ist, daraus
die Erde besteht, von dieser Gluth zerstört werden; oder
warum ist der Mond zweimal dichter, als die Erde, da er doch mit
dieser in eben demselben Abstande von der Sonne schwebt? Man kann
also die proportionirten Dichtigkeiten nicht dem Verhältniss
zu der Sonnenwärme zuschreiben, ohne sich in die grösste
Widersprüche zu verwickeln. Man sieht vielmehr, eine Ursache,
die die Örter der Planeten nach der Dichtigkeit ihres Klumpens
austheilt, müsse auf das Innere ihrer Materie und nicht auf
ihre Oberfläche eine Beziehung gehabt haben; sie müsse
unerachtet dieser Folge, die sie bestimmte, doch eine Verschiedenheit
der Materie in eben demselben Himmelskörper verstatten und
nur im Ganzen des Zusammensatzes dieses Verhältniss der Dictigkeit
fest setzen; welchem allem ob irgend ein anderes statisches Gesetz,
als wie das, so in unserer Lehrverfassung vorgetragen wird, ein
Gnüge leisten könne, überlasse ich der Einsicht
des Lesers, zu urtheilen.
Das Verhältniss unter den Dichtigkeiten der Planeten führt
noch einen Umstand mit sich, der durch eine völlige Übereinstimmung
mit der vorher entworfenen Erklärung die Richtigkeit unseres
Lehrbegriffes bewährt. Der Himmelskörper, der in dem
Mittelpunkte anderer um ihn laufenden Kugeln steht, ist geminiglich
leichterer Art, als der Körper, der um nächsten um ihn
herum läuft. Die Erde in Ansehung des Mondes und die Sonne
in ansehung der Erde zeigen ein soches Verhältniss ihrer
Dichtigkeiten. Nach dem Entwurfe, den wir dargelegt haben, ist
eine solche Beschaffenheit nothwendig. Denn da die untern Planeten
vornehmlich von dem Ausschusse der elementarischen Materie gebildet
worden, welche durch den Vorzug ihrer Dichtigkeit bis zu solcher
Nähe zum Mittelpunkte mit dem erforderlichen Grade der Geschwindigkeit
haben dringen können; dagegen der Körper in dem Mittelpunkte
selber ohne Unterschied aus den Materien aller vorhandenen Gattungen,
die ihre gesetzmässig Bewegungen nich erlangt haben, zusammen
gehäuft worden, unter welchen, da die leichteren Materien
den grössten Theil ausmachen, es leicht einzusehen ist, dass,
weil der nächste oder die nächsten zu dem Mittelpunkt
umlaufenden Himmelskörper gleichsam eine Aussonderung dichterer
Sorten, der Centralkörper aber eine Mischung von allen ohne
Unterschied in sich fasst, jenes seine Substanz dichterer Art,
als dieser sein werde. In der That is auch der Mond 2mal dichter
als die Erde und diese 4mal dichter als die Sonne, welche allem
Vermuthen nach von den noch tieferen, der Venus und dem Mercur,
in noch höheren Graden an Dichtigkeit wird übertroffen
werden.
Anjetzt wendet sich unser Augenmerk auf das Verhältniss,
welches die Massen der Himmelskörper nach unserem Lehrbegriff
in Vergleichung ihrer Entfernungen haben sollen, um das Resultat
unseres Systems an den untrüglichen Rechnungen des Newton
zu prüfen. Es bedarf nicht viel Worte, um begreiflich zu
machen: dass der Centralkörper jederzeit sas Hauptstück
seines Systems, folglich die Sonne auf eine vorzügliche Art
an Masse grösser, als die gesammten Planeten sein müsse;
wie denn dieses auch vom Jupiter in Ansehung seiner Nebenplaneten
und vom Saturn in Betrachtung der seinigen gelten wird. Der Centralkörper
bildet sich aus dem Niedersatze aller Partikeln aus dem ganzen
Umfange seiner Anziehungssphäre, welche die genaueste Bestimmung
der Zirkelbewegung und die nahe Beziehung auf die gemeinschaftliche
Fläche nicht haben bekommen können, und deren ohne Zweifel
eine ungemein grössere Menge, als der letzteren sein muss.
Um an der Sonne vornehmlich diese Betrachtung anzuwenden: wenn
man die Breite des Raumes, um den die in Zirkeln umlaufende Partikeln,
welche den Planeten zum Grundstoffe gedient haben, am weitesten
von der gemeinschaftlichen Fläche abgewichen sind, schätzen
will, so kann man sie ungefähr etwas grösser, als die
Breite der grössten Abweichung der Planetenkreise von einander
annehmen. Nun macht aber, indem sie von der gemeinschaftlichen
Fläche nach beiden Seiten ausschweifen, ihre grösste
Neigung gegen einander kaum 7.5 Grade aus. Also kann man alle
Materie, daraus die Planeten sich gebildet haben, sich als in
denjenigen Raum ausgebreitet gewesen vorstellen, der zwischen
zwei Flächen von dem Mittelpunkte der Sonne aus begriffen
war, die einen Winkel von 7.5 Grade einschlossen. Nun ist aber
eine nach der Richtung des grössten Zirkels gehende Zone
von 7.5 Grad Breite etwas mehr als der 17te Theil der Kugelfläche,
also der körperliche Raum zwishcen den zwei Flächen,
die den sphärischen Raum in der Breite obgedachten Winkels
ausschneiden, etwas mehr, als der 17te Theil des körperlichen
Inhalts der ganzen Sphäre. Also würde dieser Hypothese
gemäss alle Materie, die zur Bildung der Planeten angewandt
worden, ungefähr den siebenzehnten Theile derjenigen Materie
ausmachen, die die Sonne aus eben der Weite, als der äusserste
Planet steht, von beiden Seiten zu ihrer Zusammensetzung gesammlet
hat. Allein dieser Centralkörper hat einen Vorzug des Klumpens
vor dem gesammten Inhalte aller Planeten, der nicht zu diesem
wie 17:1, sondern wie 600 zu 1 ist, wie die Ausrechnung des Newton
es bestimmt; aber es ist auch leicht einzusehen, dass in den obern
Räumen über dem Saturn, wo die planetischen Bildungen
entweder aufhören, oder doch selten sind, wo nur einige wenige
kometische Körper sich gebildet haben, und wo vornehmlich
die Bewegungen des Grundstoffes, indem sie daselbst nicht geschickt
sind, zu der gesetzmässigen Gleichheit der Centralkräfte
zu gelangen, als in der nahen Gegen zum Centro, nur in eine fast
allgemeine Senkung zum Mittelpunkte ausschlagen und die Sonne
mit aller Materie aus so weit ausgedehnten Räumen vermehren,
dass, sage ich, aus diesen Ursachen der Sonnenklumpen die so vorzügliche
Grösse der Masse erlangen müsse.
Um aber die Planeten in Ansehung ihrer Massen unter einander zu
vergleichen, so bemerken wir erstlich, dass nach der angezeigten
Bildungsart die Quantität der Materie, die in den Zusammensatz
eines Planeten kommt, auf die Weite seiner Entfernung von der
Sonne vornehmlich ankomme: 1) darum, weil die Sonne durch ihre
Anziehung die Sphäre der Attraction eines Planeten einschränkt,
aber bei gleichen Umständen der entfernteren ihre nicht so
enge einschränkt, als der nahen; 2) weil die Zirkel, aus
denen alle Theilchen zusammen gekommen sind, einen entfernteren
Planeten auszumachen, mit grösserem Radius beschrieben werden,
also mehr Grundstoff, als die kleinern Zirkel in sich fassen;
3) weil aus eben dem letzten Grunde die Breite zwischen den zwei
Flächen der grössten Abweichung bei gleicher Anzahl
Grade in grossen Höhen grösser, als in kleinen ist.
Dagegen wird dieser Vorzug der entfernteren Planeten vor den niedrigern
zwar dadurch eingeschränkt, dass die Partikeln näher
zur Sonne dichterer Art und allem Ansehen nach auch weniger zerstreuet,
als in grösserem Abstande sein werden; allein man kann leicht
ermessen, dass die ersteren Vortheile zu Bildung grosser Massen
die letztern Einschränkungen dennoch weit übertreffen,
und überhaupt die Planeten, die sich in weitem Abstande von
der Sonne bilden, grössere Massen, als die nahen bekommen
müssen. Dieses geschieht also, in so fern man sich die Bildung
eines Planeten nur als in Gegenwart der Sonne vorstellt; allein
wenn man mehrere Planeten in unterschiedlichem Abstande sich bilden
lässt, so wird einer den Umfang der Attraction des andern
durch seine Anziehungssphäre einschränken, und dieses
bringt eine Ausnahme von dem vorigen Gesetze zuwege. Denn derjenige
Planet, welcher einem andern von ausnehmender Masse nahe ist,
wird sehr viel von der Sphäre seiner Bildung verlieren und
dadurch ungleich kleiner werden, als das Verhältniss seines
Abstandes von der Sonne allein es erheischt. Obgleich also im
Ganzen die Planeten von grösserer Masse sind, nachdem sie
weiter von der Sonne entfernt sind, wie denn überhaupt Saturn
und Jupiter, als die zweit Hauptstücke unseres Systems, darum
die grössten sind, weil sie von der Sonne am weitesten entfernt
sind, so finden sich dennoch Abweichungen von dieser Analogie,
in denen aber jederzeit das Merkmal der allgemeinen Bildung hervorleuchtet,
die wir von den Himmelskörpern behaupten: dass nämlich
ein Planet von ausnehmender Grösse die nächsten von
beiden Seiten der ihnen wegen ihrer Sonnenweite gebührenden
Masse beraubt, indem er einen Theil der Materien sich zueignet,
die zu jener ihrer Bildung kommen sollten. In der That hat Mars,
der vermöge seines Ortes grösser als die Erde sein sollte,
durch die Anziehungskraft des ihm nahen so grossen Jupiters an
seiner Masse eingebüsst; und Saturn selber, ob er gleich
durch seine Höhe einen Vorzug über den Mars hat, ist
dennoch nicht gänzlich befreiet gewesen, durch Jupiters Anziehung
eine beträchtliche Einbusse zu erleiden, und mich dünkt,
Mercur habe die ausnehmende Kleinigkeit seiner Masse nicht allein
der Anziehung der ihm so nahen mächtigen Sonne, sondern auch
der Nachbarschaft der Venus zu verdanken, welche, wenn man ihre
muthmassliche Dichtigkeit mit ihrer Grösse vergleicht, ein
Planet von beträchtlicher Masse sein muss.
Indem nun alles so vertrefflich, als man es nur wünschen
mag, zusammenstimmt, die Zulänglichkeit einer mechanischen
Lehrverfassung bei dem Ursprunge des Weltbaues und der Himmelskörper
zu bestätigen: so wollen wir, indem wir den Raum schätzen,
darin der Grundstoff der Planeten vor ihrer Bildung ausgebreitet
gewesen, erwägen, in welchem Grade der Dünnigkeit dieser
Mittelraum damals erfüllt gewesen, und mit was für Freiheit,
oder wie wenigen Hindernissen die herumschwebenden Partikeln ihre
gesetzmässige Bewegungen darin haben anstellen können.
Wenn der Raum, der alle Materie der Planeten in sich begriff,
in demjenigen Theile der Saturnischen Sphäre enthalten war,
der von dem Mittelpunkte der Sonne aus zwischen zwei um 7 Grade
weit in allen Höhen von einander abstehenden Flächen
begriffen und daher der siebenzehnte Theil der ganzen Sphäre
war, die man mit dem Radius der Höhe des Saturns beschreiben
kann: so wollen wir, um die Verdünning des planetischen Grundstoffs,
da er diesen Raum erfüllte, auszurechnen, nur die Höhe
des Saturns 100000 Erddiameter ansetzen; so wird die ganze Sphäre
des saturnischen Kreises den Raumesinhalt der Erdkugel 1000 Billionen
mal übertreffen, davon, wenn wir an statt des siebenzehnten
Theils auch nur den zwanzigsten nehmen, der Raum, darin der elementarische
Grundstoff schwebte, den Raumesinhalt der Erdkugel dennoch 50
Billionen mal über treffen muss. Wenn man nur die Masse aller
Planeten mit ihren Begleitern 1/650 des Sonnenklumpens nach dem
Newton ansetzt: so wird die Erde, die nur 1/169282 derselben ist,
sich zu der gesammten Masse aller planetischen Materie wie 1 zu
276 verhalten; und wenn man daher alle diese Materie zu gleicher
specifischen Dichtigkeit mit der Erde brächte, würde
daraus ein Körper enstehen, der 277 mal grössern Raum
als die Erde einnähme. Wenn wir daher die Dichtigkeit der
Erde in ihrem ganzen Klumpen nicht viel grösser, als die
Dichtigkeit der festen Materie, die man unter der obersten Fläche
derselben antrifft, annehmen, wie es denn die Eigenschaften der
Figur der Erde nicht anders erfordern, und diese obere Materien
ungefähr 4- oder 5mal dichter als das Wasser, das Wasser
aber 1000mal schwerer als die Luft ansetzen: so würde die
Materie aller Planeten, wenn sie zu der Dünnigkeit der Luft
ausgedehnt würden, einen fast 14mal hunderttausendmal grössern
Raum als die Erdkugel einnehmen. Dieser Raum, mit dem Raume, in
welchem nach unserer Voraussetzung alle Materie der Planeten ausgebreitet
war, verglichen, ist dreissig Millionen mal kleiner als derselbe:
also mach auch die Zerstreuung der planetischen Materie in diesem
Raume eine eben so vielmal grössere Verdünnung aus,
als die die Theilchen unserer Atmosphäre haben. In der That,
diese Grösse der Zerstreuung, so unglaublich sie auch scheinen
mag, war dennoch weder unnöthig, noch unnatürlich. Sie
musste so gross als möglich sein, um den schwebenden Partikeln
alle Freiheit der Bewegung, fast so, als in einem leeren Raume,
zu verstatten und den Widerstand unendlich zu verringern, den
sie einander leisten können; sie konnten aber auch von selber
einen solchen Zustand der Verdünnung annehmen, woran man
nicht zweifeln darf, wenn man ein wenig die Ausbreitung kennt,
die die Materie leidete, wenn sie in Dünste verwandelt ist;
oder wenn man, um bei dem Himmel zu bleiben, die Verdünnung
der Materie in den Schweifen der Kometen erwägt, die bei
einer so unerhörten Dicke ihres Durchschnittes, der den Durchmesser
der Erde wohl hundertmal übertrifft, dennoch so durchscheinend
sind, dass die kleinen Sterne dadurch können gesehen werden;
welches unsere Luft, wenn sie von der Sonne erleuchtet wird, in
einer Höhe, die viel tausendmal kleiner ist, nicht verstattet.
Ich beschliesse dieses Hauptstück, indem ich eine Analogie
hinzufüge, die an und für sich allein gegenwärtige
Theorie von der mechanischen Bildung der Himmelskörper über
die Wahrscheinlichkeit der Hypothese zu einer förmlichen
Gewissheit erheben kann. Wenn die Sonne aus den Partikeln desselben
Grundstoffes, daraus die Planeten sich gebildet haben, zussamengesetzt
ist; und wenn nur darin allein der Unterschied besteht, dass in
der ersteren die Materien aller Gattungen ohne Unterschied gehäuft,
bei diesen aber in verschiedenen Entfernungen nach Beschaffenheit
der Dichtigkeit ihrer Sorten vertheilt worden: so wird, wenn man
die Materie aller Planeten zusammen vereinigt betrachtet, in ihrer
ganzen Vermischung eine Dichtigkeit herauskommen müssen,
die der Dichtigkeit des Sonnenkörpers beinahe gleich ist.
Nun findet diese nöthige Folgerung unseres Systems eine glückliche
Bestätigung in der Vergleichung, die der Herr von Buffon,
dieser so würdigberühmte Philosoph, zwischen den Dictigkeiten
der gesammten planetischen Materie und der Sonnen ihrer angestellt
hat; er fand eine Ähnlichkeit zwischen beiden, wie zwischen
640 und 650. Wenn ungekunstelte und nothwendige Folgerungen aus
einer Lehrverfaassung in den wirklichen Verhältnissen der
Natur so glückliche Bestätigungen antreffen: kann man
denn wohl glauben, dass ein blosses Ungefähr diese Übereinstimmung
zwischen der Theorie und der Beobachtung veranlasse?
[Inhalt des ganzen Werks]
Drittes Hauptstück
Von der Excentricität der Planetenkreise und dem
Ursprunge der Kometen
Man kann aus den Kometen nicht eine besondere Gattung von Himmelskörpern
machen, die sich von dem Geschlechte der Planeten gänzlich
unterschiede. Die Natur wirkt hier, wie anderwärts durch
unmerkliche Abfälle, und indem sie alle Stufen der Veränderungen
durchgeht, hängt sie vermittelst einer Kette von Zwischengliedern
die entfernten Eigenschaften mit den nahen zusammen. Die Excentricität
ist bei den Planeten eine Folge des Mangelhaften in derjenigen
Bestrebung, dadurch die Natur trachtet, die planetischen Bewegungen
gerade zirkelgleich zu machen, welches sie aber wegen Dazwischenkunft
von mancherlei Umständen niemals völlig erlangen kann,
aber doch in grösseren Weiten mehr, als in nahen davon abweicht.
Diese Bestimmung führt durch eine beständige Leiter
vermittelst aller möglichen Stufen der Excentricität
von den Planeten endlich bis zu den Kometen, und ob zwar dieser
Zusammenhang bei dem Saturn durch eine grosse Kluft scheint abgeschnitten
zu sein, die das kometische Geschlecht von den Planeten völlig
absondert: so haben wir doch in dem ersten Theile angemerkt, dass
es vermuthlich über dem Saturn noch andere Planeten geben
mag, die durch eine grössere Abweichung von der Zirkelrundung
der Kreise dem Laufe der Kometen näher treten, und dass es
nur an dem Mangel der Beobachtung, oder auch an der Schwierigkeit
derselben liegt, dass diese Verwandschaft dem Auge nicht eben
so sichtbar, als dem Verstande vorlängst dargestellt worden.
Wir haben schon eine Ursache in dem ersten Hauptstücke dieses
Theils angeführt, welche die Laufbahn eines Himmelskörpers
excentrisch machen kann, der sich aus dem herumschwebenden Grundstoffe
bildet, wenn man gleich annimmt, dass dieser in allen seinen Örtern
gerade zur Zirkelbewegung abgewogene Kräfte besitze. Denn
weil der Planet sie aus weit von einander abstehenden Höhen
sammlet, wo die Geschwindigkeiten der Zirkelläufe unterschieden
sind: so kommen sie mit verschiedenen ihnen beiwohnenden Graden
der Umlaufsbewegung auf ihm zusammen, welche von dem Masse der
Geschwindigkeit, die dem Abstande des Planeten gebührt, abweichen
und diesem dadurch in so fern eine Excentricität zuziehen,
als diese verschidentliche Eindrücke der Partikeln ermangeln,
eine der andern Abweichung völlig zu ersetzen.
Wenn die Excentricität keine andere Ursache hätte, so
würde sie allenthalben gemässigt sein; sie würde
auch bei den kleinen und weit von der Sonne entfernten Planeten
geringer, als bei den nahen und grossen sein: wenn man nämlich
voraussetzte, dass die Partikeln des Grundstoffes wirklich vorher
genaue Zirkelbewegungen gehabt hätten. Da nun diese Bestimmungen
mit der Beobachtung nicht übereinstimmen, indem, wie schon
angemerkt, die Excentricität mit der Sonnenweite zunimmt,
und die Kleinigkeit der Massen vielmehr eine Ausnahme zu Vermehrung
der Excentricität zu machen scheint, wie wir am Mars sehen:
so sind wir genöthigt, die Hypothese von der genauen Zirkelbewegung
der Partikeln des Grundstoffes dahin einzuschränken, dass,
wie sie in den der Sonne nahen Gegenden zwar dieser Genauheit
der Bestimmung sehr nahe beikommen, aber sie doch desto weiter
davon abseichen lassen, je entfernter diese elementarische Theilchen
von der Sonne geschwebt haben. Eine solche Mässigung des
Grundsatzes von der freien zirkelgleichen Bewegung des Grundstoffes
ist der Natur gemässer. Denn ungeachtet der Dünnigkeit
des Raumes, die ihnen Freiheit zu lassen scheint, sich einander
auf den Punkt der völlig abgewogenen Gleichheit der Centralkräfte
einzuschränken, so sind die Ursachen dennoch nicht minder
beträchtlich, diesen Zweck der Natur an seiner Vollführung
zu verhindern. Je weiter die ausgebreiteten Theile des Urstoffs
von der Sonne entfernt sind, desto schwächer is die Kraft,
die sie zum Sinken bringt: der Widerstand der untern Theile, der
ihren Fall seitwarts beugen und ihn nöthigen soll, seine
Richtung senkrecht von dem Zirkelstrahl anzustellen, vermindert
sich nach dem Masse, als diese unter ihm wegsinken, um entweder
der Sonne sich einzuverleiben, oder in näheren Gegenden Umläufe
anzustellen. Die specifisch vorzügliche Leichtigkeit dieser
höheren Materie verstattet ihnen nicht, die sinkende Bewegung,
die der Grund von allem ist, mit dem Nachdrucke, welcher erfordert
wird, um die widerstehende Partikeln zum Weichen zu bringen, anzustellen;
und vielleicht dass diese entfernte Partikeln einander noch einschränken,
um nach einer langen Periode diese Gleichförmigkeit endlich
zu überkommen: so haben sich unter ihnen schon kleine Massen
gebildet als Anfänge zu so viel Himmelskörpern, welche,
indem sie sich aus schwach bewegtem Stoffe sammlen, eine nur excentrische
Bewegung haben, womit sie zur Sonne sinken, und unter Wegen mehr
und mehr durch die Einverleibung schneller bewegter Theile vom
senkrechten Falle abgebeugt werden, endlich aber doch Kometen
bleiben, wenn jene Räume, in denen sie sich gebildet haben,
durch Niedersinken zur Sonne, oder durch Versammlung in besondern
Klumpen gereinigt und leer geworden. Dieses is die Ursache der
mit den Entfernungen von der Sonne zunehmenden Excentricitäten
der Planeten und derjenigen Himmelskörper, die um deswillen
Kometen genannt werden, weil sie in dieser Eigenschaft die erstere
vorzüglich übertreffen. Es sind zwar noch zwei Ausnahmen,
die das Gesetz von der mit dem Abstande von der Sonne zunehmenden
Excentricität unterbrechen, die man an den beiden kleinsten
Planeten unseres Systems, am Mars und Mercur, wahrnimmt; allein
an dem ersteren ist vermuthlich die Nachbarschaft des so grossen
Jupiters Ursache, der, indem er duch seine Anziehung auf seiner
Seite den Mars der Partikeln zur Bildung beraubt, ihm vornehmlilch
nur Platz lässt, gegen die Sonne sich auszubreiten, dadurch
eine Überwucht der Centralkraft und Excentricität zuzieht.
Was aber den Mercur, den untersten, aber auch am meisten excentrischen
unter dem Planeten, betrifft, so ist leicht zu erachten, dass,
weil die Sonne in ihrer Achsendrehung der Geschwindigkeit des
Mercurs noch lange nicht gleich kommt, der Widerstand, den sie
der Materie des sie umgebenden Raumes thut, nicht allein die nächsten
Theilchen ihrer Centralbewegung berauben werde; sondern auch leichtlich
diese Widerstrebung bis zum Mercur ausbreiten könne und dessen
Umschwungsgeschwindigkeit dadurch beträchtlich werde vermindert
haben.
Die Excentricität ist das vornehmste Unterscheidungszeichen
der Kometen. Ihre Atmosphären und Schweife, welche bei ihrer
grossen Annäherung zur Sonne durch die Hitze sich verbreiten
sind nur Folgen von dem erstern, ob sie gleich zu den Zeiten der
Unwissenheit gedient haben, als ungewohnte Schreckbilder dem Pöbel
eingebildete Schicksale zu verkündigen. Die Astronomen, welche
mehr Aufmerksamkeit auf die Bewegungsgesetze, als auf die Seltsamkeit
der Gestalt bezeigen, bemerken eine zweite Eigenschaft, die das
Geschlecht der Kometen von den Planeten unterscheidet, nämlich
dass sie sich nicht, wie diese an die Zone des Thierkreises binden,
sondern frei in allen Gegenden des Himmels ihre Umläufe anstellen.
Diese Besonderheit hat einerlei Ursache mit der Excentricität.
Wenn die Planeten darum ihre Kreise in dem engen Bezirke des Zodiakus
eingeschlossen haben, weil die elementarische Materie nahe um
die Sonne Cirkelbewegungen bekommt, die bei jedem Umschwunge den
Plan der Beziehung zu durchkreuzen bemüht sind und den einmal
gebildeten Körper von dieser Fläche, dahin sich alle
Materie von beiden Seiten drängt, nicht abweichen lassen:
so muss der Grundstoff der weit von dem Mittelpunkte entlegenen
Räume, welcher, durch die Attraction schwach bewegt, zu dem
freien Zirkelumschwunge nicht gelangen kann, eben aus dieser Ursache,
die die Excentricität hervorbringt, nicht vermögend
sein, sich in dieser Höhe zu dem Plane der Beziehung aller
planetischen Bewegungen zu häufen, um die daselbst gebildete
Körper vornehmlich in diesem Gleise zu erhalten; vielmehr
wird der zerstreuete Grundstoff, da er keine Einschränkung
auf eine besondere Gegend, so wie bei den untern Planeten hat,
sich gleich leicht auf einer Seite sowohl, als auf der andern
und weit von dem Beziehungsplane eben so häufig, als nahe
bei demselben zu Himmelskörpern bilden. Daher werden die
Kometen mit aller Ungebundenheit aus allen Gegenden zu uns herab
kommen; aber doch diejenige, deren erster Bildungsplatz nicht
weit über der Planeten Kreise erhaben ist, werden weniger
Abweichung von den Schranken ihrer Laufbahne eben sowohl, als
weniger Excentricität beweisen. Mit den Entfernungen von
dem Mittelpunkte des Systems nimmt diese gesetzlose Freiheit der
Kometen in Ansehung ihrer Abweichungen zu und verliert sich in
der Tiefe des Himmels in einen gänzlichen Mangel der Umwendung,
der die äusseren sich bildenden Körper ihrem Falle zur
Sonne frei überlässt und der systematischen Verfassung
die letzten Grenzen setzt.
Ich setze bei diesem Entwurfe der kometischen Bewegungen voraus:
dass in Ansehung ihrer Richtung sie selbige grössten Theils
mit der Planeten ihrer gemein haben werden. Bei den nahen Kometen
scheint mir dieses ungezweifelt zu sein, und diese Gleichförmigkeit
kann sich auch nicht eher in der Tiefe des Himmels verlieren,
als da, wo der elementarische Grundstoff in der grössten
Mattigkeit der Bewegung die etwa durch das Niedersinken entstehende
Drehung nach allerlei Gegenden anstellt, weil die Zeit, die erfordert
wird, durch die Gemeinschaft der untern Bewegungen, sie in der
Richtung einstimmig zu machen, wegen der Weite der Entfernung
zu lang ist, als dass sie indessen, dass die Bildung der Natur
in der niederen Gegend verrichtet wird, sich bis dahin erstrecken
könne. Es werden also vielleicht Kometen sein, die ihren
Umlauf nach der entgegen gesetzten Seite, nämlich von Morgen
gegen Abend, anstellen werden, ob ich gleich aus Ursachen, die
ich allhier anzuführen Bedenken trage, mich beinahe überreden
möchte, dass von den 19 Kometen, an denen man diese Besonderheit
bemerkt hat, bei einigen vielleicht ein optischer Schein Anlass
dazu gegeben haben möchte.
Ich muss von den Massen der Kometen und von der Dichtigkeit ihres
Stoffes noch etwas anmerken. Von Rechtswegen sollten in den obern
Gegenden der Bildung dieser Himmelskörper aus den im vorigen
Hauptstücke angeführten Gründen sich immer nach
dem Masse, als die Entfernung zunimmt, desto grössere Massen
bilden. Und es ist auch zu glauben, dass einige Kometen grösser
sind, als Saturn und Jupiter; allein es ist eben nicht zu glauben,
dass diese Grösse der Massen so immer zunimmt. Die Zerstreuung
des Grundstoffes, die specifische Leichtigkeit ihrer Partikeln
machen die Bildung in der abgelegensten Gegend des Weltraums langsam;
die unbestimmte Verbreitung desselben in dem ganzen unermesslsichen
Umfange dieser Weite ohne eine Bestimmung, sich gegen eine gewisse
Fläche zu häufen, verstatten an statt einer einzigen
beträchtlichen Bildung viele kleinere, und der Mangel der
Centralkraft zieht den grössten Theil der Partikeln zu der
Sonne herab, ohne sich in Massen versammlet zu haben.
Die specifische Dichtigkeit des Stoffes, woraus die Kometen entstehen,
ist von mehrerer Merkwürdigkeit, als die Grösse ihrer
Massen. Vermuthlich, da sie in der obsersten Gegend des Weltgebäudes
sich bilden, sind die Theilchen ihres Zusammensatzes von der leichtesten
Gattung; und man darf nicht zweifeln, dass dieses die vornehmste
Ursache der Dunstkugeln und der Schweife sei, womit sie sich vor
andern Himmelskörpern kenntlich machen. Man kann der Wirkung
der Sonnenhitze diese Zerstreuung der kometischen Materie in einen
Dunst nicht hauptsächlich beimessen; einige Kometen erreichen
in ihrer Sonnennähe kaum die Tiefe des Erdzirkels; viele
bleiben zwischen dem Kreise der Erde und der Venus und kehren
sodann zurück. Wenn ein so gemässigter Grad Hitze die
Materien auf der Oberfläche dieser Körper dermassen
auflöset und verdünnt: so müssen sie aus dem leichtesten
Stoffe bestehen, der durch die Wärme mehr Verdünnung,
als irgend eine Materie in der ganzen Natur leidet.
Man kann auch diese von dem Kometen so häufig aufsteigende
Dünste der Hitze nicht beimessen, die sein Körper von
der etwa ehemaligen Sonnennähe übrig behalten hat: denn
es ist zwar zu vermuthen, dass ein Komet zur Zeit seiner Bildung
etliche Umläufe mit grösserer Excentricität zurück
gelegt hat, und diese nur nach und nach vermindert worden; allein
die andern Planeten, von denen man eben dasselbe vermuthen könnte,
zeigen dieses Phänomenon nicht. Indessen würden sie
es an sich zeigen, wenn die Sorten der leichtesten Materie, die
in dem Zusammensatze des Planeten begriffen sind, eben so häufig,
als bei den Kometen vorhanden wären.
Die Erde hat etwas an sich, was man mit der Ausbreitung der kometischen
Dünste und ihren Schweifen vergleichen kann (12).
Die feinsten Partikeln, die die Sonnenwirkung aus
ihrer Oberfläche zieht, häufen sich um einen von den
Polen, wenn die Sonne den halben Zirkel ihres Laufes auf der entgegen
gesetzten Halbkugel verrichtet. Die feinsten und wirksamsten Theilchen,
die in dem brennenden Erdgürtel aufsteigen, nachdem sie eine
gewisee Höhe der Atmosphäre erreicht haben, werden durch
die Wirkung der Sonnenstrahlen genöthigt, in diejenige Gegenden
zu weichen und sich zu häufen, die alsdann von der Sonne
abgewandt und in einer langen Nacht begraben sind, und vergüten
den Bewohnern der Eiszone die Abwesenheit des grossen Lichtes,
welches ihnen auch in dieser Entfernung die Wirkungen seiner Wärme
zuschickt. Eben dieselbe Kraft der Sonnenstrahlen, welche die
Nordlichter macht, würde einen Dunstkreis mit einem Scheife
hervor bringen, wenn die feinsten und flüchtigen Partikeln
auf der Erde eben so häufig, als auf den Kometen anzutreffen
wären.
[Inhalt des ganzen Werks]
Von dem Ursprunge der Monde und den Bewegungen der
Planeten um ihre Achse
Die Bestrebung eines Planeten, aus dem Umfange der elementarischen
Materie sich zu bilden, ist zugleich die Ursache seiner Achsendrehung
und erzeugt die Monde, die um ihn laufen sollen. Was die Sonne
mit ihren Planeten im Grossen ist, das stellt ein Planet, der
eine weit ausgedehnte Anziehungssphäre hat, im Kleinern vor,
nämlich das Hauptstück eines Systems, dessen Theile
durch die Attraction des Centralkörpers in Bewegung gesetzt
worden. Der sich bildende Planet, indem er die Partikeln des Grundstoffs
aus dem ganzen Umfange zu seiner Bildung bewegt, wird aus allen
diesen sinkenden Bewegungen vermittelst ihrer Wechselwirkung Kresibewegungen
und zwar endlich solche erzeugen, die in eine gemeinschaftliche
Richtung ausschlagen, und deren ein Theil die gehörige Mässignung
des freien Zirkellaufes bekommen und in dieser Einschränkung
sich einer gemeinschaftlichen Fläche nahe befinden werden.
In diesem Raume werden, so wie um die Sonne die Hauptplaneten,
also auch um diese sich die Monde bilden, wenn die Weite der Attraction
solcher Himmelskörper günstige Umstände zu ihrer
Erzeugung darreicht. Was übrigens in Ansehung des Ursprunges
des Sonnensystems gesagt worden, dasselbe lässt sich auf
das System des Jupiters und des Saturns mit genugsamer Gleichheit
anwenden. Die Monde werden alle nach einer Seite und beinahe auf
einer Fläche die Kreise ihres Umschwunges gerichtet haben
und dieses zwar aus den gleichen Ursachen, die diese Analogie
im grossen bestimmen. Aber warum bewegen sich diese Begleiter
in ihrer gemeinschaftlichen Richtung vielmehr nach der Seite,
nach der die Planeten laufen, als nach einer jeden andern? Ihre
Umläufe werden ja durch die Kreisbewegungen nicht erzeugt:
sie erkennen lediglich die Attraction des Hauptplaneten zur Ursache,
und in Ansehung dieser sind alle Richtungen gleichgültig;
ein blosses Ungefähr wird diejenige unter allen möglichen
entscheiden, nach der die sinkende Bewegung des Stoffes in Kreise
ausschlägt. In der That thut der Zirkellauf des Hauptplaneten
nichts dazu, dem Stoffe, aus dem sich um ihn die Monde bilden
sollen, Umwälzungen um diesen einzudrücken; alle Partikeln
um den Planeten bewegen sich in gleicher Bewegung mit ihm um die
Sonne und sind also in respectiver Ruhe gegen denselben. Die Attraction
des Planeten thut alles allein. Allein die Kreisbewegung, die
aus ihr entstehen soll, weil sie in Ansehung aller Richtungen
an und für sich gleichgültig ist, bedarf nur einer kleinen
äusserlichen Bestimmung, um nach einer Seite vielmehr, als
nach der andern auszuschlagen; und diesen kleinen Grad der Lenkung
becommt sie von der Vorrückung der elementarischen Partikeln,
welche zugleich mit um die Sonne, aber mit mehr Geschwindigkeit
laufen und in die Sphäre der Attraction des Planeten kommen.
Denn diese nöthigt die zur Sonne nähere Theilchen, die
mit schnellerem Schwunge umlaufen, schon von weitem die Richtung
ihres Gleises zu verlassen und in einer ablangen Ausschweifung
sich über den Planeten zu erheben. Diese, weil sie einen
grössern Grad der Geschwindigkeit, als der Planet selber
haben, wenn sie durch dessen Anziehung zum Sinken gebracht werden,
geben ihrem geradlinichten Falle und auch dem Falle der übrigen
eine Abbeugung von Abend gegen Morgen, und es bedarf nur dieser
geringen Lenkung, um zu verursachen, dass die Kresibewegung, dahin
der Fall, den die Attraction erregt, ausschlägt, vielmehr
diese, als eine jede andere Richtung nehme. Aus diesem Grunde
werden alle Monde in ihrer Richtung mit der Richtung des Umlaufs
der Hauptplaneten übereinstimmen. Aber auch die Fläche
ihrer Bahn kann nicht weit von dem Plane der Planetenkreise abweichen,
weil die Materie, daraus sie sich bilden, aus eben dem Grunde,
den wir von der Richtung überhaupt angeführt haben,
auch auf diese genaueste Bestimmung derselben, nämlich die
Übereinstimmung mit der Fläche der Hauptkreise, gelenkt
wird.
Man sieht aus allem diesem klärlich, welches die Umstände
seien, unter welchen ein Planet Trabanten bekommen könne.
Die Anziehungskraft desselben muss gross und folglich die Weite
seiner Wirkungssphäre weit ausgedehnt sein, damit sowohl
die Theilchen, durch einen hohen Fall zum Planeten bewegt, unerachtet
dessen, was der Widerstand aufhebt, dennoch hinlängliche
Geschwindigkeit zum freien Umschwunge erlangen können, als
auch genugsamer Stoff zu Bildung der Monde in diesem Bezirke vorhanden
sei, welches bei einer geringen Attraction nicht geschehen kann.
Daher sind nur die Planeten von grossen Massen und weiter Entfernung
mit Begleitern begabt. Jupiter und Saturn, die 2 grössten
und auch entferntesten unter den Planeten, haben die meisten Monde.
Der Erde, die viel kleiner als jene ist, ist nur einer zu Theil
geworden; und Mars, welchem wegen seines Abstandes auch einiger
Antheil an diesem Vorzuge gebührte, geht leer aus, weil seine
Masse so gering ist.
Man nimmt mit Vergnügen wahr, wie dieselbe Anziehung des
Planeten, die den Stoff zur Bildung der Monde herbeischaffte und
zugleich derselben Bewegung bestimmte, sich bis auf seinen eigenen
Körper erstreckt, und dieser sich selber durch eben dieselbe
Handlung, durch welche er sich bildet, eine Drehung um die Achse
nach der allgemeinen Richtung von Abend gegen Morgen ertheilt.
Die Partikeln des niedersinkenden Grundstoffes, welche, wie gesagt,
eine allgemeine drehende Bewegung von Abend gegen Morgen hin bekommen,
fallen grössten Theils auf die Fläche des Planeten und
vermischen sich mit seinem Klumpen, weil sie die abgemessene Grade
nicht haben, sich frei schwebend in Zirkelbewegungen zu erhalten.
Indem sie nun in den Zusammensatz des Planeten kommen, so müssen
sie, als Theile desselben, eben dieselbe Umwendung nach eben derselben
Richtung fortsetzen, die sie hatten, ehe sie mit ihm vereinigt
worden. Und weil überhaupt aus dem vorigen zu ersehen, dass
die Menge der Theilchen, welche der Mangel an der erforderlichen
Bewegung auf den Centralkörper niederstürtzt, sehr weit
die Anzahl der anderen übertreffen müsse, welche die
gehörige Grade der Geschwindigkeit haben erlangen können:
so begreift man auch leicht, woher dieser in seiner Achsendrehung
zwar bei weitem die Geschwindigkeit nicht haben werde, der Schwere
auf seiner Oberfläche mit der fliehenden Kraft das Gleichgewicht
zu leisten, aber dennoch bei Planeten von grosser Masse und weitem
Abstande weit schneller, als bei nahen und kleinen sein werde.
In der That hat Jupiter die schnellste Achsendrehung, die wir
kennen, und ich weiss nicht, nach welchem System man dieses mit
einem Körper, dessen Klumpen alle andern übertrifft,
zusammen reimen könnte, wenn man nicht seine Bewegungen selber
als die Wirkung derjenigen Anziehung ansehen könnte, die
dieser Himmelskörper nach dem Massse eben dieses Klumpens
ausübt. Wenn die Achsendrehung eine Wirkung einer äusserlichen
Ursache wäre, so müsste Mars eine schnellere, als Jupiter
haben; denn eben dieselbe bewegende Kraft bewegt einen kleinern
Körper mehr, als einen grössern, und über dieses
würde man sich mit Recht wundern, wie, da alle Bewegungen
weiter von dem Mittelpunkte hin abnehmen, die Geschwindigkeiten
der Umwälzungen mit denselben Entfernungen zunehmen und beim
Jupiter sogar drittehalbmal schneller, als seine jährliche
Bewegung selber sein könne.
Indem man also genöthigt ist, in den täglichen Umwendungen
der Planeten eben dieselbe Ursache, welche überhaupt die
allgemeine Bewegungsquelle der Natur ist, nämlich die Anziehung,
zu erkennen: so wird diese Erklärungsart durch das natürliche
Vorrecht seines Grundbegriffes und durch eine ungezwungene Folge
aus demselben ihre Rechtmässignkeit bewähren.
Allein wenn die Bildung eines Körpers selber die Achsendrehung
hervorbringt, so müssen sie billig alle Kugeln des Weltbaues
haben; aber warum hat sie der Mond nicht, welcher, wiewohl fälschlich,
diejenige Art einer Umwendung, dadurch er der Erde immer dieselbe
Seite zuwendet, einigen vielmehr von einer Art einer Überwucht
der einen Halbkugel, als von einem wirklichen Schwunge der Revolution
herzuhaben scheint? Sollte derselbe sich wohl ehedem schneller
um seine Achse gewälzt haben und durch ich weiss nicht was
für Ursachen, die diese Bewegung nach und nach verminderten,
bis zu diesem geringen und abgemessenen Überrest gebracht
worden sein? Man darf diese Frage nur in Ansehung eines von den
Planeten auflösen, so ergiebt sich daraus die Anwendung auf
alle von selber. Ich verspare diese Auflösung zu einer anderen
Gelegenheit, weil sie eine nothwendige Verbindung mit derjenigen
Aufgabe hat, die die königliche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin auf das 1754ste Jahr zum Preise aufgestellt hatte.
Die Theorie, welche den Ursprung der Achsendrehungen erklären
soll, muss auch die Stellung ihrer Achsen gegen den Plan ihrer
Kreise aus eben denselben Ursachen herleiten können. Man
hat Ursache, sich zu verwundern, woher der Äquator der tägalichen
Umwälzung mit der Fläche der Mondenkreise, die um denselben
Planeten laufen, nicht in demselben Plane ist; denn dieselbe Bewegung,
die den Umlauf eines Trabanten gerichtet, hat durch ihre Erstreckung
bis zum Körper des Planeten dessen Drehung um die Achse hervorgebracht
und dieser eben dieselbe Bestimmung in der Richtung und Lage ertheilen
sollen. Himmelskörper, die keine um sich laufende Nebenplaneten
haben, setzten sich dennoch durch eben dieselbe Bewegung der Partikeln,
die zu ihrem Stoffe dienten, und durch dasselbe Gesetz, welches
jene auf die Fläche ihrer periodischen Laufbahn einschränkte,
in eine Achsendrehung, welche aus den gleichen Gründen mit
ihrer Umlaufsfläche in der Richtung übereintreffen musste.
Diesen Ursachen zu Folge müssten billig die Achsen aller
Himmelskörper gegen die allgemeine Beziehungsfläche
des planetischen Systems, welche nicht weit von der Elliptik abweicht,
senkrecht stehen. Allein sie sind nur bei den zwei wichtigsten
Stücken dieses Weltbaues senkrecht, beim Jupiter und bei
der Sonne; die andern, deren Umdrehung man kennt, neigen ihre
Achsen gegen dan Plan ihrer Kreise, der Saturn mehr als die andern,
die Erde aber mehr als Mars, dessen Achse auch beinahe senkrecht
gegen die Elliptik gerichtet ist. Der Äquator des Saturns
(wofern man denselben durch die Richtung seines Ringes bezeichnet
halten kann) neigt sich mit einem Winkel von 31 Graden zur Fläche
seiner Bahn, der Erden ihrer aber nur mit 23. Man kann die Ursache
dieser Abweichungen vielleicht der Ungleichheit in den Bewegungen
des Stoffes beimessen, die den Planeten zu bilden zusammen gekommen
sind. In der Richtung der Fläche seines Laufkreises war die
vornehmste Bewegung der Partikeln um den Mittelpunkt desselben,
und daselbst war der Plan der Beziehung, um welchen die elementarische
Theilchen sich häuften, um daselbst die Bewegung wo möglich
zirkelgleich zu machen und zur Bildung der Nebenplaneten Materie
zu häufen, welche um deswillen niemals von der Umlaufbahn
weit abweichen. Wenn der Planet sich grösstentheils nur aus
diesen Theilchen bildete, so würde seine Achsendrehung so
wenig, wie die Nebenplaneten, die um ihn laufen, bei seiner ersten
Bildung davon abgewichen sein; aber er bildete sich, wie die Theorie
es dargethan hat, mehr aus den Partikeln, die auf beiden Seiten
niedersanken, und deren Menge oder Geschwindigkeit nicht so völling
abgewogen gewesen zu sein scheint, dass die eine Halbkugel nicht
eine kleine Überwucht der Bewegung über die andere und
daher einige Abweichuing der Achse hätte bekommen können.
Dieser Gründe ungeachtet trage ich diese Erklärung nur
als eine Muthmassung vor, die ich mir nicht auszumachen getraue.
Meine wahre Meinung geht dahin: dass die Umdrehung der Planeten
um die Achse in dem ursprünglichen Zustande der ersten Bildung
mit der Fläche ihrer jährlichen Bahn ziemlich genau
übereingetroffen habe, und dass Ursachen vorhanden gewesen,
diese Achse aus ihrer ersten Stellung zu verschieben. Ein Himmelskörper,
welcher aus seinem ersten flüssigen Zustande in den Stand
der Festigkeit übergeht, erleidet, wenn er sich auf solche
Art völlig ausbildet, eine grosse Veränderung in det
Regelmässigkeit seiner Oberfläche. Dieselbe wird feste
und gehärtet, indessen dass die tiefern Materien sich noch
nicht nach Massgebung ihrer specifischen Schwere genugsam gesenkt
haben; die leichteren Sorten, die mit in ihrem Klumpen untermengt
waren, begeben sich endlich, nachdem sie sich von den andern geschieden,
unter die oberste fest gewordene Rinde und erzeugen die grossen
Höhlen, deren aus Uraschen, welche allhier anzuführen
zu weitläufig ist, die grösste und weiteste unter oder
nahe zu dem Äquator befindlich sind, in welche die gedachte
Rinde endlich hinensinkt, mannigfaltige Ungleichheiten, Berge
und Höhlen, erzeugt. Wenn nun auf solche Art, wie es mit
der Erde, dem Monde, der Venus augenscheinlich vorgegangen sein
muss, die Oberfläche uneben geworden, so hat sie nicht das
Gleichgewicht des Umschwunges in ihrer Achsendrehung mehr auf
allen Seiten leisten können. Einige hervorragende Theile
von beträchtlicher Masse, welche auf der entgegengesetzten
Seite keine andere fanden, die ihnen die Gegenwirkung des Schwunges
leisten konnten, mussten alsbald die Achse der Umdrehung verrücken
und sie in solchen Stand zu setzen suchen, um welchen die Materien
sich im Gleichgewichte aufhielten. Eben dieselbe Ursache also,
die bei der völligen Ausbildung eines Himmelskörpers
seine Oberfläche, aus dem wagerechten Zustande in abgebrochene
Ungleichheiten versetzte, diese allgemeine Ursache, die bei allen
Himmelskörpern, welche das Fernglas deutlich genug endeckten
kann, wahrgenommen wird, hat sie in die Nothwendigkeit versetzt,
die ursprüngliche Stellung ihrer Achse etwas zu verändern.
Allein diese Veränderung hat ihre Grenzen, um nicht gar zu
weit auszuschweifen. Die Ungleichheiten erzeugen sich, wie schon
erwähnt, mehr neben dem Äquator einer umdrehenden Himmelskugel,
als weit von demselben; zu den Polen hin verlieren sie sich fast
gar, wovon die Ursachen anzuführen, ich andere Gelegenheit
vorbehalte. Daher werden die am meisten über die gleiche
Fläche hervorragende Massen nahe bei dem Äquinoctialzirkel
anzutreffen sein, und indem dieselbe durch den Vorzug des Schwunges
diesem sich zu nähern streben, werden sie höchstens
nur um einige Grade die Achse des Himmelskorpers aus der senkrechten
Stellung von der Fläche seiner Bahn erheben können.
Diesem zu Folge wird ein Himmelskörper, der sich noch nicht
völlig ausgebildet hat, diese rechtwinklichte Lage der Achse
zu seinem Laufkreise noch an sich haben, die er vielleicht nur
in der Folge langer Jahrhunderte ändern wird. Jupiter scheint
noch in diesem Zustande zu sein. Der Vorzug seiner Masse und Grösse,
die Leichtigkeit seines Stoffes haben ihn genöthigt, den
festen Ruhestand seiner Materien einige Jahrhunderte später
als andere Himmelskörper zu überkommen. Vielleicht ist
das Innere seines Klumpens noch in der Bewegung, die Theile seines
Zusammensatzes zu dem Mittelpunkte nach Beschaffenheit ihrer Schwere
zu senken und durch die Scheidung der dünnern Gattungen von
den schweren den Stand der Festigkeit zu überkommen. Bei
solcher Bewandtniss kann es auf seiner Oberfläche noch nicht
ruhig aussehen. Die Umstürtzungen und Ruine herrschen auf
derselben. Selbst das Fernglas hat uns davon versichert. Die Gestalt
dieses Planeten ändert sich beständig, da indessen der
Mond, die Venus, die Erde dieselbe unverändert erhalten.
Man kann auch wohl mit Recht die Vollendung der Periode der Ausbildung
bei einem Himmelskörper einige Jahrhunderte später gedenken,
der unsere Erde an Grösse mehr wie zwanzigtausendmal übertrifft
und an Dichtigkeit 4mal nachsteht. Wenn seine Oberfläche
eine ruhige Beschaffenheit wird erreicht haben: so werden ohne
Zweifel weit grössere Ungleichheiten, als die, so die Erdfläche
bedecken, mit der Schnelligkeit seines Schwunges verbunden, seiner
Umwendung in nicht gar langem Zeitlaufe diejenige beständige
Stellung ertheilen, die das Gleichgewicht der Kräfte auf
ihm erheischen wird.
Saturn, der 3mal kleiner, als Jupiter ist, kann vielleicht durch
seinen weitern Abstand einen Vorzug einer geschwinderen Ausbildung
vor diesem erhalten haben: zum wenigsten macht die viel schnellere
Achsendrehung desselben und das grosse Verhältniss seiner
Centerfliehkraft zu der Schwere auf seiner Oberfläche (welches
in dem folgenden Hauptstücke soll dargethan werden), dass
die vermuthlich auf derselben dadurch erzeugte Ungleichheiten
gar bald den Ausschlag auf die Seite der Uberwucht durch eine
Verrückung der Achse gegeben haben. Ich gestehe freimüthig,
dass dieser Theil meines Systems, welcher die Stellung der planetischen
Achsen betrifft, noch unvollkommen und ziemlich weit entfernt
sei, der geometrischen Rechnung unterworfen zu werden. Ich habe
dieses lieber aufrichtig entdecken wollen, als durch allerhand
erborgte Scheingründe der Tüchtigkeit der übrigen
Lehrverfassung Abbruch zu thun und ihr eine schwache Seite zu
geben. Nachfolgendes Hauptstück kann eine Bestätigung
von der Glaubwürdigkeit der ganzen Hypothese abgeben, wodurch
wir die Bewegungen des Weltbaues haben erklären wollen.
[Inhalt des ganzen Werks]
Von dem Ursprunge des Ringes des Saturns und Berechnung
der täglichen Umdrehung dieses Planeten aus den Verhältnissen
desselben.
Vermöge der systematischen Verfassung im Weltgebäude
hängen die Theile derselben durch eine stufenartige Abänderung
ihrer Eigenschaften zusammen, und man kann vermuthen, dass ein
in der entlegensten Gegend der Welt befindlicher Planet ungefähr
solche Bestimmungen haben werde, als der nächste Komet überkommen
möchte, wenn er durch die Verminderung der Excentricität
in das planetische Geschlecht erhoben würde. Wir wollen demnach
den Saturn so ansehen, als wenn er auf eine der kometischen Bewegung
ähnliche Art etliche Umläufe mit grösserer Excentricität
zurück gelegt habe und nach und nach zu einem dem Zirkel
ähnlichern Gleise gebracht worden (13).
Die Hitze, die sich ihm in seiner Sonnennähe
einverleibte, erhob den leichten Stoff von seiner Oberfläche,
der, wie wir aus den vorigen Hauptstücken wissen, bei den
obersten Himmelskörpern von überschwenglicher Dünnigkeit
ist, sich von geringen Graden Wärme ausbreiten zu lassen.
Indessen nachdem der Planet in etlichen Umschwüngen zu dem
Abstande, da er jetzt schwebt, gebraucht worden, verlor er in
einem so gemässigten Klima nach und nach die empfangene Wärme,
und die Dünste, welche von seiner Oberfläche sich noch
immer um ihn verbreiteten, liessen nach und nach ab, sich bis
in Schweifen zu erheben. Es stiegen auch nicht mehr neue so häufig
auf, um die alten zu vermehren: kurz, die schon ihm umgebenden
Dünste blieben durch Ursachen, welche wir gleich anführen
wollen, um ihn schweben und erhielten ihm das Merkmal seiner ehemaligen
kometenähnlichen Natur in einem beständigen Ringe, indessen
dass sein Körper die Hitze verhauchte und zuletzt ein ruhiger
und gereinigter Planet wurde. Nun wollen wir das Geheimniss anzeigen,
das dem Himmelskörper seine aufgestiegene Dünste frei
schwebend hat erhalten können, ja, sie aus einer rund um
ihn ausgebreiteten Atmosphäre in die Form eines allenthalben
abstehenden Ringes verändert hat. Ich nehme an: Saturn habe
eine Umdrehung um die Achse gehabt; und nichts mehr, als dieses
is nöthig, um das ganze Geheimniss aufzudecken. Kein anderes
Triebwerk, als dieses einzige hat durch einen unmittelbaren mechanischen
Erfolg gedachtes Phänomenon dem Planeten zuwege gebracht;
und ich getraue mir es zu behaupten, dass in der ganzen Natur
nur wenig Dinge auf einen so begreiflichen Ursprung können
gebracht werden, als diese Besonderheit des Himmels aus dem rohen
Zustande der ersten Bildung sich entwickeln lässt.
Die von dem Saturn aufsteigende Dünste hatten die Bewegung
an sich und setzten sie in der Höhe, dahin sie aufgestiegen
waren, frei fort, die sie als dessen Theile bei seiner Umdrehung
um die Achse gehabt hatten. Die Theilchen, die nahe beim Äquator
des Planeten aufstiegen, müssen die schnellste und weiter
davon ab zu den Polen um so viel schwächere Bewegungen gehabt
haben, je grösser die Breite des Orts war, von dem sie aufstiegen.
Das Verhältniss der specifischen Schwere ordnete den Partikeln
die verschiedentliche Höhen, zu denen sie aufstiegen; aber
nur diejenige Partikeln konnten die Örter ihres Abstandes
in einem beständig freien Zirkelumschwunge behaupten, deren
Entfernungen, in die sie versetezt waren, eine solche Centralkraft
erheischten, als diese mit der Geschwindigkeit, welche ihnen von
der Achssendrehung eigen war, leisten konnten; die übrigen,
wofern sie durch die Wechselwirkung der andern nicht zu dieser
Genauheit gebracht werden können, müssen entweder mit
dem Übermasse der Bewegung aus der Sphäre des Planeten
sich entfernen, oder durch den Mangel derselben auf ihn zurück
zu sinken genöthigt werden. Die durch den ganzen Umfang der
Dunstkugel zerstreute Theilchen werden vermöge eben derselben
Centralgesetze in der Bewegung ihres Umschwunges die fortgesetzte
Äquatorsfläche des Planeten von beiden Seiten zu durchschneiden
trachten, und indem sie, einander in diesem Plane von beiden Hemisphären
begegend, einander aufhalten, werden sie sich daselbst häufen;
und weil ich setze, dass gedachte Dünste diejenige sind,
die der Planet zu seiner Verkühlung zuletzt herauf schickt,
wird alle zerstreuete Dunstmaterie sich neben diesem Plane in
einem nicht gar breiten Raume sammlen und die Räume zu beiden
Seiten leer lassen. In dieser neuen und veränderten Richtung
aber werden sie dennoch eben dieselbe Bewegung fortsetzen, welche
sie in freien concentrischen Zirkelumläufen schwebend erhält.
Auf solche Weise nun ändert der Dunstkreis seine Gestalt,
welche eine erfüllte Sphäre war, in eine Form einer
ausgebreiteten Fläche, welche gerade mit dem Äquator
des Saturns zusammen trifft; aber auch diese Fläche muss
aus eben denselben mechanischen Gründen zuletzt die Form
eines Ringes annehmen, dessen äusserer Rand durch die Wirkung
der Sonnenstrahlen bestimmt wird, welche diejenige Theilchen,
die sich bis zu gewisser Weite von dem Mittelpunkte des Planeten
entfernt haben, durch ihre Kraft zerstreuet und entfernt, so wie
sie es bei den Kometen thut, und dadurch die auswendige Grenze
ihres Dunstkreises abzeichnet. Der inwendige Rand dieses entspringenden
Ringes wird durch das Verhältniss der Geschwindigkeit des
Planeten unter seinem Äquator bestimmt. Denn in demjenigen
Abstande von seinem Mittelpunkte, da diese Geschwindigkeit mit
der Attraction des Orts das Gleichgewicht leistet, da ist die
grösste Nähe, in welcher die von seinem Körper
aufgestiegene Theilchen durch die von der Achsendrehung eigene
Bewegung Zirkelkreise beschreiben können. Die nähern
Theilchen, weil sie einer grössern Gesechwindigkeit zu solchem
Umlaufe bedürfen, die sie doch nicht haben können, weil
selbst auf dem Äquator des Planeten die Bewegung nicht schneller
ist, werden dadurch excentrische Läufe erhalten, die einander
durchkreuzen, eines der andern Bewegung schwächen und endlich
insgesammt auf den Planeten niederstürzen, vom dem sie sich
erhoben hatten. Da sehen wir nun das wunderseltsame Phänomenon,
dessen Anblick seit seiner Entdeckung die Astronomen jederzeit
in Bewunderung gesetzt hat, und dessen Ursache zu entdecken man
niemals auch nur eine wahrscheinliche Hoffnung hat fassen können,
auf eine leicht, von aller Hypothese befreiete mechanische Art
entstehen. Was dem Saturn widerfahren ist, das würde, wie
hieraus leicht ersehen werden kann, einem jeden Kometen, der genugsame
Achsendrehung hätte, wenn er in eine beständige Höhe
versetzt würde, in der sein Körper nach und nach verkühlen
könnte, eben so regelmässig widerfahren. Die Natur ist
an vortrefflichen Auswickelulngen in dem sich selbst gelaassenen
Zustande ihrer Kräfte sogar im Chaos fruchtbar, und die darauf
folgende Ausbildung bringt so herrliche Beziehungen und Übereinstimmungen
zum gemeinsamen Nutzen der Creatur mit sich, dass sie sogar in
den ewigen und unwandelbaren Gesetzen ihrer wesentlichen Eigenschaften
dasjenige grosse Wesen mit einstimmiger Gewissheit zu erkennen
geben, in welchem sie vermittelst ihrer gemeinschaftlichen Abhängigkiet
sich zu einer gesammten Harmonie vereinbaren. Saturn hat von seinem
Ringe grosse Vortheile; er vermehrt seinen Tag und erleuchtet
unter so viel Monden dessen Nacht dermassen, dass man daselbst
leichtlich die Abwesenheit der Sonne vergisst. Aber muss man denn
deswegen leugnen, dass die allgemeine Entwickelung der Materie
durch mechanische Gesetze, ohne andere, als ihre allgemeine Bestimmungen
zu bedürfen, habe Beziehungen hervorbringen können,
die der vernünftigen Creatur Nutzen schaffen? Alle Wesen
hängen aus einer Ursache zusammen, welche der Verstand Gottes
ist; sie können daher keine andere Folgen nach sich ziehen,
als solche, die eine Vorstellung der Vollkommenheit in eben derselben
göttlichen Idee mit sich führen.
Wir wollen nunmehr die Zeit der Achsendrehung dieses Himmelskörpers
aus den Verhältnissen seines Ringes nach der angeführten
Hypothese seiner Erzeugung berechnen. Weil alle Bewegung der Theilchen
des Ringes eine einverleibte Bewegung von der Achsendrehung des
Saturns ist, auf dessen Oberfläche sie sich befanden: so
trifft die schnellst Bewegung unter denen, die diese Theilchen
haben, mit der schellsten Umwendung, die auf der Oberfläche
des Saturns angetroffen wird, überein, das ist: die Geschwindigkeit,
womit die Partikeln des Ringes in seinem inwendigen Rande umlaufen,
ist derjenigen, die der Planet auf seinem Äquator hat, gleich.
Man kann aber jene leicht finden, indem man sie aus der Geschwindigkeit
eines von den Saturnustrabanten sucht, dadurch dass man selbige
in dem Verhältnisse der Quadratwurzel der Entfernungen von
dem Mittelpunkte des Planeten nimmt. Aus der gefundenen Geschwindigkeit
ergiebt sich unmittelbar die Zeit der Umdrehung des Saturns um
seine Achse; sie ist von sechs Studen, drei und zwanzig Minuten
und drei und funfzig Secunden. Diese mathematische Berechnung
einer unbekannten Bewegung eines Himmelskörpers, die vielleicht
die einzige Vorherverkündigung ihrer Art in der eigentlichen
Naturlehre ist, erwartet von den Beobachtungen künstiger
Zeiten die Bestätigung. Die noch zur Zeit bekannte Ferngläser
vergrössern den Saturn nicht so sehr, dass man die Flecken,
die man auf seiner Oberfläche vermuthen kann, dadurch entdecken
könnte, um durch deren Verrückung seine Umwendung um
die Achse zu ersehen. Allein die Sehröhre haben vielleicht
noch nicht alle diejenige Vollkommenheit erlangt, die man von
ihnen hoffen kann, und welche der Fleiss und die Geschicklichkeit
der Künstler uns zu versprechen scheint. Wenn man dereinst
dahin gelangte, unsern Muthmassungen den Ausschlag durch den Augenschein
zu geben, welche Gewissheit würde die Theorie des Saturns
und was für enine vorzügliche Glaubwürdigkeit würde
das ganze System dadurch nicht erlangen, das auf den gleichen
Gründen errichtet ist. Die Zeit der täglichen Umdrehung
des Saturns führt auch das Verhältniss der den Mittelpunkt
fliehenden Kraft seines Äquators zu Schwere auf seiner Oberfläche
mit sich; sie ist zu dieser, wie 20:32. Die Schwere ist also nur
um 3/5 grösser, als die Centerfliehkraft. Dieses so grosse
Verhältniss verursacht nothwendig einen sehr beträchtlichen
Unterschied der Durchmesser dieses Planeten, und man könnte
besorgen, dass er so gross enspringen müsste, dass die Beobachtung
bei diesem obzwar wenig durch das Fernglas vergrösserten
Planeten dennoch gar zu deutlich in die Augen fallen müsste,
welches wirklich nicht geschieht, und die Theorie dadurch einen
nachtheiligen Anstoss erleiden könnte. Eine gründliche
Prüfung hebt diese Schwierigkeit völlig. Nach der Huygenianischen
Hypothese, welche annimmt, dass die Schwere in dem Innern eines
Planeten durch und durch gleich sei, ist der Unterschied der Durchmesser
in einem zweifach kleinern Verhältniss zu dem Durchmesser
des Äquators, als die Centerfliehkraft zur Schwere unter
den Polen hat. Z. E. da bei der Erde die den Mittelpunkt fliehende
Kraft des Äquators 1/289 der Schwere unter den Polen ist:
so muss in der Huygenianischen Hypothese der Durchmesser der Äquatorsfläche
1/578 grösser, als die Erdachse sein. Die Ursache ist diese:
weil, da die Schwere, der Voraussetzung gemäss in dem Innern
des Erdklumpens in allen Nähen zum Mittelpunkte so gross,
wie auf der Oberfläche ist, die Centrifugalkraft aber mit
den Annäherungen zum Mittelpunkte abnimmt, selbige nicht
allenthalben 1/289 der Schwere ist, sondern vielmehr die ganze
Verminderung des Gewichtes der flüssignen Säule in der
Äquatorsfläche aus diesem Grunde nicht 1/289, sondern
die Hälfte davon, d. i. 1/578 desselben, beträgt. Dagegen
hat in der Hypothese des Newton die Centerfliehkraft, welche die
Achsendrehung erregt, in der ganzen Fläche des Äquators
bis zum Mittelpunkte ein gleiches Verhältniss zur Schwere
des Orts: weil diese in dem Innern des Planeten (wenn er durch
und durch von gleichförmiger Dichtigkeit angenommen wird)
mit dem Abstande vom Mittelpunkte in derselben Proportion, als
die Centerfliehkraft abnimmet, mithin diese jederzeit 1/289 der
erstern ist. Dieses verursacht eine Erleichterung der flüssign
Säule in der Äquatorsfläche und auch die Erhebung
derselben um 1/289, welcher Unterschied der Durchmesser in diesem
Lehrbegriffe noch dadurch vermehrt wird, dass die Verkürzung
der Achse eine Annäherung der Theile zum Mittelpunkte, mithin
eine Vermehrung der Schwere, die Verlängerung des Äquatordurchmessers
aber eine Entfernung der Theile von eben demselben Mittelpunkte
und daher eine Verringerung ihrer Gravität mit sich führt
und aus diesem Grunde die Abplattung des Newtonischen Sphäroids
so vermehrt, dass der Unterschied der Durchmesser von 1/289 bis
zu 1/250 erhoben wird.
Nach diesen Gründen müssten die Durchmesser des Saturns
noch in grösserem Verhältnisse, als das von 20 zu 32
ist, gegen einander sein; sie müssten der Proportion von
1 zu 2 beinahe gleich kommen: ein Unterschied, der so gross ist,
dass die geringste Aufmerksamkeit ihn nicht fehlen würde,
so klein auch Saturn durch die Ferngläser erscheinen mag.
Allein heiraus ist nur zu ersehen, dass die Voraussetzung der
gleichförmigen Dichtigkeit, welche bei dem Erdkörper
ziemlich richtig angebracht zu sein scheint, beim Saturn gar zu
weit von der Wahrheit abweiche; welches schon an sich selber bei
einem Planeten wahrscheinlich ist, dessen Klumpen dem grössten
Theile seines Inhaltes nach aus den leichtesten Materien besteht
und denen von schwererer Art in die Niedersinkung zum Mittelpunkte
nach Beschaffenheit ihrer Schwere weit freier verstattet, als
diejenige Himmelskörper, deren viel dichterer Stoff den Niedersatz
der Materien verzögert und sie, ehe diese Niedersinkung geschehen
kann, fest werden lässt. Indem wir also beim Saturn voraussetzen,
dass die Dichtigkeit seiner Materien in seinem Innern mit der
Annäherung zum Mittelpunkte zunehme, so nimmt die Schwere
nicht mehr in diesem Verhältnisse ab; sondern die wachsende
Dichtigkeit ersetzt den Mangel der Theile, die über die Höhe
des in dem Planeten befindlichen Punkts gesetzt sind und durch
ihre Anziehung zu dessen Gravität nichts beitragen (14).
Wenn diese vorzügliche Dichtigkeit der tiefsten
Materien sehr gross ist, so verwandelt sie vermöge der Gesetze
der Anziehung die zum Mittelpunkte hin in dem Innern abnehmende
Schwere in eine fast gleichförmige und setzt das Verhältniss
der Durchmesser dem Huygenischen nahe, welches immer die Hälfte
von dem Verhältniss zwischen der Centrifugalkraft und der
Schwere ist; folglich da diese gegen einander wie 2:3 waren, so
wird der Unterschied der Durchmesser dieses Planeten nicht 1/3,
sondern 1/6 des Äquatordurchmessers sein; welcher Unterschied
schliesslich noch dadurch verborgen wird, weil Saturn, dessen
Achse mit der Fläche seiner Bahn jederzeit einen Winkel von
31 Graden macht, die Stellung desselben gegen seinen Äquator
niemals, wie beim Jupiter gerade zu darbietet, welches den vorigen
Unterschied fast um den dritten Theil dem Scheine nach vermindert.
Man kann bei solchen Umständen und vornehmlich bei der so
grossen Weite dieses Planeten leicht erachten: dass die abgeplattete
Gestalt seines Körpers nicht so leicht, als man wohl denken
sollte, in die Augen fallen werde; dennoch wird die Sternwissenschaft,
deren Aufnehmen vornehmlich auf die Vollkommenheit der Werkzeuge
ankommt, die Entdeckung einer so merkwürdigen Eigenschaft,
wo ich mir nicht zu sehr schmeichle, durch derselben Hülfe
vielleicht zu erreichen in den Stand gesetzt werden.
Was ich von der Figur des Saturns sage, kann gewissermassen der
Naturlehre des Himmels zu einer allgemeinen Bemerkung dienen.
Jupiter, der nach einer genauen Ausrechnung ein Verhältniss
der Schwere zur Centrifugalkraft auf seinem Äquator wenigstens
wie 9.25:1 hat, sollte, wenn sein Klumpen durch und durch von
gleichförmiger Dichtigkeit wäre, nach den Lehrsätzen
des Newton einen noch grössern Unterschied, als 1/9 zwischen
seiner Achse und dem Äquatorsdurchmesser an sich zeigen.
Allein Cassini hat ihn nur 1/16, Pound 1/12, bisweilen 1/14 befunden;
wenigstens stimmen alle diese verschiedene Beobachtungen, welche
durch ihren Unterschied die Schwierigkeit dieser Abmessung bestätigen,
darin überein, sie viel kleiner zu setzen, als sie es nach
dem System des Newton, oder vielmehr nach seiner Hypothese von
der gleichförmigen Dichtigkeit sein sollte. Und wenn man
daher die Voraussetzung der gleichförmigen Dichtigkeit, welche
die so grosse Abweichung der Theorie von der Beobachtung veranlasst,
in die viel wahrscheinlichere verändert, da die Dichtigkeit
des planetischen Klumpens zu seinem Mittelpunkte hin zunehmend
gesetzt wird: so wird man nicht allein an dem Jupiter die Beobachtung
rechtfertigen, sondern auch bei dem Saturn, einem viel schwerer
abzumessenden Planeten, die Ursache einer minderen Abplattung
seines sphäroidischen Körpers deutlich einsehen können.
Wir haben aus der Erzeugung des saturnishen Ringes Anlass genommen,
den kühnen Schritt zu wagen, die Zeit der Achsendrehung,
welche die Ferngläser zu endecken nicht vermögen, ihm
durch Rechnung zu bestimmen. Lasset uns diese Probe einer physischen
Vorhersagung noch mit einer andern an eben diesem Planeten vermehren,
welche von vollkommeneren Werkzeugen künftiger Zeiten das
Zeugnis ihrer Richtigkeit zu erwarten hat.
Der Voraussetzung gemäss, dass der Ring des Saturns eine
Häufung der Theilchen sei, die, nachdem sie von der Oberfläche
dieses Himmelskörpers als Dünste aufgestiegen, sich
vermöge des Schwunges, den sie von der Achsendrehung desselben
an sich haben und fortsetzen, in der Höhe ihres Abstandes
frei in Zirkeln laufend erhalten, haben dieselbe nicht in allen
ihren Entfernungen vom Mittelpunkte gleich periodische Umlaufszeiten;
sondern diese verhalten sich vielmehr, wie die Quadratwurzeln
aus den Würfeln ihres Abstandes, wenn sie sich durch die
Gesetze der Centralkräfte schwebend erhalten sollen. Nun
ist die Zeit, darin nach dieser Hypothese die Theilchen des inwendigen
Randes ihren Umlauf verrichten, ungefähr von 10 Stunden,
und die Zeit des Zirkellaufs der Partikeln im auswendigen Rande
ist nach gehöriger Ausrechnung 15 Stunden; also, wenn die
niedrigsten Theile des Ringes ihren Umlauf 3 mal verrichtet haben,
haben es die entferntesten nur 2mal gethan. Es ist aber wahrscheinlich,
man mag die Hinderniss, die die Partikeln bei ihrer grossen Zerstreuung
in der Ebene des Ringes einander leisten, so gering schätzen,
als man will, dass das Nachbleiben der entferntern Theilchen bei
jeglichem ihrer Umläufe die schneller bewegte niedrige Theile
nach und nach verzögert und aufhält, dagegen diese den
obern einen Theil ihrer Bewegung zu einer geschwindern Umwendung
eindrücken müssen, welches, wenn diese Wechselwirkung
nicht endlich unterbrochen würde, so lange dauren würde,
bis die Theilchen des Ringes alle dahin gebracht wären, sowohl
die niedrigen, als die weitern, in gleicher Zeit sich herumzuwenden,
als in welchem Zustande sie in respectiver Ruhe gegen einander
sein und durch die Wegrückung keine Wirkung in einander thun
würden. Nun würde aber ein solcher Zustand, wenn die
Bewegung des Ringes dahin ausschlüge, denselben gänzlich
zerstören, weil, wenn man die Mitte von der Ebene des Ringes
nimmt und setzt, dass daselbst die Bewegung in dem Zustande verbleibe,
darin sie vorher war und sein muss, um einen freien Zirkellauf
leisten zu können, die untern Theilchen, weil sie sehr zurück
gehalten worden, sich nicht in ihrer Höhe schwebend erhalten,
sondern in schiefen und excentrischen Bewegungen einander durchkreuzen,
die entferntern aber, durch den Eindruck einer grössern Bewegung,
als sie für die Centralkraft ihres Abstandes sein soll, weiter
von dem Saturn abgewandt, als die Sonnenwirkung die äussere
Grenze des Ringes bestimmt, durch dieselbe hinter dem Planeten
zerstreuet und forgeführt werden müssten.
Allein man darf alle diese Unordung nicht befürchten. Der
Mechanismus der erzeugenden Bewegung des Ringes führt auf
eine Bestimmung, die denselben vermittelst eben der Ursachen,
die ihn zerstören sollen, in einen sichern Zustand versetzt,
dadurch dass er in etliche concentrische Zirkelstreifen getheilt
wird, welche wegen der Zwischenräume, die sie absondern,
keine Gemeinschaft mehr unter einander haben. Denn indem die Partikeln,
die in dem inwendigen Rande des Ringes umlaufen, die obere durch
ihre schnellere Bewegung etwas fortführen und ihren Umlauf
beschleunigen, so verursachen die vermehrten Grade der Geschwindigkeit
in diesen ein Übermass der Centrifugalkraft und eine Entfernung
von dem Orte, da sie schwebten. Wenn man aber voraussetzt, dass,
indem dieselbe sich von den niedrigen zu trennen bestreben, sie
einen gewissen Zusammenhang zu überwinden haben, der, ob
es zwar zerstreuete Dünste sind, dennoch bei diesen nicht
ganz nichts bedeutend zu sein scheint: so wird dieser vermehrte
Grad des Schwunges gedachten Zusammenhang zu überwinden trachten,
aber selbigen nicht überwinden, so lange der Überschuss
der Centerfliehkraft, die er in gleicher Umlaufszeit mit den niedrigsten
anwendet, über die Centralkraft ihres Orts dieses Anhängen
nicht übertrifft. Und aus diesem Grunde muss in einer gewissen
Breite eines Streifens von diesem Ringe, obgleich, weil dessen
Theile in gleicher Zeit ihren Umlauf verrichten, die obere eine
Bestrebung anwenden, sich von den untern abzureissen, dennoch
der Zusammenhang bestehen, aber nicht in grössere Breite,
weil, indem die Geschwindigkeit dieser in gleichen Zeiten umbewegten
Theilchen mit den Entfernungen, also mehr, als sie es nach den
Centralgesetzen thun sollte, zunimmt, wenn sie den Grad überschritten
hat, den der Zusammenhang der Dunsttheilchen leisten kann, von
diesen sich abreissen und einen Abstand annehmen müssen,
welcher dem Überschusse der Umwendungskraft über die
Centralkraft des Orts gemäss ist. Auf diese Weise wird der
Zwischenraum bestimmt, der den ersten Streifen des Ringes von
den übrigen absondert; und auf gleiche Weise macht die beschleunigte
Bewegung der obern Theilchen durch den schnellen Umlauf der untern
und der Zusammenhang derselben, welcher die Trennung zu hindern
trachtet, den zweiten concentrischen Ring, von welchem der dritte
um eine mässige Zwischenweite absteht. Man könnte die
Zahl dieser Zirkelstreifen und die Breite ihrer Zwischenräume
ansrechnen, wenn der Grad des Zusammenhanges bekannt wäre,
welcher die Theilchen an einander hängt; allein wir können
uns begnügen, überhaupt die Zusammensetzung des saturnischen
Ringes, die dessen Zerstörung vorbeugt und ihn durch freie
Bewegungen schwebend erhält, mit gutem Grunde der Wahrscheinlichkeit
errathen zu haben.
Diese Muthmassung vergnügt mich nicht wenig vermittelst der
Hoffnung, selbige noch wohl dereinst durch wirkliche Beobachtungen
bestätigt zu sehen. Vor einigen Jahren verlautete aus London,
dass, indem man mit einem neuen, vom Herrn Bradley verbesserten
Newtonischen Sehrohre den Saturn beobachtete, es geschienen habe,
sein Ring sei eigentlich eine Zusammensetzung von veilen concentrischen
Ringen, welche durch Zwischenräume abgesondert wären.
Diese Nachricht ist seitdem nicht fortgesetzt worden (15).
Die Werkzeuge des Gesichts haben die Kenntnisse der äussersten
Gegenden des Weltgebäudes dem Verstande eröffnet. Wenn
es nun vornehmlich auf sie ankommt, neue Schritte darin zu thun,
so kann man von der Aufmerksamkeit des Jahrhunderts auf alle dasjenige,
was die Einsichten der Menschen erweitern kann, wohl mit Wahrscheinlichkeit
hoffen, dass sie sich vornehmlich auf eine Seite wenden werde,
welche ihr die grösste Hoffnung zu wichtigen Entdeckungen
darbietet.
Wenn aber Saturn so glücklich gewesen, sich einen Ring zu
verschaffen, warum ist denn kein anderer Planet mehr dieses Vortheils
theilhaftig geworden? Die Ursache ist deutlich. Weil ein Ring
aus den Ausdünstungen eines Planeten, der sie bei seinem
rohen Zustande aushaucht, entstehen soll, und die Achsendrehung
diesen den Schwung geben muss, den sie nur fortzusetzen haben,
wenn sie in die Höhe gelangt sind, da sie mit dieser eingepflanzten
Bewegung der Gravitation gegen den Planeten gerade das Gleichgewicht
leisten können: so kann man leicht durch Rechnung bestimmen,
zu welcher Höhe die Dünste von einem Planeten aufsteigen
müssen, wenn sie durch die Bewegungen, die sie unter dem
Äquator desselben hatten, sich in freier Zirkelbewegung erhalten
sollen, wenn man den Durchmesser des Planeten, die Zeit seiner
Umdrehung und die Schwere auf seiner Oberfläche kennt. Nach
dem Gesetze der Centralbewegung wird die Entfernung eines Körpers,
der um einen Planeten mit einer dessen Achsendrehung gleichen
Geschwindigkeit frei im Zirkel laufen kann, in eben solchem Verhältnisse
zum halben Durchmesser des Planeten sein, als die den Mittelpunkt
fliehende Kraft ünter dem Äquator desselben zur Schwere
ist. Aus diesen Gründen war die Entfernung des innern Randes
des Saturnringes wie 8, wenn der halbe Diameter desselben wie
5 angenommen wird, welche zwei Zahlen in demselben Verhältnisse
wie 32:20 sind, die, so wie wir vorher bemerkt haben, die Proportion
zwischen der Schwere und der Centerfliehkraft unter dem Äquator
ausdrücken. Aus den gleichen Gründen, wenn man setzte,
dass Jupiter einen auf diese Art erzeugten Ring haben sollte,
würde dessen kleinster halber Durchmesser die halbe Dicke
des Jupiter 10mal übertreffen, welches gerade dahin treffen
würde, wo sein äusserster Trabant um ihn läuft,
und daher sowohl aus diesen Gründen, als auch, weil die Ausdünstung
eines Planeten sich so weit von ihm nicht ausbreiten kann, unmöglich
ist. Wenn man verlangte zu wissen, warum die Erde keinen Ring
bekommen hat, so wird man die Beantwortung in der Grösse
des halben Durchmessers finden, den nur sein innerer Rand hätte
haben müssen, welcher 289 halbe Erddiameter müsste gross
geworden sein. Bei den langsamer bewegten Planeten entfernt sich
die Erzeugung eines Ringes noch weiter von der Möglichkeit;
also bleibt kein Fall übrig, da ein Planet auf die Weise,
wie wir es erklärt haben, einen Ring hätte bekommen
können, als derjenige, darin der Planet ist, welcher ihn
wirklich hat, welches eine nicht geringe Bestätigung der
Glaubwürdigkiet unserer Erklärungsart ist.
Was mich aber fast versichert macht, dass der Ring, welcher den
Saturn umgiebt, ihm nicht auf diejenige allgemeine Art entstanden
und durch die allgemeine Bildungsgesetze erzeugt worden, die durch
das ganze System der Planeten geherrscht und dem Saturn auch seine
Trabanten verschafft hat, dass, sage ich, diese äusserliche
Materie nicht ihren Stoff dazu hergegeben, sondern er ein Geschöpf
des Planeten selber sei, der seine flüchtigsten Theile durch
die Wärme erhoben und ihnen durch seine eigene Achsendrehung
den Schwung zur Umwendung ertheilt hat, ist dieses, dass der Ring
nicht so wie die andern Trabanten desselben und wie überhaupt
alle umlaufende Körper, die in der Begleitung der Hauptplaneten
befindlich sind, in der allgemeinen Beziehungsfläche der
planetischen Bewegungen gerichtet ist, sondern von ihr sehr abweicht:
welches ein sicherer Beweis ist, dass er nicht aus dem allgemeinen
Grundstoffe gebildet und seine Bewegung aus dessen Herabsinken
bekommen, sondern von dem Planeten nach längst vollendeter
Bildung aufgestiegen und durch dessen eingepflanzte Umschwungskräfte,
als sein abgeschiedener Theil, eine sich auf desselben Achsendrehung
beziehende Bewegung und Richtung bekommen habe.
Das Vergnügen, eine von den seltensten Besonderheiten des
Himmels in dem ganzen Umfange ihres Wesens und Erzeugung begriffen
zu haben, hat uns in eine so weitläufige Abhandlung verwickelt.
Lasset uns mit der Begünstigung unserer gefälligen Leser
dieselbe, wo es beliebig, bis zur Ausschweifung treiben, um, nachdem
wir uns auf eine angenehme Art willkürlichen Meinungen mit
einer Art von Ungebundenheit überlassen haben, mit desto
mehrerer Behutsamkeit und Sorgfalt wiederum zu der Wahrheit zurück
zu kehren.
Könnte man sich nicht einbilden, dass die Erde eben sowohl,
wie Saturn ehemals einen Ring gehabt habe? Er möchte nun
von ihrer Oberfläche eben so, wie Saturns seiner aufgestiegen
sein und habe sich sich lange Zeit erhalten, indessen dass die
Erde von einer viel schnelleren Umdrehung, als die gegenwärtige
ist, durch wer weiss was für Ursachen bis zu gegenwärtigem
Grade aufgehalten worden, oder dass man dem abwärts sinkenden
allgemeinen Grundstoffe es zutrauet, denselben nach den Regeln,
die wir oben erklärt, gebildet zu haben, welches man so genau
nicht nehmen muss, wenn man seine Neigung zum Sonderbaren vergnügen
will. Allein was für einen Vorrath von schönen Erläuterungen
und Folgen bietet uns eine solche Idee dar! Ein Ring um die Erde!
Welche Schönheit eines Anblicks für diejenige, die erschaffen
waren, die Erde als ein Paradies zu bewohnen; wie viel Bequemlichkeit
für diese, welche die Natur von allen Seiten anlachen sollte!
Allein dieses is noch nichts gegen die Bestätigung, die eine
solche Hypothese aus der Urkunde der Schöpfungsgeschichte
enlehnen kann, und die für diejenige keine geringe Empfehlung
zum Beifalle ist, welche die Ehre der Offenbarung nicht zu entweihen,
sondern zu bestätigen glauben, wenn sie sich ihrer bedienen,
den Ausschweifungen ihres Witzes dadurch ein Ansehen zu geben.
Das Wasser der Feste, deren die Mosaische Beschreibung erwähnt,
hat den Auslegern schon nicht wenig Mühe verursacht. Könnte
man sich dieses Ringes nicht bedienen, sich aus dieser Schwierigkeit
heraus zu helfen? Dieser Ring bestand ohne Zweifel aus wässrichten
Dünsten; und man hat ausser dem Vortheile, den er den ersten
Bewohnern der Erde verschaffen konnte, noch diesen, ihn im benöthigten
Falle zerbrechen zu lassen, um die Welt, die solcher Schönheit
sich unwürdig gemacht hatte, mit Überschwemmungen zu
züchtigen. Entweder ein Komet, dessen Anziehung die regelmässige
Bewegungen seiner Theile in Verwirrung brachte, oder die Verkühlung
der Gegend seines Aufenthalts vereinigt dessen zerstreuete Dunsttheile
und stürzte sie in einem der allergrausamsten Wolkenbrüche
auf den Erdboden nieder. Man weiss leichtlich, was die Folge hievon
war. Alle Welt ging im Wasser unter und sog noch über dieses
in den fremden und flüchtigen Dünsten dieses unnatürlichen
Regens denjenigen langsamen Gift ein, der alle Geschöpfe
dem Tode und der Zerstörung näher brachte. Nunmehr war
die Figur eines blassen und lichten Bogens von dem Horizonte verschwunden,
und die neue Welt, welche sich dieses Anblicks niemals erinnern
konnte, ohne ein Schrecken vor diesem fürchterlichen Werkzeug
der göttlichen Rache zu empfinden, sah vielleicht mit nicht
geringer Bestürtzung in dem ersten Regen denjenigen farbichten
Bogen, der seiner Figur nach den erstern abzubilden schien, aber
durch die Versicherung des versöhnten Himmels ein Gnadenzeichen
und Denkmaal einer fortwährenden Erhaltung des nunmehr veränderten
Erdbodens sein sollte. Die Ähnlichkeit der Gestalt dieses
Erinnerungszeichens mit der bezeichneten Begebenheit könnte
eine solche Hypothese denjenigen anpreisen, die der herrschenden
Neigung ergeb sind, die Wunder der Offenbarung mit den ordentlichen
Naturgesetzen in ein System zu bringen. Ich finde es für
rathsamer, den flüchtigen Beifall, den solche Übereinstimmungen
erwecken können, dem wahren Vergnügen völlig aufzuopfern,
welches aus der Wahrnehmung des regelmässigen Zusammenhanges
entspringt, wenn physische Analogien einander zur Bezeichnung
physischer Wahrheiten unterstützen.
[Inhalt des ganzen Werks]
Von dem Zodiakallichte
Die Sonne is mit einem subtilen und dunstigen Wesen umgeben, welches
in der Fläche ihres Äquators mit einer nur geringen
Ausbreitung auf beiden Seiten bis zu einer grossen Höhe sie
umgiebt, wovon man nicht versichert sein kann, ob es, wie Herr
von Mairan es abbildet, in der Figure eines erhaben geschliffenen
Glases (figura lenticulari) mit der Oberfläche der Sonne
zusammen stösst, oder wie der Ring des Saturns alltnthalben
von ihm absteht. Es sei nun das eine oder das andere, so bleibt
Ähnlichkeit genug übrig, um dieses Phänomenon mit
dem Ringe des Saturns in Vergleichung zu stellen und es aus einem
übereinkommenden Ursprunge herzuleiten. Wenn diese ausgebreitete
Materie ein Ausfuss aus der Sonne ist, wie es denn am wahrscheinlichsten
ist, sie dafür zu halten, so wird man die Ursache nicht verfehlen
können, die sie auf die dem Sonnenäquator gemeine Fläche
gebracht hat. Der leichteste und flüchtigste Stoff, den das
Sonnenfeuer von dessen Oberfläche erhebt und schon lange
erhoben hat, wird durch derselben Wirkung weit über sie fortgetrieben
und bleibt nach Massgebung seiner Leichtigkeit in einer Entfernung
schweben, wo die forttreibende Wirkung der Strahlen der Schwere
dieser Dunsttheilchen das Gleichgewicht leistet, oder sie werden
von dem Zuflusse neuere Partikeln unterstürtzt, welche beständig
zu ihnen hinzu hommen. Nun weil di Sonne, indem sie sich um die
Achse dreht, disen von ihrer Oberfläche abgerissenen Dünsten
ihre Bewegung gleichmässig eindrükt: so behalten dieselbe
einen gewiseen Schwung zum Umlaufe, wodurch sie von beiden Seiten
den Centralgesetzen gemäss in dem Zirkel ihrer Bewegung die
fortgesetzte Äquatorsfläche der Sonne zu durchschneiden
bestrebt sind; und daher, weil sie in gleicher Quantität
von beiden Hemisphärien sich zu derselben hindringen, daselbst
sich mit gleichen Kräften häufen und eine ausgebreitete
Ebene in diesem auf den Sonnenäquator beziehenden Plan formiren.
Allein unerachtet dieser Ähnlichkeit mit dem Saturnusringe
bleibt ein wesentlicher Unterschied übrig, welcher das Phänomenon
des Zodiakallichtes von jenem sehr abweichend macht. Die Partikeln
des erstern erhalten sich durch die eingepflanzte Umdrehungsbewegung
in frei schwebendem Zirkellaufe; allein die theilchen des letztern
werden durch die Kraft der Sonnenstrahlen in ihrer Höhe erhalten,
ohne welche die ihnen von der Sonnenumwendung beiwohnende Bewegung
gar weit fehlen würde, sie im freien Umschwunge vom Falle
abzuhalten. Den da die den Mittelpunkt fliehende Kraft der Achsendrehung
auf der Oberfläche der Sonne noch night 1/40000 der Attraction
ist: so würden diese aufgestiegene Dünste 40000 halbe
Sonnendiameter von ihr entfernt wrden müssen, um in solcher
Weite allererst eine Gravitation znzutreffent, die ihrer mitgetheilten
Bewewgung das Gleichgewicht leisten könnte. Man ist also
sicher, dieses Phänomenon der Sonne ihr nicht auf die dem
Saturnusringe gleiche Art zuzumessen.
Gleichwohl bleibt eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit übrig,
dass dieser Halsschmuck der Sonne vielleicht denselben Ursprung
erkenne, den die gesammte Nature erkennt, nämlich die Bildung
aus dem allgemeinen Grundstoff, dessen Theile, da sie in den höchsten
Gegenden der Sonnenwelt herum geschwebt, nur allerest nach völlig
vollendeter Bildung des ganzen Systems zu der Sonne in einem späten
Falle mit geschwächtere, aber doch von Abend gegen Morgen
gekrümmter Bewegung herab gesunken und vermittelst dieser
Art des Kresilaufes die fortgesetzte Äquatorsfläche
derselben durchschnitten, daselbst durch ihre Häufung von
beiden Seiten, indem sie sich aufhielten, eine in dieser Stellung
ausgebreitete Ebene eingenommen haben, worin sie sich zum Theil
durch der Sonnenstrahlen Zurücktreibung, zum Theil durch
ihre wirklich erlangte Kresibewegung jetzt in beständig gleicher
Höhe erhalten. Die gegenwärtige Erklärung hat keine
andere Würdigkeit, als diejenige, welche Muthmassungen zukommt,
und keinen Anspruch, als nure auf einen willkürlichen Beifall;
das Urtheil des Lesers mag sich auf diejenige Seite wenden, welche
ihm die annehmungswürdigste zu sein dünkt.
[Inhalt des ganzen Werks]
Von der Schöpfung im ganzen Umfange ihrer Unendlichkeit
sowohl dem Raume, als der Zeit nach.
Das Welgebäude setzt durch seine unermessliche Grösse
und durch die unendliche Mannigfaltigkeit und Schönheit,
welche aus ihm von allen Seiten hervorleuchtet, in ein stilles
Erstaunen. Wenn die Vorstellung aller dieser Vollkommenheit nun
die Einbildungskraft rührt, so nimmt den Verstand andererseits
eine andere Art der Entzückung ein, wenn er betrachtet, wie
so viel Pracht, so viel Grösse aus einer einzigen allgemeinen
Regel mit einer ewigen und richtigen Ordnung abfliesst. Der planetische
Weltbau, in dem die Sonne aus dem Mittelpunkte aller Kreise mit
ihrer mächtigen Anziehung die bewohnte Kugeln ihres Systems
in ewigen Kreisen umlaufend macht, ist gänzlich, wie wir
gesehen haben, aus dem ursprünglich ausgebreiteten Grundstoff
aller Weltmaterie gebildet worden. Alle Fixsterne, die das Auge
an der hohlen Tiefe des Himmels entdeckt, und die eine Art von
Verschwendung anzuzeigen scheinen, sind Sonnen und Mittelpunkte
von ähnlichen Systemen. Die Analogie erlaubt es also hier
nicht, zu zweifeln, dass diese auf die gleiche Art, wie das, darin
wir uns befinden, aus den kleinsten Theilen der elementarischen
Materie, die den leeren Raum, diesen unendlichen Umfang der göttlichen
Gegenwart, erfüllte, gebildet und erzeugt worden.
Wenn nun alle Welten und Weltordnungen dieselbe Art ihres Ursprungs
erkennen, wenn die Anziehung unbeschränkt und allgemein,
die Zurückstossung der Elemente aber ebenfalls durchgehends
wirksam, wenn bei dem Unendlichen das Grosse und Kleine beiderseits
klein ist: sollten nicht alle die Weltgebäude gleichermassen
eine beziehende Verfassung und systematische Verbindung unter
einander angenommen haben, als die Himmelskörper unserer
Sonnenwelt im kleinen, wie Saturn, Jupiter und die Erde, die für
sich insonderheit Systeme sind und dennoch unter einander als
Glieder in einem noch grössern zusammen hängen? Wenn
man in dem unermesslichen Raume, darin alle Sonnen der Milchstrasse
sich gebildet haben, einen Punkt annimmt, um welchen durch ich
weiss nicht was für eine Ursache die erste Bildulng der Natur
aus dem Chaos angefangen hat: so wird daselbst die grösste
Masse und ein Körper von der ungemeinsten Attraction entstanden
sein, der dadurch fähig geworden, in einer ungeheuren Sphäre
um sich alle in der Bildung begriffene Systeme zu nöthigen,
sich gegen ihn, als ihren Mittelpunkt, zu senken und um ihn ein
gleiches System im Ganzen zu errichten, als derselbe elementarische
Grudstoff, der die Planeten bildete, um die Sonne im Kleinen gemacht
hat. Die Beobachtung macht diese Muthmassung beinahe ungezweifelt.
Das Heer der Gestirne macht durch seine beziehende Stellung gegen
einen gemeinschaftlichen Plan eben sowohl ein System aus, als
die Planeten unseres Sonnenbaues um die Sonne. Die Milchstrasse
ist der Zodiakus dieser höheren Weltordnungen, die von seiner
Zone so wenig als möglich abweichen, und deren Streif immer
von ihrem Lichte erleuchtet ist, so wie der Thierkreis der Planeten
von dem Scheine dieser Kugeln, obzwar nur in sehr wenig Punkten,
hin und wieder schimmert. Eine jede dieser Sonnen macht mit ihren
umlaufenden Planeten für sich ein besonderes System aus;
allein dieses hindert nicht, Theile eines noch grösseren
Systems zu sein, so wie Jupiter oder Saturn ungeachtet ihrer eigenen
Begleitung in der systematischen Verfassung eines noch grösseren
Weltbaues beschränkt sind. Kann man an einer so genauen Übereinstimmung
in der Verfassung nicht die gleiche Ursache und Art der Erzeugung
erkennen?
Wenn nun die Fixsterne ein System ausmachen, dessen Umfang durch
die Anziehungssphäre desjenigen Körpers, der in Mittelpunkte
befindlich ist, bestimmt wird, werden nicht mehr Sonnensystemata
und, so zu reden, mehr Milchstrassen entstanden sein, die in dem
grenzenlosen Felde des Weltraums erzeugt worden? Wir haben mit
Erstauen Figuren am Himmel erblickt, welche nichts anders, als
solche auf einen gemeinschaftlichen Plan beschränkte Fixsternensystemata,
solche Milchstrassen, wenn ich mich so ausdrücken darf, sind,
die in verschiedenen Stellungen gegen das Auge mit einem ihrem
unendlichen Abstande gemäss geschwächten Schimmer elliptische
Gestalten darstellen; es sind Systemata von, so zu sagen, unendliche
mal unendlich grösserm Durchmesser, als der Diameter unseres
Sonnenbaues ist, aber ohne Zweiffel auf gleiche Art entstanden,
aus gleichen Ursachen geordnet und eingerichtet und erhalten sich
durch ein gleiches Triebwerk, als dieses in ihrer Verfassung.
Wenn man diese Sternensystemata wiederum als Glieder an der grossen
Kette der gesammten Natur ansieht, so hat man eben so viel Ursache,
wie vorher, sie in einer gegenseitigen Beziehung zu gedenken und
in Verbindungen, welche kraft des durch die ganze Natur herrschenden
Gesetzes der ersten Bildung ein neues, noch grösseres System
ausmachen, das durch die Anziehung eines Körpers von ungleich
mächtiger Attraction, als alle die vorige waren, aus dem
Mittelpunkte ihrer regelmässigen Stellungen regiert wird.
Die Anziehung, welche die Ursache der systematischen Verfassung
unter den Fixsternen der Milchstrassse ist, wirkt auch noch in
der Entfernung eben dieser Weltordnungen, um sie aus ihren Stellungen
zu bringen und die Welt in einem unvermeidlich bevorstehenden
Chaos zu begraben, wenn nicht regelmässig ausgetheilte Schwungskräfte
der Attraction das Gegengewicht leisten und beiderseits in Verbindung
diejenige Beziehung hervorbringen, die der Grund der systematischen
Verfassung ist. Die Anziehung ist ohne Zweifel eine eben so weit
ausgedehnte Eigenschaft der Materie, als die Coexistenz, welche
den Raum macht, indem sie die Substanzen durch gegenseitige Abhängigkeiten
verbindet, oder, eigentlicher zu reden, die Anziehung ist eben
diese allgemeine Beziehung, welche die Theile der Natur in einem
Raume vereinigt: sie erstreckt sich also auf die ganze Ausdehnung
desselben bis in allen Weiten ihrer Unendlichkeit. Wenn das Licht
von diesen entfernten Systemen zu uns gelangt, das Licht, welches
nur eine eingedrückte Bewegung ist, muss nicht vielmehr die
Anziehung, diese ursprüngliche Bewegungsquelle, welche eher,
wie all Bewegung ist, die keiner fremden Ursachen bedarf, auch
durch keine Hinderniss kann aufgehalten werden, weil sie in das
Innerste der Materie ohne einigen Stoss selbst bei der allgemeinen
Ruhe der Natur wirkt, muss, sage ich, die Anziehung nicht diese
Fixsternen-Systemata ihrer unermesslichen Entfernungen ungeachtet
bei der ungebildeten Zerstreuung ihres Stoffes im Anfange der
Regung der Natur in Bewegung versetzt haben, die eben so, wie
wir im Kleinen gesehen haben, die Quelle der systematischen Verbindung
und der dauerhaften Beständigkeit ihrer Glieder ist, die
sie vor dem Verfall sichert?
Aber welches wird denn endlich das Ende der systematischen Einrichtungen
sein? Wo wird die Schöpfung selber aufhören? Man merkt
wohl, dass, um sie in einem Verhältnisse mit der Macht des
unendlichen Wesens zu gedenken, sie gar keine Grenzen haben müsse.
Man kommt der Unendlichkeit der Schöpfungskraft Gottes nicht
näher, wenn man den Raum ihrer Offenbarung in einer Sphäre,
mit dem Radius der Milchstrasse beschrieben, einschliesst, als
wenn man ihn in eine Kugel beschränken will, die einen Zoll
im Durchmesster hat. Alles, was endlich, was seine Schranken und
ein bestimmtes Verhältniss zur Einheit hat, ist von dem Unendlichen
gleich weit entfernt. Nun wäre es ungereimt, die Gottheit
mit einem unendlich kleinen Theile ihres schöpferischen Vermögens
in Wirksamkeit zu setzen und ihre unendliche Kraft, den Schatz
einer wahren Unermesslichkeit von Naturen und Welten, unthätig
und in einem ewigen Mangel der Ausübung verschlossen zu gedenken.
Ist es nicht vielmehr anständiger, oder, besser zu sagen,
ist es nicht nothwendig, den Inbegriff der Schöpfung also
anzustellen, als er sein muss, um ein Zeugniss von derjenigen
Macht zu sein, die durch keinen Massstab kann abgemessen werden?
Aus diesem Grunde ist das Feld der Offenbarung göttlicher
Eigenschaften eben so unendlich, als diese selber sind (16).
Die Ewigkeit ist nicht hinlänglich, die Zeugnisse des höchsten
Wesens zu fassen, wo sie nicht mit der Unendlichkeit des Raumes
verbunden wird. Es ist wahr, die Ausbildung, die Form, die Schönheit
und Vollkommenheit sind Beziehungen der Grundstücke und der
Substanzen, die den Stoff des Weltbaues ausmachen; und man bemerkt
es an den Anstalten, die die Weisheit Gottes noch zu aller Zeit
trifft; es ist ihr auch am gemässesten, dass sie sich aus
dieser ihren eingepflanzten allgemeinen Gesetzen durch eine ungezwungene
Folge herauswickeln. Und daher kann man mit gutem Grunde setzen,
dass die Anordnung und Einrichtung der Weltgebäude aus dem
Vorrathe des erschaffenen Naturstoffes in einer Folge der Zeit
nach und nach geschehe; allein die Grundmaterie selber, deren
Eigneschaften und Kräfte allen Veränderungen zum Grunde
liegen, ist eine unmittelbare Folge des göttlichen Daseins:
selbige muss also auf einmal so reich, so vollständig sein,
dass die Entwickelung ihrer Zusammensetzungen in dem Abflusse
der Ewigkeit sich über einen Plan ausbreiten könne,
der alles in sich schliesst, was sein kann, der kein Mass annimmt,
kurz, der unendlich ist.
Wenn nun also die Schöpfung der Räume nach unendlich
ist, oder es wenigstens der Materie nach wirklich von Anbeginn
her schon gewesen ist, der Form, oder der Ausbildung nach aber
es bereit ist, zu werden, so wird der Weltraum mit Welten ohne
Zahl und ohne Ende belebt werden. Wird denn nun jene systematische
Verbindung, die wir vorher bei allen Theilen insonderheit erwogen
haben, auch aufs Ganze gehen und das gesammte Universum, das All
der Natur, in einem einigen System durch die Verbindung der Anziehung
und der fliehenden Kraft zusammen fassen? Ich sage ja; wenn nur
lauter abgesonderte Weltgebäude, die unter einander keine
vereinte Beziehung zu einem Ganzen hätten, vorhanden wären,
so könnte man wohl, wenn man diese Kette von Gliedern als
wirklich unendlich annähme, gedenken, dass eine genaue Gleichheit
der Anziehung ihrer Theile von allen Seiten diese Systemata vor
dem Verfall, den ihnen die innere Wechselanziehung droht, sicher
halten könne. Allein hiezu gehört eine so genaue abgemessene
Bestimmung in den nach der Attraction abgewogenen Entfernungen,
dass auch die geringste Verrückung dem Universo den Untergang
zuziehen und sie in langen Perioden, die aber doch endlich zu
Ende laufen müssen, dem Umsturze überliefern würde.
Eine Weltverfassung, die sich ohne ein Wunder nicht erhielt, hat
nicht den Charackter der Beständigkeit, die das Merkmal der
Wahl Gottes ist; man trifft es also dieser weit anständiger,
wenn man der gesammten Schöpfung ein einziges System macht,
welches alle Welten und Weltordnungen, die den ganzen unendlichen
Raum ausfüllen, auf einen einigen Mittelpunkt beziehend macht.
Ein zerstreutes Gewimmel von Weltgebäuden, sie möchten
auch durch noch so weite Entfernungen von einander getrennt sein,
würde mit einem unverhinderten Hang zum Verderben und zur
Zerstörung eilen, wenn nicht eine gewisse beziehende Einrichtung
gegen einen allgemeinen Mittelpunkt, das Centrum der Attraction
des Universi und den Unterstützungspunkt der gesammten Natur,
durch systematische Bewegungen getroffen wäre.
Um diesen allgemeinen Mittelpunkt der Senkung der ganzen Natur,
sowohl der gebildeten, als der rohen, in welchem sich ohne Zweifel
der Klumpen von der ausnehmendsten Attraction befindet, der in
seine Anziehungssphäre alle Welten und Ordnungen, die die
Zeit hervorgebracht hat und die Ewigkeit hervorbringen wird, begreift,
kann man mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Natur den Anfang
ihrer Bildung gemacht, und daselbst auch die Systemen am dichtesten
gehäuft seien, weiter von demselben aber in der Unendlichkeit
des Raumes sich mit immer grösseren Graden der Zerstreuung
verlieren. Man könnte diese Regel aus der Analogie unseres
Sonnenbaues abnehmen, und diese Verfassung kann ohnedem dazu dienen,
dass in grossen Entfernungen nicht allein der allgemeine Centralkörper,
sondern auch alle um ihn zunächst laufende Systemata ihre
Anziehung zusammen vereinigen und sie gleichsam aus einem Klumpen
gegen die Systemata des noch weiteren Abstandes ausüben.
Dieses wird alsdann mit dazu behülflich sein, die ganze Natur
in der ganzen Unendlichkeit ihrer Erstreckung in einem einzigen
Systema zu begreifen.
Um nun der Errichtung dieses allgemeinen Systems der Natur aus
den mechanischen Gesetzen der zur Bildung strebenden Materie nachzuspüren:
so muss in dem unendlichen Raume des ausgebreiteten elementarischen
Grundstoffes an irgend einem Orte dieser Grundstoff die dichteste
Häufung gehabt haben, um durch die daselbst geschehende vorzügliche
Bildung dem gesammten Universo eine Masse verschafft zu haben,
die ihm zum Unterstützungspunkte diente. Es ist zwar an dem,
dass in einem unendlichen Raume kein Punkt eigentlich das Vorrecht
haben kann, der Mittelpunkt zu heissen; aber vermittelst eines
gewissen Verhältnisses, das sich auf die wesentliche Grade
der Dichtigkeit des Urstoffes gründet, nach welchem dieser
zugleich mit seiner Schöpfung an einem gewissen Orte vorzüglich
dichter gehäuft und mit den Weiten von demselben in der Zerstreuung
zunimmt, kann ein solcher Punkt das Vorrecht haben, der Mittelpunkt
zu heissen, und er wird es auch wirklich durch die Bildung der
Centralmasse von der kräftigsten Anziehung in demselben,
zu dem sich alle übrige in Particularbildungen begriffene
elementarische Materie senkt und dadurch, so weit sich auch die
Auswickelung der Natur erstrecken mag, in der unendlichen Sphäre
der Schöpfung aus dem ganzen All nur ein einziges System
macht.
Das ist aber was Wichtiges, und welches, wofern es Beifall erlangt,
der grössten Aufmerksamkeit würdig ist, dass der Ordnung
der Natur in diesem unserm System zu Folge die Schöpfung,
oder vielmehr die Ausbildung der Natur bei diesem Mittelpunkte
zuerst anfängt und mit stetiger Fortschreitung nach und nach
in alle fernere Weiten ausgebreitet wird, um den unendlichen Raum
in dem Fortgange der Ewigkeit mit Welten und Ordnungen zu erfüllen.
Lasset uns dieser Vorstellung einen Augenblick mit stillem Vergnügen
nachhängen. Ich finde nichts, das den Geist des Menschen
zu einem edleren Erstaunen erheben kann, indem es ihm eine Aussicht
in das unendliche Feld der Allmacht eröffnet, als diesen
Theil der Theorie, der die successive Vollendung der Schöpfung
betrifft. Wenn man mir zugiebt, dass die Materie, die der Stoff
zu Bildung aller Welten ist, in dem ganzen unendlichen Raume der
göttlichen Gegenwart nicht gleichförmig, sondern nach
einem gewissen Gesetze ausgebreitet gewesen, das sich vielleicht
auf die Dichtigkeit der Partikeln bezog, und nach welchem von
einem gewissen Punkte, als dem Orte der dichtesten Häufung,
mit den Weiten von diesem Mittelpunkte die Zerstreuung des Urstoffes
zunahm: so wird in der ursprünglichen Regung der Natur die
Bildung zunächst diesem Centro angefangen und dann in fortschreitender
Zeitfolge der weitere Raum nach und nach Welten und Weltordnungen
mit einer gegen diesen sich beziehenden systematischen Verfassung
gebildet haben. Ein jeder endliche Periodus, dessen Länge
zu der Grösse des zu vollbringenden Werks ein Verhältniss
hat, wird immer nur eine endliche Sphäre von diesem Mittelpunkte
an zur Ausbildung bringen; der übrige unendliche Theil wird
indessen noch mit der Verwirrung und dem Chaos streiten und um
so viel weiter von dem Zustande der vollendeten Bildung entfernt
sein, je weiter dessen Abstand von der Sphäre der schon ausgebildeten
Natur entfernt ist. Diesem zu Folge ob wir gleich von dem Orte
unseres Auftenthalts in dem Universo eine Aussicht in eine, wie
es scheint, völlig vollendete Welt und, so zu reden, in ein
unendliches Heer von Weltordnungen, die systematisch verbunden
sind, haben: so befinden wir uns doch eigentlich nur in einer
Naheit zum Mittelpunkte der ganzen Natur, wo diese sich schon
aus dem Chaos ausgewickelt und ihre gehörige Vollkommenheit
erlangt hat. Wenn wir eine gewisse Sphäre überschreiten
könnten, würden wir daselbst das Chaos und die Zerstreuung
der Elemente erblicken, die nach dem Masse, als sie sich diesem
Mittelpunkte näher befinden, den rohen Zustand zum Theil
verlassen und der Vollkommenheit der Ausbildung näher sind,
mit den Graden der Entfernung aber sich nach und nach in einer
völligen Zerstreuung verlieren. Wir würden sehen, wie
der unendliche Raum der göttlichen Gegenwart, darin der Vorrath
zu allen möglichen Naturbildungen anzutreffen ist, in einer
stillen Nacht begraben, voll von Materie, den künftig zu
erzeugenden Welten zum Stoffe zu dienen, und von Triebfedern sie
in Bewegung zu bringen, die mit einer schwachen Regung diejenige
Bewegungen anfangen, womit die Unermesslichkeit dieser öden
Räume dereinst noch soll belebt werden. Es ist vielleicht
eine Reihe von Millionen Jahren und Jahrhunderten verflossen,
ehe die Sphäre der gebildeten Natur, darin wir uns befinden,
zu der Vollkommenheit gediehen ist, die ihr jetzt beiwohnt; und
es wird veilleicht ein eben so langer Periodus vergehen, bis die
Natur einen eben so weiten Schritt in dem Chaos thut: allein die
Sphäre der ausgebildeten Natur ist unaufhörlich beschäftigt,
sich auszubreiten. Die Schöpfung ist nicht das Werk von einem
Augenblicke. Nachdem sie mit der Hervorbringung einer Unendlichkeit
von Substanzen und Materie den Anfang gemacht hat, so ist sie
mit immer zunehmenden Graden der Fruchtbarkeit die ganze Folge
der Ewigkeit hindurch wirksam. Es werden Millionen und ganze Gebürge
von Millionen Jahrhunderten verfliessen, binnen welcher immer
neue Welten und Weltordnungen nach einander in den entfernten
Weiten von dem Mittelpunkte der Natur sich bilden und zur Vollkommenheit
gelangen werden; sie werden unerachtet der systematischen Verfassung,
die unter ihren Theilen ist, eine allgemeine Beziehung auf den
Mittelpunkt erlangen, welcher der erste Bildungspunkt und das
Centrum der Schöpfung durch das Anziehungsvermögen seiner
vorzüglichen Masse geworden ist. Die Unendlichkeit der künftigen
Zeitfolge, womit die Ewigkeit unerschöpflich ist, wird alle
Räume der Gegenwart Gottes ganz und gar beleben und in die
Regelmässigkeit, die der Trefflichkeit seines Entwurfes gemäss
ist, nach und nach versetzen; und wenn man mit einer kühnen
Vorstellung die ganze Ewigkeit, so zu sagen, in einem Begriffe
zusammen fassen könnte, so würde man auch den ganzen
unendlichen Raum mit Weltordnungen angefüllt und die Schöpfung
vollendet ansehen können. Weil aber in der That von der Zeitfolge
der Ewigkeit der rückständige Theil allemal unendlich
und der abgegflossene endlich ist, so ist die Sphäre der
ausgebildeten Natur allemal nur ein unendlich kleiner Theil desjenigen
Inbegriffs, der den Samen zukünftiger Welten in sich hat
und sich aus dem rohen Zustande des Chaos in längern oder
kürzern Perioden auszuwickeln trachtet. Die Schöpfung
ist niemals vollendet. Sie hat zwar einmal angefangen, aber sie
wird niemals aufhören. Sie ist immer geschäftig, mehr
Auftritte der Natur, neue Dinge und neue Welten hervor zu bringen.
Das Werk, welches sie zu Stande bringt, hat ein Verhältniss
zu der Zeit, die sie darauf anwendet. Sie braucht nichts weniger,
als eine Ewigkeit, um die ganze grenzenlose Weite der unendlichen
Räume mit Welten ohne Zahl und ohne Ende zu beleben. Man
kann von ihr dasjenige sagen, was der erhabenste unter den deutschen
Dichtern von der Ewigkeit schreibt:
Unendlichkeit! Wer wisset dich?
Vor dir sind Welten Tag und Menschen Augenblicke;
Vielleicht die tausendste der Sonnen wälzt jetzt sich,
Und tausend bleiben noch zurücke.
Wie eine Uhr, beseelt durch ein Gewicht,
Eilt eine Sonn', aus Gottes Kraft bewegt:
Ihr Trieb läuft ab, und eine andre schlägt,
Du aber bleibst und zählst sie nicht.
v. Haller
Es ist ein nicht geringes Vergnügen, mit seiner Einbildungskraft
über die Grenze der vollendeten Schöpfung in den Raum
des Chaos auszuschweifen und die halb rohe Natur in der Naheit
zur Sphäre der ausgebildeten Welt sich nach und nach durch
alle Stufen und Schattirungen der Unvollkommenheit in dem ganzen
ungebildeten Raume verlieren zu sehen. Aber ist es nicht eine
tadelnswürdige Kühnheit, wird man sagen, eine Hypothese
aufzuwerfen und sie als einen Vorwurf der Ergötzung des Verstandes
anzupreisen, welche veilleicht nur gar zu willkürlich ist,
wenn man behauptet, dass die Natur nur einem unendlich kleinen
Theile nach ausgebildet sei, und unendlich Räume noch mit
dem Chaos streiten, um in der Folge künftiger Zeiten ganze
Heere von Welten und Weltordnungen in aller gehörigen Ordnung
und Schönheit darzustellen? Ich bin den Folgen, die meine
Theorie darbietet, nicht so sehr ergeben, dass ich nicht erkennen
sollte, wie die Muthmassung von der successiven Ausbreitung der
Schöpfung durch die unendliche Räume, die den Stoff
dazu in sich fassen, den Einwurf der Unerweislichkeit nicht völlig
ablehnen könne. Indessen versprehe ich mir doch von denjenigen,
welche die Grade der Wahrscheinlichkeit zu schätzen im Stande
sind, dass eine solche Karte der Unendlichkeit, ob sie gleich
einen Vorwurf begreift, der bestimmet zu sein scheint, dem menschlichen
Verstande auf ewig verborgen zu sein, nicht um deswillen sofort
als ein Hirngespinst werde angesehen werden, vornehmlich wenn
man die Analogie zu Hülfe nimmt, welche uns allemal in sochen
Fällen leiten muss, wo dem Verstande der Faden der untrüglichen
Beweise mangelt.
Man kann aber auch die Analogie noch durch annehmungswürdige
Gründe unterstützen, und die Einsicht des Lesers, wofern
ich mich solches Beifalls schmeicheln darf, wird sie vielleicht
mit noch wichtigern vermehren können. Denn wenn man erwägt,
dass die Schöpfung den Charakter der Beständigkiet nicht
mit sich führt, wofern sie der allgemeinen Bestrebung der
Anziehung, die durch alle ihre Theile wirkt, nicht eine eben so
durchgängige Bestimmung entgegen setzt, die dem Hange der
ersten zum Verderben und zur Unordnung gnugsam widerstehen kann,
wenn sie nicht Schwungskräfte ausgetheilt hat, die in der
Verbindung mit der Centralneigung eine allgemeine systematische
Verfassung festsetzen: so wird man genöthigt, einen allgemeinen
Mittelpunkt des ganzen Weltalls anzunehmen, der alle Theile desselben
in verbundener Beziehung zusammen hält und aus dem ganzen
Inbegriff der Natur nur ein System macht. Wenn man hiezu den Begriff
von der Bildung der Weltkörper aus der zerstreueten elementarischen
Materie fügt, wie wir ihn in dem vorhergehenden entworfen
haben, jedoch ihn allhier nicht auf ein absonderliches System
einschränkt, sondern über die ganze Natur ausdehnt:
so wird man genöthigt, eine solche Austheilung des Grundstoffes
in dem Raume des ursprünglichen Chaos zu gedenken, die natürlicher
Weise einen Mittelpunkt der ganzen Schöpfung mit sich bringt,
damit in diesen die wirksame Masse, die in ihrer Sphäre die
gesammte Natur begreift, zusammengebracht und die durchgängige
Beziehung bewirkt werden könne, wodurch alle Welten nur ein
einziges Gebäude ausmachen. Es kann aber in dem unendlichen
Raume kaum eine Art der Austheilung des ursprünglichen Grundstoffes
gedacht werden, die einen wahren Mittel- und Senkungspunkt der
gesammten Natur setzen sollte, als wenn sie nach einem Gesetze
der zunehmenden Zerstreuung von diesem Punkte an in alle ferne
Weiten eingerichtet ist. Dieses Gestetz aber setzt zugleich einen
Unterschied in der Zeit, die ein System in der verschiedenen Gegenden
des unendlichen Raumes gebraucht, zur Reife seiner Ausbildung
zu kommen, so dass diese Periode desto kürzer ist, je näher
der Bildungsplatz eines Weltbaues sich dem Centro der Schöpfung
befindet, weil daselbst die Elemente des Stoffes dichter gehäuft
sind, und dagegen um desto länger Zeit erfordert, je weiter
der Abstand ist, weil die Partikeln daselbst zerstreueter sind
und später zur Bildung zusammen kommen.
Wenn man die ganze Hypothese, die ich entwerfe, in dem ganzen
Umfange sowohl dessen, was ich gesagt habe, als was ich noch eigentlich
darlegen werde, erwägt, so wird man die Kühnheit ihrer
Forderungen wenigstens nicht für unfähig halten, eine
Entschuldigung anzunehmen. Man kann den unvermeidlichen Hang,
den ein jegliches zur Vollkommenheit gebrachte Weltgebäude
nach und nach zu seinem Untergange hat, unter die Gründe
rechnen, die es bewähren können, dass das Universum
dagegen in andern Gegenden an Welten fruchtbar sein werde, um
den Mangel zu ersetzen, den es an einem Orte erlitten hat. Das
ganze Stück der Natur, das wir kennen, ob es gleich nur ein
Atomus in Ansehung dessen ist, was über oder unter unserem
Gesichtskreise verborgen bleibt, bestätigt doch diese Fruchtbarkeit
der Natur, die ohne Schranken ist, weil sie nichts anders, als
die Ausübung der göttlichen Allmacht selber ist. Unzählige
Thiere und Pflanzen werden täglich zerstört und sind
ein Opfer der Vergänglichkeit; aber nicht weniger bringt
die Natur durch ein unerschöpftes Zeugungsvermögen an
andern Orten wiederum hervor und füllt das Leere aus. Beträchtliche
Stücke des Erdbodens, den wir bewohnen, werden wiederum in
dem Meere begraben, aus dem sie ein günstiger Periodus hervorgezogen
hatte; aber an anderen Orten ergänzt die Natur den Mangel
und bringt andere Gegenden hervor, die in der Tiefe des Wassers
verborgen waren, um neue Reichthümer ihrer Fruchtbarkeit
über dieselbe auszubreiten. Auf die gleiche Art vergehen
Welten und Weltordnungen und werden von dem Abgrunde der Ewigkeiten
verschlungen; dagegen ist die Schöpfung immerfort geschäftig,
in andern Himmelsgegenden neue Bildungen zu verrichten und den
Abgang mit Vortheile zu ergänzen.
Man darf nicht erstaunen, selbst in dem Grossen der Werke Gottes
eine Vergänglichkeit zu verstatten. Alles, was endlich ist,
was einen Anfang und Ursprung hat, hat das Merkmaal seiner eingeschränkten
Natur in sich; es muss vergehen und eine Ende haben. Die Dauer
eines Weltbaues hat durch die Vortrefflichkeit ihrer Errichtung
eine Beständigkeit in sich, die unsern Begriffen auch einer
unendlichen Dauer nahe kommt. Vielleicht werden tausend, vielleicht
Millionen Jahrhunderte sie nicht vernichten; allein weil die Eitelkeit,
die an den endlichen Naturen haftet, beständig an ihrer Zerstörung
arbeitet, so wird die Ewigkeit alle mögliche Perioden in
sich halten, um durch einen allmählichen Verfall den Zeitpunkt
ihres Unterganges doch endlich herbei zu führen. Newton,
dieser grosse Bewunderer der Eigenschaften Gottes aus der Vollkommenheit
seiner Werke, der mit der tiefsten Einsicht in die Trefflichkeit
der Natur die grösste Ehrfurcht gegen die Offenbarung der
göttlichen Allmacht verband, sah sich genöthigt, der
Natur ihren Verfall durch den natürlichen Hang, den die Mechanik
der Bewegungen dazu hat, vorher zu verkündigen. Wenn eine
systematische Verrfassung durch die wesentliche Folge der Hinfälligkeit
in grossen Zeitläufen auch den allerkleinsten Theil, den
man sich nur gedenken mag, dem Zustande ihrer Verwirrung nähert:
so muss in dem unendlichen Ablaufe der Ewigkeit doch ein Zeitpunkt
sein, da diese allmähliche Verminderung alle Bewegung erschöpft
hat.
Wir dürfen aber den Untergang eines Weltgebäudes nicht
als einen wahren Verlust der Natur bedauren. Sie beweiset ihren
Reichthum in einer Art von Verschwendung, welche, indem einige
Theile der Vergänglichkeit den Tribut bezahlen, sich durch
unzählige neue Zeugungen in dem ganzen Umfange ihrer Vollkommenheit
unbeschadet erhält. Welch eine unzählige Menge Blumen
und Insecten zerstört ein einziger kalter Tag; aber wie wenig
vermisst man sie, unerachtet es herrliche Kunstwerke der Natur
und Beweisthümer der göttlichen Allmacht sind! An einem
andern Orte wird dieser Abgang mit Überfluss wiederum ersetzt.
Der Mensch, der das Meisterstück der Schöpfung zu sein
scheint, ist selbst von diesem Gesetze nicht ausgenommen. Die
Natur beweiset, dass sie eben so reich, eben so unerschöpft
in Hervorbringung des Trefflichsten unter den Creaturen, als des
Geringschätzigsten ist, und dass selbst deren Untergang eine
nothwendige Schattirung in der Mannigfaltigkeit ihrer Sonnen ist,
weil die Erzeugung derselben ihr nichts kostet. Die schädlichen
Wirkungen der angesteckten Luft, die Erdbeben, die Überschwemmungen
vertilgen ganze Völker von dem Erdboden; allein es scheint
nicht, dass die Natur dadurch einigen Nachtheil erlitten habe.
Auf gleiche Weise verlassen ganze Welten und Systemen den Schauplatz,
nachdem sie ihre Rolle ausgespielt haben. Die Unendlichkeit der
Schöpfung ist gross genug, um eine Welt, oder eine Milchstrasse
von Welten gegen sie anzusehen, wie man eine Blume, oder ein Insect
in Vergleichung gegen die Erde ansieht. Indessen, dass die Natur
mit veränderlichen Auftritten die Ewigkeit ausziert, bleibt
Gott in einer unaufhörlichen Schöpfung geschäftig,
den Zeug zur Bildung noch grösserer Welten zu formen.
Der stets mit einem gleichen Auge, weil er der Schöpfer ja
von allen,
Sieht einen Helden untergehen und einen kleinen Sperling fallen,
Sieht eine Wasserblase springen und eine ganze Welt vergehn.
(Pope, nach Brockes' Übersetzung)
Lasst uns also unser Auge an diese erschreckliche Umstürzungen
als an die gewöhnlichen Wege der Vorsehung gewöhnen
und sie sogar mit einer Art von Wohlgefallen ansehen. Und in der
That ist dem Reichthume der Natur nichts anständiger als
dieses. Denn wenn ein Weltsystem in der langen Folge seiner Dauer
alle Mannigfaltigkeit erschöpft, die seine Einrichtung fassen
kann, wenn es nun ein überflüssiges Glied in der Kette
der Wesen geworden: so ist nichts geziemender, als dass es in
dem Schauspiele der ablaufenden Veränderungen des Universi
die letzte Rolle spielt, die jedem endlichen Dinge gebührt,
nämlich der Vergänglichkeit ihr Gebühr abtrage.
Die Natur zeigt, wie gedacht, schon in dem kleinen Theile ihres
Inbegriffes diese Regel ihres Verfahrens, die das ewige Schicksal
ihr im Ganzen vorgeschrieben hat, und ich sage es nochmals, die
Grösse desjenigen, was untergehen soll, ist hierin nicht
im geringsten hinderlich, denn alles, was gross ist, wird klein,
ja es wird gleichsam nur ein Punkt, wenn man es mit dem Unendlichen
vergleicht, welches die Schöpfung in dem unbeschränkten
Raume die Folge der Ewigkeit hindurch darstellen wird.
Es scheint, dass dieses den Welten, so wie allen Naturdingen verhängte
Ende einem gewissen Gesetze unterworfen sei, dessen Erwägung
der Theorie einen neuen Zug der Anständigkeit giebt. Nach
demselben hebt es bei den Weltkörpern an, die sich dem Mittelpunkte
des Weltalls am nächsten befinden, so wie die Erzeugung und
Bildung neben diesem Centro zuerst angefangen: von da breitet
sich das Verderben und die Zerstörung nach und nach in die
weiteren Entfernungen aus, um alle Welt, welche ihre Periode zurück
gelegt hat, durch einen allmächlichen Verfall der Bewegungen
zuletzt in einem einzigen Chaos zu begraben. Andererseits ist
die Natur auf der entgegengesetzten Grenze der ausgebildeten Welt
unablässig beschäftigt, aus dem rohen Zeuge der zerstreueten
Elemente Welten zu bilden, und indem sie an der einen Seite neben
dem Mittelpunkte veraltet, so ist sie auf der andern jung und
an neuen Zeugungen fruchtbar. Die ausgebildete Welt befindet sich
diesemnach zwischen den Ruinen der zerstörten und zwischen
dem Chaos der ungebildeten Natur mitten inne beschränkt,
und wenn man, wie es wahrscheinlich ist, sich vorstellt, dass
eine schon zur Vollkommenheit gediehene Welt eine längere
Zeit dauren könne, als sie bedurft hat, gebildet zu werden:
so wird ungeachtet aller der Verheerungen, die die Vergänglichkeit
unaufhörlich anrichtet, der Umfang des Universi dennoch überhaupt
zunehmen.
Will man aber noch zuletzt einer Idee Platz lassen, die eben so
wahrscheinlich, als der Verfassung der göttlichen Werke wohlanständig
ist, so wird die Zufriedenheit, welche eine solche Abschilderung
der Veränderungen der Natur erregt, bis zum höchsten
Grade des Wohlgefallens erhoben. Kann man nicht glauben, die Natur,
welche vermögend war sich aus dem Chaos in eine regelmässige
Ordnung und in ein geschicktes System zu setzen, sei ebenfalls
im Stande, aus dem neuen Chaos, darin sie die Verminderung ihrer
Bewegungen versenkt hat, sich wiederum eben so leicht herzustellen
und die erste Verbindung zu erneuren? Können die Federn,
welche den Stoff der zerstreuten Materie in Bewegung und Ordnung
brachten, nachdem sie der Stillstand der Maschine zur Ruhe gebracht
hat, durch erweiterte Kräfte nicht wiederum in Wirksamkeit
gesetzt werden und sich nach eben denselben allgemeinen Regeln
zur Übereinstimmung einschränken, wodurch die ursprüngliche
Bildung zuwege gebracht worden ist? Man wird nicht lange Bedenken
tragen, dieses zuzugeben, wenn man erwägt, dass, nachdem
die endliche Mattigkeit der Umlaufs-Bewegungen in dem Weltgebäude
die Planeten und Kometen insgesammt auf die Sonne niedergestürtzt
hat, dieser ihre Gluth einen unermesslichen Zuwachs durch die
Vermischung so vieler und grosser Klumpen bekommen muss, vornehmlich
da die entfernte Kugeln des Sonnensystems unserer vorher erwiesenen
Theorie zufolge den leichtesten und im Feuer wirksamsten Stoff
der ganzen Natur in sich enthalten. Dieses durch neue Nahrung
und die flüchtigste Materie in die grösste Heftigkeit
versetzte Feuer wird ohne Zweifel nicht allein alles wiederum
in die kleinsten Elemente auflösen, sondern auch dieselbe
in dieser Art mit einer der Hitze gemässen Ausdehnungskraft
und mit einer Schnelligkeit, welche durch keinen Widerstand des
Mittelraums geschwächt wird, in dieselben weiten Räume
wiederum ausbreiten und zerstreuen, welche sie vor der ersten
Bildung der Natur eingenommen hatten, um, nachdem die Heftigkeit
des Centralfeuers durch eine beinahe gänzliche Zerstreuung
ihrer Masse gedämpft worden, durch Verbindung der Attractions-
und Zurückstossungskräfte die alten Zeugungen und systematisch
beziehende Bewegungen mit nicht minderer Regelmässigkeit
zu wiederholen und ein neues Weltgebäude darzustellen. Wenn
dann ein besonderes Planetensystem auf diese Weise in Verfall
gerathen und durch wesentliche Kräfte sich daraus wiederum
hergestellt hat, wenn es wohl gar dieses Spiel mehr wie einmal
wiederholt: so wird endlich die Periode herannahen, die auf gleiche
Weise das grosse System, darin die Fixsterne Glieder sind, durch
den Verfall ihrer Bewegungen in einem Chaos versammlen wird. Man
wird hier noch weniger zweifeln, dass die Vereinigung einer so
unendlichen Menge Feuerschätze, als diese brennenden Sonnen
sind, zusammt dem Gefolge ihrer Planeten den Stoff ihrer Massen,
durch die unnennbare Gluth aufgelöset, in den alten Raum
ihrer Bildungssphäre zerstreuen und daselbst die Materialien
zu neuen Bildungen durch dieselbe mechanische Gesetze hergeben
werden, woraus wiederum der öde Raum mit Welten und Systemen
kann belebt werden. Wenn wir denn diesem Phönix der Natur,
der sich nur darum verbrennt, um aus seiner Asche wiederum verjüngt
aufzuleben, durch alle Unendlichkeit der Zeiten und Räume
hindurch folgen; wenn man sieht, wie sie sogar in der Gegend,
da sie verfällt und veraltet, an neuen Auftritten unerschöpft
und auf der anderen Grenze der Schöpfung in dem Raum der
ungebildeten rohen Materie mit stetigen Schritten zur Ausdehnung
des Plans der göttlichen Offenbarung fortschreitet, um die
Ewignkeit sowohl, als alle Räume mit ihren Wundern zu füllen:
so versenkt sich der Geist, der alles dieses überdenkt, in
ein tiefes Erstaunen; aber annoch mit diesem so grossen Gegenstande
unzufrieden, dessen Vergänglichkeit die Seele nicht gnugsam
zufrieden stellen kann, wünscht er dasjenige Wesen von nahem
kennen zu lernen, dessen Verstand, dessen Grösse die Quelle
desjenigen Lichtes ist, das sich über die gesammte Natur
gleichsam als aus einem Mittelpunkte ausbreitet. Mit welcher Art
der Ehrfurcht muss nicht die Seele sogar ihr eigen Wesen ansehen,
wenn sie betrachtet, dass sie noch alle diese Veränderungen
überleben soll, sie kann zu sich selber sagen, was der philosophische
Dichter von der Ewigkeit sagt:
Wenn dann ein zweites Nichts wird diese Welt begraben,
Wenn von dem Alles selbst nichts bleibet als die Stelle,
Wenn mancher Himmel noch, von andern Sternen helle,
Wird seinen Lauf vollendet haben:
Wirst du so jung als jetzt, von deinem Tod gleich weit,
Gleich ewig künftig sein, wie heut.
v. Haller.
O glücklich, wenn sie unter dem Tumult der Elemente und den
Trümmern der Natur jederzeit auf eine Höhe gesetzt ist,
von da sie die Verheerungen, die die Hinfälligkeit den Dingen
der Welt verursacht, gleichsam unter ihren Fussen kann vorbei
rauschen sehen! Eine Glückseligkeit, welche die Vernunft
nicht einmal zu erwünschen sich erkühnen darf, lehrt
uns die Offenbarung mit Überzeugung hoffen. Wenn dann die
Fesseln, welche uns an die Eitelkeit der Creaturen geknüpft
halten, in dem Augenblicke, welcher zu der Verwandelung unsers
Wesens bestimmt worden, abgefallen sind, so wird der unsterbliche
Geist, von der Abhängigkeit der endlichen Dinge befreiet,
in der Gemeinschaft mit dem unendlichen Wesen den Genuss der wahren
Glückseligkeit finden. Die ganze Natur, welche eine allgemeine
harmonische Beziehung zu dem Wohlgefallen der Gottheit hat, kann
diejenige vernünftige Creatur nicht anders als mit immerwährender
Zufriedenheit erfüllen, die sich mit dieser Urquelle aller
Vollkommenheit vereint befindet. Die Natur, von diesem Mittelpunkte
aus gesehen, wird von allen Seiten lauter Sicherheit, lauter Wohlanständigkeit
zeigen. Die veränderlichen Scenen der Natur vermögen
nicht, den Ruhestand der Glückseligkeit eines Geistes zu
verrücken, der einmal zu solcher Höhe erhoben ist. Indem
er diesen Zustand mit einer süssen Hoffnung schon zum voraus
kostet, kann er seinen Mund in denjenigen Lobgefängen üben,
davon dereinst alle Ewigkeiten erschallen sollen.
Wenn dereinst der Bau der Welt in sein Nichts zurück geeilet
Und sich deiner Hände Werk nicht durch Tag und Nacht mehr
theilet:
Dann soll mein gerührt Gemüthe sich, durch dich gestärkt,
bemühn,
In Verehrung deiner Allmacht stets vor deinen Thron zu ziehn;
Mein von Dank erfüllter Mund soll durch alle Ewigkeiten
Dir und deiner Majestät ein unendlich Lob bereiten;
Ist dabei gleich kein vollkommnes: denn o Herr! So gross bist
du,
Dich nach Würdigkeit zu loben, reicht die Ewigkeit nicht
zu.
Addisson nach Gottscheds Übersetzung
[Inhalt des ganzen Werks]
Allgemeine Theorie und Geschichte der Sonne überhaupt
Es ist noch eine Hauptfrage, deren Auflösung in der Naturlehre
des Himmels und in einer vollständigen Kosmogonie unentbehrlich
ist. Woher wird nämlich der Mittelpunkt eines jeden Systems
von einem flamenden Körper eingenommen? Unser planetischer
Weltbau hat die Sonne zum Centralkörper, und die Fixsterne,
die wir sehen, sind allem Ansehen nach Mittelpunkte ähnlicher
Systematum.
Um zu begreifen, woher in der Bildung eines Weltgebäudes
der Körper, der zum Mittelpunkte der Attraction dient, ein
feuriger Körper hat werden müssen, indessen dass die
übrige Kugeln seiner Anziehungssphäre dunkele und kalt
Weltkörper blieben, darf man nur die Art der Erzeugung eines
Welbaues sich zurück erinnern, die wir in dem vorhergehenden
umständlich entworfen haben. In dem weit ausgedehnten Raume,
darin der ausgebreitete elementarische Grundstoff sich zu Bildungen
und systematischen Bewegungen anschickt, bilden sich die Planeten
und Kometen nur allein aus demjenigen Theile des zum Mittelpunkte
der Attraction sinkenden elementarischen Grundstoffes, welcher
durch den Fall und die Wechselwirkung der gesammten Partikeln
zu der genauen Einschränkung der Richtung und Geschwindigkeit,
die zum Umschwunge erfordert wird, bestimmt worden. Dieser Theil
ist, wie oben dargethan worden, der mindeste von der Ganzen Menge
der abwärts sinkenden Materie und zwar nur der Ausschuss
dichterer Sorten, welche durch den Widerstand der andern zu diesem
Grade der Genauheit haben gelangen können. Es befinden sich
in diesem Gemenge heranschwebende Sorten vorzüglicher Leichtigkeit,
die, durch die Widerstrebung des Raumes gehindert, durch ihren
Fall zu der gehörigen Schnelligkeit der periodischen Umwendungen
nicht durchdringen, und die folglich in der Mattigkeit ihres Schwunges
insgesammt zum Centralkörper hinabgestürzt werden. Weil
nun eben diese leichteren und flüchtigen Theile auch die
wirksamsten sind, das Feuer zu unterhalten, so sehen wir, dass
durch ihren Zusatz der Körper und Mittelpunkt des Systems
den Vorzug erhält, eine flammende Kugel, mit einem Worte
eine Sonne, zu werden. Dagegen wird der schwerere und unkräftige
Stoff und der Mangel dieser feuernährenden Theilchen aus
den Planeten nur kalte und todte Klumpen machen, die solcher Eigenschaft
beraubt sind.
Dieser Zusatz so leichter Materien ist es auch, wodurch die Sonne
die specifisch mindere Dichtigkeit überkommen hat, dadurch
sie auch sogar unserer Erde, dem dritten Planeten in dem Abstande
von ihr, 4mal an Dichtigkeit nachsteht; obgleich es natürlich
ist, zu glauben, dass in diesem Mittelpunkte des Weltbaues, als
in dessen niedrigstem Orte, die schwersten und dichtesten Gattungen
der Materie sich befinden sollten, wodurch sie ohne den Zusatz
einer so grossen Menge des leichtesten Stoffes die Dictigkeit
aller Planeten übertreffen würde.
Die Vermengung dichterer und schwerer Sorten der Elementen zu
diesen leichtesten und flüchtigsten dient gleichfalls, den
Centralkörper zu der heftigsten Gluth, die auf seiner Oberfläche
brennen und unterhalten werden soll, geschickt zu machen. Denn
wir wissen, dass das Feuer, in dessen nährendem Stoffe dichte
Materien unter den flüchtigen sich vermengt befinden, einen
grossen Vorzug der Heftigkeit vor denjenigen Flammen hat, die
nur von den leichten Gattungen unterhalten werden. Diese Untermischung
aber einiger schweren Sorten unter die leichteren ist eine nothwendige
Folge unsers Lehrbegriffes von der Bildung der Weltkörper
und hat noch diesen Nutzen, dass die Gewalt der Gluth die brennbare
Materie der Oberfläche nicht plötzlich zerstreue, und
dass selbige durch den Zufluss der Nahrung aus dem Innern allmählig
und beständig genährt wird.
Nachdem die Frage nun aufgelöset ist, woher der Centralkörper
eines grossen Sternsystems eine flammende Kugel, d. i. eine Sonne,
sei: so scheint es nicht überflüssig zu sein, sich mit
diesem Vorwurfe noch einige Zeit zu beschäftigen und den
Zustand eines solchen Himmelskörpers mit einer sorgfältigen
Prüfung zu erforschen, vornehmlich da die Muthmassungen allhier
aus tüchtigeren Gründen sich herleiten lassen, als sie
es gemeiniglich bei den Untersuchungen der Beschaffenheit entfernter
Himmelskörper zu sein pflegen.
Zuvörderst setze ich fest, dass man nicht zweifeln könne,
die Sonne sei wirklich ein flammender Körper und nicht eine
bis zum höchsten Grade erhitzte Masse geschmolzener und glühender
Materie, wie einige aus gewissen Schwierigkeiten, welche sie bei
der ersteren Meinung zu finden vermeint, haben schliessen wollen.
Denn wenn man erwägt, dass ein flammendes Feuer vor einer
jeden andern Art der Hitze diesen wesentlichen Vorzug hat, dass
es, so zu sagen, aus sich selbst wirksam, anstatt sich durch die
Mittheilung zu verringern, oder zu erschöpfen, vielmehr eben
dadurch mehr Stärke und Heftigkeit überkommt und also
nur Stoff und Nahrung zum Unterhalte erfordert, um immer fort
zu währen; dahingegen die Gluth einer auf den höchsten
Grad erhitzten Masse ein bloss leidender Zustand ist, der sich
durch die Gemeinschaft der berührenden Materie unaufhörlich
vermindert und keine eigene Kräfte hat, sich aus einem kleinen
Anfange auszubreiten, oder bei der Verminderung wiederum aufzuleben,
wenn man, sage ich, dieses erwägt, so wird man, ich geschweige
der anderen Gründe, schon hieraus sattsam ersehen können,
dass der Sonne, der Quelle des Lichtes und der Wärme in jeglichem
Weltbau, jene Eigenschaft wahrscheinlicher Weise müsse beigelegt
werden.
Wenn die Sonne nun, oder die Sonnen überhaupt flammende Kugeln
sind, so ist die erste Beschaffenheit ihrer Oberfläche, die
sich hieraus abnehmen lässt, dass auf ihnen Luft befindlich
sein müsse, weil ohne Luft kein Feuer brennt. Dieser Umstand
giebt Anlass zu merkwürdigen Folgerungen. Denn wenn man erstlich
die Atmosphäre der Sonne und ihr Gewicht in Verhältniss
des Sonnenklumpens setzt: in welchem Stande der Zusammendrückung
wird diese Luft nicht sein, und wie vermögend wird sie nicht
eben dadurch werden, die heftigsten Grade des Feuers durch ihre
Federkraft zu unterhalten? In dieser Atmosphäre erheben sich
allem Vermuthen nach auch die Rauchwolken von den durch die Flamme
aufgelöseten Materien, die, wie man nicht zweifeln darf,
eine Mischung von groben und leichteren Theilchen in sich haben,
welche, nachdem sie sich zu einer Höhe, die für sie
eine kühlere Luft hegt, erhoben haben, in schweren Pech-
und Schwefelregen hinabstürzen und der Flamme neue Nahrung
zuführen. Eben diese Atmosphäre ist auch aus den gleichen
Ursachen, wie auf unserer Erde von den Bewegungen der Winde nicht
befreiet, welche aber dem Ansehen nach alles, was die Einbildungskraft
nur sich vorzustellen vermag, an Heftigkeit weit übertreffen
müssen. Wenn irgend eine Gegend auf der Oberfläche der
Sonne entweder durch die erstickende Gewalt der ausbrechenden
Dämpfe, oder durch den sparsamen Zufluss brennbarer Materien
in dem Ausbruche der Flamme nachlässt, so erkühlt die
darüber befindliche Luft einigermassen, und indem sie sich
zusammenzieht, giebt sie der daneben befindlichen Platz, mit einer
dem Überschusse ihrer Ausspannung gemässen Gewalt in
ihren Raum zu dringen, um die erloschene Flamme anzufachen.
Gleichwohl verschlingt alle Flamme immer viele Luft, und es ist
kein Zweifel, dass die Federkraft des flüssigen Luftelements,
das die Sonne umgiebt, dadurch in einiger Zeit nicht geringen
Nachtheil erleiden müsse. Wenn man dasjenige, was Herr Hales
hievon bei der Wirkung der Flamme in unserer Atmosphäre durch
sorgfältige Versuche bewährt hat, hier im grossen anwendet:
so kann man die immerwährende Bestrebung der aus der Flamme
gehenden Rauchtheilchen, die Elasticität der Sonnen-Atomsphäre
zu zernichten, als einen Hauptknoten ansehen, dessen Auflösung
mit Schwierigkeiten verbunden ist. Denn dadurch dass die Flamme,
die über der ganzen Fläche der Sonne brennt, sich selber
die Luft benimmt, die ihr zum Brennen unentbehrlich ist, so ist
die Sonne in Gefahr gar zu verlöschen, wenn der grösste
Theil ihrer Atmosphäre verschlungen worden. Es ist wahr,
das Feuer erzeugt auch durch Auflösung gewisser Materien
Luft; aber die Versuche beweisen, dass allezeit mehr verschlungen,
als erzeugt wird. Zwar wenn ein Theil des Sonnenfeuers unter erstrickenden
Dämpfen der Luft, die zu ihrer Erhaltung dient, beraubt wird,
so werden, wie wir schon angemerkt haben, heftige Stürme
sie zerstreuen und wegzuführen bemüht sein. Allein im
Ganzen wird man die Ersetzung dieses nöthigen Elements auf
folgende Art sich begreiflich machen können, wenn man in
Betrachtung zieht, dass, da bei einem flammenden Feuer die Hitze
fast nur über sich und nur wenig unter sich wirkt, wenn sie
durch die angeführte Ursache erstickt worden, ihre Heftigkeit
gegen das Innere des Sonnenkörpers kehrt und dessen tiefe
Schlünde nöthigt, die in ihren Höhlen verschlossene
Luft hervorbrechen zu lassen und das Feuer aufs neue anzufachen;
wenn man in diesem ihrem Eingeweide durch eine Freiheit, die bei
einem so unbekannten Gegenstande nicht verboten ist, vornehmlich
Materien setzt, die, wie der Salpeter an elastischer Luft unerschöpflich
ergiebig sind, so wird das Sonnenfeuer überaus lange Perioden
hindurch an dem Zuflusse immer erneueter Luft nicht leichtlich
Mangel leiden können.
Gleichwohl sieht man die deutlichen Merkmaale der Vergänglichkeit
auch an diesem unschätzbaren Feuer, das die Natur zur Fackel
der Welt aufgesteckt. Es kommt eine Zeit, darin sie wird erloschen
sein. Die Entziehung der flüchtigsten und feinsten Materien,
die, durch die Heftigkeit der Hitze zerstreuet, niemals wieder
zurück kehren und den Stoff des Zodiakallichts vermehren,
die Häufung unverbrennlicher und ausgebrannter Materien,
z. E. der Asche auf der Oberfläche, endlich auch der Mangel
der Luft werden der Sonne ein Ziel setzen, da ihre Flamme dereinst
erlöschen und ihren Ort, der anjetzt der Mittelpunkt des
Lichtes und des Lebens dem ganzen Weltgebäude ist, ewige
Finsternisse einnehmen werden. Die abwechselnde Bestrebung ihres
Feuers, durch die Eröffnung neuer Grüfte wiederum aufzuleben,
wodurch sie sich vielleicht vor ihrem Untergange etlichemal herstellt,
könnte eine Erklärung des Berschwindens und der Wiedererscheinung
einiger Fixsterne abgeben. Es würden Sonnen sein, welche
ihrem Erlöschen nahe sind, und die noch etlichemal aus ihrem
Schutte aufzuleben trachten. Es mag diese Erklärung Beifall
verdienen, oder nicht, so wird man sich doch gewiss diese Betrachtung
dazu dienen lassen, einzusehen, dass, da der Vollkommenheit aller
Weltordnungen, es sei auf die eine oder andere Art, ein unvermeidlicher
Verfall droht, man keine Schwierigkeit in dem oben angeführten
Gesetze ihres Unterganges durch den Hang der mechanischen Einrichtung
finden werde, welche dadurch aber vornehmlich annehmungswürdig
wird, weil sie den Samen der Wiedererneurung selbst in der Vermengung
mit dem Chaos bei sich führt.
Zuletzt lasset uns der Einbildungskraft ein so wunderseltsames
Object, als eine brennende Sonne ist, gleichsam von nahen vorstellen.
Man sieht in einem Anblicke weite Feuerseen, die ihre Flammen
gegen Himmel erheben, rasende Stürme, deren Wuth die Heftigkeit
der ersten verdoppelt, welche, indem sie selbige über ihre
Ufer ausschwellend machen, bald die erhabene Gegenden dieses Weltkörpers
bedecken, bald sie in ihre Grenzen zurücksinken lassen; ausgebrannte
Felsen, die aus den flammenden Schlünden ihre fürchterliche
Spitzen herausstrecken, und deren Überschwemmung oder Entblössung
von dem wallenden Feuerelemente das abwechslende Erscheinen und
Verschwinden der Sonnenflecken verursacht; dicke Dämpfe,
die das Feuer ersticken, und die, durch die Gewalt der Winde erhoben,
finstre Wolken ausmachen, welche in feurigen Regengüssen
wiederum herabstürzen und als brennende Ströme von den
Höhen des festen Sonnenlandes (17)
sich in die flammende Thäler ergiessen, das Krachen der Elemente,
den Schutt ausgebrannter Materien und die mit der Zerstörung
ringende Natur, welche selbst mit dem abscheulichsten Zustande
ihrer Zerrüttungen die Schönheit der Welt und den Nutzen
der Creaturen bewirkt.
Wenn denn die Mittelpunkte aller grossen Weltsystemen flammende
Körper sind, so ist dieses am meisten von dem Centralkörper
desjenigen unermesslichen Systems zu vermuthen, welches die Fixsterne
ausmachen. Wird nun aber dieser Körper, dessen Masse zu der
Grösse seines Systems ein Verhältniss haben muss, wenn
er ein selbstleuchtender Körper oder eine Sonne wäre,
nicht mit vorzüglichem Glanze und Grösse in die Augen
fallen? Gleichwohl sehen wir keinen dergleichen sich ausnehmend
unterscheidenden Fixstern unter dem Himmelsheere hervorschimmern.
In der That, man darf es sich nicht befremden lassen, wenn dieses
nicht geschieht. Wenn er gleich 10000mal unsere Sonne an Grösse
überträffe, so könnte er doch, wenn man seine Entfernung
100mal grösser, als des Sirius seine annimmt, nicht grösser
und heller, als dieser erscheinen.
Vielleicht aber ist es den künftigen Zeiten aufgehoben, wenigstens
noch dereinst die Gegend zu entdecken, wo der Mittelpunkt (18)
des Fixsternensystems, darein unsere Sonne gehört, befindlich
ist oder vielleicht wohl gar zu bestimmen, wohin man den Centralkörper
des Universi, nach welchem alle Theile desselben mit einstimmiger
Senkung zielen, setzen müsse. Von was für einer Beschaffenheit
dieses Fundamentalstück der ganzen Schöpfung sei, und
was auf ihm befindlich, wollen wir dem Herrn Wright von Durham
zu bestimmen überlassen, der mit einer fanatischen Begeisterung
ein kräftiges Wesen von der Götterart mit geistlichen
Anziehungs- und Zurückstossungskräften, das, in einer
unendlichen Sphäre um sich wirksam, alle Tugend an sich zöge,
die Laster aber zurücktriebe, in diesem glücklichen
Orte gleichsame auf einen Thron der gesammten Natur erhöhte.
Wir wollen der Kühnheit unserer Muthmassungen, welchen wir
vielleicht nur gar zu viel erlaubt haben, nicht bis zu willkürlichen
Erdictungen den Zügel schiessen lassen. Die Gottheit ist
in der Unendlichkeit des ganzen Weltraumes allenthalben gleich
gegenwärtig; allenthalben, wo Naturen sind, welche fähig
sind, sich über die Abhängigkeit der Geschöpfe
zu der Gemeinschaft des höchsten Wesens empor zu schwingen,
befinet es sich gleich nahe. Die ganze Schöpfung ist von
ihren Kräften durchdrungen, aber nur derjenige, der sich
von dem Geschöpfe zu befreien weiss, welcher so edel ist,
einzusehen, dass in dem Genusse dieser Urquelle der Vollkommenheit
die höchste Staffel der Blückseligkeit einzig und allein
zu suchen, der allein ist fähig, diesem wahren Beziehungspunkte
aller Trefflichkeit sich näher, als irgend etwas anders in
der ganzen Natur zu befinden. Indessen wenn ich, ohne an der enthusiastischen
Vorstellung des Engländers Theil zu nehmen, von den verschiedenen
Graden der Geisterwelt aus der physischen Beziehung ihrer Wohnplätze
gegen den Mittelpunkt der Schöpfung muthmassen soll, so wollte
ich mit mehrer Wahrscheinlichkeit die vollkommensten Classen verenünftiger
Wesen weiter von diesem Mittelpunkte, als nahe bei demselben suchen.
Die Vollkommenheit mit Vernunft begabt Geschöpfe, in so weit
sie von der Beschaffenheit der Materie abhängt, in deren
Verbindung sie beschränkt sind, kommt gar sehr auf die Feinigkeit
des Stoffes an, dessen Einfluss dieselbe zur Vorstellung der Welt
und zur Gegenwirkung in dieselbe bestimmt. Die Trägheit und
der Widerstand der Materie schränkt die Freiheit der geistigen
Wesen zum Wirken und die Eutlichkeit ihrer Empfindung von äussern
Dingen gar zu sehr ein, sie macht ihre Fähigkeiten stumpf,
indem sie deren Bewegungen nicht mit gehöriger Leichtigkeit
gehorcht. Daher wenn man, wie es wahrscheinlich ist, nahe zum
Mittelpunkte der Natur die dictesten und schwersten Sorten der
Materie und dagegen in der grösseren Entfernung die zunehmenden
Grade der Feinigkeit und Leichtigkeit derselben der Analogie gemäss,
die in unserm Weltbau herrscht, annimmt, so ist die Folge begreiflich.
Die vernünftigen Wesen, deren Erzeugungsplatz und Aufenthalt
näher zu dem Mittelpunkte der Schöpfung sich befindet,
sind in eine steife und unbewegliche Materie versenkt, die ihre
Kräfte in einer unüberwindlichen Trägheit verschlossen
enthält und auch eben so unfähig ists, die Eindrücke
des Universi mit der möthigen Deutlichkeit und Leichtigkeit
zu übertragen und mitzutheilen. Man wird diese denkende Wesen
also in die niedrige Classe zu aählen haben; dagegen wird
mit den Entfernungen vom allgemeinen Centro diese Vollkommenheit
der Geisterwelt, welche auf der gewechselten Abhängigkeit
derselben von der Materie beruht, wie eine beständige Leiter
wachsen. In der tiefsten Erniedrigung zu diesem Senkungspunkte
hat man diesem zufolge die schlechtesten und unvollkommensten
Gattungen denkender Naturen zu setzen, und hiewärtshin ist,
wo diese Trefflichkeit der Wesen sich mit allen Schattirungen
der Verminderung endlich in den gänzlichen Mangel der Überlegung
und des Denkens verliert. In der That, wenn man erwägt, dass
der Mittelpunkt der Natur zugleich der Anfang ihrer Bildung aus
dem rohen Zeuge und ihre Grenze mit dem Chaos ausmacht; wenn man
dazu setzt, dass die Vollkommenheit geistiger Wesen, welche wohl
eine äusserste Grenze ihres Anfanges hat, wo ihre Fähigkeiten
mit der Unvernunft zusammenstossen, aber keine Grenzen der Fortsetzung,
über welche sie nicht könnte erhoben werden, sondern
nach der Seite hin eine völlige Unendlichkeit vor sich findet:
so wird man, wenn ja ein Gesetz statt finden soll, nach welchem
der vernünftigen Creaturen Wohnplätze nach der Ordnung
ihrer Beziehung zum gemeinschaftlichen Mittelpunkte vertheilt
sind, die niedrigste und unvollkommenste Gattung, die gleichsam
den Anfang des Geschlechtes der Geisterwelt ausmacht, an demjenigen
Orte zu setzen haben, der der Anfang des gesammten Universi zu
nennen ist, um zugleich mit diesem in gleicher Fortschreitung
alle Unendlichkeit der Zeit und der Räume mit ins unendliche
wachsenden Graden der Vollkommenheit des Denkungsvermögens
zu erfüllen und sich gleichsam nach und nach dem Ziele der
höchsten Trefflichkeit, nämlich der Gottheit, zu näheren,
ohne es doch jemals erreichen zu können.
[Inhalt des ganzen Werks]
Allgemeiner Beweis von der Richtigkeit einer mechanischen
Lehrverfassung, der Einrichtung des Welbaues überhaupt, insonderheit
von der Gewisseheit der gegenwärtigen.
Man kann das Weltgebäude nicht ansehen, ohne die trefflichste
Anordnung in seiner Einrichtung und die sicheren Merkmaale der
Hand Gottes in der Vollkommenheit seiner Beziehungen zu kennen.
Die Vernunft, nachedem sie so viel Schönheit, so viel Trefflichkeit
erwogen und bewundert hat, entrüstet sich mit Recht über
die kühne Thorheit, welche sich unterstehen darf, alles dieses
dem Zufalle und einem glücklichen Ungefähr zuzuschreiben.
Es muss die höhste Weisheit den Entwurf gemacht und eine
unendliche Macht selbigen ausgeführt haben, sonst wäre
es unmöglich, so viele in einem Zweck zusammen kommende Absichten
in der Verfassung des Weltgebäudes anzutreffen. Es kommt
nur noch darauf an, zu entscheiden, ob der Entwurf der Einrichtung
des Universi von dem höchsten Verstande schon in die wesentliche
Bestimmungen der ewigen Naturen gelegt und in die allgemeine Bewegungsgesetze
gepflanzt sei, um sich aus ihnen auf eine der vollkommensten Ordnung
anständige Art ungezwungen zu entwickeln; oder ob die allgemeine
Eigenschaften der Bestandtheile der Welt die völlige Unfähigkeit
zur Übereinstimmung und nicht die geringste Beziehung zur
Verbindung haben und durchaus einer fremden Hand bedurft haben,
um diejenige Einschränkung und Zusammenfügung zu überkommen,
welche Vollkommenheit und Schönheit an sich blicken lässt.
Ein fast allgemeines Vorurtheil hat die meisten Weltweisen gegen
die Fähigkeit der Natur, etwas Ordentliches durch ihre allgemeine
Gesetze hervorzubringen, eingenommen, gleich als wenn es Gott
die Regierung der Welt streitig machen hiesse, wenn man die ursprünglich
Bildungen in den Naturkräften sucht, und als wenn diese ein
von der Gottheit unabhängiges Principium und ein ewiges blindes
Schicksal wären.
Wenn man aber erwägt, dass die Natur und die ewigen Gesetze,
welche den Substanzen zu ihrer Wechselwirkung vorgeschrieben sind,
kein selbständiges und ohne Gott nothwendiges Principium
sie, dass eben dadurch, weil sie so viel Übereinstimmung
und Ordnung in demjenigen zeigt, was sie durch allgemeine Gesetze
hervorbringt, zu ersehen ist, dass die Wesen aller Dinge in einem
gewisssen Grundwesen ihren gemenschaftlichen Ursprung haben müssen,
und dass sie darum lauter gewechselte Beziehungen und lauter Harmonie
zeigen, weil ihre Eigenschaften in einem einzigen höchsten
Verstande ihre Quelle haben, dessen weise Idee sie in durchgängigen
Beziehungen entworfen und ihnen diejenige Fähigkeit eingepflanzt
hat, dadurch sie lauter Schönheit, lauter Ordnung in dem
ihnen selbst gelassenen Zustande ihrer Wirksamkeit hervorbringen,
wenn man, sage ich, dieses erwägt, so wird die Natur uns
würdiger, als sie gemeiniglich angesehen wird, erscheinen,
und man wird von ihren Auswickelungen nichts, als Übereinstimmung,
nichts als Ordnung erwarten. Wenn man hingegen einem ungegründeten
Vorurtheile Platz lässt, dass die allgemeine Naturgesetze
an und für sich selber nichts als Unordnung zuwege bringen,
und aller Übereinstimmung zum Nutzen, welche bei der Verfassung
der Natur hervor leuchtet, die unmittelbare Hand Gottes anzeigt:
so wird man genöthigt, die ganze Natur in Wunder zu verkehren.
Man wird den schönen farbichten Bogen, der in den Regentropfen
erscheint, wenn dieselben die Farben des Sonnenlichts absondern,
wegen seiner Schönheit, den Regen wegen seines Nutzens, die
Winde wegen der unentbehrlichen Vortheile, die sie in unendlichen
Arten der menschlichen Bedürfnisse leisten, kurz, alle Veränderungen
der Welt, welche Wohlanständigkeit und Ordnung mit sich führen,
nicht aus den eingepflanzten Kräften der Materie herleiten
sollen. Das Beginnen der Naturforscher, die sich mit einer solchen
Weltweisheit abgegeben haben, wird vor dem Richterstuhle der Religion
eine feierliche Abbitte thus müssen. Es wird in der That
alsdann keine Natur mehr sein; es wird nur ein Gott in der Maschine
die Veränderungen der Welt hervor bringen. Aber was wird
denn dieses seltsame Mittel, die Gewissheit des höchsten
Wesens aus der wesentlichen Unfähigkeit der Natur zu beweisen,
für eine Wirkung zur Überführung des Epikurers
thun? Wenn die Naturen der Dinge durch die ewigen Gesetze ihrer
Wesen nichts als Unordnung und Ungereimtheit zuwege bringen, so
werden sie eben dadurch den Charakter ihrer Unabhängigkeit
von Gott beweisen; und was für einen Begriff wird man sich
von einer Gottheit machen können, welcher die allgemeinen
Naturgesetze nur durch eine Art von Zwange gehorchen und an und
für sich dessen weisesten Entwürfen widerstreiten? Wird
der Feind der Vorsehung nicht eben so viel Siege über diese
falschen Grundsätze davon tragen, als er Übereinstimmungen
aufweisen kann, welche die allgemeinen Wirkungsgesetze der Natur
ohne alle besondere Einschränkungen hervorbringen? und wird
es ihm wohl an solchen Beispielen fehlen können? Dagegen
lasset uns mit grösserer Anständigkeit und Richtigkeit
also schliessen: Die Natur, ihren allgemeinen Eigenschaften überlassen,
ist an lauter schönen und vollkommenen Früchten fruchtbar,
welche nicht allein an sich Übereinstimmung und Trefflichkeit
zeigen, sondern auch mit dem ganzen Umfange ihrer Wesen, mit dem
Nutzen der Menschen und der Verherrlichung der göttlichen
Eigenschaften wohl harmoniren. Hieraus folgt, dass ihre wesentlichen
Eigenschaften keine unabhängige Nothwendigkeit haben können,
sondern dass sie ihren Ursprung in einem einzigen Verstande, als
dem Grunde und der Quelle aller Wesen, haben müssen, in welchem
sie unter gemeinschaftlichen Beziehungen entworfen sind. Alles,
was sich auf einander zu einer gewechselten Harmonie bezieht,
muss in einem einzigen Wesen, von welchem es insgesammt abhängt,
unter einander verbunden werden. Also ist ein Wesen aller Wesen,
ein unendlicher Verstand und selbständige Weisheit, vorhanden,
daraus die Natur auch sogar ihrer Möglichkeit nach in dem
ganzen Inbegriffe der Bestimmungen ihren Ursprung zieht. Nunmehr
darf man die Fähigkeit der Natur, als dem Dasein eines höchsten
Wesens nachtheilig, nicht bestreiten; je vollkommener sie in ihren
Enwickelungen ist, je besser ihre allgemeinen Gesetze zur Ordnung
und Übereinstimmung führen: ein desto sichererer Beweisthum
der Gottheit ist sie, von welcher sie diese Verhältnisse
entlehnt. Ihre Hervorbringungen sind nicht mehr Wirkungen des
Ungefährs und Folgen des Zufalls; es fliesst alles nach unwandelbaren
Gesetzen von ihr ab, welche darum lauter Geschicktes darstellen
müssen, weil sie lauter Züge aus dem allerweisesten
Entwurfe sind, aus dem die Unordnung verbannt ist. Nicht der ungefähre
Zusammenlauf der Atomen des Lucrez hat die Welt gebildet; eingepflanzte
Kräfte und Gesetze, die den weisesten Verstand zur Quelle
haben, sind ein unwandelbarer Ursprung derjenigen Ordnung gewesen,
die aus ihnen nicht von ungefähr, sondern nothwendig abfliessen
musste.
Wenn man sich also eines alten und ungegründeten Vorurtheils
und der faulen Weltweisheit entschlagen kann, die unter einer
andächtigen Miene eine träge Unwissenheit zu verbergen
trachtet, so hoffe ich, auf unwidersprechliche Gründe eine
sichere Überzeugung zu gründen: dass die Welt eine mechanische
Entwickelung aus den allgemeinen Naturgesetzen zum Ursprunge ihrer
Verfassung erkenne; und dass zweitens die Art der mechanischen
Erzeugung, die wir vorgestellt haben, die wahre sei. Wenn man
beurtheilen will, ob die Natur genugsame Fähigkeiten habe,
durch eine mechanische Folge ihrer Bewegungsgesetze die Anordnung
des Weltbaues zuwege zu bringen, so muss man vorher erwägen,
wie einfach die Bewegungen sind, welche die Weltkörper beobachten,
und dass sie nichts an sich haben, was eine genauere Bestimmung
erforderte, als es die allgemeinen Regeln der Naturkräfte
mit sich führen. Die Umlaufsbewegungen bestehen aus der Verbindung
der sinkenden Kraft, die eine gewisse Folge aus den Eigenschaften
der Materie ist, und aus der schiessenden Bewegung, die als die
Wirkung der ersteren, als eine durch das Herabsinken erlangte
Geschwindigkeit kann angesehen werden, in der nur eine gewisse
Ursache nöthig gewesen, den senkrechten Fall seitwarts abzubeugen.
Nach einmal erlangter Bestimmung dieser Bewegungen ist nichts
ferner nöthig, sie auf immer zu erhalten. Sie bestehen in
dem leeren Raume durch die Verbindung der einmal eingedrückten
schiessenden Kraft mit der aus den wesentlichen Naturkräften
fliessenden Attraction und leiden weiterhin keine Veränderung.
Allein die Analogien in der Übereinstimmung dieser Bewegung
bezeigen die Wirklichkeit eines mechanischen Ursprunges so deutlich,
dass man daran keinen Zweifel tragen kann. Denn
1. haben diese Bewegungen eine durchgehends übereinstimmende
Richtung, dass von sechs Hauptplaneten, von 10 Trabanten sowohl
in ihrer fortrückung Bewegung, als in ihren Umdrehungen um
die Achse nicht ein einziger ist, der nach einer andern Seite,
als von Abend gegen Morgen sich bewegte. Diese Richtungen sind
überdem so genau zusammentreffend, dass sie nur wenig von
einer gemeinschaftlichen Fläche abweichen, und diese Fläche,
auf welche sich alles bezieht, ist die Äquatorsfläche
des Körpers, der in dem Mittelpunkte des ganzen Systems sich
nach eben derselben Gegend um die Achse dreht, und der durch seine
vorzügliche Attraction der Beziehungspunkt aller Bewegungen
geworden und folglich an denselben so genau, als möglich
hat Theil nehmen müssen. Ein Beweis, dass die gesammte Bewegungen
auf eine den allgemeinen Naturgesetzen gemäss mechanische
Art entstanden und bestimmt worden, und dass die Ursache, welche
entweder die Seitenbewegungen eindrückte, oder richtete,
den ganzen Raum des Planetengebäudes beherrscht hat und darin
den Gesetzen gehorcht, welche die in einem gemeinschaftlich bewegten
Raume befindlich Materie beobachtet, dass all verschiedene Bewegungen
zuletzt eine einzige Richtung annehmen und sich insgesammt so
genau, als möglich auf eine einzige Fläche beziehen
machen.
2, sind die Geschwindigkeiten so beschaffen, als sie es in einem
Raume sein müssen, da die bewegende Kraft in dem Mittelpunkte
ist, nämlich sie nehmen in beständigen Graden mit den
Entfernungen von diesem ab und verlieren sich in der grössten
Weite in eine gänzliche Mattigkeit der Bewegung, welche den
senkrechten Fall nur sehr wenig seitwärts beugt. Vom Mercur
an, welcher die grösste Schwungskraft hat, sieht man diese
stufenweise sich vermindern und in dem äussersten Kometen
so gering sein, als sie es sein kann, um nicht gerade in die Sonne
zu fallen. Man kann nicht einwenden, dass die Regeln der Centralbewegungen
in Zirkelkreisen es so erheischen, dass, je näher zum Mittelpunkte
der allgemeinen Senkung, desto grösser die Umschwungsgeschwindigkeit
sein müsse; denn woher müssen eben die diesem Centro
nahen Himmelskörper zirkelförmichte Kreise haben? woher
sind nicht die nächsten sehr excentrisch und die entfernteren
in Zirkeln umlaufend? oder vielmehr, da sie alle von dieser abgemessenen
geometrischen Genauheit abweichen: warum nimmt diese Abweichung
mit den Entfernungen zu? Bezeichnen diese Verhältnisse nicht
den Punkt, zu dem alle Bewegung ursprünglich sich gedrängt
und nach dem Masse der Naheit auch grössere Grade erlangt
hat, bevor andere Bestimmungen ihre Richtungen in die gegenwärtige
verändert haben?
Will man nun aber die Verfassung des Weltbaues und den Ursprung
der Bewegungen von den allgemeinen Naturgesetzen ausnehmen, um
sie der unmittelbaren Hand Gottes zuzuschreiben, so wird man alsbald
inne, dass die angeführte Analogien einen solchen Begriff
offenbar widerlegen. Denn was erstlich die durchgängige Übereinstimmung
in der Richtung betrifft, so ist offenbar, dass hier kein Grund
sei, woher die Weltkörper gerade nach einer einzigen Gegend
ihre Umläufe anstellen müssten, wenn der Mechanismus
ihrer Erzeugung sie nicht dahin bestimmt hätte. Denn der
Raum, in dem sie laufen, ist unendlich wenig widerstehend und
schränkt ihre Bewegungen so wenig nach der einen Seite, als
nach der andern ein; also würde die Wahl Gottes ohne den
geringsten Bewegungsgrund sich nicht an eine einzige Bestimmung
binden, sondern sich mit mehrerer Freiheit in allerlei Abwechselungen
und Verschiedenheit zeigen. Noch mehr: warum sind die Kreise der
Planeten so genau auf eine gemeinschaftliche Fläche beziehend,
nämlich auf die Äquatorsfläche desjenigen grossen
Körpers, der in dem Mittelpunkte aller Bewegung ihre Umläufe
regiert? Diese Analogie, an statt einen Bewegungsgrund der Wohlanständigkeit
an sich zu zeigen, ist vielmehr die Ursache einer gewissen Verwirrung,
welche durch eine freie Abweichung der Planetenkreise würde
gehoben werden: denn die Anziehungen der Planeten stören
anjetzt gewissermassen die Gleichförmigkeit ihrer Bewegungen
und würden einander gar nicht hinderlich sein, wenn sie sich
nicht so genau auf eine gemeinschaftliche Fläche bezögen.
Noch mehr, als alle diese Analogien zeigt sich das deutlichste
Merkmaal von der Hand der Natur an dem Mangel der genauesten Bestimmung
in denjenigen Verhältnissen, die sie zu erreichen bestrebt
gewesen. Wenn es am besten wäre, dass die Planetenkreise
beinahe auf eine gemeinschaftliche Fläche gestellt wären,
warum sind sie es nicht ganz genau? und warum ist ein Theil derjenigen
Abweichung übrig geblieben, welche hat vermieden werden sollen?
Wenn darum die der Laufbahne der Sonne nahen Planeten die der
Attraction das Gleichgewicht haltende Grösse der Schwungskraft
empfangen haben, warum fehlt noch etwas an dieser völligen
Gleichheit? und woher sind ihre Umläufe nicht vollkommen
zirkelrund, wenn bloss die weisseste Absicht, durch das grösste
Vermögen unterstützt, diese Bestimmung hervorzubringen
getrachtet hat? Ist es nicht klar einzusehen, dass diejenige Ursache,
welche die Laufbahnen der Himmelskörper gestellt hat, indem
sie selbige auf eine gemeinschaftliche Fläche zu bringen
bestrebt gewesen, es nicht völlig hat ausrichten können;
ingleichen, dass die Kraft, welche den Himmelsraum beherrschte,
als alle Materie, die nunmehr in Kugeln gebildet ist, ihre Umschwungsgeschwindigkeiten
erhielt, sie zwar nahe beim Mittelpunkte in ein Gleichgewicht
mit der senkenden Gewalt zu bringen getrachtet hat, aber die völlige
Genauheit nicht hat erreichen können? Ist nicht das gewöhnliche
Verfahren der Natur hieran zu erkennen, welches durch die Dazwischenkunft
der verschiedenen Mitwirkungen allemal von der ganz abgemessenen
Bestimmung abweichend gemacht wird? Und wird man wohl lediglich
in den Endzwecken des unmittelbar so gebietenden höchsten
Willens die Gründe dieser Beschaffenheit finden? Man kann,
ohne eine Hartnäckigkeit zu bezeigen, nicht in Abrede sein,
dass die gepriesene Erklärungsart von den Natureigenschaften
durch Anführung ihres Nutzens Grund anzugeben hier nicht
die verhoffte Probe halte. Es war gewiss in Ansehung des Nutzens
der Welt ganz gleichgültig, ob die Planetenkreise völlig
zirkelrund, oder ob sie ein wenig excentrisch wären; ob sie
mit der Fläche ihrer allgemeinen Beziehung völlig zusammen
treffen, oder noch etwas davon abweichen sollten; vielmehr wenn
es ja nöthig war, in dieser Art von Übereinstimmungen
beschränkt zu sein, so war es am besten, sie völlig
an sich zu haben. Wenn es wahr ist, was der Philosoph sagte, dass
Gott beständig die Geometrie ausübt; wenn dieses auch
in den Wegen der allgemeinen Naturgesetze hervor leuchtet: so
würde gewiss diese Regel bei den unmittelbaren Werken des
allmächtigen Willens vollkommen zu spüren sein, und
diese würden alle Vollkommenheit der geometrischen Genauheit
an sich zeigen. Die Kometen gehören mit unter diese Mängel
der Natur. Man kann nicht leugnen, dass in Ansehung ihres Laufes
und der Veränderungen, die sie dadurch erleiden, sie als
unvollkommene Glieder der Schöpfung anzusehen seien, welche
weder deinen können, vernünftigen Wesen bequeme Wohnplätze
abzugeben, noch dem Besten des ganzen Systems dadurch nützlich
zu werden, dass sie, wie man vermuthet hat, der Sonne dereinst
zur Nahrung dienten; denn es ist gewiss, dass die meisten derselben
diesen Zwek nicht eher, als bei dem Umsturze des ganzen planetischen
Gebäudes erreichen würden. In dem Lehrbegriffe von der
unmittelbaren höchsten Anordnung der Welt ohne eine natürliche
Entwickelung aus allgemeinen Naturgesetzen würde eine solche
Anmerkung anstössig sein, ob sie gleich gewiss ist. Allein
in einer mechanischen Erklärungsart verherrlicht sich dadurch
die Schönheit der Welt und die Offenbarung der Allmacht nicht
wenig. Die Natur, indem sie alle mögliche Stufen der Mannigfaltigkeit
in sich fasst, erstreckt ihren Umfang über alle Gattungen
von der Vollkommenheit bis zum Nichts, und die Mängel selber
sind ein Zeichen des Überflusses, an welchem ihr Inbegriff
unerschöpft ist.
Es ist zu glauben, dass die angeführten Analogien so viel
über das Vorurtheil vermögen würden, den mechanischen
Ursprung des Weltgebäudes annehmungswürdig zu machen,
wenn nicht noch gewisse Gründe, die aus der Natur der Sache
selber hergenommen sind, dieser Lehrverfassung gänzlich zu
widersprechen schienen. Der Himmelsraum ist, wie schon mehrmals
gedacht, leer, oder wenigstens mit unendlich dünner Materie
angefüllt, welche folglich kein Mittel hat abgeben können,
den Himmelskörpern gemeinschaftliche Bewegungen einzudrücken.
Diese Schwierigkiet ist so bedeutend und gültig, dass Newton,
welcher Ursache hatte, den Einsichten seiner Weltweisheit so viel
als irgend ein Sterblicher zu vertrauen, sich genöthigt sah,
allhier die Hoffnung aufzugeben, die Eindrückung der den
Planeten beiwohnenden Schwungskräfte unerachtet aller Übereinstimmung,
welche auf einen mechanischen Ursprung zeigte, durch die Gesetze
der Natur und die Kräfte der Materie aufzulösen. Ob
es gleich für einen Philosphen eine betrübte Entschliessung
ist, bei einer zusammengesetzten und noch weit von den einfachen
Grundgesetzen entfernten Beschaffenheit die Bemühung der
Untersuchung aufzugeben und sich mit der Anführung des unmittelbaren
Willens Gottes zu begnügen: so erkannte doch Newton hier
die Grenzscheidung, welche die Natur und den Finger Gottes, den
Lauf der eingeführten Gesteze der ersteren und den Wink des
letzteren von einander scheidet. Nach eines so grossen Weltweisen
Verzweifelung scheint es eine Vermessenheit zu sein, noch einen
glücklichen Fortgang in einer Sache von solcher Schwierigkeit
zu hoffen.
Allein eben dieselbe Schwierigkeit, welche dem Newton die Hoffnung
benahm, die den Himmelskörpern ertheilte Schwungskräfte,
deren Richtung und Bestimmungen das Systematische des Weltbaues
ausmacht, aus den Kräften der Natur zu begreifen, ist die
Quelle der Lehrverfassung gewesen, die wir in den vorigen Hauptstücken
vorgetragen haben. Sie gründet einen mechanischen Lehrbegriff,
aber einen solchen, der weit von demjenigen entfernt ist, welchen
Newton unzulänglich befand, und um dessen willen er alle
Unterursachen verwarf, weil er (wenn ich es mir unterstehen darf,
zu sagen) darin irrte, dass er ihn für den einzigen unter
allen möglichen seiner Art hielt. Es ist ganz leicht und
natürlich selbst vermittelst der Schwierigkeit des Newton
durch eine kurze und gründliche Schlussfolge auf die Gewissheit
derjenigen mechanischen Erklärungsart zu kommen, die wir
in dieser Abhandlung entworfen haben. Wenn man voraussetzt (wie
man denn nicht umhin kann, es zu bekennen), dass die obigen Analogien
es mit grösster Gewissheit festsetzen, dass die harmonirenden
und sich auf einander ordentlich beziehenden Bewegungen und Kreise
der Himmelskörper eine natürlich Ursache als ihren Ursprung
anzeigen: so kann diese doch nicht dieselbe Materie sein, welche
anjetzt den Himmelsraum erfüllt. Also muss diejenige, welche
ehedem diese Räume erfüllte, und deren Bewegung der
Grund von den gegenwärtigen Umläufen der Himmelskörper
gewesen ist, nachdem sie sich auf diese Kugeln versammlet und
dadurch die Räume gereinigt hat, die man anjetzt leer sieht,
oder, welches unmittelbar hieraus herfliesst, die Materien selber,
daraus die Planeten, die Kometen, ja die Sone bestehen, müssen
anfänglich in dem Raume des planetischen Systems ausgebreitet
gewesen sein und in diesem Zustande sich in Bewegungen versetzt
haben, welche sie behalten haben, als sie sich in besondere Klumpen
vereinigten und die Himmmelskörper bildeten, welche alle
den ehemals zerstreueten Stoff der Weltmaterie in sich fassen.
Man ist hiebei nicht lange in Verlegenheit, das Triebwerk zu entdecken,
welches diesen Stoff der sich bildenden Natur in Bewegung gesetzt
haben möge. Der Antrieb selber, der die Vereinigung der Massen
zuwege brachte, die Kraft der Anziehung, welche der Materie wesentlich
beiwohnt und sich daher bei der ersten Regung der Natur zur ersten
Ursache der Bewegung so wohl schickt, war die Quelle derselben.
Die Richtung, welche bei dieser Kraft immer gerade zum Mittelpunkte
hin zielt, mach allhier kein Bedenken; denn es ist gewiss, dass
der feine Stoff zerstreueter Elemente in der senkrechten Bewegung
sowohl durch die Mannigfaltigkeit der Attractionspunkte, als durch
die Hinderniss, die einander ihre durchkreuzende Richtungslinien
leisten, hat in verschiedene Seitenbewegungen ausschlagen müssen,
bei denen das gewisse Naturgesetz, welches macht, dass alle einander
durch gewechselte Wirkung einschränkende Materie sich zuletzt
auf einen solchen Zustand bringt, da eine der andern so wenig
Veränderung, als möglich mehr zuzieht, sowohl die Einförmigkeit
der Richtung, als auch die gehörigen Grade der Geschwindigkeiten
hervorgebracht hat, die in jedem Abstande nach der Centralkraft
abgewogen sind, und durch deren Verbindung die Elemente weder
über noch unter sich auszuschweifen trachten: da alle Elemente
also nicht allein nach einer Seite, sondern auch beinahe in parallelen
und freien Zirkeln um den gemeinschaftlichen Senkungspunkt in
dem dünnen Himmelsraume umlaufend gemacht worden. Diese Bewegungen
der Theile mussten hernach fortdauren, als sich planetische Kugeln
daraus gebildet hatten, und bestehen anjetzt durch die Verbindung
des einmal eingepflanzten Schwunges mit der Centralkraft in unbeschränkte
künftige Zeiten. Auf diesem so begreiflichen Grunde beruhen
die Einförmigkeit der Richtungen in den Planetenkreisen,
die genaue Beziehung auf eine gemeinschaftliche Fläche, die
Mässigung der Schwungskräfte nach der Attraction des
Ortes, die mit den Entfernungen abnehmende Genauheit dieser Analogien
und die freie Abweichung der äussersten Himmelskörper
nach beiden Seiten sowohl, als nach entgegengesetzter Richtung.
Wenn diese Zeichen der gewechselten Abhängigkeit in den Bestimmungen
der Erzeugung auf eine durch den ganzen Raum verbreitete ursprünglich
bewegte Materie mit offenbarer Gewissheit zeigen, so beweiset
der gänzliche Mangel aller Materien in diesem nunmehr leeren
Himmelsraume ausser derjenigen, woraus die Körper der Planeten,
der Sonne und der Kometen zusammengesetzt sind, dass diese selber
im Anfange in diesem Zustande der Ausbreitung müsse gewesen
sein. Die Leichtigkeit und Richtigkeit, mit welcher aus diesem
angenommenen Grundsatze alle Phänomena des Weltbaues in den
vorigen Hauptstücken hergeleitet worden, ist eine Vollendung
solcher Muthmassung und giebt ihr einen Werth, der nicht mehr
willkürlich ist.
Die Gewissheit einer mechanischen Lehrverfassung von dem Ursprunge
des Weltgebäudes, vornehmlich des unsrigen, wird auf den
höchsten Gipfel der Überzeugung erhoben, wenn man die
Bildung der Himmelskörper selber, die Wichtigkeit und Grösse
ihrer Massen nach den Verhältnissen erwägt, die sie
in Ansehung ihres Abstandes von dem Mittelpunkte der Gravitation
haben. Denn erstlich ist die Dichtigkeit ihres Stoffes, wenn man
sie im Ganzen ihres Klumpens erwägt, in beständigen
Graden mit den Entfernungen von der Sonne abnehmend: eine Bestimmung,
die so deutlich auf die mechanische Bestimmungen der ersten Bildung
zielt, dass man nichts mehr verlangen kann. Sie sind aus solchen
Materien zusammengesetzt, deren die von schwererer Art einen tiefern
Ort zu dem gemeinschaftlichen Senkungspunkte, die von leichterer
Art aber einen entfernteren Abstand bekommen haben: welche Bedingung
in aller Art der natürlichen Erzeugung nothwendig ist. Aber
bei einer unmittelbar aus dem göttlichen Willen fliessenden
Einrichtung ist nicht der mindeste Grund zu gedachtem Verhältnisse
anzutreffen. Denn ob es gleich scheinen möchte, dass die
entfernteren Kuglen aus leichterem Stoff bestehen müssten,
damit sie von der geringern Kraft der Sonnenstrahlen die nöthige
Wirkung verspüren könnten: so ist dieses doch nur ein
Zweck, der auf die Beschaffenheit der auf die Oberfläche
befindlichen Materien und nicht auf die tieferen Sorten ihres
inwendigen Klumpens zielt, als in welche die Sonnenwärme
niemals einige Wirkung thut, die auch nur dienen die Attraction
des Planeten, welche die ihn umgebenden Körper zu ihm sinkend
machen soll, zu bewirken, und daher nicht die mindeste Beziehung
auf die Stärke oder Schwäche der Sonnenstrahlen haben
dürfen. Wenn man daher fragt, woher die aus den rightigen
Rechnungen des Newton gezogene Dictigkeiten der Erde, des Jupiters,
des Saturns sich gegeneinander wie 400, 94.5 und 64 verhalten:
so wäre es ungereimt die Ursache der Absicht Gottes, welcher
sie nach den Graden der Sonnenwärme gemässigt hat, beizumessen;
denn da kann unsere Erde uns zum Gegenbeweise dienen, bei der
die Sonne nur in eine so geringe Tiefe unter der Oberfläche
durch ihre Strahlen wirkt, dass derjenige Theil ihres Klumpens,
der dazu einige Beziehung haben muss, bei weitem nicht den millionsten
Theil des Ganzen beträgt, wovon das übrige in Ansehung
dieser Absicht völlig gleichgültig ist. Wenn also der
Stoff, daraus die Himmelskörper bestehen, ein ordentliches
mit den Entfernungen harmonirendes Verhältniss gegen einander
hat, und die Planeten einander anjetzt nicht einschränken
können, da sie nun in leerem Raume von einander abstehen:
so muss ihre Materie vordem in einem Zustande gewesen sein, da
sie in einander gemeinschaftliche Wirkung thun können, um
sich in die ihrer specifischen Schwere proportionirte Örter
einzuschränken, welches nicht anders hat geschehen können,
als dass ihre Theile vor der Bildung in dem ganzen Raume des Systems
ausgebreitet gewesen und dem allgemeinen Gesetze der Bewegung
gemäss Örter gewonnen haben, welche ihrer Dictigkeit
gebühren.
Das Verhältniss unter der Grösse der planetischen Massen,
welches mit den Entfernungen zunimmt, ist der Zweite Grund, der
die mechanische Bildung der Himmelskörper und vornehmlich
unsere Theorie von derselben klärlich beweiset. Warum nehmen
die Massen der Himmelskörper ungefähr mit den Entfernungen
zu? Wenn man einer der Wahl Gottes alles zuschreibenden Lehrart
nachgeht, so könnte keine andere Absicht gedacht werden,
warum die entferntern Planeten grössere Massen haben müssen,
als damit sie durch die vorzügliche Stärke ihrer Anziehung
in ihrer Sphäre einen oder etliche Monde begreifen könnten,
welche dienen sollen den Bewohnern, welche für sie bestimmt
sind, den Aufenthalt bequemlich zu machen. Allein dieser Zweck
konnte eben sowohl durch eine vorzügliche Dichtigkeit in
dem Inwendigen ihres Klumpens erhalten werden, und warum musste
denn die aus besonderen Gründen fliessende Leichtigkeit des
Stoffes, welche diesem Verhältniss entgegen ist, bleiben
und durch den Vorzug des Volumens so weit übertroffen werden,
dass dennoch die Masse der obern wichtiger als der untern ihre
würde? Wenn man nicht auf die Art der natürlichen Erzeugung
dieser Körper Acht hat, so wird man schwerlich von diesem
Verhältnisse Grund geben können; aber in Betrachtung
derselben ist nichts leichter, als diese Bestimmung zu begreifen.
Als der Stoff aller Weltkörper in dem Raum des planetischen
Systems noch ausgebreitet war, so bildete die Anziehung aus diesen
Theilchen Kugeln, welche ohne Zweifel um desto grösser werden
mussten, je weiter der Ort ihrer Bildungssphäre von demjenigen
allgemeinen Centralkörper entfernt war, der aus dem Mittelpunkte
des ganzen Raumes durch eine vorzüglich mächtige Attraction
diese Vereinigung, so viel an ihm ist, einschränkte und hinderte.
Man wird die Merkmale dieser Bildung der Himmelskörper aus
dem im Anfange ausgebreitet gewesenen Grundstoffe mit Vergnügen
an der Weite der Zwischenräume gewahr, die ihre Kreise von
einander scheiden, und die nach diesem Begriffe als die leeren
Fächer müssen angesehen werden, aus denen die Planeten
die Materie zu ihrer Bildung hergenommen haben. Man sieht, wie
diese Zwischenräume zwischen den Kreisen ein Verhältniss
zu der Grösse der Massen haben, die daraus gebildet sind.
Die Weite zwischen dem Kreise des Jupiters und des Mars ist so
gross, dass der darin beschlossene Raum die Fläche aller
unteren Planetenkreise zusammengenommen übertrifft: allein
er ist des grössten unter allen Planeten würdig, desjenigen,
der mehr Masse hat, als alle übrigen zusammen. Man kann diese
Entfernung des Jupiters von dem Mars nicht der Absicht beimessen,
dass ihre Attractionen einander so wenig als möglich hindern
sollten. Denn nach solchem Grunde würde sich der Planet zwischen
zwei Kreisen allemal demjenigen Planeten am nächsten befinden,
dessen mit der seinigen vereinigte Attraction die beiderseitigen
Umläufe um die Sonne am wenigsten stören kann: folglich
demjenigen, der die kleinste Masse hat. Weil nun nach den richtigen
Rechnungen Newtons die Gewalt, womit Jupiter in den Lauf des Mars
wirken kann, sich zu derjenigen, die er in den Saturn durch die
vereinigte Anziehung ausübt, wie 1/12512 zu 1/200 verhält:
so kann man leicht die Rechnung machen, um wie viel Jupiter sich
dem Kreise des Mars näher befinden müsste, als des Saturns
seinem, wenn ihr Abstand durch die Absicht ihrer äusserlichen
Beziehung und nicht durch den Mechanismus ihrer Erzeugung bestimmt
worden wäre. Da dieses sich nun aber ganz anders befindet,
da ein planetischer Kreis in Ansehung der zwei Kreise, die über
und unter ihm sind, sich oft von demjenigen abstehender befindet,
in welchem ein kleinerer Planet läuft, als von der Bahn dessen
von grösser Masse, die Weite des Raumes aber um den Kreis
eines jeden Planeten allemal ein rightiges Verhältniss zu
seiner Masse hat: so ist klar, dass die Art der Erzeugung diese
Verhältnisse müsse bestimmt haben, und dass, weil diese
Bestimmungen so, wie die Ursache und die Folgen derselben scheinen
verbunden zu sein, man es wohl am richtigsten treffen wird, wenn
man die zwischen den Kreisen begriffene Räume als die Behältnisse
desjenigen Stoffes ansieht, daraus sich die Planeten gebildet
haben: woraus unmittelbar folgt, dass deren Grösse dieser
ihren Massen proportionirt sein muss, welches Verhältniss
aber bei den entferntern Planeten durch die in dem ersten Zustande
grössere Zerstreuung der elementarischen Materie in diesen
Gegenden vermehrt wird. Daher von zwei Planeten, die an Masse
einander ziemlich gleich kommen, der entferntere einen grössern
Bildungsraum, d. i. einen grössern Abstand von den beiden
nächsten Kreisen, haben muss, sowohl weil der Stoff daselbst
an sich specifisch leichterer Art, als auch weil er zerstreuter
war, als bei dem, so sich näher zu der Sonne bildete. Daher
obgleich die Erde zusammt dem Monde der Venus noch nicht an körperlichem
Inhalte gleich zu sein scheint, so hat sie dennoch um sich einen
grösserne Bildungsraum erfordert: weil sie sich aus einem
mehr zerstreuten Stoffe zu bilden hatte, als dieser untere Planet.
Vom Saturn ist aus diesen Gründen zu vermuthen, dass seine
Bildungssphäre sich auf der abgelegenen Seite viel weiter
wird ausgebreitet haben, als auf der Seite gegen den Mittelpunkt
hin (wie denn dieses fast von allen Planeten gilt); und daher
wird der Zwischenraum zwischen dem Saturnuskreise und der Bahn
des diesem Planeten zunächst obern Himmelskörpers, den
man über ihm vermuthen kann, viel weiter, als zwischen eben
demselben und dem Jupiter sein.
Also geht alles in dem planetischen Weltbaue stufenweise mit richtigen
Beziehungen zu der ersten erzeugenden Kraft, die neben dem Mittelpunkte
wirksamer als in der Ferne gewesen, in alle unbeschränkte
Weiten fort. Die Verminderung der eingedrückten schiessenden
Kraft, die Abweichung von der genauesten Übereinstimmung
in der Richtung und der Stellung der Kreise, die Dichtigkeiten
der Himmelskörper, die Sparsamkeit der Natur in Absehen auf
den Raum ihrer Bildung: alles vermindert sich stufenartig von
dem Centro in die weiten Entfernungen; alles zeigt, dass die erste
Ursache an die mechanischen Regeln der Bewegung gebunden gewesen
und nicht durch eine freie Wahl gehandelt hat.
Allein was so deutlich, als irgend sonst etwas die natürliche
Bildung der Himmelskörper aus dem ursprünglich in dem
Raume des Himmels, der nunmehr leer ist, ausgebreitet gewesenen
Grundstoffe anzeigt, ist diejenige Übereinstimmung, die ich
von dem Herrn von Buffon entlehne, die aber in seiner Theorie
bei weitem den Nutzen, als in der unsrigen nicht hat. Denn nach
seiner Bemerkung, wenn man die Planeten, deren Massen man durch
Rechnung bestimmen kann, zusammen summirt, nämlich den Saturn,
den Jupiter, die Erde und den Mond: so geben sie einen Klumpen,
dessen Dichtigkeit der Dichtigkeit des Sonnenkörpers wie
640 zu 650 beikommt, gegen welche, da es die Hauptstücke
in dem planetischen System sind, die übrigen Planeten, Mars,
Venus und Mercur, kaum verdienen gerechnet zu werden; so wird
man billig über die merkwürdige Gleichheit erstaunen,
die zwischen der Materie des gesammten planetischen Gebäudes,
wenn es als in einem Klumpen vereinigt betrachtet wird, und zwischen
der Masse der Sonnen herrscht. Es wäre ein unverantwortlicher
Leichtsinn, diese Analogie einem Ungefähr zuzuschreiben,
welche unter einer Mannigfaltigkeit so unendlich verschiedener
Materien, deren nur allein auf unserer Erde einige anzutreffen
sind, die 15tausendmal an Dictigkeit von einander übertroffen
werden, dennoch im Ganzen dem Verhältniss von 1 zu 1 so nahe
kommen; und man muss zugeben, dass, wenn man die Sonne als ein
Mengsel von allen Sorten Materie, die in dem planetischen Gebäude
von einander geschieden sind, betrachtet, alle insgesammt sich
in einem Raume scheinen gebildet zu haben, der ursprünglich
mit gleichförmig ausgebreitetem Stoffe erfüllt war,
und auf dem Centralkörper sich ohne Unterschied versammlet,
zur Bildung der Planeten aber nach Massgebung der Höhen eingetheilt
worden. Ich überlasse es denen, die die mechanische Erzeugung
der Weltkörper nicht zugeben können, aus den Bewegungsgründen
der Wahl Gottes diese so besondere Übereinstimmung, wo sie
können, zu erklären. Ich will endlich aufhören,
eine Sache von so überzeugender Deutlichkeit, als die Entwickelung
des Weltgebäudes aus den Kräften der Natur ist, auf
mehr Beweisthümer zu gründen. Wenn man im Stande ist,
bei so vieler Überführung unbeweglich zu bleiben, so
muss man entweder gar zu tief in den Fesseln des Vorurtheils liegen,
oder gänzlich unfähig sein, sich über den Wust
hergebrachter Meinungen zu der Betrachtung der allerreinsten Wahrheit
empor zu schwingen. Indessen ist zu glauben, dass niemand als
die Blödsinnigen, auf deren Beifall man nicht rechnen darf,
die Richtigkeit dieser Theorie verkennen könnte, wenn die
Übereinstimmungen, die der Weltbau in allen seinen Verbindungen
zu dem Nutzen der vernünftigen Creatur hat nicht etwas mehr,
als blosse allgemeine Naturgesetze zum Grunde zu haben schienen.
Man glaubt auch mit Recht, dass geschickte Anordnungen, welche
auf einen würdigen Zweck abzielen, einen weisen Verstand
zum Urheber haben müssen, und man wird völlig befriedigt
werden, wenn man bedenkt, dass, da die Naturen der Dinge keine
andere, als eben diese Urquelle erkennen, ihre wesentliche und
allgemeine Beschaffenheiten eine natürliche Neigung zu anständigen
und unter einander wohl übereinstimmenden Folgen haben müssen.
Man wird sich also nicht befremden dürfen, wenn man zum gewechselten
Vortheile der Creaturen gereichende Einrichtungen der Weltverfassung
gewahr wird, selbige einer natürlichen Folge aus den allgemeinen
Gesetzen der Natur beizumessen, denn was aus diesen herfliesst,
ist nicht die Wirkung des blinden Zufalles oder der unvernünftigen
Nothwendigkeit: es gründet sich zuletzt doch in der höchsten
Weisheit, von der die allgemeinen Beschaffenheiten ihre Übereinstimmung
entlehnen. Der eine Schluss is ganz richtig: Wenn in der Verfassung
der Welt Ordnung und Schönheit hervorleuchten, so ist ein
Gott. Allein der andere ist nicht weniger gegründet: Wenn
diese Ordnung aus allgemeinen Naturgesetzen hat herfliessen können,
so ist die ganze Natur nothwendig eine Wirkung der höchsten
Weisheit.
Wenn man es sich aber durchaus belieben lässt, die unmittelbare
Anwendung der göttlichen Weisheit an allen Anordnungen der
Natur, die unter sich Harmonie und nützliche Zwecke begreifen,
zu erkennen, indem man der Entwickelung aus allgemeinen Bewegungsgesetzen
keine übereinstimmende Folgen zutrauet: so wollte ich rathen,
in der Beschauung des Weltbaues seine Augen nicht auf einen einzigen
unter den Himmelskörpern, sondern auf das Ganze zu richten,
um sich aus diesesm Wahne auf einmal heraus zu reissen. Wenn die
schiefe Lage der Erdachse gegen die Fläche ihres jährlichen
Laufes durch die beliebte Abwechselung der Jahreszeiten ein Beweisthum
der unmittelbaren Hand Gottes sein soll, so darf man nur diese
Beschaffenheit bei den andern Himmelskörpern dagegen halten;
so wird man gewahr werden, dass sie bei jedem derselben absechselt,
und dass in dieser Verschiedenheit es auch einige giebt, die sie
gar nicht haben: wie z. E. Jupiter, dessen Achse senkrecht zu
dem Plane seines Kreises ist, und Mars, dessen seine es beinahe
ist, welche beide keine Verschiedenheit der Jahreszeiten geniessen
und doch eben sowohl Werke der höchsten Weisheit, als die
andern sind. Die Begleitung der Monde beim Saturn, dem Jupiter
und der Erde würden scheinen, besondere Anordnungen des höchstens
Wesens zu sein, wenn die freie Absweichung von diesem Zwecke durch
das ganze System des Weltbaues nicht anzeigte, dass die Natur,
ohne durch einen ausserordentlichen Zwang in ihrem freien Betragen
gestört zu sein, diese Bestimmungen hervorgebracht habe.
Jupiter hat vier Monde, Saturn fünf, die Erde einen, die
übrigen Planeten gar keinen, ob es gleich scheint, dass diese
wegen ihrer längeren Nächte derselben bedürftiger
wären, als jene. Wenn man die proportionirte Gleichheit der
den Planeten eingedrückten Schwungskräfte mit den Centralneigungen
ihres Abstandes als die Ursache, woher sie beinahe in Zirkeln
um die Sonne laufen und durch die Gleichmässigkeit der von
dieser ertheilten Wärme zu Wohnplätzen vernünftiger
Creaturen geschickt werden, bewundert und sie als den unmittelbaren
Finger der Allmacht ansieht: so wird man auf einmal auf die allgemeinen
Gesetze der Natur zurück geführt, wenn man erwägt,
dass diese planetische Beschaffenheit sich nach und nach mit allen
Stufen der Verminderung in der Tiefe des Himmels verliert, und
dass eben die höchste Weisheit, welche an der gemässigten
Bewegung der Planeten ein Wohlgefallen gehabt hat, auch die Mängel
nicht ausgeschlossen, mit welchen sich das System endigt, indem
es in der völligen Unregelmässigkeit und Unordnung aufhört.
Die Natur, unerachtet sie eine wesentlich Bestimmung zur Vollkommenheit
und Ordnung hat, fasst in dem Umfange ihrer Mannigfaltigkeit alle
mögliche Abwechselungen sogar bis auf die Mängel und
Abweichungen in sich. Eben dieselbe unbeschränkte Fruchtbarkeit
derselben hat die bewohnten Himmelskugeln sowohl, als die Kometen,
die nützlichen Berge und die schädlichen Klippen, die
bewohnbaren Landschaften und öden Wüsteneien, die Tugenden
und Laster hervorgebracht.
[Inhalt des ganzen Werks]
Dritter Theil
welcher einen Versuch einer auf die Analogien der Natur
gegründeten Vergleichung zwishen den Einwohnern verschiedener
Planeten in sich enthält.
Wer das Verhältniss aller Welten von einem Theil zum andern
weiss,
Wer aller Sonnen Menge kennet und jeglichen Planetenkreis,
Wer die verschiedenen Bewohner von einem jeden Stern erkennet,
Dem ist allein, warum die Dinge so sind, als wie sie sind, vergönnet,
Zu fassen und uns zu erklären.
Pope
Anhang
Von den Bewohnern der Gestirne
Weil ich dafür halte, dass es den Charakter der Weltweisheit
entehren heisse, wenn man sich ihrer gebraucht, mit einer Art
von Leichtsinn freie Ausschweifungen des Witzes mit einiger Scheinbarkeit
zu behaupten, wenn man sich gleich erklären wollte, dass
es nur geschähe, um zu belustigen: so werde ich in gegenwärtigem
Versuche keine anderen Sätze anführen, als solche, die
zur Erweiterung unseres Erkenntnisses wirklich beitragen können,
und deren Wahrscheinlichkeit zugleich so wohl gegründet ist,
dass man sich kaum entbrechen kann, sie gelten zu lassen.
Obgleich es scheinen mochte, dass in dieser Art des Vorwurfes
die Freiheit zu erdichten keine eigentliche Schranken habe, und
dass man in dem Urtheil von der Beschaffenheit der Einwohner entlegener
Welten mit weit grösserer Ungebundenheit der Phantasie könne
den Zügel schiessen lassen, als ein Maler in der Abbildung
der Gewächse oder Thiere unentdeckter Länder, und dass
dergleichen Gedanken weder recht erwiesen, noch widerlegt werden
könnten: so muss man doch gestehen, dass die Entfernungen
der Himmelskörper von der Sonne gewisse Verhältnisse
mit sich führen, welche einen wesentlichen Einfluss in die
verschiedenen Eigenschaften der denkended Naturen nach sich ziehen,
die auf denselben befindlich sind, als deren Art zu wirken und
zu leiden an die Beschaffenheit der Materie, mit der sie verknüpft
sind, gebunden ist und von dem Mass der Eindrücke abhängt,
die die Welt nach den Eigneschaften der Beziehung ihres Wohnplatzes
zu dem Mittlepunkte der Attraction und der Wärme in ihnen
erweckt.
Ich bein der Meinung, dass es eben nicht nothwendig sei, zu behaupten,
alle Planeten müssten bewohnt sein, ob es gleich eine Ungereimtheit
wäre, dieses in Ansehung aller, oder auch nur der meisten
zu leugnen. Bei dem Reichthume der Natur, da Welten und Systeme
in Ansehung des Ganzen der Schöpfung nur Sonnenstäubchen
sind, könnte es auch wohl öde und unbewohnte Gegenden
geben, die nicht auf das genaueste zu dem Zwecke der Natur, nämlich
der Betrachtung vernüftiger Wesen, genuzt würden. Es
wäre, als wenn man sich aus dem Grunde der Weisheit Gottes
ein Bedenken machen wollte, zuzugeben, dass sandichte und unbewohnte
Wüsteneien grosse Strecken des Erdbodens einnehmen, und dass
es verlassene Inseln im Weltmeere gebe, darauf kein Mensch befindlich
ist. Indessen ist ein Planet viel weniger in Ansehung des Ganzen
der Schöpfung, als eine Wüste, oder Insel in Ansehung
des Erdbodens.
Vielleicht dass sich noch nicht alle Himmelskörper völlig
ausgebildet haben; es gehören Jahrhunderte und vielleicht
tausende von Jahren dazu, bis ein grosser Himmelskörper einen
festen Stand seiner Materien erlangt hat. Jupiter scheint noch
in diesem Streite zu sein. Die merkliche Abwechselung seiner Gestalt
zu verschiedenen Zeiten hat die Astronomen schon vorlängst
muthmassen lassen, dass er grosse Umstürzungen erleiden müsse
und bei weiten so ruhig auf seiner Oberfläche nicht sei,
als es ein bewohnbarer Planet sein muss. Wenn er keine Bewohner
hat und auch keine jemals haben sollte, was für ein unendlich
kleiner Aufwand der Natur wäre dieses in Ansehung der Unermesslichkeit
der ganzen Schöpfung? Und wäre es nicht vielmehr ein
Zeichen der Armuth, als des Überflusses derselben, wenn sie
in jedem Punkte des Raumes so sorgfältig sein sollte, alle
ihre Reichthümer aufzuzeigen?
Allein man kann noch mit mehr Befriedigung vermuthen, dass, wenn
er gleich jetzt unbewohnt ist, er dennoch es dereinst werden wird,
wenn die Periode seiner Bildung wird vollendet sein. Vielleicht
ist unsere Erde tausend oder mehr Jahre vorhanden gewesen, ehe
sie sich in Verfassung befunden hat, Menschen, Thiere und Gewächse
unterhalten zu können. Dass ein Planet nun einige tausend
Jahre später zu dieser Vollkommenheit kommt, das thut dem
Zweke seines Daseins keinen Abbruch. Er wird eben um deswillen
auch ins zukunftige länger in der Vollkommenheit seiner Verfassung,
wenn er sie einmal erreicht hat, verbleiben; denn es ist einmal
ein gewisses Naturgesetz: alles, was einen Anfang hat, nähert
sich beständig seinem Untergange und ist demselben um so
viel näher, je mehr es sich von dem Punkte seines Anfanges
entfernt hat.
Die satirische Vorstellung jenes witzigen Kopfes aus dem Haag,
welcher nach der Anführung der allgemeinen Nachrichten aus
dem Reiche der Wissenschaften die Einbildung von der nothwendigen
Bevölkerung aller Weltkörper auf der lächerlichen
Seite vorzustellen wusste, kann night anders, als gebilligt werden.
"Diejenigen Creaturen," spricht er, "welche die
Wälder auf dem Kopfe eines Bettlers bewohnen, hatten schon
lange ihren Aufenthalt für eine unermessliche Kugel und sich
selber als das Meisterstück der Schöpfung angesehen,
als einer unter ihnen, den der Himmel mit einer feinern Seele
begabt hatte, ein kleiner Fontenelle seines Geschlechts, den Kopf
eines Edlemanns unvermuthet gewahr ward. Alsbald rief er alle
witzige Köpfe seines Quartiers zusammen und sagte ihnen mit
Entzückung: Wir sind night die einzigen belebten Wesen der
ganzen Natur; sehet hier ein neues Land, hier wohnen mehr Läuse."
Wenn der Ausgang dieses Schlusses ein Lachen erweckt: so geschieht
es nicht um deswillen, weil er von der Menschen Art, zu urteilen,
weit abgeht; sondern weil eben derselbe Irrthum, der bei dem Menschen
eine gleiche Ursache zum Grunde hat, bei diesen mehr Entschuldigung
zu verdienen scheint.
Lasst uns ohne Vorurtheil urtheilen. Dieses Insect, welches sowohl
seiner Art zu leben, als auch seiner Nichtswürdigkeit nach
die Beschaffenheit der meisten Menschen sehr wohl ausdrückt,
kann mit gutem Fuge zu einer solchen Vergleichung gebraucht werden.
Weil seiner Einbildung nach der Natur an seinem Dasein unendlich
viel gelegen ist: so hält es die ganze übrige Schöpfung
für vergeblich, die nicht eine genaue Abzielung auf sein
Geschlecht, als den Mittelpunkt ihrer Zwecke, mit sich führt.
Der Mensch, welcher gleich unendlich weit von der obersten Stufe
der Wesen absteht, ist so verwegen, von der Nothwendigkeit seines
Daseins sich mit gleicher Einbildung zu schmeicheln. Die Unendlichkeit
der Schöpfung fasst alle Naturen, die ihr überschwenglicher
Reichthum hervorbringt, mit gleicher Nothwendigkeit in sich. Von
der erhabensten Classe unter den denkenden Wesen bis zu dem verachtetesten
Insect ist ihr kein Glied gleichgültig; und es kann keins
fehlen, ohne dass die Schönheit des Ganzen, welche in dem
Zusammenhang besteht, dadurch unterbrochen würde. Indessen
wird alles durch allgemeine Gesetze bestimmt, welche die Natur
durch die Verbindung ihrer ursprünglich eingepflanzten Kräfte
bewirkt. Weil sie in ihrem Verfahren lauter Wohlständigkeit
und Ordnung hervorbringt: so darf keine einzelne Absicht ihre
Folgen stören und unterbrechen. Bei ihrer ersten Bildung
was die Erzeugung eines Planeten nur eine unendlich kleine Floge
ihrer Fruchtbarkeit; und nun wäre es etwas Ungereimtes, dass
ihre so wohlgegründete Gesetze den besondern Zwecken dieses
Atomus nachgeben sollten. Wenn die Beschaffenheit eines Himmelskörpers
der Bevölkerung natürliche Hindernisse entgegen setzt:
so wird er unbewohnt sein, obgleich es an un für sich schöner
wäre, dass er Einwohner hätte. Die Trefflichkeit der
Schöpfung verliert dadurch nichts: denn das Unendliche ist
unter allen Grössen diejenige, welche durch Entziehung eines
endlichen Theils nicht vermindert wird. Es wäre, als wenn
man klagen wollte, dass der Raum zwischen dem Jupiter und dem
Mars so unnöthig leer steht, und dass es Kometen giebt, welche
night bevölkert sind. In der That, jenes Insect mag uns so
nightswürdig scheinen, als es wolle, es ist der Natur gewiss
an der Erhaltung seiner ganzen Classe mehr gelegen, als an einer
kleinen Zahl vortrefflicherer Geschöpfe, deren es dennoch
unendlich viel giebt, wenn ihnen gleich eine Gegend, oder Ort
beraubt sein sollte. Weil sie in Hervorbringung beider unerschöpflich
ist, so sieht man ja gleich unbekümmert beide in ihrer Erhaltung
und Zerstörung den allgemeinen Gesetzen überlassen.
Hat wohl jemals der Besitzer jene bewohnten Wälder auf dem
Kopfe des Betters grössere Verheerungen unter dem
Geschlechte dieser Colonie gemacht, als der Sohn Philipps in dem
Geschlechte seiner Mitbürger anrichtete, als es ihm sein
böser Genius in den Kopf gesetzt hatte, dass die Welt nur
um seinetwillen hervorgebracht sei?
Indessen sind doch die meisten unter den Planeten gewiss bewohnt,
und die es nicht sind, werden es dereinst werden. Was für
Verhältnisse werden nun unter den verschiedenen Arten dieser
Einwohner durch die Beziehung ihres Ortes in dem Weltgebäude
zu dem Mittelpunkte, daraus sich die Wärme verbreitet, die
alles belebt, verursacht werden? Denn es ist gewiss, dass diese
unter den Materien dieser Himmelskörper nach Proportion ihres
Abstandes gewisse Verhältnisse in ihren Bestimmungen mit
sich führt. Der Mensch, welcher unter allen vernünftigen
Wesen dasjenige ist, welches wir am deutlichsten kennen, ob uns
gleich seine innere Beschaffenheit annoch ein unerforschtes Problema
ist, muss in dieser Vergleichung zum Grunde und zum allgemeinen
Beziehungspunkte dienen. Wir wollen ihn allhier nicht nach seinen
moralischen Eigenschaften, auch nicht nach der physischen Einrichtung
seines Baues betrachten: wir wollen nur untersuchen, was das Vermögen,
vernünftig zu denken, und die Bewegung seines Leibes, die
diesem gehorcht, durch die dem Abstande von der Sonne proportionirte
Beschaffenheit der Materie, an die er geknüpft ist, für
Einschränkungen leide. Des unendlichen Abstandes ungeachtet,
welcher zwischen der Kraft, zu denken, und der Bewegung der Materie,
zwischen dem vernünftigen Geiste und dem Körper anzutreffen
ist, so ist es doch gewiss, dass der Mensch, der alle seine Begriffe
und Vorstellungen von den Eindrücken her hat, die das Universum
vermittelst des Körpers in seiner Seele erregt, sowohl in
Ansehung der Deutlichkeit derselben, als auch der Fertigkeit,
dieselbe zu verbinden und zu vergleichen, welche man das Vermögen
zu denken nennt, von der Beschaffenheit dieser Materie völlig
abhängt, an die der Schöpfer ihn gebunden hat.
Der Mensch is erschaffen, die Eindrücke und Rührungen,
die die Welt in ihm erregen soll, durch denjenigen Körper
anzunehmen, der der sichtbare Theil seines Wesens ist, und dessen
Materie nicht allein dem unsichtbaren Geiste, welcher ihn bewohnt,
dient, die ersten Begriffe der äusseren Gegenstände
einzudrücken, sondern auch in der innern Handlung diese zu
wiederholen, zu verbinden, kurz, zu denken, unentbehrlich ist
(19). Nach dem Masse, als sein
Körper sich ausbildet, bekommen die Fähigkeiten seiner
denkenden Natur auch die gehörigen Grade der Vollkommenheit
und erlangen allererst ein gesetztes und männliches Vermögen,
wenn die Fasern seiner Werkzeuge die Festigkeit und Dauerhaftigkeit
überkommen haben, welche die Vollendung ihrer Ausbildung
ist. Diejenigen Fähigkeiten entwickeln sich bei ihm früh
genug, durch welche er der Nothdurft, die die Abhängigkeit
von den äusserlichen Dingen ihm zuzieht, genug thun kann.
Bei einigen Menschen bleibt es bei diesem Grade der Auswickelung.
Das Vermögen, abgezogene Begriffe zu verbinden und durch
eine freie Anwendung der Einsichten über den Hang der Leidenschaften
zu herrschen, findet sich spät ein, bei einigen niemals in
ihrem ganzen Leben; bei allen aber is es schwach: es dient den
unteren Kräften, über die es doch herrschen sollte,
und in deren Regierung der Vorzug seiner Natur besteht. Wenn man
das Leben der meisten Menschen ansieht: so scheint diese Creatur
geschaffen zu sein, um wie eine Pflanze Saft in sich zu ziehen
und zu wachsen, sein Geschlecht fortzusetzen, endlich alt zu werden
und zu sterben. Er erreicht unter allen Geschöpfen am wenigsten
den Zweck seines Daseins, weil er seine vorzügliche Fähigkeiten
zu solchen Absichten verbraucht, die die übrigen Creaturen
mit weit minderen und doch weit sicherer und anständiger
erreichen. Er würde auch das verachtungswürdigste unter
allen zum wenigsten in den Augen der wahren Weisheit sein, wenn
die Hoffnung des Künftigen ihn nicht erhübe, und den
in ihm verschlossenen Kräften nicht die Periode einer völligen
Auswickelung bevorstände.
Wenn man die Ursache der Hindernisse untersucht, welche die menschliche
Natur in einer so tiefen Erniedrigung erhalten: so findet sie
sich in der Grobheit der Materie, darin sein geistiger Theil versenkt
ist, in der Unbiegsamkeit der Fasern und der Trägheit und
Unbeweglichkeit der Säfte, welche dessen Regungen gehorchen
sollen. Die Nerven und Flüssigkeiten seines Gehirnes liefern
ihm nur grobe und undeutliche Begriffe, und weil er der Reizung
der sinnlichen Empfindungen in dem Inwendigen seines Denkungsvermögens
nicht genugsam kräftige Vorstellungen zum Gleichgewichte
entgegen stellen kann: so wird er von seinen Leidenschaften hingerissen,
von dem Getümmel der Elemente, die seine Maschine unterhalten,
übertäubt und gestört. Die Bemühungen der
Vernunft, sich dagegen zu erheben und diese Verwirrung durch das
Licht der Urtheilskraft zu vertreiben, sind wie die Sonnenblicke,
wenn dicke Wolken ihre Heiterkeit unablässig unterbrechen
und verdunkeln.
Diese Grobheit des Stoffes und des Gewebes in dem Baue der menschlichen
Natur ist die Ursache derjenigen Trägheit, welche die Fähigkeiten
der Seele in einer bestandigen Mattigkeit und Kraftlosigkeit erhält.
Die Handlung des Nachdenkens und der durch die Vernunft aufgeklärten
Vorstellungen ist ein mühsamer Zustand, darein die Seele
sich nicht ohne Widerstand setzen kann, und aus welchem sie durch
einen natürlichen Hang der körperlichen Maschine alsbald
in den leidenden Zustand zurückfällt, da die sinnlichen
Reizungen all ihre Handlungen bestimmen und regieren.
Diese Trägheit seiner Denkungskraft, welche eine Folge der
Abhängigkeit von einer groben und ungelenksamen Materie ist,
ist nicht allein die Quelle des Lasters, sondern auch des Irrthums.
Durch die Schwierigkeit, welche mit der Bemühung verbunden
ist, den Nebel der verwirrten Begriffe zu zerstreuen und das durch
verglichene Ideen entspringende allgemeine Erkenntniss von den
sinnlichen Eindrücken abzusondern, abgehalten, giebt sie
lieber einem übereilten Beifalle Platz und beruhigt sich
in dem Besitze einer Einsicht, welche ihr die Trägheit ihrer
Natur und der Widerstand der Materie kaum von der Seite erblicken
lassen.
In dieser Abhängigkeit schwinden die geistigen Fähigkeiten
zugleich mit der Lebhaftigkeit des Leibes: wenn das hohe Alter
durch den geschwächten Umlauf der Säfte nur dicke Säfte
in dem Körper kocht, wenn die Beugsamkeit der Fasern und
die Behendigkeit in allen Bewegungen abnimmt, so erstarren die
Kräfte des Geistes in einer gleichen Ermattung. Die Hurtigkeit
der Gedanken, die Klarheit der Vorstellungen, die Lebhaftigkeit
des Witzes und das Erinnerungsvermögen werden kraftlos und
erkalten. Die durch lange Erfahrung eingepfropften Begriffe ersetzen
noch einigermassen den Abgang dieser Kräfte, und der Verstand
würde sein Unvermögen noch deutlicher verrathen, wenn
die Heftigkeit der Leidenschaften, die dessen Zügel nötig
haben, nicht zugleich und noch eher als er abnehmen möchten.
Es erhellt demnach hieraus deutlich, dass die Kräfte der
menschlichen Seele von dem Hindernissen einer groben Materie,
an die sie innigst verbunden werden, eingeschränkt und gehemmt
werden; aber es ist etwas noch Markwürdigeres, dass diese
specifische Beschaffenheit des Stoffes eine wesentliche Beziehung
zu dem Grade des Einflusses hat, womit die Sonne nach dem Masse
ihres Abstandes sie belebt und zu den Verrichtungen der animalischen
Ökonomie tüchtig macht. Diese nothwendige Beziehung
zu dem Feuer, welches sich aus dem Mittelpunkte des Weltsystems
verbreitet, um die Materie in der nöthigen Regung zu erhalten,
ist der Grund einer Analogie, die eben hieraus zwischen den verschidenen
Bewohnern der Planeten fest gesetzt wird; und eine jede Classe
derselben ist vermöge dieses Verhältnisses an den Ort
durch die Nothwendigkeit ihrer Natur gebunden, der ihr in dem
Universo angewiesen worden.
Die Einwohner der Erde und der Venus können ohne ihr beiderseitiges
Verderben ihre Wohnplätze gegeneinander nicht vertauschen.
Der erstere, dessen Bildungsstoff für den Grad der Wärme
seines Abstandes proportionirt und daher für einen noch grössern
zu leicht und flüchtig ist, würde in einer erhitzteren
Sphäre gewaltsame Bewegungen und eine Zerrüttung seiner
Natur erleiden, die von der Zerstreuung und Austrocknung der Säfte
und einer gewaltsamen Spannung seiner elastischen Fasern entstehen
würde; der letztere, dessen gröberer Bau und Trägheit
der Elemente seiner Bildung eines grossen Einflusses der Sonne
bedarf, würde in einer kühleren Himmelsgegend erstarren
und in einer Leblosigkeit verderben. Eben so müssen es weit
leichtere und flüchtigere Materien sein, daraus der Körper
des Jupiters-Bewohners besteht, damit die geringe Regung, womit
die Sonne in diesem Abstande wirken kann, diese Maschinen eben
so kräftig bewegen könne, als sie es in den unteren
Gegenden verrichtet, und damit ich alles in einem allgemeinen
Begriffe zusammenfasse: Der Stoff, woraus die Einwohner verschiedener
Planeten, ja sogar die Thiere und Gewächse auf denselben
gebildet sind, muss überhaupt um desto leichterer und feinerer
Art und die Elasticität der Fasern sammt der vortheilhaften
Anlage ihres Baues um desto vollkommener sein nach dem Masse,
als sie weiter von der Sonne abstehen.
Dieses Verhältniss ist so natürlich und wohl gegründet,
dass nicht allein die Bewegungsgründe des Endzwecks darauf
führen, welche in der Naturlehre gemeiniglich nur als schwache
Gründe angesehen werden, sondern zugleich die Proportionen
der specifischen Beschaffenheit der Materien, woraus die Planeten
bestehen, welche sowohl durch die Rechnungen des Newton, als auch
durch die Gründe der Kosmogonie ausgemacht sind, dasselbe
bestätigen, nach welchem der Stoff, woraus die Himmelskörper
gebildet sind, bei den enferntern allemal leichterer Art, als
bei den nahen ist, welches nothwendig an den Geschöpfen,
die sich auf ihnen erzeugen und unterhalten, ein gleiches Verhältniss
nach sich ziehen muss.
Wir haben eine Vergleichung zwischen der Beschaffenheit der Materie,
damit die vernünftigen Geschöpfe auf den Planeten wesentlich
vereinigt sind, ausgemacht; und es lässt sich auch nach der
Einleitung dieser Betrachtung leichtlich erachten, dass diese
Verhältnisse eine Folge auch in Ansehung ihrer geistigen
Fähigkeiten eine nothwendige Abhängigkeit von dem Stoffe
der Maschine haben, welche sie bewohnen, so werden wir mit mehr
als wahrscheinlicher Vermuthung schliessen können: dass
die Trefflichkeit der denkenden Naturen, die Hurtigkeit in ihren
Vorstellungen, die Deutlichkeit und Lebhaftigkeit der Begriffe,
die sie durch äusserlichen Eindruck bekommen, sammt dem Vermögen
sie zusammen zu setzen, endlich auch die Behendigkeit in der wirklichen
Ausübung, kurz, der ganze Umfang ihrer Vollkommenheit, unter
einer gewissen Regel stehen, nach welcher dieselben nach dem Verhältniss
des Abstandes ihrer Wohnplätze von der Sonne immer trefflicher
und vollkommener werden.
Da dieses Verhältniss einen Grad der Glaubwürdigkeit
hat, der nicht weit von einer ausgemachten Gewissheit entfernt
ist, so finden wir ein offnes Feld zu angenehmen Muthmassungen,
die aus der Vergleichung der Eigenschaften dieser verschiedenen
Bewohner entspringen. Die menschliche Natur, welche in der Leiter
der Wesen gleichsam die mittelste Sprosse inne hat, sieht sich
zwischen den zwei äussersten Grenzen der Vollkommenheit mitten
inne, von deren beiden Enden sie gleich weit entfernt ist. Wenn
die Vorstellung der erhabensten Classen vernünftiger Creaturen,
die den Jupiter oder den Saturn bewohnen, ihre Eifersucht reizt
und sie durch die Erkenntniss ihrer eigenen Niedrigkeit demüthigt:
so kann der Anblick der niedrigen Stufen sie wiederum zufrieden
sprechen und beruhigen, die in den Planeten Venus und Mercur weit
unter der Vollkommenheit der menschlichen Natur erniedrigt sind.
Welch ein versunderungswürdiger Anblick! Von der einen Seite
sahen wir denkende Geschöpfe, bei denen ein Grönländer
oder Hottentotte ein Newton sein würde: und auf der andern
Seite andere, die diesen als einen Affen bewundern.
Da jüngst die obern Wesen sahn,
Was unlängst recht verwunderlich
Ein Sterblicher bei uns gethan,
Und wie er der Natur Gesetz entfaltet: wunderten sie sich,
Dass durch ein irdisches Geschöpf dergleichen möglich
zu geschehn,
Und sahen unsern Newton an, so wie wir eining Affen sehn.
Pope
Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniss wird die Einsicht
jener glückseligen Wesen der obersten Himmelssphären
nich gelangen! Welche schöne Folgen wird diese Erleuchtung
der Einsichten nicht in ihre sittliche Beschaffenheit haben! Die
Einsichten des Verstandes, wenn sie die gehörigen Grade der
Vollständigkeit und Deutlichkeit besitzen, haben weit lebhaftere
Reizungen als die sinnlichen Anlockungen an sich und sind vermögend,
diese siegreich zu beherrschen und unter den Fuss zu treten. Wie
herrlich wird sich die Gottheit selbst, die sich in allen Geschöpfen
malt, in diesen denkenden Naturen nicht malen, welche als ein
von den Stürmen der Leidenschaften unbewegtes Meer ihr Bild
ruhig aufnehmen und zurückstrahlen! Wir wollen diese Muthmassungen
nicht über die einer physischen Abhandlung vorgezeichnete
Grenzen erstrecken, wir bemerken nur nochmals die oben angeführte
Analogie: dass die Vollkommenheit der Geisterwelt sowhol, als
der materialischen in den Planeten von dem Mercur an bis zum Saturn,
oder vielleicht noch über ihm (wofern noch andere Planeten
sind) in einer richtigen Gradenfolge nach der Proportion ihrer
Entfernungen von der Sonne wachse und fortschreite.
Indessen dass dieses aus den Folgen der physischen Beziehung ihrer
Wohnplätze zu dem Mittlepunkte der Welt zum theil natürlich
herfliesst, zum Theil geziemend veranlasst wird: so bestätigt
andererseits der wirkliche Anblick der vortrefflichsten und sich
für die vorzügliche Vollkommenheit dieser Naturen in
den obern Gegenden anschickenden Anstalten diese Regel so deutlich,
dass sie beinahe einen Anspruch auf eine völlige Überzeugung
machen sollte. Die Hurtigkeit der Handlungen, die mit den Vorzügen
einer erhabenen Natur verbunden ist, schickt sich besser zu den
schnell abwechselnden Zeitperioden jener Sphären, als die
Langsamkeit träger und unvollkommener Geschöpfe.
Die Sehröhre lehren uns, dass die Abwechselung des Tages
und der Nacht im Jupiter in 10 Stunden geschehe. Was würde
der Bewohner der Erde, wenn er in diesen Planeten gesetzt würde,
bei dieser Eintheilung wohl anfangen? Die 10 Stunden würden
kaum zu derjenigen Ruhe zureichen, die diese grobe Maschine zu
ihrer Erholung durch den Schlaf gebraucht. Was würden die
Vorbereitung zu den Verrichtungen des Wachens, das Kleiden, die
Zeit, die zum Essen angewandt wird, nicht für einen Antheil
an der folgenden Zeit abfordern, und wie würde eine Creatur,
deren Handlungen mit solcher Langsamkeit geschehen, nicht zerstreuet
und zu etwas Tüchtigem unvermögend gemacht werden, deren
5 Stunden Geschäfte plötzlich durch die Dazwischenkunft
einer eben so langen Finsterniss unterbrochen würden? Dagegen
wenn Jupiter von vollkommneren Creaturen bewohnt ist, die mit
einer feinern Bildung mehr elastische Kräfte und eine grössere
Behendingkeit in der Ausübung verbinden: so kann man glauben,
dass diese 5 Stunden ihnen eben dasselbe und mehr sind, als was
die 12 Stunden des Tages für die niedrige Classe der Menschen
betragen. Wir wissen, dass das Bedürfnis der Zeit etwas Relatives
ist, welches nicht anders, als aus der Grösse desjenigen,
was verrichtet werden soll, mit der Geschwindigkeit der Ausübung
verglichen, kann erkannt und verstanden werden. Daher eben dieselbe
Zeit, die für eine Art der Geschöpfe gleichsam nur ein
Augenblick ist, für eine andere eine lange Periode sein kann,
in der sich eine grosse Folge der Veränderungen durch eine
schnelle Wirksamkeit auswickelt. Saturn hat nach der wahrscheinlichen
Berechnung seiner Umwälzung, die wir oben dargelegt haben,
eine noch weit kürzere Abtheilung des Tages und der Nacht
und lässt daher an der Natur seiner Bewohner noch vorzüglichere
Fähigkeiten vermuthen.
Endlich stimmt alles überein das angeführte Gesetz zu
bestätigen. Die Natur hat ihren Vorrath augenscheinlich auf
der entlegenen Seite der Welt am reichlichsten ausgebreitet. Die
Monde, die den geschäftigen Wesen dieser glückseligen
Gegenden durch eine hinlängliche Ersetzung die Enziehung
des Tageslichts vergüten, sind in grösster Menge daselbt
angebracht, und die Natur scheint sorgfältig gewesen zu sein,
ihrer Wirksamkeit alle Beihülfe zu leisten, damit ihnen fast
keine Zeit hinderlich sei, solche anzuwenden. Jupiter in Ansehung
der Monde einen augenscheinlichen Vorzug vor allen unteren Planeten
und Saturn wiederum vor ihm, dessen Anstalten an dem schönen
und nützlichen Ringe, der ihn umgiebt, noch grössere
Vorzüge von seiner Beschaffenheit wahrscheinlich machen:
dahingegen die untern Planeten, bei denen dieser Vorrath unnützlich
würde verschwendet sein, deren Classe weit näher an
die Unvernunft grenzt, solcher Vortheile entweder gar nicht, oder
doch sehr wenig theilhaftig geworden sind.
Man kann aber (damit ich einem Einwurfe zuvor komme, der alle
diese angeführte Übereinstimmung vereiteln könnte)
den grösseren Abstand von der Sonne, dieser Quelle des Lichts
und des Lebens, nicht als ein Übel ansehen, wogegen die Weitläufigkeit
solcher Anstalten bei den entferntern Planeten nur vorgekehrt
werde, um ihm einigermassen abzuhelfen, und einwenden, dass in
der That die obern Planeten eine weniger vortheilhafte Lage im
Weltgebäude und eine Stellung hätten, die der Vollkommenheit
ihrer Anstalten nachtheilig wäre, weil sie von der Sonne
einen schwächern Einfluss erhalten. Denn wir wissen, dass
die Wirkung des Lichts und der Wärme nicht durch deren absolute
Intensität, sondern durch die Fähigkeit der Materie,
womit sie solche annimmt und ihrem Antriebe weniger oder mehr
widersteht, bestimmt werde, und dass daher eben derselbe Abstand,
der für eine Art grober Materie ein gemässigtes Klima
kann genannt werden, subtilere Flüssigkeiten zerstreuen und
für sie von schädlicher Heftigkeit sein würde;
mithin nur ein feinerer und aus beweglicheren Elementen bestehender
Stoff dazu gehört, um die Entfernungen des Jupiters oder
Saturns von der Sonne beiden zu einer glücklichen Stellung
zu machen.
Endlich scheint noch die Trefflichkeit der Naturen in diesen oberen
Himmelsgegenden durch einen physischen Zusammenhang mit einer
Dauerhaftigkeit, deren sie würdig ist, verbunden zu sein.
Das Verderben und der Tod können diesen trefflichen Geschöpfen
nicht so viel, als uns niedrigen Naturen anhaben. Eben dieselbe
Trägheit der Materie und Grobheit des Stoffes, die bei den
unteren Stufen das specifische Principium ihrer Erniedrigung ist,
ist auch die Ursache desjenigen Hanges, den sie zum Verderben
haben. Wenn die Säfte, die das Thier oder den Menschen nähren
und wachsen machen, indem sie sich zwichen seine Fäserchen
einverleiben und an seine Masse ansetzen, nicht mehr zugleich
dessen Gefässe und Canäle in der Raumesausdehnung vergrössern
können, wenn das Wachsthum schon vollendet ist: so müssen
diese sich ansetzende Nahrungssäfte durch eben den mechanischen
Trieb, der, das Thier zu nähren, angewandt wird, die Höhle
seiner Gefässe verengen und verstopfen und den Bau der ganzen
Maschine in einer nach und nach zunehmenden Erstarrung zu Grunde
richten. Es ist zu glauben, dass, obgleich die Vergänglichkeit
auch an den vollkommensten Naturen nagt, dennoch der Vorzug in
der Feinigkeit des Stoffes, in der Elasticität der Gefässe
und der Leichtigkeit und Wirksamkeit der Säfte, woraus jene
vollkommnere Wesen, welche in den entfernten Planeten wohnen,
gebildet sind, diese Hinfälligkeit, welche eine Folge aus
der Trägheit einer groben Materie ist, weit länger aufhalten
und diesen Creaturen eine Dauer, deren Länge ihrer Vollkommenheit
proportionirt ist, verschaffen werde, so wie die Hinfälligkeit
des Lebens der Menschen ein richtiges Verhältniss zu ihrer
Nichtswürdigkeit hat.
Ich kann diese Betrachtung nicht verlassen, ohne einem Zweifel
zuvor zu kommen, welcher, natürlicher Weise aus der Vergleichung
dieser Meinungen mit unseren vorigen Sätzen entspringen könnte.
Wir haben in den Anstalten des Weltbaues an der Menge der Trabanten,
welche die Planeten der entferntesten Kreise erleuchten, an der
Schnelligkeit der Achsendrehungen und dem gegen die Sonnenwirkung,
proportionirten Stoffe ihres Zusammensatzes die Weisheit Gottes
erkannt, welche alles dem Vortheile der vernünftigen Wesen,
die sie bewohnen, so zuträglich angeordnet hat. Aber wie
wollte man anjetzt mit der Lehrverfassung der Absichten einen
mechanischen Lehrbegriff zusammen reimen, so dass, was die höchste
Weisheit selbst entwarf, der rohen Materie und das Regiment der
Vorsehung der sich selbst überlassenen Natur zur Ausführung
aufgetragen worden? Ist das erstere night vielmehr ein Geständniss,
dass die Anordnung des Weltbaues nicht durch die allgemeinen Gesetze
der letzteren entwickelt worden?
Man wird diese Zweifel bald zerstreuen, wenn man auf dasjenige
nur zurück denkt, was in gleicher Absicht in dem vorigen
angeführt worden. Muss nicht die Mechanik aller natürlichen
Bewegungen einen wesentlichen Hang zu lauter solchen Folgen haben,
die mit dem Project der höchsten Vernunft in dem ganzen Umfange
der Verbindungen wohl zusammenstimmt? Wie kann sie abirrende Bestrebungen
und eine ungebundene Zerstreuung in ihrem Beginnen haben, da alle
ihre Eigneschaften, aus welchen sich diese Folgen entwickeln,
selbst ihre Bestimmung aus der ewigen Idee des göttlichen
Verstandes haben, in welchem sich alles nothwendig auf einander
beziehen und zusammenschicken muss? Wenn man sich recht besinnt,
wie kann man die Art zu urtheilen rechtfertigen, dass man die
Natur als ein widerwärtiges Subject ansieht, welches nur
durch eine Art von Zwange, der ihrem freien Betragen Schranken
setzt, in dem Gleise der Ordnung und der gemeinschaftlichen Harmonie
kann erhalten werden, wofern man nicht etwa dafür hält,
dass sie ein sich selbst genugsames Principium sei, dessen Eigneschaften
keine Ursache erkennen, und welche Gott, so gut als es sich thun
lässt, in den Plan seiner Absichten zu zwingen trachtet?
Je näher man die Natur wird kennen lernen, desto mehr wird
man einsehen, dass die allgemeinen Beschaffenheiten der Dinge
einander nich fremd und getrennt sind. Man wird hinlänglich
überführt werden, dass sie westentliche Verwandtschaften
haben, durch die sie sich von selber anschicken, einander in Errichtung
vollkommener Verfassungen zu unterstützen, die Wechselwirkung
der Elemente zur Schönheit der materialischen und doch auch
zugleich zu den Vortheilen der Geisterwelt, und dass überhaupt
die einzelnen Naturen der Dinge in dem Felde der ewigen Wahrheiten
schon untereinander, so zu sagen, ein System ausmachen, in welchem
eine auf die andere beziehend ist; man wird auch alsbald inne
werden, dass die Verwandtschaft ihnen von der Gemeinschaft des
Ursprungs eigen ist, aus dem sie insgesammt ihre wesentlichen
Bestimmungen geschöpft haben.
Und um daher diese wiederholte Betrachtung zu dem vorhabenden
Zwecke anzuwenden: Eben dieselbe allgemeine Bewegungsgesetze,
die den obersten Planeten einen entfernten Platz von dem Mittelpunkte
der Anziehung und der Trägheit in dem Weltsystem angewiesen
haben, haben sie dadurch zugleich in die vortheilhafteste Verfassung
gesetzt, ihre Bildungen am weitesten von dem Beziehungspunkte
der groben Materie und zwar mit grösserer Freiheit anzustellen;
sie haben sie aber auch zugleich in ein regelmässiges Verhältniss
zu dem Einflusse der Wärme versetzt, welche sich nach gleichem
Gesetze aus eben dem Mittelpunkte ausbreitet. Da nun eben diese
Bestimmungen es sind, welche die Bildung der Weltkörper in
diesen entfernten Gegenden ungehinderter, die Erzeugung der davon
abhängenden Bewegungen schneller und, kurz zu sagen, das
System wohlanständiger gemacht haben, da endlich die geistigen
Wesen eine nothwendige Abhängigkeit von der Materie haben,
an die sie persönlich verbunden sind: so ist kein Wunder,
dass die Vollkommenheit der Natur von beiderlei Orten in einem
einzigen Zusammenhange der Ursachen und aus gleichen Gründen
bewirkt worden. Diese Übereinstimmung ist also bei genauer
Erwägung nichts Plötzliches oder Unerwartetes, und weil
die letzteren Wesen durch ein gleiches Principium in die allgemeine
Verfassung der materialischen Natur eingeflochten worden: so wird
die Geisterwelt aus eben den Ursachen in den entfernten Sphären
vollkommener sein, weswegen es die körperlich ist.
So hängt denn alles in dem ganzen Umfange der Natur in einer
ununterbrochenen Gradfolge zusammen durch die ewige Harmonie,
die alle Glieder auf einander beziehend macht. Die Vollkommenheiten
Gottes haben sich in unsern Stufen deutlich offenbart und sind
nicht weniger herrlich in den niedrigsten Classen, als in den
erhabnern.
Welch eine Kette, die von Gott den Anfang nimmt, was für
Naturen
Von himmlischen und irdischen, von Engeln, Menschen bis zum Vieh,
Vom Seraphim bis zum Gewürm! O Weite, die das Auge nie
Erreichen und betrachten kann,
Von dem Unendlichen zu dir, von dir zum Nichts!
Pope
Wir haben die bisherige Muthmassungen treulich an dem Leitfaden
der physischen Verhältnisse fortgeführt, welcher sie
auf dem Pfade einer vernünftigen Glaubwürdigkeit erhalten
hat. Wollen wir uns noch eine Ausschweifung aus diesem Gleise
in das Feld der Phantasie erlauben? Wer zeigt uns die Grenze,
wo die gegründete Wahrscheinlichkeit aufhört und die
willkürlichen Erdichtungen anheben? Wer ist so kühn,
eine Beantwortung der Frage zu wagen: ob die Sünde ihre Herrschaft
auch in den andern Kugeln des Weltbaues ausübe, oder ob die
Tugend allein ihr Regiment daselbst aufgeschlagen?
Die Sterne sind vielleicht ein Sitz verklärter Geister,
Wie hier das Laster herrscht, ist dort die Tugend Meister.
v. Haller
Gehört nich ein gewisser Mittelstand zwischen der Weisheit
und Unvernunft zu der unglücklichen Fähigkeit sündigen
zu können? Wer weiss, sind also die Bewohner jener entfernten
Weltkörper nich zu erhaben und zu weise, um sich bis zu der
Thorheit, die in der Sünde steckt, herabzulassen, diejenigen
aber, die in den unteren Planeten wohnen, zu fest an die Materie
geheftet und mit gar zu geringen Fähigkeiten des Geistes
versehen, um die Verantwortung ihrer Handlungen vor dem Richterstuhle
der Gerechtigkeit tragen zu dürfen? Auf diese Weise wäre
die Erde und vielleicht noch der Mars (damit der elende Trost
uns ja nicht genommen werde, Gefähren des Unglücks zu
haben) allein in der gefährlichen Mittelstrasse, wo die Versuchung
der sinnlichen Reizungen gegen die Oberherrschaft des Geistes
ein starkes Vermögen zur Verleitung haben, dieser aber dennoch
diejenige Fähigkeit nicht verleugnen kann, wodurch er im
Stande ist, ihnen Widerstand zu leisten, wenn es seiner Trägheit
nicht vielmehr gefiele, sich durch dieselbe hinreissen to lassen,
wo also der gefährliche Zwischenpunkt zwischen der Schwachheit
und dem Vermögen ist, da eben dieselbe Vorzüge, die
ihn über die niederen Classen erheben, ihn auf eine Höhe
stellen, von welcher er wiederum unendlich tiefer unter diese
herabsinken kann. In der That sind die beiden Planeten, die Erde
und der Mars, die mittelsten Glieder des planetischen Systems,
und es lässt sich von ihren Bewohnern vielleicht nicht mit
Unwahrscheinlichkeit ein mittlerer Stand der physischen sowohl,
als moralischen Beschaffenheit zwischen den zwei Endpunkten vermuthen;
allein ich will diese Betrachtung lieber denjenigen überlassen,
die mehr Beruhigung bei einem unerweislichen Erkenntnisse und
mehr Reigung dessen Verantwortung zu übernehmen bei sich
finden.
Beschluss
Es ist uns nicht einmal recht bekannt, was der Mensche anjetzt
wirklich ist, ob uns gleich das Bewusstsein und die Sinne hievon
belehren sollten; wie viel weniger werden wir errathen können,
was er dereinst werden soll! Dennoch schnappt die Wissbegierde
der menschlichen Seele sehr begierig nach diesem von ihr so entfernten
Gegenstande und strebt, in solchem dunkeln Erkenntnisse einiges
Licht zu bekommen.
Sollte die unsterbliche Seele wohl in der ganzen Unendlichkeit
ihrer künftigen Dauer, die das Grab selber nicht unterbricht,
sondern nur verändert, an diesen Punkt des Weltraumes, an
unsere Erde, jederzeit geheftet bleiben? Sollte sie niemals von
den übrigen Wundern der Schöpfung eines näheren
Anschauens theilhaftig werden? Wer weiss, ist es ihr nicht zugedacht,
dass sie dereinst jene entfernte Kugeln des Weltgebäudes
und die Trefflichkeit ihrer Anstalten, die schon von weitem ihre
Neugierde so reizen, von nahem soll kennen lernen? Vielleicht
bilden sich darum noch einige Kugeln des Planetensystems aus,
um nach vollendetem Ablaufe der Zeit, die unserem Aufenthalte
allhier vorgeschrieben ist, uns in andern Himmeln neue Wohnplätze
zu bereiten. Wer weiss, laufen nicht jene Trabanten um den Jupiter,
um uns dereinst zu leuchten?
Es ist erlaubt, es ist anständig, sich mit dergleichen Vorstellungen
zu belustigen; allein niemand wird die Hoffnung des Künftigen
auf so unsichern Bildern der Einbildungskraft gründen. Nachdem
die Eitelkeit ihren Antheil an der menschlichen Natur wird abgefordert
haben: so wird der unsterbliche Geist mit einem schnellen Schwunge
sich über alles, was endlich ist, empor schwingen und in
einem neuen Verhältnisse gegen die ganze Natur, welche aus
einer näheren Verbindung mit dem höchsten Wesen entspringt,
sein Dasein fortsetzen. Forthin wird diese erhöhte Natur,
welche die Quelle der Glückseligkeit in sich selber hat,
sich nicht mehr unter den äusseren Gegensänden zerstreuen,
um eine Beruhigung bei ihnen zu suchen. Der gesammte Inbegriff
der Geschöpfe, welcher eine nothwendige Übereinstimmung
zum Wohlgefallen des höchsten Urwesens hat, muss sie auch
zu dem seinigen haben und wird sie nicht anders, als mit immerwährender
Zufriedenheit rühren.
In der That wenn man mit solchen Betrachtungen und mit den vorhergehenden
sein Gemüth erfüllt hat: so giebt der Anblick eines
bestirnten Himmels bei einer heitern Nacht eine Art des Vergnügens,
welches nur edle Seelen empfinden. Bei der allgemeinen Stille
der Natur und der Ruhe der Sinne redet das verborgene Erkenntnissvermögen
des unsterblichen Geistes eine unnennbare Sprache und giebt unausgewickelte
Begriffe, die sich wohl empfinden, aber night beschreiben lassen.
Wenn es unter den denkenden Geschöpfen dieses Planeten niederträchtige
Wesen giebt, die ungeachete aller Reizungen, womit ein so grosser
Gegenstand sie anlocken kann, dennoch im Stande sind, sich fest
an die Dienstbarkeit der Eitelkeit zu heften: wie unglücklich
ist diese Kugel, dass sie so elende Geschöpfe hat erziehen
können! Wie glücklich aber ist sie andererseits, da
ihr unter den allerannehmungswürdigsten Bedingungen ein Weg
eröffnet ist, zu einer Glückseligkeit und Hoheit zu
gelangen, welche unendlich weit über die Vorzüge erhaben
ist, die die allervortheilhafteste Einrichtung der Natur in allen
Weltkörpern erreichen kann!
- I. Theil Section 88 [Zurück zum Text]
- Weil ich den angeführten Tractat nicht bei
der Hand habe, so will ich das dazu Gehörige aus der Anführung
der Ouvrages diverses de Msr. De Maupertuis in den
Actis Erud. 1745 hier einrücken. Das erste Phänomenon
sind diejenige lichte Stellen am Himmel, welche neblichte Sterne
genannt und für einen Haufen kleiner Fixsterne gehalten werden.
Allein die Astronomen haben durch vortreffliche Ferngläser
sie nur als grosse länglichtrunde Plätzchen, die etwas
lichter als der übrige Theil des Himmels wären, befunden.
Hugen hat dergleichen etwas zuerst im Orion angetroffen; Halley
gedenkt in den Anglical. Trans. sechs solcher Plätzchen:
1. im Schwert des Orions, 2. im Schützen, 3. im Centaurus,
4. vor dem rechten Fusse des Antinous, 5. im Hercules, 6. im Gürtel
der Andromeda. Wenn diese durch ein reflectirendes Seherohr von
8 Fuss betrachete werden, so sieht man, dass nur der vierte Theil
derselben für einen Haufen Sterne könne gehalten werden;
die übrige haben nur weisslichte Plätzchen vorgestellt
ohne erheblichen Unterschied, ausser dass eines mehr der Cirkelrundung
beikommt, ein anderes aber länglicher ist. Es scheint auch,
dass bei dem ersten die durch das Seherohr sichtbaren kleinen
Sternchen seinen weisslichten Schimmer nicht verursachen können.
Halley glaubt: dass man aus diesen Erscheinungen dasjenige erklären
könne, was man im Anfang der Mosaischen Schöpfungsgeschichte
antrifft, nämlich dass das Licht eher als die Sonne erschaffen
sei. Derham vergleicht sie Öffnungen, dadurch eine andere
unermessliche Gegen und vielleicht der Feuerhimmel durchscheine.
Er meint, er habe bemerken können, dass die Sterne, die neben
diesen Plätzchen gesehen werden, uns viel näher wären,
als diese lichte Stellen. Diesen fügt der Verfasser ein Verzeichniss
der neblichten Sterne aus dem Hevelius bei. Er hält diese
Erscheinungen für grosse lichte Massen, die durch eine gewaltige
Umwälzung abgeplattet worden wären. Die Materie, daraus
sie bestehen, wenn sie eine gleichleuchtende Kraft mit den übrigen
Sternen hätte, würde von ungeheurer Grösse sein
müssen, damit sie, aus einem viel grösseren Abstande,
als der Sterne ihrer ist, gesehen, dennoch dem Fernglase unter
merklicher Gestalt und Grösse erscheinen können. Wenn
sie aber an Grösse den übrigen Fixsternen ungefähr
gleich kämen, müssten sie uns nicht allein ungleich
viel näher sein, sondern zugleich ein viel schwächeres
Licht haben: weil sie bei solcher Nähe und scheinbarer Grösse
doch einen so blassen Schimmer an sich zeigen. Es würde also
der Mühe verlohnen, ihre Parallaxe, wofern sie eine haben,
zu entdecken. Denn diejenigen, welche sie ihnen absprechen, schliessen
vielleicht von einigen auf alle. Die Sternchen, die man mitten
auf diesen Plätzchen antrifft, wie in dem Orion (oder noch
schöner in dem vor dem rechten Fusse des Antinous, welcher
nicht anders aussieht als ein Fixstern, der mit einem Nebel umgeben
ist), würden, wofern sie uns näher wären, entweder
nach Art der Projection auf denselben gesehen, oder schienen durch
jene Massen, gleich als durch die Schweife der Kometen durch.
[Zurück zum Text]
- siehe Gellerts Fabel: Hans Nord. [Zurück zum Text]
- Diese kurze Einleitung, welche vielleicht in
Ansehung der meisten Leser überflüssig sein möchte,
habe ich denen, die etwa der Newtonischen Grundsätze nicht
genugsam kundig sind, zur Vorbereitung der Einsicht in die folgende
Theorie vorher ertheilen wollen. [Zurück zum Text]
- Imgleichen auf diejenige Haufen von Sternen,
deren viele in einem kleinen Raume bei einander sind, als z. E.
das Siebengestirn, welche vielleicht unter sich ein kleines System
in dem brössern ausmachen. [Zurück zum Text]
- De la Hire bemerkt in den Mémoires der
Akademie zu Paris vom Jahr 1693, er habe sowohl aus eigenen Beobachtungen,
als auch aus Vergleichung derselben mit des Ricciolus seinen eine
starke Änderung in den Stellungen der Sterne des Siebengestirns
wahrgenommen. [Zurück zum Text]
- Abhandlung von der Figur der Sterne. [Zurück zum Text]
- Ich untersuche hier nicht, ob dieser Raum in
dem allereigentlichsten Verstande könne leer genannt werden.
Denn allhier ist genug zu bemerken, dass alle Materie, die etwa
in diesem Raume anzutreffen sein möchte, viel zu unvermögend
sei, als dass sie in Ansehung der bewegten Massen, von denen die
Frage ist, einige Wirkung verüben könnte. [Zurück zum Text]
- Der Anfang der sich bildenden Planeten ist nicht
allein in der Newtonischen Anziehung zu suchen. Diese würde
bei einem Partikelchen von so ausnehmender Feinigkeit gar zu langsam
und schwach sein. Man würde vielmehr sagen, dass in diesen
Raume die erste Bildung durch den Zusammenlauf einiger Elemente,
die sich durch die gewöhnlichen Gesetze des Zusammenhanges
vereinigen, geschehe, bis derjenige Klumpen, der daraus entstanden,
nach und nach so weit angewachsen, dass die Newtonische Anziehungskraft
an ihm vermögend geworden, ihn durch seine Wirkung in die
Ferne immer mehr zu vergrössern. [Zurück zum Text]
- Dieses abgemessene Cirkelbewegung betrifft eigentlich
nur die der Sonne nahen Planeten: denn von den grossen Entfernungen,
da sich die entlegensten Planeten oder auch die Kometen gebildet
haben, ist leicht zu vermuthen, dass, weil die sinkende Bewegung
des Grundstoffs daselbst viel schwächer, die Weitläufigkeit
der Räume, da sie zerstreuet sind, auch grösser ist,
die Elemente daselbst an und für sich schon von der zirkelgleichen
Bewegung abweichen und dadurch die Ursache der daraus gebildeten
Körper sein müssen. [Zurück zum Text]
- Denn die Theilchen von der zur Sonne nähern
Gegend, welche eine grössere Umlaufsgeschwindigkeit haben,
als in dem Orte, da sie auf dem Planeten sich versammlen, zur
Cirkelbewegung erfordert wird, ersetzen dasjenige, was den von
der Sonne entferteren Theilchen, die sich eben demselben Körper
einverleiben, an Geschwindigkeit fehlt, um in dem Abstande des
Planeten zirkelförmig zu laufen. [Zurück zum Text]
- Dieses sind die Nordlichter. [Zurück zum Text]
- Oder, welches wahrscheinlicher ist, dass er
in seiner kometenähnlichen Natur, die er auch noch jetzt
seiner Excentricität an sich hat, bevor der leichteste Stoff
seiner Oberfläche völlig zerstreuet worden, eine kometische
Atmosphäre ausgebreitet habe. [Zurück zum Text]
- Denn nach den Newtonischen Gesetzen der Attraction
wird ein Körper, der sich in dem Inwendigen einer Kugel befindet,
nur von demjenigen Theile derselben angezogen, der in der Weite,
welche jener vom Mittelpunkte hat, um diesen sphärisch beschrieben
worden. Der ausser diesem Abstande befindliche concentrische Theil
thut wegen des Gleichgewichts seiner Anziehungen, die einander
aufheben, nichts dazu, weder den Körper zum Mittlepunkte
hin, noch von ihm weg zu bewegen. [Zurück zum Text]
- Nachdem ich dieses aufgesetzt, finde ich in
den Mémoires der königl. Akademie der Wissenschaften
zu Paris vom Jahre 1705 in einer Abhandlung des Herrn Cassini
von den Trabanten und dem Ringe des Saturns auf der 571sten Seite
des zweiten Theils der v. Steinwehrschen Übersetzung eine
Bestätigung dieser Vermuthung, die fast keinen Zweifel ihrer
Richtigkeit mehr übrig lässt. Nachem Herr Cassini einen
Gedanken vorgetragen, der gewissermassen eine kleine Annäherung
zu derjenigen Wahrheit hätte sein können, die wir herausgebracht
haben, ob er gleich an sich unwahrscheinlich ist, nämlich
dass vielleicht dieser Ring ein Schwarm kleiner Trabanten sein
möchte, die vom Saturn aus eben so anzusehen wären,
als die Milchstrasse von der Erde aus erscheint (welcher Gedanke
Platz finden kann, wenn man für diese kleine Trabanten die
Dunsttheilchen nimmt, die mit eben dergleichen Bewegung sich um
ihn schwingen), so sagt er ferner: Diesen Gedanken bestätigten
die Observationen, die man in den Jahren gemacht, da der Ring
des Saturns breiter und offener schien. Denn man sah die Breite
des Ringes durch eine dunkele elliptische Linie, deren nächster
Theil nach der Kugel zu heller war, als der entferteste, in zwei
Theile getheilt. Diese Linie bemerkte gleichsam einen kleinen
Zwischenraum zwischen den zwei Theilen, so wie die Weite der Kugel
vom Ringe durch die grösste Dunkelheit zwischen beiden angezeigt
wird. [Zurück zum Text]
- Der Begriff einer unendlichen Ausdehnung der
Welt findet unter den Metaphysikkündigern Gegner und hat
nur neulich an dem Herrn M. Weitenkampf einen gefunden. Wenn diese
Herren wegen der angeblichen Unmöglichkeit einer Menge ohne
Zahl und Grenzen sich zu dieser Idee nicht bequemen können,
so wollte ich nur vorläufig fragen: ob die künftige
Folge der Ewigkeit nicht eine wahre Unendlichkeit von Mannigfaltigkeiten
und Veränderungen in sich fassen wird, und ob diese unendliche
Reihe nicht auf einmal schon jetzt dem göttlichen Verstande
gänzliche gegenwärtig sei. Wenn es nun möglich
war, dass Gott den Begriff der Unendlichkeit, der seinem Verstande
auf einmal darsteht, in einer auf einander folgenden Reihe wirklich
machen kann: warum sollte derselbe nicht den Begriff einer andern
Unendlichkeit in einem dem Raume nach verbundenen Zusammenhange
darstellen und dadurch den Umfang der Welt ohne Grenzen machen
können? Indessen dass man diese Frage wird zu beantworten
suchen, so werde ich mich der Gelegenheit, die sich darbieten
wird, bedienen, durch eine aus der Natur der Zahlen gezogene Erläuterung
die vermeinte Schwierigkeit zu heben, wofern man bei genauer Ewägung
es noch als eine einer Erörterung bedürftige Frage ansehen
kann: ob dasjenige, was eine durch die höhste Weisheit begleitete
Macht hervorgebracht hat, sich zu offenbaren, zu demjenigen, was
sie hat hervorbringen können, sich wie eine Differentialgrösse
verhalte.[Zurück zum Text]
- Ich schreibe nicht ohne Ursache der Sonnen alle
Unebenheiten des festen Landes, der Gebürge und der Thäler
zu, die wir auf unserer Erde und andern Weltkörpern antreffen.
Die Bildung einer Weltkugel, die sich aus einem flüssigen
Zustande in einen festen verändert, bringt nothwendig solche
Ungleichheiten auf der Oberfläche zuwege. Wenn die Oberfläche
sich härtet, indessen dass in dem flüssigen inwendigen
Theile solcher Masse die Materien sich noch nach Massgebung ihrer
Schwere zum Mittelpunkte hinsenken: so werden die Partikeln des
elastischen Luft- oder Feuerelements, das sich in diesen Materien
mit untergemengt befindet, herausgejagt und häufen sich unter
der indessen festgewordenen Rinde, unter welcher sie grosse und
nach Proportion des Sonnenklumpens ungeheure Höhlen erzeugen,
in die gedachte oberste Rinde zuletzt mit mannigfaltigen Einbeugungen
hereinsinkt und sowohl erhöhte Gegenden und Gebirge, als
auch Thäler und Fluthbette weiter Feuerseen dadurch zubereitet.
[Zurück zum Text]
- Ich habe eine Muthmassung, nach welcher es mir
sehr wahrscheinlich zu sein dünkt dass, der Sirius oder Hundssterne
in dem System der Sterne, die die Milchstrasse ausmachen, der
Centralkörper sei und den Mittelpunkt einnehme, zu welchem
sie sich alle beziehen. Wenn man dieses System nach dem Entwurfe
des ersten Theils dieser Abhandlung, wie ein Gewimmel von Sonnen,
die zu einer gemeinschaftlichen Fläche gehäuft sind,
ansieht, welches nach allen Seiten von dem Mittelpunkte derselben
ausgestreuet ist und doch einen gewissen, so zu sagen, zirkelförmichten
Raum, der durch die geringe Abweichungen derselben vom Beziehungsplane
sich auch in die Breite von beiden Seiten etwas ausdehnt, ausmacht:
so wird die Sonne, die sich gleichfalls diesem Plane nahe befindet,
die Erscheinung dieser zirkelförmichten, weisslicht schimmernden
Zone nach derjenigen Seite hin am breitesten sehen, nach welcher
sie sich der äussersten Grenze des Systems am nächsten
befindet; denn es ist leicht zu vermuthen, dass sie sich nicht
eben gerade im Mittelpunkte aufhalten werde. Nun ist der Streif
der Milchstrasse in dem Theile zwischen dem Zeichen des Schwans
und des Schützen am breitesten, folglich wird dieses die
Seite sein, da der Platz unserer Sonne der äusstersten Perpherie
des zirkelförmichten Systems am nächsten ist; und in
diesem Theile werden wir den Ort, wo die Sternbilder des Adlers
und Fuchses mit der Gans stehen, insonderheit für den allernächsten
halten, weil daselbst aus dem Zwischenraume, da die Milchstrasse
sich theilt, die grösste scheinbare Zerstreuung der Sterne
erhellt. Wenn man daher ungefähr von dem Orte neben dem Schwanze
des Adlers eine Linie mitten durch die Fläche der Milchstrasse
bis zu dem gegenüberstehenden Punkte zieht, so muss diese
auf den Mittelpunkt des Systems zutreffen, und sie trifft in der
That sehr genau auf den Sirius, den hellsten Stern am ganzen Himmel,
der wegen dieser glücklichen, mit seiner vorzüglichen
Gestalt so wohl harmonirenden Zusammentreffung es zu verdienen
scheint, dass man ihn für den Centralkörper selber halte.
Er würde nach diesem Begriffe auch gerade in dem Streife
der Milchstrasse gesehen werden, wenn nicht der Stand unserer
Sonne, der beim Schwanze des Adlers von dem Plane derselben etwas
abweicht, den optischen Abstand des Mittelpunktes gegen die andere
Seite solcher Zone verursachte. [Zurück zum Text]
- Es ist aus den Gründen der Psychologie
ausgemacht, dass vermöge der jetzigne Verfassung, darin die
Schöpfung Seele und Leib von einander abhängig gemacht
hat, die erstere night allein alle Begriffe des Universi durch
des letztern Gemeinschaft und Einfluss überkommen muss, sondern
auch die Ausübung seinter Denkungskraft selber auf dessen
Verfassung ankommt und von dessen Beihülfe die nötige
Fähigkeit dazu entlehnt. [Zuruck zum Text]
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