#7# ----- Vorwort Endlich ist es mir verg”nnt, dies dritte Buch des Marxschen Hauptwerks, den Abschluá des theoretischen Teils, der ™ffentlich- keit zu bergeben. Bei der Herausgabe des zweiten Buchs, 1885, meinte ich, das dritte wrde wohl nur technische Schwierigkeiten machen, mit Ausnahme freilich einiger sehr wichtigen Abschnitte. Dies war in der Tat der Fall; aber von den Schwierigkeiten, die grade diese, die wichtigsten Abschnitte des Ganzen, mir bereiten wrden, davon hatte ich damals keine Ahnung, ebensowenig wie von den sonstigen Hindernissen, die die Fertigstellung des Buchs so sehr verz”gern sollten. Zun„chst und zumeist st”rte mich eine anhaltende Augenschw„che, die meine Arbeitszeit fr Schriftliches jahrelang auf ein Minimum beschr„nkte und auch jetzt noch nur ausnahmsweise gestattet, bei knstlichem Licht die Feder in die Hand zu nehmen. Dazu kamen an- dre, nicht abzuweisende Arbeiten: Neuauflagen und šbersetzungen frherer Arbeiten von Marx und mir, also Revisionen, Vorreden, Erg„nzungen, die ohne neue Studien oft unm”glich, usw. Vor allem die englische Ausgabe des ersten Buchs, fr deren Text in letzter Instanz ich verantwortlich bin und die mir daher viel Zeit wegge- nommen hat. Wer den kolossalen Anwachs der internationalen sozia- listischen Literatur w„hrend der letzten zehn Jahre, und nament- lich die Anzahl der šbersetzungen frherer Arbeiten von Marx und mir, einigermaáen verfolgt hat, der wird mir recht geben, wenn ich mir Glck wnsche, daá die Anzahl der Sprachen sehr be- schr„nkt ist, bei denen ich dem šbersetzer ntzlich sein konnte und also die Verpflichtung hatte, eine Revision seiner Arbeit nicht von der Hand zu weisen. Der Anwachs der Literatur aber war nur ein Symptom des entsprechenden Anwachses der internationalen Arbeiterbewegung selbst. Und dieser legte mir neue Pflichten auf. Von den ersten Tagen unsrer ”ffentlichen T„tigkeit an war ein gutes Stck der Arbeit der Vermittlung zwischen den nationalen Bewegungen #8# Vorwort ----- der Sozialisten und Arbeiter in den verschiednen L„ndern auf Marx und mich gefallen; diese Arbeit wuchs im Verh„ltnis der Erstar- kung der Gesamtbewegung. W„hrend aber bis zu seinem Tode auch hierin Marx die Hauptlast bernommen hatte, fiel von da an die stets anschwellende Arbeit mir allein zu. Nun ist inzwischen der direkte Verkehr der einzelnen nationalen Arbeiterparteien unter- einander zur Regel geworden und wird es glcklicherweise von Tag zu Tage mehr; trotzdem wird noch weit ”fter, als mir im Interesse meiner theoretischen Arbeiten lieb ist, meine Hilfe in Anspruch genommen. Wer aber wie ich ber fnfzig Jahre in dieser Bewegung t„tig gewesen, fr den sind die hieraus entspringenden Arbeiten eine unabweisbare, augenblicklich zu erfllende Pflicht. Wie im sechzehnten Jahrhundert, gibt es in unsrer bewegten Zeit auf dem Gebiet der ”ffentlichen Interessen bloáe Theoretiker nur noch auf Seite der Reaktion, und ebendeswegen sind diese Herren auch nicht einmal wirkliche Theoretiker, sondern simple Apologeten dieser Reaktion. Der Umstand, daá ich in London wohne, bringt es nun mit sich, daá dieser Parteiverkehr im Winter meist brieflich, im Sommer aber groáenteils pers”nlich stattfindet. Und daraus, wie aus der Not- wendigkeit, den Gang der Bewegung in einer stets wachsenden An- zahl von L„ndern und einer noch st„rker wachsenden Anzahl von Preáorganen zu verfolgen, hat sich die Unm”glichkeit fr mich entwickelt, Arbeiten, die keine Unterbrechung dulden, anders als im Winter, speziell in den ersten drei Monaten des Jahrs fertig- zustellen. Wenn man seine siebenzig Jahre hinter sich hat, so ar- beiten die Meynertschen Assoziationsfasern des Gehirns mit einer gewissen fatalen Bed„chtigkeit; man berwindet Unterbrechungen in schwieriger theoretischer Arbeit nicht mehr so leicht und so rasch wie frher. Daher kam es, daá die Arbeit eines Winters, so- weit sie nicht vollst„ndig zum Abschluá gefhrt hatte, im n„ch- sten Winter gr”átenteils wieder von neuem zu machen war, und dies fand statt, namentlich mit dem schwierigsten fnften Abschnitt. Wie der Leser aus den folgenden Angaben ersehen wird, war die Re- daktionsarbeit wesentlich verschieden von der beim zweiten Buch. Fr das dritte lag eben nur ein, noch dazu „uáerst lckenhafter, erster Entwurf vor. In der Regel waren die Anf„nge jedes einzel- nen Abschnitts ziemlich sorgf„ltig ausgearbeitet, auch meist sti- listisch abgerundet. Je weiter man aber kam, desto skizzenm„áiger und lckenhafter wurde die Bearbeitung, desto mehr Exkurse ber im Lauf der Untersuchung auftauchende Nebenpunkte enthielt sie, wofr die endgltige Stelle sp„terer Anordnung berlassen blieb, desto l„nger und verwickelter wurden die Perioden, worin die #11# Vorwort ----- in statu nascencdi 1*) niedergeschriebenen Gedanken sich aus- drckten. An mehreren Stellen verraten Handschrift und Darstel- lung nur zu deutlich das Hereinbrechen und die allm„hlichen Fort- schritte eines einer aus šberarbeit entspringenden Krankheitsan- f„lle, die dem Verfasser selbst„ndiges Arbeiten erst mehr und mehr erschwerten und endlich zeitweilig ganz unm”glich machten. Und kein Wunder. Zwischen 1863 und 1867 hatte Marx nicht nur die beiden letzten Bcher des Kapitals im Entwurf und das erste Buch in druckfertiger Handschrift hergestellt, sondern auch noch die mit der Grndung und Ausbreitung der Internationalen Arbeiteras- soziation verknpfte Riesenarbeit getan. Dafr stellten sich aber auch schon 1864 und 1865 ernste Anzeichen jener gesundheitlichen St”rungen ein, die schuld daran sind, daá Marx an das II. und III. Buch nicht selbst die letzte Hand gelegt hat. Meine Arbeit begann damit, daá ich das ganze Manuskript aus dem selbst fr mich oft nur mhsam zu entziffernden Original in eine leserliche Kopie hinberdiktierte, was schon eine ziemliche Zeit wegnahm. Erst dann konnte die eigentliche Redaktion beginnen. Ich habe diese auf das Notwendigste beschr„nkt, habe den Charakter des ersten Entwurfs, berall wo es die Deutlichkeit zulieá, m”g- lichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht gestri- chen, da wo sie, wie gew”hnlich bei Marx, den Gegenstand jedesmal von andrer Seite fassen oder doch in andrer Ausdrucksweise wie- dergeben. Da, wo meine Žnderungen oder Zus„tze nicht bloá redak- tioneller Natur sind, oder wo ich das von Marx gelieferte tats„chliche Material zu eignen, wenn auch m”glichst im Marxschen Geist gehaltnen Schluáfolgerungen verarbeiten muáte, ist die ganze Stelle in eckige Klammern gesetzt 2*) und mit meinen In- itialen bezeichnet. Bei meinen Fuánoten fehlen hier und da die Klammern; wo aber meine Initialen darunter stehn, bin ich fr die ganze Note verantwortlich. Wie in einem ersten Entwurf selbstverst„ndlich, finden sich im Manuskript zahlreiche Hinweise auf sp„ter zu entwickelnde Punkte, ohne daá diese Versprechungen in allen F„llen eingehalten worden sind. Ich habe sie stehn lassen, da sie die Absichten des Verfas- sers in Beziehung auf knftige Ausarbeitung darlegen. Und nun zum einzelnen. Fr den ersten Abschnitt war das Hauptmanuskript nur mit groáen Einschr„nkungen brauchbar. Gleich anfangs wird die ganze mathema- tische Berechnung des Verh„ltnisses zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (was ----- 1*) im Entstehungszustand - 2*) im vorl. Band in geschweiften Klammern #12# Vorwort ----- unser Kapitel 3 ausmacht) hineingezogen, w„hrend der in unserm Kap. 1 entwickelte Gegenstand erst sp„ter und gelegentlich behan- delt wird. Hier kamen zwei Ans„tze einer Umarbeitung zu Hilfe, jeder von 8 Seiten Folie; aber auch sie sind nicht durchweg im Zusammenhang ausgearbeitet. Aus ihnen ist das gegenw„rtige Kap. 1 zusammengestellt. Kap.2 ist aus dem Hauptmanuskript. Fr Kap. 3 fanden sich eine ganze Reihe unvollst„ndiger mathematischer Bear- beitungen, aber auch ein ganzes, fast vollst„ndiges Heft aus den siebziger Jahren, das Verh„ltnis der Mehrwertsrate zur Profitrate in Gleichungen darstellend. Mein Freund Samuel Moore, der auch den gr”áten Teil der englischen šbersetzung des ersten Buchs ge- liefert, bernahm es, dies Heft fr mich zu bearbeiten, wozu er als alter Cambridger Mathematiker weit besser bef„higt war. Aus seinem Resum‚ habe ich dann, unter gelegentlicher Benutzung des Hauptmanuskripts, das Kapitel 3 fertiggestellt. - Von Kap. 4 fand sich nur der Titel vor. Da aber der hier behandelte Punkt: Wir- kung des Umschlags auf die Profitrate, von entscheidender Wich- tigkeit ist, habe ich ihn selbst ausgearbeitet, weshalb das ganze Kapitel im Text auch in Klammern gesetzt ist. Es stellte sich da- bei heraus, daá in der Tat die Formel des Kap. 3 fr die Pro- fitrate einer Modifikation bedurfte, um allgemein gltig zu sein. Vom fnften Kapitel an ist das Hauptmanuskript einzige Quelle fr den Rest des Abschnitts, obwohl auch hier sehr viele Umstellungen und Erg„nzungen n”tig geworden sind. Fr die folgenden drei Abschnitte konnte ich mich, abgesehn von stilistischer Redaktion, fast durchweg an das Originalmanuskript halten. Einzelne, meist auf die Einwirkung des Umschlags bezgli- che Stellen waren in Einklang mit dem von mir eingeschobnen Kap. 4 auszuarbeiten; auch sie sind in Klammern gesetzt und mit meinen Initialen bezeichnet. Die Hauptschwierigkeit machte Abschnitt V, der auch den verwic- keltsten Gegenstand des ganzen Buchs behandelt. Und grade hier war Marx in der Ausarbeitung von einem der erw„hnten schweren Krankheitsanf„lle berrascht worden. Hier liegt also nicht ein fertiger Entwurf vor, nicht einmal ein Schema, dessen Umrisse auszufllen w„ren, sondern nur ein Ansatz von Ausarbeitung, der mehr als einmal in einen ungeordneten Haufen von Notizen, Bemer- kungen, Materialien in Auszugsform ausl„uft. Ich versuchte an- fangs, diesen Abschnitt, wie es mir mit dem ersten einigermaáen gelungen war, durch Ausfllung der Lcken und Ausarbeitung der nur angedeuteten Bruchstcke zu vervollst„ndigen, so daá er we- nigstens ann„hernd das alles bot, was der Verfasser zu geben be- absichtigt hatte. Ich habe dies wenigstens dreimal versucht, bin aber jedesmal gescheitert, und #13# Vorwort ----- in der hiermit verlernen Zeit liegt eine der Hauptursachen der Versp„tung. Endlich sah ich ein, daá es auf diesem Weg nicht ging. Ich h„tte die ganze massenhafte Literatur dieses Gebiets durchnehmen mssen und am Ende etwas zustande gebracht, was doch nicht Marx' Buch war. Mir blieb nichts brig, als die Sache in gewisser Beziehung bers Knie zu brechen, mich auf m”glichste Ordnung des Vorhandenen zu beschr„nken, nur die notdrftigsten Erg„nzungen zu machen. Und so wurde ich Frhjahr 1893 mit der Hauptarbeit fr diesen Abschnitt fertig. Von den einzelnen Kapiteln waren Kap. 21-24 in der Hauptsache ausgearbeitet. Kap. 25 und 26 erforderten Sichtung des Beleg- stoffs und Einschiebung von Material, das sich an andren Stellen vorfand. Kap. 27 und 29 konnten fast ganz nach dem Ms. gegeben, Kap.28 dagegen muáte stellenweise anders gruppiert werden. Mit Kap. 30 aber fing die eigentliche Schwierigkeit an. Von hier an galt es, nicht nur das Material von Belegstellen, sondern auch den jeden Augenblick durch Zwischens„tze, Abschweifungen usw. un- terbrochnen und an andrer Stelle, oft ganz beil„ufig, weiter ver- folgten Gedankengang in die richtige Ordnung zu bringen. So kam das 30. Kapitel zustande durch Umstellungen und Ausschaltungen, fr die sich an andrer Stelle Verwendung fand. Kap. 31 war wieder mehr im Zusammenhang ausgearbeitet. Aber nun folgt im Ms. ein langer Abschnitt, berschrieben: "Die Konfusion", bestehend aus lauter Auszgen aus den Parlamentsberichten ber die Krisen von 1848 und 1857, worin die Aussagen von dreiundzwanzig Gesch„fts- leuten und ”konomischen Schriftstellern, namentlich ber Geld und Kapital, Goldabfluá, šberspekulation etc. zusammengestellt und stellenweise humoristisch kurz glossiert sind. Hier sind, sei es durch die Fragenden, sei es durch die Antwortenden, so ziemlich alle damals gangbaren Ansichten ber das Verh„ltnis von Geld und Kapital vertreten, und die hier zu Tag tretende "Konfusion" ber das, was auf dem Geldmarkte Geld und was Kapital sei, wollte Marx kritisch und satirisch behandeln. Ich habe mich nach vielen Ver- suchen berzeugt, daá eine Herstellung dieses Kapitels unm”glich ist; das Material, besonders das von Marx glossierte, ist da ver- wandt worden, wo sich ein Zusammenhang dafr vorfand. Hierauf folgt in ziemlicher Ordnung das von mir im Kap. 32 Unterge- brachte, unmittelbar darauf aber ein neuer Stoá von Auszgen aus den Parlamentsberichten ber alle m”glichen, in diesem Abschnitt berhrten Gegenst„nde, vermischt mit l„ngeren oder krzeren Be- merkungen des Verfassers. Gegen das Ende konzentrieren sich die Auszge und Glossen mehr und mehr auf die Bewegung der Geldme- talle und des Wechselkurses, #14# Vorwort ----- und schlieáen wieder mit allerhand Nachtr„glichem. Das "Vorkapitalistische" (Kap. 36) war dagegen vollst„ndig ausgear- beitet. Aus all diesem Material, von der "Konfusion" an, und soweit es nicht schon an frheren Stellen untergebracht, habe ich die Kapi- tel 33-35 zusammengestellt. Dies ging natrlich nicht ab ohne starke Einschbe meinerseits zur Herstellung des Zusammenhangs. Soweit diese Einschbe nicht bloá formeller Natur, sind sie als die meinigen ausdrcklich bezeichnet. Es ist mir auf diese Weise endlich gelungen, alle irgendwie zur Sache geh”renden Aussprche des Verfassers im Text unterzubringen; es ist nichts weggefallen als ein geringer Teil der Auszge, der entweder anderweitig Ge- gebnes nur wiederholte oder aber Punkte berhrte, auf die im Ms. nicht n„her eingegangen ist. Der Abschnitt ber Grundrente war viel vollst„ndiger ausgearbei- tet, wenn auch keineswegs geordnet, wie schon daraus hervorgeht, daá Marx es im Kap.43 (im Ms. das letzte Stck des Abschnitts ber Rente) n”tig findet, den Plan des ganzen Abschnitts kurz zu rekapitulieren. Und dies war fr die Herausgabe um so erwnsch- ter, als das Ms. anf„ngt mit Kap. 37, worauf Kap. 45-47 folgen und erst hierauf die Kap. 38-44. Die meiste Arbeit machten die Tabellen bei der Differentialrente II und die Entdeckung, daá in Kap. 43 der hier zu behandelnde dritte Fall dieser Rentenart gar nicht untersucht war. Fr diesen Abschnitt ber Grundrente hatte Marx in den siebziger Jahren ganz neue Spezialstudien gemacht. Er hatte die nach der Reform von 1861 in Ruáland unvermeidlich gewordnen statistischen Aufnahmen und sonstigen Ver”ffentlichungen ber Grundeigentum, die ihm von russischen Freunden in wnschenswertester Vollst„n- digkeit zur Verfgung gestellt worden, jahrelang in der Ursprache studiert und ausgezogen und beabsichtigte, sie bei der Neubear- beitung dieses Abschnitts zu verwerten. Bei der Mannigfaltigkeit der Formen sowohl des Grundbesitzes wie der Ausbeutung der acker- bauenden Produzenten in Ruáland, sollte im Abschnitt ber Grund- rente Ruáland dieselbe Rolle spielen wie im Buch I, bei der indu- striellen Lohnarbeit, England. Leider blieb ihm die Ausfhrung dieses Plans versagt. Endlich der siebente Abschnitt lag in vollst„ndiger Niederschrift vor, aber nur als erster Entwurf, dessen endlos verschlungne Pe- rioden erst zerlegt werden muáten, um druckbar zu werden. Vom letzten Kapitel existiert nur der Anfang. Hier sollten die den drei groáen Revenueformen: Grundrente, Profit, Arbeitslohn ent- sprechenden drei groáen Klassen der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft - Grundeigentmer, Kapitalisten, #15# Vorwort ----- Lohnarbeiter - und der mit ihrer Existenz notwendig gegebne Klas- senkarnpf als tats„chlich vorliegendes Ergebnis der kapitalisti- schen Periode dargestellt werden. Dergleichen Schluázusammenfas- sungen pflegte Marx sich fr die Schluáredaktion, kurz vor dem Druck, vorzubehalten, wo dann die neuesten geschichtlichen Ereig- nisse ihm mit nie versagender Regelm„áigkeit die Belege seiner theoretischen Entwicklungen in wnschenswertester Aktualit„t lie- ferten. Die Zitate und Belegstellen sind, wie schon im II. Buch, bedeu- tend sp„rlicher als im ersten. Zitate aus Buch I geben die Sei- tenzahlen der 2. und 3. Auflage. Wo im Ms. auf theoretische Aus- sprche frherer ™konomen verwiesen wird, ist meist nur der Name angegeben, die Stelle selbst sollte bei der Schluábearbeitung an- gezogen werden. Ich habe das natrlich so lassen mssen. Von Par- lamentsberichten sind nur vier, aber diese auch ziemlich reich- lich benutzt worden. Es sind folgende: 1. "Reports from Committees" (des Unterhauses), Vol. VIII, "Commercial Distress", Vol. II, Part 1, 1847/48, Minutes of Evi- dence. - Zitiert als: "Commercial Distress", 1847/48. 2. Secret Committee of the House of Lords on Commercial Distress 1847, Report printed 1848, Evidence printed 1857" (weil 1848 fr zu komprornittierlich angesehn). - Zitiert als: C. D., 1848-1857. 3. Report: Bank Acts, 1857. - Ditto, 1858. - Berichte des Unter- haus, Ausschusses ber die Wirkung der Bankakte von 1844 und 1845, mit Zeugenaussagen. - Zitiert als: B. A. (zuweilen auch B. C.), 1857, resp. 1858. Das vierte Buch - die Geschichte der Mehrwertstheorie - werde ich in Angriff nehmen, sobald es mir irgendwie m”glich wird. 1*) --- Im Vorwort zum zweiten Band des "Kapital" hatte ich mich abzufin- den mit den Herren, die dazumal ein groáes Geschrei erhoben, weil sie "in Rodbertus die geheime Quelle und einen berlegnen Vorg„n- ger von Marx" gefunden haben wollten. Ich bot ihnen Gelegenheit, zu zeigen, "was die Rodbertussche ™konomie leisten kann"; ich forderte sie auf, nachzuweisen, "wie nicht nur ohne Verletzung des Wertgesetzes, sondern vielmehr auf Grundlage desselben, eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muá". Die- selben Herren, die damals aus subjektiven oder objektiven, in der Regel aber alles andre als wissenschaftlichen Grnden den guten ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe #16# Vorwort ----- Rodbertus als einen ”konomischen Stern allererster Gr”áe ausposa- unten sind ausnahmslos die Antwort schuldig geblieben. Dagegen haben andre Leute es der Mhe wert gehalten, sich mit dem Problem zu besch„ftigen. In seiner Kritik des II. Bandes ("Conrads Jahr- bcher" [1], XI, 5, 1885, S. 452-465) nimmt Prof. W. Lexis die Frage auf, wenn er auch keine direkte L”sung geben will. Er sagt: "Die L”sung jenes Widerspruchs" (zwischen dem Ricardo-Marxschen Wertgesetz und der gleichen Durchschnittsprofitrate) "ist unm”g- lich, wenn die verschiednen Warenarten vereinzelt betrachtet wer- den und ihr Wert gleich ihrem Tauschwert und dieser gleich oder proportional ihrem Preise sein soll." Sie ist nach ihm nur m”glich, wenn man "fr die einzelnen Warenarten die Bemessung des Wertes nach der Arbeit aufgibt und nur die Warenproduktion im ganzen und die Ver- teilung derselben unter die Gesamtklassen der Kapitalisten und Arbeiter ins Auge faát... Von dem Gesamtprodukt erh„lt die Arbei- terklasse nur einen gewissen Teil... der andre, den Kapitalisten zufallende Teil bildet im Manschen Sinne das Mehrprodukt und dem- nach auch... den Mehrwert. Die Mitglieder der Kapitalistenklasse verteilen nun diesen gesamten Mehrwert unter sich, nicht nach Maágabe der von ihnen besch„ftigten Arbeiterzahl, sondern nach Verh„ltnis der von jedem gestellten Kapitalgr”áe, wobei auch Grund und Boden als Kapitalwert mit in Rechnung gezogen wird." Die Marxschen, durch die in den Waren verk”rperten Arbeitseinhei- ten bestimmten Idealwerte entsprechen nicht den Preisen, k”nnen aber als Ausgangspunkt einer Verschiebung betrachtet werden, die zu den wirklichen Preisen fhrt. Die letzteren sind dadurch be- dingt, daá gleich groáe Kapitalien gleich groáe Gewinne verlan- gen." Dadurch werden einige Kapitalisten fr ihre Waren h”here Preise erhalten als deren Idealwerte, andre erhalten niedrigere. Da aber die Einbuáen und Zulagen an Mehrwert sich innerhalb der Kapitalistenklasse gegenseitig aufheben, so ist die Gesamtgr”áe des Mehrwerts dieselbe, als wenn alle Preise den Idealwerten der Waren proportional w„ren." Man sieht, die Frage ist hier nicht entfernt gel”st, aber sie ist, wenn auch in laxer und verfluchender Weise, doch im ganzen richtig g e s t e l l t. Und dies ist in der Tat mehr, als wir von jemand erwarten drfen, der sich, wie der Verfasser, mit ei- nem gewissen Stolz als einen "Vulg„r”konomen" hinstellt; es ist gradezu berraschend, wenn man es mit den sp„ter zu behandelnden Leistungen andrer Vulg„r”konomen vergleicht. Die Vulg„r”konomie des Verfassers ist allerdings eigner Art. Er sagt, der Kapitalge- winn k ” n n e allerdings in der Marxschen Weise abgeleitet werden, aber nichts z w i n g e zu dieser Auffassung. Im Gegen- teil. Die Vulg„r”konoe habe eine, mindestens plausiblere Erkl„- rungsweise: #17# Vorwort ----- "Die kapitalistischen Verk„ufer, der Rohstoffproduzent, der Fa- brikant, der Groáh„ndler, der Kleinh„ndler, machen bei ihren Ge- sch„ften Gewinn, indem jeder teurer verkauft als er kauft, also den Selbstkostenpreis seiner Ware um einen gewissen Prozentsatz erh”ht. Nur der Arbeiter ist nicht imstande, einen „hnlichen Wertzuschlag durchzusetzen, er ist verm”ge seiner ungnstigen Lage dem Kapitalisten gegenber gen”tigt, seine Arbeit fr den Preis zu verkaufen, den sie ihm selbst kostet, n„mlich fr den notwendigen Lebensunterhalt... so behalten diese Preiszuschl„ge den kaufenden Lohnarbeitern gegenber ihre volle Bedeutung und bewirken die šbertragung eines Teils des Wertes des Gesarntpro- dukts auf die Kapitalistenklasse." Nun bedarf es keiner groáen Anstrengung des Denkens, um einzu- sehn, daá diese "vulg„r”konomische" Erkl„rung des Kapitalprofits praktisch auf dieselben Resultate hinausl„uft wie die Marxsche Mehrwertstheorie; daá die Arbeiter nach der Lexisschen Auffassung in genau derselben "ungnstigen Lage" sich befinden wie bei Marx; daá sie ganz ebensosehr die Geprellten sind, da jeder Nichtarbei- ter ber dem Preis verkaufen kann, der Arbeiter aber nicht; und daá auf Grundlage dieser Theorie sich ein mindestens ebenso plau- sibler Vulg„rsozialismus aufbauen l„át, wie der hier in England auf Grundlage der Jevons-Mengerschen Gebrauchswerts- und Grenz- nutzentheorie [2] aufgebaute. Ja, ich vermute sogar, wrde Herrn George Bernard Shaw diese Profittheorie bekannt, er w„re imstande mit beiden H„nden zuzugreifen, Jevons und Karl Menger den Ab- schied zu geben und auf diesem Felsen die Fabianische Kirche der Zukunft neu zu errichten. In Wirklichkeit aber ist diese Theorie nur eine Umschreibung der Marxschen. Woraus werden denn die s„mtlichen Preiszuschl„ge be- stritten? Aus dem "Gesamtprodukt" der Arbeiter. Und zwar, indem die Ware "Arbeit", oder, wie Marx sagt, Arbeitskraft, unter ihrem Preis verkauft werden muá. Denn wenn es die gemeinsame Eigen- schaft aller Waren ist, teurer verkauft zu werden als die Produk- tionskosten, wenn aber hiervon die Arbeit allein ausgenommen ist und stets nur zu den Produktionskosten verkauft wird, so wird sie eben unter dem Preis verkauft, der die Regel ist in dieser vul- g„r”konomischen Welt. Der infolgedessen dem Kapitalisten, resp. der Kapitalistenklasse zufallende Extraprofit besteht eben darin, und kann in letzter Instanz nur dadurch zustande kommen, daá der Arbeiter, nach Reproduktion des Ersatzes fr den Preis seiner Ar- beit, noch weiteres Produkt produzieren muá, fr das er nicht be- zahlt wird - Mehrprodukt, Produkt unbezahlter Arbeit, Mehrwert. Lexis ist ein in der Wahl seiner Ausdrcke „uáerst vorsichtiger Mann. Er sagt nirgends gradeaus, daá obige Auffassung die seinige ist; ist sie es aber, so ist sonnenklar, daá wir #18# Vorwort ----- es hier nicht mit einem jener gew”hnlichen Vulg„r”konomen zu tun haben, von denen er selbst sagt, daá jeder einzelne in den Augen von Marx "bestenfalls nur ein hoffnungsloser Schwachkopf ist", sondern mit einem als Vulg„r”konomen verkleideten Marxisten. Ob diese Verkleidung bewuát oder unbewuát vor sich gegangen, ist eine uns hier nicht interessierende psychologische Frage. Wer das ergrnden m”chte, wird vielleicht auch Untersuchen, wie es m”g- lich war, daá zu einer gewissen Zeit ein so gescheiter Mann, wie Lexis es unzweifelhaft ist, auch einmal einen solchen Bl”dsinn wie den Bimetallismus verteidigen konnte. [3] Der erste, der die Frage wirklich zu beantworten versuchte, war Dr. Conrad Schmidt, "Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes", Dietz, Stuttgart 1889. Schmidt sucht die Details der Marktpreisbildung in Einklang zu bringen sowohl mit dem Wertgesetz wie mit der Durchschnittsprofitrate. Der industrielle Kapitalist erh„lt in seinem Produkt erstens Er- satz fr sein vorgeschoánes Kapital, zweitens ein Mehrprodukt, wofr er nichts bezahlt hat. Um dies Mehrprodukt aber zu erhal- ten, muá er sein Kapital in der Produktion vorschieáen; d.h. er muá ein bestimmtes Quantum vergegenst„ndlichter Arbeit anwenden, um sich dies Mehrprodukt aneignen zu k”nnen. Fr den Kapitalisten ist also dies sein vorgeschoánes Kapital das Quantum vergegen- st„ndlichter Arbeit, das gesellschaftlich n”tig ist, um ihm dies Mehrprodukt zu verschaffen. Fr jeden andern industriellen Kapi- talisten gilt dasselbe. Da nun die Produkte dem Wertgesetz gem„á sich gegeneinander austauschen im Verh„ltnis der zu ihrer Produk- tion gesellschaftlich notwendigen Arbeit, und da fr den Kapita- listen die zur Herstellung seines Mehrprodukts notwendige Arbeit eben die in seinem Kapital aufgeh„ufte, vergangene Arbeit ist, so folgt, daá sich die Mehrprodukte austauschen nach dem Verh„ltnis der zu ihrer Produktion erheischten Kapitale, nicht aber nach dem der w i r k l i c h in ihnen verk”rperten Arbeit. Der auf jede Kapitaleinheit fallende Anteil ist also gleich der Summe aller produzierten Mehrwerte, dividiert durch die Summe der darauf ver- wandten Kapitale. hernach werfen gleiche Kapitale in gleichen Zeitr„umen gleiche Profite ab, und dies wird bewirkt, indem der so berechnete Kostpreis des Mehrprodukts, d.h. der Durch- schnittsprofit, auf den Kostpreis des bezahlten Produkts geschla- gen und zu diesem erh”hten Preise beides, bezahltes und unbezahl- tes Produkt, verkauft wird. Die Durchschnittsprofitrate ist her- gestellt, trotzdem daá, wie Schmidt meint, die Durchschnitts- preise der einzelnen Waren nach dem Wertgesetz bestimmt werden. Die Konstruktion ist „uáerst sinnreich, sie ist ganz nach Hegel- schem #19# Vorwort ----- Muster, aber sie teilt das mit der Mehrzahl der Hegelschen, daá sie nicht richtig ist. Mehrprodukt oder bezahltes Produkt macht keinen Unterschied: soll das Wertgesetz auch fr die Durch- schnittspreise unmittelbar gelten, so mssen beide verkauft wer- den im Verh„ltnis der zu ihrer Herstellung erforderlichen und darin verbrauchten gesellschaftlich n”tigen Arbeit. Das Wertge- setz richtet sich von vornherein gegen die aus der kapitalisti- schen Vorstellungsweise berkommene Ansicht, als sei die aufge- h„ufte vergangne Arbeit, woraus das Kapital besteht, nicht bloá eine bestimmte Summe von fertigem Wert, sondern, weil Faktor der Produktion und Profitbildung, auch wertbildend, also Quelle von mehr Wert, als es selbst hat; es stellt fest, daá diese Eigen- schaft nur der lebendigen Arbeit zukommt. Daá die Kapitalisten im Verh„ltnis der Gr”áe ihrer Kapitale gleiche Profite erwarten, ih- ren Kapitalvorschuá also als eine Art Kostpreis ihres Profits an- sehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt, um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berech- neten Preise in Einklang mit dem Wertgesetz zu bringen, so hebt er das Wertgesetz selbst auf, indem er eine ihm total widerspre- chende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor ein- verleibt. Entweder ist die aufgeh„ufte Arbeit wertbildend neben der leben- digen. Dann gilt das Wertgesetz nicht. Oder sie ist nicht wertbildend. Dann ist Schmidts Beweisfhrung unvertr„glich mit dem Wertgesetz. Schmidt wurde auf diesen Seitenweg gefhrt, als er der L”sung schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine wom”glich mathemati- sche Formel finden zu mssen, die den Einklang des Durchschnitts- preises jeder einzelnen Ware mit dem Wertgesetz nachweisen lieáe. Wenn er aber hier, ganz in der N„he des Ziels, einem Irrweg folgte, so beweist der brige Inhalt der Broschre, mit welchem Verst„ndnis er aus den beiden ersten Bchern des "Kapital" wei- tere Schlsse gezogen hat. Ihm gebhrt die Ehre, fr die bisher unerkl„rliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige, bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erkl„rung selbst„ndig gefunden zu haben; desgleichen die Ableitung des Han- delsprofits aus dem industriellen Mehrwert und eine ganze Reihe von Bemerkungen ber Zins und Grundrente, wodurch Dinge antizi- piert werden, die bei Marx im vierten und fnften Abschnitt des dritten Buchs entwickelt sind. In einer sp„teren Arbeit ("Neue Zeit", 1892/93, Nr. 3 und 4) ver- sucht Schmidt einen andern Weg der L”sung. Dieser l„uft darauf hinaus, daá die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittspro- fitrate herstellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit in andre auswandern #20# Vorwort ----- macht, wo šberprofit gemacht wird. Daá die Konkurrenz die groáe Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, daá diese Nivellierung der Profite iden- tisch ist mit der Reduzierung des Verkaufspreises von im šbermaá produzierten Waren auf das Wertmaá, das die Gesellschaft nach dem Wertgesetz dafr zahlen kann. Warum auch dies nicht zum Ziel fh- ren konnte, ergibt sich hinreichend aus den Auseinandersetzungen von Marx im Buche selbst. Nach Schmidt ging P. Fireman an das Problem ("Conrads Jahrb- cher", Dritte Folge, 111, S. 793). Ich gehe nicht ein auf seine Bemerkungen ber sonstige Seiten der Marxschen Darstellung. Sie beruhen auf dem Miáverst„ndnis, daá Marx da definieren will, wo er entwickelt, und daá man berhaupt bei Marx nach fix und ferti- gen, ein fr allemal gltigen Definitionen suchen drfe. Es ver- steht sich ja von selbst, daá da, wo die Dinge und ihre gegensei- tigem Beziehungen nicht als fixe, sondern als ver„nderliche auf- gefaát werden, auch ihre Gedankenabbilder, die Begriffe, eben- falls der Ver„nderung und Umbildung unterworfen sind; daá man sie nicht in starre Definitionen einkapselt, sondern in ihrem histo- rischen resp. logischen Bildungsprozeá entwickelt. Danach wird es wohl klar sein, warum Marx am Anfang des ersten Buchs, wo er von der einfachen Warenproduktion als seiner historischen Vorausset- zung ausgeht, um dann weiterhin von dieser Basis aus zum Kapital zu kommen - warum er da eben von der einfachen Ware ausgeht und nicht von einer begrifflich und geschichtlich sekund„ren Form, von der schon kapitalistisch modifizierten Ware; was freilich Fi- reman platterdings nicht einsehn kann. Diese und andre Neben- dinge, die noch zu mancherlei Einwendungen Anlaá geben k”nnten, lassen wir lieber links liegen und gehn sofort zum Kern der Sache ber. W„hrend dem Verfasser die Theorie lehrt, daá der Mehrwert bei gegebner Mehrwertsrate der Anzahl der angewandten Arbeits- kr„fte proportional ist, zeigt ihm die Erfahrung, daá bei gegeb- ner Durchschnittsprofitrate der Profit proportional ist der Gr”áe des angewandten Gesamtkapitals. Dies erkl„rt Fireman dadurch, daá der Profit eine nur konventionelle (das heiát bei ihm: einer be- stimmten gesellschaftlichen Formation angeh”rige, mit ihr ste- hende und fallende) Erscheinung ist; seine Existenz ist einfach an das Kapital geknpft; dies, wenn es stark genug ist, sich einen Profit zu erzwingen, ist durch die Konkurrenz gen”tigt, sich auch eine fr alle Kapitale gleiche Profitrate zu erzwingen. Ohne gleiche Profitrate ist eben keine kapitalistische Produktion m”glich; diese Produktionsform vorausgesetzt, kann fr jeden Ein- zelkapitalisten die Masse des Profits nur abh„ngen, bei gegebner Profitrate, von der Gr”áe seines Kapitals. Andrerseits besteht der Profit #21# Vorwort ----- aus Mehrwert, unbezahlter Arbeit. Und wie geschieht hier die Ver- wandlung des Mehrwerts, dessen Gr”áe sich nach der Ausbeutung der Arbeit richtet, in Profit, dessen Gr”áe sich nach der Gr”áe des dazu erforderten Kapitals richtet? "Einfach dadurch, daá in allen Produktionszweigen, wo das Ver- h„ltnis zwischen... konstantem und variablem Kapital am gr”áten ist, die Waren ber ihrem Wert verkauft werden, das heiát aber auch, daá in denienigen Produktionszweigen, wo das Verh„ltnis konstantes Kapital : variables Kapital = c:v am kleinsten ist, die Waren unter ihrem Wert verkauft werden, und daá nur, wo das Verh„ltnis c:v eine bestimmte Mittelgr”áe darstellt, die Waren zu ihrem wahren Wert ver„uáert werden... Ist diese Inkongruenz ein- zelner Preise mit ihren respektiven Werten eine Widerlegung des Wertprinzips? Keineswegs. Denn dadurch, daá die Preise einiger Waren in gleichem Maá ber den Wert steigen, wie die Preise andrer unter den Wert sinken, bleibt die Totalsumme der Preise der Totalsumme der Werte gleich... 'in letzter Instanz' ver- schwindet die Inkongruenz.. Diese Inkongruenz ist eine "St”rung"; in den exakten Wissenschaften aber pflegt man eine berechenbare St”rung nie als eine Widerlegung eines Gesetzes zu betrachten". Man vergleiche hiermit die entsprechenden Stellen in Kap. IX, und man wird finden, daá Fireman hier in der Tat den Finger auf den entscheidenden Punkt gelegt hat. Wie vieler Mittelglieder es aber auch nach dieser Entdeckung noch bedrfte, um Fireman zu bef„hi- gen, die volle handgreifliche L”sung des Problems herauszuarbei- ten, beweist die unverdient khle Aufnahme, die sein so bedeuten- der Artikel gefunden hat. So viele sich auch fr das Problem in- teressierten, sie alle frchteten noch immer, sich die Finger zu verbrennen. Und dies erkl„rt sich nicht nur aus der unvollendeten Form, worin Fireman seinen Fund gelassen hat, sondern auch aus der unleugbaren Mangelhaftigkeit sowohl seiner Auffassung der Marxschen Darstellung, wie seiner eignen, auf dieser Auffassung begrndeten allgemeinen Kritik derselben. Wo es Gelegenheit gibt, sich bei einer schwierigen Sache zu bla- mieren, da fehlt Herr Professor Julius Wolf in Zrich nie. Das ganze Problem, erz„hlt er uns ("Conrads Jahrbcher", Dritte Folge, II, S. 352 und ff.), l”st sich durch den relativen Mehr- wert. Die Produktion des relativen Mehrwerts beruht auf Vermeh- rung des konstanten Kapitals gegenber dem variablen. "Ein Plus an konstantem Kapital hat ein Plus an Produktivkraft der Arbeiter zur Voraussetzung. Da dies Plus an Produktivkraft aber (auf dem Wege ber die Verbilligung der Lebensmitteln ein Plus an Mehrwert nach sich zieht, ist die direkte Beziehung zwi- schen wachsendem Mehrwert und wachsender Beteiligung des konstan- ten #22# Vorwort ----- Kapitals im Gesamtkapital hergestellt. Ein Mehr an konstantem Ka- pital weist ein Mehr an Produktivkraft der Arbeit aus. Bei gleichbleibendem variablem und wachsendem konstantem Kapital muá daher der Mehrwert steigen im Einklang rnit Marx. Diese Frage war uns aufgegeben." Zwar sagt Marx an hundert Stellen des ersten Buchs das grade Ge- genteil; zwar ist die Behauptung, nach Marx steige der relative Mehrwert, bei fallendem variablem Kapital, im Verh„ltnis wie das konstante Kapital steigt, von einer Erstaunlichkeit, die jedes parlamentarischen Ausdrucks spottet; zwar beweist Herr Julius Wolf in jeder Zelle, daá er weder relativ noch absolut das ge- ringste verstanden hat weder von absolutem noch von relativem Mehrwert; zwar sagt er selbst: "man scheint sich auf den ersten BIick hier wirklich in einem Nest von Ungereimtheiten zu befinden", was beil„ufig das einzige wahre Wort in seinem ganzen Artikel ist. Aber was tut das alles? Herr Julius Wolf ist so stolz auf seine geniale Entdeckung, daá er nicht unterlassen kann, dem Marx dafr posthume Lobspr,che zu erteilen und diesen seinen eignen unergrndlichen Unsinn anzupreisen als einen "neuerlichen Beweis der Sch„rfe und Weitsichtigkeit, mit der sein" (Marx') kritisches System der kapitalistischen Wirtschaft entworfen ist"! Aber es kommt noch besser: Herr Wolf sagt: "Ricardo hat ebensowohl behauptet: gleicher Kapitalaufwand, glei- cher Mehrwert (Profit), wie: gleicher Arbeitsaufwand, gleicher Mehrwert (der Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber nicht anerkannt. E r h a t (i m d r i t t e n B a n d) zweifellos nachgewiesen, daá die zweite Behauptung nicht unbe- dingte Konsequenz des Wertgesetzes sei, ja daá sie seinem Wertge- setze widerspreche und also... direkt zu verwerfen sei." Und nun untersucht er, wer von uns beiden sich geirrt hat, ich oder Marx. Daá er selbst in der Irre spazierengeht, daran denkt er natrlich nicht. Es hieáe meine Leser beleidigen und die Komik der Situation total verkennen, wollte ich nur ein Wort verlieren ber diese Pracht- stelle. Ich fge nur noch hinzu: Mit derselben Khnheit, womit er damals bereits sagen konnte, was "Marx im dritten Band zweifellos nachgewiesen", benutzt er die Gelegenheit, einen angeblichen Pro- fessorenklatsch zu berichten, wonach Conrad Schmidts obige Schrift "von Engels direkt inspiriert sei". Herr Julius Wolf! In der Welt, worin Sie leben und weben, mag es blich #25# Vorwort ----- sein, daá der Mann, der andern ”ffentlich ein Problem stellt, seine Privatfreunde im stillen mit der L”sung bekannt macht. Daá Sie dazu kapabel sind, will ich Ihnen gern glauben. Daá in der Welt, worin ich verkehre, man sich nicht zu solchen Erb„rmlich- keiten herabzulassen braucht, beweist Ihnen das gegenw„rtige Vor- wort. Kaum war Marx gestorben, da ver”ffentlichte Herr Achille Loria schleunigst einen Artikel ber ihn in der "Nuova Antologia" (April 1883): zuerst eine von falschen Angaben strotzende Biogra- phie, sodann eine Kritik der ”ffentlichen, politischen und lite- rarischen T„tigkeit. Die Marxische materialistische Auffassung der Geschichte wird hier gef„lscht und verdreht mit einer Zuver- sichtlichkeit, die einen groáen Zweck erraten l„át. Und dieser Zweck ist erreicht worden: 1886 ver”ffentlichte derselbe Herr Lo- ria ein Buch "La teoria economica della costituzione politica", worin er die 1883 so g„nzlich und so absichtlich entstellte Marx- sche Geschichtstheorie als seine eigne Erfindung der staunenden Mitwelt verkndet. Allerdings ist die Marxsche Theorie hier auf ein ziemlich philistr”ses Niveau heruntergebracht; auch wimmeln die historischen Belege und Beispiele von Schnitzern, die man keinem Quartaner durchlassen wrde; aber was verschl„gt das al- les? Die Entdeckung, daá berall und immer die politischen Zu- st„nde und Ereignisse ihre Erkl„rung finden in den entsprechenden ”konomischen Zust„nden, wurde, wie hiermit bewiesen, keineswegs von Marx im Jahr 1845 gemacht, sondern von Herrn Loria 1886. We- nigstens hat er dies seinen Landsleuten, und seit sein Buch fran- z”sisch erschienen, auch einigen Franzosen glcklich aufgebunden und kann jetzt als Autor einer neuen epochemachenden Geschichts- theorie in Italien herumstolzieren, bis die dortigen Sozialisten Zeit finden, dem illustre 1*) Loria die gestohlnen Pfauenfedern herunterzuzupfen. Das ist aber erst ein kleines Pr”bchen von Herrn Lorias Manier. Er versichert uns, daá s„mtliche Theorien von Marx beruhen auf einem bewuáten Sophisma (un consaputo sofisma); daá Marx vor Pa- ralogismen nicht zurckscheute, auch wenn er sie als s o l c h e e r k a n n t e (sapendoll tali) usw. Und nachdem er mit einer ganzen Reihe „hnlicher gemeiner Schnurren seinen Lesern das N”- tige beigebracht hat, damit sie Marx fr einen Streber … la Loria ansehn, der seine Effektchen mit denselben kleinen faulen Humbug- smittelchen in Szene setzt wie unser paduanischer Professor, jetzt kann er ihnen ein wichtiges Geheimnis verraten, und damit fhrt er auch uns zur Profitrate zurck. ----- 1*) erlauchten #26# Vorwort ----- Herr Loria sagt: Nach Marx soll sich die in einem kapitalisti- schen Industriegesch„ft produzierte Masse des Mehrwerts (den Herr Loria hier mit dem Profit identifiziert) richten nach dem darin angewandten variablen Kapital, da das konstante Kapital keinen Profit abwirft. Das widerspricht aber der Wirklichkeit. Denn in der Praxis richtet sich der Profit nicht nach dem variablen, son- dern nach dem Gesamtkapital. Und Marx sieht dies selbst ein (I. Kap. XI [5]) und gibt zu, daá dem Anschein nach die Tatsachen seiner Theorie widersprechen. Wie aber l”st er den Widerspruch? Er verweist seine Leser auf einen noch nicht erschienenen folgen- den Band. Von diesem Band hatte Loria seinen Lesern schon frher gesagt, er glaube nicht, daá Marx auch nur einen Augenblick daran gedacht habe, ihn zu schreiben, und jetzt ruft er triumphierend aus: "Nicht mit Unrecht habe ich also behauptet, dieser zweite Band, womit Marx in einem fort seinen Gegnern droht, ohne daá er je er- scheint, dieser Band k”nne sehr wohl ein pfiffiges Auskunftstitel gewesen sein, das Marx da anwandte, wo ihm die wissenschaftlichen Argumente ausgingen (un ingegneso spediente ideato dal Marx a so- stituzione degli argomenti scientifici)." Und wer jetzt nicht berzeugt ist, daá Marx auf derselben H”he des wissenschaftlichen Schwindels steht wie l'illustre Loria, an dem ist Hopfen und Malz verloren. Soviel also haben wir gelernt: nach Herrn Loria ist die Marxsche Mehrwertstheorie absolut unvereinbar mit der Tatsache der allge- meinen gleichen Profitrate. Nun kam das zweite Buch heraus und damit meine ”ffentlich gestellte Frage grade ber diesen selben Punkt. 1*) W„re Herr Loria einer von uns bl”den Deutschen gewe- sen, er w„re einigermaáen in Verlegenheit geraten. Aber er ist ein kecker Sdl„nder, er kommt aus einem heiáen Kiima, wo, wie er behaupten kann, die Unverfrorenheit gewissermaáen Naturbedingung ist. Die Frage wegen der Profitrate ist ”ffentlich gestellt. Herr Loria hat sie ”ffentlich fr unl”slich erkl„rt. Und grade deshalb wird er sich jetzt selbst bertreifen, indem er sie ”ffentlich l”st. Dies Wunder geschieht in Conrads "Jahrbchern", N.F., Bd. XX, S. 272ff., in einem Artikel ber Conrad Schmidts oben erw„hnte Schrift. Nachdem er von Schmidt gelernt, wie der kommerzielle Profit zustande kommt, ist ihm auf einmal alles klar. "Da nun die Wertbestimmung durch die Arbeitszeit den Kapitali- sten, die einen guten Teil ihres Kapitals in L”hnen anlegen, einen Vorteil gibt, so kann das unproduktive" (soll heiáen kom- merzielle) "Kapital von diesen bevorzugten Kapitalisten ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 26 #27# Vorwort ----- einen h”heren Zins" (soll heiáen Profit) erzwingen und die Gleichheit zwischen den einzelnen industriellen Kapitalisten her- vorbringen... So z.B., wenn die industriellen Kapitalisten A, B, C, 100 Arbeitstage fr jeden, und respektive 0, 100, 200 konstan- tes Kapital in der Produktion anwenden, und der Arbeitslohn fr 100 Arbeitstage 50 Arbeitstage in sich enth„lt, jeder Kapitalist einen Mehrwert von 50 Arbeitstagen bekommt und die Profitrate 100% ist fr den ersten, 33,3% fr den zweiten und 20% fr den dritten Kapitalisten. Wenn aber ein vierter Kapitalist D ein un- produktives Kapital von 300 akkumuliert, das einen Zins" (Profit) "von dem Wert von 40 Arbeitstagen von A, einen Zins von 20 Ar- beitstagen von B erheischt, so wird die Profitrate der Kapitali- sten A und B zu 20%, wie die C's sinken und D mit einem Kapital von 300 wird einen Profit von 60, d.h. eine Profitrate von 20%, wie die brigen Kapitalisten bekommen." Mit so berraschender Gewandtheit, im Handumdrehn, l”st l'illustre Loria dieselbe Frage, die er vor zehn Jahren fr un- l”sbar erkl„rt hatte. Leider hat er uns das Geheimnis nicht ver- raten, woher das "unproduktive Kapital" die Macht erh„lt, den In- dustriellen diesen ihren, die Durchschnittsprofitrate berschrei- tenden Extraprofit nicht nur abzuzwacken, sondern auch selbst in der Tasche zu behalten, ganz wie der Grundeigentmer den ber- schssigen Profit des P„chters als Grundrente einsteckt. In der Tat wrden die Kaufleute hiernach einen der Grundrente durchaus analogen Tribut von den Industriellen erheben und dadurch die Durchschnittsprofitrate herstellen. Allerdings ist das Handelskapital ein sehr wesentlicher Faktor in der Herstellung der allgemeinen Profitrate, wie so ziemlich je- dermann weiá. Aber nur ein literarischer Abenteurer, der im Grunde seines Herzens auf die ganze ™konomie pfeift, kann sich die Behauptung erlauben, es besitze die Zauberkraft, allen ber die allgemeine Profitrate, und dazu noch ehe eine solche herge- stellt ist, berschssigen Mehrwert an sich zu saugen und in Grundrente fr sich selbst zu verwandeln, und das obendrein, ohne daá es irgendein Grundeigentum dazu n”tig hat. Nicht weniger er- staunlich ist die Behauptung, das Handelskapital bringe es fer- tig, diejenigen Industriellen zu entdecken, deren Mehrwert nur grade die Durchschnittsprofitrate deckt, und es rechne es sich zur Ehre an, diesen unglcklichen Opfern des Marxschen Wertgeset- zes ihr Los einigermaáen zu erleichtern, indem es ihnen ihre Pro- dukte gratis, sogar ohne jede Provision verkauft. Welch ein Ta- schenspieler geh”rt dazu, sich einzubilden, Marx habe solche j„m- merliche Kunststckchen n”tig! In seiner vollen Glorie aber strahlt unser illustre Loria erst, wenn wir ihn mit seinen nordischen Konkurrenten vergleichen, Z.B. mit Herrn Julius Wolf, der doch auch nicht von gestern ist. Welch ein kleiner Kl„ffer scheint dieser, selbst in seinem dicken Buch ber Sozialismus und kapitalistische #28# Vorwort ----- "Gesellschaftsordnung", neben dem Italiener! Wie unbehilflich, ich w„re fast versucht zu sagen, wie bescheiden steht er da neben der edlen Dreistigkeit, womit der Maestro es als selbstredend hinstellt, daá Marx nicht mehr und nicht minder als alle andern Leute auch, ein genau ebenso bewuáter Sophist, Paralogist, Auf- schneider und Marktschreier war wie Herr Loria selbst - daá Marx jedesmal, wenn er festsetzt, dem Publikum von einem Abschluá sei- ner Theorie in einem folgenden Band vorschwefelt, den er, wie er selbst sehr gut weiá, weder liefern kann noch will! Unbegrenzte Keckheit, gepaart mit aalglattem Durchschlpfen durch unm”gliche Situationen, heroische Verachtung gegen erhaltne Fuátritte, rasch zugreifende Aneignung fremder Leistungen, zudringliche Markt- schreierei der Reklame, Organisation des Ruhms vermittelst des Kamaraderieklngels - wer reicht ihm in alledem das Wasser? Italien ist das Land der Klassizit„t. Seit der groáen Zeit, als bei ihm die Morgenr”te der modernen Welt aufging, brachte es groáartige Charaktere hervor in unerreicht klassischer Vollen- dung, von Dante bis auf Garibaldi. Aber auch die Zeit der Ernied- rigung und Fremdherrschaft hinterlieá ihm klassische Charakter- masken, darunter zwei besonders ausgemeiáelte Typen: den Sgana- rell und den Dulcamara. Die klassische Einheit beider sehn wir verk”rpert in unserm illustre Loria. Zum Schluá muá ich meine Leser ber den Ozean fhren. In New York hat Herr Dr. med. George C. Stiebeling auch eine L”sung des Pro- blems gefunden, und zwar eine „uáerst einfache. So einfach, daá kein Mensch weder hben noch drben sie anerkennen wollte, wor- ber er in groáen Zorn geriet und in einer endlosen Reihe Bro- schren und Zeitungsartikel auf beiden Seiten des groáen Wassers sich bitterlichst ber diese Unbill beschwerte. Man sagte ihm zwar in der "Neuen Zeit" [6], seine ganze L”sung beruhe auf einem Rechenfehler. Aber das konnte ihn nicht st”ren; Marx hat auch Re- chenfehler gemacht und beh„lt dennoch in vielen Dingen recht. Sehn wir uns also die Stiebelingsche L”sung an. "Ich nehme zwei Fabriken an, die mit gleichem Kapital gleiche Zeit arbeiten, aber mit einem verschiednen Verh„ltnis des kon- stanten und des variablen Kapitals. Das Gesamtkapital (c+v) setze ich y, und bezeichne den Unterschied in dem Verh„ltnis des kon- stanten zu dem variablen Kapital mit x. In Fabrik I ist y = c + v, in Fabrik II ist y = (c-x) + (v+x). Die Rate des Mehrwerts ist also in Fabrik I = m/vund in Fabrik II = m/(v+x). Profit (p) nenne ich den Mehrwert (m), um den sich das Gesamtkapital y oder c + v in der gegebnen Zeit vermehrt, also p = m. Die Rate des Profits ist demnach in Fabrik I = p/y oder m/(c+v) und in Fabrik II ebenfalls p/y oder #29# Vorwort ----- m ------------- (c-x) + (v+x) daá d.h. ebenfalls = m/(c+v). Das... Problem l”st sich also der- art, daá auf Grundlage des Wertgesetzes, bei Anwendung gleichen Kapitals und gleicher Zeit, aber ungleicher Mengen lebendiger Ar- beit, aus der Ver„nderung der Rate des Mehrwerts eine gleiche Durchschnittsprofitrate hervorgeht." (G. C. Stiebeling, "Das Werthgesetz und die Profitrate", New York, John Heinrich.) So sch”n und einleuchtend auch die obige Rechnung ist, so sind wir doch gen”tigt, eine Frage an Herrn Dr. Stiebeling zu richten: Woher weiá er, daá die Summe des Mehrwerts, den Fabrik I produ- ziert, aufs Haar gleich ist der Summe des in Fabrik II erzeugten Mehrwerts? Von c, v, y und x, also von allen brigen Faktoren der Rechnung sagt er uns ausdrcklich, daá sie fr beide Fabriken gleiche Gr”áe haben, aber von in kein Wort. Daraus aber, daá er beide hier vorkommende Mengen Mehrwert algebraisch mit in be- zeichnet, folgt dies keineswegs. Es ist, da Herr Stiebeling auch den Profit p ohne weiteres mit dem Mehrwert identifiziert, viel- mehr grade das, was bewiesen werden soll. Nun sind nur zwei F„lle m”glich: entweder sind die beiden in gleich, jede Fabrik produ- ziert gleich viel Mehrwert, also bei gleichem Gesamtkapital auch gleich viel Profit, und dann hat Herr Stiebeling von vornherein das schon vorausgesetzt, was er erst beweisen soll. Oder aber, die eine Fabrik produziert eine gr”áere Summe Mehrwert als die andre, und dann f„llt seine ganze Rechnung dahin. Herr Stiebeling hat weder Mhe noch Kosten gescheut, auf diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzubauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm die beruhigende Ver- sicherung geben, daá sie fast alle gleichm„áig unrichtig sind, und daá sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Zensusberichte von 1870 und 1880 tats„chlich den Fall der Profitrate, erkl„rt ihn aber total falsch und meint, die Marxsche Theorie einer sich immer gleich- bleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis berichtigen zu mssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt des vorliegenden dritten Buchs, daá diese Marxsche "feststehende Profitrate" ein reines Hirngespinst ist, und daá die fallende Tendenz der Pro- fitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stiebeling angegeb- nen diametral entgegengesetzt sind. Herr Dr. Stiebeling meint es sicher sehr gut, aber wenn man sich mit wissenschaftlichen Fragen besch„ftigen will, muá man vor allen Dingen lernen, die Schrif- ten, die man benutzen will, so zu lesen, wie der Verfasser sie geschrieben hat und vor allem, ohne Dinge hineinzulesen, die nicht darinstehn. #30# Vorwort ----- Resultat der ganzen Untersuchung: auch mit Bezug auf die vorlie- gende Frage ist es wieder nur die Marxsche Schule, die etwas geleistet hat. Fireman und Conrad Schmidt k”nnen, wenn sie dies dritte Buch lesen, mit ihren eignen Arbeiten jeder an seinem Teil ganz zufrieden sein. London, 4. Oktober 1894 F. Engels Drittes Buch Der Gesamtprozeá der kapitalistischen Produktion Erster Teil #33# ----- Erster Abschnitt Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit und der Rate des Mehr- werts in Profitrate ERSTES KAPITEL Kostpreis und Profit Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapi- talistische P r o d u k t i o n s p r o z e á, fr sich genom- men, darbietet, als unmittelbarer Produktionsprozeá, bei dem noch von allen gekund„ren Einwirkungen ihm fremder Umst„nde abgesehn wurde. Aber dieser unmittelbare Produktionsprozeá ersch”pft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirklichen Velt er- g„nzt durch den Z i r k u l a t i o n s p r o z e á, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich im dritten Abschnitt, bei Betrachtung des Zirkulationsprozesses als der Vermittlung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, daá der kapitalistische Produktionspro- zeá, im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und Zirkula- tionsprozeá ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allgemeine Reáexionen ber diese Einheit anzu- stellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem B e w e g u n g s p r o z e á d e s K a p i t a l s, a l s G a n z e s betrachtet, hervor- wachsen. In ihrer wirklichen Bewegung treten sich die Kapitale in solchen konkreten Formen gegenber, fr die die Gestalt des Kapi- tals im unmittelbaren Produktionsprozeá, wie seine Gestalt im Zirkulationsprozeá, nur als besondere Momente erscheinen. Die Ge- staltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, n„hern sich also schrittwels der Form, worin sie auf der Oberfl„- che der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gew”hnlichen Bewuátsein der Produktionsagenten selbst auftreten. #34# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit. ----- Der Wert jeder kapitalistisch produzierten Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m. Ziehn wir von diesem Produktenwert den Mehrwert in ab, so bleibt ein bloáes Žquivalent oder ein Er- satzwert in Ware fr den in den Produktionselementen verausgabten Kapitalwert c + v. Verursacht z.B. die Herstellung eines gewissen Artikels eine Ka- pitalausgabe von 500 Pfd.St.: 20 Pfd.St. fr Verschleiá von Ar- beitsmitteln, 380 Pfd.St. fr Produktionsstoffe, 100 Pfd.St. fr Arbeitskraft, und betr„gt die Rate des Mehrwertes 100%, so ist der Wert des Produkts = 400c + 100v + 100m = 600 Pfd.St. Nach Abzug des Mehrwerts von 100 Pfd.St. bleibt ein Warenwert von 500 Pfd.St., und dieser ersetzt nur das verausgabte Kapital von 500 Pfd.St. Dieser Wertteil der Ware, der den Preis der verzehr- ten Produktionsrnittel und den Preis der angewandten Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst ko- stet, und bildet daher fr ihn den Kostpreis der Ware. Was die Ware dem Kapitalisten kostet, und was die Produktion der Ware selbst kostet, sind allerdings zwei ganz verschiedne Gr”áen. Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapi- talisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit ko- stet. Da jedoch auf Grundlage der kapitalistischen Produktion der Arbeiter selbst, nach seinem Eintritt in den Produktionsprozeá, ein Ingrediens des in Funktion begriffenen und dem Kapitalisten zugeh”rigen produktiven Kapitals bildet, der Kapitalist also der wirkliche Warenproduzent ist, so erscheint notwendig der Kost- preis der Ware fr ihn als die wirkliche Kost der Ware selbst. Nennen wir den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel: W = c + v + m in die Formel: W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert. Die Zusammenfassung der verschiednen Wertteile der Ware, die nur den in ihrer Produktion verausgabten Kapitalwert ersetzen, unter der Kategorie des Kostpreises drckt daher einerseits den spezi- fischen Charakter der kapitalistischen Produktion aus. Die kapi- talistische Kost der Ware miát sich an der Ausgabe in Kapital, die wirkliche Kost der Ware an der Ausgabe in Arbeit. Der kapita- listische Kostpreis der Ware ist daher quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er ist kleiner als der Warenwert, denn da W = k + m, ist k = W - m. Andrerseits ist der Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die nur in der kapitalistischen Buchfhrung existiert. Die Verselbst„ndigung dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware fortw„hrend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den Zirkulationsprozeá stets wieder in die Form von produktivem Kapital rckverwandelt werden, #37# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- der Kostpreis der Ware also best„ndig die in ihrer Produktion verzehrten Produktionselemente rckkaufen muá. Dagegen hat die Kategorie des Kostpreises in keiner Weise zu tun mit der Wertbildung der Ware oder mit dem Verweirtungsprozeá des Kapitals. Wenn ich weiá, daá 5/6 des Warenwerts, von 600 Pfd.St., oder 500 Pfd.St. nur ein Žquivalent, einen Ersatzwert des veraus- gabten Kapitals von 500 Pfd.St. bilden, und daher nur hinreichen, die stofflichen Elemente dieses Kapitals rckzukaufen, so weiá ich damit weder, wie diese 5/6 des Werts der Ware, die ihren Kostpreis bilden, noch wie das letzte Sechstel, das ihren Mehr- wert bildet, produziert worden sind. Die Untersuchung wird jedoch zeigen, daá der Kostpreis in der Kapitalwirtschaft den falschen Schein einer Kategorie der Wertproduktion selbst erh„lt. Kehren wir zu unserm Beispiel zurck. Unterstellen wir, daá der in einem durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitstag von ei- nem Arbeiter produzierte Wert sich in einer Geldsumme von 6 sh. = 6 M. darstellt, so ist das vorgeschoáne Kapital von 500 Pfd.St. = 40c0 + 100v, das Wertprodukt von 1666 2/3 zehnstndigen Arbeits- tagen, wovon 1333 1/3 Arbeitstage im Wert der Produktionsmittel = 400c, 333 1/3 im Wert der Arbeitskraft = 100v kristallisiert sind. Bei der angenommenen Mehrweirtrate von 100% kostet die Pro- duktion der neu zu bildenden Ware selbst also eine Verausgabung von Arbeitskraft = 100v + 100m = 666 2/3 zehnstndigen Arbeitsta- gen. Wir wissen dann (siehe Buch I, Kap. VII, p. 201/193 1*)), daá der Wert des neugebildeten Produkts von 600 Pfd.St. sich zusammen- setzt aus 1. dem wiedererscheinenden Wert des in Produktionsmit- teln verausgabten konstanten Kapitals von 400 Pfd.St. und 2. ei- nem neuproduzierten Wert von 200 Pfd.St. Der Kostpreis der Ware = 500 Pfd.St. umschlieát die wiedererscheinenden 400c und eine H„lfte des neuproduzierten Werts von 200 Pfd.St. (= 100,), also zwei mit Bezug auf ihre Entstehung ganz und gar verschiedne Ele- mente des Warenwerts. Durch den zweckgem„áen Charakter der w„hrend 6662/3 zehnstndigen Tagen verausgabten Arbeit wird der Wert der verzehrten Produkti- onsmittel, zum Belauf von 400 Pfd.St., von diesen Produktionsmit- teln auf das Produkt bertragen. Dieser alte Wert erscheint daher wieder als Bestandteil des Produktenwerts, aber er entsteht nicht im Produktionsprozeá d i e s e r Ware. Er existiert nur als Be- standteil des Warenwerts, weil er vorher als Bestandteil des vor- geschoánen Kapitals existierte. Das verausgabte konstante ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 226 #38# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Kapital wird also durch den Teil des Warenwerts ersetzt, den es selbst dem Warenwert zusetzt. Dies Element des Kostpreises hat also den zweideutigen Sinn: Es geht einerseits in den Kostpreis der Ware ein, weil es ein Bestandteil des Warenwerts ist, der verausgabtes Kapital ersetzt; und andrerseits bildet es nur einen Bestandteil des Warenwerts, weil es der Wert von verausgabtem Ka- pital ist, oder weil die Produktionsmittel soundso viel kosten. Ganz umgekehrt mit dem andern Bestandteil des Kostpreises. Die w„hrend der Warenproduktion verausgabten 666 2/3 Tage Arbeit bil- den einen Neuwert von 200 Pfd.St. Von diesem Neuwert ersetzt ein Teil nur das vorgeschoáne variable Kapital von 100 Pfd.St. oder den Preis der angewandten Arbeitskraft. Aber dieser vorgeschoáne Kapitalwert geht in keiner Weise in die Bildung des Neuwerts ein. Innerhalb des Kapitalvorschusses z„hlt die Arbeitskraft als W e r t, aber im Produktionsprozeá fungiert sie als W e r t b i l d n e r. An die Stelle des Werts der Arbeitskraft, der innerhalb des Kapitalvorschusses figuriert, tritt im wirklich f u n g i e r e n d e n produktiven Kapital die lebendige, wert- bildende Arbeitskraft selbst. Der Unterschied zwischen diesen verschiednen Bestandteilen des Warenwerts, die zusammen den Kostpreis bilden, springt ins Auge, sobald ein Wechsel in der Wertgr”áe, das eine Mal des verausgab- ten konstanten, das andre Mal des verausgabten variablen Kapi- talteils eintritt. Der Preis derselben Produktionsmittel oder der konstante Kapitaltell steige von 400 Pfd.St. auf 600 Pfd.St., oder sinke umgekehrt auf 200 Pfd.St. Im ersten Fall steigt nicht nur der Kostpreis der Ware von 500 Pfd.St. auf 600c + 100v = 700 Pfd.St., sondern der Warenwert selbst steigt von 600 Pfd.St. auf 600c + 100v + 100m = 800 Pfd.St. Im zweiten Fall sinkt nicht nur der Kostpreis von 500 Pfd.St. auf 200c + 100v = 300 Pfd.St., son- dern der Warenwert selbst von 600 Pfd. St. auf 200c + 100v + 100m = 400 Pfd.St. Weil das verausgabte konstante Kapital seinen eig- nen Wert auf das Produkt bertr„gt, w„chst oder f„llt, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, der Produktenwert mit der absoluten Gr”áe jenes Kapitalwerts. Nimm umgekehrt an, bei sonst gleich- bleibenden Umst„nden wachse der Preis derselben Masse Arbeits- kraft von 100 Pfd.St. auf 150 Pfd.St., oder sinke umgekehrt auf 50 Pfd.St. Im ersten Fall steigt zwar der Kostpreis von 500 Pfd.St. auf 400c + 150v = 550 Pfd.St. und sinkt im zweiten Fall von 500 Pfd.St. auf 400c + 50v = 450 Pfd.St., aber in beiden F„l- len bleibt der Warenwert unver„ndert = 600 Pfd.St.; das eine Mal = 400c + 150v + 50m, das andre Mal = 400c + 50v + 150m. Das vor- geschoáne variable Kapital setzt dem Produkt nicht seinen eignen Wert zu. An die Stelle seines #41# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- Werts ist vielmehr im Produkt ein von der Arbeit geschaffner Neu- wert getreten. Ein Wechsel in der absoluten Wertgr”áe des vari- ablen Kapitals, soweit er nur einen Wechsel im Preis der Arbeits- kraft ausdrckt, „ndert daher nicht das geringste an der absolu- ten Gr”áe des Warenwerts, weil nichts an der absoluten Gr”áe des Neuwerts, welchen flssige Arbeitskraft schafft. Solcher Wechsel affiziert vielmehr nur das Gr”áenverh„ltnis der beiden Bestand- teile des Neuwerts, wovon der eine Mehrwert bildet, der andre das variable Kapital ersetzt, und daher in den Kostpreis der Ware eingeht. Gemeinsam haben beide Teile des Kostpreises, in unserm Fall 400 + 100v, nur das: daá sie beide Teile des Warenwerts sind, die vor- geschoánes Kapital ersetzen. Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehr- ter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion. Die kapitalistische Produktionsweise unterscheidet sich von der auf Sklaverei gegrndeten Produktionsweise unter anderm dadurch, daá der Wert, resp. Preis der Arbeitskraft, sich darstellt als Wert, resp. Preis, der Arbeit selbst oder als Arbeitslohn. (Buch I, Kap. XVII.) Der variable Wertteil des Kapitalvorschusses er- scheint daher als in Arbeitslohn verausgabtes Kapital, als ein Kapitalwert, der den Wert, resp. Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt. Nehmen wir z.B. an, daá ein durch- schnittlicher gesellschaftlicher Arbeitstag von 10 Stunden sich in einer Geldmasse von 6 sh. verk”rpert, so ist der variable Ka- pitalvorschuá von 100 Pfd.St. der Geldausdruck eines in 333 1/3 zehnstndigen Arbeitstagen produzierten Werts. Dieser im Kapital- vorschuá figurierende Wert der angekauften Arbeitskraft bildet aber keinen Teil des wirklich fungierenden Kapitals. An seine Stelle tritt im Produktionsprozeá selbst die lebendige Arbeits- kraft. Betr„gt, wie in unserm Beispiel, der Exploitationsgrad der letztern 100%, so wird sie verausgabt w„hrend 666 2/3 zehnstndi- gen Arbeitstagen und setzt daher dem Produkt einen Neuwert von 200 Pfd.St. zu. Aber im Kapitalvorschuá figuriert das variable Kapital von 100 Pfd.St. als in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital, oder als Preis der Arbeit, die w„hrend 666 2/3 zehnstndigen Ta- gen verrichtet wird. 100 Pfd.St. dividiert durch 666 2/3 gibt uns als Preis des zehnstndigen Arbeitstags 3 sh., das Wertprodukt fnfstndiger Arbeit. Vergleichen wir nun Kapitalvorschuá auf der einen Seite und Wa- renwert auf der andern, so haben wir: 1. Kapitalvorschuá von 500 Pfd.St. = 400 Pfd.St. in Produktionsmitteln verausgabtes Kapital (Preis der Produktionsmittel) + 100 Pfd.St. in #42# 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Arbeit verausgabtes Kapital (Preis von 666 2/3 Arbeitstagen oder Arbeitslohn fr selbe). II. Warenwert von 600 Pfd.St. = Kostpreis von 500 Pfd.St. (400 Pfd.St. Preis der verausgabten Produktionsmittel + 100 Pfd.St. Preis der verausgabten 666 2/3 Arbeitstage) + 100 Pfd.St. Mehr- wert. In dieser Formel unterscheidet sich der in Arbeit ausgelegte Ka- pitalteil von dem in Produktionsmitteln, z.B. Baumwolle oder Koh- len ausgelegten Kapitalteil nur dadurch, daá er zur Zahlung eines stofflich verschiednen Produktionselements dient, aber in keiner Weise dadurch, daá er im Wertbildungsprozeá der Ware und daher auch im Verwertungsprozeá des Kapitals eine funktionell ver- schiedne Rolle spielt. Im Kostpreis der Ware kehrt der Preis der Produktionsmittel wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuá figu- rierte, und zwar weil diese Produktionsmittel zweckgem„á vernutzt worden sind. Ganz ebenso kehrt im Kostpreis der Ware der Preis oder Arbeitslohn fr die zu ihrer Produktion verbrauchten 666 2/3 Arbeitstage wieder, wie er bereits im Kapitalvorschuá figurierte, und zwar ebenfalls weil diese Masse Arbeit in zweckgem„áer Form verausgabt wurde. Wir sehn nur fertige, vorhandne Werte - die Wertteile des vorgeschoánen Kapitals, die in die Bildung des Pro- duktenwerts eingehn - aber kein Neuwert schaffendes Element. Der Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital ist ver- schwunden. Der ganze Kostpreis von 500 Pfd.St. erh„lt jetzt den Doppelsinn, daá er erstens der Bestandteil des Warenwerts von 600 Pfd.St. ist, der das in der Produktion der Ware verausgabte Kapi- tal von 500 Pfd.St. ersetzt; und daá zweitens dieser Wertbestand- teil der Ware selbst nur existiert, weil er vorher als Kostpreis der angewandten Produktionselemente, der Produktionsmittel und Arbeit d.h. als Kapitalvorschuá existierte. Der Kapitalwert kehrt als Kostpreis der Ware wieder, weil und sofern er als Kapitalwert verausgabt worden ist. Der Umstand, daá die verschiednen Wertbestandteile des vorge- schoánen Kapitals in stofflich verschiednen Produktionselementen ausgelegt sind, in Arbeitsmitteln, Roh- und Hilfsstoffen und Ar- beit, bedingt nur, daá der Kostpreis der Ware diese stofflich verschiednen Produktionselemente wieder rckkaufen muá. Mit Bezug auf die Bildung des Kostpreises selbst macht sich dagegen nur ein Unterschied geltend, der Unterschied zwischen fixem und zirkulie- rendem Kapital. In unserm Beispiel waren 20 Pfd.St. berechnet fr Verschleiá der Arbeitsmittel (400c = 20 Pfd.St. fr Verschleiá der Arbeitsmittel + 380 Pfd.St. fr Produktionsstoffe). War der Wert dieser Arbeitsmittel vor der Produktion der Ware = 1200 Pfd.St., so existiert er nach ihrer Produktion in zwei Gestalten, 20 Pfd.St. als Teil des Warenwerts, #43# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- 1200 - 20 oder 1180 Pfd.St. als resistierender Wert der nach wie vor im Besitz des Kapitalisten befindlichen Arbeitsmittel, oder als Wertelement nicht seines Warenkapitals, sondern seines pro- duktiven Kapitals. Im Gegensatz zu den Arbeitsmitteln werden Pro- duktionsstoffe und Arbeitslohn in der Produktion der Ware ganz verausgabt, und geht daher auch ihr ganzer Wert in den Wert der produzierten Ware ein. Wir haben gesehn, wie diese verschiednen Bestandteile des vorgeschoánen Kapitals mit Bezug auf den Um- schlag die Formen von fixem und zirkulierendern Kapital erhalten. Der Kapitalvorschuá ist also = 1680 Pfd.St.: fixes Kapital = 1200 Pfd.St. plus zirkulierendes Kapital = 480 Pfd.St. (= 380 Pfd.St. in Produktionsstoffen plus 100 Pfd.St. in Arbeitslohn). Der Kost- preis der Ware ist dagegen nur = 500 Pfd.St. (20 Pfd.St. fr Ver- schleiá des fixen Kapitals, 480 Pfd.St. fr zirkulierendes Kapi- tal). Diese Differenz zwischen Kostpreis der Ware und Kapitalvorschuá best„tigt jedoch nur, daá der Kostpreis der Ware ausschlieálich gebildet wird durch das fr ihre Produktion wirklich verausgabte Kapital. In der Produktion der Ware werden Arbeitsmittel zum Wert von 1200 Pfd.St. angewandt, aber von diesem vorgeschoánen Kapi- talwert gehn nur 20 Pfd.St. in der Produktion verloren. Das ange- wandte fixe Kapital geht daher nur teilweise in den Kostpreis der Ware ein, weil es nur teilweise in ihrer Produktion verausgabt wird. Das angewandte zirkulierende Kapital geht ganz in den Kost- preis der Ware ein, weil es in ihrer Produktion ganz verausgabt wird. Was beweist dies aber, als daá die verbrauchten fixen und zirkulierenden Kapitaltelle, pro rata ihrer Wertgr”áe, gleichm„- áig in den Kostpreis ihrer Ware eingehn und daá dieser Wertbe- standteil der Ware berhaupt nur aus dem in ihrer Produktion ver- ausgabten Kapital entspringt? W„re dies nicht der Fall, so w„re nicht abzusehn, warum das vorgeschoáne fixe Kapital von 1200 Pfd.St. dem Produktenwert, statt der 20 Pfd.St., die es im Pro- duktionsprozeá verliert, nicht auch die 1180 Pfd.St. zusetzt, die es nicht in ihm verliert. Diese Differenz zwischen fixem und zirkulierendem Kapital in be- zug auf die Berechnung des Kostpreises best„tigt also nur die scheinbare Entstehung des Kostpreises aus dem verausgabten Kapi- talwert oder dem Preis, den die verausgabten Produktionselemente, die Arbeit einbegriffen, dem Kapitalisten selbst kosten. Andrer- seits wird der variable, in Arbeitskraft ausgelegte Kapitalteil in bezug auf Wertbildung hier unter der Rubrik von zirkullerendem Kapital ausdrcklich identifiziert mit konstantem Kapital #44# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- (dem in Produktionsstoffen bestehenden Kapitalteil) und so die Mystifikation des Verwertungsprozesses des Kapitals vollendet. 1) Wir haben bisher nur ein Element des Warenwerts betrachtet, den Kostpreis. Wir mssen uns jetzt auch nach dem andern Bestandteil des Warenwerts umsehn, dem šberschuá ber den Kostpreis oder dem Mehrwert. Zun„chst ist der Mehrwert also ein šberschuá des Werts der Ware ber ihren Kostpreis. Da aber der Kostpreis gleich dem Wert des verausgabten Kapitals, in dessen stoffliche Elemente er auch best„ndig rckverwandelt wird, so ist dieser Wertberschuá ein Wertzuwachs des in der Produktion der Ware verausgabten und aus ihrer Zirkulation zurckkehrenden Kapitals. Man sah bereits frher, daá, obgleich in, der Mehrwert, nur aus einer Wertver„nderung von v, dem variablen Kapital entspringt und daher ursprnglich bloá ein Inkrement des variablen Kapitals ist, er dennoch nach beendigtem Produktionsprozeá ebensosehr einen Wertzuwachs von c + v, dem verausgabten Gesamtkapital bildet. Die Formel c + (v+m), die andeutet, daá in produziert wird durch die Verwandlung des in Arbeitskraft vorgeschoánen bestimmten Kapital- werts v in eine flieáende Gr”áe, also einer konstanten Gr”áe in eine variable, stellt sich ebenso dar als (c+v) + m. Vor der Pro- duktion hatten wir ein Kapital von 500 Pfd.St. Nach der Produk- tion haben wir das Kapital von 500 Pfd.St. plus einem Wertzuwachs von 100 Pfd.St. 2) Der Mehrwert bildet jedoch einen Zuwachs, nicht nur zu dem in den Verwertungsprozeá eingehenden, sondern auch zu dem nicht darin eingehenden Teil des vorgeschoánen Kapitals; also einen Wertzu- wachs, nicht nur zu dem verausgabten Kapital, das aus dem Kost- preis der Ware ersetzt wird, sondern zu dem in der Produktion berhaupt angewandten Kapital. Vor dem Produktionsprozeá hatten wir einen Kapitalwert von 1680 Pfd.St.: 1200 Pfd.St. in Arbeits- mitteln ausgelegtes fixes Kapital, wovon nur --- 1) Welche Verwirrung hieraus im Kopf des ™konomen entstehn kann, wurde Buch I, Kap. VII, 3, S. 216 / 206 ff. 1*), am Beispiel von N. W. Senior gezeigt. 2) Wir wissen in der Tat bereits, daá der Mehrwert bloá Folge der Wertver„nderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil, vorgeht, daá also v + m = v + delta v (v plus Inkre- ment von v) ist. Aber die wirkliche Wertver„nderung und das Ver- h„ltnis, worin sich der Wert „ndert, werden dadurch verdunkelt, daá infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschoáne Gesamtkapital w„chst. Es war 500 und es wird 590." (Buch I, Kap. VII, 1, S.203/195 2*).) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 237-243 - 2*) ebenda, S. 228 #45# 1. Kapitel - Kostprei, und Profit ----- 20 Pfd. St. fr Verschleiá in den Wert der Ware eingehn, plus 480 Pfd. St. zirkulierendes Kapital in Produktionsstoffen und Ar- beitslohn. Nach dem Produktionsprozeá haben wir 1180 Pfd.St. als Wertbestandteil des produktiven Kapitals plus einem Warenkapital von 600 Pfd.St. Addieren wir diese beiden Wertsummen, so besitzt der Kapitalist jetzt einen Wert von 1780 Pfd.St. Zieht er davon das vorgeschoáne Gesamtkapital von 1680 Pfd.St. ab, so bleibt ein Wertzuwachs von 100 Pfd.St. Die 100 Pfd.St. Mehrwert bilden also ebensosehr einen Wertzuwachs zu dem angewandten Kapital von 1680 Pfd.St., wie zu dem w„hrend der Produktion verausgabten Bruch- stck desselben von 500 Pfd.St. Es ist dem Kapitalisten nun klar, daá dieser Wertzuwachs aus den produktiven Vorg„ngen entspringt die mit dem Kapital vorgenommen werden, daá er also aus dem Kapital selbst entspringt; denn nach dem Produktionsprozeá ist er da, und vor dem Produktionsprozeá war er nicht da. Was zun„chst das in der Produktion verausgabte Kapital betrifft, so scheint der Mehrwert gleichm„áig aus dessen verschiednen, in Produktionsmitteln und Arbeit bestehenden Werte- lementen zu entspringen. Denn diese Elemente gehn gleichm„áig in die Bildung des Kostpreises ein. Sie setzen gleichm„áig ihre als Kapitalvorschsse vorhandnen Werte dem Produktenwert zu und un- terscheiden sich nicht als konstante und variable Wertgr”áen. Dies wird handgreiflich, wenn wir einen Augenblick unterstellen alles verausgabte Kapital bestehe entweder ausschlieálich aus Ar- beitslohn oder ausschlieálich aus dem Wert von Produktionsmit- teln. Wir h„tten dann im ersten Fall statt des Warenwerts 400c + 100v + 100m den Warenwert 500v + 100m. Das in Arbeitslohn ausge- legte Kapital von 500 Pfd.St. ist der Wert aller in der Produk- tion des Warenwerts von 600 Pfd.St. aufgewandten Arbeit und bil- det ebendaher den Kostpreis des ganzen Produkts. Die Bildung die- ses Kostpreises, wodurch der Wert des verausgabten Kapitals als Wertbestandteil des Produkts wiedererscheint, ist aber der ein- zige uns bekannte Vorgang in der Bildung dieses Warenwerts. Wie sein Mehrwertsbestandteil von 100 Pfd.St. entspringt, wissen wir nicht. Ganz ebenso im zweiten Fall, wo der Warenwert = 500c + 100m w„re. In beiden F„llen wissen wir, daá der Mehrwert aus ei- nem gegebnen Wert entspringt, weil dieser Wert in der Form von produktivem Kapital vorgeschossen wurde, gleichgltig ob in der Form von Arbeit oder in der Form von Produktionsmitteln. Andrer- seits aber kann der vorgeschoáne Kapitalwert den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist, und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den Kost- preis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein Žquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten #46# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Kapitals. Soweit er also Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als verausgabtes, sondern als vorgeschoánes und daher angewandtes Kapital berhaupt. Der Mehr- wert entspringt daher ebensosehr aus dem Teil des vorgeschoánen Kapitals, der in den Kostpreis der Ware eingeht, wie aus dem Teil desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht; in einem Wort: gleichm„áig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten Kapitals. Das Gesamtkapital dient stofflich als Pro- duktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirkli- chen Arbeitsprozeá ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozeá eingeht. Dies ist vielleicht eben der Grund, daá es nur teilweis zur Bildung des Kostpreises, aber ganz zur Bildung des Mehrwerts beitr„gt. Wie dem auch sei, das Fazit bleibt, daá der Mehrwert gleichzeitig aus allen Teilen des ange- wandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abge- krzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt: "Der Kapitalist e r w a r t e t gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt." 3) Als solcher vorgestellter Abk”mmling des vorgeschoánen Gesamtka- pitals erh„lt der Mehrwert die verwandelte Form des P r o f i t s. Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausge- legt wird, um einen Profit zu erzeugen 4), oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert Kostpreis + Profit. Der Profit, wie wir ihn hier zun„chst vor uns haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produkti- onsweise herausw„chst. Weil in der scheinbaren Bildung des Kost- preises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapi- tal zu erkennen ist, muá der Ursprung der Wertver„nderung, die w„hrend des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapitalteil in das Gesamtkapital verlegt werden. Weil auf dem einen Pol der Preis der Arbeitskraft in der verwandelten Form von Arbeitslohn, erscheint auf dem Gegenpol der Mehrwert in der ver- wandelten Form von Profit. --- 3) Malthus, "Principles of Pol. Econ.", 2nd edit., London 1836, p. 268. 4) "Capital: that which is expended with a view to profit." Malthus, "Definitions in Pol. Econ.", London 1827, p. 86. #47# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- Wir haben gesehn: Der Kostpreis der Ware ist kleiner als ihr Wert. Da W = k + m, ist k = W - m. Die Formel W = k + m reduziert sich nur auf W = k, Warenwert = Kostpreis der Ware, wenn m = 0, ein Fall, der auf Grundlage der kapitalistischen Produktion nie- mals eintritt, obgleich unter besondren Marktkonjunkturen der Verkaufspreis der Waren auf oder selbst unter ihren Kostpreis sinken mag. Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem šberschuá ihres Werts ber ihren Kost- preis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehr- wert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, ob- gleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufs- preis ber ihrem Kostpreis, wenn auch unter ihrem Wert steht, wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht. In unserm Beispiel ist der Waren- wert = 600 Pfd.St., der Kostpreis = 500 Pfd.St. Wird die Ware zu 510, 520, 530, 560, 590 Pfd.St. verkauft, so wird sie respektive zu 90, 80, 70, 40, 10 Pfd.St. unter ihrem Wert verkauft und den- noch ein Profit von je 10, 20, 30, 60, 90 Pfd.St. aus ihrem Ver- kauf herausgeschlagen. Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kost- preis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen m”glich. Je gr”áer das aus Mehrwert bestehende Element des Waren- werts, desto gr”áer der praktische Spielraum dieser Zwischen- preise. Hieraus erkl„ren sich nicht nur allt„gliche Erscheinungen der Konkurrenz, wie z.B. gewisse F„lle des Unterverkaufs (underselling), anormale Niedrigkeit der Warenpreise in bestimm- ten Industriezweigen 5) etc. Das bisher von der politischen ™ko- nomie unbegriffne Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sog. Produktionspreise regelt, beruht, wie man sp„ter sehn wird, auf dieser Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher entspringenden M”glichkeit, die Ware mit Pro- fit unter ihrem Wert zu verkaufen. Die Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so k”n- nen die verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht v”llig aus dem Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozeá fort, so verschwindet der vorgeschoáne Kapitalwert. Schon von diesem Gesichtspunkt aus ist der Kapitalist geneigt, den Kost- preis fr den eigentlichen i n n e r e n Wert der --- 5) Vgl. Buch I, Kap. XVIII, p. 571/561 ff. 1*) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 571-573 #48# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Ware zu halten, weil er der zur bloáen Erhaltung seines Kapitals notwendige Preis ist. Es kommt aber hinzu, daá der Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst fr ihre Pro- duktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozeá selbst bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertberschuá oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als šberschuá ihres Verkaufspreises ber ihren Wert, statt als šber- schuá ihres Werts ber ihren Kostpreis, so daá der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt. Wir haben diese Illu- sion bereits n„her beleuchtet in Buch I, Kap. IV, 2 (Widersprche der allgemeinen Formel des Kapitals), kehren hier aber einen Au- genblick zu der Form zurck, worin sie als Fortschritt der poli- tischen ™konomie ber Ricardo hinaus von Torrens u.a. wieder gel- tend gemacht wurde. "Der natrliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder Fabrikation von Ware, kann unm”glich den Profit einschlieáen... Wenn ein P„chter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn auslegt und dafr 120 Quarters wiedererh„lt, bilden die 20 Quarter, als šberschuá des Produkts ber die Auslage, seinen Profit; aber es w„re absurd, diesen šberschuá oder Profit einen Teil seiner Aus- lage zu nennen... Der Fabrikant legt eine gewisse Quantit„t von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln fr Arbeit aus, und erh„lt dagegen eine Quantit„t fertiger Ware. Diese fertige Ware muá einen hohem Tauschwert besitzen als die Rohstofie, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren Vorschuá sie erworben wurden." Daher schlieát Torrens, der šberschuá des Verkaufspreises ber den Kostpreis oder der Profit entspringe daher, daá die Konsumen- ten "durch unmittelbaren oder vermittelten (circultous) Austausch eine gewisse gr”áre Portion aller Ingredienzien des Kapitals ge- ben, als deren Produktion kostet" 6). In der Tat, der šberschuá ber eine gegebne Gr”áe kann keinen Teil dieser Gr”áe bilden, also kann auch der Profit, der šber- schuá des Warenwerts ber die Auslagen des Kapitalisten, keinen Teil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Wertbildung der Ware kein andres Element ein als der Wertvorschuá des Kapitali- sten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Produktion mehr Wert herauskommen soll als in sie einging, oder es werde etwas aus Nichts. Dieser Sch”pfung aus Nichts entrinnt Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sph„re der Warenproduktion in die Sph„re der Warenzirkulation verlegt. Der Profit kann nicht aus der Produk- tion herkommen, sagt Torrens, denn sonst w„re er schon in den Ko- sten der Produktion --- 1*) R. Tortens, "An Essay on the Production of Wealth", London 1821, p. 51-53, 349. #49# 1. Kapitel - Kostpreis und Profit ----- enthalten, also kein šberschuá ber diese Kosten. Der Profit kann nicht aus dem Warenaustausch herkommen, antwortet ihm Ramsay [7], wenn er nicht bereits vor dem Warenaustausch vorhanden war. Die Wertsumme der ausgetauschten Produkte „ndert sich offenbar nicht durch den Austausch der Produkte, deren Wertsumme sie ist. Sie bleibt dieselbe nach wie vor dem Austausch. Es sei hier bemerkt, daá Malthus sich ausdrcklich auf die Autorit„t von Torrens be- ruft 7), obgleich er selbst den Verkauf der Waren ber ihren Wert anders entwickelt oder vielmehr nicht entwickelt, da alle Argu- mente dieser Art, der Sache nach, unfehlbar auf das seinerzeit vielberhmte negative Gewicht des Phlogiston [8] hinauslaufen. Innerhalb eines durch die kapitalistische Produktion beherrschten Gesellschaftszustandes ist auch der nichtkapitalistische Produ- zent durch die kapitalistischen Vorstellungen beherrscht. In sei- nem letzten Roman, den "Paysans", stellt Balzac, berhaupt ausge- zeichnet durch tiefe Auffassung der realen Verh„ltnisse, treffend dar, wie der kleine Bauer, um das Wohlwollen seines Wucherers zu bewahren, diesem allerlei Arbeiten umsonst leistet und ihm damit nichts zu schenken glaubt, weil seine eigne Arbeit ihm selbst keine bare Auslage kostet. Der Wucherer seinerseits schl„gt so zwei Fliegen mit einer Klappe. Er erspart bare Auslage von Ar- beitslohn und verstrickt den Bauer, den die Entziehung der Arbeit vom eignen Feld fortschreitend ruiniert, tiefer und tiefer in das Fangnetz der Wucherspinne. Die gedankenlose Vorstellung, daá der Kostpreis der Ware ihren wirklichen Wert ausmacht, der Mehrwert aber aus dem Verkauf der Ware ber ihren Wert entspringt, daá die Waren also zu ihren Wer- ten verkauft werden, wenn ihr Verkaufspreis gleich ihrem Kost- preis, d.h. gleich dem Preis der in ihnen aufgezehrten Produkti- onsmittel plus Arbeitslohn, ist von Proudhon mit gewohnter, sich wissenschaftlich spreizender Scharlatanerie als neu entdecktes Geheimnis des Sozialismus ausposaunt worden. Diese Reduktion des Werts der Waren auf ihren Kostpreis bildet in der Tat die Grund- lage seiner Volksbank [9]. Es ward frher auseinandergesetzt, daá sich die verschiednen Wertbestandteile des Produkts in proportio- nellen Teilen des Produkts selbst darstellen lassen. Betr„gt z.B. (Buch I, Kap. VII, 2, S. 211 / 203 1*)) der Wert von 20 Pfund Garn 30 sh. - n„mlich 24 sh. Produktionsmittel, 3 sh. Arbeits- kraft und 3 sh. Mehrwert - so ist dieser Mehrwert darstellbar in 1/10 des Produkts = 2 Pfund Garn. Werden die 20 Pfund Garn --- 7) Malthus, "Definitions in Pol. Econ.", London 1853, p. 70, 71. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 234/235 50 #50# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- nun zu ihrem Kostpreis verkauft, zu 27 sh., so erh„lt der K„ufer 2 Pfund Garn umsonst, oder die Ware ist um 1/10 unter ihrem Wert verkauft, aber der Arbeiter hat nach wie vor seine Mehrarbeit geleistet, nur fr den K„ufer des Garns, statt fr den kapitali- stischen Gamproduzenten. Es w„re durchaus falsch, vorauszusetzen, daá, wenn alle Waren zu ihren Kostpreisen verkauft wrden, das Resultat tats„chlich dasselbe w„re, als wenn sie sich alle ber ihren Kostpreisen, aber zu ihren Werten verkauften. Denn selbst wenn Wert der Arbeitskraft, L„nge des Arbeitstags und Exploitati- onsgrad der Arbeit beralt gleichgesetzt werden, so sind doch die in den Werten der verschiednen Warenarten enthaltnen Massen von Mehrwert durchaus ungleich, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der zu ihrer Produktion vorgeschoánen Kapitale. 8) --- 8) "Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich groáem Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Gr”áen der va- riahlen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Ar- beitskraft umgesetzten Beeandteile." (Buch I, Kap. IX, S. 312/303 1*).) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 325 #51# ----- ZWEITES KAPITEL Die Profitrate Die allgemeine Formel des Kapitals ist G-W-G': d.h. eine Wertsumme wird in Zirkulation geworfen, um eine gr”áre Wertsumme aus ihr herauszuziehn. Der Prozeá, der diese gr”áre Wertsumme er- zeugt, ist die kapitalistische Produktion; der Prozeá, der sie realisiert, ist die Zirkulation des Kapitals. Der Kapitalist pro- duziert die Ware nicht ihrer selbst wegen, nicht ihres Gebrauchs- werts oder seiner pers”nlichen Konsumtion wegen. Das Produkt, um das es sich in der Tat fr den Kapitalisten handelt, ist nicht das handgreifliche Produkt selbst, sondern der Wertberschuá des Produkts ber den Wert des in ihm konsumierten Kapitals. Der Ka- pitalist schieát das Gesamtkapital vor ohne Rcksicht auf die verschiedne Rolle, die seine Bestandteile in der Prodtiktion des Mehrwerts spielen. Er schieát alle diese Bestandteile gleichm„áig vor, nicht nur um das vorgeschoáne Kapital zu reproduzieren, son- dern um einen Wertberschuá ber dasselbe zu produzieren. Er kann den Wert des variablen Kapitals, den er vorschieát, nur in h”hern Wert verwandeln durch seinen Austausch mit lebendiger Arbeit, durch Exploitation lebendiger Arbeit. Aber er kann die Arbeit nur exploitieren, indem er gleichzeitig die Bedingungen fr die Ver- wirklichung dieser Arbeit, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, Maschinerie und Rohstoff vorschieát, d.h. indem er eine in seinem Besitz befindliche Wertsumme in die Form von Produktionsbedingun- gen verwandelt; wie er berhaupt nur Kapitalist ist, den Ex- ploitationsprozeá der Arbeit berhaupt nur vornehmen kann, weil er als Eigentmer der Arbeitsbedingungen dem Arbeiter als bloáem Besitzer der Arbeitskraft gegenbersteht. Es hat sich schon fr- her, im ersten Buch 1*), gezeigt, daá es grade der Besitz dieser Produktionsmittel durch die Nichtarbeiter ist, welcher die Arbei- ter in Lohnarbeiter, die Nichtarbeiter in Kapitalisten verwan- delt. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 183, 742/743 #52# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Dem Kapitalisten ist es gleichgltig, die Sache so zu betrachten, daá er das konstante Kapital vorschieát, um aus dem variablen Ge- winn zu schlagen, oder das variable verschieát, um das konstante zu verwerten; daá er Geld in Arbeitslohn auslegt, um Maschinen und Rohmaterial h”hern Wert zu geben, oder das Geld in Maschine- rie und Rohmaterial vorschieát, um die Arbeit exploitieren zu k”nnen. Obgleich nur der variable Teil des Kapitals Mehrwert schafft, so schafft er ihn unter der Bedingung, daá auch die and- ren Teile vorgeschossen werden, die Produktionsbedingungen der Arbeit. Da der Kapitalist die Arbeit nur exploitieren kann durch Vorschuá des konstanten Kapitals, da er das konstante Kapital nur verwerten kann durch Vorschuá des variablen, so fallen ihm diese in der Vorstellung alle gleichm„áig zusammen, und dies um so mehr, als der wirkliche Grad seines Gewinns bestimmt ist nicht durch das Verh„ltnis zum variablen Kapital, sondern zum Gesamtka- pital, nicht durch die Rate des Mehrwerts, sondern durch die Rate des Profits, die, wie wir sehn werden, dieselbe bleiben und doch verschiedne Raten des Mehrwerts ausdrucken kann. Zu den Kosten des Produkts geh”ren alle seine Wertbestandteile, die der Kapitalist gezahlt, oder fr die er ein Žquivalent in die Produktion geworfen hat. Diese Kosten mssen ersetzt werden, da- mit das Kapital sich einfach erhalte oder in seiner ursprngli- chen Gr”áe reproduziere. Der in der Ware enthaltne Wert ist gleich der Arbeitszeit, die ihre Herstellung kostet, und die Summe dieser Arbeit besteht aus bezahlter und unbezahlter. Die Kosten der Ware fr den Kapitali- sten bestehn dagegen nur aus dem Teil der in ihr vergegenst„nd- lichten Arbeit, den er gezahlt hat. Die in der Ware enthaltne Mehrarbeit kostet dem Kapitalisten nichts, obgleich sie dem Ar- beiter, ganz so gut wie die bezahlte, Arbeit kostet, und obgleich sie, ganz so gut wie jene Wert schafft und als wertbildendes Ele- ment in die Ware eingeht. Der Profit des Kapitalisten kommt da- her, daá er etwas zu verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat. Der Mehrwert resp. Profit besteht gerade in dem šberschuá des Waren- werts ber ihren Kostpreis, d.h. in dem šberschuá der in der Ware enthaltnen Gesamtsumme von Arbeit ber die in ihr enthaltne be- zahlte Summe Arbeit. Der Mehrwert, woher er immer entspringe, ist sonach ein šberschuá ber das vorgeschoáne Gesamtkapital. Dieser šberschuá steht also in einem Verh„ltnis zum Gesamtkapital, das sich ausdrckt in dem Bruch wo m/C, wo C das Gesamtkapital bedeu- tet. So erhalten wir die P r o f i t r a t e m/C = m/(c+v), im Unterschiede von der Rate des Mehrwerts m/v. #53# 2. Kapitel - Die Profitrate ----- Die Rate des Mehrwerts gemessen am vatiablen Kapital heiát Rate des Mehrwerts; die Rate des Mehrwerts gemessen am Gesamtkapital heiát Profitrate. Es sind zwei verschiedne Messungen derselben Gr”áe, die infolge der Verschiedenheit der Maást„be zugleich ver- schiedne Verh„ltnisse oder Beziehungen derselben Gr”áe ausdrc- ken. Aus der Verwandlung der Mehrwertsrate in Profitrate ist die Ver- wandlung des Mehrwerts in Profit abzuleiten, nicht umgekehrt. Und in der Tat ist die Profitrate das, wovon historisch ausgegangen wird. Mehrwert und Rate des Mehrwerts sind, relativ, das Unsicht- bare und das zu erforschende Wesentliche, w„hrend Profitrate und daher die Form des Mehrwerts als Profit sich auf der Oberfl„che der Erscheinungen zeigen. Was den einzelnen Kapitalisten angeht, so ist klar, daá das ein- zige, was ihn interessiert, das Verh„ltnis des Mehrwerts oder des Wertberschusses, wozu er seine Waren verkauft, zu dem fr die Produktion der Ware vorgeschoánen Gesamtkapital ist; w„hrend ihn das bestimmte Verh„ltnis dieses šberschusses zu, und sein innerer Zusammenhang mit den besondren Bestandteilen des Kapitals nicht nur nicht interessiert, sondern es sein Interesse ist, sich blauen Dunst ber dies bestimmte Verh„ltnis und diesen innern Zu- sammenhang vorzublasen. Obgleich der šberschuá des Werts der Ware ber ihren Kostpreis im unmittelbaren Produktionsprozeá entsteht, wird er erst realisiert im Zirkulationsprozeá, und erh„lt um so leichter den Schein, aus dem Zirkulationsprozeá zu entspringen, als es in der Wirklich- keit, innerhalb der Konkurrenz, auf dem wirklichen Markt, von Marktverh„ltnissen abh„ngt, ob oder nicht, und zu welchem Grad, dieser šberschuá realisiert wird. Es bedarf hier keiner Er”rte- rung, daá, wenn eine Ware ber oder unter ihrem Wert verkauft wird, nur eine andre Verteilung des Mehrwerts stattfindet, und daá diese verschiedne Verteilung, das ver„nderte Verh„ltnis, worin verschiedne Personen sich in den Mehrwert teilen, weder an der Gr”áe noch an der Natur des Mehrwerts irgend etwas „ndert. Im tats„chlichen Zirkulationsprozeá gehn nicht nur die Verwandlungen vor, die wir in Buch II betrachtet, sondern sie fallen zusammen mit der wirklichen Konkurrenz, mit Kauf und Verkauf der Waren ber oder unter ihrem Wert, so daá fr den einzelnen Kapitalisten der von ihm selbst realisierte Mehrwert ebensosehr von der wech- selseitigen šbervorteilung, wie von der direkten Exploitation der Arbeit abh„ngt. Im Zirkulationsprozeá tritt neben der Arbeitszeit die Zirkulati- onszeit in Wirksamkeit, die hiermit die Masse des in einem be- stimmten Zeitraum realisierbaren Mehrwerts beschr„nkt. Es greifen noch andre, der Zirkulation #54# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- entspringende Momente in den unmittelbaren Produktionsprozeá be- stimmend ein. Beide, der unmittelbare Produktionsprozeá und der Zirkulationsprozeá, laufen best„ndig ineinander, durchdringen sich und verf„lschen dadurch best„ndig ihre charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Die Produktion des Mehrwerts wie des Werts berhaupt erh„lt im Zirkulationsprozeá, wie frher gezeigt, neue Bestimmungen; das Kapital durchl„uft den Kreis seiner Ver- wandlungen; endlich tritt es sozusagen aus seinem innern organi- schen Leben in ausw„rtige Lebensverh„ltnisse, in Verh„ltnisse, wo nicht Kapital und Arbeit, sondern einerseits Kapital und Kapital, andrerseits die Individuen auch wieder einfach als K„ufer und Verk„ufer sich gegenberstehn; Zirkulationszeit und Arbeitszeit durchkreuzen sich in ihrer Bahn und scheinen so beide gleichm„áig den Mehrwert zu bestimmen; die ursprngliche Form, worin sich Ka- pital und Lohnarbeit gegenberstehn, wird verkleidet durch Einmi- schung scheinbar davon unabh„ngiger Beziehungen; der Mehrwert selbst erscheint nicht als Produkt der Aneignung von Arbeitszeit, sondern als šberschuá des Verkaufspreises der Waren ber ihren Kostpreis, welcher letztre daher leicht als ihr eigentlicher Wert (valeur intrinsque) sich darstellt, so daá der Profit als šber- schuá des Verkaufspreises der Waren ber ihren immanenten Wert erscheint. Allerdings tritt w„hrend des unmittelbaren Produktionsprozesses die Natur des Mehrwerts fortw„hrend in das Bewuátsein des Kapita- listen, wie seine Gier nach fremder Arbeitszeit etc. uns schon bei Betrachtung des Mehrwerts zeigte. Allein: 1. Es ist der un- mittelbare Produktionsprozeá selbst nur ein verschwindendes Mo- ment, das best„ndig in den Zirkulationsprozeá, wie dieser in je- nen bergeht, so daá die im Produktionsprozeá klarer oder dunkler aufged„mmerte Ahnung von der Quelle des in ihm gemachten Gewinns, d.h. von der Natur des Mehrwerts, h”chstens als ein gleichberech- tigtes Moment erscheint neben der Vorstellung, der realisierte šberschuá stamme aus der vom Produktionsprozeá unabh„ngigen, aus der Zirkulation selbst entspringenden, also dem Kapital unabh„n- gig von seinem Verh„ltnis zur Arbeit angeh”rigen Bewegung. Werden diese Ph„nomene derzirkulation doch selbst von modernen ™konomen, wie Ramsey, Malthus, Senior, Tortens usw., direkt als Beweise an- gefhrt, daá das Kapital in seiner bloá dinglichen Existenz, un- abh„ngig von dem gesellschaftlichen Verh„ltnis zur Arbeit, worin es eben Kapital ist, ein selbst„ndiger Quell des Mehrwerts neben der Arbeit und unabh„ngig von der Arbeit sei. - 2. Unter der Ru- brik der Kosten, worunter der Arbeitslohn f„llt, ebensogut wie der Preis von Rohstoff, Verschleiá der Maschinerie etc., er- scheint Auspressung von unbezahlter Arbeit nur als Ersparung in der Zahlung eines der Artikel, der in #55# 2. Kapitel - Die Profitrate ----- die Kosten eingeht, nur als geringre Zahlung fr ein bestimmtes Quantum Arbeit; ganz wie ebenfalls gespart wird, wenn der Roh- stoff wohlfeiler eingekauft, oder der Verschleiá der Maschinerie verringert wird. So verliert die Abpressung von Mehrarbeit ihren spezifischen Charakter; ihr spezj fisches Verh„ltnis zum Mehrwert wird verdunkelt; und dies wird sehr bef”rdert und erleichtert, wie Buch 1, Abschn. VI 1*) gezeigt, durch die Darstellung des Werts der Arbeitskraft in der Form des Arbeitslohns. Indem alle Teile des Kapitals gleichm„áig als Quelle des ber- schssigen Werts (Profits) erscheinen, wird das Kapitalverh„ltnis mystifiziert. Die Art, wie mittelst des šbergangs durch die Profitrate der Mehrwert in die Form des Profits verwandelt wird, ist jedoch nur die Weiterentwicklung der schon w„hrend des Produktionsprozesses vorgehenden Verkehrung von Subjekt und Objekt. Schon hier sahen wir s„mtliche subjektiven Produktivkr„fte der Arbeit sich als Produktivkr„fte des Kapitals darstellen 2*). Einerseits wird der Wert, die vergangne Arbeit, die die lebendige beherrscht, im Ka- pitalisten personifiziert; andrerseits erscheint umgekehrt der Arbeiter als bloá gegenst„ndliche Arbeitskraft, als Ware. Aus diesem verkehrten Verh„ltnis entspringt notwendig schon im einfa- chen Produktionsverh„ltnis selbst die entsprechende verkehrte Vorstellung, ein transportiertes Bewuátsein, das durch die Ver- wandlungen und Modifikationen des eigentlichen Zirkulationspro- zesses weiterentwickelt wird. Es ist, wie man bei der Ricardeschen Schule studieren kann, ein ganz verkehrter Versuch, die Gesetze der Profitrate unmittelbar als Gesetze der Mehrwertsrate oder umgekehrt darstellen zu wol- len. In dem Kopf des Kapitalisten unterscheiden sie sich natr- lich nicht. In dem Ausdruck m/C ist der Mehrwert gemessen am Wert des Gesamtkapitals, das zu seiner Produktion vorgeschossen und in dieser Produktion teilweise ganz konsumiert, teilweise nur ange- wandt worden ist. In der Tat drckt das Verh„ltnis m/C den Ver- wertungsgrad des ganzen vorgeschoánen Kapitals aus, d.h. dem be- grifflichen, innern Zusammenhang und der Natur des Mehrwerts ent- sprechend gefaát, es zeigt an, wie sich die Gr”áe der Variation des variablen Kapitals zur Gr”áe des vorgeschoánen Gesamtkapitals verh„lt. An und fr sich steht die Wertgr”áe des Gesamtkapitals in keinem innern Verh„ltnis zur Gr”áe des Mehrwerts, wenigstens nicht un- mittelbar. Seinen stofflichen Elementen nach besteht das Gesamt- kapital minus das variable Kapital, besteht also das konstante Kapital aus den stofflichen Bedingungen ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 557-564 - 2*) ebenda, S. 352/353 #56# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- zur Verwirklichung der Arbeit, Arbeitsmitteln und Arbeitsmate- rial. Damit ein bestimmtes Quantum Arbeit sich in Waren verwirk- licht, und daher auch Wert bildet, ist ein bestimmtes Quantum Ar- beitsmaterial und Arbeitsmittel erheischt. Es findet je nach dem besondern Charakter der zugesetzten Arbeit ein bestimmtes techni- sches Verh„ltnis statt zwischen der Masse der Arbeit und der Masse der Produktionsmittel, denen diese lebendige Arbeit zuge- setzt werden soll. Es findet also insofern auch ein bestimmtes Verh„ltnis statt zwischen der Masse des Mehrwerts oder der Mehr- arbeit und der Masse der Produktionsmittel. Wenn z.B. die notwen- dige Arbeit zur Produktion des Arbeitslohns 6 Stunden t„glich be- tr„gt, muá der Arbeiter 12 Stunden arbeiten, um 6 Stunden Mehrar- beit zu tun, um einen Mehrwert von 100% zu erzeugen. Er ver- braucht in den 12 Stunden doppelt soviel Produktionsmittel wie in den 6. Aber deswegen steht der Mehrwert, den er in 6 Stunden zu- setzt, durchaus in keinem unmittelbaren Verh„ltnis zu dem Wert der in den 6 oder auch in den 12 Stunden vernutzten Produktions- mittel. Dieser Wert ist hier ganz gleichgltig; es kommt nur auf die technisch n”tige Masse an. Ob der Rohstoff oder das Arbeits- mittel wohlfeil oder teuer, ist ganz gleichgltig; wenn es nur den erheischten Gebrauchswert besitzt und in der technisch vorge- schriebnen Proportion zu der zu absorbierenden lebendigen Arbeit vorhanden ist. Weiá ich jedoch, daá in einer Stunde x Pfund Baum- wolle versponnen werden und a Schillinge kosten, so weiá ich na- trlich auch, daá in 12 Stunden 12 x Pfund Baumwolle = 12 a Schillinge versponnen werden, und ich kann dann das Verh„ltnis des Mehrwerts zum Wert der 12 so gut wie zum Wert der 6 berech- nen. Aber das Verh„ltnis der lebendigen Arbeit zum W e r t der Produktionsmittel kommt hier nur herein, soweit a Schillinge als Name fr x Pfund Baumwolle dient; weil ein bestimmtes Quantum Baumwolle einen bestimmten Preis hat und daher auch umgekehrt ein bestimmter Preis als Index fr ein bestimmtes Quantum Baumwolle dienen kann, solange der Baumwollenpreis sich nicht „ndert. Wenn ich weiá, daá ich, um 6 Stunden Mehrarbeit anzueignen, 12 Stunden arbeiten lassen, also Baumwolle fr 12 Stunden parat haben muá und den Preis dieses fr 12 Stunden erheischten Quantums Baum- wolle kenne, so existiert auf einem Umweg ein Verh„ltnis zwischen dem Preis der Baumwolle (als Index des notwendigen Quantums) und dem Mehrwert. Umgekehrt kann ich aber nie aus dem Preise des Rohmaterials schlieáen auf die Masse des Rohmaterials, die z.B. in einer Stunde und nicht in 6 versponnen werden kann. Es findet also kein inneres, notwendiges Verh„ltnis statt zwischen dem Wert des konstanten Kapitals, also auch nicht zwischen dem Wert des Gesamtkapitals (=c+v) und dem Mehrwert. #57# 2. Kapitel - Die Profitrate ----- Wenn die Rate des Mehrwerts bekannt und seine Gr”áe gegeben ist, drckt die Profitrate nichts andres aus als das, was sie in der Tat ist, eine andre Messung des Mehrwerts, seine Messung am Wert des Gesamtkapitals, statt an dem Wert des Kapitaltells, aus dem er durch dessen Austausch mit Arbeit direkt entspringt. Aber in der Wirklichkeit (d.h. in der Erscheinungswelt) verh„lt sich die Sache umgekehrt. Der Mehrwert ist gegeben, aber gegeben als šber- schuá des Verkaufspreises der Ware ber ihren Kostpreis; wobei es mysteri”s bleibt, woher dieser šberschuá stammt, aus der Ex- ploitation der Arbeit im Produktionsprozeá, aus der šbervortei- lung der K„ufer im Zirkulationsprozeá, oder aus beiden. Was fer- ner gegeben, ist das Verh„ltnis dieses šberschusses zum Wert des Gesamtkapitals, oder die Profitrate. Die Berechnung dieses šber- schusses des Verkaufspreises ber den Kostpreis auf den Wert des vorgeschoánen Gesamtkapitals ist sehr wichtig und natrlich, da hierdurch in der Tat die Verh„ltniszahl gefunden wird, worin sich das Gesamtkapital verwertet hat, oder sein Verwertungsgrad. Wird von dieser Profitrate ausgegangen, so ist also durchaus auf kein spezifisches Verh„ltnis zwischen dem šberschuá und dem in Ar- beitslohn ausgelegten Teil des Kapitals zu schlieáen. Man wird in einem sp„tern Kapitel 1*) sehn, welche drollige Bocksprnge Malthus macht, wenn er auf diesem Weg hinter das Geheimnis des Mehrwerts und des spezifischen Verh„ltnisses desselben zum vari- ablen Teil des Kapitals durchzudringen sucht. Was die Profitrate als solche zeigt, ist vielmehr gleichm„áiges Verhalten des šber- schusses zu gleich groáen Teilen des Kapitals, das von diesem Ge- sichtspunkt aus berhaupt keine inneren Unterschiede zeigt, auáer dem zwischen fixem und zirkulierendem Kapital. Und diesen Unter- schied auch nur, weil der šberschuá doppelt berechnet wird. N„m- lich erstens als einfache Gr”áe: šberschuá ber den Kostpreis. In dieser seiner ersten Form geht das ganze zirkulierende Kapital in den Kostpreis ein, w„hrend vom fixen Kapital nur der Verschleiá in ihn eingeht. Ferner zweitens: das Verh„ltnis dieses Wertber- schusses zum Gesamtwert des vorgeschoánen Kapitals. Hier geht der Wert des ganzen fixen Kapitals so gut wie der des zirkulierenden in die Rechnung ein. Das zirkulierende Kapital geht also beidemal in derselben Weise ein, w„hrend das fixe Kapital das eine Mal in einer verschiednen, das andre Mal in derselben Weise wie das zir- kulierende Kapital eingeht. So dr„ngt sich der Unterschied zwi- schen zirkulierendern und fixem Kapital hier als der einzige auf. Der šberschuá also, wenn er, hegelisch gesprochen, sich aus der Profitrate ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 3. Teil. S. 25-28 #58# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- in sich zurckreflektiert, oder anders, der šberschuá, n„her durch die Profitrate charakterisiert, erscheint als ein šber- schuá, den das Kapital ber seinen eignen Wert hinaus j„hrlich, oder in einer bestimmten Zirkulationsperiode, erzeugt. Obgleich daher die Profitrate von der Rate des Mehrwerts nume- risch verschieden ist, w„hrend Mehrwert und Profit in der Tat dasselbe und auch numerisch gleich sind, so ist der Profit jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerts, eine Form, worin sein Ur- sprung und das Geheimnis seines Daseins verschleiert und ausge- l”scht ist. In der Tat ist der Profit die Erscheinungsform des Mehrwerts, welcher letztre erst durch Analyse aus der erstern herausgesch„lt werden muá. Im Mehrwert ist das Verh„ltnis zwi- schen Kapital und Arbeit bloágelegt; im Verh„ltnis von Kapital und Profit, d.h. von Kapital und dem Mehrwert, wie er einerseits als im Zirkulationsprozeá realisierter šberschuá ber den Kost- preis der Ware, andrerseits als ein durch sein Verh„ltnis zum Ge- samtkapital n„her bestimmter šberschuá erscheint, erscheint das Kapital als Verh„ltnis zu sich selbst, ein Verh„ltnis, worin es sich als ursprngliche Wertsumme von einem, von ihm selbst ge- setzten Neuwert unterscheidet. Daá es diesen Neuwert w„hrend sei- ner Bewegung durch den Produktionsprozeá und den Zirkulationspro- zeá erzeugt, dies ist im Bewuátsein. Aber wie dies geschieht, das ist nun mystifiziert und scheint von ihm selbst zukommenden, ver- borgnen Qualit„ten herzustammen. Je weiter wir den Verwertungsprozeá des Kapitals verfolgen, um so mehr wird sich das Kapitalverh„ltnis mystifizieren, und um so we- niger das Geheimnis seines inneren Organismus bloálegen. In diesem Abschnitt ist die Profitrate numerisch von der Rate des Mehrwerts verschieden; dagegen sind Profit und Mehrwert behandelt als dieselbe numerische Gr”áe, nur in verschiedner Form. Im fol- genden Abschnitt werden wir sehn, wie die Ver„uáerlichung weiter- geht und der Profit auch numerisch als eine vom Mehrwert ver- schiedne Gr”áe sich darstellt. #59# ----- DRITTES KAPITEL Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate Wie am Schluá des vorigen Kapitels hervorgehoben, unterstellen wir hier, wie berhaupt in diesem ganzen ersten Abschnitt, daá die Summe des Profits, die auf ein gegebnes Kapital f„llt, gleich ist der gesamten Summe des vermittelst dieses Kapitals in einem gegebnen Zirkulationsabschnitt produzierten Mehrwerts. Wir sehn also einstweilen davon ab, daá dieser Mehrwert einerseits sich spaltet in verschiedne Unterformen: Kapitalzins, Grundrente, Steuern etc., und daá er andrerseits in der Mehrzahl der F„lle sich keineswegs deckt mit dem Profit, wie er angeeignet wird kraft der allgemeinen Durchschnittsprofitrate, von der im zweiten Abschnitt die Rede sein wird. Soweit der Profit quantitativ dem Mehrwert gleichgesetzt wird, ist seine Gr”áe, und die Gr”áe der Profitrate, bestimmt durch die Verh„ltnisse einfacher, in jedem einzelnen Fall gegebner oder be- stimmbarer Zahlengr”áen. Die Untersuchung bewegt sich also zun„chst auf rein mathematischem Gebiet. Wir behalten die im ersten und zweiten Buch angewandten Bezeich- nungen bei. Das Gesamtkapital C teilt sich in das konstante Kapi- tal c und das variable Kapital v, und produziert einen Mehrwert m. Das Verh„ltnis dieses Mehrwerts zum vorgeschoánen variablen Kapital, also m/v nennen wir die Rate des Mehrwerts und bezeich- nen sie mit m'. Es ist also m/v = m' und folglich m = m'v. Wird dieser Mehrwert, statt auf das variable Kapital, auf das Gesamt- kapital bezogen, so heiát er Profit (p) und das Verh„ltnis des Mehrwerts m zum Gesamtkapital C, also m/C, heiát die Pro- fitrate p'. Wir haben demnach: m m p' = - = ---, C c+v #60# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerft in Profit usw. ----- setzen wir fr in seinen oben gefundnen Wert m'v, so haben wir v v p' = m'- = m'---, C c+v welche Gleichung sich auch ausdrcken l„át in der Proportion: p':m' = v:C; die Pirofitrate verh„lt sich zur Mehrwertsrate wie das variable Kapital zum Gesamtkapital. Es folgt aus dieser Proportion, daá p', die Profitrate stets kleiner ist als m, die Mehrwertsrate, weil v, das variable Kapi- tal, stets kleiner ist als C, die Summe von v+c, von variablem und konstantem Kapital; den einzigen, praktisch unm”glichen Fall ausgenommen, wo v=C, wo also gar kein konstantes Kapital, kein Produktionsmittel, sondern nur Arbeitslohn vom Kapitalisten vor- geschossen wrde. Es kommen bei unsrer Untersuchung indes noch eine Reihe andrer Faktoren in Betracht, die auf die Gr”áe von c, v und m bestimmend einwirken, und daher kurz zu erw„hnen sind. Erstens der W e r t d e s G e l d e s. Diesen k”nnen wir berall als konstant annehmen. Zweitens der U m s c h l a g. Diesen Faktor lassen wir einst- weilen ganz auáer Betracht, da sein Einfluá auf die Profitrate in einem sp„tern Kapitel besonders behandelt wird. {Hier nehmen wir nur den einen Punkt vorweg, daá die Formel p'=m'v/C streng rich- tig ist nur fr e i n e Umschlagsperiode des variablen Kapi- tals, daá wir sie aber fr den Jahresumschlag richtig machen, in- dem wir statt m', der einfachen Rate des Mehrwerts, m'n, die Jah- resrate des Mehrwerts setzen; worin n die Anzahl der Umschl„ge des variablen Kapitals innerhalb eines Jahres ist (s. Buch II, Kap. XVI, I). F. E.}. Drittens kommt in Betracht die P r o d u k t i v i t „ t d e r A r b e i t, deren Einfluá auf die Rate des Mehrwerts in Buch I, Abschnitt IV, ausfhrlich er”rtert worden ist. Sie kann aber auch noch einen direkten Einfluá auf die Profitrate, wenigstens eines Einzelkapitals, ausben, wenn, wie Buch I, Kap. X, S. 323/314 1*) entwickelt, dies Einzelkapital mit gr”áerer als der gesellschaft- lich-durchschnittlichen Produktivit„t arbeitet, seine Produkte zu einem niedrigem Wert darstellt, als dem gesellschaftlichen Durch- schnittswert derselben Ware, und so einen Extraprofit realisiert. Dieser Fall bleibt hier aber noch unbercksichtigt, da wir auch in diesem Abschnitt noch von der Voraussetzung ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 335/336 #61# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertrate ----- ausgehn, daá die Waren unter gesellschaftlich-normalen Bedingun- gen produziert und zu ihren Werten verkauft werden. Wir gehn also in jedem einzelnen Fall von der Annahme aus, daá die Produktivi- t„t der Arbeit konstant bleibt. In der Tat drckt die Wertzusam- mensetzung des in einem Industriezweig angelegten Kapitals, also ein bestimmtes Verh„ltnis des variablen zum konstanten Kapital, jedesmal einen bestimmten Grad der Produktivit„t der Arbeit aus. Sobald also dies Verh„ltnis anders als durch bloáe Wert„nderung der stofflichen Bestandteile des konstanten Kapitals, oder durch Žnderung des Arbeitslohns, eine Ver„nderung erf„hrt, muá auch die Produktivit„t der Arbeit eine Žnderung erlitten haben, und wir werden daher oft genug finden, daá die mit den Faktoren c, v und in vorgehenden Ver„nderungen ebenfalls Žnderungen in der Produk- tivit„t der Arbeit einschlieáen. Dasselbe gilt von den noch brigen drei Faktoren: L „ n g e d e s A r b e i t s t a g s, I n t e n s i t „ t d e r A r b e i t u n d A r b e i t s l o h n. Ihr Einfluá auf Masse und Rate des Mehrwerts ist im ersten Buch 1*) ausfhrlich entwic- kelt. Es ist also begreiflich, daá, wenn wir auch zur Vereinfa- chung stets von der Voraussetzung ausgehn, daá diese drei Fakto- ren konstant bleiben, dennoch die Ver„nderungen, die mit v und in vorgehn, ebenfalls Wechsel in der Gr”áe dieser ihrer Bestimmungs- momente in sich schlieáen k”nnen. Und da ist nur kurz daran zu erinnern, daá der Arbeitslohn auf Gr”áe des Mehrwerts und H”he der Mehrwertsrate umgekehrt wirkt wie die L„nge des Arbeitstags und die Intensit„t der Arbeit-, daá Steigerung des Arbeitslohns den Mehrwert verringert, w„hrend Verl„ngerung des Arbeitstags und Erh”hung der Intensit„t der Arbeit ihn vermehren. Gesetzt z.B., ein Kapital von 100 produziere mit 20 Arbeitern bei zehnstndiger Arbeit und einem Gesamtwochenlohn von 20 einen Mehrwert von 20, so haben wir: 80c + 20v + 20m; m'= 100%, p' = 20%. Der Arbeitstag werde verl„ngert, ohne Lohnerh”hung, auf 15 Stun- den; das Gesamtwertprodukt der 20 Arbeiter erh”ht sich dadurch von 40 auf 60 (10:15 = 40:60); da v, der gezahlte Arbeitslohn, derselbe bleibt, steigt der Mehrwert von 20 auf 40, und wir ha- ben: 80c + 20v + 40m; m' = 200%, p' = 40%. Wenn andrerseits, bei zehnst„ndiger Arbeit, der Lohn von 20 auf 12 f„llt, so haben wir ein Gesamtwertprodukt von 40 wie anfangs, aber es verteilt ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 542-552 #62# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- sich anders; v sinkt auf 12 und l„át daher den Rest von 28 fr m Wir haben also: 80v + 12v + 28m; m' = 233 1/3 %, p' = 28/92 = 30 10/23 %. Wir sehn also, daá sowohl verl„ngerter Arbeitstag (oder desglei- chen gesteigerte Arbeitsintensit„t) wie Senkung des Lohns die Masse und damit die Rate des Mehrwerts steigern; umgekehrt wrde erh”hter Lohn bei sonst gleichen Umst„nden die Rate des Mehrwerts herabdrcken. W„chst also v durch Lohnsteigerung, so drckt es nicht ein gesteigertes, sondern nur ein teurer bezahltes Arbeits- quantum aus; m' und p' steigen nicht, sondern fallen. Es zeigt sich hier schon, daá Žnderungen in Arbeitstag, Ar- beitsintensit„t und Arbeitslohn nicht eintreten k”nnen ohne gleichzeitige Žnderung in v und m und ihrem Verh„ltnis, also auch in p', dem Verh„ltnis von in zu c + v, dem Gesamtkapital; und ebenso ist es klar, daá Žnderungen des Verh„ltnisses von in zu v ebenfalls Wechsel in mindestens einer der erw„hnten drei Arbeits- bedingungen einschlieáen. herin zeigt sich eben die besondre organische Beziehung des vari- ablen Kapitals zur Bewegung des Gesamtkapitals und seiner Verwer- tung, sowie sein Unterschied vom konstanten Kapital. Das kon- stante Kapital, soweit Wertbildung in Betracht kommt, ist nur wichtig wegen dem Wert, den es hat, wobei es ganz gleichgltig fr die Wertbildung ist, ob ein konstantes Kapital von 1500 Pfd.St. 1500 Tonnen Eisen sage zu 1 Pfd.St., oder 500 Tonnen Ei- sen zu 3 Pfd.St. vorstellt. Das Quantum der wirklichen Stoffe, das sein Wert darstellt, ist vollst„ndig gleichgltig fr die Wertbildung und fr die Rate des Profits, die in umgekehrter Richtung mit diesem Wert variiert, einerlei welches Verh„ltnis die Zu- oder Abnahme des Werts des konstanten Kapitals zur Masse der stofflichen Gebrauchswerte hat, die es darstellt. Ganz anders verh„lt es sich mit dem variablen Kapital. Es ist nicht der Wert, den es hat, die Arbeit, die in ihm vergegenst„nd- licht ist, worauf es zun„chst ankommt, sondern dieser Wert als bloáer Index der Gesamtarbeit, die es in Bewegung setzt, und die nicht in ihm ausgedruckt ist; der Gesamtarbeit, deren Unterschied von der in ihm selbst ausgedrckten und daher bezahlten Arbeit, deren Mehrwert bildender Teil eben um so gr”áer ist, je kleiner die in ihm selbst enthaltne Arbeit. Ein Arbeitstag von 10 Stunden sei gleich zehn Schilling = zehn Mark. Ist die notwendige, den Arbeitslohn, also das variable Kapital ersetzende Arbeit = 5 Stunden = 5 Schill., so die Mehrarbeit = 5 Stunden und der Mehr- wert = 5 Schill., ist jene 4 Stunden #63# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- 4 Schill., so die Mehrarbeit 6 Stunden und der Mehrwert = 6 Schilling. Sobald also die Wertgr”áe des variablen Kapitals aufh”rt, Index der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeitsmasse zu sein, vielmehr das Maá dieses Index selbst sich „ndert, wird die Rate des Mehr- werts in entgegengesetzter Richtung und in umgekehrtem Verh„ltnis mit ge„ndert. Wir gehn jetzt dazu ber, die obige Gleichung der Profitrate p' = m'v/C auf die verschiednen m”glichen F„lle anzuwenden. Wir werden nacheinander die einzelnen Faktoren von m'v/C ihren Wert „ndern lassen und die Wirkung dieser Žnderungen auf die Profitrate fest- stellen. Wir erhalten so verschiedne Reihen von F„llen, die wir entweder als sukzessive ver„nderte Wirkungsumst„nde eines und desselben Kapitals ansehn k”nnen oder aber als verschiedne, gleichzeitig nebeneinander bestehende und zur Vergleichung heran- gezogne Kapitale, etwa in verschiednen Industriezweigen oder ver- schiednen L„ndern. Wenn daher die Auffassung mancher unsrer Bei- spiele als zeitlich aufeinanderfolgender Zust„nde eines und des- selben Kapitals gezwungen oder praktisch unm”glich erscheint, so f„llt dieser Einwand weg, sobald sie als Vergleichung unabh„ngi- ger Kapitale gefaát werden. Wir trennen also das Produkt m'v/C in seine beiden Faktoren m' und v/C; wir behandeln zuerst m' als konstant und untersuchen die Wirkung der m”glichen Variationen von v/C; wir setzen dann den Bruch v/C als konstant und lassen m' die m”glichen Variationen durchmachen; endlich setzen wir s„mtliche Faktoren als variabel, und ersch”pfen damit die s„mtlichen F„lle, aus denen sich Gesetze ber die Profitrate ableiten lassen. I. m' konstant, v/C variabel Fr diesen Fall, der mehrere Unterf„lle umfaát, l„át sich eine allgemeine Formel aufstellen. Haben wir zwei Kapitale C und C1 mit den respektiven variablen Bestandteilen v und v1, mit der beiden gemeinsamen Mehrwertsrate m', und den Profitraten p' und p', - so ist: p' = m'v/C; p'1 = m'v1/C1. Setzen wir nun C und C1, sowie v und v1 in Verh„ltnis zueinander, setzen wir z.B. den Wert des Bruchs C1/C = E, und den des Bruchs v1/v = e, #64# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- so ist C1 = EC, und v1 = ev. Indem wir nun in der obigen Glei- chung fr p'1, fr C1 und v1 die so gewonnenen Werte setzen, ha- ben wir: ev p'1 = m'--. EC1 Wir k”nnen aber noch eine zweite Formel aus obigen beiden Glei- chungen ableiten, indem wir sie in die Proportion verwandeln: p':p'1 = m'v/C : m'v1/C1 = v/C : v1/C1. Da der Wert eines Bruchs derselbe bleibt, wenn Z„hler und Nenner mit derselben Zahl multipliziert oder dividiert werden, so k”nnen wir v/C und v1/C1 auf Prozents„tze reduzieren, d.h. C und C1 beide = 100 setzen. Dann haben wir v/C = v/100 und v1/C = v1/100, und k”nnen in obiger Proportion die Nenner weglassen, und erhal- ten: p':p'1 = v:v1; oder: Bei zwei beliebigen Kapitalen, die mit gleicher Mehrwertsrate fungieren, verhalten sich die Profitraten wie die variablen Kapi- talteile, prozentig auf ihre respektiven Gesamtkapitale berech- net. Diese beiden Formen umfassen alle F„lle der Variation von v/C. Ehe wir diese F„lle einzeln untersuchen, noch eine Bemerkung. Da C die Summe von c und v, des konstanten und des variablen Kapitals, ist, und da die Mehrwertsrate wie die Profitrate gew”hnlich in Prozenten ausgedrckt werden, so ist es berhaupt bequem, die Summe c + v ebenfalls gleich Hundert zu setzen, d.h. c und v pro- zentig auszudrcken. Es ist fr die Bestimmung zwar nicht der Masse, aber wohl der Rate des Profits einerlei, ob wir sagen: ein Kapital von 15 000, wovon 12 000 konstantes und 3000 variables Kapital, produziert einen Mehrwert von 3000; oder ob wir dies Ka- pital auf Prozente reduzieren: 15 000C = 12 000c + 3000v (+ 3000m) 100C= 80c + 20v (+ 20m). In beiden F„llen ist die Rate des Mehrwerts m' = 100%, die Pro- fitrate = 20%. Ebenso, wenn wir zwei Kapitale miteinander vergleichen, z. B. mit dem vorstehenden ein andres Kapital: 12 000C = 10 800c + 1200v (+ 1200m) 100C = 90c + 10v (+ 10m), #65# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zw Mehrwerurate ----- wo beidemal m'= 100%, p'= 10% ist, und wo die Vergleichung mit dem vorstehenden Kapital in der prozentigen Form weit bersicht- licher ist. Handelt es sich dagegen um Ver„nderungen, die an einem und dem- selben Kapital vorgehn, so ist die prozentige Form nur selten zu gebrauchen, weil sie diese Ver„nderungen fast immer verwischt. Geht ein Kapital von der prozentigen Form: 80c+ 20v + 20m ber in die prozentige Form: 90c +10v + 10m, so ist nicht ersichtlich, ob die ver„nderte prozentige Zusammen- setzung 90c + 10v entstanden ist durch absolute Abnahme von v oder absolute Zunahme von c, oder durch beides. Dazu mssen wir die absoluten Zahlengr”áen haben. Fr die Untersuchung der nach- folgenden einzelnen F„lle von Variation aber kommt alles darauf an, wie diese Ver„nderung zustande gekommen ist, ob die 80c + 20v zu 90c + 10v geworden sind dadurch, daá meinetwegen die 12 000c + 3000v durch Vermehrung des konstanten Kapitals bei gleichbleiben- dem variablen sich verwandelt haben in 27 000c+ 3000v (prozentig 90c + 10v); oder ob sie diese Form angenommen haben, bei gleich- bleibendem konstantem Kapital durch Verringerung des variablen, also durch šbergang in 12 000c + 1333 1/3v (prozentig ebenfalls 90c + 10v); oder endlich durch Žnderung beider Summanden, etwa 13 500c + 1500v (prozentig wieder 90c + 10v). Diese F„lle werden wir aber gerade alle nacheinander zu untersuchen, und damit auf die Annehmlichkeiten der prozentigen Form zu verzichten, oder sie nur in zweiter Unie anzuwenden haben. 1. m' und C konstant, v variabel Wenn v seine Gr”áe „ndert, kann C nur unver„ndert bleiben da- durch, daá der andre Bestandteil von C, n„mlich das konstante Ka- pital c, seine Gr”áe um dieselbe Summe, aber in entgegengesetzter Richtung, „ndert wie v. Ist C ursprnglich = 80c + 20v = 100 und verringert sich dann v auf 10, so kann C nur = 100 bleiben, wenn c auf 90 steigt; 90c + 10v = 100. Allgemein gesprochen: verwan- delt sich v in v +- d, in v vermehrt oder vermindert um d, so muá c sich verwandeln in c -+ d, muá um dieselbe Summe, aber in ent- gegengesetzter Richtung, variieren, damit den Bedingungen des vorliegenden Falls gengt werde. Ebenfalls muá, bei gleichbleibender Mehrwertsrate m', aber wech- selndem variablem Kapital v, die Masse des Mehrwerts in sich „n- dern, da m = m'v und in m'v der eine Faktor, v, einen andem Wert erh„lt. #66# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die Voraussetzungen unsres Falls ergeben neben der ursprnglichen Gleichung p' = m'v/C durch Variation von v die zweite: p#1 = m'v1/C, worin v in v1 bergegangen, und p'1 die daraus folgende ver„n- derte Profitrate, zu finden ist. Sie wird gefunden durch die entsprechende Proportion: p:p'1 = m'v/C : m'v1/C = v:v1. Oder: bei gleichbleibender Mehrwertsrate und gleichbleibendem Ge- samtkapital verh„lt sich die ursprngliche Profittate zu der durch Žnderung des variablen Kapitals entstandnen wie das ur- sprngliche variable Kapital zum ver„nderten. War das Kapital ursprnglich wie oben: I. 15 000C = 12 000c + 3000v (+ 3000m); und ist es jetzt: II. 15 000C = 13 000c + 2000v (+ 2000m); so ist C = 15 000 und m'= 100% in beiden F„llen, und die Profitrate von I, 20%. verh„lt sich zu der von II, 13 1/3 %, wie das variable Kapital von I, 3000, zu dem von II, 2000, also 20%: 13 1/3% = 3000:2000. Das variable Kapital kann nun entweder steigen oder fallen. Neh- men wir zuerst ein Beispiel, worin es steigt. Ein Kapital sei ur- sprnglich konstituiert und fungiere wie folgt: I. 100c + 20v + 10m; C = 120, m' = 50%, p' = 8 1/3 %. Das variable Kapital steige nun auf 30; dann muá nach der Voraus- setzung das konstante Kapital von 100 auf 90 fallen, damit das Gesamtkapital unver„ndert = 120 bleibe. Der produzierte Mehrwert muá, bei gleicher Mehrwertsrate von 50%, auf 15 steigen. Wir ha- ben also: II. 90c + 30v + 15m; C = 120, m' = 50%, p' = 12 1/2 %. Gehn wir zun„chst von der Annahme aus, daá der Arbeitslohn unver- „ndert sei. Dann mssen die andern Faktoren der Mehrwertsrate, Arbeitstag und Arbeitsintensit„t, ebenfalls gleichgeblieben sein. Die Steigerung von v (von 20 auf 30) kann also nur den Sinn ha- ben, daá die H„lfte mehr Arbeiter angewandt werden. Dann steigt auch das Gesamtwertprodukt um die H„lfte, von 30 auf 45, und ver- teilt sich, ganz wie vorher, zu 2/3 auf Arbeitslohn und 1/3 auf Mehrwert. Gleichzeitig aber ist bei vermehrter #67# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- Arbeiteranzahl das konstante Kapital, der Wert der Produktions- mittel, von 100 auf 90 gefallen. Wir haben also vor uns einen Fall von abnehmender Produktivit„t der Arbeit, verbunden mit gleichzeitiger Abnahme des kori, stanten Kapitals; ist dieser Fall ”konomisch m”glich? In der Agrikultur und extraktiven Industrie, wo Abnahme der Pro- duktivit„t der Arbeit und daher Zunahme der besch„ftigten Arbei- terzahl leicht zu begreifen, ist dieser Prozeá - innerhalb der Schranken der kapitalistischen Produktion und auf deren Basis - verbunden nicht mit Abnahme, sondern mit Zunahme des konstanten Kapitals. Selbst wenn die obige Abnahme von c durch bloáen Preis- fall bedingt w„re, wrde ein einzelnes Kapital den šbergang von I zu II nur unter ganz ausnahmsweisen Umst„nden vollziehn k”nnen. Bei zwei unabh„ngigen Kapitalen aber, die in verschiednen L„ndern oder in verschiednen Zweigen der Agrikultur oder extraktiven In- dustrie angelegt, w„re es nichts Auffallendes, wenn in dem einen Fall mehr Arbeiter (daher gr”áeres variables Kapital) angewandt wrden und mit minder wertvollen oder sp„rlicheren Produktions- mitteln arbeiteten als im andern Fall. Lassen wir aber die Voraussetzung fallen, daá der Arbeitslohn sich gleichbleibt, und erkl„ren wir die Steigerung des variablen Kapitals von 20 auf 30 durch Erh”hung des Arbeitslohns um die H„lfte, so tritt ein ganz andrer Fall ein. Dieselbe Arbeiteranz- ahl - sagen wir 20 Arbeiter - arbeitet mit denselben oder nur un- bedeutend verringerten Produktionsmitteln weiter. Bleibt der Ar- beitstag unver„ndert - z.B. auf 10 Stunden so ist das Gesamtwert- produkt ebenfalls unver„ndert; es ist nach wie vor 30. Diese 30 werden aber s„mtlich gebraucht, um das vorgeschoáne variable Ka- pital von 30 zu ersetzen; der Mehrwert w„re verschwunden. Es war aber vorausgesetzt, daá die Mehrwertsrate konstant, also wie in I auf 50% stehnbliebe. Dies ist nur m”glich, wenn der Arbeitstag um die H„lfte verl„ngert, auf 15 Stunden erh”ht wird. Die 20 Arbei- ter produzierten dann in 15 Stunden einen Gesamtwert von 45, und die s„mtlichen Bedingungen w„ren erfllt: II. 90c +30v + 15m; C = 120, m' = 50%, p' = 12 1/2 %. In diesem Fall brauchen die 20 Arbeiter nicht mehr Arbeitsmittel, Werkzeug, Maschinen etc. als im Fall I; nur das Rohmaterial oder die Hilfsstoffe máten sich um die H„lfte vermehren. Bei einem Preisfall dieser Stoffe w„re also der šbergang von I zu II unter unseren Voraussetzungen schon weit eher auch fr ein einzelnes Kapital ”konomisch zul„ssig. Und der Kapitalist wrde fr seinen, bei Entwertung seines konstanten Kapitals etwa erlittenen Verlust wenigstens einigermaáen entsch„digt durch gr”áern Profit. #68# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Nehmen wir nun an, das variable Kapital falle statt zu steigen. Dann brauchen wir nur unser obiges Beispiel umzukehren, Nr. II als das ursprngliche Kapital zu setzen und von II zu I berzu- gehn. II. 90c + 30v + 15m verwandelt sich dann in I. 100c + 20v + 10m, und es ist augenscheinlich, daá durch diese Umstellung an den die beiderseitigen Profitraten und ihr gegen- seitigem Verh„ltnis regelnden Bedingungen nicht das geringste ge- „ndert wird. F„llt v von 30 auf 20, weil 1/3 weniger Arbeiter besch„ftigt wer- den bei wachsendem konstantem Kapital, so haben wir hier den Nor- malfall der modernen Industrie vor uns: steigende Produktivit„t der Arbeit, Bew„ltigung gr”áerer Massen von Produktionsmitteln durch weniger Arbeiter. Daá diese Bewegung mit dem gleichzeitig eintretenden Fall in der Profitrate notwendig verbunden ist, wird sich im dritten Abschnitt dieses Buchs herausstellen. Sinkt aber v von 30 auf 20, weil dieselbe Arbeiteranzahl, aber zu niedrige- rem Lohn besch„ftigt wird, so bliebe, bei unver„ndertem Arbeits- tag, das Gesamtwertprodukt nach wie vor= 30v + 15m = 45; da v auf 20 gefallen, wrde der Mehrwert auf 25 steigen, die Mehrwertsrate von 50% auf 125%, was gegen die Voraussetzung w„re. Um innerhalb der Bedingungen unsres Falls zu bleiben, muá der Mehrwert, zur Rate von 50%, vielmehr auf 10 fallen, also das Gesamtwertprodukt von 45 auf 30, und dies ist nur m”glich durch Verkrzung des Ar- beitstags um 1/3. Dann haben wir wie oben: 100c +20v + 10m; m' = 50%. p' = 8 1/3%. Es bedarf wohl keiner Erw„hnung, daá diese Herabsetzung der Ar- beitszeit bei fallendem Lohn in der Praxis nicht vorkommen wrde. Dies ist indes gleichgltig. Die Profitrate ist eine Funktion von mehreren Vatiablen, und wenn wir wissen wollen, wie diese Vari- ablen auf die Profitrate wirken, mssen wir die Einzelwirkung ei- ner jeden nach der Reihe untersuchen, einerlei ob solche iso- lierte Wirkung bei einem und demselben Kapital ”konomisch zul„s- sig ist oder nicht. 2. m' konstant, v variabel, C ver„ndert durch die Variation von v Dieser Fall ist vom vorigen nur dem Grade nach unterschieden. Statt daá c um ebensoviel ab- oder zunimmt, wie v zu- oder ab- nimmt, bleibt c hier konstant. Unter den heutigen Bedingungen der groáen Industrie und Agrikultur ist das variable Kapital aber nur ein relativ geringer Teil des #69# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- Gesamtkapitals und daher die Abnahme oder das Wachstum des letz- tern, soweit sie durch Žnderung des erstern bestimmt werden, ebenfalls relativ gering. Gehn wir wieder aus von einem Kapital: I. 100c + 20v + 10m; C = 120, m' = 50%, p' = 8 1/3 %, so wrde dies sich etwa verwandeln in: II. 100c + 30v + 15m; C = 130, m' = 50%, p' = 11 7/13 %. Der entgegengesetzte Fall der Abnahme des variablen Kapitals wrde wieder versinnlicht durch den umgekehrten šbergang von II zu I. Die ”konomischen Bedingungen w„ren m wesentlchen dieselben wie im vorigen Fall und bedrfen daher keiner wiederholten Er”rterung. Der šbergang von I zu II schlieát ein: Verringerung der Produkti- vit„t der Arbeit um die H„lfte; die Bew„ltigung von 100, erfor- dert um die H„lfte mehr Arbeit in II als in I. Dieser Fall kann in der Agrikultur vorkommen. 9) W„hrend aber im vorigen Fall das Gesamtkapital konstant blieb da- durch, daá konstantes Kapital in variables verwandelt wurde oder umgekehrt, findet hier bei Vermehrung des variablen Teils Bindung von zuschssigem Kapital, bei Verminderung desselben Freisetzung von vorher angewandtem Kapital statt. 3. m'v konstant, c und damit auch C variabel In diesem Fall ver„ndert sich die Gleichung: p' = m'v/C in: p'1 = m'v/C1, und fhrt unter Streichung der auf beiden Seiten vorkommenden Faktoren zur Proportion: p'1 : p, = C : C1; bei gleicher Mehrwertsrate und gleichen variablen Kapitalteilen verhalten sich die Profitraten umgekehrt wie die Gesamtkapitale. Haben wir z.B. drei Kapitale oder drei verschiedne Zust„nde des- selben Kapitals: I. 80c + 20v + 20m; C = 100, m' = 100%, p' = 20%; II. 100c + 20v + 20m; C = 120, m' = 100%, p' = 16 2/3 %; III. 60c + 20v + 20m; C = 80, m' = 100%, p' = 25%; so verhalten sich: 20% : 16 2/3% = 120 : 100 und 20% : 25% = 80 : 100. --- 9) Hier steht im Ma.: "Sp„ter zu untersuchen, wie dieser Fall mit der Grundrente zusammenh„ngt." #70# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die frher gegebne allgemeine Formel fr Variationen von bei kon- stantem m' war: ev v p'1 = m'--; sie wird jetzt: p'1 = m' --, EC EC da v keine Ver„nderung erleidet, also der Faktor e = v1/v hier = 1 wird. Da m'v = m, der Masse des Mehrwerts, und da m' und v beide kon- stant bleiben, so wird auch in nicht von der Variation von C be- rhrt; die Mehrwertsmasse bleibt nach wie vor der Ver„nderung dieselbe. S„nke c auf Null, so w„re p' = m', die Profitrate gleich der Mehrwertsrate. Die Ver„nderung von c kann entstehn entweder aus bloáem Wertwech- sel der stofflichen Elemente des konstanten Kapitals oder aus ver„nderter technischer Zusammensetzung des Gesamtkapitals, also aus einer Ver„nderung in der Produktivit„t der Arbeit im betref- fenden Produktionszweig 1*). In letzterm Fall wrde die mit der Entwicklung der groáen Industrie und Agrikultur steigende Produk- tivit„t der gesellschaftlichen Arbeit bedingen, daá der šbergang stattfindet in der Reihenfolge (im obigen Beispiel) von III zu I und von I zu II. Ein Arbeitsquantum, das mit 20 bezahlt wird und das einen Wert von 40 produziert, wrde zuerst eine Masse Ar- beitsmittel bew„ltigen vom Wert von 60; bei steigender Produkti- vit„t und gleichbleibendem Wert wrden die bew„ltigten Arbeits- mittel wachsen zuerst auf 80, dann auf 100. Die umgekehrte Rei- henfolge wrde Abnahme der Produktivit„t bedingen; dasselbe Ar- beitsquantum wrde weniger Produktionsmittel in Bewegung setzen k”nnen, der Betrieb wrde eingeschr„nkt, wie dies in Agrikultur, Bergwerken etc. vorkommen kann. Ersparnis an konstantem Kapital erh”ht einerseits die Profitrate und setzt andrerseits Kapital frei, ist also von Wichtigkeit fr den Kapitalisten. Diesen Punkt sowie die Einwirkung von Preis- wechsel der Elemente des konstanten Kapitals, namentlich der Roh- stoffe, werden wir sp„terhin 2*) noch n„her untersuchen. Es zeigt sich auch hier wieder, daá Variation des konstanten Kapitals gleichm„áig auf die Profitrate wirkt, einerlei ob diese Variation hervorgerufen ist durch Zu- oder Abnahme der stofflichen Bestand- teile von c oder durch bloáe Wertver„nderung derselben. ----- 1*) 1. Auflage: Produktivzweig - 2*) siehe vorl. Band, S. 87-146 #71# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- 4. m' konstant, v, c und C s„mtlich variabel In diesem Fall bleibt die obige allgemeine Formel fr die ver„n- derte Profitrate: ev p'1 = m'-- EC maágebend. Es ergibt sich daraus, daá bei gleichbleibender Mehr- wertsrate: a) die Profitrate f„llt, wenn E gr”áer als e, d.h. wenn das kon- stante Kapital sich derart vermehrt, daá das Gesamtkapital m st„rkerem Verh„ltnis w„chst als das variable Kapital. Geht ein Kapital von 80c +20v +20m ber in die Zusammensetzung 170c + 30v + 30m, so bleibt m' = 100%, aber v/C f„llt von 20/100 auf 30/200, trotzdem daá sowohl v wie C sich vermehrt haben, und die Pro- fitrate f„llt entsprechend von 20% auf 15%. b) die Profitrate bleibt unver„ndert nur wenn e = E, d. h. wenn der Bruch v/C bei scheinbarer Ver„nderung denselben Wert beh„lt, d.h. wenn Z„hler und Nenner mit derselben Zahl multipliziert oder dividiert werden. 80c + 20v + 20m und 160c + 40v + 40m haben au- genscheinlich dieselbe Profitrate von 20%, weil m' = 100% bleibt und v/C = 20/100 = 40/200 in beiden Beispielen denselben Wert darstellt. c) die Profitrate steigt, wenn e gr”áer als E, d.h. wenn das va- riable Kapital in st„rkerem Verh„ltnis w„chst als das Gesamtkapi- tal. Wird 80c + 20v + 20m zu 120c + 40v + 40m, so steigt die Pro- fittate von 20% auf 25%, weil bei unver„ndertem m'v/C = 20/100 gestiegen ist auf 40/160, von auf 1/5 auf 1/4. Bei Wechsel von v und C in gleicher Richtung k”nnen wir diese Gr”áenver„nderung so auffassen, daá beide bis zu einem gewissen Grad in demselben Verh„ltnis variieren, so daá bis dahin v/C un- ver„ndert bleibt. šber diesen Grad hinaus wrde dann nur eins von beiden variieren, und wir haben damit diesen komplizierteren Fall auf einen der vorhergehenden einfachern reduziert. Geht z.B. 80c + 20v +20m ber in: 100c + 30v + 30m, so bleibt das Verh„ltnis von v zu c und also auch zu C unver„ndert bei dieser Variation bis zu: 100c + 25v + 25m. Bis dahin also bleibt auch die Profitrate unberhrt. Wir k”nnen also jetzt 100c + 25v + 25m zum Ausgangspunkt nehmen; wir finden, daá v um 5, auf 30v, und dadurch C von 125 auf 130 gestiegen ist, und haben damit den zweiten Fall, den der einfachen Variation von v und der dadurch verursachten Variation von C vor uns. Die Profitrate, die #72# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- ursprnglich 20% war, steigt durch diesen Zusatz von 5 v bei gleicher Mehrwertsrate auf 23 1/13 %. Dieselbe Reduktion auf einen einfachem Fall kann stattfinden, auch wenn v und C in entgegengesetzter Richtung ihre Gr”áe „n- dern. Gehn wir z.B. wieder aus von 80v + 20c + 20m und lassen dies bergehn in die Form: 110c + 10v + 10m so w„re bei einer Žn- derung auf 40c + 10v + 10m die Profitrate dieselbe wie anfangs, n„mlich 20%. Durch Zusatz von 70c zu dieser Zwischenform wird sie gesenkt auf 8 1/3 %. Wir haben den Fall also wieder reduziert auf einen Fall der Variation einer einzigen Variablen, n„mlich von c. Gleichzeitige Variation von v, c und C bietet also keine neuen Gesichtspunkte und fhrt in letzter Instanz stets zurck auf einen Fall, wo nur ein Faktor variabel ist. Selbst der einzige noch brige Fall ist tats„chlich bereits er- sch”pft, n„mlich der Fall, wo v und C numerisch gleich groá blei- ben, aber ihre stofflichen Elemente einen Wertwechsel erleiden, wo also v ein ver„ndertes Quantum in Bewegung gesetzter Arbeit, c ein ver„ndertes Quantum in Bewegung gesetzter Produktionsmittel anzeigt. In 80c + 20v + 20m stelle 20, ursprnglich den Lohn von 20 Arbei- tern, zu 10 Arbeitsstunden t„glich, dar. Der Lohn eines jeden steige von 1 auf 1 1/4. Dann bezahlen 20v statt 20 nur noch 16 Arbeiter. Wenn aber die 20 in 200 Arbeitsstunden einen Wert von 40 produzierten, werden die 16, in 10 Stunden t„glich, also 160 Arbeitsstunden in allem, nur einen Wert von 32 produzieren. Nach Abzug von 20, fr Lohn bleibt dann von 32 nur noch 12 fr Mehr- wert; die Rate des Mehrwerts w„re gefallen von 100% auf 60%. Da aber nach der Voraussetzung die Rate des Mehrwerts konstant blei- ben muá, so máte der Arbeitstag um 1/4, von 10 Stunden auf 12 1/2, verl„ngert werden; wenn 20 Arbeiter in 10 Stunden t„glich 200 Arbeitsstunden einen Wert von 80 produzieren, so produzieren 16 Arbeiter in 12 1/2 Stunden t„glich = 200 Stunden denselben Wert, das Kapital von 80c + 20v produzierte nach wie vor einen Mehrwert von 20. Umgekehrt: f„llt der Lohn derart, daá 20v den Lohn von 30 Arbei- tern bestreitet, so kann m' nur konstant bleiben, wenn der Ar- beitstag von 10 auf 6 2/3 Stunden herabgesetzt wird. 20 x 10 = 30 x 6/3 = 200 Arbeitsstunden. Inwiefern bei diesen entgegengesetzten Annahmen c dem Wertaus- druck in Geld nach gleichbleiben, aber dennoch die den ver„nder- ten Verh„ltnissen entsprechende ver„nderte Menge Produktionsmit- tel darstellen kann, ist im wesentlichen schon oben er”rtert. In seiner Reinheit drfte dieser Fall nur sehr ausnahmsweise zul„s- sig sein. #73# 3.Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwerts ----- Was den Wertwechsel der Elemente von c betrifft, der ihre Masse vergr”áert oder vermindert, aber die Wertsumme c unver„ndert l„át, so berhrt er weder die Profitrate noch die Mehrwertsrate, solange er keine Ver„ndrung der Gr”áe von v nach sich zieht. Wir haben hiermit alle m”glichen F„lle der Variation von v, c und C in unsrer Gleichung ersch”pft. Wir haben gesehn, daá die Pro- fitrate, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, fallen, gleich- bleiben oder steigen kann, indem die geringste Žnderung im Ver- h„ltnis von v zu c, resp. C, hinreicht, um die Profitrate eben- falls zu „ndern. Es hat sich ferner gezeigt, daá bei der Variation von v berall eine Grenze eintritt, wo die Konstanz von m' ”konomisch unm”glich wird. Da jede einseitige Variation von c ebenfalls an einer Grenze ankommen muá, wo v nicht l„nger konstant bleiben kann, so zeigt sich, daá fr alle m”glichen Variationen von v/C Grenzen gesetzt sind, jenseits deren m' ebenfalls variabel werden muá. Bei den Variationen von m', zu deren Untersuchung wir jetzt ber- gehn, wird diese Wechselwirkung der verschiednen Vabeln unsrer Gleichung noch deutlicher hervortreten. II. m' variabel Eine allgemeine Formel fr die Profitraten bei verschiednen Mehr- wertsraten, einerlei ob v konstant bleibt oder ebenfalls vari- iert, ergibt sich, wenn wir die Gleichung: p' = m'v/C bergehn lassen in die andre: p'1 = m'1 v1/C1, wo p'1, m'1, v1 und C1 die ver„nderten Werte von p', m', v und C bedeuten. Wir haben dann: p' : p'1 = m'v/C : m'1v1/C1, und daraus: m'1 v1 C p'1 = --- x -- x -- x p'. m' c C1 1. m' variabel, v konstant In diesem Fall haben wir die Gleichungen: p' = m'v/C; p'1 = m'1 v/C, in beiden v/C gleichwertig. Es verh„lt sich daher: p' : p'1 = m' : m'1. #74# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die Profitraten zweier Kapitale von gleicher Zusammensetzung ver- halten sich wie die bezglichen beiden Mehrwertsraten. Da es im Bruch v/C nicht auf die absoluten Gr”áen von v und C ankommt, sondern nur auf das Verh„ltnis beider, gilt dies fr alle Kapi- tale gleicher Zusammensetzung, was immer ihre absolute Gr”áe sei. 80c + 20v + 20m; C = 100, m' = 100%, p' = 20% 160c + 40v + 20m; C = 200, m'= 50%, p'= 10% 100% : 50% = 20% : 10%. Sind die absoluten Gr”áen von v und C in beiden F„llen dieselben, so verhalten sich die Profitraten auáerdem wie die Mehrwertsmas- sen. p' : p'1 = m'v : m'v = m : m1. Zum Beispiel: 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20% 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 20% : 10% = 100 x 20: 50 x 20 = 20m : 10m. Es ist nun klar, daá bei Kapitalen von gleicher absoluter oder prozentiger Zusammensetzung die Mehrwertsrate nur verschieden sein kann, wenn entweder der Arbeitslohn oder die L„nge des Ar- beitstags oder die Intensit„t der Arbeit verschieden ist. In den drei F„llen: I. 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10%, II. 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20%, III. 80c + 20v + 40m; m' = 200%, p' = 40%, wird ein Gesamtwertprodukt erzeugt in I von 30 (20v + 10m), in II von 40, in III von 60. Dies kann auf dreierlei Weise geschehn. Erstens, wenn die Arbeitsl”hne verschieden sind, also 20, in je- dem einzelnen Fall eine verschiedne Arbeiteranzahl ausdrckt. Ge- setzt, in I werden 15 Arbeiter 10 Stunden besch„ftigt zum Lohn von 1 2/3 Pfd.St. und produzieren einen Wert von 30 Pfd.St., da- von 20 Pfd.St. den Lohn ersetzen und 10 Pfd.St. fr Mehrwert bleiben. F„llt der Lohn auf 1 Pfd.St., so k”nnen 20 Arbeiter 10 Stunden besch„ftigt werden und produzieren dann einen Wert von 40 Pfd.St., wovon 20 Pfd.St. fr Lohn und 20 Pfd.St. Mehrwert. F„llt der Lohn noch weiter auf 1/3 Pfd.St., so werden 30 Arbeiter 10 Stunden besch„ftigt und produzieren einen Wert von 60 Pfd. St., wovon nach Abzug von 20 Pfd.St. fr Lohn noch 40 Pfd.St. fr Mehrwert bleiben. Dieser Fall: konstante prozentige Zusammensetzung des Kapitals, konstanter Arbeitstag, konstante Arbeitsintensit„t, Wechsel der Mehrwertsrate verursacht durch Wechsel des Arbeitslohns, ist der einzige, wo Ricardos Annahme zutrifft: #75# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- "Profits would be high or low, e x a c t l y i n p r o p o r t i o n as wages would be low or high." 1*) ("Principles", ch. I, sect. III, p. 18 der "Works of D. Ricardo", ed. MacCulloch, 1852.) Oder zweitens, wenn die Intensit„t der Arbeit verschieden ist. Dann machen z. B. 20 Arbeiter mit denselben Arbeitsmitteln in 10 t„glichen Arbeitsstunden, in I 30, in II 40, in III 60 Stck ei- ner bestimmten Ware, wovon jedes Stck, auáer dem Wert der darin verbrauchten Produktionsmittel, einen Neuwert von 1 Pfd.St. dar- stellt. Da jedesmal 20 Stck = 20 Pfd.St. den Arbeitslohn erset- zen, bleiben fr Mehrwert in 110 Stck 10 Pfd.St., in II 20 Stck 20 Pfd.St., in III 40 Stck 40 Pfd.St. Oder drittens, der Arbeitstag ist von verschiedner L„nge. Arbei- ten bei gleicher Intensit„t 20 Arbeiter in I neun, in II zw”lf, in III achtzehn Stunden t„glich, so verh„lt sich ihr Gesamtpro- dukt 30:40:60 wie 9:12:18, und da der Lohn jedesmal = 20, so bleiben wieder 10, resp. 20 und 40 fr Mehrwert. Steigerung oder Senkung des Arbeitslohns wirkt also in umgekehr- ter Richtung, Steigerung oder Senkung der Arbeitsintensit„t und Verl„ngerung oder Krzung des Arbeitstags wirkt in derselben Richtung auf die H”he der Mehrwertsrate und damit, bei konstantem v/C, auf die Profitrate. 2. m' und v variabel, C konstant In diesem Fall gilt die Proportion: v v1 p' : p'1 = m'- : m'1-- = m'v : m'1v1 = m: m1. C C Die Profitraten verhalten sich wie die respektiven Mehrwertsmas- sen. Variierung der Mehrwertsrate bei gleichbleibendem variablem Kapi- tal bedeutete Ver„nderung in Gr”áe und Verteilung des Wertpro- dukts. Gleichzeitige Variation von v und m' schlieát ebenfalls eine andre Verteilung, aber nicht immer einen Gr”áenwechsel des Wertprodukts ein. Es sind drei F„lle m”glich: a) Die Variation von v und m' erfolgt in entgegengesetzter Rich- tung, aber um dieselbe Gr”áe; z.B.: 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 90c + 10v + 20m; m' = 200%, p' = 20%. Das Wertprodukt ist in beiden F„llen gleich, also auch das gelei- stete Arbeitsquanturn; 20v + 10m = 10v + 20m = 30. Der Unter- schied ist nur, ----- 1*) Die Profite wrden g e n a u i n d e m V e r h „ l t n i s hoch oder niedrig sein, wie die L”hne nied- rig oder hoch w„ren." #76# I.- Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- daá im ersten Fall 20 fr Lohn gezahlt werden und 10 fr Mehrwert bleiben, w„hrend im zweiten Fall der Lohn nur 10 betr„gt und der Mehrwert daher 20. Dies ist der einzige Fall, wo bei gleichzeiti- ger Variation von v und m' Arbeiterzahl, Arbeitsintensit„t und L„nge des Arbeitstags unberhrt bleiben. b) Die Variation von m' und v erfolgt ebenfalls in entgegenge- setzter Richtung, aber nicht um dieselbe Gr”áe bei beiden. Dann berwiegt die Variation entweder von v oder von m'. I. 80c + 20v + 20m, m' = 100%, p' = 20% II. 72c + 28v + 20m, m' = 71 3/7 %, p' = 20% III. 84c + 16v + 20m, m' = 25%, p' = 20%. In I wird ein Wertprodukt von 40 mit 20v, in II eins von 48 mit 28v in III eins von 36 mit 16, bezahlt. Sowohl das Wertprodukt wie der Lohn hat sich ver„ndert; Žnderung des Wertprodukts aber heiát Žnderung des geleisteten Arbeitsquantums, also entweder der Arbeiterzahl, der Arbeitsdauer oder der Arbeitsintensit„t oder mehrerer von diesen dreien. c) Die Variation von m' und v erfolgt in derselben Richtung; dann verst„rkt die eine die Wirkung der andern. 90c + 10v + 10m; m' = 100%, p' = 10% 80c + 20v + 30m; m' = 150%, p' = 30% 92c + 8v + 6m; m' = 75%, p' = 6%. Auch hier sind die drei Wertprodukte verschieden, n„mlich 20, 50 und 14; und diese Verschiedenheit in der Gr”áe des jedesmaligen Arbeitsquantums reduziert sich wieder auf Verschiedenheit der Ar- beiterzahl, der Arbeitsdauer, der Arbeitsintensit„t oder mehrerer resp. aller dieser Faktoren. 3. m', v und C variabel Dieser Fall bietet keine neuen Gesichtspunkte und erledigt sich durch die unter II., m' variabel, gegebne allgemeine Formel. --- Die Wirkung eines Gr”áenwechsels der Mehrwertsrate auf die Pro- fitrate ergibt also folgende F„lle: 1. p' vermehrt oder vermindert sich in demselben Verh„ltnis wie m', wenn v/C konstant bleibt. #77# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20% 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 100% : 50% = 20% : 10%. 2. p' steigt oder f„llt in st„rkerem Verh„ltnis als m', wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung bewegt wie m', d.h. zunimmt oder abnimmt, wenn m' zu, oder abnimmt. 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 70c + 30v + 20m; m' = 66 2/3%, p' = 20% 50% : 66 2/3% < 10% : 20%. 3. p' steigt oder f„llt in kleinerm Verh„ltnis als m', wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung „ndert wie m', aber in klei- nerm Verh„ltnis. 80c + 20v + 10m; m' = 50%, p' = 10% 90c + 10v + 15m; m' = 150%, p' = 15% 50% : 150% > 10% : 15%. 4. p' steigt, obgleich m' f„llt, oder f„llt, obgleich in steigt, wenn v/C sich in entgegengesetzter Richtung „ndert wie m' und in gr”áerem Verh„ltnis ah dieses. 80c + 20v + 20m; m' = 100%, p' = 20% 90c + 10v + 15m; m' = 150%, p' = 15 % m' gestiegen von 100% auf 150%, p' gefallen von 20% auf 15%. 5. Endlich: p' bleibt konstant, obgleich m' steigt oder f„llt, wenn v/C in entgegengesetzter Richtung, aber genau in demselben Verh„ltnis wie m' seine Gr”áe „ndert. Es ist nur dieser letzte Fall, der noch einiger Er”rterung be- darf. Wie wir oben bei den Variationen von v/C sahen, daá eine und dieselbe Mehrwertsrate sich in den verschiedensten Profitra- ten ausdrcken kann, so sehn wir hier, daá einer und derselben Profitrate sehr verschiedne Mehrwertsraten zugrunde liegen k”n- nen. W„hrend aber bei konstantem m' jede beliebige Žnderung im Verh„ltnis von v zu C gengte, um eine Verschiedenheit der Pro- fitrate hervorzurufen, muá bei Gr”áenwechsel von m' ein genau entsprechender, umgekehrter Gr”áenwechsel von v/C eintreten, da- mit die Profitrate dieselbe bleibe. Dies ist bei einem und dem- selben Kapital oder bei zwei Kapitalen in demselben Land nur sehr ausnahmsweise m”glich. #78# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Nehmen wir z. B. ein Kapital 80c + 20v + 20m; C = 100, m' = 100%. p' = 20%, nehmen wir an. der Arbeitslohn falle derart, daá dieselbe Arbei- terzahl nunmehr mit 16v zu haben w„re statt mit 20v. Dann haben wir, bei sonst unver„nderten Verh„ltnissen, unter Freisetzung von 4v, 80c + 16v + 24m; C = 96, m' = 150%, p' = 25%. Damit nun p' = 20% w„re, wie vorher, máte das Gesamtkapital auf 120, also das konstante auf 104 wachsen: 104c + 16v + 24m; C = 120, m' = 150%, p' = 20%. Dies w„re nur m”glich, wenn gleichzeitig mit der Lohnsenkung eine Žnderung in der Produktivit„t der Arbeit eintr„te, die diese ver- „nderte Zusammensetzung des Kapitals erheischte; oder aber, wenn der Geldwert des konstanten Kapitals von 80 auf 104 stiege; kurz, ein zuf„lliges Zusammentreffen von Bedingungen, wie es nur in Ausnahmef„llen vorkommt. In der Tat ist eine Žnderung von m', die nicht gleichzeitig eine Žnderung von v, und damit auch von v/C bedingt, nur unter ganz bestimmten Umst„nden denkbar, bei solchen Industriezweigen n„mlich, worin nur fixes Kapital und Arbeit an- gewandt wird und der Arbeitsgegenstand von der Natur geliefert ist. Aber im Vergleich der Profitraten zweier L„nder ist dies anders. Dieselbe Profitrate drckt hier in der Tat meist verschiedne Ra- ten des Mehrwerts aus. Aus den s„mtlichen fnf F„llen ergibt sich also, daá eine stei- gende Profitrate einer fallenden oder steigenden Mehrwertsrate, eine fallende Profitrate einer steigenden oder fallenden, eine gleichbleibende Profitrate einer steigenden oder fallenden Mehr- wertsrate entsprechen kann. Daá eine steigende, fallende oder gleichbleibende Profitrate ebenfalls einer gleich. bleibenden Mehrwertsrate entsprechen kann, haben wir unter I gesehn. --- Die Profitrate wird also bestimmt durch zwei Hauptfaktoren: die Rate des Mehrwerts und die Wertzusammensetzung des Kapitals. Die Wirkungen dieser beiden Faktoren lassen sich kurz zusammenfassen wie folgt, wobei wir die Zusammensetzung in Prozenten ausdrcken k”nnen, da es hier gleichgltig ist, von welchem der beiden Kapi- talteile die Žnderung ausgeht: Die Profitraten zweier Kapitale oder eines und desselben Kapitals in zwei sukzessiven, verschied- nen Zust„nden #79# 3. Kapitel - Verh„ltnis der Profitrate zur Mehrwertsrate ----- s i n d g l e i c h: 1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung der Kapitale und gleicher Mehrwertsrate. 2. bei ungleicher prozentiger Zusammensetzung und ungleicher Mehrwertsrate, wenn die Produkte der Mehrwertsraten in die pro- zentigen variablen Kapitaltelle (die m' und v), d.h. die prozen- tig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwerts m a s s e n (m = m'v) gleich sind, in andern Worten, wenn beide Male die Faktoren m' und v in umgekehrtem Verh„ltnis zueinander stehn. S i e s i n d u n g l e i c h: 1. bei gleicher prozentiger Zusammensetzung, wenn die Mehrwerts- ratenungleich sind, wo sie sich verhalten wie die Mehrwertsraten. 2. bei gleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusam- mensetzung, wo sie sich verhalten wie die vatiablen Kapitalteile. 3. bei ungleicher Mehrwertsrate und ungleicher prozentiger Zusam- men setzung, wo sie sich verhalten wie die Produkte m'v, d. h. wie die prozentig aufs Gesamtkapital berechneten Mehrwertsmassen. 10) --- 10) In dem Ms. finden sich noch ausfhrliche Berechnungen ber die Differenz zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (m' - p'), die allerhand interessante Eigentmlichkeiten besitzt und deren Bewegung die F„lle anzeigt, wo die beiden Raten sich voneinander entfernen oder sich einander n„hern. Diese Bewegungen lassen sich auch in Kurven darstellen. Ich verzichte auf Wiedergabe dieses Materials, da es fr die n„chsten Zwecke dieses Buchs weniger wichtig ist und es hier gengt, diejenigen Leser, die diesen Punkt weiter verfolgen wollen, einfach darauf aufmerksam zu ma- chen. - F. E. #80# ----- VIERTES KAPITEL Wirkung des Umschlags auf die Profitrate {Die Wirkung des Umschlags auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, ist im zweiten Buch er”rtert worden. Sie l„át sich kurz dahin zusammenfassen, daá infolge der fr den Umschlag erforderlichen Zeitdauer nicht das ganze Kapital gleichzeitig in der Produktion verwendet werden kann; daá also ein Teil des Kapi- tals fortw„hrend brachliegt, sei es in der Form von Geldkapital, von vorr„tigen Rohstoffen, von fertigem, aber noch unverkauftem Warenkapital oder von noch nicht f„lligen Schuldforderungen; daá das in der aktiven Produktion, also bei der Erzeugung und Aneig- nung von Mehrwert t„tige Kapital fortw„hrend um diesen Teil ver- krzt und der erzeugte und angeeignete Mehrwert fortw„hrend im selben Verh„ltnis verringert wird. Je krzer die Umschlagszeit, desto kleiner wird dieser brachliegende Teil des Kapitals, verg- lichen mit dem Ganzen; desto gr”áer wird also auch, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden, der angeeignete Mehrwert. Es ist bereits im zweiten Buch 1*) im einzelnen entwickelt, wie die Verkrzung der Umschlagszeit oder eines ihrer beiden Ab- schnitte, der Produktionszeit und der Zirkulationszeit, die Masse des produzierten Mehrwerts steigert. Da aber die Profitrate nur das Verh„ltnis der produzierten Masse von Mehrwert zu dem in ih- rer Produktion engagierten Gesamtkapital ausdrckt, so ist es au- genscheinlich, daá jede solche Verkrzung die Profitrate stei- gert. Was vorher im zweiten Abschnitt des zweiten Buchs mit Bezug auf den Mehrwert entwickelt, gilt ebensosehr fr den Profit und die Profitrate und bedarf keiner Wiederholung hier. Nur ein paar Hauptmomente wollen wir hervorheben. Das Hauptmittel der Verkrzung der Produktionszeit ist die Stei- gerung der Produktivit„t der Arbeit, was man gew”hnlich den Fort- schritt der ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 296-301 #81# 4. Kapitel - Wirkung des Umschlags auf die Profitrate ----- Industrie nennt. Wird dadurch gleichzeitig nicht eine bedeutende Verst„rkung der gesamten Kapitalauslage durch Anlage kostspieli- ger Maschinerie usw. und damit eine Senkung der auf das Gesamtka- pital zu berechnenden Profitrate bewirkt, so muá diese letztere steigen. Und dies ist entschieden der Fall bei vielen der neue- sten Fortschritte der Metallurgie und chemischen Industrie. Die neuentdeckten Verfahrungsweisen der Eisen- und Stahlbereitung von Bessemer, Siemens, Gilchrist-Thomas u.a. krzen, bei relativ ge- ringen Kosten, frher h”chst langwierige Prozesse auf ein Minimum ab. Die Bereitung des Allzarins oder Krappfarbstoffes aus Kohlen- teer bringt in wenig Wochen, und mit der schon bisher fr Kohlen- teerfarben im Gebrauch befindlichen Fabrikeinrichtung, dasselbe Resultat zustande, das frher Jahre erforderte; ein Jahr brauchte der Krapp zum Wachsen, und dann lieá man die Wurzeln noch mehrere Jahre nachreifen, ehe man sie verf„rbte. Das Hauptmittel zur Verkrzung der Zirkulationszeit sind verbes- serte Kommunikationen. Und hierin haben die letzten fnfzig Jahre eine Revolution gebracht, die sich nur mit der industriellen Re- volution der letzten H„lfte des vorigen Jahrhunderts vergleichen l„át. Auf dem Lande ist die makadamisierte Straáe durch die Ei- senbahn, auf der See das langsame und unregelm„áige Segelschiff durch die rasche und regelm„áige Dampferlinie in den Hintergrund gedr„ngt worden, und der ganze Erdball wird umspannt von Telegra- phendr„hten. Der Suezkanal hat Ostasien und Australien dem Damp- ferverkehr erst eigentlich erschlossen. Die Zirkulationszeit ei- ner Warensendung nach Ostasien, 1847 noch mindestens zw”lf Monate (s. Buch II, S. 235 1*)), ist jetzt ungef„hr auf ungef„hr ebenso- viel Wochen reduzierbar geworden. Die beiden groáen Krisenherde von 1825-1857, Amerika und Indien, sind durch diese Umw„lzung der Verkehrsmittel den europ„ischen Industriel„ndern um 70-90% n„her- gerckt und haben damit einen groáen Teil ihrer Explosionsf„hig- keit verloren. Die Umschlagszeit des gesamten Welthandels ist in demselben Maá verkrzt, und die Aktionsf„higkeit des darin betei- ligten Kapitals um mehr als das Doppelte oder Dreifache gestei- gert worden. Daá dies nicht ohne Wirkung auf die Profitrate geblieben, versteht sich von selbst. Um die Wirkung des Umschlags des Gesamtkapitals auf die Pro- fitrate rein darzustellen, mssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle andern Umst„nde als gleich annehmen. Auáer der Mehrwertsrate und dem Arbeitstag sei also namentlich auch die prozentige Zusammensetzung ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 255 #82# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- gleich. Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80c + 20v = 100C, welches mit einer Mehrwertsrate von 100% zweimal im Jahr umschl„gt. Dann ist das Jahresprodukt: 160c + 40v + 40m. Aber zur Ermittlung der Profitrate berechnen wir diese 40m nicht auf den umgeschlagnen Kapitalwert von 200, sondern auf den vorgeschoánen von 100 und erhalten so p' = 40%. Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160c + 40v = 200C, das mit derselben Mehrwertsrate von 100%, aber nur einmal im Jahr um- schlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben: 160c + 40v + 40m. Diesmal aber sind die 40m zu berechnen auf ein vorgeschoánes Kapital von 200, dies ergibt fr die Profitrate nur 20%, also nur die H„lfte der Rate fr A. Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher prozentiger Zusammen- setzung, bei gleicher Mehrwertsrate und gleichem Arbeitstag ver- halten sich die Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten. Ist entweder die Zusammensetzung oder die Mehr- wertsrate oder der Arbeitstag oder Aeitslohn in den beiden verg- lichenen F„llen nicht gleich, so werden dadurch allerdings auch weitere Verschiedenheiten in der Profitrate erzeugt; diese aber sind unabh„ngig vom Umschlag und gehn uns daher hier nichts an; sie sind auch bereits in Kap. III er”rtert. Die direkte Wirkung der verkrzten Umschlagszeit auf die Produk- tion von Mehrwert, also auch von Profit, besteht in der gestei- gerten Wirksamkeie, die dem variablen Kapitalteil dadurch gegeben wird, worber nachzusehn Buch II, Kap. XVI: Der Umschlag des va- riablen Kapitals. Es zeigte sich da, daá ein variables Kapital von 500, das zehnmal im Jahr umschl„gt, in dieser Zeit ebensoviel Mehrwert aneignet wie ein variables Kapital von 5000, das bei gleicher Mehrwertsrate und gleichem Arbeitslohn nur einmal im Jahr umschl„gt. Nehmen wir ein Kapital I, bestehend aus 10 000 fixem Kapital, dessen j„hrlicher Verschleiá 10% = 1000 betrage, 500 zirkulieren- dem konstantem und 500 variablem Kapital. Bei einer Mehrwertsrate von 100% schlage das variable Kapital zehnmal im Jahre um. Der Einfachheit wegen nehmen wir in allen folgenden Beispielen an, daá das zirkulierende konstante Kapital in derselben Zeit um- schl„gt wie das variable, was auch in der Praxis meist so ziem- lich der Fall sein wird. Dann wird das Produkt einer solchen Um- schlagspetiode sein: 100c (Verschleiá) + 500c + 500v + 500m = 1600 und das des ganzen Jahres von zehn solchen Umschl„gen: #83# 4. Kapitel - Wirkung des Umschlags auf die Profitrate ----- 1000c (Verschleiá) + 5000c + 5000v + 5000m = 16 000, C = 11 000, m = 5000, p' = 5000/11 000 = 45 5/11 %. Nehmen wir nun ein Kapital II: fixes Kapital 9000, j„hrlicher Verschleiá desselben 1000, zirkulierendes konstantes Kapital 1000, variables Kapital 1000, Mehrwertsrate 100%, Zahl der j„hr- lichen Umschl„ge des variablen Kapitals: 5. Das Produkt einer jeden Umschlagsperiode des variablen Kapitals wird also sein: 200c (Verschleiá) + 1000c + 1000v + 1000m = 3200, und das Gesamtjahresprodukt bei fnf Umschl„gen: 1000c (Verschleiá) + 5000c + 5000v + 5000m = 16 000, C = 11 000, m = 5000, p' = 5000/11 000 = 45 5/11 %. Nehmen wir ferner ein Kapital III, worin gar kein fixes Kapital, dagegen 6000 zirkulierendes konstantes und 5000 variables Kapi- tal. Bei 100% Mehrwertsrate schlage es einmal im Jahr um. Das Ge- samtprodukt im Jahr ist dann: 6000c + 5000v + 5000m = 16 000. C = 11 000, m = 5000, p' = 5000/11 000 = 45 5/11%. Wir haben also in allen drei F„llen dieselbe j„hrliche Masse von Mehrwert, = 5000, und da das Gesarntkapital in allen drei F„llen ebenfalls gleich, n„mlich = 11 000 ist, dieselbe Profitrate von 45 5/11 %. Haben wir dagegen bei dem obigen Kapital I, statt 10, nur 5 j„hr- liche Umschl„ge des variablen Teils, so stellt sich die Sache an- ders. Das Produkt eines Umschlags ist dann: 200c (Verschleiá) + 500c + 500v + 500m = 1700. Oder Jahresprodukt: 1000c (Verschleiá) + 2500c + 2500v + 2500m = 8500, C = 11 000, m = 2500; p' = 2500/11 000 = 22 8/11%. Die Profitrate ist auf die H„lfte gesunken, weil die Umschlags- zeit verdoppelt worden ist. Die im Lauf des Jahrs angeeignete Masse Mehrwert ist also gleich der Masse des in einer Um- schlagsperiode des v a r i a b l e n Kapitals angeeigneten Mehrwerts, multipliziert durch die Anzahl solcher Umschl„ge im Jahr. Nennen wir den j„hrlich angeeigneten Mehrwert oder Profit M, den in einer #84# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Umschlagsperiode angeeigneten Mehrwert m, die Anzahl der j„hrli- chen Umschl„ge des variablen Kapitals n, so ist M mn und die j„hrliche Mehrwertsrate M' =m'n, wie bereits entwickelt Buch II, Kap. XVI, 1 1*). Die Formel der Profitrate p' = m'v/C = m'v/(c+v) ist selbstredend nur richtig, wenn das v des Z„hlers dasselbe ist wie das des Nen- ners. Im Nenner ist v der gesamte, durchschnittlich als variables Kapital, fr Arbeitslohn verwandte Teil des Gesamtkapitals. Das v des Z„hlers ist zun„chst nur bestimmt dadurch, daá es ein gewis- ses Quantum Mehrwert = m produziert und angeeignet hat, dessen Verh„ltnis zu ihm m/v die Mehrwertsrate m' ist. Nur auf diesem Wege hat sich die Gleichung p' = m/(c+v+) verwandelt in die an- dre: p' =m'v/(c+v). Das v des Z„hlers wird nun n„her dahin be- stimmt, daá es gleich sein muá dem v des Nenners, d.h. dem ge- samten variablen Teil des Kapitals C. In andern Worten, die Glei- chung p' = m/C l„át sich nur dann ohne Fehler in die andre p' = m'v/(c+v) verwandeln, wenn m den in e i n e r Umschlagsperiode des variablen Kapitals produzierten Mehrwert bedeutet. Umfaát in nur einen Teil dieses Mehrwerts, so ist in m'v zwar richtig, aber dies v ist hier kleiner als das v in C = c + v, weil weniger als das ganze variable Kapital in Arbeitslohn ausgelegt worden. Um- faát in aber mehr als den Mehrwert eines Umschlags von v, so fun- giert ein Teil dieses v oder auch das Ganze zweimal, zuerst im ersten, dann im zweiten, resp. zweiten und fernern Umschlag; das v, das den Mehrwert produziert und das die Summe aller gezahlten Arbeitsl”hne ist, ist also gr”áer als das v in c + v, und die Rechnung wird unrichtig. Damit die Formel fr die Jahresprofitrate exakt richtig werde, mssen wir statt der einfachen Mehrwertsrate die Jahresrate des Mehrwerts einsetzen, also statt m' setzen M' oder m'n. Mit andern Worten, wir mssen m', die Mehrwertsrate - oder was auf dasselbe herauskommt, den in C enthaltnen variablen Kapitaltell v - mit n, der Anzahl der Umschl„ge dieses variablen Kapitals im Jahr, mul- tiplizieren, und wir erhalten so: p' = m'nv/C, welches die Formel zur Berechnung der Jahresprofitrate ist. Wie groá aber das variable Kapital in einem Gesch„ft ist, das weiá in den allermeisten F„llen der Kapitalist selbst nicht. Wir haben im achten Kapitel des zweiten Buchs gesehn und werden es noch weiterhin sehn, daá ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 307 #85# 4. Kapitel - Wirkung des Umschlags auf die Profitrate ----- der einzige Unterschied innerhalb seines Kapitals, der sich dem Kapitalisten als wesentlich aufdr„ngt, der Unterschied von fixem und zirkulierendem Kapital ist. Aus der Kasse, die den in Geld- form in seinen H„nden befindlichen Teil des zirkullerenden Kapi- tals enth„lt, soweit dieser nicht auf der Bank liegt, holt er das Geld fr Arbeitslohn, aus derselben Kasse das Geld fr Roh- und Hilfsstoffe und schreibt beides einem und demselben Kassakonto gut. Und sollte er auch ein besonderes Konto ber die gezahlten Arbeitsl”hne fhren, so wrde dies am Jahresschluá zwar die dafr gezahlte Summe, also vn, aufweisen, aber nicht das variable Kapi- tal v selbst. Um dies zu ermitteln, máte er eine eigne Berech- nung anstellen, von der wir hier ein Beispiel geben wollen. Wir nehmen dazu die in Buch I, S. 209/201 1*) beschriebne Baum- wollspinnerei von 10 000 Mulespindeln und nehmen dabei an, daá die fr eine Woche des April 1871 gegebnen Daten fr das ganze Jahr Geltung behielten. Das in der Maschinerie steckende fixe Ka- pital war 10 000 Pfd.St. Das zirkullerende Kapital war nicht an- gegeben; wir nehmen an, es sei 2500 Pfd. St. gewesen, ein ziem- lich hoher Ansatz, der aber gerechtfertigt ist durch die Annahme, die wir hier immer machen mssen, daá keine Kreditoperationen stattfinden, also keine dauernde oder zeitweilige Benutzung von fremdem Kapital. Das Wochenprodukt war seinem Wert nach zusammen- gesetzt aus 20 Pfd.St. fr Verschleiá der Maschinerie, 358 Pfd.St. zirkulierendem konstantem Kapitalvorschuá (Miete 6 Pfd.St., Baumwolle 342 Pfd.St., Kohlen, Gas, ™l 10 Pfd.St.), 52 Pfd.St. in Arbeitslohn ausgelegtem variablem Kapital und 80 Pfd.St. Mehrwert, also: 20c (Verschleiá) + 358c + 52v + 80m = 510. Der w”chentliche Vorschuá an zirkulierendem Kapital war also 358c + 52v = 410, und seine prozentige Zusammensetzung = 87,3c + 12,7v. Dies auf das ganze zirkulierende Kapital von 2500 Pfd.St. berechnet, ergibt 2182 Pfd.St. konstantes und 318 Pfd.St. va- riables Kapital. Da die Gesamtauslage fr Arbeitslohn im Jahr 52mal 52 Pfd.St. war, also 2704 Pfd.St., ergibt sich, daá das va- riable Kapital von 318 Pfd.St. im Jahr fast genau 8 1/2mal um- schlug. Die Rate des Mehrwerts war 80/52 = 153 11/13 %. Aus die- sen Elementen berechnen wir die Profitrate, indem wir in der For- mel p' = m'nv/C die Werte einsetzen: m' = 153 11/13, n = 8 1/2, v = 318, C = 12 500; also: p' = 153 11/13 x 8 1/2 x 318/12 500 = 33,27%. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 233 #86# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerte in Profit usw. ----- Die Probe hierauf machen wir durch den Gebrauch der einfachen Formel p' x m/C. Der Gesamtmehrwert oder Profit im Jahr bel„uft sich auf 80 Pfd.St. + 52 = 4160 Pfd.St., dies dividiert durch das Gesamtkapital von 12 500 Pfd. St. ergibt fast wie oben 33,28%, eine abnorm hohe Profitrate, die nur aus den momentan „uáerst gnstigen Verh„ltnissen (sehr wohlfeile Baumwollpreise neben sehr hohen Garnpreisen) sich erkl„rt und in Wirklichkeit sicher nicht das ganze Jahr durch gegolten hat. In der Formel p' = m'nv/C ist m'n, wie gesagt, das was im zweiten Buch als die Jahresrate des Mehrwerts bezeichnet wurde. Sie be- tr„gt im obigen Fall 153 11/13% x 8 1/2, oder genau gerechnet 1307 9/13%. Wenn also ein gewisser Biedermann ber die im zweiten Buch in einem Beispiel aufgestellte Ungeheuerlichkeit einer Jah- resrate des Mehrwerts von 1000% die H„nde ber dem Kopf zusammen- geschlagen hat, so wird er sich vielleicht beruhigen bei der ihm hier aus der lebendigen Praxis von Manchester vorgefhrten Tatsa- che einer Jahresrate des Mehrwerts von ber 1300%. In Zeiten h”chster Prosperit„t, wie wir sie freilich schon lange nicht mehr durchgemacht, ist eine solche Rate keineswegs eine Seltenheit. Beil„ufig haben wir hier ein Beispiel von der tats„chlichen Zu- sammensetzung des Kapitals innerhalb der modernen groáen Indu- strie. Das Gesamtkapital teilt sich in 12 182 Pfd.St. konstantes und 318 Pfd.St. variables Kapital, zusammen 12 500 Pfd.St. Oder prozentig: 97 1/2c + 2 1/2v = 100C. Nur der vierzigste Teil des Ganzen dient, aber in mehr als achtmaliger Wiederkehr im Jahr, zur Bestreitung von Arbeitslohn. Da es wohl nur wenigen Kapitali- sten einf„llt, derartige Berechnungen ber ihr eignes Gesch„ft anzustellen, so schweigt die Statistik fast absolut ber das Ver- h„ltnis des konstanten Teils des gesellschaftlichen Gesamtkapi- tals zum variablen Teil. Nur der amerikanische Zensus gibt, was unter den heutigen Verh„ltnissen m”glich: die Summe der in jedem Gesch„ftszweig gezahlten Arbeitsl”hne und der gemachten Profite. So anrchig diese Daten auch sind, weil nur auf unkontrollierten Angaben der Industriellen selbst beruhend, so sind sie doch „u- áerst wertvoll und das einzige, was wir ber den Gegenstand ha- ben. In Europa sind wir viel zu zattfhlend, um unsern Groáindu- striellen dergleichen Enthllungen zuzumuten. - F. E.} #87# ----- FšNFTES KAPITEL ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals I. Im allgemeinen Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder die Verl„ngerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags, bei gleichbleibendem varia- blem Kapital, also bei Anwendung derselben Arbeiteranzahl zu no- minell demselben Lohn - wobei es gleichgltig, ob die šberzeit bezahlt wird oder nicht - senkt relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenber dem Gesamtkapital und dem variablen Kapital und erh”ht dadurch die Profitrate, auch abgesehn von dem Wachstum und der Masse des Mehrwerts und der m”glicherweise steigenden Rate des Mehrwerts. Der Umfang des fixen Teils des konstanten Ka- pitals, Fabrikgeb„ude, Maschinerie etc. bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit gearbeitet wird. Die Verl„ngerung des Ar- beitstags erheischt keine neue Auslage in diesem, dem kostspie- ligsten Teil des konstanten Kapitals. Es kommt hinzu, daá der Wert des fixen Kapitals so in einer krzern Reihe von Um- schlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkrzt wird, fr die es vorgeschossen werden muá, um einen bestimmten Profit zu machen. Die Verl„ngerung des Arbeitstags steigert daher den Pro- fit, selbst wenn die Oberzeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie h”her bezahlt wird als die normalen Ar- beitsstunden. Die stets wachsende Notwendigkeit der Vermehrung des fixen Kapitals im modernen Industriesystem war daher ein Hauptstachel zur Verl„ngerung des Arbeitstags fr profitwtige Kapitalisten. 11) --- 11) Da in allen Fabriken ein sehr hoher Betrag von fixem Kapital in Geb„uden und Maschinen steckt, so wird der Gewinn um so gr”áer sein, je gr”áer die Anzahl der Stunden, w„hrend deren diese Ma- schinerie in Arbeit gehalten werden kann." ("Rep. of Insp. of Fact., October 31, 1858", p. 8.) #88# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Es findet nicht dasselbe Verh„ltnis bei konstantem Arbeitstag statt. Es ist hier entweder n”tig, die Zahl der Arbeiter und mit ihnen auch zu einem gewissen Verh„ltnis die Masse des fixen Kapi- tals, der Baulichke'ten, Maschinerie etc. zu vermehren, um eine gr”áere Masse von Arbeit zu exploitieren (denn es wird hier abge- sehn von Abzgen am Lohn oder Herabpressen des Lohns unter seine normale H”he). Oder, wo die Intensit„t der Arbeit vermehrt, be- ziehungsweise die Produktivkraft der Arbeit erh”ht, berhaupt mehr relativer Mehrwert erzeugt werden soll, w„chst in den Indu- striezweigen, die Rohstoff anwenden, die Masse des zirkulierenden Teils des konstanten Kapitals, indem mehr Rohstoff etc. in dem gegebnen Zeitraum verarbeitet wird; und zweitens w„chst die von derselben Zahl Arbeiter in Bewegung gesetzte Maschinerie, also auch dieser Teil des konstanten Kapitals. Das Wachsen des Mehr- werts ist also begleitet von einem Wachsen des konstanten Kapi- tals, die wachsende Exploitation der Arbeit von einer Verteuerung der Produktionsbedingungen, vermittelst welcher die Arbeit ex- ploitiert wird, d.h. von gr”áter Kapitalauslage. Die Profitrate wird also hierdurch auf der einen Seite vermindert, wenn auf der andern erh”ht. Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei l„ngrem wie bei krzrem Arbeitstag. Die Aufsichtsko- sten sind geringer fr 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als fr 750 bei 12 Stunden. "Die Betriebskosten einer Fabrik bei zehnstndiger Arbeit sind beinahe gleich hoch wie bei zw”lfstndiger." ("Rep. Fact., Oct. 1848", p. 37.) Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversichrung, Lohn verschiedner st„ndiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und ver- schiedne andre Unkosten einer Fabrik laufen unver„ndert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit; im Verh„ltnis wie die Produktion abnimmt, steigen sie gegenber dem Profit. ("Rep. Fact., Oct. 1862", p. 19.) Die Zeitdauer, worin sich der Wert der Maschinerie und andrer Be- standteile des fixen Kapitals reproduziert, ist praktisch be- stimmt nicht durch die Zeit ihrer bloáen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, w„hrend dessen sie wirkt und vernutzt wird. Mssen die Arbeiter 18 Stunden statt 12 schanzen, so gibt dies drei Tage mehr auf die Woche, eine Woche wird zu an- derthalb, zwei Jahre zu drei. Wird die šberzeit nicht bezahlt, so geben die Arbeiter also, auáer der normalen Mehrarbeitszeit, auf zwei Wochen die dritte, auf zwei Jahre das dritte gratis. Und so wird die Wertreproduktion der Maschinerie um 50% gesteigert und in 2/3 der sonst notwendigen Zeit erreicht. #89# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Wir gehn bei dieser Untersuchung sowie bei der ber die Preis- schwankungen des Rohmaterials (in Kap. VI) von der Voraussetzung aus, daá Masse und Rate des Mehrwerts gegeben sind - zur Vermei- dung nutzloser Komplikationen. Wie bereits bei Darstellung der Kooperation, der Teilung der Ar- beit und der Maschinerie hervorgehoben 1*), entspringt die ™kono- mie in den Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf groáer Stufenleiter se Bedingungen als Bedingungen charakteri- siert, wesentlich daraus, daá die gesellschaftlicher, gesell- schaftlich kombinierter Arbeit, also als gesellschaftliche Bedin- gungen der Arbeit fungieren. Sie werden gemeinsam im Produktions- prozeá konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer Masse unzusammenh„ngender oder h”chstens auf klei- nem Maástab unmittelbar kooperierender Arbeiter. In einer groáen Fabrik mit einem oder zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten die- ser Motoren nicht in demselben Verh„ltnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre m”gliche Wirkungssph„re; die Kosten der šbertra- gungsmaschinerie wachsen nicht in demselben Verh„ltnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung mitteilt; der Rumpf der Arbeitsmaschine selbst verteuert sich nicht im Verh„lt- nis mit der steigenden Anzahl der Werkzeuge, womit als mit ihren Organen sie fungiert usw. Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner Baulichkeiten aller Art, nicht nur fr die eigent- lichen Werkst„tten, sondern auch fr die Lagerlokale usw. Ebenso verh„lt es sich mit den Ausgaben fr Feuerung, Beleuchtung usw. Andre Produktionsbedingungen bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt. Diese ganze ™konomie, die aus der Konzentration der Produktions- mittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt aber als wesentliche Bedingung die Anh„ufung und das Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Ar- beit. Sie entspringt daher ebensogut aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, wie der Mehrwert aus der Mehrarbeit jedes einzelnen Arbeiters, fr sich isoliert betrachet. Selbst die be- st„ndigen Verbesserungen, die hier m”glich und notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen Erfah- rungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf groáer Stufenleiter kombinierten Gesaintarbeiters gew„hrt und erlaubt. Dasselbe gilt von dem zweiten groáen Zweig der ™konomie in den Produktionsbedingungen. Wir meinen die Rckverwandlung der Exkre- mente der Produktion, ihrer sogenannten Abf„lle, in neue Produk- tionselernente sei ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 343/344 #90# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- es desselben, sei es eines andern Industriezweigs; die Prozesse, wodurch diese sogenannten Exkremente in den Kreislauf der Produk- tion und daher der Konsumtion - produktiver oder individueller - zurckgeschleudert werden. Auch dieser Zweig der Ersparungen, auf den wir sp„ter etwas n„her eingehn, ist das Resultat der gesell- schaftlichen Arbeit auf groáer Stufenleiter. Es ist die ihr ent- sprechende Massenhaftigkeit dieser Abf„lle, die sie selbst wieder zu Handelsgegenst„nden und damit zu neuen Elementen der Produk- tion macht. Nur als Abf„lle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion auf groáer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtig- keit fr den Produktionsprozeá, bleiben sie Tr„ger von Tausch- wert. Diese Abf„lle abgesehn von dem Dienst, den sie als neue Produktionselemente leisten verwohlfeilern, im Maá wie sie wieder verkaufbar werden, die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein normaler Abfall eingerechnet ist, n„mlich das Quantum, das durch- schnittlich bei seiner Bearbeitung verlorengehn muá. Die Vermin- derung der Kosten dieses Teils des konstanten Kapitals erh”ht pro tanto die Profitrate bei gegebner Gr”áe des variablen Kapitals und gegebner Rate des Mehrwerts. Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion erheischten konstanten Kapitals. Soweit das konstante Kapital in die Produktion der Waren eingeht, ist es nicht sein Tauschwert, sondern sein Gebrauchswert, der al- lein in Betracht kommt. Wieviel Arbeit der Flachs in einer Spin- nerei einsaugen kann, h„ngt nicht von seinem Wert ab, sondern von seiner Quantit„t, wenn der Grad der Produktivit„t der Arbeit, d.h. die Stufe der technischen Entwicklung gegeben ist. Ebenso h„ngt die Beihilfe, die eine Maschine z. B. drei Arbeitern lei- stet, nicht von ihrem Wert, sondern von ihrem Gebrauchswert als Maschine ab. Auf einer Stufe der technischen Entwicklung kann eine schlechte Maschine kostspielig, auf einer andern eine gute Maschine wohlfeil sein. Der gesteigerte Profit, den ein Kapitalist dadurch erh„lt, daá z. B. Baumwolle und Spinnmaschinerie wohlfeiler geworden, ist das Resultat der gesteigerten Produktivit„t der Arbeit, zwar nicht in der Spinnerei, wohl aber im Maschinen- und Baumwollenbau. Um ein gegebnes Quantum Arbeit zu vergegenst„ndlichen, also ein gegebnes Quantum Mehrarbeit anzueignen, bedarf es geringrer Auslage in den Bedingungen der Arbeit. Es fallen die Kosten, die erheischt sind, um dies bestimmte Quantum Mehrarbeit anzueignen. Es ist schon gesprochen worden von der Ersparung, die aus der ge- meinschaftlichen Anwendung der Produktionsmittel durch den Ge- samtarbeiterden #91# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- gesellschaftlich kombinierten Arbeiter - im Produktionsprozeá er- folgt. Weitere, aus der Abkrzung der Zrkulatonszeit (wo Entwick- lung der Kommunikationsmittel wesentliches materielles Moment) entspringende Ersparung n der Auslage von konstantem Kapital wird weiter unten betrachtet werden. Hier aber soll gleich noch ge- dacht werden der ™konomie, die hervorgeht aus der fortw„hrenden Verbesserung der Maschinerie, n„mlich 1. ihres Stoffs, z.B. Eisen statt Holz; 2. der Verwohlfellerung der Maschinerie durch Verbes- serung der Maschinenfabrikation šberhaupt; so daá, obgleich der Wert des fixen Teils des konstanten Kapitals best„ndig w„chst mit der Entwicklung der Arbeit auf groáer Stufenleiter, er weitaus nicht in demselben Grad w„chst"; 3. der speziellen Verbesserun- gen, die der schon vorhandenen Maschinerie erlauben, wohlfeller und wirksamer zu arbeiten, z.B. Verbesserung der Dampfkessel etc., worber sp„ter noch etwas im einzelnen; 4. der Verminderung der Abf„lle durch bessere Maschinerie. Alles, was den Verschleiá der Maschinerie und berhaupt des fixen Kapitals fr eine gegebne Produktionsperiode vermindert, verwohl- feilert nicht nur die einzelne Ware, da jede einzelne Ware den auf sie fallenden aliquoten Teil des Verschleiáes in ihrem Preis reproduziert, sondern vermindert die aliquote Kapitalauslage fr diese Periode. Reparaturarbeiten u. dgl., im Maá wie sie n”tig werden, z„hlen bei der Rechnung zu den Originalkosten der Maschi- nerie. Ihre Verminderung, infolge der gr”áern Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert pro tanto deren Preis. Von aller ™konomie dieser Art gilt groáenteils wieder, daá sie nur m”glich ist fr den kombinierten Arbeiter und sich oft erst verwirklichen kann bei Arbeiten auf noch gr”árer Stufenleiter, daá sie also noch gr”áre Kombination von Arbeitern unmittelbar im Produktionsprozeá erheischt. Andrerseits aber erscheint hier die Entwicklung der Produktiv- kraft der Arbeit in e i n e m Produktionszweig, z.B. in der Produktion von Eisen, Kohlen, Maschinen, in der Baukunst usw., die zum Teil wieder zusammenh„ngen mag mit Fortschritten im Ge- biet der geistigen Produktion, namentlich der Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die Bedingung der Verminderung des Werts und damit der Kosten, der Produktionsmittel in a n d e r n In- dustriezweigen, z.B. der Textilindustrie oder dem Ackerbau. Es ergibt sich dies von selbst, da die Ware, die als Produkt aus ei- nem Industriezweig herauskommt, als Produktionsmittel in den an- dern wieder eingeht. Ihre gr”áre oder geringre Wohlfeilheit h„ngt ab von der Produktivit„t der Arbeit in dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt herauskommt, und ist ----- 12) S. Ure ber den Fortschritt im Bau der Fabriken. #92# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- gleichzeitig Bedingung nicht nur fr die Verwohlfeilerung der Wa- ren, in deren Produktion sie als Produktionsmittel eingeht, son- dern auch fr die Wertverminderung des konstanten Kapitals, des- sen Element sie hier wird, und daher fr die Erh”hung der Pro- fitrate. Das Charakteristische dieser Art der ™konomie des konstanten Ka- pitals, die aus der fortschreitenden Entwicklung der Industrie hervorgeht, ist, daá hier das Steigen der Profitrate in einem In- dustriezweig geschuldet wird der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem Kapitalisten zugut kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der gesellschaftli- chen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von ihm selbst exploitierten Arbeiter. Jene Entwicklung der Produktiv- kraft fhrt sich in letzter Instanz immer zurck auf den gesell- schaftlichen Charakter der in T„tigkeit gesetzten Arbeit; auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft; auf die Entwick- lung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft. Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Sy- stems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Es ist die Entwick- lung der Produktivkraft der Arbeit in ihrer ausw„rtigen Abtei- lung, in der Abteilung, die ihm Produktionsmittel liefert, wo- durch hier der Wert des vom Kapitalisten angewandten konstanten Kapitals relativ gesenkt, also die Profitrate erh”ht wird. Eine andre Steigerung der Profitrate entspringt nicht aus der ™konomie der Arbeit, wodurch das konstante Kapital produziert wird, sondern aus der ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst. Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf groáem Maástab wird einerseits konstantes Kapital gespart. Dieselben Geb„ude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verh„ltnism„áig weniger fr groáe als fr kleine Pro- duktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und Arbeitsma- schinerle. Obgleich ihr Wert absolut steigt, f„llt er relativ, im Verh„ltnis zur steigenden Ausdehnung der Produktion und zur Gr”áe des variablen Kapitals oder der Masse der Arbeitskraft, die in Bewegung gesetzt wird. Die ™konomie, die ein Kapital in seinem eignen Produktionszweig anwendet, besteht zun„chst und direkt in ™konomie der Arbeit, d.h. in Verringerung der bezahlten Arbeit seiner eignen Arbeiter; die vorher erw„hnte ™konomie besteht da- gegen darin, diese gr”átm”gliche Aneignung fremder unbezahlter Arbeit auf m”glichst ”konomische Weise, d.h. auf dem gegebnen Produktionsmaástab mit m”glichst geringen Kosten zu bewerkstelli- gen. Soweit diese ™konomie nicht beruht auf der schon erw„hnten Ausbeutung der Produktivit„t der in der Produktion des konstanten Kapitals angewandten gesellschaftlichen Arbeit, sondern in der ™konomie #93# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- in Anwendung des konstanten Kapitals selbst, entspringt sie ent- weder direkt aus der Kooperation und gesellschaftlichen Form der Arbeit innerhalb des bestimmten Produktionszweigs selbst oder aus der Produktion der Maschinerie usw. auf einer Stufenleiter, worin ihr Wert nicht in demselben Grad w„chst wie ihr Gebrauchswert. Es sind hier zwei Punkte im Auge zu halten: W„re der Wert von c = 0, also w„re p' = m', und die Profitrate st„nde auf ihrem Maxi- mum. Zweitens aber: Was das wichtige fr die unmittelbare Ex- ploitation der Arbeit selbst ist, ist keineswegs der Wert der an- gewandten Exploitationsmittel, sei es des fixen Kapitals, sei es der Roh- und Hilfsstoffe. Soweit sie dienen als Aufsauger von Ar- beit, als Media, worin oder wodurch sich die Arbeit und darum auch die Mehrarbeit vergegenst„ndlicht, ist der Tauschwert der Maschinerie, der Geb„ude, der Rohstoffe etc. vollst„ndig gleich- gltig. Worauf es ausschlieálich ankommt, ist einerseits ihre Masse, wie sie technisch zur Verbindung mit einem bestimmten Quantum lebendiger Arbeit erheischt ist, andrerseits ihre Zweck- gem„áheit, also nicht nur gute Maschinerie, sondern auch gute Roh- und Hilfsstoffe. Von der Gte des Rohstoffs h„ngt z.T. die Profitrate ab. Gutes Material liefert weniger Abfall; es ist also eine geringre Masse von Rohstoff fr die Aufsaugung desselben Quan. tums Arbeit erheischt. Ferner ist der Widerstand geringer, den die Arbeitsmaschine findet. Z.T. wirkt dies sogar auf den Mehrwert und auf die Rate des Mehrwerts. Der Arbeiter braucht bei schlechtem Rohstoff mehr Zeit, um dasselbe Quantum zu verarbei- ten; bei gleichbleibender Lohnzahlung ergibt dies einen Abzug von der Mehrarbeit. Es wirkt dies ferner sehr bedeutend ein auf die Reproduktion und Akkumulation des Kapitals, die, wie Buch 1, S. 627/619 1*) und folgende entwickelt, noch mehr von der Produkti- vit„t als von der Masse der angewandten Arbeit abh„ngt. Begreiflich ist daher der Fanatismus des Kapitalisten fr ™kono- misierung der Produktionsmittel. Daá nichts umkommt oder ver- schleudert wird, daá die Produktionsmittel nur in der durch die Produktion selbst erheischten Weise verbraucht werden, h„ngt teils von der Dressur und Bildung der Arbeiter ab, teils von der Disziplin, die der Kapitalist ber die kombinierten Arbeiter aus- bt und die berflssig wird in einem Gesellschaftszustand, wo die Arbeiter fr ihre eigne Rechnung arbeiten, wie sie jetzt schon beim Stcklohn fast ganz berflssig wird. Dieser Fanatis- mus „uáert sich auch umgekehrt in der F„lschung der Produktionse- lemente, die ein Hauptmittel ist, den Wert des konstanten Kapi- tals im Verh„ltnis zum variablen zu ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 631 #94# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- senken und so die Rate des Profits zu erh”hen; wobei denn noch der Verkauf dieser Produktionselemente ber ihrem Wert, soweit dieser Wert im Produkt wiedererscheint, als bedeutendes Element der Prellerei hinzukommt. Dies Moment spielt entscheidende Rolle namentlich in der deutschen Industrie, deren Grundsatz ist: Es kann den Leuten ja nur angenehm sein, wenn wir ihnen zuerst gute Proben schicken und nachher schlechte Ware. Indes diese der Kon- kurrenz angeh”rigen Erscheinungen gehn uns hier nichts an. Es ist zu merken, daá diese durch Verminderung des Werts, also der Kost- spieligkeit des konstanten Kapitals hervorgebrachte Steigerung der Profitrate durchaus unabh„ngig davon ist, ob der Industrie- zweig, worin sie stattfindet, Luxusprodukte hervorbringt oder in den Konsum der Arbeiter eingehende Lebensmittel oder Produktions- mittel berhaupt. Letztrer Umstand wrde nur wichtig sein, soweit es sich um die Rate des Mehrwerts handelt, die wesentlich abh„ngt vom Wert der Arbeitskraft, d.h. vom Wert der herk”mmlichen Le- bensmittel des Arbeiters. Hier dagegen sind Mehrwert und Rate des Mehrwerts als gegeben vorausgesetzt. Wie der Mehrwert sich zum Gesamtkapital verh„lt - und dies bestimmt die Profitrate h„ngt unter diesen Umst„nden ausschlieálich vom Wert des konstanten Ka- pitals ab und in keiner Weise vom Gebrauchswert der Elemente, wo- raus es besteht. Die relative Verwohlfeilerung der Produktions- mittel schlieát natrlich nicht aus, daá ihre absolute Wertsumme w„chst; denn der absolute Umfang, worin sie angewandt werden, nimmt auáerordentlich zu mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit und der sie begleitenden, wachsenden Stufenleiter der Produktion. Die ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapi- tals, nach welcher Seite sie immer betrachtet werde, ist das Re- sultat, teils ausschlieálich davon, daá die Produktionsmittel als gemeinsame Produktionsmittel des kombinierten Arbeiters fungieren und verbraucht werden, so daá diese ™konomie selbst als ein Pro- dukt des gesellschaftlichen Charakters der unmittelbar produkti- ven Arbeit erscheint; teils aber ist sie das Resultat der Ent- wicklung der Produktivit„t der Arbeit in den Sph„ren, die dem Ka- pital seine Produktionsmittel liefern, so daá, wenn die Gesamtar- beit gegenber dem Gesamtkapital, nicht bloá die vom Kapitalisten X angewandten Arbeiter diesem Kapitalisten X gegenber betrachtet werden, diese ™konomie wieder als Produkt der Entwicklung dei Produktivkr„fte der gesellschaftlichen Arbeit sich darstellt und der Unterschied nur der ist, daá Kapitalist X nicht nur aus der Produktivit„t der Arbeit seiner eignen Werkstatt, sondern auch aus der von fremden Werkst„tten #95# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Vorteil zieht. Dennoch aber erscheint die ™konomie des konstanten Kapitals dem Kapitalisten als eine dem Arbeiter g„nzlich fremde und ihn absolut nichts angehende Bedingung, mit der der Arbeiter gar nichts zu tun hat; w„hrend es dem Kapitalisten immer sehr klar bleibt, daá der Arbeiter wohl etwas damit zu tun hat, ob der Kapitalist viel oder wenig Arbeit fr dasselbe Geld kauft (denn so erscheint in seinem Bewuátsein die Transaktion zwischen Kapi- talist und Arbeiter). In einem noch viel h”hern Grad als bei den andern der Arbeit innewohnenden Kr„ften erscheint diese ™konomie in Anwendung der Produktionsmittel, diese Methode, ein bestimmtes Resultat mit den geringsten Ausgaben zu erreichen, als eine dem Kapital inh„rente Kraft und als eine der kapitalistischen Produk- tionsweise eigentmliche und sie charakterisierende Methode. Diese Vorstellungsweise ist um so weniger befremdlich, als ihr der Schein der Tatsachen entspricht und als das Kapitalverh„ltnis in der Tat den innern Zusammenhang verbirgt in der vollst„ndigen Gleichgltigkeit, Žuáerlichkeit und Entfremdung, worin es den Ar- beiter versetzt gegenber den Bedingungen der Verwirklichung sei- ner eignen Arbeit. Erstens: Die Produktionsmittel, aus denen das konstante Kapital besteht, repr„sentieren nur das Geld des Kapitalisten (wie der Leib des r”mischen Schuldners das Geld seines Gl„ubigers nach Linguet [10]) und stehn in einem Verh„ltnis nur zu ihm, w„hrend der Arbeiter, soweit er im wirklichen Produktionsprozeá mit ihnen in Berhrung kommt, sich mit ihnen befaát nur als mit Gebrauchs- werten der Produktion, Arbeitsmitteln und Arbeitsstoff. Die Ab- oder Zunahme dieses Werts ist also eine Sache, die sein Verh„lt- nis zum Kapitalisten sowenig berhrt wie der Umstand, ob er in Kupfer oder in Eisen arbeitet. Allerdings liebt es der Kapita- list, die Sache, wie wir sp„ter andeuten werden, anders aufzufas- sen, sobald Wertzunahme der Produktionsmittel und dadurch Vermin- derung der Profitrate stattfindet. Zweitens: Soweit diese Produktionsmittel im kapitalistischen Pro- duktionsprozeá zugleich Exploitationsmittel der Arbeit sind, km- mert die relative Wohlfellheit oder Kostspieligkeit dieser Ex- ploitationsmittel den trbeiter ebensowenig, wie es ein Pferd krnmert, ob es mit einem teuern oder wohlfeilen Gebiá und Zaum regiert wird. Endlich verh„lt sich, wie frher 1*) gesehn, der Arbeiter in der Tat zu dem gesellschaftlichen Charakter seiner Arbeit, zu ihrer Kombination mit der 1Arbeit andrer fr einen gemeinsamen Zweck, als zu einer ihm fremden Macht; die Verwirklichungsbechngungen dieser Kombination sind ihm ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 344-345 #96# 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- fremdes Eigentum, dessen Verschleuderung ihm v”llig gleichgltig w„re, wrde er nicht zur ™konomisierung desselben gezwungen. Ganz anders ist dies in den den Arbeitern selbst geh”rigen Fabriken, z.B. zu Rochdale. [11] Es bedarf also kaum der Erw„hnung, daá, soweit die Produktivit„t der Arbeit in dem einen Produktionszweig als Verwohlfeilerung und Verbesserung der Produktionsmittel in dem andern erscheint und damit zur Erh”hung der Profitrate dient, dieser allgemeine Zusam- menhang der gesellschaftlichen Arbeit als etwas den Arbeitern durchaus Fremdes auftritt, das in der Tat nur den Kapitalisten angeht, sofern er allein diese Produktionsmittel kauft und sich aneignet. Daá er das Produkt der Arbeiter in einem fremden Pro- duktionszweig mit dem Produkt der Arbeiter in seinem eignen Pro- duktionszweig kauft und daher ber das Produkt fremder Arbeiter nur verfgt, soweit er sich das seiner eignen unentgeltlich ange- eignet hat, ist ein Zusammenhang, der durch den Zirkulationspro- zeá usw. glcklich verdeckt ist. Es kommt hinzu, daá, wie die Produktion im groáen sich zuerst in der kapitalistischen Form entwickelt, so die Profitwut einer- seits, die Konkurrenz andrerseits, die zu m”glichst wohlfeller Produktion der Waren zwingt, diese ™konomie in Anwendung des kon- stanten Kapitals als der kapitalistischen Produktionsweise eigen- tmlich und daher als Funktion des Kapitalisten erscheinen l„át. Wie die kapitalistische Produktionsweise auf der einen Seite zur Entwicklung der Produktivkr„fte der gesellschaftlichen Arbeit, treibt sie auf der andern zur ™konomie in der Anwendung des kon- stanten Kapitals. Es bleibt jedoch nicht bei der Entfremdung und Gleichgltigkeit zwi schen dem Arbeiter, dem Tr„ger der lebendi- gen Arbeit hier, und der ”konomischen, d.h. rationellen und sparsamen Anwendung seiner Arbeitsbedingungen dort. Ihrer wider- sprechenden, gegens„tzlichen Natur nach geht die kapitalistische Produktionsweise dazu fort, die Verschwendung am Leben und der Gesundheit des Arbeiters, die Herabdrckung seiner Existenzbedin- gungen selbst zur ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapi- tals zu z„hlen und damit zu Mitteln zur Erh”hung der Profitrate. Da der Arbeiter den gr”áten Teil seines Lebens im Produktionspro- zeá zubringt, so sind die Bedingungen des Produktionsprozesses zum groáen Teil Bedingungen seines aktiven Lebensprozesses, seine Lebensbedingungen, und die ™konomie in diesen Lebensbedingungen ist eine Methode, die Profitrate zu erh”hen; ganz wie wir frher schon sahen 1*), daá die šberarbeitung, ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausg, S. 245-320 #97# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- die Verwandlung des Arbeiters in ein Arbeitsvieh, eine Methode ist, die Selbstverwertung des Kapitals, die Produktion des Mehr- werts zu beschleunigen. Diese ™konomie erstreckt sich auf šber- fllung enger, ungesunder gesunder R„ume mit Arbeitern, was auf kapitalistischer Ersparung an Baulichkeiten heiát: Zusammendr„n- gung gef„hrlicher Maschinerie in denselben R„umen und Vers„umnis von Schutzmitteln gegen die Gefahr; Unterlassung von Vorsichts- maáregeln in Produktionsprozessen, die ihrer Natur nach gesund- heitswidrig oder wie in Bergwerken mit Gefahr verbundenn sind usw. Gar nicht zu sprechen von Abwesenheit aller Anstalten, um dem Arbeiter den Produktionsprozeá zu vermenschlichen, angenehm oder nur ertr„glich zu machen. Es wrde dies vom kapitalistischen Standpunkt eine ganz zweck- und sinnlose Verschwendung sein. Die kapitalistische Produktion ist berhaupt bei aller Knauserei durchaus verschwenderisch mit dem Menschenmaterial, ganz wie sie andrerseits, dank der Methode der Verteilung ihrer Produkte durch den Handel und ihrer Manier der Konkurrenz, sehr verschwenderisch mit den materiellen Mitteln umgeht und auf der einen Seite fr die Gesellschaft verliert, was sie auf der andern fr den einzel- nen Kapitalisten gewinnt. Anwendung der Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukrzen durch Ausbeutung der gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Ar- beit, also die direkt angewandte lebendige Aroeit m”glichst zu ”konomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihr notwen- diges Maá reduzierte Arbeit unter den ”konomischsten Bedingungen anzuwenden, d.h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein m”glichstes Minimum zu reduzieren. Wenn der Wert der Waren bestimmt ist durch die in ihnen enthaltne notwendige Arbeitszeit, nicht durch die berhaupt in ihnen enthaltne Arbeitszeit, so ist es das Kapital, das diese Bestimmung erst realisiert und zugleich fortw„hrend die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich not- wendige Arbeitsit verkrzt. Der Preis der Ware wird dadurch auf sein Minimum reduziert, indem jeder Teil der zu ihrer Produktion erheischten Arbeit auf sein Minimum reduziert wird. Man muá bei der ™konomie in der Anwendung des konstanten Kapitals unterscheiden. W„chst die Masse und mit ihr die Wertsumme des an- gewandten Kapitals, so ist dies zun„chst nur Konzentration von mehr Kapital in einer Hand. Es ist aber gerade diese gr”áre, von einer Hand angewandte Masse - der meist auch eine absolut gr”áre, aber relativ kleinere Anzahl angewandter Arbeit entspricht -, die die ™konomie des konstanten #98#. 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Kapitals erlaubt. Den einzelnen Kapitalisten betrachtet, w„chst der Umfang der notwendigen Kapitalauslage, besonders beim fixen Kapital; aber mit Bezug auf die Masse des verarbeiteten Stoffs und der exploitierten Arbeit nimmt ihr Wert relativ ab. Es ist dies nun kurz durch einzelne Illustrationen auszufhren. Wir beginnen mit dem Ende, mit der ™konomie in den Produktionsbe- dingungen, soweit diese zugleich als Existenz- und Lebensbedin- gungen des Arbeiters sich darstellen. #98#. I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- II. Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten der Arbeiter Kohlenbergwerke. Vernachl„ssigung der notwendigsten Auslagen. "Bei der Konkurrenz, die unter den Besitzern von Kohlengruben... herrscht, werden nicht mehr Auslagen gemacht als n”tig sind, um die handgreiflichsten physisaen Schwierigkeiten zu benden; und bei der Konkurrenz unter den Grubenarbeitern, die gew”hnlich in šberzahl vorhanden sind, setzen diese sich bedeutenden Gefahren und den sch„dlichsten Einflssen mit Vergngen aus fr einen Lohn, der nur wenig h”her ist als der der benachbarten Land- tagl”hner, da die Bergwerksarbeit zudem gestattet, ihre Kinder profitlich zu verwenden. Diese doppelte Konkurrenz reicht voll- st„ndig hin... um zu bewirken, daá ein groáer Teil der Gruben mit der unvollkommensten Trockenlegung und Ventilation betrieben wird; oft mit schlecht gebauten Schachten, schlechtem Gest„nge, unf„higen Maschinisten, mit schlecht angelegten und schlecht aus- gebauten Stollen und Fahrbahnen; und dies verursacht eine Zerst”- rung an Leben, Gliedmaáen und Gesundheit, deren Statistik ein entsetzendes Bild darstellen wrde." ("First Report on Children's Employment in Mines and Collieries etc., 21. April 1829", p. 102.) In den englischen Kohlengruben wurden gegen 1860 w”chentlich im Durchschnitt 15 Mann get”tet. Nach dem Bericht ber "Coal Mines Accidents" (6. Febr. 1862) wurden in den 10 Jahren 1852-1861 zu- sammen 8466 get”tet. Diese Zahl ist aber viel zu gering, wie der Bericht selbst sagt, da in den ersten Jahren, als die Inspektoren erst eben eingesetzt und ihre Bezirke viel zu groá waren, eine groáe Masse Unglcks- und Todesf„lle gar nicht angemeldet wurden. Gerade der Umstand, daá trotz der noch sehr groáen Schl„chterei und der ungengenden Zahl und geringen Macht der Inspektoren, die Zahl der Unf„lle sehr abgenommen hat seit Einrichtung der Inspek- tion, zeigt die natrliche Tendenz der kapitalistischen Exploita- tion. - Diese Menschenopfer sind gr”átenteils geschuldet dem schmutzigen Geiz der Grubenbesitzer, die z.B. oft nur einen Schacht graben lieáen, #99# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- so daá nicht nur keine wirksame Ventilation, sondern auch kein Ausweg m”glich, sobald der eine verstopft war. Die kapitalistische Produktion, wenn wir sie im einzelnen be- trachten und von dem Prozeá der Zirkulation und den šberwucherun- gen der Konkurrenz absehn, geht „uáerst sparsam um mit der ver- wirklichten, in Waren vergegenst„ndlichten Arbeit. Dagegen ist sie, weit mehr als jede andre Produktionsweise, eine Vergeuderin von Menschen, von lebendiger Arbeit, eine Vergeuderin nicht nur von Fleisch und Blut, sondern auch von Nerven und Hirn. Es ist in der Tat nur durch die ungeheuerste Verschwendung von individuel- ler Entwicklung, daá die Entwicklung der Menschheit berhaupt ge- sichert und durchgefhrt wird in der Geschichtsepoche, die der bewuáten Rekonstitution der menschlichen Gesellschaft unmittelbar vorausgeht. Da die ganze ™konomisierung, von der hier die Rede, entspringt aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, so ist es in der Tat gerade dieser unmittelbar gesellschaftliche Charakter der Arbeit, der diese Verschwendung von Leben und Ge- sundheit der Arbeiter erzeugt. Charakteristisch in dieser Hin- sicht ist schon die vom Fabrikinspektor R. Baker aufgeworfne Frage: "The whole question is one for serious consideration, in what way this s a c r i f i c e o f i n f a n t l i f e o c c a s i o n e d b y c o n g r e g a t i o n a l labour can be best averted?" 1*) ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 157.) Fabriken. Es geh”rt hierher die Unterdrckung aller Vorsichtsmaá- regeln zur Sicherheit, Bequemlichkeit und Gesundheit der Arbeiter auch in den eigentlichen Fabriken. Ein groáer Teil der Schlacht- bulletins, die die Verwundeten und Get”teten der industriellen Armee aufz„hlen (siehe die allj„hrlichen Fabrikberichte), stammt hieher. Ebenso Mangel an Raum, Lftung etc. Noch Oktober 1855 beklagt sich Leonard Homer ber den Widerstand sehr zahlreicher Fabrikanten gegen die gesetzlichen Bestimmungen ber Schutzvorrichtungen an Horizontalwellen, trotzdem daá die Gefahr fortw„hrend durch, oft t”dliche, Unf„lle bewiesen wird und die Schutzvorrichtung weder kostspielig ist, noch den Betrieb ir- gendwie st”rt. ("Rep. Fact., Oct. 1855", p. 6.) In solchem Wider- stand gegen diese und andre gesetzliche Bestimmungen wurden die Fabrikanten redlich untersttzt von den unbezahlten Friedensrich- tern, die, meist selbst Fabrikanten oder deren Freunde, ber sol- che F„lle zu entscheiden hatten. Welcher Art die Urteile ----- 1*) "Die ganze Frage bedarf ernster šberlegung, wie dieses O p f e r a n K i n d e r l e b e n, d a s d u r c h d i e A r b e i t i n z u s a m m e n g e d r „ n g t e n M a s s e n v e r u r s a c h t w i r d, am besten vermieden werden kann." #100# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- dieser Herren waren, sagte der Oberrichter Campbell mit Bezug auf eins derselben, wogegen an ihn appelliert wurde: Dies ist nicht eine Auslegung des Parlamentsakts, es ist einfach seine Abschaf- fung' (l.c.p. 11). - In demselben Bericht erz„hlt Horner, daá in vielen Fabriken die Maschinerie in Bewegung gesetzt wird, ohne dies den Arbeitern vorher kundzugeben. Da auch an der stillste- henden Maschinerie immer etwas zu tun ist, sind dann immer H„nde und Finger darin besch„ftigt, und fortw„hrende Unf„lle entstehn aus dieser einfachen Unterlassung eines Signals (l.c.p. 44). Die Fabrikanten hatten damals eine Trades-Union zum Widerstand gegen die Fabrikgesetzgebung gebildet, die sog. "National Association for the Amendment of the Factory Laws" in Manchester, die im M„rz 1855 vermittelst Beitr„gen von 2 sh. per Pferdekraft eine Summe von ber 50 000 Pfd.St. aufbrachte, um hieraus die Prozeákosten der Mitglieder gegen gerichtliche Klagen der Fabrikinspektoren zu bestreiten und die Prozesse von Vereins wegen zu fhren. Es han- delte sich zu beweisen, daá killing no murder [12] ist, wenn es um des Profits willen geschieht. Der Fabrikinspektor fr Schott- land, Sir John Kincaid, erz„hlt von einer Firma in Glasgow, daá sie mit dem alten Eisen in ihrer Fabrik ihre s„mtliche Maschine- rie mit Schutzvorrichtungen versah, was ihr 9 Pfd. St. 1 sh. ko- stete. H„tte sie sich an jenen Verein angeschlossen, so h„tte sie fr ihre 110 Pferdekraft 11 Pfd.St. Beitrag zahlen mssen, also mehr als ihr die gesamte Schutzvorrichtung kostete. Die National Association war aber 1854 ausdrcklich gestiftet worden, um dem Gesetz zu trotzen, das solche Schutzvorrichtungen vorschrieb. W„hrend der ganzen Zeit von 1844-1854 hatten die Fabrikanten nicht die geringste Rcksicht darauf genommen. Auf Anweisung Pal- merstons kndigten die Fabrikinspektoren den Fabrikanten jetzt an, daá nun mit dem Gesetz Ernst gemacht werden soll. Sofort stifteten die Fabrikanten ihre Assoziation, unter deren hervorra- gendsten Mitgliedern viele selbst Friedensrichter waren und in dieser Eigenschaft das Gesetz selbst anzuwenden hatten. Als April 1855 der neue Minister des Innern, Sir George Grey, einen Ver- mittlungsvorschlag machte, wonach die Regierung sich mit fast nur nominellen Schutzvorrichtungen zufriedengeben wollte, wies die Assoziation auch dies mit Entrstung zurck. Bei verschiednen Prozessen gab sich der berhmte Ingenieur William 1*) Fairbairn dazu her, als Sachverst„ndiger zugunsten der ™konomie und ver- letzten Freiheit des Kapitals seinen Ruf in die Schanze zu schla- gen. Der Chef der Fabrikinspektion, Leonard Horner, wurde von den Fabrikanten in jeder Weise verfolgt und verl„stert. ----- 1*) 1. Auflage: Thomas #101# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Die Fabrikanten ruhten jedoch nicht, bis sie ein Urteil des Court of Queen's Bericht [13] erwirkt, nach dessen Auslegung das Gesetz von 1844 keine Schutzvorrichtungen vorschrieb bei Horizontalwel- len, die mehr als 7 Fuá ber dem Boden angebracht waren, und end- lich 1856 gelang es ihnen durch den Mucker Wilson-Patten - einen von jenen frommen Leuten, deren zur Schau getragne Religion sich stets bereit macht, den Rittern vom Geldsack zu Gefallen schmut- zige Arbeit zu tun - einen Parlamentsakt durchzusetzen, mit dem sie unter den Umst„nden zufrieden sein konnten. Der Akt entzog tats„chlich den Arbeitern allen besondren Schutz und verwies sie fr Schadenersatz bei Unf„llen durch Maschinerie an die gew”hnli- chen Gerichte (reiner Hohn bei englischen Gerichtskosten), w„h- rend er andrerseits durch eine sehr fein ausgetftelte Vorschrift wegen der einzuhaltenden Expertise es den Fabrikanten fast unm”g- lich machte, den Prozeá zu verlieren. Die Folge war rasche Zu- nahme der Unf„lle. Im Halbjahr Mai bis Oktober 1858 hatte Inspek- tor Baker eine Zunahme der Unf„lle von 21% allein gegen das vo- rige Halbjahr. 36,7% s„mtlicher Unf„lle konnten nach seiner An- sicht vermieden werden. Allerdings hatte 1858 und 1859 die Zahl der Unf„lle sich gegen 1845 und 1846 bedeutend vermindert, n„m- lich um 29%, bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl in den der In- spektion unterworfnen Industriezweigen um 20%. Aber woher kam dies? Soweit der Streitpunkt bis jetzt (1865) erledigt ist, ist er haupts„chlich erledigt worden durch die Einfhrung neuer Ma- schinerie, bei der die Schutzvorrichtungen schon von vornherein angebracht sind und wo sie sich der Fabrikant gefallen l„át, weil sie ihm keine Extrakosten machen. Auch war es einigen Arbeitern gelungen, fr ihre verlernen Arme schweren gerichtlichen Schaden- ersatz und diese Urteile bis in die h”chste Instanz best„tigt zu erhalten. ("Rep., Fact., 30. April 1861", p. 31, ditto April 1862, p. 17.) Soweit ber ™konomie in den Mitteln zur Sicherung des Lebens und der Glieder der Arbeiter (worunter viele Kinder) vor den Gefah- ren, die direkt aus ihrer Verwendung bei Maschinerie entspringen. A r b e i t i n g e s c h l o á n e n R „ u m e n b e r h a u p t. - Es ist bekannt, wie sehr die ™konomie am Raum, und daher an den Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Loka- len zusammendr„ngt. Dazu kommt noch ™konomie an den Lftungsmit- teln. Zusammen mit der l„ngern Arbeitszeit produziert beides groáe Vermehrung der Krankheiten der Atmungsorgane und folglich vermehrte Sterblichkeit. Die folgenden Illustrationen sind genom- men aus den Berichten ber "Public Health, 6th Rep. 1863"; der Bericht ist kompiliert von dem aus unserm Buch I wohlbekannten Dr. John Simon. Wie es die Kombination der Arbeiter und ihre Kooperation ist, die die #102# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Anwendung der Maschinerie auf groáer Stufenleiter, die Konzentra- tion der Produktionsmittel und die ™konomie in ihrer Anwendung erlaubt, so ist es dies massenhafte Zusammenarbeiten in geschloá- nen R„umen und unter Umst„nden, fr die nicht die Gesundheit der Arbeiter, sondern die erleichterte Herstellung des Produkts ent- scheidend ist - es ist diese massenhafte Konzentration in dersel- ben Werkstatt, die einerseits Quelle des wachsenden Profits fr den Kapitalisten, andrerseits aber auch, wenn nicht kompensiert sowohl durch Krze der Arbeitszeit wie durch besondere Vorsichts- maáregeln, zugleich Ursache der Verschwendung des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter ist. Dr. Simon stellt als Regel auf, die er durch massenhafte Stati- stik beweist: "Im Verh„ltnis wie die Bev”lkerung einer Gegend auf gemeinschaft- liche Arbeit in geschloánen R„umen angewiesen wird, in demselben Verh„ltnis steigt, bei sonst gleichen Umst„nden, die Sterblich- keitsrate dieses Distrikts infolge von Lungenkrankheiten" (p. 23). Die Ursache ist die schlechte Ventilation. "Und wahrschein- lich gibt es in ganz England keine einzige Ausnahme von der Re- gel, daá in jedem Distrikt, der eine bedeutende, in geschloánen R„umen betriehne Industrie besitzt, die vermehrte Sterblichkeit dieser Arbeiter hinreicht, die Sterblichkeitsstatistik des ganzen Distrikts mit einem entschiednen rschuá von Lungenkrankheiten zu f„rben" (p. 23). Aus der Sterblichkeitsstatistik mit Bezug auf Industrien, die in geschloánen R„umen betrieben werden und die 1860 und 1861 vom Ge- sundheitsamt untersucht wurden, ergibt sich: auf dieselbe Zahl von M„nnern zwischen 15 und 55 Jahren, auf die in den englischen Ackerbaudistrikten 1 00 Todesf„lle von Schwindsucht und andren Lungenkrankheiten kommen, ist die Zahl fr eine gleiche Bev”lke- rungszahl von M„nnern: in Coventry 163 Todesf„lle von Schwind- sucht, in Blackburn und Skipton 167, in Congleton und Bradford 168, n Leicester 171, in Leek 182, in Macclesfield 184, in Bolton 190, in Nottingham 192, in Rochdale 193, in Derby 198, in Salford und Ashton-under-Lyne 203, in Leeds 218, in Preston 220 und in Manchester 263 (p. 24). Die nachfolgende Tabelle gibt ein noch schlagenderes Beispiel. Sie gibt die Todesf„lle durch Lungen- krankheiten getrennt fr beide Geschlechter fr das Alter von 15 bis 25 Jahren und berechnet auf je 100 000. Die ausgew„hlten Di- strikte sind solche, wo nur die Frauen in der in geschloánen R„u- men betriebnen Industrie, die M„nner aber in allen M”glichen Ar- beitszweigen besch„ftigt werden. In den Bezirken der Seidenindustrie, wo die Beteiligung der M„n- ner an der Fabrikarbeit gr”áer, ist auch ihre Sterblichkeit be- deutend. Die Sterblichkeitsrate an Schwindsucht etc. bei beiden Geschlechtern enthllt hier, wie es in dem Bericht heiát, #103# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- "die emp”renden (atrocious) sanit„ren Umst„nde, unter denen ein groáer Teil unsrer Seidenindustrie betrieben wird". Und es ist dies dieselbe Seidenindustrie, bei der die Fabrikan- ten, unter Berufung auf die ausnahmsweise gnstigen Gesundheits- bedingungen ihres Betriebs, ausnahmswels lange Arbeitszeit der Kinder unter 13 Jahren verlangten und auch teilweis bewilligt er- hielten (Buch I, Kap. VIII, 6, S. 296/286 1*)). Todesf„lle von Lungen- krankheiten zwischen 15 Distrikt Hauptindustrie und 25 Jahren, berechnet auf je 100000 M„nner Weiber Berkhampstead Strohflechterei, von Weibern betrieben 219 578 Leighton Buzzard Strohflechterei, von Weibern betrieben 309 554 Nwport Pagnell Spitzenfabrikation durch Weiber 301 617 Towcester Spitzenfabrikation durch Weiber 239 577 Yeovil Handschuhmachen, meist durch Weiber 280 409 Leek Seidenindustrie, Weiber vorwiegend 437 856 Congleton Seidenindustrie, Weiber vorwiegend 566 790 Macclesfield Seidenindustrie, Weiber vorwiegend 593 890 Gesunde Landgegend Ackerbau 331 333 "Keine der bisher untersuchten Industrien hat wohl ein schlim- meres Bild geliefert als das, welches Dr. Smith von der Schneide- rei gibt... Die Werkst„tten, sagt er, sind sehr verschieden in sanit„rer Beziehung; aber fast alle sind berfllt, schlecht ge- lftet und der Gesundheit in hohem Grade ungnstig... Solche Zim- mer sind notwendig ohnehin heiá; wenn aber das Gas angesteckt wird, wie bei Tage w„hrend des Nebels und des Abends im Winter, steigt die Hitze auf 80 und selbst 90 Grad" (Fahrenheit, = 27- 33øC) "und verursacht triefenden Schweiá und Verdichtung des Dun- stes auf den Glasscheiben, so daá das Wasser fortw„hrend her- abrieselt oder vom Oberlicht heruntertropft und die Arbeiter ge- zwungen sind, einige Fenster offenzuhalten, obgleich sie sich da- bei unvermeidlich erk„lten. - Von dem Zustand in 16 der bedeu- tendsten Werkst„tten des Westends von London gibt er folgende Be- schreibung: Der gr”áte Kubikraum, der in diesen schlechtgelfte- ten Zimmern auf einen Arbeiter kommt, ist 270 Kubikfuá; der ge- ringste 105 Fuá, im Durchschnitt aller nur 156 Fuá pro Mann. In einer Werkstatt, in der eine Galerie rundherum l„uft und die nur Oberlicht hat, werden von 92 bis ber 100 Leute besch„ftigt, eine groáe Menge Gasflammen ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 309/310 #104# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrweirts in Profit usw. ----- gebrannt; die Abtritte sind dicht daneben, und der Rann ber- steigt nicht 150 Kubikfuá pro Mann. In einer andern Werkstatt, die nur als ein Hundehaus in einem von oben erhellten Hof be- zeichnet, und nur durch ein kleines Dachfenster gelftet werden kann, arbeiten 5 oder 6 Leute in einem Raum von 112 Kubikfuá per Mann." Und "in diesen infamen (atrocious) Werkst„tten, die Dr. Smith beschreibt, arbeiten die Schneider gew”hnlich 12-13 Stunden des Tages, und zu gewissen Zeiten wird die Arbeit w„hrend 15-16 Stunden fortgesetzt" (p. 25, 26, 28). Sterblichkeitsrate pro Anzahl der Industriezwecke 100 000 im Alter von besch„ftigten Leute und Lokalit„t 25-35 35-45 45-55 958265 Ackerbau, England 743 805 1145 und Wales 22301 M„nner und 12377 Weiber Schneider, London 958 1262 2093 13803 Schriftsetzer und 894 1747 2367 (p. 30.) Es ist zu bemerken und ist in der Tat von John Simon, dem Chef der medizinischen Abteilung, von dem der Bericht aus- geht, bemerkt, daá fr das Alter von 25-35 Jahren die Sterblich- keit der Schneider, Schriftsetzer und Drucker in London zu gering angegeben ist, weil in beiden Gesch„ftszweigen die Londoner Mei- ster eine groáe Zahl junger Leute (wahrscheinlich bis zu 30 Jah- ren) vom Lande als Lehrlinge und "improvers" 1*), d.h. zur wei- tern Ausbildung, erhalten. Sie vermehren die Anzahl der Besch„f- tigten, worauf die industriellen Sterblichkeitsraten fr London berechnet werden mssen; aber sie tragen nicht in gleichem Ver- h„ltnis bei zur Anzahl der Todesf„lle in London, weil ihr Aufent- halt dort nur zeitweilig ist; erkranken sie w„hrend dieser Zeit, so gehn sie aufs Land nach Hause zurck, und dort wird, wenn sie sterben, der Todesfall eingetragen. Dieser Umstand affiziert noch mehr die frhern Altersstufen und macht die Londoner Sterblich- keitsraten fr diese Stufen vollst„ndig wertlos als Maást„be der industriellen Gesundheitswidrigkeit (p. 30). Žhnlich wie mit den Schneidern verh„lt es sich mit den Schriftsetzern, bei denen zum Mangel an Ventilation, zur Pestluft usw. noch Nachtarbeit hinzukommt. Ihre gew”hnliche Arbeitszeit dauert 12 bis 13 Stunden, manchmal 15 bis 16. "Groáe Hitze und Stickluft, sobald das Gas angezndet wird... Es kommt nicht selten vor, daá Dnste von einer Gieáerei oder Ge- stank von Maschinerie oder Senkgruben aus dem untern Stockwerk heraufsteigen und die šbel des obern Zimmers verschlinunern. Die erhitzte Luft der untern R„ume heizt die obern schon durch Er ----- 1*) "Volont„re" #105# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- w„rmung des Bodens, und wenn die R„ume bei groáem Gasverbrauch niedrig sind, ist dies ein groáes šbel. Noch schlimmer ist es da, wo die Dampfkessel im untern Raum stehn und das ganze Haus mit unerwnschter Hitze f„llen... Im allgemeinen kann gesagt werden, daá die Lftung durchweg mangelhaft und total ungengend ist, um die Hitze und die Verbrennungsprodukte des Gases nach Sonnenun- tergang zu entfernen, und daá in vielen Werkst„tten, besonders wo sie frher Wohnh„user waren, der Zustand h”chst beklagenswert ist." "In einigen Werkst„tten, besonders fr Wochenzeitungen, wo ebenfalls Jungen von 12 bis 16 Jahren besch„ftigt werden, wird w„hrend zwei Tagen und einer Nacht fast ununterbrochen gearbei- tet; w„hrend in andern Setzereien, die sich auf die Besorgung 'dringender' Arbeit legen, auch der Sonntag dem Arbeiter keine Ruhe gibt und seine Arbeitstage 7 statt 6 in jeder Woche betra- gen." (p. 26, 28.) Die Putzmacherinnen (milliners and dressmakers) besch„ftigten uns schon in Buch I, Kap. VIII, 3, S. 249/241 1*) mit Bezug auf šber- arbeit. Ihre Arbeitslokale werden in unserm Bericht von Dr. Ord geschildert. Selbst wenn w„hrend des Tages besser, sind sie w„h- rend der Stunden, wo Gas gebrannt wird, berhitzt, mffig (foul) und ungesund. In 34 Werkst„tten der bessern Sorte fand Dr. Ord, daá die Durchschnittsanzahl von Kubikfuá Raum fr je eine Arbei- terin war: "In 4 F„llen mehr als 500; in 4 andern 400-500, in 5 andern von 300-400; in 5 andern von 250-300; in 7 andern von 200-250; in 4 von 150-200; und endlich in 9 nur 100-150. Selbst der gnstigste dieser F„lle gengt nur knapp fr andauernde Arbeit, wenn das Lo- kal nicht vollkommen gelftet ist... Selbst mit guter Lftung werden die Werkst„tten sehr heiá und dumpfig nach Dunkelwerden wegen der vielen erforderlichen Gasflammen." Und hier ist die Bemerkung Dr. Ords ber eine von ihm besuchte Werkstatt der geringem, fr Rechnung eines Zwischenfaktors (middlernan) betriebnen Klasse: "Ein Zimmer, haltend 1280 Kubikfuá; anwesende Personen 14; Raum fr jede 91,5 Kubikfuá. Die Arbeiterinnen sahen hier abgearbeitet und verkommen aus. Ihr Verdienst wurde angegeben auf 7-15 sh. die Woche, daneben den Tee... Arbeitsstunden von 8-8. Das kleine Zim- mer, worin diese 14 Personen zusammengedr„ngt, war schlecht ven- tiliert. Es waren zwei bewegliche Fenster und ein Kamin, der aber verstopft war; besondre Lftungsvorrichtungen irgendwelchen Art waren nicht vorhanden" (p. 27). Derselbe Bericht bemerkt mit Bezug auf die šberarbeit der Putzma- cherinnen: ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 269 #106# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- "Die Verarbeitung junger Frauenzimmer in fashionablen Putzmacher- l„den, herrscht nur fr ungef„hr 4 Monate des Jahrs in dem mon- strasen Grad vor, der bei vielen Gelegenheiten die šberraschung und den Unwillen des Publikums fr einen Augenblick hervorgerufen hat; aber w„hrend dieser Monate wird in der Werkstatt als Regel w„hrend voller 14 Stunden t„glich gearbeitet, und bei geh„uften eiligen Auftr„gen w„hrend ganzer Tage 17-18 Stunden. W„hrend andrer Jahreszeiten wird in der Werkstatt wahrscheinlich 10-14 Stunden gearbeitet; die zu Hause arbeiten, sind regelm„áig 12 oder 13 Stunden am Werk. In der Konfektion von Damenm„nteln, Kra- gen, Hemden etc., die Arbeit mit der N„hmaschine einbegriffen, sind die in der gemeinsamen Werkstatt zugebrachten Stunden weni- ger, meist nicht mehr als 10-12; aber, sagt Dr. Ord, die regelm„- áigen Arbeitsstunden sind in gewissen H„usern zu gewissen Zeiten bedeutender Ausdehnung unterworfen durch besonders bezahlte šber- stunden, und in andern H„usern wird Arbeit mit nach Hause genom- men, um nach der regelm„áigen Arbeitszeit fertiggemacht zu wer- den: Die eine wie die andre Art der šberarbeit, k”nnen wir hinzu- fgen, ist oft zwangsm„áig" (p. 28). John Simon bemerkt in einer Note zu dieser Seite: "Herr Radcliffe, der Sekret„r der Epidemiological Society, der besonders viel Gelegenheit hatte, die Gesundheit von Putzmache- rinnen der ersten Gesch„ftsh„user zu prfen, fand auf je 20 M„d- chen, die von sich sagten, sie seien 'ganz wohl', nur eine ge- sund, die brigen zeigten verschiedne Grade physischer Kr„fteab- spannung, nerv”ser Ersch”pfung und zahlreicher daher stammender Funktionsst”rungen. Er gibt als Grnde an: In erster Instanz die L„nge der Arbeitsstunden, die er im Minimum auf 12 t„glich selbst in der stillen Jahreszeit sch„tzt; und zweitens šberfllung und schlechte Lftung der Werkst„tten, durch Gasflammen verdorbne Luft, ungengende oder schlechte Nahrung und Mangel an Sorge fr h„uslichen Komfort." Der Schluá, zu dem der Chef des englischen Gesundheitsamts kommt, ist der, daá "es fr die Arbeiter praktisch unm”glich ist, auf dem zu bestehn, was theoretisch ihr erstes Gesundheitsrecht ist: das Recht, daá, zur Vollendung welcher Arbeit ihr Besch„ftiger sie auch zusammen- bringt, diese gemeinsame Arbeit, soweit an ihm liegt und auf seine Kosten, von allen unn”tigen gesundheitssch„dlichen Umst„n- den befreit werden soll; und daá, w„hrend die Arbeiter selbst tats„chlich nicht imstande sind, diese sanit„re Justiz fr sich selbst zu erzwingen, sie ebensowenig, trotz der pr„sumierten Ab- sicht des Gesetzgebers, irgendwelchen wirksamen Beistand erwarten k”nnen von den Beamten, die die Nuisances Removal Acts 1*) durch- zufhren haben" (p. 29). - Ohne Zweifel wird es einige kleine technische Schwierigkeiten machen, die genaue Grenze zu bestim- men, von welcher an die Besch„ftiger der Regierung unterworfen werden sollen. Aber... im Prinzip ist der Anspruch auf Gesund- heitsschonung universell. Und im Interesse von Myriaden Arbeiter und Arbeiterinnen, deren Leben jetzt ohne Not ----- 1*) gesundheitspolizeilichen Gesetze #107# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- verkmmert und verkrzt wird durch die unendlichen physischen Leiden, die ihre bloáe Besch„ftigung erzeugt, wage ich die Hoff- nung auszusprechen, daá die sanit„ren Bdingungen der Arbeit ebenso universell unter geeigneten gesetzlichen Schutz gestellt werden; wenigstens soweit, daá die wirksame Lftung aller ge- schloánen Arbeitsr„ume sichergestellt und daá in jedem seiner Na- tur nach ungesunden Arbeitszweig die besondre gesundheitsgef„hr- liche Einwirkung soviel wie m”glich beschr„nkt wird. (p. 31.) #107# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- III. ™konomie in Krafterzeugung, Kraftbertragung und Baulichkei- ten In seinem Bericht fr Oktober 1852 zitiert L. Horner einen Brief des berhmten Ingenieurs James Nasmyth von Patricroft, des Erfin- ders des Dampfhammers, worin es u. a. heiát: "Das Publikum ist sehr wenig bekannt mit dem ungeheuren Zuwachs an Triebkraft, der durch solche System„nderungen und Verbesserun- gen" (an Dampfmaschinen) "erlangt worden ist, wie die, von denen ich spreche. Die Maschinenkraft unsres Be zirks" (Lancashire) lag unter dem Alpdruck furchtsamer und vorurteilsvoller šberlieferung w„hrend fast 40 Jahren, aber jetzt sind wir glcklicherweise emanzipiert. W„hrend der letzten 15 Jahre, aber besonders im uf der letzten 4 Jahre" (also seit 1848) "haben einige sehr wichtige Žnderungen stattgefunden in der Betriebsweise kondensierender Dampfmaschinen... Der Erfolg war... daá dieselben Maschinen einen weit gr”áern Arbeitsbetrag leisteten, und das obendrein bei sehr bedeutender Verringerung des Kohlenverbrauchs... W„hrend sehr vieler Jahre seit der Einfhrung der Dampfkraft in die Fabriken dieser Bezirke war die Geschwindigkeit, mit der man kondensie- rende Dampfmaschinen glaubte arbeiten lassen zu drfen, ungef„hr 220 Fuá Pistonhub per Minute; d.h. eine Maschine mit 5 Fuá Kol- benhub war schon vorschriftsm„áig auf 22 Drehungen der Kurbel- welle beschr„nkt. Es galt nicht fr angemessen, die Maschine ra- scher zu treiben; und da das ganze Geschirr dieser Geschwindig- keit von 220 Fuá Kolbenbewegung per Minute angepaát war, be- herrschte diese langsame und unsinnig beschr„nkte Geschwindigkeit den ganzen Betrieb w„hrend vieler Jahre. Endlich aber, sei es durch glckliche Unkenntnis der Vorschrift, sei es aus bessern Grnden bei irgendeinem khnen Neuerer, wurde eine gr”áre Ge- schwindigkeit versucht und, da der Erfolg h”chst gnstig war, das Beispiel von andren befolgt; man lieá, wie man sagte, der Ma- schine die Zgel schieáen und „nderte die Hauptr„der des šbertra- gungssgeschirrs derart ab, daá die Dampfmaschine 300 Fuá und mehr per Minute machen konnte, w„hrend die Maschinerie auf ihrer fr- hern Geschwindigkeit gehalten wurde... Diese Beschleunigung der Dampfrnaschine ist jetzt fast allgemein, weil es sich zeigte, daá nicht nur aus derselben Maschine mehr verwendbare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, infolge des gr”áern Moments des Schwungrads, viel regelm„áiger war. Bei gleichbleibendem Dampf- druck und gleichbleibendem #108# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Vakuum im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Be- schleunigung des Kolbenhubs. K”nnen wir z.B. eine Dampfmaschine, die bei 200 Fuá per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Žnderung dahin bringen, daá sie, bei gleichem Dampfdruck und Va- kuum, 400 Fuá per Minute macht, so werden wir genau die doppelte Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden F„llen die- selben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinenteile und damit die Gefahr von 'Unf„llen' mit der vermehrten Geschwin- digkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied ist, daá wir mehr Dampf konsumieren im Verh„ltnis zur beschleunigten Kol- benbewegung oder ann„hernd; und ferner tritt etwas rascherer Ver- schleiá der Lager oder Reibungsteile ein, aber kaum der Rede wert... Aber um von derselben Maschine mehr Kraft durch beschleu- nigte Kolbenbewegung zu erlangen, muá mehr Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt oder ein Kessel von gr”árer Verdunstungsf„- higkeit angewandt, kurz, mehr Dampf erzeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit gr”árer F„higkeit der Dampferzeugung wurden bei den alten 'beschleunigten' Maschinen angelegt; diese lieferten so in vielen F„llen 100% mehr Arbeit. Gegen 1842 begann die auáeror- dentlich wohlfeile Krafterzeugung der Dampfmaschinen in den Berg- werken von Cornwall Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwollspinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in 'Ersparnissen' zu suchen; der merkwrdige Unter- schied im Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen aufzeigten, und ebenso die auáerordentlich ”konomischen Leistungen der Woolfschen Doppelzylindermaschinen brachten auch in unsrer Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die cornischen und die Doppelzylindermaschinen lie- ferten eine Pferdekraft per Stunde fr je 3 1/2 bis 4 Pfund Koh- len, w„hrend die Maschinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeuten- der Unterschied bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch „hnliche Mittel solche auáer ordentlich ”konomi- schen Ergebnisse zu erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gew”hnlich waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabri- kanten gezwungen hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Ge- sch„fts m”glichst einzuschr„nken. Dies fhrte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens: Viele Kessel, deren halbe Oberfl„che in der guten alten Zeit hoher Profite der kalten Auáenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit dicken Filzlagen oder Ziegeln und M”rtel und andern Mitteln eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten erzeugten Hitze verhindert wurde. Dampfr”hren wur- den in derselben Weise geschtzt, ebenso der Zylinder mit Filz und Holz umgeben. Zweitens kam die Anwendung des Hochdrucks. Bis- her war die Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, daá sie schon bei 4, 6 oder 8 Pfund Dampfdruck auf den Quadratzoll sich ”ffnete; jetzt fand man, daá durch Erh”hung des Drucks auf 14 oder 20 Pfund... eine sehr bedeutende Kohlenersparnis erreicht wurde; in andern Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend geringem Kohlenverbrauch geleistet... Diejenigen, die die Mittel und die Khnheit dazu hatten, fhrten das System des vermehrten Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und wandten zweckm„áig konstruierte Dampfkessel an, die Dampf von einem Druck von 30, 40, 60 und 70 Pfund per Quadratzoll lieferten; ein Druck, bei dem ein #109# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Ingenieur der alten Schule vor Schrecken umgefallen w„re. Aber da das ”konomische Ergebnis dieses gesteigerten Dampfdrucks... sich sehr bald kundgab in der nicht miázuverstehenden Form von Pfun- den, Schillingen und Pence, wurden die Hochdruckkessel bei Kon- densiermaschinen fast allgemein. Diejenigen, die die Reform radi- kal durchfhrten, wandten die Woolfschen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuerdings gebauten Maschinen; n„mlich die Woolfschen Maschinen mit 2 Zylindern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet verm”ge des šberschusses des Drucks ber den der Atmosph„re, worauf er dann, statt wie frher nach jedem Kolbenhub in die freie Luft zu entweichen, in einen Niederdruckzylinder von ungef„hr vierfach gr”áerm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ”konomische Resultat, das man bei solchen Maschinen erh„lt, ist die Leistung einer Pferdekraft fr eine Stunde, fr jede 3 1/2 bis 4 Pfund Kohlen; w„hrend bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis 14 Pfund erforderlich wa- ren. Eine geschickte Vorrichtung hat erlaubt, das Woolfsche Sy- stem des doppelten Zylinders oder der kombinierten Hoch- und Nie- derdruckmaschine auf schon bestehende „ltere Maschinen anzuwenden und so ihre Leistungen zu steigern bei gleichzeitig vermindertem Kohlenverbrauch. Dasselbe Resultat ist erreicht worden w„hrend der letzten 8-10 Jahre durch Verbindung einer Hochdruckmaschine mit einer Kondensiermaschine, derart, daá der verbrauchte Dampf der erstern in die zweite berging und diese trieb. Dies System ist in vielen F„llen ntzlich." "Es wrde nicht leicht m”glich sein, eine genaue Aufstellung der vermehrten Arbeitsleistung derselben identischen Dampfmaschinen zu erhalten, bei denen einige oder alle dieser neuern Verbesse- rungen angebracht sind. Ich bin aber sicher, daá fr dasselbe Ge- wicht Dampfmaschinerie wir jetzt mindestens 50% mehr Dienst oder Arbeit im Durchschnitt erhalten und daá in vielen F„llen dieselbe Dampfmaschine, die zur Zeit der beschr„nkten Geschwindigkeit von 220 Fuá in der Minute 50 Pferdekraft gab, jetzt ber 100 liefert. Die h”chst ”konomischen Resultate der Anwendung des Hochdruck- dampfs bei Kondensiermaschinen sowie die weit groáem Anforderun- gen, die zum Zweck von Gesch„ftsausdehnungen an die alten Dampf- maschinen gemacht werden, haben in den letzten drei Jahren zur Einfhrung von R”hrenkesseln gefhrt und hierdurch die Kosten der Dampferzeugung wieder bedeutend vermindert." ("Rep. Fact., Oct. 1852", p. 23-27.) Was von der Kraft erzeugenden, gilt ebenfalls von der Kraft ber- tragenden und von der Arbeitsmaschinerie. "Die raschen Schritte, womit die Verbesserungen in der Maschine- rie in den letzten wenigen Jahren sich entwickelten, haben die Fabrikanten bef„higt, die Produktion auszudehnen ohne zus„tzliche Triebkraft. Die sparsamere Verwendung der Arbeit ist notwendig geworden durch die Verkrzung des Arbeitstags, und in den meisten gutgeleiteten Fabriken wird immer erwogen, auf welchem Wege die Produktion vermehrt werden kann bei verminderter Auslage. Ich habe eine Aufstellung vor mir, die ich der C-ef„lligkeit eines sehr intelligenten Herrn in meinem Bezirk verdanke, ber die Zahl und das Alter der in seiner Fabrik besch„ftigten Arbeiter, die angewandten Maschinen #110# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- und den bezahlten Lohn w„hrend der Zeit von 1840 bis jetzt. Im Oktober 1840 besch„ftigte seine Firma 600 Arbeiter, wovon 200 un- ter 13 Jahren. Oktober 1852 nur 350 Arbeiter, wovon nur 60 unter 13 Jahren. Dieselbe Anzahl von Maschinen, bis auf sehr wenige, waren in Betrieb, und dieselbe Summe wurde in Arbeitslohn ausge- zahlt in beiden Jahren." (Redgraves Bericht, in "Rep. Fact., Oct. 1852", p. 58, 59.) Diese Verbesserungen in der Maschinerie zeigen erst ihre volle Wirkung, sobald sie in neuen, zweckm„áig eingerichteten Fabrikge- b„uden aufgestellt werden. "Mit Beziehung auf Verbesserungen in der Maschinerie muá ich be- merken, daá vor allem ein groáer Fortschritt gemacht worden ist im Bau von Fabriken, die zur Aufstellung dieser neuen Maschinerie geeignet sind... Im Erdgeschoá zwirne ich all mein Garn, und hier allein stelle ich 29 000 Doublierspindeln auf. In diesem Zimmer und dem Schuppen allein bewirke ich eine Ersparung an Arbeit von mindestens 10%; nicht sosehr infolge von Verbesserungen im Dou- bliersystem selbst, als von Konzentration der Maschinen unter ei- ner einzigen Leitung; und ich kann dieselbe Anzahl Spindeln mit einer einzigen Triebwelle treiben, wodurch ich gegenber andern Firmen an Wellenleitung 60 bis 80% erspare. Auáerdem ergibt dies eine groáe Ersparnis an ™l, Fett etc.... kurz, mit vervollkommne- ter Einrichtung der Fabrik und verbesserter Maschinerie habe ich, gering gerechnet, an Arbeit 10% gespart und daneben groáe Erspar- nis an Kraft, Kohlen, ™l, Talg, Triebwellen und Riemen etc." (Aussage eines Baumwollspinners, "Rep. Fact.. Oct. 1863". p. 109, 110.) #110# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- IV. Nutzbarmachung der Exkremente der Produktion Mit der kapitalistischen Produktionsweise erweitert sich die Be- nutzung der Exkremente der Produktion und Konsumtion. Unter er- stern verstehn wir die Abf„lle der Industrie und Agrikultur, un- ter Letztem teils die Exkremente, die aus dem natrlichen Stoff- wechsel des Menschen hervorgehn, teils die Form, worin die Ver- brauchsgegenst„nde nach ihrem Verbrauch brigbleiben. Exkremente der Produktion sind also in der chemischen Industrie die Neben- produkte, die bei kleiner Produktionsstufe verlorengehn; die Ei- sensp„ne, die bei der Maschinenfabrikation abfallen und wieder als Rohstoff in die Eisenproduktion eingehn etc. Exkremente der Konsumtion sind die natrlichen Ausscheidungsstoffe der Menschen, Kleiderreste in Form von Lumpen usw. Die Exkremente der Konsum- tion sind am wichtigsten fr die Agrikultur. In Beziehung auf ihre Verwendung findet in der kapitalistischen Wirtschaft eine kolossale Verschwendung statt; in London z.B. weiá sie mit dem Dnger von 4 1/2 Millionen Menschen nichts Beáres anzufangen, als ihn mit ungeheuren Kosten zur Verpestung der Themse zu gebrau- chen. #111# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- Die Verteuerung der Rohstoffe bildet natrlich den Antrieb zur Vernutzung der Abf„lle. Im ganzen sind die Bedingungen dieser Wiederbenutzung: Massenhaf- tigkeit solcher Exkremente, die sich nur ergibt bei Arbeit auf groáer Stufenleiter; Verbesserung der Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebnen Form frher unbrauchbar, in eine der Neu- produktion dienstbare Gestalt bergefhrt werden; Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die nutzbaren Eigen- schaften solcher Abf„lle entdeckt. Allerdings findet auch in der kleinen, g„rtnerm„áig betriebnen Agrikultur, wie etwa in der Lom- barde, im sdlichen China und in Japan, groáe ™konomie dieser Art statt. Im ganzen aber ist in diesem System die Produktivit„t der Agrikultur erkauft durch groáe Verschwendung menschlicher Ar- beitskraft, die andren Sph„ren der Produktion entzogen wird. Die sog. Abf„lle spielen eine bedeutende Rolle in fast jeder Indu- strie. So wird im Fabrikbericht Oktober 1863 als einer der Haupt- grnde angegeben, weshalb sowohl in England wie in vielen Teilen von Irland die P„chter nur ungern und selten Flachs bauen: "Der groáe Abfall... der bei der Bereitung des Flachses in den kleinen mit Wasserkraft getriebenen Hechelfabriken (scutch mills) stattfindet... Der Abfall bei Baumwolle ist verh„ltnism„áig ge- ring, aber bei Flachs sehr groá. Gute Behandlung beim Wasser r”- sten und mechanischen Hecheln kann diesen Nachteil bedeutend ein- schr„nken... In Irland wird Flachs oft auf h”chst schm„hliche Weise gehechelt, so daá 28-30% verlorengehn", was alles durch Anwendung von beárer Maschinerie vermieden werden k”nnte. Das Werg fiel dabei so massenhaft ab, daá der Fabrikin- spektor sagt: "Von einigen der Hechelfabriken in Irland ist mir mitgeteilt wor- den, daá die Hechler den dort gemachten Abfall oft zu Hause auf ihren Herden als Brennstoff verwandt haben, und doch ist er sehr wertvoll." (l.c.p. 140.) "Von Baumwollabfall wird weiter unten die Rede sein, wo wir von den Preisschwankungen des Rohstoffs handeln. Die Wollenindustrie war gescheiter als die Flachsbereitung. "Es war frher gew”hnlich, die Zubereitung von Wollenabfall und wohnen Lumpen zu wiederholter Bearbeitung in Verruf zu erkl„ren, aber das Vorurteil hat sich vollst„ndig gelegt mit Beziehung auf den shoddy trade (Kunstwollindustrie), die ein wichtiger Zweig des Wollendistrikts von Yorkshire geworden ist, und ohne Zweifel wird auch das Gesch„ft in Baumwollabfall bald denselben Platz einnehmen als ein Gesch„ftszweig, der einem anerkannten Bedrfnis abhilft. Vor 30 Jahren waren wollne Lumpen, d.h. Stcke von ganz wollnem Tuch etc., im Durchschnitt etwa #112# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 4 Pfd.St. 4 sh. per Tonne wert; in den letzten paar Jahren sind sie 44 Pfd.St. per Tonne wert geworden. Und die Nachfrage ist so gestiegen, daá auch gemischte Gewebe au, Wolle und Baumwolle ver- nutzt werden, indem man Mittel gefunden hat, die Baumwolle zu zerst”ren, ohne der Wolle zu schaden; und jetzt sind Tausende von Arbeitern in der Fabrikation von Shoddy besch„ftigt, und der Kon- sument hat groáen Vorteil davon, indem er jetzt Tuch von guter Durchschnittsqualit„t zu einem sehr m„áigen Preis kaufen kann." ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 107.) Die so verjngte Kunstwolle betrug schon Ende 1862 ein Drittel des ganzen Wollverbrauchs der englischen Industrie. ("Rep. Fact., Oct. 1862", p. 81.) Der "groáe Vorteil" fr den "Konsumenten" be- steht darin, daá seine Wollkleider nur ein Drittel der frhern Zeit brauchen, um zu verschleiáen, und ein Sechstel, um faden- scheinig zu werden. Die englische Seidenindustrie bewegte sich auf derselben abschs- sigen Bahn. Von 1839-1862 hatte der Verbrauch von wirklicher Roh- seide sich etwas vermindert, dagegen der von Seidenabf„llen ver- doppelt. Mit verbesserter Maschinerie war man im Stand, aus die- sem, anderswo ziemlich wertlosen Stoff eine zu vielen Zwecken verwendbare Seide zu fabrizieren. Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abf„llen liefert die chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eignen Ab- f„lle, indem sie neue Verwendung dafr findet, sondern auch die- jenigen der verschiedenartigsten andern Industrien und verwandelt z.B. den frher fast nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Allzarin), und neuerdings auch in Medikamente. Von dieser ™konomie der Exkremente der Produktion, durch ihre Wiederbenutzung, ist zu unterscheiden die ™konomie bei der Erzeu- gung von Abfall, also die Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und die unmittelbare Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion eingehenden Roh- und Hilfsstoffe. Die Ersparung von Abfall ist zum Teil durch die Gte der ange- wandten Maschinerie bedingt. ™l, Seife etc. wird gespart im Ver- h„ltnis wie die Maschinentelle genauer gearbeitet und besser po- liert sind. Dies bezieht sich auf die Hilfsstoffe. Z.T. aber, und dies ist das wichtigste, h„ngt es von der Gte der angewandten Maschinen und Werkzeuge ab, ob ein gr”árer oder geringrer Teil des Rohstoffs im Produktionsprozeá sich in Abfall verwandelt. Endlich h„ngt dies ab von der Gte des Rohstoffs selbst. Diese ist wieder bedingt teils durch die Entwicklung der extraktiven Industrie und Agrikultur, die ihn erzeugt (von dem Fortschritt der Kultur im eigentlichen Sinn), teils von der Ausbildung der Prozesse, die der Rohstoff vor seinem Eintritt in die Manufaktur durchmacht. #113# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- "Paramentier hat bewiesen, daá seit einer nicht sehr entfernten Epoche, z.B. der Zeit Ludwigs XIV., die Kunst, Korn zu mahlen, in Frankcreich sehr bedeutend vervollkommnet worden ist, so daá die neuen Mhlen, gegenber den alten, aus derselben Menge Korn bis zur H„lfte mehr Brot liefern k”nnen. Man hat in der Tat fr die j„hrlich, Konsurntion eines Einwohners von Paris anfangs 4 se- tiers Korn, dann 3, endlich 2 gerchnet, w„hrend sie heutzutage nur noch 1 1/2 setier oder ungef„hr 342 Pfund per Kopf ist... In der Perche, wo ich lange gewohnt habe, sind plump konstruierte Mhlen, die Mhlsteine von Granit und Trapp hatten, nach den Re- geln der seit 30 Jahren so sehr fortgeschrittnen Mechanik umge- baut worden. Man hat sie mit guten Mhlsteinen von Fert6 versehn, man hat das Korn zweimal ausgemahlen, man hat dem Mahlbeutel eine kreisf”rmige Bewegung gegeben, und das Produkt an Mehl hat sich fr dieselbe Menge Korn um 1/6 vermehrt. Ich erkl„re mir also leicht das enorme Miáverh„ltnis zwischen dem t„glichen Kornver- brauch bei den R”mern und bei uns; der ganze Grund liegt einfach in der Mangelhaftigkeit der Verfahrensweisen beim Mahlen und bei der Brotbereitung. So muá ich auch eine merkwrdige Tatsache er- kl„ren, die Plinius XVIII., c. 20, 2 anf„hrt.. Das Mehl wurde in Rom verkauft, je nach Qualit„t, zu 40, 48 oder 96 Ass der Modius. Diese Preise, so hoch im Verh„ltnis zu den gleichzeitigen Korn- preisen, erkl„ren sich aus den damals noch in der Kindheit be- findlichen, unvollkommnen Mhlen und den daraus folgenden be- tr„chtlichen Mahlkosten." (Dureau de la Malle, "con. Pol. des Romains", Paris 1840, I, p. 280, 281.) #113# 5. Kapitel - ™konomie in der Anwendung des konst. Kapitals ----- V. ™konomie durch Erfindungen Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt das Resultat davon, daá die Arbeitsbedingungen auf groáer Stufen- leiter angewandt werden, kurz, daá sie dienen als Bedingungen un- mittelbar gesellschaftlicher, vergesellschafteter Arbeit oder der unmittelbaren Kooperation innerhalb des Produktionsprozesses. Es ist dies einesteils die Bedingung, worunter allein die mechani- schen und chemischen Erfindungen angewandt werden k”nnen, ohne den Preis der Ware zu verteuern, und dies ist immer die conditio sine qua non. Andernteils werden erst bei groáer Stufenleiter der Produktion die ™konomien m”glich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorflieáen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ”konomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am ein- fachsten auszufhren, welche praktischen Friktionen bei Ausfh- rung der Theorie - ihrer Anwendung auf den Produktionsprozeá - zu berwinden usw. Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Ar- beit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktions- prozeá ihre Rolle, beide gehn ineinander ber, aber beide unter- scheiden sich auch. #114# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdec- kung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Frherer. Gemein- schaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen. Das Obengesagte erh„lt neue Best„tigung durch das oft Beobach- tete: 1. Den groáen Unterschied in den Kosten zwischen dem ersten Bau einer neuen Maschine und ihrer Reproduktion, worber Ure und Babbage [14] nachzusehn. 2. Die viel gr”áern Kosten, womit berhaupt ein auf neuen Erfin- dungen beruhendes Etablissement betrieben wird, verglichen mit den sp„tern, auf seinen Ruinen, ex suis ossibus 1*) aufsteigenden Etablissements. Dies geht so weit, daá die ersten Unternehmer meist Bankrott machen und erst die sp„tern, in deren Hand Ge- b„ude, Maschinerie etc. wohlfeiler kommen, florieren. Es ist da- her meist die wertloseste und miserabeiste Sorte von Geldkapita- listen, die aus allen neuen Entwicklungen der allgemeinen Arbeit des menschlichen Geistes und ihrer gesellschaftlichen Anwendung durch kombinierte Arbeit den gr”áten Profit zieht. ----- 1*) aus seinen Gebeinen #115# ----- SECHSTES KAPITEL Wirkung von Preiswechsel I. Preisschwankungen des Rohstoffs, ihre direkten Wirkungen auf die Profitrate Es wird hier wie bisher vorausgesetzt, daá kein Wechsel in der Rate des Mehrwerts stattfindet. Diese Voraussetzung ist n”tig, um den Fall in seiner Reinheit zu untersuchen. Es w„re indes m”g- lich, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts, daá ein Kapital eine wachsende oder abnehmende Zahl von Arbeitern besch„ftigte, infolge der Kontraktion oder Expansion, welche die hier zu be- trachtenden Preisschwankungen des Rohstoffs bei ihm verursachte. In diesem Fall k”nnte die Masse des Mehrwerts wechseln bei kon- stanter Rate des Mehrwerts. Indes ist auch dies als ein Zwischen- fall hier zu beseitigen. Wenn Verbesserung der Maschinerie und Preis„nderung des Rohstoffs gleichzeitig wirken, sei es auf die Masse der von einem gegebnen Kapital besch„ftigten Arbeiter, oder auf die H”he des Arbeitslohns, so hat man bloá zusammenzustellen 1. die Wirkung, welche die Variation im konstanten Kapital auf die Profitrate hervorbringt, 2. die Wirkung, welche die Variation im Arbeitslohn auf die Profitrate hervorbringt; das Fazit ergibt sich dann von selbst. Es ist aber im allgemeinen hier zu bemerken, wie bei dem frhern Fall: Finden Variationen statt, sei es infolge von ™konomie des konstanten Kapitals, sei es infolge von Preisschwankungen des Rohstoffs, so affizieren sie stets die Profitrate, auch wenn sie den Arbeitslohn, also die Rate und Masse des Mehrwerts, ganz un- berhrt lassen. Sie „ndern in m' v/C die Gr”áe von C und damit den Wert des ganzen Bruchs. Es ist also auch hier ganz gleichgl- tig - im Unterschied von dem, was sich bei der Betrachtung des Mehrwerts zeigte - in welchen Produktionssph„ren diese Variatio- nen vorgehn; ob die von ihnen berhrten Industriezweige Lebens- mittel fr die Arbeiter, resp. konstantes Kapital zur Produktion solcher Lebensmittel, #116# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- produzieren oder nicht. Das hier Entwickelte gilt ebensowohl, wo die Variationen sich in Luxusproduktionen ereignen, und unter Lu- xusprodukt ist hier alle Produktion zu verstehn, die nicht zur Reproduktion der Arbeitskraft erheischt ist. Unter Rohstoff werden hier auch die Hilfsstoffe einbegriffen, wie Indigo, Kohle, Gas etc. Ferner, soweit die Maschinerie in dieser Rubrik in Betracht kommt, besteht ihr eigner Rohstoff aus Eisen, Holz, Leder etc. Ihr eigner Preis ist daher affiziert durch die Preisschwankungen des Rohmaterials, das in ihre Konstruktion ein- geht. Sofern ihr Preis erh”ht wird durch Preisschwankungen, sei es des Rohstoffs, woraus sie besteht, sei es des Hilfsstoffs, den ihr Betrieb verbraucht, f„llt pro tanto die Profitrate. Umge- kehrt, umgekehrt. In den folgenden Untersuchungen wird man sich beschr„nken auf Preisschwankungen des Rohstoffs, nicht soweit er eingeht, sei es als Rohstoff der Maschinerie, die als Arbeitsmittel fungiert, sei es als Hilfsstoff in ihrer Anwendung, sondern soweit er als Roh- stoff in den Produktionsprozeá der Ware eingeht. Nur dies ist hier zu merken: Der Naturreichtum an Eisen, Kohle, Holz etc., den Hauptelementen in der Konstruktion und Anwendung von Maschinerie, erscheint hier als naturwchsige Fruchtbarkeit des Kapitals und ist ein Element in der Bestimmung der Profitrate, unabh„ngig von der H”he oder Niedrigkeit des Arbeitslohns. Da die Profitrate m/C oder = m/(c+v), so ist klar, daá alles, was einen Wechsel in der Gr”áe von c und deswegen von C verursacht, ebenfalls einen Wechsel in der Profitrate hervorbringt, auch wenn in und v und ihr gegenseitigem Verh„ltnis unver„ndert bleiben. Der Rohstoff bildet aber einen Hauptteil des konstanten Kapitals. Selbst in Industriezweigen, worin kein eigentlicher Rohstoff ein- geht, geht er ein als Hilfsstoff oder als Bestandteil der Ma- schine usw., und beeinflussen dadurch seine Preisschwankungen pro tanto die Profitrate. F„llt der Preis des Rohstoffs um eine Summe = d, so geht m/C oder m/(c+v) ber in m/((c-d) +v). Es steigt da- her die Profitrate. Umgekehrt. Steigt der Preis des Rohstoffs, so wird aus m/C oder m/(c+v) nun m(C+d) oder m/((c+d) + v). es f„llt daher die Profitrate. Bei sonst gleichen Umst„nden f„llt und steigt die Profitrate daher in umgekehrter Richtung wie der Preis des Rohstoffs. Es ergibt sich hieraus u.a., wie wichtig fr indu- strielle L„nder der niedrige Preis des Rohstoffs ist, selbst wenn die Schwankungen im Preis des Rohstoffs durchaus nicht begleitet w„ren von Žnderungen in der #117# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Verkaufssph„re des Produkts, also ganz abgesehn von dem Verh„lt- nis von Nachfrage und Zufuhr. Es ergibt sich ferner, daá der aus- w„rtige Handel die Profitrate beeinfluát, auch abgesehn von aller Einwirkung desselben auf den Arbeitslohn durch Verwohlfeilerung der notwendigen Lebensmittel. Er affiziert n„mlich die Preise der in die Industrie oder Agrikultur eingehenden Roh- oder Hilfs- stoffe. Der bisher noch durchaus mangelhaften Einsicht in die Na- tur der Profitrate und in ihre spezifische Verschiedenheit von der Rate des Mehrwerts ist es geschuldet, wenn einerseits ™kono- men, die den durch praktische Erfahrung festgestellten, bedeuten- den Einfluá der Preise des Rohstoffs auf die Profitrate hervorhe- ben, dies theoretisch ganz falsch erkl„ren (Torrens [15]), w„h- rend andrerseits an den allgemeinen Prinzipien festhaltende ™ko- nomen, wie Ricardot [16] den Einfluá z.B. des Welthandels auf die Profitrate verkennen. Man begreift daher die groáe Wichtigkeit, fr die Industrie, von Aufhebung oder Erm„áigung der Z”lle auf Rohstoffe; diese m”g- lichst frei hereinzulassen, war daher schon Hauptlehre des ratio- neller entwickelten Schutzzollsystems. Dies war, neben der Ab- schaffung der Kornz”lle [17], Hauptaugeninerk der englischen Freetraders, die vor allem sorgten, daá auch der Zoll auf Baum- wolle abgeschafft wurde. Als ein Beispiel von der Wichtigkeit der Preiserniedrigung, nicht eines eigentlichen Rohstoffs, sondern eines Hilfsstoffs, der al- lerdings zugleich Hauptelernent der Nahrung ist, kann der Ge- brauch des Mehls in der Baumwollindustrie dienen. Schon 1837 be- rechnete R. H. Greg 13), daá die damals in Groábritannien be- triebnen 100 000 Kraftsthle und 250 000 Handsthle der Baumwoll- weberei j„hrlich 41 Millionen Pfund Mehl zum Kettenschlichten verbrauchten. Dazu kam noch ein Drittel dieser Quantit„t beim Bleichen und andern Prozessen. Den Gesamtwert des so verbrauchten Mehls berechnet er auf 342 000 Pfd.St. j„hrlich fr die letzten 10 Jahre. Der Vergleich mit den Mehlpreisen auf dem Kontinent zeigte, daá der durch die Kornz”lle den Fabrikanten aufgen”tigte Preisaufschlag fr Mehl allein j„hrlich 170 000 Pfd. St. betragen hatte. Fr 1837 sch„tzt ihn Greg auf mindestens 200 000 Pfd.St. und spricht von einer Firma, fr die der Preisaufschlag auf Mehl 1000 Pfd.St. j„hrlich betrug. Infolge hiervon "haben groáe Fabrikanten, sorgf„ltige und berechnende Gesch„fts- m„nner, gesagt, daá 10 Stunden t„gliche Arbeit ganz hinreichend sein wurden, w„ren die Kornz”lle abgeschafft". ("Rep. Fact., Oct. 1848", p. 98.) ----- 13 "The Factory Question and the Ten Hours Bill", by R. H. Greg, London 1837, P. 115. #118# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Die Kornz”lle wurden abgeschafft; auáerdem der Zoll auf Baumwolle und andre Rohstoffe; aber kaum war dies erreicht, so wurde die Opposition der Fabrikanten gegen die Zehnstundenbill heftiger als je. Und als die zehnstndige Fabrikarbeit trotzdem gleich darauf Gesetz wurde, war die erste Folge ein Versuch allgemeiner Herab- setzung des Lohns. 1*) Der Wert der Roh- und Hilfsstoffe geht ganz und auf einmal in den Wert des Produkts ein, wozu sie verbraucht werden, w„hrend der Wert der Elemente des fixen Kapitals nur nach Maágabe seines Ver- schleiáes, also nur allm„hlich in das Produkt eingeht. Es folgt daraus, daá der Preis des Produkts in einem viel h”hern Grad af- fiziert wird vom Preis des Rohmaterials als von dem des fixen Ka- pitals, obwohl die Profitrate bestimmt wird durch die Gesamt- wertsumme des angewandten Kapitals, einerlei, wieviel davon kon- sumiert ist oder nicht. Es ist aber klar - obgleich dies nur ne- benbei erw„hnt wird, da wir hier noch voraussetzen, daá die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, die durch die Konkurrenz herbeige- fhrten Preisschwankungen uns also hier noch nichts angehn -, daá Ausdehnung oder Einschr„nkung des Markts vom Preis der einzelnen Ware abh„ngt und in umgekehrtem Verh„ltnis zum Steigen oder Fal- len dieses Preises steht. In der Wirklichkeit findet sich daher auch, daá mit steigendem Preis des Rohstoffs der Preis des Fabri- kats nicht in demselben Verh„ltnis steigt wie jener und bei fallendem Preis des Rohstoffs nicht in demselben Verh„ltnis sinkt. Daher f„llt in dem einen Fall die Profittate tiefer und steigt in dem andern h”her, als bei Verkauf der Waren zu ihrem Wert der Fall w„re. Ferner: Masse und Wert der angewandten Maschinerie w„chst mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, aber nicht im selben Verh„ltnis wie diese Produktivkraft w„chst, d.h. wie diese Ma- schinerie ein vermehrtes Produkt liefert. In den Industriezweigen also, worin berhaupt Rohstoff eingeht, d.h. wo der Arbeitsgegen- stand selbst schon Produkt frherer Arbeit ist, drckt sich die wachsende Produktivkraft der Arbeit gerade in dem Verh„ltnis aus, worin ein gr”áeres Quantum Rohstoff ein bestimmtes Quantum Arbeit absorbiert, also in der wachsenden Masse Rohstoff, die z.B. in einer Arbeitsstunde in Produkt verwandelt, zu Ware verarbeitet wird. Im Verh„ltnis also wie die Produktivkraft der Arbeit sich entwickelt, bildet der Wert des Rohstoffs einen stets wachsenden Bestandteil des Werts des Warenprodukts, nicht nur weil er ganz in diesen eingeht, sondern weil in jedem aliquoten Teil des Ge- samtprodukts der Teil, den der Verschleiá der Maschinerie, und der Teil, den die neu zugesetzte Arbeit ----- 1*) Vgl. Band 23 unserer Ausgabe, S. 300-302 #119# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- bildet, beide best„ndig abnehmen. Infolge dieser fallenden Bewe- gung w„chst verh„ltnism„áig der andre Wertteii, den der Rohstoff bildet, wenn dies Wachstum nicht aufgehoben wird durch eine ent- sprechende Wertabnahme auf seiten des Rohstoffs, die aus der wachsenden Produktivit„t der zu seiner eignen Erzeugung angewand- ten Arbeit hervorgeht. Ferner: Da die Roh- und Hilfsstoffe, ganz wie der Arbeitslohn, Bestandteile des zirkulierenden Kapitals bilden, also best„ndig ganz ersetzt werden mssen aus dem iedes- maligen Verkauf des Produkts, w„hrend von der Maschinerie nur der Verschleiá, und zwar zun„chst in Form eines Reservelonds, zu er- setzen ist - wobei es in der Tat keineswegs so wesentlich ist, ob jeder einzelne Verkauf seinen Teil zu diesem Reservefonds bei- tr„gt vorausgesetzt nur, daá der ganze Jahresverkauf seinen Jah- resantell dazu liefert -, so zeigt sich hier wieder, wie ein Steigen im Preis des Rohstoffs den ganzen Reproduktionsprozeá be- schneiden oder hemmen kann, indem der aus dem Warenverkauf gel”- ste Preis nicht hinreicht, alle Elemente der Ware zu ersetzen; oder indem er es unm”glich macht, den Prozeá auf einer, seiner technischen Grundlage gem„áen Stufe fortzusetzen, so daá also entweder nur ein Teil der Maschinerie besch„ftigt werden oder die gesamte Maschinerie nicht die volle gewohnheitsm„áige Zeit arbei- ten kann. Endlich wechseln die durch Abf„lle verursachten Kosten in direk- tem Verh„ltnis zu den Preisschwankungen des Rohstoffs, steigen, wenn er steigt, und fallen, wenn er f„llt. Aber auch hier gibt es eine Grenze. 1850 hieá es noch: "Eine Quelle betr„chtlichen Verlustes aus der Preissteigerung des Rohstoffs wrde kaum jemandem auffallen, der kein praktischer Spinner ist, n„mlich der Verlust durch Abfall. Man teilt mir mit, daá, wenn Baumwolle steigt, die Kosten fr den Spinner, besonders der geringem Qualit„ten, in h”herrn Verh„ltnis wachsen als der gezahlte Preisauf schlag anzeigt. Der Abfall beim Spinnen grober Garne betr„gt reichlich 15%; wenn dieser Satz also einen Verlust von 1/2 d. per Pfund bei einem Baumwollpreis von 3 1/2 d. verur- sacht, so steigert er den Verlust per Pfund auf 1 d., sobald Baumwolle auf 7 d. per Pfund steigt." ("Rep. Fact., April 1850", p. 17.) Als aber infolge des Amerikanischen Brgerkriegs die Baumwolle auf seit fast 100 Jahren unerh”rte Preise stieg, lautete der Be- richt ganz anders: "Der Preis, der jetzt fr Baumwollabfall gegeben wird, und die Wiedereinfhrung des Abfalls in die Fabrik als Rohstoff bieten einigen Ersatz fr den Unterschied, im Verlust durch Abfall, zwi- schen indischer und amerikanischer Baumwolle. Dieser Unterschied betr„gt ungef„hr 12 1/2 %. Der Verlust bei Verarbeitung indischer Baumwolle ist 25%, so daá die Baumwolle in Wirklichkeit dem Spin- ner 1/4 mehr kostet, als er fr sie zahlt. Der Verlust durch Ab- fall war nicht so wichtig, als amerikanische Baumwolle #120# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- auf 5 oder 6 d. per Pfund stand, denn er berstieg nicht 3/4 d. per Pfund; aber er ist jetzt sehr wichtig, wo das Pfund Baumwolle 2 sh. kostet und der Verlust durch Abfall also 6 d. betr„gt." 14) ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 106.) --- 14) Der Bericht macht im Schluásatz ein Versehn. Statt 6 d. fr Verlust durch Abfall rnuá es 3 d. heiáen. Dieser Verlust betr„gt zwar 25% bei indischer. aber nur 12 1/2 bis 15% bei amerikani- scher Baumwolle, und von dieser ist hier die Rede, wie auch vor- her derselbe Satz beim Preis von 5 bis 6 d. richtig berechnet worden. Allerdings stieg auch bei der amerikanischen Baumwolle, die w„hrend der letzten Jahre des Brgerkriegs nach Europa kam, das Verh„ltnis des Abfalls oft bedeutend gegen frher. - F.E. #120# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und Bindung von Kapital Die Ph„nomene, die wir in diesem Kapitel untersuchen, setzen zu ihrer vollen Entwicklung das Kreditwesen und die Konkurrenz auf dem Weltmarkt voraus, der berhaupt die Basis und die Lebensatmo- sph„re der kapitalistischen Produktionsweise bildet. Diese kon- kreteren Formen der kapitalistischen Produktion k”nnen aber nur umfassend dargestellt werden, nachdem die allgemeine Natur des Kapitals begriffen ist; zudem liegt ihre Darstellung auáer dem Plan unsers Werks und geh”rt seiner etwaigen Fortsetzung an. Nichtsdestoweniger k”nnen die in der šberschrift bezeichneten Er- scheinungen hier im allgemeinen behandelt werden. Sie h„ngen zu- sammen, erstens untereinander und zweitens sowohl mit der Rate wie mit der Masse des Profits. Sie sind auch schon deswegen kurz darzustellen, weil sie den Schein hervorbringen, als ob nicht nur die Rate, sondern auch die Masse des Profits - die in der Tat identisch ist mit der Masse des Mehrwerts - ab- und zunehmen kann unabh„ngig von den Bewegungen des Mehrwerts, sei es seiner Masse oder seiner Rate. Sind Freisetzung und Bindung von Kapital auf der einen Seite, Wertsteigerung und Entwertung auf der andern als verschiedne Ph„- nomene zu betrachten? Es fragt sich zun„chst: Was verstehn wir unter Freisetzung und Bindung von Kapital? Wertsteigerung und Entwertung verstehn sich von selbst. Sie meinen nichts, als daá vorhandnes Kapital infolge irgendwelchen allgemeinen ”konomischen Umst„nde - denn es handelt sich nicht um besondre Schicksale eines beliebigen Privatkapitals - an Wert zu- oder abnimmt; also daá der Wert des der Produktion vorgeschoánen Kapitals, #121# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- abgesehn von seiner Verwertung durch die von ihm angewandte Mehr- arbeit, steigt oder f„llt. Unter Bindung von Kapital verstehn wir, daá aus dem Gesamtwert des Produkts bestimmte gegebne Proportionen von neuem in die Ele- mente des konstanten oder variablen Kapitals rckverwandelt wer- den mssen, soll die Produktion auf ihrer alten Stufenleiter fortgehn. Unter Freisetzung von Kapital verstehn wir, daá ein Teil vom Gesamtwert des Produkts, der bisher entweder in konstan- tes oder variables Kapital rckverwandelt werden muáte, disponi- bel und berschssig wird, soll die Produktion innerhalb der Schranken der alten Stufenleiter fortdauern. Diese Freisetzung oder Bindung von Kapital ist verschieden von Freisetzung oder Bindung von Revenue. Wenn der J„hrliche Mehrwert fr ein Kapital C z.B. = x ist, so kann infolge der Verwohlfeilerung von Waren, die in den Konsum der Kapitalisten eingehn, x - a hinreichen, um dieselbe Masse Gensse etc. wie frher zu schaffen. Es wird also ein Teil der Revenue = a freigesetzt, der nun entweder zur Ver- gr”áerung des Konsums oder zur Rckverwandlung in Kapital (zur Akkumulation) dienen kann. Umgekehrt: Ist x + a erheischt, um dieselbe Lebensweise fortzufahren, so muá diese entweder einge- schr„nkt werden oder ein Einkommenteil = a, der frher akkumu- liert wurde, muá nun als Revenue verausgabt werden. Die Wertsteigerung und Entwertung kann entweder konstantes oder variables Kapital oder beide treffen, und beim konstanten Kapital kann sie wieder auf den fixen oder den zirkulierenden Teil oder auf beide sich beziehn. Es sind beim konstanten Kapital zu betrachten: Roh- und Hilfs- stoffe, wozu auch Halbfabrikate geh”ren, die wir hier unter dem Namen Rohstoiffe zusammenfassen, und Maschinerie und andres fixes Kapital. Es wurde oben namentlich Variation im Preis resp. Wert des Roh- stoffs mit Bezug auf seinen Einfluá auf die Profitrate betrachtet und das allgemeine Gesetz aufgestellt, daá bei sonst gleichen Um- st„nden die Profitrate im umgekehrten Verh„ltnis zur Werth”he des Rohstoiffs steht. Und dies ist unbedingt richtig fr das Kapital, das neu in einem Gesch„ft engagiert wird, wo also die Kapitalan- lage, die Verwandlung von Geld in produktives Kapital, erst stattfindet. Aber abgesehn von diesem in der Neuanlage begrilffnen Kapital, befindet sich ein groáer Teil des schon fungierenden Kapitals in der Zirkulationssph„re, w„hrend ein andrer Teil sich in der Pro- duktionssph„re befindet. Ein Teil ist als Ware auf dem Markt vor- handen und soll in Geld verwandelt werden; ein andrer Teil ist als Geld, in welcher Form immer, #122# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrweirts in Profit usw. ----- vorhanden und soll in die Produktionsbedingungen rckverwandelt werden; ein dritter Teil endlich befindet sich innerhalb der Pro- duktionssph„re, teils in der ursprnglichen Form der Produktions- mittel, Rohstoff, Hilfsstoff, auf dem Markt gekauftes Halbfabri- kat, Maschinerie und andres fixes Kapital, teils als noch in der Anfertigung begriffnes Produkt. Wie Wertsteigerung oder Entwer- tung hier wirkt, h„ngt sehr ab von der Proportion, worin diese Bestandteile zueinander stehn lassen wir, zur Vereinfachung der Frage, alles fixe Kapital zun„chst ganz aus dem Spiel und be- trachten wir nur den aus Rohstoffen, Hilfsstoffen, Halbfabrika- ten, in der Anfertigung beffnen und fertigen auf dem Markt be- findlichen Waren bestehenden Teil des konstanten Kapitals. Steigt der Preis des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der Baumwollenwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie Gewebe etc. -, die mit wohlfeilerer Baumwolle fabriziert wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Uger vorhandnen, wie der noch in der Verarbeitung beghgnen Baumwolle. Letztre, weil sie durch Rckwir- kung Ausdruck von mehr Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht, h”hern Wert zu als sie selbst ur- sprnglich besaá und als der Kapitalist fr sie gezahlt hat. Ist also eine Erh”hung im Preis des. Rohstoffs begleitet von einer bedeutenden Masse auf dem Markt vorhandner fertiger Ware, auf welcher Stufe der Vollendung immer, so steigt der Wert dieser Ware, und es findet damit eine Erh”hung im Wert des vorhandnen Kapitals statt. Dasselbe gilt fr die in der Hand der Produzenten befindlichen Vorr„te an Rohstoff etc. Diese Wertsteigerung kann den einzelnen Kapitalisten, oder auch eine ganze besondre Produk- tionssph„re des Kapitals, entsch„digen oder mehr als entsch„digen fr den Fall der Profitrate, der aus der Preissteigerung des Roh- stoffs folgt. Ohne hier auf die Details der Konkurrenzwirkungen einzugehn, kann iedoch der Vollst„ndigkeit wegen bemerkt werden, daá 1. wenn die auf Lager befindlichen Vorr„te von Rohstoff be- deutend sind, sie der am Produktionsherd des Rohstoffs entstand- nen Preissteigerung entgegenwirken; 2. wenn die auf dem Markt be- findlichen Halbfabrikate oder fertigen Waren sehr schwer auf dem Markt lasten, sie den Preis der fertigen Waren und des Halbfabri- kats hindern, in Verh„ltnis zum Preis ihres Rohstoffs zu wachsen. Umgekehrt beim Preisfall des Rohstoffs, der bei sonst gleichen Umst„nden die Profitrate erh”ht. Die auf dem Markt befindlichen Waren, die noch in der Anfertigung beffnen Artikel, die Vorr„te von Rohstoff werden entwertet und damit der gleichzeitigen Stei- gerung der Profitrate entgegengewirkt. #123# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Je geringer z.B. am Ende des Gesch„ftsjahrs, zur Zeit wo der Roh- stoff massenhaft neu geliefert wird, also bei Ackerbauprodukten nach der Ernte, die in der Produktionssph„re und auf dem Markt befindlichen Vorr„te, desto reiner tritt die Wirkung einer Preis- ver„nderung im Rohstoff hervor. In unsrer ganzen Untersuchung wird ausgegangen von der Vorausset- zung, daá Erh”hung oder Erniedrigung der Preise Ausdrcke von wirklichen Wertschwankungen sind. Da es sich hier aber um die Wirkung handelt, die diese Preisschwankungen auf die Profitrate hervorbringen, So ist es in der Tat gleichgltig, worin sie be- grndet sind; das hier Entwickelte gilt also ebenfalls, wenn die Preise steigen und f„llen infolge nicht von Wertschwankungen, sondern von Einwirkungen des Kreditsystems, der Konkurrenz etc. Da die Profitrate gleich ist dem Verh„ltnis des šberschusses des Werts des Produkts zum Wert des vorgeschoánen Gesamtkapitals, so w„re eine Erh”hung der Profitrate, die aus einer Entwertung des vorgeschoánen Kapitals hervorginge, mit Verlust an Kapitalwert verbunden, ebenso eine Erniedrigung der Profitrate, die aus Wert- steigerung des vorgeschoánen Kapitals hervorginge, m”glicherweise mit Gewinn. Was den andere Teil des konstanten Kapitals angeht, Maschinerie und berhaupt fixes Kapital, so sind die Wertsteigerungen, die hier stattfinden und sich namentlich auf Baulichkeiten, auf Grund und Boden etc. beziehn, nicht darstellbar ohne die Lehre von der Grundrente und geh”ren daher nicht hierher. Fr die Entwertung aber sind von allgemeiner Wichtigkeit: 1. Die best„ndigen Verbesserungen, welche vorhandne Maschinerie, Fabrikeinrichtung usw. relativ ihres Gebrauchswerts und damit auch ihres Werts berauben. Dieser Prozeá wirkt gewaltsam nament- lich in der ersten Epoche neu eingefhrter Maschinerie, bevor diese einen bestimmten Grad der Reife erlangt hat, und wo sie da- her best„ndig antiquiert ist, bevor sie Zeit hatte, ihren Wert zu reproduzieren. Es ist dies einer der Grnde der in solchen Epo- chen blichen, maálosen Verl„ngerung der Arbeitszeit, des Arbei- tens mit wechselnder Schicht bei Tag und bei Nacht, damit in kr- zerm Zeitraum, ohne den Verschleiá der Maschinerie zu hoch zu be- rechnen, ihr Wert sich reproduziert. Wird dagegen kurze Wirkungs- zeit der Maschinerie (ihre kurze Lebensfrist gegenber voraus- sichtlichen Verbesserungen) nicht so ausgeglichen, so gibt sie zu viel Wertteil fr moralischen Verschleiá an das Produkt ab, so daá sie selbst mit der Handarbeit nicht konkurrieren kann. 15) --- 15) Beispiele u.a. bei Babbage [18]. Das gew”hnliche Mlfsmittel - Herabsetzung des #124# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Wenn Maschinerie, Einrichtung der Baulichkeiten, berhaupt das fixe Kapital, eine gewisse Reife erlangt hat, so daá es fr l„n- gre Zeit wenigstens in seiner Grundkonstruktion unver„ndert bleibt, so tritt eine „hnliche. Entwertung ein infolge von Ver- besserungen in den Methoden der Reproduktion dieses fixen Kapi- tals. Der Wert der Maschinerie etc. sinkt jetzt, nicht weil sie rasch verdr„ngt oder in gewissern Grad entwertet wird durch neuere, produktivere Maschinerie etc., sondern weil sie jetzt wohlfeiler reproduziert werden kann. Es ist dies einer der Grnde, warum groáe Gesch„ftsanlagen, oft erst in zweiter Hand florieren, nachdem der erste Besitzer Bankrott gemacht und der zweite, der sie wohlfeil angekauft, deshalb von vornherein seine Produktion mit geringrer Kapitalauslage beginnt. Bei der Agrikultur speziell springt in die Augen, daá dieselben Grnde, die den Preis des Produkts erh”hen oder senken, auch den Wert des Kapitals erh”hen oder senken, weil dies selbst zum groáen Teil aus jenem Produkt, Korn, Vieh etc. besteht. (Ricardo. [19]) --- Es w„re nun noch zu erw„hnen das variable Kapital. Soweit der Wert der Arbeitskraft steigt, weil der Wert der zu ih- rer Reproduktion erheischten Lebensttel steigt, oder umgekehrt f„llt, weil der Wert dieser Lebensmittel f„llt - und Wertsteige- rung und Entwertung des variablen Kapitals drcken weiter nichts aus als diese beiden F„lle -, so entspricht, bei gleichbleibender L„nge des Arbeitstags, Fallen des Mehrwerts dieser Wertsteigerung und Wachsen des Mehrwerts dieser Entwertung. Aber es k”nnen hier- mit zugleich auch andre Umst„nde - Freisetzung und Bindung von Kapital - verbunden sein, die vorher nicht untersucht wurden und die jetzt kurz angegeben werden sollen. Sinkt der Arbeitslohn infolge eines Wertfalls der Arbeitskraft (womit sogar Steigen im realen Preis der Arbeit verbunden sein kann), so wird also ein Teil des Kapitals, der bisher in Arbeits- lohn ausgelegt war, freigesetzt. Es findet Freisetzung von varia- blem Kapital statt. Fr neu anzulegendes Kapital hat dies einfach die Wirkung, daá es mit erh”hter Rate des Mehrwerts arbeitet. Es wird mit weniger Geld als frher dasselbe Quantum Arbeit in Bewe- gung gesetzt, und so erh”ht sich der unbezahlte Teil der Arbeit auf Kosten des bezahlten. Aber fr bisher besch„ftigtes Kapital erh”ht sich nicht nur die Rate des Mehrwerts, sondern auáerdem wird ein --- Arbeitslohns - wird auch hier angewandt, und so wirkt diese be- st„ndige Entwertung ganz anders als Herr Carey in seinem harmoni- schen Gehirn tr„umt. #125# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Teil des bisher in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals frei. Er war bisher gebunden und bildete einen st„ndigen Teil, der vom Erl”s des Produkts abging, in Arbeitslohn ausgelegt werden, als va- riables Kapital fungieren muáte, sollte das Gesch„ft auf der al- ten Stufenleiter fortgehn. Jetzt wird dieser Teil disponibel und kann also benutzt werden als neue Kapitalanlage, sei es zur Er- weiterung desselben Gesch„fts, sei es zur Funktion in einer an- dern Produktionssph„re. Nehmen wir z.B. an, es seien anf„nglich 500 Pfd.St. erheischt ge- wesen, um 500 Arbeiter w”chentlich in Bewegung zu setzen, und es seien jetzt nur noch 400 Pfd.St. dazu erheischt. Dann war, wenn die Masse des produzierten Werts beidemal = 1000 Pfd.St., die Masse des w”chentlichen Mehrwerts das erstemal = 500 Pfd.St., die Mehrwertsrate 500/500 = 100%; aber nach der Lohnsenkung wird die Masse des Mehrwerts 1000 Pfd.St. - 400 Pfd.St. = 600 Pfd.St. und seine Rate 600/400 = 150%. Und diese Erh”hung der Mehrwertsrate ist die einzige Wirkung fr den, der mit einem variablen Kapital von 400 Pfd.St. und entsprechendem konstanten Kapital ein neues Gesch„ft in derselben Produktionssph„re anlegt. Aber in einem be- reits fungierenden Gesch„ft ist in diesem Fall nicht nur infolge der Entwertung des variablen Kapitals die Mehrwertsmasse von 500 auf 600 Pfd. St. und die Mehrwertsrate von 100 auf 150% gestie- gen; es sind auáerdem 100 Pfd.St. vom variablen Kapital freige- setzt, mit denen wieder Arbeit exploitiert werden kann. Dieselbe Arbeitsmenge wird also nicht nur vorteilhafter exploitiert, son- dern es k”nnen auch durch die Freisetzung der 100 Pfd.St. mit demselben variablen Kapital von 500 Pfd.St. mehr Arbeiter als zu- vor zu der erh”hten Rate exploitiert werden. Nun umgekehrt. Gesetzt, das ursprngliche Verh„ltnis der Pro- duktverteilung, bei 500 besch„ftigten Arbeitern, sei = 400v + 600m = 1000, also die Rate des Mehrwerts = 150%. Der Arbeiter er- h„lt also hier w”chentlich 4/5 Pfd.St. = 16 Schillinge. Wenn in- folge der Wertsteigerung des variablen Kapitals 500 Arbeiter nun w”chentlich 500 Pfd.St. kosten, so wird der Wochenlohn eines je- den = 1 Pfd.St., und 400 Pfd.St. k”nnen nur 400 Arbeiter in Bewe- gung setzen. Wird also dieselbe Arbeiteranzahl wie bisher in Be- wegung gesetzt, so haben wir 500v + 500m = 1000; die Rate des Mehrwerts w„re gesunken von 150 auf 100%, also um 1/3. Fr ein neu anzulegendes Kapital w„re dies die einzige Wirkung, daá die Rate des Mehrwerts geringer w„re. Bei sonst gleichen Umst„nden w„re die Profitrate entsprechend gesunken, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis. Wenn #126# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- z.B. c = 2000, so haben wir in einem Fall 2000c + 400v + 600m = 3000. m' = 150%, p' = 600/2400 = 25%. Im zweiten Fall 2000c + 500v + 500m = 3000, m' = 100%; p' = 500/2500 = 20%. Dagegen fr das bereits engagierte Kapital w„re die Wirkung doppelt. Mit 400 Pfd.St. variablem Kapital k”nnen jetzt nur 400 Arbeiter besch„f- tigt werden, und zwar zu einer Mehrwertsrate von 100%. Sie geben also nur einen Gesamtmehrwert von 400 Pfd.St. Da ferner ein kon- stantes Kapital vom Wert von 2000 Pfd.St. 500 Arbeiter erfordert, um es in Bewegung zu setzen, so setzen 400 Arbeiter nur ein kon- stantes Kapital zum Wert von 1600 Pfd.St. in Bewegung. Soll also die Produktion auf der bisherigen Stufe fortgefhrt und nicht 1/5 der Maschinerie stillgesetzt werden, so muá das variable Kapital um 100 Pfd.St. erh”ht werden, um nach wie vor 500 Arbeiter zu be- sch„ftigen; und dies ist nur m”glich dadurch, daá bisher disponi- bles Kapital gebunden wird, indem ein Teil der Akkumulation, der zur Ausdehnung dienen sollte, jetzt bloá zur Ausfllung dient oder ein zur Verausgabung als Revenue bestimmter Teil dem alten Kapital zugeschlagen wird. Mit einer um 100 Pfd.St. vermehrten Auslage an variablem Kapital wird dann 100 Pfd.St. weniger Mehr- wert produziert. Um dieselbe Anzahl Arbeiter in Bewegung zu set- zen, ist mehr Kapital n”tig, und zugleich ist der Mehrwert ver- ringert, den jeder einzelne Arbeiter liefert. Die Vorteile, die aus der Freisetzung, und die Nachteile, die aus der Bindung von variablem Kapital hervorgehn, existieren beide nur fr das schon engagierte und daher sich in gegebnen Verh„lt- nissen reproduzierende Kapital. Fr neu anzulegendes Kapital be- schr„nkt sich der Vorteil auf der einen, der Nachteil auf der an- dern Seite auf Erh”hung resp. Erniedrigung der Rate des Mehrwerts und entsprechenden, wenn auch keineswegs proportionellen Wechsel der Rate des Profits. --- Die eben untersuchte Freisetzung und Bindung von variablem Kapi- tal ist die Folge von Entwertung und Wertsteigerung der Elemente des variablen Kapitals, d.h. der Reproduktionskosten der Arbeits- kraft. Es k”nnte aber auch variables Kapital freigesetzt werden, wenn infolge der Entwicklung der Produktivkraft, bei gleichblei- bender Rate des Arbeitslohns, weniger Arbeiter erheischt werden, um dieselbe Masse konstantes Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso kann umgekehrt Bindung von zus„tzlichem variablerr Kapital stattfinden, wenn infolge von Abnahme der Produktivkraft #127# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- der Arbeit mehr Arbeiter erheischt sind auf dieselbe Masse kon- stantes Kapital. Wenn dagegen ein Teil des frher als variabel angewandten Kapitals in Form von konstantem angewandt wird, also nur ver„nderte Verteilung zwischen den Bestandteilen desselben Kapitals stattfindet, so hat dies zwar Einfluá auf die Rate des Mehrwerts wie des Profits, aber geh”rt nicht in die hier betrach- tete Rubrik der Bindung und Freisetzung von Kapital. Konstantes Kapital kann, wie wir schon sahen, ebenfalls gebunden oder entbunden werden infolge der Wertsteigerung oder Entwertung der Elemente, aus denen es besteht. Hiervon abgesehn, ist nur Bindung desselben m”glich (ohne daá etwa ein Teil des variablen in konstantes verwandelt wird), wenn die Produktivkraft der Ar- beit zunimmt, also dieselbe Arbeitsmasse gr”áres Produkt erzeugt und daher mehr konstantes Kapital in Bewegung setzt. Dasselbe kann unter gewissen Umst„nden stattfinden, wenn die Produktiv- kraft abnimmt, wie z.B. im Ackerbau, so daá dieselbe Arbeits- menge, um dasselbe Produkt zu erzeugen, mehr Produktionsmittel bedarf, z.B. gr”áere Aussaat oder Dngung, Dr„nierung etc. Ohne Entwertung kann konstantes Kapital freigesetzt werden, wenn durch Verbesserungen, Anwendung von Naturkr„ften etc. ein konstantes Kapital von geringerrn Wert in den Stand gesetzt wird, technisch denselben Dienst zu leisten, wie frher ein h”herwertiges. Man hat im Buch II gesehn, daá, nachdem die Waren in Geld verwan- delt, verkauft sind, ein bestimmter Teil dieses Geldes wieder in die stofflichen Elemente des konstanten Kapitals rckverwandelt werden muá, und zwar in den Verh„ltnissen, wie sie der bestimmte technische Charakter jeder gegebnen Produktionssph„re erheischt. Hier ist in allen Zweigen vom Arbeitslohn, also vom variablen Ka- pital abgesehn - das wichtigste Element der Rohstoff, mit Ein- schluá der Hilfsstoffe, die namentlich wichtig in Produktions- zweigen, wo kein eigentlicher Rohstoff eingeht, wie in Bergwerken und der extraktiven Industrie berhaupt. Der Teil des Preises, der den Verschleiá der Maschinerie ersetzen muá, geht mehr ideell in die Rechnung ein, solange die Maschinerie berhaupt noch werk- f„hig ist; es kommt nicht sehr darauf an, ob er heute oder mor- gen, oder in welchem Abschnitt der Umschlagszeit des Kapitals er gezahlt und in Geld ersetzt wird. Anders mit dem Rohstoff. Steigt der Preis des Rohstoffs, so mag es unm”glich sein, ihn nach Abzug des Arbeitslohns aus dem Wert der Ware vollst„ndig zu ersetzen. Heftige Preisschwankungen bringen daher Unterbrechungen, groáe Kollisionen und selbst Katastrophen im Reproduktionsprozeá her- vor. Es sind namentlich eigentliche Agrikulturprodukte, der orga- nischen Natur entstammende Rohstoffe, die solchen Wertschwankun- gen #128# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwert, in Profit usw. ----- infolge wechselnder Ernteertr„ge etc. - hier noch ganz vom Kre- ditsystem abgesehn - unterworfen sind. Dasselbe Quantum Arbeit kann sich hier infolge unkontrollierbarer Naturverh„ltnisse, der Gunst oder Ungunst der Jahreszeiten usw., in sehr verschiednen Mengen von Gebrauchswerten darstellen, und ein bestimmtes Maá dieser Gebrauchswerte wird darnach einen sehr verschiednen Preis haben. Stellt sich der Wert x in 100 Pfund der Ware a dar, so ist der Preis von einem Pfund von a ; wenn in 1000 Pfund a, 100 ist der Preis eines Pfundes von a usw. Es ist dies also das eine Ele- ment dieser Preisschwankungen des Rohstoffs. Ein zweites, das nur der Vollst„ndigkeit wegen hier erw„hnt wird - da die Konkurrenz wie das Kreditsystem hier noch auáer dem Kreis unsrer Betrachtung liegt -, ist in der Natur der Sache begrndet, daá pflanzliche und tierische Stoffe, deren Wachstum und Produktion bestimmten organischen, an gewisse natrliche Zeitr„ume gebundnen Gesetzen unterworfen sind, nicht pl”tzlich in demselben Maá vermehrt wer- den k”nnen, wie z.B. Maschinen und andres fixes Kapital, Kohlen, Erze etc.. deren Vermehrung, die sonstigen Naturbedingungen vor- ausgesetzt, in einem industriell entwickelten Land in krzester Frist vor sich gehn kann. Es ist daher m”glich und bei entwickel- ter kapitalistischer Produktion sogar unvermeidlich, daá die Pro- duktion und Vermehrung des Teils des konstanten Kapitals, der aus fixem Kapital, Maschinerie etc. besteht, einen bedeutenden Vor- sprung gewinnt vor dem Teil desselben, der aus organischen Roh- stollen besteht, so daá die Nachfrage nach diesen Rohstoffen schneller w„chst als ihre Zufuhr und daher ihr Preis steigt. Dies Steigen des Preises fhrt in der Tat nach sich 1. daá diese Roh- stoffe aus gr”árer Entfernung zugefhrt werden, indem der stei- gende Preis gr”áre Transportkosten deckt; 2. daá die Produktion derselben vermehrt wird, ein Umstand, welcher, der Natur der Sa- che nach, aber vielleicht erst ein Jahr sp„ter die Produktenmasse wirklich vermehren kann; und 3. daá allerlei frher unbenutzte Surrogate vernutzt und ”konomischer mit den Abf„llen umgegangen wird. Wenn das Steigen der Preise anf„ngt, sehr merklich auf die Ausdehnung der Produktion und die Zufuhr zu wirken, ist meist schon der Wendepunkt eingetreten, wo infolge des l„nger fortge- setzten Steigens des Rohstoffs und aller Waren, in die er als Element eingeht, die Nachfrage f„llt und daher auch eine Reaktion im Preis des Rohstoffs eintritt. Abgesehn von den Konvulsionen, die dies durch Entwertung von Kapital in verschiednen Formen be- wirkt, treten noch andre gleich zu erw„hnende Umst„nde ein. #129# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Zun„chst ist aber schon aus dem bisher Gesagten klar: Je entwic- kelter die kapitalistische Produktion und je gr”áer daher die Mittel pl”tzlicher und anhaltender Vermehrung des aus Maschinerie usw. bestehenden Teils des konstanten Kapitals, je rascher die Akkumulation (wie namentlich in Zeiten der Prosperit„t), desto gr”áer die relative šberproduktion von Maschinerie und andrem fixem Kapital und desto h„ufiger die relative Unterproduktion der pflanzlichen und tierischen Rohstoffe, desto markierter das vor- her beschriebne Steigen ihres Preises und der diesem entspre- chende Rckschlag. Desto h„ufiger sind also die Revulsionen, die in dieser heftigen Preisschwankung eines der Hauptelemente des Reproduktionsprozess ihren Grund haben. Tritt nun aber der Zusammenbruch dieser hohen Preise ein, weil ihr Steigen teils eine Vernnderung der Nachfrage hervorgerufen, teils aber eine Erweiterung der Produktion hier, eine Zufuhr von entferntem und bisher weniger oder gar nicht benutzten Produkti- onsgegenden dort verursacht hat und mit beiden eine die Nachfrage berholende Zufuhr der Rohstoffe - sie namentlich berholend bei den alten hohen Preisen -, so ist das Resultat von verschiednen Gesichtspunkten zu betrachten. Der pl”tzliche Zusammenbruch des Preises der Rohprodukte legt ihrer Reproduktion einen Hemmschuh an, und so wird das Monopol der Ursprungsl„nder, die unter den gnstigsten Bedingungen produzieren, wieder hergestellt; viel- leicht unter gewissen Einschr„nkungen hergestellt, aber doch her- gestellt. Die Reproduktion der Rohstoffe geht zwar infolge des gegebnen Anstoáes auf erweiterter Stufenleiter vor sich, nament- lich in den L„ndern, die mehr oder weniger das Monopol dieser Produktion besitzen. Aber die Basis, auf der infolge der erwei- terten Maschinerie etc. die Produktion vor sich geht, und die nun nach einigen Schwankungen als neue normale Basis, als neuer Aus- gangspunkt zu gelten hat, ist sehr erweitert durch die Vorg„nge w„hrend des letzten Umschlagszyklus. Dabei hat aber in einem Teil der sekund„ren Bezugsquellen die eben erst gesteigerte Reproduk- tion wieder bedeutende Hemmung erfahren. So kann man z.B. aus den Exporttabellen mit den Fingern herauszeigen, wie w„hrend der letzten 30 Jahre (bis 1865) die indische Baumwollproduktion w„chst, wenn Ausfall in der amerikanischen eintritt, und dann pl”tzlich wieder mehr oder minder nachhaltig zurckgeht. W„hrend der Zeit der Rohstoffteurung tun sich die industriellen Kapitali- sten zusammen, bilden Assoziationen, um die Produktion zu regu- lieren. So z.B. nach dem Steigen der Baumwollpreise 1848 in Man- chester, „hnlich fr die Produktion des Flachses in Irland. So- bald aber der unmittelbare Anstoá vorber ist und das allgemeine Prinzip der Konkurrenz, "im wohlfeilsten #130# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Markt zu kaufen" (statt wie jene Assoziationen bezwecken, die Produktionsf„higkeit in Passenden Ursprungsl„ndern zu begnsti- gen, abgesehn vom unmittelbaren, augenblicklichen Preis, wozu diese das Produkt derzeit liefern k”nnen) - sobald also das Prin- zip der Konkurrenz wieder souver„n herrscht, berl„át man es wie- der dem Preise, die Zufuhr zu regulieren. Aller Gedanke an ge- meinsame, bergreifende und vorgehende Kontrolle der Produktion der Rohstoffe - eine Kontrolle, die im ganzen und groáen auch durchaus unvereinbar ist mit den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, und daher immer frommer Wunsch bleibt oder sich auf ausnahmsweise gemeinsame Schritte in Augenblicken groáer unmit- telbarer Gefahr und Ratlosigkeit beschr„nkt - macht Platz dem Glauben, daá Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig regulieren werden. 16) Der Aberglaube der Kapitalisten ist hier so grob, daá selbst die Fabrikinspektoren wieder und wieder in ihren Berichten dar die H„nde ber dem Kopf zusammenschlagen. Die Abwechslung guter und schlechter Jahre bringt natrlich auch wieder wohlfei- lere Rohstoffe hervor. Abgesehn von der unmittelbaren Wirkung, die dies auf Ausdehnung der Nachfrage hat, kommt hinzu die frher erw„hnte Wirkung auf die Profitrate, als Stimulus. Und der obige Prozeá mit dem allm„hlichen berholtwerden der Produktion der Rohstoffe durch die Produktion von Maschinerie etc. wiederholt sich dann auf gr”árer Stufenleiter. Die wirkliche Verbesserung des Rohstoffs, so daá er nicht nur der Quantit„t, sondern auch der erheischten Qualit„t nach ----- 16) Seit obiges geschrieben wurde (1865), hat sich die Konkurrenz auf dem Weltmarkt bedeutend gesteigert durch die rapide Entwick- lung der Industrie in allen Kulturl„ndern, namentlich in Amerika und Deutschland. Die Tatsache, daá die rasch und riesig anschwel- lenden modernen Produktivkr„fte den Gesetzen des kapitalistischen Warenaustausches, innerhalb deren sie sich bewegen sollen, t„g- lich mehr ber den Kopf wachsen - diese Tatsache dringt sich heute auch dem Bewuátsein der Kapitalisten selbst mehr und mehr auf. Dies zeigt sich namentlich in zwei Symptomen. Erstens in der neuen allgemeinen Schutzzollmanie, die sich von der alten Schutz- z”llnerei besonders dadurch unterscheidet, daá sie gerade die ex- portf„higen Artikel am meisten sch„tzt. Zweitens in den Kartellen (Trusts) der Fabrikanten ganzer groáer Produktionssph„ren zur Re- gulierung der Produktion und damit der Preise und Profite. Es ist selbstredend, daá diese Experimente nur bei relativ gnstigem ”konomischen Wetter durchfhrbar sind. Der erste Sturm muá sie ber den Haufen werfen und beweisen, daá, wenn auch die Produk- tion einer Regulierung bedarf, es sicher nicht die Kapitalisten ist, die dazu berufen ist. Inzwischen haben diese Kartelle nur den Zweck, dafr zu sorgen. daá die Kleinen noch rascher von den Groáen verspeist werden als bisher. - F.E. #131# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- geliefert wrde, z.B. Baumwolle amerikanischer Qualit„t von In- dien aus, wrde erheischen lang fortgesetzte, regelm„áig wach- sende und stetige europ„ische Nachfrage (ganz abgesehn von den ”konomischen Bedingungen, worunter der indische Produzent in sei- ner Heimat gestellt ist). So aber wird die Produktionssph„re der Rohstoffe nur stoáweise, bald pl”tzlich erweitert, dann wieder gewaltsam kontrahiert. Es ist dies alles, wie auch der Geist der kapitalistischen Produktion berhaupt, sehr gut zu studieren an der Baumwollennot von 1861-1865, wo noch hinzukam, daá ein Roh- stoff zeitweis ganz fehlte, der eins der wesentlichsten Elemente der Reproduktion ist. Es kann n„mlich auch der Preis steigen, w„hrend die Zufuhr voll ist, aber unter schwierigem Bedingungen voll. Oder es kann wirklicher Mangel an Rohstoff vorhanden sein. In der Baumwollkrisis fand ursprnglich das letztre statt. Je mehr wir daher in der Geschichte der Produktion der unmittel- barsten Gegenwart n„herrcken, um so regelm„áiger finden wir, na- mentlich in den entscheidenden Industriezweigen, den stets sich wiederholenden Wechsel zwischen relativer Teurung und daraus ent- springender, sp„trer Entwertung der der organischen Natur ent- lehnten Rohstoffe. Man wird das bisher Entwickelte illustriert finden in den folgenden, den Berichten der Fabrikinspektoren ent- lehnten Beispielen. Die Moral von der Geschichte, die man auch durch sonstige Be- trachtung der Agrikultur gewinnen kann, ist die, daá das kapita- listische System einer rationellen Agrikultur widerstrebt oder die rationelle Agrikultur unvertr„glich ist mit dem kapitalisti- schen System (obgleich dies ihre technische Entwicklung bef”r- dert) und entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der Kontrolle der ass oziie rten Produzenten bedarf. --- Wir lassen nun die soeben erw„hnten Illustrationen aus den engli- schen Fabrikberichten folgen. "Der Stand des Gesch„fts ist besser; aber der Zyklus guter und schlechter Zeiten verkrzt sich mit der Vermehrung der Maschine- rie, und wie sich damit die Nachfrage nach Rohstoff vermehrt, wiederholen sich auch die Schwankungen in der Gesch„fts h„ufi- ger... Augenblicklich ist nicht nur das Vertrauen wiederherge- stellt nach der Panik von 1857, sondern die Panik selbst scheint fast ganz vergessen.. Ob diese Besserung anhalten wird oder nicht, h„ngt in sehr groáem Maá ab vorn Preis der Rohstoffe. Es zeigen sich mir bereits Vorzeichen, daá in einigen F„llen das Ma- ximum schon erreicht ist, worber hinaus die Fabrikation immer weniger profitlich wird, bis sie endlich ganz aufh”rt, Profit zu liefern. Nehmen wir z.B. die gewinnreichen Jahre im #132# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Worsted-Gesch„ft 1849 und 1850, so sehn wir, daá der Preis engli- scher Kammwolle, auf 13 d. stand und von australischer 14 bis 17 d. per Pfund, und daá im Durchschnitt der 10 Jahre 1841-1850 der Durchschnittspreis englischer Wolle nie ber 14 d. und australi- scher ber 17 d. per Pfund stieg. Ab er im Anfang des Unglcks- jahrs 1857 stand australische Wolle auf 23 d.; sie fiel im Dezem- ber, in der schlimmsten Zeit der Panik, auf 18 d., ist aber im Lauf des Jahres 1858 wieder auf den gegenw„rtigen Preis von 21 d. gestiegen. Englische Wolle fing 1857 ebenfalls mit 20 d. an, stieg im April und September auf 21 d., fiel im Januar 1858 auf 14 d. und ist seitdem auf 17 d. gestiegen, so daá sie 3 d. per Pfund h”her steht als der Durchschnitt der angefrten 10 Jahre... Dies zeigt nach meiner Ansicht, daá entweder die Fallimente von 1857, die „hnlichen Preisen geschuldet waren, vergessen sind; oder daá nur knapp so viel Wolle produziert wird, wie die vor- handnen Spindeln verspannen k”nnen; oder aber daá die Preise von Geweben eine dauernde Steigerung erfahren werden... Ich habe aber in meiner bisherigen Erfahrung gesehn, wie in unglaublich kurzer Zeit die Spindeln und Websthle nicht nur ihre Zahl vervielf„l- tigt haben, sondern auch ihre Betriebsgeschwindigkeit; daá ferner unsre Wollausfuhr nach Frankreich fast in demselben Verh„ltnis gestiegen ist, w„hrend sowohl im In- wie im Ausland das Durch- schnittsalter der gehaltnen Schafe immer niedriger wird, da die Bev”lkerung sich rasch vermehrt und die Zchter ihren Viehbestand so rasch wie m”glich in Geld verwandeln wollen. Es ist mir daher oft „ngstlich zumute gewesen, wenn ich Leute sah, die, ohne diese Kenntnis, ihr Geschick und ihr Kapital in Unternehmungen angelegt haben, deren Erfolg von der Zufuhr eines Produkts abh„ngt, das nur nach gewissen organischen Gesetzen sich vermehren kann... Der Stand von Nachfrage und Zufuhr aller Rohstoffe... scheint viele Schwankunen im Baumwollengesch„ft zu erkl„ren und ebenso die Lage des englischen Wollmarkts im Herbst 1857 und die daraus folgende Gesch„ftskrisis." 17 (R. Baker in Rep. Fact., Oct. 1858", p. 56- 61.) Die Bltezeit der Worsted-Industrie des West Riding von Yorkshire war 1849/50. Es wurden dort hierin besch„ftigt 1838 29 246 Per- sonen, 1843 37 060, 1845 48 097, 1850 74 891. In demselben Di- strikt: 1838 2768 mechanische Websthle, 1841 11 458, 1843 16 870, 1845 19 121 und 1850 29 539. ("Rep. Fact., [Oct.] 1850", p. 60.) Diese Blte der Kammwollindustrie fing an bereits im Oktober 1850 verd„chtig zu werden. Im Bericht vom April 1851 sagt Subinspektor Baker ber Leeds und Bradford: "Der Stand des Gesch„fts ist seit einiger Zeit sehr unbefriedi- gend. Die Kammgarnspinner verlieren rasch die Profite von 1850, und die Mehrzahl der Weber kommt auch nicht besonders voran. Ich glaube, daá augenblicklich mehr Wollenmaschinerie stillsteht als je vorher, und auch die Machsspinner entlassen Arbeiter und stel- len Maschinen --- 17) Es versteht sich, daá wir nicht, mit Herrn Baker, die Wollen- krisis von 1857 aus dem Miáverh„ltnis der Preise zwischen Roh- stoff und Fabrikat e r k l „ r e n. Dies Verh„ltnis war selbst nur ein Symptom, und die Krise eine allgemeine. - F. E. #133# 6. Kapitel - Wirkung von Preise ----- still. Die Zyklen der Textilindustrie sind jetzt in der Tat „u- áerst ungewiá, und wir werden, denke ich, bald zur Einsicht kom- men... daá kein Verh„ltnis eingehalten wird zwischen der Produk- tionsf„higkeit der Spindeln, der Menge des Rohstoffs und der Ver- mehrung der Bev”lkerung." (p. 52.) Dasselbe gilt fr die Baumwollindustrie. In dem eben zitierten Bericht von Oktober 1858 heiát es: "Seitdem die Arbeitsstunden in Fabriken festgesetzt worden, sind die Betr„ge des Rohstoffverbrauchs, der Produktion, der L”hne in allen Textilindustrien auf einfache Regeldetri reduziert wor- den... Ich zitiere aus einem neulichen Vortrag... des Herrn Baynes, des jetzigen Mayor von Blackburn, ber die Baumwollindu- strie, worin er die industrielle Statistik seiner eignen Gegend mit m”glichstes Genauigkeit zusammengestellt: 'Jede wirkliche Pferdekraft bewegt 450 self-actor-Spindeln nebst Vorspinnmaschinerie oder 200 throstle-Spindeln oder 15 Sthle fr 40 Zoll breites Tuch, nebst Haspel., Scherungs- und Schlichtma- schinerie. Jede Pferdekraft besch„ftigt beim Spinnen 2 1/2 Arbei- ter, beim Weben aber 10; ihr Durchschnittslohn ist reichlich 10 1/2 sh. per Kopf per Woche... Die verarbeiteten Durchschnittsnum- mern sind Nr. 30-32 fr die Kette und Nr. 34-36 fr den Ein- schlag; nehmen wir das w”chentlich produzierte Gespinst auf 13 Unzen per Spindel an, so gibt dies 824 700 Pfund Garn per Woche, wofr 970 000 Pfund oder 2300 Ballen Baumwolle zum Preis von 28 300 Pfd.St. verbraucht werden... In unserm Distrikt (in einem Umkreis um Blackburn mit 5 englischen Meilen Radius) ist der w”- chentliche Baumwollverbrauch 1 530 000 Pfund oder 3650 Ballen zum Kostpreis von 44 625 Pfd.St. Es ist dies 1/18 der ganzen Baum- wollspinnerei des Vereinigten K”nigreichs und 1/6 der s„mtlichen mechanischen Weberei.' Nach den Berechnungen des Herrn Baynes w„re also die Gesamtzahl der Baum, wollspindeln des K”nigreichs 28 800 000, und um diese in voller Besch„ftigung zu halten, wrden j„hrlich 1 432 080 000 Pfund Baumwolle erfordert. Aber die Baumwolleinfuhr, nach Abzug der Ausfuhr, war 1856 und 1857 nur 1 022 576 832 Pfund; es muá also notwendig ein Defizit von 409 503 168 Pfund stattgefunden haben. Herr Baynes, der die Gte hatte, diesen Punkt mit mir zu besprechen, glaubt, daá eine Berechnung des j„hrlichen Bauinwoll- verbrauchs, begrndet auf den Verbrauch des Distrikts von Black- burn, zu hoch ausfallen wrde infolge des Unterschieds, nicht nur der gesponnenen Nummern, sondern auch der Vortrefflichkeit der Maschinerie. Er sch„tzt den gesamten j„hrlichen Baumwollverbrauch des Vereinigten K”nigreichs auf 1000 Mill. Pfund. Aber wenn er recht hat und wirklich ein šberschuá der Zufuhr von 22 1/2 Mill. stattfindet, so scheint Nachfrage und Zufuhr sich schon jetzt beinahe das Gleichgewicht zu halten, auch ohne daá wir die zu- s„tzlichen Spindeln und Websthle in Erw„gung ziehn, die nach Herrn Baynes in seinem eignen Bezirk in Aufstellung begriffen sind und, danach zu urteilen. in andren Distrikten wahrscheinlich ebenfalls." (p.59, 60, 61.) #134# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit ----- III. Allgemeine Illustration: die Baumwollkrise 1861-1865 Vorgeschichte 1845-1860. 1845. Bltezeit der Baumwollindustrie. Sehr niedriger Baumwoll- preis. L. Horner sagt darber: "W„hrend der letzten 8 Jahre ist mir keine so lebhafte Ge- sch„ftsperiode vorgekommen, wie sie im letzten Sommer und Herbst vorgeherrscht hat. Besonders in der Baumwollspinnerei. Das ganze halbe Jahr durch habe ich jede Woche Anmeldungen neuer Kapitalan- lagen in Fabriken erhalten; bald waren es neue Fabriken, die ge- baut wurden, bald hatten die wenigen leerstehenden neue Mieter gefunden, bald wurde, im Betrieb befindliche Fabriken ausgedehnt, neue st„rkre Dampfmaschinen und vermehrte Arbeitsmaschinerie auf- gestellt." ("Rep. Fact., Oct. 1845", p. 13.) 1846. Die Klagen beginnen. "Schon seit l„ngrer Zeit h”re ich von den Baumwollfabrikanten sehr verbreitete Klagen ber den gedruckten Stand ihres Ge- sch„fts... w„hrend der letzten 6 Wochen haben verschiedne Fabri- ken angefangen kurze Zeit zu arbeiten, gew”hnlich 8 Stunden t„g- lich statt 12; dies scheint sich zu verbreiten... es hat ein groáer Preisaufschlag der Baumwolle stattgefunden und... nicht nur keine Preiserh”hung des Fabrikats, sondern... seine Preise sind niedriger als vor dem Aufschlag in Baumwolle. Die groáe Ver- mehrung in der Zahl der Baumwollfabriken w„hrend der letzten 4 Jahre muá zur Folge gehabt haben einerseits eine stark vermehrte Nachfrage nach dem Rohstoff und andrerseits eine stark vermehrte Zufuhr von Fabrikaten auf den Markt; beide Ursachen mssen ge- meinsam zur Herackung des Profits gewirkt haben, solange die Zu- fuhr des Rohstoffs und die Nachfrage nach dem Fabrikat unver„n- dert blieb; aber sie haben noch weit st„rker gewirkt, weil einer- seits die Zufuhr von Baumwolle neuerdings ungengend war und andrerseits die Nachfrage nach den Fabrikaten in verschiednen in- l„ndischen und ausl„ndischen M„rkten abgenommen hat." ("Rep. Fact., Oct. 1846", p. 10.) Die steigende Nachfrage nach Rohstoff und die šberfllung des Markts mit Fabrikat gehn natrlich Hand in Hand. - Beil„ufig be- schr„nkte sich die damalige Ausdehnung der Industrie und nachfol- gende Stockung nicht auf die Baumwolldistrikte. Im Kammwolldi- strikt von Bradford waren 1836 nur 318 Fabriken, 1846 dagegen 490. Diese Zahlen drucken bei weitem nicht die wirkliche Steige- rung der Produktion aus, da die bestehenden Fabriken gleichzeitig bedeutend erweitert wurden. Dies gilt besonders auch von Flachsspinnereien. #135# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- "Sie alle haben mehr oder weniger w„hrend der letzten 10 Jahre beigetragen zu der šberfhrung des Markts, der die jetzige Stoc- kung des Gesch„fts groáenteils zugeschrieben werden muá... Der gedruckte Gesch„ftsstand folgt ganz natrlich aus einer so ra- schen Erweitrung der Fabriken und der Maschinerie." ("Rep. Fact., Oct. 1846", p. 30.) 1847. Im Oktober Geldkrisis. Diskonto 8%. Vorher schon Zusammen- bruch des Eisenbahnschwindels, der ostindischen Wechselreiterei. Aber: "Herr Baker gibt sehr interessante Details ber die in den letz- ten Jahren gestiegne Nachfrage fr Baumwolle, Wolle und Flachs infolge der Ausdehnung dieser Industrien. Er h„lt die vermehrte Nachfrage nach diesen Rohstoffen, namentlich da sie zu einer Zeit eintrat, wo deren Zufuhr weit unter den Durchschnitt gefallen ist, fr fast gengend, den gegenw„rtigen gedruckten Stand dieser Gesch„ftszweige zu erkl„ren, auch ohne daá man die Zerrttung des Geldmarkts zu Hilfe nimmt. Diese Ansicht wird vollst„ndig best„- tigt durch meine eignen Beobachtungen und durch das, was ich von gesch„ftskundigen Leuten erfahren habe. Diese verschiednen Ge- sch„ftszweige waren alle schon sehr gedrckt, als Diskontierungen noch leicht zu 5% und weniger zu bewirken waren. Dagegen war die Zufuhr von Rohseide reichlich, die Preise m„áig und das Gesch„ft demgem„á lebhaft, bis... in den letzten 2 oder 3 Wochen, wo un- zweifelhaft die Geldkrisis nicht nur die Trarnierer selbst, son- dern noch mehr ihre Hauptkunden, die Fabrikanten von Modewaren, affiziert hat. Ein Blick auf die ver”ffentlichten amtlichen Be- richte zeigt, daá die Baumwollindustrie in den letzten drei Jah- ren sich um beinahe 27% vermehrt hat. Infolgedessen ist Baum- wolle, rund gesprochen, von 4 d. auf 6 d. per Pfund gestiegen, w„hrend Garn, dank der vermehrten Zufuhr, nur eine Kleinigkeit ber seinem frhern Preise steht. Die Wollindustrie fing 1836 an, sich auszudehnen, seitdem ist sie in Yorkshire um 40% gewachsen und in Schottland noch mehr. Noch gr”áer ist der Zuwachs in der Worsted-Industrie." Die Berechnungen ergeben hier fr denselben Zeitraum eine Ausdehnung von ber 74%. Der Verbrauch von Rohwolle ist daher enorm gewesen. Die Leinenindustrie zeigt seit 1839 einen Zuwachs von ungef„hr 25% in England, 22% in Schottland und beinahe 90% in Irland ; die Folge hiervon, bei gleichzeitigen schlechten Flachsernten, war, daá der Rohstoff um 10 Pfd.St. per Tonne gestiegen, der Garnpreis dagegen 6 d. das Bndel gefallen ist." ("Rep. Fact., Oct. 1847", p. 30, 31.) --- 18) Man unterscheidet in England streng zwischen Woollen Manufac- ture, die aus kurzer Wolle Streichgarn spinnt und verweht (Hauptzentrum Leeds), und Worsted Manufacture, die aus langer Wolle Kammgarn spinnt und verweht (Hauptsitz Bradford in Yorks- hire). - F.E. 19) Diese rasche Ausdehnung der Maschinenspinnerei von Leinengarn in Irland gab dem Export des deutschen (schlesischen, Lausitzer, westf„lischen) aus Handgepinst gewobnen Leinens damals den Todes- stoá. - F.E. #136# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 1849. Seit den letzten Monaten von 1848 lebte das Gesch„ft wieder auf. "Der Flachspreis, der so niedrig war, daá er fast unter allen m”glichen zuknftigen Umst„nden einen ertr„glichen Profit sicher- stellte, hat die Fabrikanten veranlaát, ihr Gesch„ft stetig fort- zufahren. Die Wollfabrikanten waren im Anfang des Jahrs eine Zeitlang sehr stark besch„ftigt... ich frchte aber, daá Konsi- gnationen von Wollenwaren oft die Stelle wirklicher Nachfrage vertreten und daá Perioden scheinbarer Prosperit„t, d.h. voller Besch„ftigung, nicht immer mit den Perioden legitimer Nachfrage sich decken. W„hrend einiger Monate ist das Worsted-Gesch„ft be- sonders gut gewesen... Im Anfang der erw„hnten Periode stand Wolle besonders niedrig; die Spinner hatten sich zu vorteilhaften Preisen gedeckt und sicher auch in bedeutenden Quantit„ten. Als der Wollpreis mit den Frhjahrsauktionen stieg, hatten die Spin- ner den Vorteil davon, und sie behielten ihn, da die Nachfrage nach Fabrikaten betr„chtlich und unabweishar wurde." ("Rep. Fact., [April] 1849", p. 42.) "Wenn wir die Variationen im Stand des Gesch„fts ansehn, die in den Fabrikdistrikten seit jetzt 3 oder 4 Jahren vorgekommen sind, so mssen wir, glaube ich, zugeben, daá irgendwo eine groáe St”- rungsursache besteht... Kann da nicht die ungeheure Produktiv- kraft der vermehrten Maschinerie ein neues Element geliefert ha- ben?" ("Rep. Fact., April 1849", p. 42, 43.) Im November 1848, Mai und Sommer bis Oktober 1849 wurde das Ge- sch„ft immer schwunghafter. "Am meisten gilt dies von der Fabrikation von Stoffen aus Ungarn, die sich um Bradford und Halifax gruppiert; dies Gesch„ft hat zu keiner frhern Zeit auch nur ann„hernd seine jetzige Ausdehnung erreicht... Die Spekulation im Rohstoff und die Ungewiáheit ber seine wahrscheinliche Zufuhr hat von jeher gr”áre Aufregung und h„ufigere Schwankung in der Baumwollindustrie hervorgerufen als in irgendeinem andern Gesch„ftszweig. Es findet hier augenblick- lich eine Anh„ufung von Vorr„ten grabrer Baumwollwaren statt, die die kleinern Spinner beunruhigt und sie bereits benachteiligt, so daá mehrere von ihnen kurze Zeit arbeiten." ("Rep. Fact., Oct. 1849", p. 64, 65.) 1850. April. Fortdauernd flottes Gesch„ft. Ausnahme: "Groáe Depression in einem Teil der Baumwollindustrie infolge un- gengender Zufuhr des Rohstoffs gerade fr grobe Garnnummem und schwere Gewebe... Es wird befrchtet, daá die fr das Worsted-Ge- sch„ft neuerdings aufgestellte vermehrte Maschinerie eine „hnli- che Reaktion herbeifhren wird. Herr Baker berechnet, daá allein im Jahre 1849 in diesem Gesch„ftszweig das Produkt der Websthle um 40% und das der Spindein um 25-30% gestiegen ist, und die Aus- dehnung geht noch immer im selben Verh„ltnis voran." ("Rep. Fact., April 1850" p. 54.) #137# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- 1850. Oktober. "Der Baumwollpreis f„hrt fort... eine betr„chtliche Gedrcktheit in diesem Industriezweig zu verursachen, besonders fr solche Wa- ren, bei denen der Rohstoff, einen betr„chtlichen Teil der Pro- duktionskosten ausmacht. Der groáe Preisaufschlag der Rohseide hat auch in diesem Zweig vielfach einen Druck herbeigefhrt." ("Rep. Fact., Oct. 1850", p. 14.) Nach dem hier zitierten Bericht des Komitees der k”niglichen Ge- sellschaft fr Flachsbau in Irland hatte hier der hohe Flachs- preis, bei niedrigem Preisstand andrer landwirtschaftlichen Pro- dukte, eine bedeutende Vermehrung der Flachsproduktion fr das folgende Jahr sichergestellt. (p. 33.) 1853. April. Groáe Prosperit„t. "Zu keiner Zeit w„hrend der 17 Jahre, w„hrend denen ich amtliche Kenntnis genommen habe vom Stand des Fabirikdistrikts von Lan- cashire, ist mir eine solche allgemeine Prosperit„t vorgekommen; die T„tigkeit ist in allen Zweigen auáerordentlich", sagt L. Hor- ner. ("Rep. Fact., April 1853", p. 19.) 1853. Oktober. Depression der Baumwollindustrie. "šberproduktion." ("Rep. Fact., October 1853", p. 15.) 1854. April. "Das Wollgesch„ft, obwohl nicht flott, hat in allen Fabriken volle Besch„ftigung geliefert; ebenso die Baumwollindustrie. Das Worsted-Gesch„ft war im ganzen vorigen Halbjahr durchweg unregel- m„áig... In der Leinenindustrie fand St”rung statt infolge der verminderten Zufuhren von Flachs und Hanf aus Ruáland wegen des Krimkriegs." ("Rep. Fact., [April] 1854", p. 37.) 1859. "Das Gesch„ft in der schottischen Leinenindustrie ist noch ge- drckt... da der Rohstoff selten und teuer ist; die geringe Qua- lit„t der vorigen Ernte in den Ostseel„ndern, woher wir unsre Hauptzufuhr bezogen, wird eine sch„dliche Wirkung auf das Ge- sch„ft dieses Bezirks ausben; dagegen ist Jute, die in vielen groben Artikeln den Flachs allm„hlich verdr„ngt, weder ungew”hn- lich teuer noch selten... ungef„hr die H„lfte der Maschinerie in Dundee spinnt jetzt Jute." ("Rep. Fact., April 1859", p. 19.) "Infolge des hohen Preises des Rohstoffs ist die Flachsspinnerei noch immer durchaus nicht lohnend, und w„hrend alle andern Fabri- ken die volle Zeit laufen, haben wir verschiedne Beispiele der Stillsetzung von Flachsmaschinerie... Die Jutespinnerei... ist in einer zufriedenstellendem Lage, da neuerdings dieser Stoff auf einen m„áigem Preis herabgegangen ist." ("Rep. Fact. October 1859", p. 20.) #138# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 1861-1864. Amerikanischer Brgerkrieg. Cotton Famine. 1*) Das gr”áte Beispiel der Unterbrechung des Produktionsprozesses durch Mangel und Teuerung des Rohstoffs 1860. April. "Was den Stand des Gesch„fts angeht, freut es mich, Ihnen mittei- len zu k”nnen, daá trotz des hohen Preises der Rohstoffe alle Textilindustrien, mit Ausnahme von Seide, w„hrend des letzten halben Jahres recht gut besch„ftigt gewesen sind... In einigen der Baumwollbezirke sind Arbeiter auf dem Weg der Annonce gesucht worden und aus Norfolk und andern l„ndlichen Grafschaften dorthin gewandert... Es scheint in jedem Industriezweig ein groáer Mangel an Rohstoff zu herrschen. Es ist... dieser Mangel allein, der uns in Schranken h„lt. Im Baumwollgesch„ft ist die Zahl der neu er- richteten Fabriken, die Erweiterung der schon bestehenden und die Nachfrage nach Arbeitern wohl nie so stark gewesen wie jetzt. Nach allen Richtungen hin ist man auf der Suche nach Rohstoff." ("Rep. Fact., April 1860", p. 57.) 1860. Oktober. "Der Stand des Gesch„fts in den Baumwoll-, Woll- und Flachsbezir- ken ist gut gewesen; in Irland soll er sogar sehr gut gewesen sein seit mehr als einem Jahr und w„re noch besser gewesen ohne den hohen Preis des Rohstoffs. Die Flachsspinner scheinen mit mehr Ungeduld als je auf die Er”ffnung der Hilfsquellen Indiens durch die Eisenbahnen zu warten und auf die entsprechende Ent- wicklung seiner Agrikultur, um endlich eine... ihren Bedrfnissen entsprechende Zufuhr von Flachs zu erhalten." ("Rep. Fact., October 1860", p. 37.) 1861. April. "Der Gesch„ftsstand ist augenblicklich gedrckt... einige wenige Baumwollfabriken arbeiten kurze Zeit, und viele Seidenfabriken sind nur teilweise besch„ftigt. Rohstoff ist teuer. In fast jedem textilen Zweige steht er ber dem Preis, zu dem er fr die Masse der Konsumenten verarbeitet werden kann." ("Rep. Fact., April 1861 p. 33.) Es zeigte sich jetzt, daá 1860 in der Baumwollindustrie berpro- duziert worden war; die Wirkung davon machte sich noch w„hrend der n„chsten Jahre fhlbar. "Es hat zwischen zwei und drei Jahren genommen, bis die šberpro- duktion von 1860 auf dem Weltmarkt absorbiert war." ("Rep. Fact., October 1863", p. 127.) Der gedruckte Stand der M„rkte fr Baum- wollfabrikate in Ostasien, anfangs 1860, hatte eine entsprechende Rckwirkung auf das Gesch„ft in Blackburn, wo im Durchschnitt 30 000 mechanische Websthle fast ausschlieálich in der Produk- tion von Geweben fr diesen Markt besch„ftigt sind. Die Nachfrage fr Arbeit war demzufolge hier schon ----- 1*) Baumwolinot #139# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- beschr„nkt, viele Monate bevor die Wirkungen der Baumwollblockade sich fhlbar machten... Glcklicherweise wurden hierdurch viele Fabrikanten vor dem Ruin bewahrt. Die Vorr„te stiegen im Wert, solange man sie auf Lager hielt, und so wurde die erschreckende Entwertung vermieden, die sonst in einer solchen Krisis unver- meidlich war." ("Rep. Fact., October 1862", p. 28, 29, 30.) 1861. Oktober. "Das Gesch„ft ist seit einiger Zeit sehr gedruckt gewesen... Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daá w„hrend der Wintermonate viele Fabriken die Arbeitszeit sehr verkrzen werden. Dies war indes vorherzusehn... ganz abgesehn von den Ursachen, die unsre gew”hnliche Baumwollzufuhr von Amerika und unsre Ausfuhr unter- brochen haben, wurde Verkrzung der Arbeitszeit fr den kommenden Winter notwendig geworden sein infolge der starken Vermehrung der Produktion in den letzten drei Jahren und der St”rungen im indi- schen und chinesischen Markt." ("Rep. Fact., October 1861", p. 19.) Baumwollabfall. Ostindische Baumwolle (Surat). Einfluá auf den Lohn der Arbeiter. Verbesserung in der Maschinerie. Ersetzung von Baumwolle durch St„rkmehl und Mineralien. Wirkung dieser St„rk- mehlschlichte auf die Arbeiter. Spinner feinerer Garnnummern. Be- trug der Fabrikanten "Ein Fabrikant schreibt mir wie folgt: was die Sch„tzung des Baumwollverbrauchs per Spindel betrifft, so ziehn Sie wohl nicht hinreichend die Tatsache in Rechnung, daá, wenn Baumwolle teuer ist, jeder Spinner gew”hnlicher Garne (sage bis Nr. 40, haupt- s„chlich Nr. 12-32) so feine Nummern spinnt, wie er nur irgend kann, d.h. er wird Nr. 16 spinnen statt frher Nr. 12 oder Nr. 22 statt Nr. 16 usw.; und der Weber, der diese feinen Carne verwebt, wird seinen Kattun auf das gew”hnliche Gewicht bringen, indem er um so viel mehr Schlichte zusetzt. Dies Hilfsmittel wird jetzt benutzt in einem wirklich schm„hlichen Grad. Ich habe aus guter Quelle geh”rt, daá es ordin„re Shirtings 1*) fr Export gibt, wo- von das Stck 8 Pfund wiegt, und wovon 2 3/4 Pfund Schlichte wa- ren. In Gewebe andrer Sorten wird oft bis zu 50% Schlichte ge- steckt, so daá der Fabrikant keineswegs lgt, der sich rhmt, ein reicher Mann zu werden, indem er sein Gewebe fr weniger Geld per Pfund verkauft, als er fr das Garn bezahlt hat, woraus es ge- macht ist." ("Rep. Fact., April 1864", p. 27.) "Es sind mir auch Aussagen gemacht worden, daá die Weber ihren gesteigerten Krankheitsstand der Schlichte zuschreiben, die fr die aus ostindischer Baumwolle gesponnenen Ketten verwandt wird und die nicht mehr wie frher bloá aus Mehl besteht. Dies Surro- gat fr Mehl soll jedoch den sehr groáen Vorteil bieten, daá es das Gewicht des Gewebes bedeutend vermehrt, so daá 15 Pfund Garn, wenn verwebt, zu 20 Pfund werden." ("Rep. Fact., Oct. 1863", p. 63. Dies Surrogat war gemahlner Talk, ----- 1*) Hemdenstoffe #140# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- genannt China clay, oder Cips, genannt French chalk.) - "Der Ver- dienst der Weber (hier bedeutet dies die Arbeiter) ist sehr ver- mindert durch Anwendung von Surrogaten fr Mehl als Ketten- schlichte. Diese Schlichte macht das Garn schwerer, aber auch hart und brchig. Jeder Faden der Kette geht im Webstuhl durch die sogenannte Litze, deren starke F„den die Kette in der richti- gen Lage halten; die hartgeschlichteten Ketten verursachen fort- w„hrende Fadenbrche in der Litze; jeder Bruch verursacht dem We- ber fnf Minuten Zeitverlust zur Reparatur; der Weber hat diese Sch„den jetzt mindestens 10mal so oft wie frher auszubessern, und der Stuhl leistet w„hrend der Arbeitsstunden natrlich um so viel weniger." (l.c.p. 42, 43.) "In Ashton, Stalybridge, Mossley, Oldham etc. ist die Beschr„n- kung der Arbeitszeit um ein volles Drittel durchgefhrt, und die Arbeitsstunden werden noch jede Woche weiter verkrzt... Gleich- zeitig mit dieser Verkrzung der Arbeitszeit findet auch in vielen Zweigen Herabsetzung des Lohns statt." (p. 13.) Anfangs 1861 fand ein Strike unter den mechanischen Webern in ei- nigen Teilen von Lancashire statt. Verschiedne Fabrikanten hatten eine Lohnherabsetzung von 5-7 1/2 % angekndigt; die Arbeiter be- standen darauf, daá die Lohns„tze beibehalten, aber die Arbeits- stunden verkrzt werden sollten. Dies wurde nicht bewilligt, und der Strike entstand. Nach einem Monat muáten die Arbeiter nachge- ben. Aber nun erhielten sie beides: "Auáer der Lohnherabsetzung, worin die Arbeiter zuletzt einwil- ligten, arbeiten jetzt auch viele Fabriken kurze Zeit." (" Rep. Fact., April 1861", p. 23.) 1862. April. "Die Leiden der Arbeiter haben sich seit dem Datum meines letzten Berichts bedeutend vermehrt, aber zu keinerzeit in der Geschichte der Industrie sind so pl”tzliche und so schwere iden ertragen worden mit so viel schweigender Resignation und so geduldigem Selbstgefhl." ("Rep. Fact., April 1862", p. 10.) - Die Verh„lt- niszahl der augenblicklich ganz besch„ftigungslosen Arbeiter scheint nicht viel gr”áer zu sein als 1848, wo eine gew”hnliche Panik herrschte, die aber bedeutend genug war, um die beunruhig- ten Fabrikanten zur Zusammenstellung einer „hnlichen Statistik ber die Baumwollindustrie zu veranlassen, wie sie jetzt w”chent- lich ausgegeben wird... Im Mai 1848 waren von s„mtlichen Baum- wollarbeitern in Manchester 15%, unbesch„ftigt, 12% arbeiteten kurze Zeit, w„hrend ber 70% auf voller Zeit besch„ftigt waren. Am 28. Mai 1862 waren 15% unbesch„ftigt, 35% arbeiteten kurze Zeit, 49% volle Zeit... In den Nachbarorten, z.B. Stockport, ist die Prozentzahl der nicht voll und der gar nicht Besch„ftigten h”her, die der Vollbesch„ftigten geringer", weil n„mlich hier gr”bere Nummern gesponnen werden als in Manchester. (p. 16.) 1862. Oktober, "Nach der letzten amtlichen Statistik waren [1861] im Vereinigten K”nigreich 2887 Baumwollfabriken, davon 2109 in meinem Distrikt (Lancashire und Cheshire). #141# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- Ich wuáte wohl, daá ein sehr groáer Teil der 2109 Fabriken in meinem Bezirk kleine Etablissements waren, die nur wenig Leute besch„ftigen. Es hat mich aber berrascht zu entdecken, wie groá diese Zahl ist. In 392, oder 19%, ist die Triebkraft, Dampf oder Wasser, unter 10 Pferdekraft; in 345, oder 16%, zwischen 10 und 20 Pferdekraft; in 1372 ist sie 20 Pferde und mehr... Ein sehr groáer Teil dieser kleinen Fabrikanten mehr als ein Drittel der Gesamtzahl - waren selbst vor nicht langer Zeit Arbeiter; sie sind Leute ohne Kommando ber Kapital... Die Hauptiast wurde also auf die brigen 2/3 fallen." ("Rep. Fact., October 1862", p. 18, 19.) Nach demselben Bericht waren von den Baumwollarbeitern in Lan- cashire und Cheshire damals voll besch„ftigt 40 146 oder 11,3%, mit beschr„nkter Arbeitszeit besch„ftigt 134 767 oder 38%, unbe- sch„ftigt 179 721 oder 50,7%. Zieht man hiervon die Angaben ber Manchester und Bolton ab, wo haupts„chlich feine Nummern gespon- nen werden, ein von der Baumwollnot verh„ltnism„áig wenig be- troffner Zweig, so stellt sich die Sache noch ungnstiger, n„m- lich: Vollbesch„ftigt 8,5%, beschr„nkt besch„ftigt 38%, unbe- sch„ftigt 53,5%. (p. 19, 20.) "Es macht fr die Arbeiter einen wesentlichen Unterschied, ob gute oder schlechte Baumwolle verarbeitet wird. In den ersten Mo- naten des Jahrs, als die Fabrikanten ihre Fabriken dadurch in Gang zu halten suchten, daá sie alle zu m„áigen Preisen kaufbare Baumwolle aufbrauchten, kam viel schlechte Baumwolle in Fabriken, wo frher gew”hnlich gute verwandt wurde; der Unterschied im Lohn der Arbeiter war so groá, daá viele Strikes stattfanden, weil sie jetzt zum alten Stcklohn keinen ertr„glichen Taglohn mehr her- ausschlagen konnten... In einigen F„llen betrug der Unterschied durch Anwendung schlechter Baumwolle selbst bei voller Arbeits- zeit die H„lfte des Gesamtlohns." (p. 27.) 1863. April. "Im Lauf dieses Jahres wird nicht viel mehr als die H„lfte der Baumwollarbeiter voll besch„ftigt werden k”nnen." ("Rep. Fact., April 1863", p. 14.) "Ein sehr ernstlicher Nachteil bei Verwendung ostindischer Baum- wolle, wie die Fabriken sie jetzt gebrauchen mssen, ist der, daá die Geschwindigkeit der Maschinerie dabei sehr verlangsamt werden muá. W„hrend der letzten Jahre wurde alles aufgeboten, diese Ge- schwindigkeit zu beschleunigen, so daá dieselbe Maschinerie mehr Arbeit tat. Die verminderte Geschwindigkeit trifft aber den Ar- beiter ebensosehr wie den Fabrikanten; denn die Mehrzahl der Ar- beiter wird nach Stcklohn bezahlt, die Spinner soviel per Pfund gesponnenes Garn, die Weber soviel per gewebtes Stck; und selbst bei den andern, nach Wochenlohn bezahlten Arbeitern wurde eine Lohnverminderung eintreten infolge der verminderten Produktion. Nach meinen Ermittlungen... und den mir bergebnen Aufstellungen des Verdienstes der Baumwollarbeiter im Lauf dieses Jabrs... er- gibt sich eine Vermindrung von durchnittlich 20%, in einigen F„l- len von 50%, berechnet nach den Lohnh”hen, wie sie 1861 herrsch- ten." #142# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- (p. 13.) - "Die verdiente Summe h„ngt ab... davon, was fr Mate- rial verarbeitet wird... Die Lage der Arbeiter, in Beziehung auf den verdienten Lohnbetrag, ist sehr viel besser jetzt" (Oktober 1863) "als voriges Jahr um diese Zeit. Die Maschinerie ist ver- bessert worden, man kennt den Rohstoff besser, und die Arbeiter werden leichter mit den Schwierigkeiten fertig, womit sie anfangs zu k„mpfen hatten. Voriges Frhjahr war ich in Preston in einer N„hschule" (Wohlt„tigkeitsanstalt fr Unbesch„ftigte); "zwei junge M„dchen, die tags zuvor in eine Weberei geschickt waren, auf die Angabe des Fabrikanten hin, daá sie 4 sh. die Woche ver- dienen k”nnten, baten um Wiederaufnahme in die Schule und klag- ten, sie h„tten nicht 1 sh. per Woche verdienen k”nnen. Ich habe Angaben gehabt ber Self-acting minders... M„nner, die ein paar Self-actors regieren, die nach 14 Tagen voller Arbeitszeit 8 sh. 11 d. verdient hatten, und von dieser Summe wurde ihnen die Haus- miete abgezogen, wobei der Fabrikant" (Edelmtigster!) "ihnen je- doch die halbe Miete als Geschenk zurckgab. Die Minders nahmen die Summe von 6 sh. 11 d. nach Hause. An manchen Orten verdienten die Self-acting minders 5-9 sh. die Woche, die Weber von 2-6 sh. die Woche, w„hrend der letzten Monate 1862... Gegenw„rtig besteht ein viel gesundrer Zustand, obwohl der Verdienst in den meisten Distrikten noch immer sehr abgenommen hat... Mehrere andre Ursa- chen haben zu dem geringen Verdienst beigetragen, neben dem kr- zern Stapel der indischen Baumwolle und ihrer Verunreinigung. So z.B. ist es jetzt Brauch, Baumwollabfall reichlich unter die in- dische Baumwolle zu mischen, und dies steigert natrlich die Schwierigkeit fr den Spinner noch mehr. Bei der Krze der Faser reiáen die F„den leichter beim Herausziehen der Mule und beim Drehen des Garns, und die Mule kann nicht so regelm„áig im Gang gehalten werden... Ebenso kann, bei der groáen Aufmerksamkeit, die auf die F„den verwandt werden muá, eine Weberin h„ufig nur einen Stuhl berwachen, und nur sehr wenige mehr als zwei Sthle... In vielen F„llen ist der Lohn der Arbeiter geradezu um 5, 7 1/2, und 10% herabgesetzt worden... in der Mehrzahl der F„lle muá der Arbeiter zusehn, wie er mit seinem Rohstoff fertig wird und wie er zum gew”hnlichen Lohnsatz an Verdienst heraus- schl„gt was er kann... Eine andre Schwierigkeit, womit die Weber zuweilen zu k„mpfen haben, ist, daá sie aus schlechtem Stoff gutes Gewebe machen sollen und mit Lohnabzgen gestraft werden, wenn die Arbeit nicht nach Wunsch ausf„llt." ("Rep. Fact., October 1863", p. 41-43.) Die L”hne waren miserabel, selbst wo volle Zeit gearbeitet wurde. Die Baumwollarbeiter stellten sich bereitwillig zu all den ”f- fentlichen Arbeiten, Dr„nage, Wegehauten, Steineklopfen, Straáe- pflastern, wozu sie verbraucht wurden, um ihre Untersttzung (die tats„chlich eine Untersttzung der Fabrikanten war, s. Buch I, S. 598/589 1*)) von den Lokalbeh”rden zu beziehn. Die ganze Bour- geoisie stand auf Wache ber den Arbeitern. Wrde der schlechteste Hundelohn angeboten und der Arbeiter wollte ihn nicht ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S.600/601 #143# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel ----- nehmen, so strich das Untersttzungskomitee ihn von der Unter- sttzungsliste. Es war insofern eine goldne Zeit fr die Herrn Fabrikanten, als die Arbeiter entweder verhungern oder zu jedem dem Bourgeois profitabelsten Preis arbeiten muáten, wobei die Un- tersttzungskomitees als ihre Wachthunde agierten. Zugleich ver- hinderten die Fabrikanten, in geheimem Einverst„ndnis mit der Re- gierung, die Auswanderung soweit wie m”glich, teils um ihr im Fleisch und Blut der Arbeiter existierendes Kapital stets in Be- reitschaft zu halten, teils um die von den Arbeitern erpreáte Hausmiete zu sichern. Die Untersttzungskomitees handelten in diesem Punkt mit groáer Strenge. War Arbeit angeboten, so wurden die Arbeiter, denen sie angeboten worden, von der Liste gestrichen und so gezwungen, sie anzunehmen. Wenn sie sich weigerten, die Arbeit anzutreten... so war die Ursache die, daá ihr Verdienst bloá nominell, die Arbeit aber auáerordentlich schwer sein wrde." l.c.p. 97.) Die Arbeiter waren zu jeder Art Arbeit bereitwillig, zu der sie infolge des Public Works Act 1*) angestellt wurden. "Die Grunds„tze, wonach industrielle Besch„ftigungen organisiert wurden, wechselten bedeutend in verschiednen St„dten. Aber selbst an den Orten, wo die Arbeit in freier Luft nicht absolut als Ar- beitsprobe (Iabour test) diente, wurde diese Arbeit doch entweder mit der bloáen regelm„áigen Untersttzungssumme oder doch nur so unbedeutend h”her bezahlt, daá sie in der Tat eine Arbeitsprobe wurde." (p. 69.) Der Public Works Act von 1863 sollte diesem šbel abhelfen und den Arbeiter bef„higen, seinen Taglohn als unabh„n- giger Tagl”hner zu verdienen. Der Zweck dieses Akts war dreifach: 1. Lokalbeh”rden zu bef„higen, Geld (mit Einwilligung des Pr„si- denten der staatlichen Zentral-Armenbeh”rde) von den Schatzan- leihe-Kommiss„ren zu borgen; 2. Verbesserungen in den St„dten der Baumwollbezirke zu erleichtern; 3. den unbesch„ftigten Arbeitern Arbeit und lohnenden Verdienst (remunerative wages) zu verschaf- fen." Bis Ende Oktober 1863 waren Anleihen bis zum Betrag von 883 700 Pfd.St. unter diesem Gesetz bewilligt worden. (p. 70.).Die unter- nommenen Arbeiten waren haupts„chlich Kanalisation, Wegebauten, Straáenpflastem, Sammelteiche fr Wasserwerke etc. Herr Henderson, Pr„sident des Komitees von Blackburn, schreibt mit Beziehung hierauf an Fabrikinspektor Redgrave: "W„hrend meiner ganzen Erfahrung im Lauf der gegenw„rtigen Zeit des Leidens und des Elends hat mich nichts st„rker frappiert oder mir mehr Freude gemacht als die heitre Bereitwilligkeit, womit die unbesch„ftigten Arbeiter dieses Distrikts die ihnen gem„á dem Public Works Act vom Stadtrat von Blackburn angebotne Arbeit bernommen haben. Man kann kaum einen groáem Kontrast denken als den zwischen ----- 1*) Gesetzes ber ”ffentliche Arbeiten #144# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- dem Baumwollspinner, der frher als geschickter Arbeiter in der Fabrik, und jetzt als Tagel”hner an einem Abzugskanal 14 oder 18 Fuá tief arbeitet." (Sie verdienten dabei je nach Gr”áe der Familie 4-12 sh. w”chent- lich, letztre riesige Summe muáte oft fr eine Familie von 8 Per- sonen ausreichen. Die Herren Spieábrger hatten dabei doppelten Profit: Erstens bekamen sie das Geld zur Verbesserung ihrer rau- chigen und vernachl„ssigten St„dte zu ausnahmsweis niedrigen Zin- sen; zweitens zahlten sie die Arbeiter weit unter den regelm„ái- gen Lohns„tzen.) "Gewohnt wie er war, an eine fast tropische Temperatur, an Ar- beit, wobei Gewandtheit und Genauigkeit der Manipulation ihm un- endlich mehr nutzte als Muskelkraft, gewohnt an das Doppelte, manchmal Dreifache der Entlohnung, die er jetzt erhalten kann, schlieát seine willige Annahme der gebotnen Besch„ftigung eine Summe von SeIbstverleugnung und Rcksicht ein, die ihm zur h”chsten Ehre gereicht. In Blackburn sind die Leute probiert wor- den, bei fast jeder m”glichen Art von Arbeit in freier Luft; beim Ausgraben eines steifen, schweren Lehmbodens auf betr„chtliche Tiefe, bei Trockenlegung, Steinklopfen, Wegebauten, bei Ausgra- bungen fr Straáenkan„le auf Tiefen von 14, 16 und zuweilen 20 Fuá. H„ufig stehn sie dabei in 10-12 Zoll tiefem Schmutz und Was- ser, und jedesmal sind sie dabei einem Klima ausgesetzt, dessen nasse K„lte in keinem Distrikt Englands bertroffen, wenn ber- haupt erreicht wird." (p. 91, 92.) - "Die Haltung der Arbeiter ist fast tadellos gewesen... ihre Bereitwilligkeit, die Arbeit in freier Luft zu bernehmen und sich damit durchzuschlagen." (p. 69.) 1864. April. "Gelegentlich h”rt man in verschiednen Bezirken Klagen ber Man- gel an Arbeitern, haupts„chlich in gewissen Zweigen, z.B. der We- berei... aber diese Klagen haben ihren Ursprung ebensosehr in dem geringen Lohn, den die Arbeiter verdienen k”nnen infolge der an- gewandten schlechten Garnsorten, wie in irgendwelchen wirklichen Seltenheit von Arbeitern selbst in diesem besondern Zweig. Zahl- reiche Zwistigkeiten wegen des Lohns haben vorigen Monat stattge- funden zwischen gewissen Fabrikanten und ihren Arbeitern. Ich be- daure, daá Strikes nur zu h„ufig vorgekommen sind... Die Wirkung des Public Works Act wird von den Fabrikanten als eine Konkurrenz empfunden, und infolgedessen hat das Lokalkomitee von Bacup seine T„tigkeit suspendiert, denn obwohl noch nicht alle Fabriken lau- fen, hat sich doch ein Mangel an Arbeitern gezeigt." ("Rep. Fact., April 1864", p. 9.) Es war allerdings die h”chste Zeit fr die Herren Fabrikanten. Infolge des Public Works Act wuchs die Nachfrage so sehr, daá in den Steinbrchen bei Bacup manche Fabrikarbeiter jetzt 4-5 sh. t„glich verdienten. Und so wurden die ”ffentlichen Arbeiten all- m„hlich eingestellt - diese neue Auflage der Ateliers nationaux von 1848 [20], aber diesmal errichtet zum Nutzen der Bourgeoisie. #145# 6. Kapitel - Wirkung von Preiswechsel 145 ----- Experimente in corpore vili 1*) "Obwohl ich den sehr herabgesetzten Lohn" (der Vollbesch„ftig- ten), den wirklichen Verdienst der Arbeiter in verschiednen Fa- briken gegeben habe, folgt keineswegs, daá sie Woche fr Woche dieselbe Summe verdienen. Die Arbeiter sind hier groáen Schwan- kungen ausgesetzt infolge des best„ndigen Experimentierens der Fabrikanten mit verschiednen Arten und Proportionen von Baumwolle und Abfall in derselben Fabrik; die Mischungen, wie man sie nennt, werden h„ufig gewechselt, und der Verdienst der Arbeiter steigt und f„llt mit der Qualit„t der Baumwollmischung. Zuweilen blieb er nur 15% des frhern Verdienstes, und in einer oder ein paar Wochen fiel er auf 50 oder 60% herunter." Inspektor Redgrave, der hier spricht, gibt nun der Praxis entnom- mene Lohnaufstellungen, wovon hier folgende Beispiele hinreichen: A, Weber, Familie von 6 Personen, 4 Tage in der Woche besch„f- tigt, 6 sh. 8 1/2 d.; B, Twister 2*), 4 1/2 Tag per Woche, 6 sh.; C, Weber, Familie von 4, 5 Tage per Woche, 5 sh. 1 d.; D, Slubber 3*), Familie von 6, 4 Tage per Woche, 7 sh. 10 d.; E, Weber, Fa- milie von 7, 3 Tage. 5 sh. usw. Redgrave f„hrt fort: "Die obigen Aufstellungen verdienen Beachtung, denn sie beweisen, daá die Arbeit in mancher Familie ein Unglck werden wrde, da sie nicht nur das Einkommen reduziert, sondern es so tief herun- terbringt, daá es vollst„ndig unzureichend wird, um mehr als einen ganz kleinen Teil ihrer absoluten Bedrfnisse zu befriedi- gen, wenn nicht zus„tzliche Untersttzung in F„llen gegeben wrde, wo der Verdienst der Familie nicht die Summe erreicht, die sie alt, Untersttzung erhalten wurde, wenn sie alle unbesch„f- tigt w„ren." ("Rep. Fact., October 1863", p. 50-53.) "In keiner Woche seit dem 5. Juni 1863 ist die durchschnittliche Gesamtbesch„ftigung aller Arbeiter mehr als zwei Tage, 7 Stunden und einige Minuten gewesen." l.c.p. 121.) Von Anfang der Krise bis 25. M„rz 1863 wurden beinahe drei Mill. Pfd.St. ausgegeben von den Armenverwaltungen, dem Zentral-Unter- sttzungskomitee und dem Londoner Mansion-House-Komitee. (p. 13.) "In einem Bezirk, wo wohl das feinste Garn gesponnen wird... er- leiden die Spinner eine indirekte Lohnherabsetzung von 15% in- folge des šbergangs von Sea Island zu „gyptischer Baumwolle... In einem ausgedehnten Distrikt, wo Baumwollabfall in Mengen verwandt wird zur Mischung mit indischer Baumwolle, haben die Spinner eine hnreduktion von 5% gehabt und auáerdem noch 20-30% verloren in- folge der Verarbeitung von Surat und Abfall. Die Weber sind von vier Sthlen auf ----- 1*) an einem wertlosen K”rper - 2*) Zwirner - 3*) Vorspinner #146# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- 2 heruntergekommen. 1860 machten sie auf jeden Webstuhl 5 sh. 7 d., 1863 nur 3 sh. 4 d.... Die Geldstrafen, die auf amerikanische Baumwolle frher von 3 d. bis 6 d. variierten" (fr den Spinner), laufen jetzt auf zu 1 sh. bis 3 sh. 6 d." In einem Bezirk, wo „gyptische Baumwolle gebraucht wurde, ver- mischt mit ostindischer: "Der Durchschnittslohn der Mule-Spinner 1860 war 18-25 sh. und ist jetzt 10-18 sh. Dies ist nicht ausschlieálich durch die ver- schlechterte Baumwolle verursacht, sondern auch durch die vermin- derte Geschwindigkeit der Mule, um dem Garn eine st„rkere Drehung zu geben, wo in gew”hnlichen Zeiten Extrazahlung gemm„á der Lohn- liste gemacht worden w„re." (p. 43, 44, 45-50.) Obgleich die ost- indische Baumwolle vielleicht hier und da mit Profit fr den Fa- brikanten verarbeitet worden ist, so sehn wir doch (siehe Lohnli- ste p. 53), daá die Arbeiter darunter leiden, verglichen mit 1861. Setzt sich der Gebrauch von Surat fest, so werden die Ar- beiter den gleichen Verdienst wie 1861 verlangen; dies aber wrde den Profit des Fabrikanten ernstlich affizieren, falls es nicht ausgeglichen wird durch den Preis, sei es der Baumwolle, sei es der Fabrikate." (p. 105.) Hausmiete. "Die Hausmiete der Arbeiter, wenn die von ihnen bewohnten cotta- ges dem Fabrikanten geh”ren, wird von diesem h„ufig vom Lohn ab- gezogen, selbst wenn kurze Zeit gearbeitet wird. Trotzdem ist der Wert dieser Geb„ude gesunken, und H„uschen sind jetzt 25-50% wohlfeiler gegen frher zu haben; eine cottage, die sonst 3 sh. 6 d. per Woche kostete, ist jetzt fr 2 sh. 4 d. zu haben und zu- weilen noch fr weniger." (p. 57.) Auswanderung. Die Fabrikanten waren natrlich gegen die Auswande- rung der Arbeiter, einestells weil sie "in Erwartung beárer Zeiten fr die BaumwoIlindustrie sich die Mittel zur Hand erhalten wollten, um ihre Fabrik in der vorteil- haftesten Weise zu betreiben." Dann aber auch sind manche Fabri- kanten Eigentmer der H„user, worin die von ihnen besch„ftigten Arbeiter wohnen, und wenigstens einige von ihnen rechnen unbe- dingt darauf, sp„ter einen Teil der aufgelaufnen schuldigen Miete bezahlt zu erhalten". (p. 96.) Herr Bernal Osborne sagt in einer Rede an seine Parlamentsw„hler vom 22. Oktober 1864, daá sich die Arbeiter von Lancashite benom- men haben wie die antiken Philosophen (Stoiker). Nicht wie Schafe? #147# ----- SIEBENTES KAPITEL Nachtr„ge Gesetzt, wie in diesem Abschnitt unterstellt, die in jeder beson- dren Produktionssph„re angeeignete Profitmasse sei gleich der Summe des Mehrwerts, den das in dieser Sph„re angelegte Gesamtka- pital erzeugt. So wird der Bourgeols den Profit doch nicht als identisch mit dem Mehrwert, d.h. mit unbezahlter Mehrarbeit, auf- fassen, und zwar aus folgenden Grnden nicht: 1. In dem Prozeá der Zirkulation vergiát er den Produktionspro- zeá. Das Realisieren des Werts der Waren - worin das Realisieren ihres Mehrwerts eingeschlossen - gilt ihm als Machen dieses Mehr- werts. {Eine leergelassene Lcke im Manuskript deutet an, daá Marx diesen Punkt n„her zu entwickeln vorhatte. - F. E.} 2. Denselben Exploitationsgrad der Arbeit vorausgesetzt, hat sich gezeigt, daá, abgesehn von allen durch das Kreditsystem hereinge- brachten Modifikationen, von aller wechselseitigen šbervorteilung und Prellerei der Kapitalisten untereinander, ferner von aller gnstigen Wahl des Markts, die Profitrate sehr verschieden sein kann, je nachdem der Rohstoff wohlfeiler oder minder wohlfeil, mit mehr oder minder Sachkenntnis angekauft; je nachdem die ange- wandte Maschinerie produktiv, zweckm„áig und wohlfeil; je nachdem die Gesamteinrichtung der verschiednen Stufen des Produktionspro- zesses mehr oder minder vollkommen, die Stoffvergeudung besei- tigt, die Leitung und Aufsicht einfach und wirksam ist usw. Kurz, den Mehrwert fr ein bestimmtes variables Kapital gegeben, so h„ngt es noch sehr von der individuellen Gesch„ftstchtigkeit, sei es des Kapitalisten selbst, sei es seiner Unteraufseher und Kommis ab, ob sich dieser selbe Mehrwert in einer gr”áern oder kleinern Profitrate ausdrckt, und daher, ob er eine gr”áere oder kleinere Profitmasse liefert. Derselbe Mehrwert von 1000 Pfd.St., das Produkt von 1 000 Pfd.St. Arbeitslohn, sei im Gesch„ft A auf 9000 Pfd.St. und in dem andern Gesch„ft B auf 11000 Pfd.St. #148# 1. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- konstantes Kapital bezogen. Im Fall A haben wir p' = 1000/10 000 = 10%. Indem 1000 Fall B haben wir p' = 1000/12 000 = 8 1/3 %. Das Gesamtkapital produziert bei A verh„ltnism„áig mehr Profit als bei B, weil dort die Profitrate h”her als hier, obgleich in beiden F„llen das vorgeschoáne variable Kapital 1000 und der aus demselben geschlagne Mehrwert ebenfalls = 1000 ist, also in bei- den F„llen gleich groáe Exploitation von gleich vielen Arbeitern stattfindet. Diese Verschiedenheit der Darstellung derselben Masse Mehrwerts oder die Verschiedenheit der Profitraten und da- her der Profite selbst, bei gleicher Exploitation der Arbeit, kann auch aus andren Quellen herstammen; sie kann aber auch ein- zig und allein entspringen aus der Verschiedenheit in dem Ge- sch„ftsgeschick, womit beide Gesch„fte gefhrt sind. Und dieser Umstand verleitet den Kapitalisten - berzeugt ihn -, daá sein Profit geschuldet ist, nicht der Exploitation der Arbeit, sondern wenigstens teilweise auch andern, davon unabh„ngigen Umst„nden, namentlich aber seiner individuellen Tat. --- Aus dem in diesem ersten Abschnitt Entwickelten folgt die Falsch- heit der Ansicht (Rodbertus [21]), wonach (im Unterschied von der Grundrente, wo z.B. das Bodenareal dasselbe bleibe, w„hrend die Rente wachse) ein Gr”áenwechsel des Kapitals ohne Einfluá auf das Verh„ltnis zwischen Profit und Kapital und daher auf die Pro- fitrate bleibe, weil, wenn die Masse des Profits w„chst, auch die Masse des Kapitals w„chst, auf das er berechnet wird und umge- kehrt. Dies ist nur wahr in zwei F„llen. Erstens wenn, alle andern Um- st„nde, also namentlich die Rate des Mehrwerts, als gleichblei- bend vorausgesetzt, ein Wertwechsel der Ware eintritt, welche die Geldware ist. (Dasselbe findet statt bei dem nur nominellen Wert- wechsel, Steigen oder Fallen von Wertzeichen bei sonst gleichen Umst„nden.) Das Gesamtkapital sei 100 Pfd.St. und der Profit = 20 Pfd.St., die Profitrate also = 20%. F„llt oder steigt das Gold nun um 100%, so wird im ersten Fall dasselbe Kapital 200 Pfd.St. wert sein, das frher 100 Pfd.St. wert war, und der Profit wird einen Wert von 40 Pfd.St. haben, d.h. sich in diesem Geldausdruck darstellen, statt frher in 20 Pfd.St. Im zweiten Fall sinkt das Kapital auf einen Wert von 50 Pfd.St., und der Profit stellt sich dar in einem Produkt zum Wert von 10 Pfd.St. Aber in beiden F„l- len ist 200:40 50:10 = 100:20 ----- 1*) 1. Auflage: steigt oder f„llt; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #149# 7. Kapitel - Nachtr„ge ----- = 20%. In allen diesen F„llen w„re jedoch in der Tat kein Gr”áen- wechsel im Kapitalwert, sondern nur im Geldausdruck desselben Werts und desselben Mehrwerts vorgegangen. Es k”nnte also auch m/C oder die Profitrate nicht affiziert werden. Der andre Fall ist der, wenn wirklicher Gr”áenwechsel des Werts stattfindet, aber dieser Gr”áenwechsel nicht begleitet ist von einem Wechsel im Verh„ltnis von v:c, d.h., wenn bei konstanter Rate des Mehrwerts das Verh„ltnis des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals (das variable Kapital als Index der in Bewegung gesetz- ten Arbeitskraft betrachtet) zu dem in Produktionsmitteln ausge- legten Kapital dasselbe bleibt. Unter diesen Umst„nden, ob wir C oder nC oder C/n haben, z.B. 1000 oder 2000 oder 500, wird der Profit, bei 20% Profitrate, im ersten Fall 200, im zweiten = 400, im dritten = 100 sein; aber 200/1000 = 400/2000 = 100/500 = 20%. D.h. die Profitrate bleibt hier unver„ndert, weil die Zusammen- setzung des Kapitals dieselbe bleibt und von seinem Gr”áenwechsel nicht berhrt wird. Zunahme oder Abnahme der Profitmasse zeigt daher hier nur an Zunahme oder Abnahme in der Gr”áe des angewand- ten Kapitals. Im ersten Fall findet also nur ein scheinbarer Gr”áenwechsel des angewandten Kapitals statt, im zweiten Fall findet ein wirklicher Gr”áenwechsel statt, aber kein Wechsel in der organischen Zusam- mensetzung des Kapitals, in dem Verh„ltnis seines variablen Teils zu seinem konstanten. Aber diese beiden F„lle ausgenommen, ist der Gr”áenwechsel des an gewandten Kapitals entweder F o l g e eines vorhergegangnen Wertwechsels in einem seiner Bestandteile und daher (sofern nicht mit dem variablen Kapital der Mehrwert selbst wechselt) eines Wechsels in der relativen Gr”áe seiner Be- standteile; oder dieser Gr”áenwechsel (Wie bei Arbeiten ,auf groáer Stufenleiter, Einfhrung neuer Maschinerie etc.) ist die Ursache eines Wechsels in der relativen Gr”áe seiner beiden orga- nischen Bestandteile. In allen diesen F„llen muá daher bei sonst gleichen Umst„nden der Gráenwechsel des angewandten Kapitals be- gleitet sein von einem gleichzeitigen Wechsel der Profitrate. --- Die Vermehrung der Profitrate stammt stets daher, daá der Mehr- wert relativ oder absolut im Verh„ltnis zu seinen Produktionsko- sten, d.h. zum vorgeschoánen Gesamtkapital, vermehrt wird oder die Differenz zwischen Rate des Profits und Rate des Mehrwerts vermindert wird. #150# I. Abschnitt - Verwandlung des Mehrwerts in Profit usw. ----- Schwankungen in der Rate des Profits, unabh„ngig vom Wechsel in den organischen Bestandteilen des Kapitals oder von der absoluten Gr”áe des Kapitals, sind dadurch m”glich, daá der Wert des vorge- schoánen Kapitals, in welcher Form, fix oder zirkullerend, es existiere, steigt oder f„llt infolge einer, von dem schon exi- stierenden Kapital unabh„ngigen, Erh”hung oder Erniedrigung der zu einer Reproduktion n”tigen Arbeitszeit. Der Wert Jeder Ware - also auch der Waren, woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch die in ihr selbst enthaltne notwendige Arbeitszeit, sondern durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion erheischt ist. Diese Reproduktion kann erfol- gen unter erschwerenden oder unter erleichternden Umst„nden, ver- schieden von den Bedingungen der ursprngilchen Produktion. Be- darf es unter den ver„nderten Umst„nden allgemein doppelt so vieler oder umgekehrt halb so vieler Zeit, um dasselbe sachliche Kapital zu reproduzieren, so wrde bei unver„ndertem Wert des Geldes, wenn es frher 100 Pfd.St. wert, jetzt 200 Pfd.St., bzw. 50 Pfd.St. wert sein. Tr„fe diese Werterh”hung oder Entwertung alle Teile des Kapitals gleichm„áig, so wurde sich auch der Pro- fit entsprechend in der doppelten oder nur in der halben Geld- summe ausdrcken. Schlieát sie aber eine Žnderung in der organi- schen Zusammensetzung des Kapitals ein, steigert oder senkt sie das Verh„ltnis des variablen zum konstanten Kapitalteil, so wird die Profitrate bei sonst gleichen Umst„nden wachsen mit relativ wachsendem, fallen bei relativ sinkendem variablem Kapital. Steigt oder f„llt nur der Geldwert (infolge einer Wert„nderung des Geldes) des vorgeschoánen Kapitals, so steigt oder f„llt im selben Verh„ltnis der Geldausdruck des Mehrwerts. Die Profitrate bleibt unver„ndert. #151# ----- Zweiter Abschnitt Die Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit ACHTES KAPITEL Verschiedne Zusammensetzung der Kapitale in verschiednen Produk- tionszweigen und daher folgende Verschiedenheit der Profitraten Im vorigen Abschnitt wurde unter anderm nachgewiesen, wie bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts die Profitrate variieren, steigen oder fallen kann. In diesem Kapitel wird nun vorausge- setzt, daá der Exploitationsgrad der Arbeit und daher die Rate des Mehrwerts und die L„nge des Arbeitstags in allen Produktions- sph„ren, worin sich die gesellschaftliche Arbeit in einem gegeb- nen Lande spaltet, von gleicher Gr”áe, gleich hoch ist. Von vielen Verschiedenheiten in der Exploitation der Arbeit in ver- schiednen Produktionssph„ren hat schon A. Smith [22] ausfhrlich nachgewiesen, daá sie sich durch allerlei wirkliche oder vom Vor- urteil akzeptierte Kompensationsgrnde ausgleichen und daher, als nur scheinbare und verschwindende Verschiedenheiten, fr die Un- tersuchung der allgemeinen Verh„ltnisse nicht in Rechnung kommen. Andre Unterschiede, z.B. in der H”he des Arbeitslohns, beruhen groáenteils auf dem schon im Eingang zu Buch 1, S. 19 1*) erw„hn- ten Unterschied zwischen einfacher und komplizierter Arbeit und berhren, obgleich sie das Los der Arbeiter in verschiednen Pro- duktionssph„ren sehr verungleichen, keineswegs den Exploitations- grad der Arbeit in diesen verschiednen Sph„ren. Wird z.B. die Ar- beit eines Goldschmieds teurer bezahlt als die eines Tagl”hners, so stellt die Mehrarbeit des Goldschmieds in demselben Verh„ltnis auch gr”áern Mehrwert her als die des Tagl”hners. Und wenn die Ausgleichung der Arbeitsl”hne und Arbeitstage und daher der Rate des Mehrwerts zwischen ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 59 #152# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- verschiednen Produktionssph„ren, ja selbst zwischen verschiednen Kapitalanlagen in derselben Produktionssph„re durch vielerlei lo- kale Hindernisse aufgehalten wird, so vollzieht sie sich doch mehr und mehr mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der Unterordnung aller ”konomischen Verh„ltnisse unter diese Produktionsweise. So wichtig das Studium solcher Friktionen fr jede Spezialarbeit ber den Arbeitslohn, so sind sie doch fr die allgemeine Untersuchung der kapitalistischen Produktion als zu- f„llig und unwesentlich zu vernachl„ssigen. In solcher allgemei- nen Untersuchung wird berhaupt immer vorausgesetzt, daá die wirklichen Verh„ltnisse ihrem Begriff entsprechen, oder was das- selbe, werden die wirklichen Verh„ltnisse nur dargestellt, soweit sie ihren eignen allgemeinen Typus ausdrcken. Der Unterschied der Raten des Mehrwerts in verschiednen L„ndern und daher der nationalen Exploitationsgrade der Arbeit ist fr die vorliegende Untersuchung durchaus gleichgltig. Wir wollen ja eben in diesem Abschnitt darstellen, in welcher Weise eine allge- meine Profitrate innerhalb eines Landes hergestellt wird. Es ist jedoch klar, daá man bei Vergleichung der verschiednen nationalen Profitraten nur das frher Entwickelte mit dem hier zu Entwic- kelnden zusammenzustellen hat. Erst betrachte man die Verschie- denheit in den nationalen Raten des Mehrwerts und dann vergleiche man, auf Grundlage dieser gegehnen Raten des Mehrwerts, die Ver- schiedenheit der nationalen Profitraten. Soweit ihre Verschieden- heit nicht aus der Verschiedenheit der nationalen Raten des Mehr- werts resultiert, muá sie Umst„nden geschuldet sein, worin, wie in der Untersuchung in diesem Kapitel, der Mehrwert als berall gleich, als konstant vorausgesetzt wird. Es wurde im vorigen Kapitel gezeigt, daá, die Rate des Mehrwerts als konstant vorausgesetzt, die Profitrate, die ein bestimmtes Kapital abwirft, steigen oder fallen kann infolge von Umst„nden, die den Wert eines oder des andern Teils des konstanten Kapitals erh”hen oder erniedrigen und dadurch berhaupt das Verh„ltnis zwischen den konstanten und variablen Bestandteilen des Kapitals affizieren. Es wurde ferner bemerkt, daá Umst„nde, welche die Um- schlagszeit eines Kapitals verl„ngern oder verkrzen, in „hnli- cher Weise die Profitrate affizieren k”nnen. Da die Masse des Profits identisch ist mit der Masse des Mehrwerts, mit dem Mehr- wert selbst, so zeigte sich auch, daá die Masse des Profits - im Unterschied von der Profitrate - nicht von den eben erw„hnten Wertschwankungen betroffen wird. Sie modifizierten nur die Rate, worin sich ein gegebner Mehrwert und daher auch ein Profit von gegebner Gr”áe ausdrckt, d.h. seine verh„ltnism„áige Gr”áe, seine Gr”áe verglichen mit der Gr”áe des vorgeschoánen #153# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- Kapitals. Insofern infolge jener Wertschwankungen Bindung oder Freisetzung von Kapital stattfand, konnte auf diesem indirekten Weg nicht nur die Profitrate, sondern der Profit selbst affiziert werden. Indes galt dies dann immer nur von bereits engagiertem Kapital, nicht von neuer Kapitalanlage; und auáerdem hing die Vergr”áerung oder Verringerung des Profits selbst immer davon ab, inwiefern infolge jener Wertschwankungen mit demselben Kapital mehr oder weniger Arbeit in Bewegung gesetzt werden konnte, also mit demselben Kapital - bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts - eine gr”áre oder geringre Masse von Mehrwert produziert werden konnte. Weit entfernt, dem allgemeinen Gesetz zu widersprechen oder eine Ausnahme davon zu bilden, war diese scheinbare Ausnahme in der Tat nur ein besondrer Fall der Anwendung des allgemeinen Gesetzes. Wenn sich im vorigen Abschnitt zeigte, daá bei konstantem Ex- ploitationsgrad der Arbeit, mit Wertwechsel der Bestandteile des konstanten Kapitals und ebenso mit Wechsel in der Umschlagszeit des Kapitals, die Profitrate sich „nderte, so folgt daraus von selbst, daá die Profitraten verschiedner gleichzeitig nebeneinan- der existierenden Produktionssph„ren verschieden sein werden, wann bei sonst gleichbleibenden Umst„nden die Umschlagszeit der angewandten Kapitale eine verschiedne, oder wenn das Wertverh„lt- nis zwischen den organischen Bestandteilen dieser Kapitale in den verschiednen Produktionszweigen verschieden ist. Was wir frher betrachteten als Žnderungen, die zeitlich nacheinander mit dem- selben Kapital vorgingen, betrachten wir jetzt als gleichzeitig vorhandne Unterschiede zwischen nebeneinander bestehenden Kapi- talanlagen in verschiednen Produktionssph„ren. Wir werden hierbei zu untersuchen haben: 1. die Verschiedenheit in der o r g a n i s c h e n Z u s a m m e n s e t z u n g der Kapi- tale, 2. die Verschiedenheit ihrer Umschlagszeit. Die Voraussetzung bei dieser ganzen Untersuchung ist selbstver- st„ndlich die, daá, wenn wir von Zusammensetzung oder Umschlag des Kapitals in einem bestimmten Produktionszweig sprechen, immer das durchschnittliche Normalverh„ltnis des in diesem Produktions- zweig angelegten Kapitals gemeint, berhaupt von dem Durchschnitt des in der bestimmten Sph„re angelegten Gesamtkapitals, nicht von den zuf„lligen Unterschieden der in dieser Sph„re angelegten Ein- zelkapitale die Rede ist. Da ferner unterstellt ist, daá Rate des Mehrwerts und Arbeitstag konstant, und da diese Unterstellung ebenfalls Konstanz des Arbeitslohns einschlieát, so drckt ein gewisses Quantum variables Kapital ein gewisses Quantum in Bewe- gung gesetzter Arbeitskraft und daher ein bestimmtes #154# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Quantum sich vergegenst„ndlichender Arbeit aus. Wenn also 100 Pfd.St. den WochenIohn von 100 Arbeitern ausdrckt, also in der Tat 100 Arbeiterkraft anzeigt, so n x 100 Pfd.St. die von n x 100 Arbeitern und 100 Pfd.St./n die von 100/n Arbeitern. Das variable Kapital dient hier also (wie bei gegebnem Arbeitslohn stets der Fall) als Index der Masse der von einem bestimmten Gesamtkapital in Bewegung gesetzten Arbeit; Verschiedenheiten in der Gr”áe des angewandten variablen Kapitals dienen daher als Indizes der Ver- schiedenheit in der Masse der angewandten Arbeitskraft. Wenn 100 Pfd.St. 100 Arbeiter w”chentlich darstellen und daher bei 60 Stunden w”chentlicher Arbeit 6000 Arbeitsstunden repr„sentieren, so 200 Pfd.St. 12 000 und 50 Pfd.St. nur 3000 Arbeitsstunden. Unter Zusammensetzung des Kapitals verstehn wir, wie schon in Buch I gesagt, das Verh„ltnis seines aktiven und seines passiven Bestandteils, des variabeln und des konstanten Kapitals. Es kom- men hierbei zwei Verh„ltnisse in Betracht, die nicht von gleicher Wichtigkeit sind, obgleich sie unter gewissen Umst„nden gleiche Wirkung hervorbringen k”nnen. Das erste Verh„ltnis beruht auf technischer Grundlage und ist auf einer bestimmten Entwicklungs- stufe der Produktivkraft als gegeben zu betrachten. Eine be- stimmte Masse Arbeitskraft, dargestellt durch eine bestimmte An- zahl Arbeiter, ist erheischt, um eine bestimmte Masse Produkt, z.B. in einem Tag zu produzieren und daher - was darin einge- schlossen - eine bestimmte Masse Produktionsmittel, Maschinerie, Rohstoffe etc. in Bewegung zu setzen, produktiv zu konsumieren. Es kommt eine bestimmte Anzahl Arbeiter auf ein bestimmtes Quan- tum Produktionsmittel und daher ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeit auf ein bestimmtes Quantum von in den Produktionsmitteln bereits vergegenst„ndlichter Arbeit. Dies Verh„ltnis ist sehr verschieden in verschiednen Produktionssph„ren, oft zwischen den verschiednen Zweigen einer und derselben Industrie, obgleich es zuf„llig wieder in sehr weit auseinanderliegenden Industriezwei- gen ganz oder ann„hernd dasselbe sein kann. Dies Verh„ltnis bildet die technische Zusammensetzung des Kapi- tals und ist die eigentliche Grundlage seiner organischen Zusam- mensetzung. Es ist aber auch m”glich, daá jenes Verh„ltnis in verschiednen Industriezweigen dasselbe sei, soweit das variable Kapital bloáer Index von Arbeitskraft und das konstante Kapital bloáer Index der von der Arbeitskraft in Bewegung gesetzten Masse von Produktions- mitteln ist. Z.B. gewisse Arbeiten in Kupfer und Eisen m”gen gleiches Verh„ltnis zwischen Arbeitskraft und Masse von Produkti- onsmitteln voraussetzen. Da aber Kupfer #155# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- teurer als Eisen, wird das Wertverh„ltnis zwischen variablem und konstantem Kapital in beiden F„llen verschieden sein und darin auch die Wertzusammensetzung der beiden Gesamtkapitale. Der Un- terschied zwischen der technischen Zusammensetzung und der Wert- zusammensetzung zeigt sich in jedem Industriezweig darin, daá bei konstanter technischer Zusammensetzung das Wertverh„ltnis der beiden Kapitaltelle wechseln und bei ver„nderter technischer Zu- sammensetzung das Wertverh„ltnis dasselbe bleiben kann; letztres natrlich nur, wenn der Wechsel in dem Verh„ltnis der angewandten Massen von Produktionsmitteln und Arbeitskraft durch entgegenge- setzten Wechsel in ihren Werten ausgeglichen wird. Die Wertzusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und diese widerspiegelt, nennen wir die o r g a n i s c h e Zusammensetzung des Kapi- tals. 20) Bei dem variablen Kapital setzen wir also voraus, daá es Index einer bestimmten Menge Arbeitskraft, bestimmter Anzahl Arbeiter oder bestimmter Massen in Bewegung gesetzter lebendiger Arbeit ist. Man hat im vorigen Abschnitt gesehn, daá Wechsel in der Wertgr”áe des variablen Kapitals m”glicherweise nichts darstellt als gr”áern oder geringem Preis derselben Arbeitsrnasse; aber hier, wo Mehrwertsrate und Arbeitstag als konstant, der Arbeits- lohn fr bestimmte Arbeitszeit als gegeben betrachtet wird, f„llt dies fort. Dagegen kann ein Unterschied in der Gr”áe des konstan- ten Kapitals zwar auch Index sein eines Wechsels in der Masse der von einem bestimmten Quantum Arbeitskraft in Bewegung gesetzten Produktionsmittel; aber er kann auch herrhren von dem Unter- schied im Wert, den die in Bewegung gesetzten Produktionsmittel in einer Produktionssph„re als unterschieden von der andren ha- ben. Beide Gesichtspunkte kommen daher hier in Erw„gung. Endlich ist folgendes Wesentliche zu bemerken: Gesetzt, 100 Pfd.St. sei der Wochenlohn von 100 Arbeitern. Ge- setzt, die w”chentliche Arbeitszeit sei = 60 Stunden. Gesetzt ferner die Rate des Mehrwerts sei = 100%. In diesem Falle arbei- ten die Arbeiter von den 60 Stunden 30 fr sich selbst und 30 um- sonst fr den Kapitalisten. In den 100 Pfd.St. Arbeitslohn sind in der Tat nur 30 Arbeitsstunden der 100 Arbeiter --- 20) Das Obige findet sich schon kurz entwickelt in der dritten Auflage des ersten Buchs, S. 628, am Anfang von Kapitel XXIII 1*). Da die beiden ersten Auflagen jene Stelle nicht enthalten, war ihre Wiederholung hier um so mehr geboten. - F. E. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 640 #156# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- oder zusammen 3000 Arbeitsstunden verk”rpert, w„hrend die andren 3000 Stunden, die sie arbeiten, verk”rpert sind in den 100 Pfd.St. Mehrwert, resp. Profit, den der Kapitalist einsteckt. Ob- gleich der Arbeitslohn von 100 Pfd.St. daher nicht den Wert aus- drckt, worin sich die Wochenarbeit der 100 Arbeiter vergegen- st„ndlicht, so zeigt er doch an (da L„nge des Arbeitstags und Rate des Mehrwerts gegeben), daá von diesem Kapital 100 Arbeiter w„hrend zusammen 6000 Arbeitsstunden in Bewegung gesetzt worden sind. Das Kapital von 100 Pfd.St. zeigt dies an, weil es erstens die Anzahl der in Bewegung gesetzten Arbeiter anzeigt, indem 1 Pfd. St. = 1 Arbeiter per Woche, also 100 Pfd.St. = 100 Arbeiter; und zweitens, weil jeder in Bewegung gesetzte Arbeiter, bei der gegebnen Mehrwertsrate von 100%, noch einmal soviel Arbeit ver- richtet als in seinem Lohn enthalten ist, also 1 Pfd.St., sein Lohn, der der Ausdruck einer halben Woche Arbeit, eine ganze Wo- che Arbeit in Bewegung setzt, und ebenso 100 Pfd.St., obgleich sie nur 50 Wochen Arbeit enthalten, 100 Arbeitswochen. Es ist da also ein sehr wesentlicher Unterschied zu machen zwischen dem va- riablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapital, soweit sein Wert, die Summe der Arbeitsl”hne, ein bestimmtes Quantum vergegenst„nd- lichter Arbeit darstellt und soweit sein Wert bloáer Index ist der Masse lebendiger Arbeit, die es in Bewegung setzt. Diese letztre ist immer gr”áer als die in ihm enthaltne Arbeit und stellt sich daher auch in einem h”hern Wert dar als dem des vari- ablen Kapitals; in einem Wert, der bestimmt ist einerseits durch die Anzahl der vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbei- ter und andrerseits durch das Quantum Mehrarbeit, das sie ver- richten. Es folgt aus dieser Betrachtungsweise des variablen Kapitals. Wenn eine Kapitalanlage in der Produktionssph„re A auf Je 700 des Gesamtkapitals nur 100 in variablem Kapital verausgabt und 600 in konstantem, w„hrend in der Produktionssph„re B 600 in variablem und nur 100 in konstantem verausgabt werden, so wird jenes Ge- samtkapital A von 700 nur eine Arbeitskraft von 100 in Bewegung setzen, also unter der frhern Annahme nur 100 Arbeitswochen oder 6000 Stunden lebendiger Arbeit, w„hrend das gleich groáe Gesamt- kapital B 600 Arbeitswochen und daher 36 000 Stunden lebendiger Arbeit in Bewegung setzt. Das Kapital in A wrde daher nur 50 Ar- beitswochen oder 3000 Stunden Mehrarbeit aneignen, w„hrend das gleich groáe Kapital in B 300 Arbeitswochen oder 18 000 Stunden. Das variable Kapital ist der Index nicht nur der in ihm selbst enthaltnen Arbeit, sondern, bei gegebner Mehrwertsrate, zugleich der von ihm ber dies Maá hinaus in Bewegung gesetzten berschs- sigen oder Mehrarbeit. Bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit w„re der #157# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- Profit im ersten Fall 100/700 = 1/7 = 14 3/7 % und im zweiten = 600/700 = 85 5/7 %, die sechsfache Profitrate. Aber in der Tat w„re in diesem Fall der Profit selbst sechsmal gr”áer, 600 fr B gegen 100 fr A, weil sechsmal soviel lebendige Arbeit mit dem- selben Kapital in Bewegung gesetzt, also bei gleichem Exploitati- onsgrad der Arbeit auch sechsmal soviel Mehrwert, daher sechsmal soviel Profit gemacht wird. Wrden in A nicht 700, sondern 7000 Pfd.St., in B dagegen nur 700 Pfd.St. Kapital angewandt, so wrde das Kapital A, bei gleich- bleibender organischer Zusammensetzung, 1000 Pfd.St. von den 7000 Pfd.St. als variables Kapital anwenden, also 1000 Arbeiter w”- chentlich = 60 000 Stunden lebendiger Arbeit, wovon 30 000 Stun- den Mehrarbeit. Aber nach wie vor wrde A mit je 700 Pfd.St. nur 1/6 soviel lebendige Arbeit und daher auch nur 1/6 soviel Mehrar- beit in Bewegung setzen wie B, also damit auch nur 1/6 soviel Profit produzieren. Wird die Profitrate betrachtet, so ist 1000/7000 = 100/700 = 14 3/7 % gegen 600/700 oder 85 5/7 % des Kapitals B. Gleich groáe Kapitalbetr„ge genommen, ist hier die Profitrate verschieden, weil bei gleicher Mehrwertsrate, infolge der verschiednen Massen in Bewegung gesetzter lebendiger Arbeit, die Massen der produzierten Mehrwerte und daher die Profite ver- schieden sind. Dasselbe Resultat folgt tats„chlich, wenn die technischen Ver- h„ltnisse in der einen Produktionssph„re dieselben sind wie in der andern, aber der Wert der angewandten konstanten Kapitalele- mente gr”áer oder kleiner ist. Nehmen wir an, beide wenden 100 Pid.St. als vatiables Kapital an und brauchen also 100 Arbeiter w”chentlich, um dasselbe Quantum Maschinerie und Rohstoff in Be- wegung zu setzen, aber letztre seien teurer in B als in A. In diesem Falle k„men auf 100 Pfd.St. variables Kapital in A z.B. 200 Pfd.St. konstantes und in B 400. Dann ist bei einer Mehr- wertsrate von 100% der produzierte Mehrwert beidemal gleich 100 Pfd.St.; also auch der 100 Profit beidemal gleich 100 Pfd.St. Aber in A 100/(200c + 100v) = 1/3 = 33 1/3 %; dagegen in B 100/(400c + 100v) = 1/5 = 20%. In der Tat, nehmen wir in beiden F„llen einen bestimmten aliquoten Teil des Gesamtkapitals, so bildet in B von je 100 Pfd. St. nur 20 Pfd.St. oder 1/5 variables Kapital, w„hrend in A von je 100 Pfd. St. 33 1/3 Pfd.St. oder 1/3 variables Kapital ist. B produziert auf je 100 Pfd.St. weniger Profit, weil es weniger lebendige Arbeit in Bewegung setzt als A. Die Verschiedenheit der Profitraten l”st sich hier also wieder auf in Verschiedenheit der auf je 100 der Kapitalanlagen erzeug- ten Profitmassen, weil Massen des Mehrwerts. #158# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Der Unterschied dieses zweiten Beispiels vom vorhergehenden ist nur der: Die Ausgleichung zwischen A und B wrde im zweiten Fall nur einen Wertwechsel des konstanten Kapitals, sei es von A oder B, bei gleichbleibender technischer Grundlage erfordern; im er- sten Fall dagegen ist die technische Zusammensetzung selbst in den beiden Produktionssph„ren verschieden und máte zur Ausglei- chung umgew„lzt werden. Die verschiedne organische Zusammensetzung der Kapitale ist also unabh„ngig von ihrer absoluten Gr”áe. Es fragt sich stets nur, wieviel von je 100 variables und wieviel konstantes Kapital ist. Kapitale von verschiedner Gr”áe prozentig berechnet, oder was hier auf dasselbe herauskommt, Kapitale von gleicher Gr”áe erzeu- gen also bei gleichem Arbeitstag und gleichem Exploitationsgrad der Arbeit sehr verschiedne Mengen von Profit, weil von Mehrwert, und zwar weil, nach der verschiednen organischen Kapitalzusammen- setzung in verschiednen Produktionssph„ren ihr variabler Teil verschieden ist, also die Quanta der von ihnen in Bewegung ge- setzten lebendigen Arbeit verschieden, also auch die Quanta der von ihnen angeeigneten Mehrarbeit, der Substanz des Mehrwerts und daher des Profits. Gleich groáe Stcke des Gesamtkapitals in den verschiednen Produktionssph„ren schlieáen ungleich groáe Quellen des Mehrwerts ein, und die einzige Quelle des Mehrwerts ist die lebendige Arbeit. Bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit h„ngt die Masse der von einem Kapital = 100 in Bewegung gesetzten Ar- beit, und daher auch der von ihm angeeigneten Mehrarbeit, von der Gr”áe seines variablen Bestandteils ab. Wenn ein Kapital, das prozentig aus 90c + 10v besteht, bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit ebensoviel Mehrwert oder Profit erzeugte wie ein Kapi- tal, das aus 10c + 90v besteht, dann w„re es sonnenklar, daá der Mehrwert und daher der Wert berhaupt eine ganz andre Quelle ha- ben máte als die Arbeit und daá damit jede rationelle Grundlage der polltischen ™konomie wegfiele. Setzen wir fortw„hrend 1 Pfd.St. gleich dem Wochenlohn eines Arbeiters fr 60 Arbeitsstun- den und die Mehrwertsrate = 100%, so ist klar, daá das Gesamt- wertprodukt, das ein Arbeiter in einer Woche liefern kann = 2 Pfd.St.; 10 Arbeiter k”nnten also nicht mehr liefern als 20 Pfd.St.; und da von diesen 20 Pfd. St. 10 Pfd.St. den Arbeitslohn ersetzen, so k”nnten die 10 keinen gr”áern Mehrwert schaffen als 10 Pfd.St.; w„hrend die 90, deren Gesamtprodukt = 180 Pfd.St., und deren Arbeitslohn = 90 Pfd.St., einen Mehrwert von 90 Pfd.St. schfen. Die Profitrate w„re also im einen Fall 10%, im andern 90%. Sollte es anders sein, so máten Wert und Mehrwert etwas an- dres sein als vergegenst„ndlichte Arbeit. Da also Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren, prozentig #159# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- betrachtet - oder gleich groáe Kapitale -, sich ungleich eintei- len in gleich viel lebendige Arbeit in konstantes und variables Element, ungleich viel lebendige Arbeit in Bewegung setzen und daher ungleich viel Mehrwert, also Profit erzeugen, so ist die Rate des Profits, die eben in der prozentigen Berechnung des Mehrwets auf das Gesamtkapital besteht, in ihnen verschieden. Wenn aber die Kapitale verschiedner Produktionssph„ren, prozentig berechnet, also gleich groáe Kapitale in verschiednen Produkti- onssph„ren ungleiche Profite erzeugen, infolge ihrer verschiednen organischen Zusammensetzung, so folgt, daá die Profite ungleicher Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren nicht im Verh„ltnis zu ihren respektiven Gr”áen stehn k”nnen, daá also die Profite in verschiednen Produktionssph„ren nicht den Gr”áen der respektiven ihnen angewandten Kapitale proportional sind. Denn solches Wach- sen des Profits pro rata der Gr”áe des angewandten Kapitals wrde unterstellen, daá prozentig betrachtet die Profite gleich sind, daá also gleich groáe Kapitale in verschiednen Produktionssph„ren die gleiche Profitraten haben, trotz ihrer verschiednen organi- schen Zusammensetzung. Nur innerhalb derselben Produktionssph„re, wo also die organische Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist, oder zwischen verschiednen Produktionssph„ren von gleicher orga- nischer Zusammensetzung des Kapitals, stehn die Massen der Pro- fite in geradem Verh„ltnis zur Masse der angewandten Kapitale. Daá die Profite ungleich groáer Kapitale im Verh„ltnis ihrer Gr”- áen sind, heiát berhaupt nichts, als daá gleich groáe Kapitale gleich groáe Profite abwerfen oder daá die Profitrate fr alle Kapitale gleich ist, welches immer ihre Gr”áe und ihre organische Zusammensetzung. Es findet das Entwickelte statt unter der Voraussetzung, daá die Waren zu ihren Werten verkauft werden. Der Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltnen konstanten Kapitals, plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem Inkrement dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert. Bei gleicher Rate des Mehrwerts h„ngt seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals. Der Wert des Produkts des Kapi- tals von 100 ist in dem einen Fall 90c + 10v + 10m = 110; im an- dern Fall 10c + 90v + 90m = 190. Werden die Waren zu ihren Werten verkauft, so das erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwert oder un- bezahlte Arbeit darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wo- von 90 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit. Es ist dies namentlich wichtig, wenn nationale 1*) Profitraten miteinander ----- 1*) 1. Auflage: internationale #160# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchsttspr. ----- verglichen werden. In einem europ„ischen Land sei die Rate des Mehrwerts 100%, d.h., der Arbeiter arbeite den halben Tag fr sich und den halben Tag fr seinen Besch„ftiger; in einem asiati- schen Land sei sie 25 %, d.h., der Arbeiter arbeite 4/5 des Tages fr sich und 1/5 fr seinen Besch„ftiger. In dem europ„ischen Land aber sei die Zusammensetzung des nationalen Kapitals 84c + 16v und im asiatischen Land, wo wenig Maschinerie etc. angewandt und in einer gegebnen Zeit von einer gegebnen Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumiert wird, sei die Zu- sammensetzung 16c + 84v. Wir haben dann folgende Rechnung: Im europ„ischen Land Produktwert = 84c + 16v + 16m = 116; Pro- fitrate 16/100 = 16%. Im asiatischen Land Produktwert = 16c + 84v + 21m = 121; Pro- fitrate = 21/100 = 21%. Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25% gr”- áer als im europ„ischen, obgleich die Mehrwertsrate in jenem viermal kleiner ist als in diesem. Die Careys, Bastlats und tutti quanti werden gerade auf das Umgekehrte schlieáen. Dies beil„ufig; verschiedne nationale Profitraten werden meist auf verschiednen nationalen Mehrwertsraten beruhen; wir verglei- chen aber in diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer und derselben Mehrwertsrate entspringen. Auáer der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapitale, also auáer den verschiednen Massen von Arbeit und damit auch, bei sonst gleichen Umst„nden, von Mehrarbeit, die Kapitale von glei- cher Cr”áe in verschiednen Produktionssph„ren in Bewegung setzen, besteht noch eine andre Quelle der Ungleichheit der Profitraten: die Verschiedenheit in der L„nge des Umschlags des Kapitals in den verschiednen Produktionssph„ren. Wir haben im IV. Kapitel ge- sehn, daá bei gleicher Zusammensetzung der Kapitale und bei sonst gleichen Umst„nden die Profitraten sich umgekehrt verhalten wie die Umschlagszeiten, und ebenso, daá dasselbe variable Kapital, wenn es in verschiednen Zeitr„umen umschl„gt, ungleiche Massen von j„hrlichem Mehrwert zuwege bringt. Die Verschiedenheit der Umschlagszeiten ist also ein andrer Grund, warum gleich groáe Ka- pitale in v,erschiednen Produktionssph„ren nicht gleich groáe Profite in gleichen Zeitr„umen produzieren und warum daher die Profitraten in diesen verschiednen Sph„ren verschieden sind. Was dagegen das Verh„ltnis der Zusammensetzung der Kapitale aus fixem und zirkurendem Kapital betrifft, so affiziert es, an und fr sich betrachtet, die Profitrate durchaus nicht. Es kann sie nur affizieren, #161# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- wenn entweder diese verschiedne Zusammensetzung zusammenf„llt mit wenn entweder verschiednem Verh„ltnis zwischen dem variablen und konstanten Teil, wo also diesem Unterschied, und nicht dem von zirkulierendem und fixem, die Verschiedenheit der Profitrate ge- schuldet ist; oder wenn das verschiedne Verh„ltnis zwischen fixen und zirkulierenden Bestandteilen eine Verschiedenheit bedingt in der Umschlagszeit, w„hrend welcher ein bestimmter Profit reali- siert wird. Wenn Kapitale in verschiedner Proportion in fixes und zirkulierendes zerfallen, wird dies zwar stets Einfluá auf ihre Umschlagszeit haben und eine Verschiedenheit derselben hervorru- fen; es folgt daraus aber nicht, daá die Umschlagszeit, worin dieselben Kapitale Profit realisieren, verschieden ist. Ob A z.B. best„ndig einen groáem Teil des Produkts in Rohstoff etc. umset- zen muá, w„hrend B fr l„ngre Zeit dieselben Maschinen etc. bei weniger Rohstoff braucht, beide haben, soweit sie produzieren, stets einen Teil ihres Kapitals engagiert; der eine in Rohstoff, also zirkullerendem Kapital, der andre in Maschinen etc., also in fixem Kapital. A verwandelt best„ndig einen Teil seines Kapitals aus Warenform in Geldform und aus dieser zurck in die Form des Rohstoffs; w„hrend B einen Teil seines Kapitals ohne solche Ver- „nderung fr l„ngren Zeitraum als Arbeitsinstrument benutzt. Wenn beide gleich viel Arbeit anwenden, so werden sie im Lauf des Jahrs zwar Produktenmassen von ungleichem Wert verkaufen, aber beide Produktenmassen werden gleich viel Mehrwert enthalten, und ihre Profitraten, die auf das gesamte vorgeschoáne Kapital be- rechnet werden, sind dieselben, obgleich ihre Zusammensetzung aus fixem und zirkulierendem Kapital und ebenso ihre Umschlagszeit verschieden ist. Beide Kapitale realisieren in gleichen Zeiten gleiche Profite, obgleich sie in verschiednen Zeiten umschlagen. 21) Die Verschiedenheit der Umschlagszeit hat an und fr sich nur Bedeutung, soweit sie die Masse der Mehrarbeit affiziert, die von demselben Kapital in einer gegebnen Zeit --- 21) {Wie aus Kap. IV folgt, ist das Obige nur richtig fr den Fall, daá die Kapitale A und B verschiedne Wertzusammensetzung haben, daá aber ihre prozentigen variablen Bestandteile sich ver- halten wie ihre Umschlagszeiten, resp. umgekehrt wie ihre Um- schlagzahlen. Kapital A sei prozentig zusammengesetzt aus 20c fix + 70c zirkulierend, also 90c + 10v = 100. Bei einer Mehrwertsrate von 100% erzeugen die 10v in einem Umschlag 10m, Profitrate fr den Umschlag = 10%. Kapital B dagegen sei = 60c fix + 20c zirku- lierend, also 80c + 20v = 100. Die 20v erzeugen bei einem Um- schlag bei obiger Mehrwertsrate 20m, Profitrate fr den Umschlag = 20%, also die doppelte gegen A. Schl„gt aber A zweimal um in einem Jahr und B nur einmal, so ergibt es fr das Jahr ebenfalls 2 x 10 = 20m, und die Jahresprofitrate ist bei beiden gleich, n„mlich 20%. - F. E.} #162# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschittspr. ----- angeeignet und realisiert werden kann.Wenn also eine ungleiche Zusammensetzung aus zirkulierendem und fixem Kapital nicht not- wendig eine Ungleichheit der Umschlagszeit einschlieát, die ih- rerseits Ungleichheit der Profitrate bedingt, so ist klar, daá, soweit letztre stattfindet, dies nicht aus der ungleichen Zusam- mensetzung von zirkulierendem und fixem Kapital an sich herrhrt, sondern vielmehr daraus, daá diese letztre hier nur eine die Profitrate affizierende Ungleichheit der Umschlags- zeiten anzeigt. Die verschiedne Zusammensetzung des konstanten Kapitals aus zir- kulierendem und fixem in verschiednen Industriezweigen hat an sich also keine Bedeutung fr die Profitrate, da das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten entscheidet und der Wert des konstanten Kapitals, also auch seine relative Gr”áe im Ver- h„ltnis zum variablen, durchaus unabh„ngig ist von dem fixen oder zirkulierenden Charakter seiner Bestandteile. Wohl aber wird sich finden - und dies leitet mit zu falschen Schlssen daá da, wo das fixe Kapital bedeutend entwickelt, dies nur Ausdruck davon ist, daá die Produktion auf groáer Stufenleiter betrieben wird und da- her das konstante Kapital sehr berwiegt ber das variable, oder daá die angewandte lebendige Arbeitskraft gering ist im Verh„lt- nis zur Masse der von ihr in Bewegung gesetzten Produktionsmit- tel. Wir haben also gezeigt: daá in verschiednen Industriezweigen, entsprechend der verschiednen organischen Zusammensetzung der Ka- pitale, und innerhalb der angegebnen Grenzen auch entsprechend ihren verschiednen Umschlagszeiten, ungleiche Profitraten herr- schen und daá daher auch bei gleicher Mehrwertsrate nur fr Kapi- tale von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche Um- schlagszeiten vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach) gilt, daá die Profite sich verhalten wie die Gr”áen der Ka- pitale und daher gleich groáe Kapitale in gleichen Zeitr„umen gleich groáe Profite abwerfen. Das Entwickelte gilt auf der Ba- sis, welche berhaupt bisher die Basis unsrer Entwicklung war: daá die Waren zu ihren Werten verkauft werden. Andrerseits unter- liegt es keinem Zweifel, daá in der Wirklichkeit, von unwesentli- chen, zuf„lligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehn, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profifraten fr die verschiednen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren k”nnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben. Es scheint also, daá die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tats„chli- chen Erscheinungen der Produktion und daá daher berhaupt darauf verzichtet werden muá, die letztren zu begreifen. #163# 8. Kapitel - Verschiedenheit der Profitraten usw. ----- Aus dem ersten Abschnitt dieses Buchs ergibt sich, daá die Kost- preise dieselben sind fr Produkte verschiedner Produktionssph„- ren, in deren Produktion gleich groáe Kapitalteile vorgeschossen sind, wie verschieden immer die organische Zusammensetzung dieser Kapitale sein m”ge. Im Kostpreis f„llt der Unterschied von varia- blem und konstantem Kapital fr den Kapitalisten fort. Ihm kostet eine Ware, zu deren Produktion er 100 Pfd.St. auslegen muá, gleich viel, lege er nun 90c + 10v oder 1Oc + 90v aus. Sie kostet ihm stets 100 Pfd.St., weder mehr noch weniger. Die Kostpreise sind dieselben fr gleich groáe Kapitalauslagen in verschiednen Sph„ren, so sehr auch die produzierten Werte und Mehrwerte ver- schieden sein m”gen. Diese Gleichheit der Kostpreise bildet die Basis der Konkurrenz der Kapitalanlagen, wodurch der Durch- schnittsprofit hergestellt wird. #164# ----- NEUNTES KAPITEL Bildung einer allgemeinen Profitrate (Durchschnittsprofitrate) und Verwandlung der Warenwerte in Produktionspreise Die organische Zusammensetzung des Kapitals h„ngt in jeden aktu- ellen Moment von zwei Umst„nden ab: erstens vom technischen Ver- h„ltnis der angewandten Arbeitskraft zur Masse der angewandten Produktionsmittel; zweitens vom Preis dieser Produktionsmittel. Sie muá, wie wir gesehn, nach ihrem Prozentverh„ltnis betrachtet werden. Die organische Zusammensetzung eines Kapitals, das aus 4/5 konstantem und 1/5 variablem Kapital besteht, drcken wir aus durch die Formel 80c + 20v. Ferner wird bei der Vergleichung eine unver„nderliche Rate des Mehrwerts angenommen, und zwar eine ir- gend beliebige Rate, z.B. 100%. Das Kapital von 80c + 20v wirft also einen Mehrwert von 20m ab, was auf das Gesamtkapital eine Profitrate von 20% bildet. Wie groá nun der wirkliche Wert seines Produkts, h„ngt davon ab, wie groá der fixe Teil des konstanten Kapitals und wieviel davon als Verschleiá in das Produkt eingeht, wieviel nicht. Da dieser Umstand aber v”llig gleichgltig fr die Profitrate und also fr die vorliegende Untersuchung, wird der Vereinfachung halber angenommen, daá das konstante Kapital ber- all gleichm„áig ganz in das j„hrliche Produkt dieser Kapitale eingeht. Es wird ferner angenommen, daá die Kapitale in den ver- schiednen Produktionssph„ren, im Verh„ltnis zur Gr”áe ihres vari- ablen Teils, j„hrlich gleich viel Mehrwert realisieren; es wird also vorl„ufig abgesehn von dein Unterschied, den die Verschie- denheit der Umschlagszeiten in dieser Beziehung hervorbringen kann. Dieser Punkt wird sp„ter behandelt. Nehmen wir fnf verschiedne Produktionssph„ren mit jedesmal ver- schiedner organischer Zusammensetzung der in ihnen angelegten Ka- pitale, etwa wie folgt: #165# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- Kapitale Mehrwertrate Mehrwert Produktwert Profitrate I. 80c+20v 100% 20 120 20% II. 70c+30v 100% 30 130 30% III. 60c+40v 100% 40 140 40% IV. 85c+15v 100% 15 115 15% V. 95c+ 5v 100% 5 105 5% Wir haben hier fr verschiedne Produktionssph„ren bei gleichm„ái- ger Exploitation der Arbeit sehr verschiedne Profitraten, ent- sprechend der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapi- tale. Die Gesamtsumme der in den fnf Sph„ren angelegten Kapitale ist = 500; die Gesamtsumme des von ihnen produzierten Mehrwerts = 110; der Gesamtwert der von ihnen produzierten Waren = 610. Betrachten wir die 500 als ein einziges Kapital, von dem I-V nur verschiedne Teile bilden (Wie etwa in einer Baumwollfabrik in den verschied- nen Abteilungen, im Kardierraum, Vorspinnraum, Spinnsaal und Weh- saal, verschiednes Verh„ltnis von variablem und konstantem Kapi- tal existiert und das Durchschnittsverh„ltnis fr die ganze Fa- brik erst berechnet werden muá), so w„re erstens die Durch- schnittszusammensetzung des Kapitals von 500 = 390c + 110v oder prozentig 78c + 22v. Jedes der Kapitale von 100 nur als 1/5 des Gesamtkapitals betrachtet, w„re seine Zusammensetzung diese durchschnittliche von 78c + 22v; ebenso fielen auf jedes 100 als durchschnittlicher Mehrwert 22; daher w„re die Durchschnittsrate des Profits = 22%, und endlich w„re der Preis von jedem Fnftel des von den 500 produzierten Gesamtprodukts = 122. Das Produkt von jedem Fnftel des vorgeschoánen Gesamtkapitals máte also zu 122 verkauft werden. Es ist jedoch, um nicht zu ganz falschen Schlssen zu kommen, n”- tig, nicht alle Kostpreise = 100 anzurechnen. Bei 80c + 20v und Mehrwertsrate = 100% w„re der Totalwert der vom Kapital I = 100 produzierten Ware = 80c + 20v + 20m = 120, wenn das gesamte konstante Kapital in das j„hrliche Produkt einginge. Nun kann dies wohl unter Umst„nden in gewissen Produktionssph„ren der Fall sein. Schwerlich jedoch da, wo das Verh„ltnis c:v = 4:1. Es ist also bei den Werten der Waren, die von je 100 der ver- schiednen Kapitale produziert werden, zu erw„gen, daá sie ver- schieden sein werden je nach der verschiednen Zusammensetzung von c aus fixen und zirkullerenden Bestandteilen und daá die fixen Bestandteile verschiedner Kapitale selbst wieder rascher oder langsamer verschleiáen, also in gleichen Zeiten ungleiche Wert- quanta dem Produkt zusetzen. Fr die Profitrate ist dies aber gleichgltig. Ob die #166# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- 80c den Wert von 80 oder 50 oder 5 an das Jahresprodukt abgeben, ob also das j„hrliche Produkt 80c + 20v + 20m = 120, oder 50c + 20v + 20m = 90, oder = 5c + 20v + 20m = 45 ist, in allen diesen F„llen ist der šberschuá des Werts des Produkts ber seinen Kost- preis = 20, und in allen diesen F„llen werden, bei Feststellung der Profitrate, diese 20 auf ein Kapital von 100 berechnet; die Profitrate des Kapital I ist also in allen F„llen = 20%. Um dies noch deutlicher zu machen, lassen wir in der folgenden Tabelle fr dieselben fnf Kapitale, wie oben, verschiedne Teile des kon- stanten Kapitals in den Wert des Produkts eingehn. Kapitale Mehrwert- Mehr- Profit- Verbrauch- Wert der Kost- rate wert rate tes c Waren preis I. 80c+ 20v 100% 20 20% 50 90 70 II. 70c+ 30v 100% 30 30% 51 111 81 III. 60c+ 40v 100% 40 40% 51 131 91 IV. 85c+ 15v 100% 15 15% 40 70 55 V. 95c+ 5v 100% 5 5% 10 20 15 ---------------------------------------------------------------- Summe 390c+110v - 110 - - - - ---------------------------------------------------------------- Durch schn. 78c+ 22v - 22 22% - - - Betrachtet man die Kapitale I-V wieder als ein einziges Gesamtka- pital, so sieht man, daá auch in diesem Fall die Zusammensetzung der Summen der fnf Kapitale = 500 = 390c + 110v, also die Durch- schnittszusammensetzung = 78c + 22v, dieselbe bleibt; ebenso der Durchschnittsmehrwert = 22 1*). Diesen Mehrwert gleichm„áig auf I-V verteilt, k„men folgende Warenpreise heraus: Kapitale Mehr- Wert der Kost- Preis der Profit- Abweichung wert Waren preis Waren rate des Preises vom Wert I. 80c+ 20v 20 90 70 92 22% + 2 II. 70c+ 30v 30 111 81 103 22% + 8 III. 60c+ 40v 40 131 91 113 22% -18 IV. 85c+ 15v 15 70 2*) 55 77 22% + 7 V. 95c+ 5v 5 20 15 37 22% +17 Zusammengenommen werden die Waren verkauft 2 + 7 + 17 = 26 ber und 8 + 18 = 26 unter dem Wert, so daá die Preisabweichungen durch ----- 1*) 1. Auflage: 22%: ge„ndert nach dem Manuskript von Marx - 2*) 1. Auflage 40; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #167# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- gleichm„áige Verteilung des Mehrwerts oder durch Zuschlag des durchschnittlichen Profits von 22 auf 100 vorgeschoánes Kapital zu den respektiven Kostpreisen der Waren I-V sich gegenseitig aufheben; in demselben Verh„ltnis, worin ein Teil der Waren ber, wird ein andrer unter seinem Wert verkauft. Und nur ihr Verkauf zu solchen Preisen erm”glicht, daá die Profitrate fr I-V gleich- m„áig ist, 22%, ohne Rcksicht auf die verschiedne organische Komposition der Kapitale I-V. Die Preise, die dadurch entstehn, daá der Durchschnitt der verschiednen Profitraten der verschied- nen Produktionssph„ren gezogen und dieser Durchschnitt den Kost- preisen der verschiednen Produktionssph„ren zugesetzt wird, sind die Produktionspreise. Ihre Voraussetzung ist die Existenz einer allgemeinen Profitrate, und diese setzt wiederum voraus, daá die Profitraten in jeder besondren Produktionssph„re fr sich genom- men, bereits auf ebensoviel Durchschnittsraten reduziert sind. Diese besondren Profitraten sind in jeder Produktionssph„re = m/C, und sind, wie dies im ersten Abschnitt dieses Buchs ge- schehn, aus dem Wert der Ware zu entwickeln. Ohne diese Entwick- lung bleibt die allgemeine Profitrate (und daher auch der Produk- tionspreis der Ware) eine sinn- und begriffslose Vorstellung. Der Produktionspreis der Ware ist also gleich ihrem Kostpreis plus dem, entsprechend der allgeme nen Profitrate, prozentig ihm zuge- setzten Profit oder gleich ihrem Kostpreis plus dem Durch- schnittsprofit. Infolge der verschiednen organischen Zusammensetzung der in ver- schiednen Produktionszweigen angelegten Kapitale; infolge daher des Umstandes, daá je nach dem verschiednen Prozentsatz, den der variable Teil in einem Gesamtkapital von gegebner Gr”áe hat, sehr verschiedne Quanta Arbeit von Kapitalen gleicher Gr”áe in Bewe- gung gesetzt werden, werden auch sehr verschiedne Quanta Mehrar- beit von ihnen angeeignet oder sehr verschiedne Massen Mehrwert von ihnen produziert. Demgem„á sind die Profitraten, die in ver- schiednen Produktionszweigen herrschen, ursprnglieb sehr ver- schieden. Diese verschiednen Profitraten werden durch die Konkur- renz zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiednen Profitraten ist. Der Pro- fit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf ein Kapi- tal von gegebner Gr”áe f„llt, welches immer seine organische Zu- sammensetzung, heiát der Durchschnittsprofit. Der Preis einer Ware, welcher gleich ist ihrem Kostpreis plus dem im Verh„ltnis ihrer Umschlagsbedingungen auf sie fallenden Teil des j„hrlichen Durchschnittsprofits auf das in ihrer Produktion angewandte (nicht bloá das in ihrer Produktion konsumierte) Kapital. ist ihr Produktionspreis. #168# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Nehmen wir z.B. ein Kapital von 500, davon 100 fixes Kapital, wo- von 1O% Verschleiá w„hrend einer Umschlagsperiode des zirkulie- renden Kapitals von 400. Der Durchschnittsprofit fr die Dauer dieser Umschlagsperiode sei 10%. Dann wird der Kostpreis des w„h- rend dieses Umschlags hergestellten Produkts sein: 10c fr Ver- schleiá plus 400 (c+v) zirkulierendes Kapital = 410, und ihr Pro- duktionspreis: 410 Kostpreis plus (10% Profit auf 500) 50 = 460. Obgleich daher die Kapitalisten der verschiednen Produktionssph„- ren beim Verkauf ihrer Waren die in der Produktion dieser Waren verbrauchten Kapitalwerte zurckziehn, so l”sen sie nicht den in ihrer eignen Sph„re bei der Produktion dieser Waren produzierten Mehrwert und daher Profit ein, sondern nur so viel Mehrwert und daher Profit, als vom Gesamtmehrwert oder Gesamtprofit, der vom Gesamtkapital der Gesellschaft in allen Produktionssph„ren zusam- mengenommen, in einem gegebnen Zeitabschnitt produziert wird, bei gleicher Verteilung auf jeden aliquoten Teil des Gesamtkapitals f„llt. Pro 100 zieht jedes vorgeschoáne Kapital, welches immer seine Zusammensetzung, in jedem Jahr oder andern Zeitabschnitt den Profit, der fr diesen Zeitabschnitt auf 100 als den soviel- sten Teil des Gesamtkapitals kommt. Die verschiednen Kapitalisten verhalten sich hier, soweit der Profit in Betracht kommt, als bloáe Aktion„re einer Aktiengesellschaft, worin die Anteile am Profit gleichm„áig pro 100 verteilt werden und daher fr die ver- schiednen Kapitalisten sich nur unterscheiden nach jer Gr”áe des von jedem in das Gesamtunternehmen gesteckten Kapitals, nach sei- ner verh„ltnism„áigen Beteiligung am Gesamtunternehmen, nach der Zahl seiner Aktien. W„hrend sich also der Teil dieses Warenprei- ses, der die in der Produktion der Waren verzehrten Wertteile des Kapitals ersetzt und mit dem daher diese verzehrten Kapitalwerte rckgekauft werden mssen, w„hrend dieser Teil, der Kostpreis, sich ganz nach der Auslage innerhalb der respektiven Produktions- sph„ren richtet, richtet sich der andre Bestandteil des Waren- preises, der auf diesen Kostpreis zugeschlagne Profit, nicht nach der Masse Profit, die von diesem bestimmten Kapital in dieser be- stimmten Produktionssph„re w„hrend einer gegebnen Zeit produziert wird, sondern nach der Masse Profit, die auf jedes angewandte Ka- pital, als aliquoten Teil des in der Gesamproduktion angewandten gesellschaftlichen Gesamtkapitals, w„hrend eines gegebnen Zeit- raums im Durchschnitt f„llt. 22) Wenn ein Kapitalist also seine Ware zu ihrem Produktionspreis ver kauft, --- 22) Cherbuliez. [23] #169# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- so zieht er Geld zurck im Verh„ltnis zur Wertgr”áe des in der Produktion von ihm verzehrten Kapitals und schl„gt Profit heraus im Verh„ltnis zu seinem vorgeschoánen Kapital als bloáem aliquo- ten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Seine Kostpreise sind spezifisch. Der Profitzuschlag auf diesen Kostpreis ist un- abh„ngig von seiner besondren Produktionssph„re, ist einfacher Durchschnitt pro 100 des vorgeschoánen Kapitals. Unterstellen wir, die fnf verschiednen Kapitalanlagen I-V im vo- rigen Beispiel geh”rten einem Mann. Wieviel in jeder einzelnen Anlage von I-V auf je 100 des angewandten Kapitals an variablem und konstantem Kapital konsumiert wrde in der Produktion der Wa- ren, w„re gegeben, und dieser Wertteil der Waren I-V wrde selbstredend einen Teil ihres Preises bilden, da mindestens die- ser Preis erheischt ist zum Ersatz des vorgeschoánen und konsu- mierten Kapitalteils. Diese Kostpreise w„ren also fr jede Waren- gattung von 1-V verschieden und wrden als solche von dem Besit- zer verschieden fixiert werden. Was aber die in I-V produzierten verschiednen Massen von Mehrwert oder Profit betr„fe, so k”nnte der Kapitalist sie sehr gut als Profit seines vorgeschoánen Ge- samtkapitals rechnen, so daá auf je 100 Kapital ein bestimmter aliquoter Teil fiele. Verschieden also w„ren bei den in den ein- zelnen Anlagen I-V produzierten Waren die Kostpreise; aber gleich bei allen diesen Waren w„re der Teil des Verkaufspreises, der aus dem zugesetzten Profit von je 100 Kapital k„me. Der Gesamtpreis der Waren I-V w„re also gleich ihrem Gesamtwert, d.h. gleich Summe der Kostpreise I-V plus Summe des in I-V produzierten Mehr- werts oder Profit, in der Tat also Geldausdruck fr das Gesamt- quantum Arbeit, vergangner und neu zugesetzter, enthalten in den Waren I-V. Und in dieser Weise ist in der Gesellschaft selbst - die Totalit„t aller Produktionszweige betrachtet - die Summe der Produktionspreise der produzierten Waren gleich der Summe ihrer Werte. Diesem Satz scheint die Tatsache zu widersprechen, daá in der ka- pitalistischen Produktion die Elemente des produktiven Kapitals in der Regel auf dem Markt gekauft sind, ihre Preise also einen bereits realisierten Profit enthalten und hiernach der Produkti- onspreis eines Industriezweigs samt dem in ihm enthaltnen Profit, daá also der Profit des einen Industriezweigs in den Kostpreis des andern eingeht. Aber wenn wir die Summe der Kostpreise der Waren des ganzen Landes auf die eine Seite und die Summe seiner Profite oder Mehrwerte auf die andre stellen, so ist klar, daá die Rechnung sich richtig stellen muá. Z.B. nehmen wir eine Ware A; ihr Kostpreis mag die Profite von B, C, D eingeschlossen ent- halten, wie bei B, C, D etc. wieder die Profite von A in ihre Kostpreise eingehn m”gen. #170# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Stellen wir also die Rechnung auf, so fehlt der Profit von A in seinem eignen Kostpreis und ebenso fehlen die Profite von B, C, D etc. in ihren eignen Kostpreisen. Keiner rechnet seinen eignen Profit in seinen Kostpreis ein. Gibt es also z.B. n Sph„ren der Produktion und wird in jeder ein Profit gleich p gemacht, so ist in allen zusammen der Kostpreis = k - np. Die Gesamtrechnung be- trachtet, soweit die Profite einer Produktionssph„re eingehn in den Kostpreis der andren, soweit sind also diese Profite bereits in Rechnung gebracht fr den Gesamtpreis des schlieálichen End- produkts und k”nnen nicht zum zweitenmal auf der Profitseite er- scheinen. Erscheinen sie aber auf dieser Seite, so nur, weil die Ware selbst Endprodukt war, ihr Produktionspreis also nicht in den Kostpreis einer andern Ware eingeht. Wenn in den Kostpreis einer Ware eine Summe eingeht = p fr die Profite der Produzenten der Produktionsmittel und auf diesen Kostpreis ein Profit geschlagen wird = p1, so ist der Gesamtpro- fit P = p + p1. Der Gesamtkostpreis der Ware, abstrahiert von al- len fr Profit eingehenden Preisteilen, ist dann ihr eigner Kost- preis minus P. Heiát dieser Kostpreis k, so ist offenbar k + P = k + p + p1. Man hat bei Behandlung des Mehrwerts in Buch I, Kap. VII, 2, S. 211/203 1*) gesehn, daá das Produkt jedes Kapitals so behandelt werden kann, als ob ein Teil bloá Kapital ersetzt, der andre nur Mehrwert ausdrckt. Diese Berechnung auf das Gesamtpro- dukt der Gesellschaft angewandt, finden Rektifikationen statt, indem, die ganze Cesellschaft betrachtet, z.B. der im Preis des Flachses enthaltne Profit nicht zweimal figurieren kann, nicht als Teil zugleich des Preises der Leinwand und des Profits des Flachsproduzenten. Es findet insofern kein Unterschied statt zwischen Profit und Mehrwert, als z.B. der Mehrwert von A in das konstante Kapital von B eingeht. Fr den Wert der Waren ist es ja v”llig gleichgl- tig, ob die in ihnen enthaltne Arbeit aus bezahlter oder unbe- zahlter Arbeit besteht. Dies zeigt nur, daá B den Mehrwert von A zahlt. In der Gesamtrechnung kann der Mehrwert von A nicht zwei- mal z„hlen. Aber der Unterschied ist der: Auáer daá der Preis des Produkts z.B. von Kapital B abweicht von seinem Wert, weil der in B reali- sierte Mehrwert gr”áer oder kleiner sein mag als der im Preis der Produkte von B zugeschlagne Profit, so gilt auch derselbe Umstand wieder fr die Waren, die den konstanten Teil des Kapitals B, und indirekt, als Lebensmittel der Arbeiter, auch seinen variablen Teil bilden. Was den konstanten Teil ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Aus S. 236 #171# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- betrifft, so ist er selbst gleich Kostpreis plus Mehrwert, also jetzt gleich Kostpreis plus Profit, und dieser Profit kann wieder gr”áer oder kleiner sein als der Mehrwert, an dessen Stelle er steht. Was das variable Kapital angeht, so ist der durchschnitt- liche t„gliche Arbeitslohn zwar stets gleich dem Wertprodukt der Stundenzahl, die der Arbeiter arbeiten muá, um die notwendigen Lebensmittel zu produzieren; aber diese Stundenzahl ist selbst wie. der verf„lscht durch die Abweichung der Produktionspreise der notwendigen Lebensmittel von ihren Werten. Indes l”st sich dies immer dahin auf, daá, was in der einen Ware zuviel, in der andren zuwenig fr Mehrwert geht, und daá daher auch die Abwei- chungen vom Wert, die in den in Produktionspreisen der Waren stecken, sich gegeneinander aufheben. Es ist berhaupt bei der ganzen kapitalistischen Produktion immer nur in einer sehr ver- wickelten und ann„hernden Weise, als nie festzustellender Durch- schnitt ewiger Schwankungen, daá sich das allgemeine Gesetz als die beherrschende Tendenz durchsetzt. Da die allgemeine Profitrate gebildet wird durch den Durchschnitt der verschiednen Profitraten auf je 100 vom vorgeschoánen Kapital in einem bestimmten Zeitraum, sage einem Jahr, so ist darin auch der durch den Unterschied der Umschlagszeiten fr verschiedne Ka- pitale hervorgebrachte Unterschied ausgel”scht. Aber diese Unter- schiede gehn bestimmend ein in die verschiednen Profitraten der verschiednen Produktionssph„ren, durch deren Durchschnitt die allgemeine Profitrate gebildet wird. Es ist bei der vorigen Illustration zur Bildung der allgemeinen Profitrate jedes Kapital in jeder Produktionssph„re = 100 ange- setzt, und zwar ist dies geschehn, um den prozentigen Unterschied der Profitrate klarzumachen und daher auch den Unterschied in den Werten der Waren, die von gleich groáen Kapitalen produziert wer- den. Aber es versteht sich: die wirklichen Massen des Mehrwerts, die in jeder besondren Produktionssph„re erzeugt werden, h„ngen, da in jeder solchen gegebnen Produktionssph„re die Zusammenset- zung des Kapitals gegeben ist, von der Gr”áe der angewandten Ka- pitale ab. Indes, die besondre Profitrate einer einzelnen Produk- tionssph„re wird nicht davon berhrt, ob ein Kapital von 100, m x 100 oder xm x 100 angewandt wird. Die Profitrate bleibt 10%, ob der Gesamtprofit 10:100 oder 1000:10 000 betr„gt. Da aber die Profitraten in den verschiednen Produktionssph„ren verschieden sind, indem in denselben, je nach dem Verh„ltnis des variablen Kapitals zum Gesamtkapital, sehr verschiedne Massen Mehrwert und daher Profit produziert werden, so ist klar, daá der Durch- schnittsprofit pro 100 des gesellschaftlichen Kapitals und daher die Durchschnittsprofitrate #172# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- oder allgemeinen Profitrate sehr verschieden sein wird, je nach den respektiven Gr”áen der in den verschiednen Sph„ren angelegten Kapitale. Nehmen wir vier Kapitale A, B, C, D. Die Mehrwertsrate sei fr alle = 100%. Auf jede 100 vom Gesamtkapital sei das va- riable Kapital fr A = 25, fr B = 40, fr C = 15, fr D = 10. Auf jede 100 vom Gesamtkapital fiele dann ein Mehrwert oder Pro- fit von A = 25, B = 40, C = 15, D = 10; zusammen = 90, also, wenn die vier Kapitale gleich groá sind, Durchschnittsprofitrate 90/4 = 22 1/2 %. Wenn aber die Gesamtkapitalgr”áen sind wie folgt: A = 200, B = 300, C = 1000, D = 4000, so wrden die produzierten Profite sein resp. 50, 120, 150 und 400. Zusammen auf 5500 Kapital ein Profit von 720 oder eine Durchschnittsprofitrate von 13 1/11%. Die Massen des produzierten Gesamtwerts sind verschieden je nach den verschiednen Gr”áen der in A, B, C, D respektive vorgesclioá- nen Gesamtkapitale. Bei Bildung der allgemeinen Profitrate han- delt es sich daher nicht nur um den Unterschied der Profitraten in den verschiednen ProduktionsSph„ren, deren einfacher Durch- schnitt zu ziehn w„re, sondern um das relative Gewicht, womit diese verschiednen Profitraten in die Bildung des Durchschnitts eingehn. Dies aber h„ngt ab von der verh„ltnism„áigen Gr”áe des in jeder besondren Sph„re angelegten Kapitals oder davon, welchen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals das in jeder besondren Produktionssph„re angelegte Kapital bildet. Es muá na- trlich ein sehr groáer Unterschied stattfinden, je nachdem ein gr”árer oder geringrer Teil des Gesamtkapitals eine h”here oder niedere Profitrate abwirft. Und diese h„ngt wieder davon ab, wie- viel Kapital in den Sph„ren angelegt ist, wo das variable Kapital relativ zum Gesamtkapital groá oder klein ist. Es ist ganz damit wie mit dem Durchschnittszinsfuá, den ein Wucherer macht, der verschiedne Kapitalien zu verschiednen Zinsraten ausleiht, z.B. zu 4, 5, 6, 7% etc. Die Durchschnittsrate h„ngt ganz davon ab, wieviel von seinem Kapital er zu jeder der verschiednen Zinsraten ausgeliehen hat. Die allgemeine Profitrate ist also durch zwei Faktoren bestimmt: 1. durch die organische Zusammensetzung der Kapitale in den verschiednen Sph„ren der Produktion, also durch die verschiednen Profitraten der einzelnen Sph„ren; 2. durch die Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals auf diese verschiednen Sph„ren, also durch die relative Gr”áe des in jeder besondren Sph„re, und daher zu einer besondren Profitrate, angelegten Kapitals; d. h. durch den verh„ltnism„áigen Massenan- teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, den jede besondre Produktionssph„re verschluckt. #173# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspreise ----- Wir hatten es in Buch I und II nur mit den W e r t e n der Wa- ren zu tun. Einerseits hat sich jetzt abgesondert als ein Teil dieses Werts der K o s t p r e i s, andrerseits hat sich ent- wickelt als eine verwandelte Form des Werts der P r o d u k t i o n s p r e i s der Ware. Gesetzt, die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durch- schnittskapitals sei 80c + 20v und die Rate des j„hrlichen Mehr- werts m' = 100%, so w„re der j„hrliche Durchschnittsprofit fr ein Kapital von 100 = 20 und die allgemeine j„hrliche Profitrate = 20%. Welches nun immer der Kostpreis k der von einem Kapital von 100 j„hrlich produzierten Waren, ihr Produktionspreis w„re = k + 20. In den Produktionssph„ren, wo die Zusammensetzung des Ka- pitals = (80-x)c + (20+x)v, w„re der wirklich erzeugte Mehrwert, resp. der innerhalb dieser Sph„re produzierte j„hrliche Profit, = 20 + x, also gr”áer als 20, und der produzierte Warenwert = k + 20 + x, gr”áer als k + 20 oder gr”áer als ihr Produktionspreis. In den Sph„ren, wo die Zusammensetzung des Kapitals (80+x)c + (20-x)v w„re der j„hrlich erzeugte Mehrwert oder Profit = 20-x, also kleiner als 20, und daher der Warenwert k + 20 - x kleiner als der Produktionspreis, der = k + 20. Abgesehn von etwaigen Un- terschieden in der Umschlagszeit, w„re der Produktionspreis der Waren gleich mit ihrem Wert nur in den Sph„ren, wo die Zusammen- setzung des Kapitals zuf„llig = 80c + 20v w„re. Die spezifische Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist in jeder besondren Produktionssph„re dem Grade nach verschieden, h”her oder niedriger, im Verh„ltnis wie das von einem bestimmten Quantum Arbeit, also bei gegebnem Arbeitstag von einer bestimmten Anzahl Arbeiter, in Bewegung gesetzte Quantum von Produktionsmitteln groá und daher das fr ein bestimmtes Quantum Produktionsmittel erheischte Quantum Arbeit klein ist. Wir nennen daher Kapitale, die prozentig mehr konstantes, also weniger variables Kapital enthalten als das gesellschaftliche Durchschnittskapital: Kapitale von h ” h e r e r Zusammenset- zung. Umgekehrt solche, wo das konstante Kapital einen relativ kleinern und das variable einen gr”áern Raum einnimmt, als beim gesellschaftlichen Durchschnittskapital, nennen wir: Kapitale von n i e d r i g e r e r Zusammensetzung. Kapitale von durch- schnittlicher Zusammensetzung endlich nennen wir solche, deren Zusammensetzung mit der des gesellschaftlichen Durchschnittskapi- tals zusammenf„llt. Ist das gesellschaftliche Durchschnittskapi- tal prozentig zusammengesetzt aus 80c + 20v so steht ein Kapital von 90c + 10v b e r, eins von 70c + 30v u n t e r dem ge- sellschaftlichen Durchschnitt. Allgemein, Zusammensetzung des ge- sellschaftlichen Durchschnittskapitals = mc + nv wo m und n kon- stante Gr”áen und m + n = 100. #174# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- repr„sentiert (m+x)c + (n-x)v, die h”here, (m-x)c + (n+x)v die niedrigere Zusammensetzung eines einzelnen Kapitals oder einer Kapitalgruppe. Wie diese Kapitale fungieren nach Herstellung der Durchschnittsprofitrate, unter Voraussetzung einmaligen Umschlags im Jahr, zeigt folgende šbersicht, worin I die Durchschnittszu- sammensetzung vorstellt und die Durchschnittsprofitrate somit = 20% ist: I. 80c + 20v + 20m. Profitrate = 20%. Preis des Produkts = 120. Wert = 120. II. 90c + 10v + 10m. Profitrate = 20%. Preis des Produkts = 120. Wert = 110. III. 70c + 30v + 30m. Profitrate = 20%. Preis des Produkts = 120. Wert = 130. Fr die von Kapital II produzierten Waren w„re also ihr Wert kleiner als ihr Produktionspreis, fr die des Kapital III der Produktionspreis kleiner als der Wert, und nur fr die Kapitale I der Produktionszweige, deren Zusammensetzung zuf„llig die des ge- sellschaftlichen Durchschnitts ist, w„ren Wert und Produktions- preis gleich. Obrigens muá bei Anwendung dieser Bezeichnungen auf bestimmte F„lle natrlich in Rechnung gebracht werden, wie weit etwa nicht ein Unterschied in der technischen Zusammensetzung, sondern bloáer Wertwechsel der Elemente des konstanten Kapitals das Verh„ltnis zwischen c und v vom allgemeinen Durchschnitt ab- weichen macht. Es ist durch die jetzt gegebne Entwicklung allerdings eine Modi- fikation eingetreten bezglich der Bestimmung des Kostpreises der Waren. Ursprnglich wurde angenommen, daá der Kostpreis einer Ware gleich sei dem Wert der in ihrer Produktion konsumierten Wa- ren. Der Produktionspreis einer Ware ist aber fr den K„ufer der- selben ihr Kostpreis und kann somit als Kostpreis in die Preis- bildung einer andren Ware eingehn. Da der Produktionspreis abwei- chen kann vom Wert der Ware, so kann auch der Kostpreis einer Ware, worin dieser Produktionspreis andrer Ware eingeschlossen, ber oder unter dem Teil ihres Gesamtweirts stehn, der durch den Wert der in sie eingehenden Produktionsmittel gebildet wird. Es ist n”tig, sich an diese modifizierte Bedeutung des Kostpreises zu erinnern und sich daher zu erinnern, daá, wenn in einer beson- dren Produktionssph„re der Kostpreis der Ware dem Wert der in ih- rer Produktion verbrauchten Produktionsmittel gleichgesetzt wird, stets ein Irrtum m”glich ist. Fr unsre gegenw„rtige Untersuchung ist nicht n”tig, n„her auf diesen Punkt einzugehn. Dabei bleibt immer der Satz richtig, daá der Kostpreis der Waren stets kleiner als ihr Wert. Denn wie auch der Kostpreis der Ware #175# 9. Kapitel - Durchnittsprofitrate und Produktionspreise ----- von dem Wert der in ihr konsumierten Produktionsmittel abweichen mag, fr den Kapitalisten ist dieser vergangne Irrtum gleichgl- tig. Der Kostpreis der Ware ist ein gegebner, ist eine von sei- ner, des Kapitalisten, Produktion unabh„ngige Voraussetzung, w„h- rend das Resultat seiner Produktion eine Ware ist, die Mehrwert enth„lt, also einen Wertberschuá ber ihren Kostpreis. Sonst hat der Satz, daá der Kostpreis kleiner ist als der Wert der Ware, sich jetzt praktisch in den Satz verwandelt, daá der Kostpreis kleiner ist als der Produktionspreis. Fr das gesellschaftliche Gesamtkapital, wo Produktionspreis gleich Wert, ist dieser Satz identisch mit dem frhern, daá der Kostpreis kleiner ist als der Wert. Obgleich er fr die besondren Produktionssph„ren abweichen- den Sinn hat, so bleibt ihm immer die Tatsache zugrunde liegen, daá, das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachtet, der Kost- preis der von diesem produzierten Waren kleiner als der Wert oder der hier, fr die Gesamtmasse der produzierten Waren, mit diesem Wert identische Produktionspreis. Der Kostpreis einer Ware be- zieht sich nur auf das Quantum der in ihr enthaltnen bezahlten Arbeit, der Wert auf das Gesamtquantum der in ihr enthaltnen be- zahlten und unbezahlten Arbeit; der Produktionspreis auf die Summe der bezahlten Arbeit plus einem, fr die besondre Produkti- onssph„re unabh„ngig von ihr selbst, bestimmten Quantum unbezahl- ter Arbeit. Die Formel, daá der Produktionspreis einer Ware = k + p, gleich Kostpreis plus Profit ist, hat sich jetzt n„her dahin bestimmt, daá p = kp' ist (wo p' die allgemeine Profitrate), und daher der Produktionspreis = k + kp'. Ist k = 300 und p' = 15%, so ist der Produktionspreis k + kp'= 300 + 300 15/100 = 345. Der Produktionspreis der Waren m' jeder besondren Produktions- sph„re kann Gr”áenwechsel erfahren: 1. bei gleichbleibendem Wert der Waren (so daá also nach wie vor dasselbe Quantum toter und lebendiger Arbeit in ihre Produktion eingeht) infolgeeines von der besondren Sph„re unabh„ngigen Wech- sels in der allgemeinen Profitrate; 2. bei gleichbleibender allgemeiner Profitrate durch Wertwechsel, sei es in der besondren Produktionssph„re selbst, infolge techni- scher Žnderung, sei es infolge eines Wertwechsels der Waren, die als Bildungselemente in ihr konstantes Kapital eingehn; 3. end- lich durch Zusammenwirkung dieser beiden Umst„nde. Trotz der groáen Wechsel, die best„ndig - wie sich weiter zeigen wird in den tats„chlichen Profitraten der besondren Produktionssph„ren vorgehn, #176# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- ist eine wirkliche Žnderung in der allgemeinen Profitrate, soweit nicht durch auáerordentliche ”konomische Ereignisse ausnahmsweise ins Werk gesetzt, das sehr sp„te Werk einer Reihe ber sehr lange Zeitr„ume sich erstreckender Schwingungen, d.h. von Schwingungen, die viel Zeit brauchen, bis sie sich zu einer Žnderung der allge- meinen Profitrate konsolidieren und ausgleichen. Bei allen kr- zern Perioden (ganz abgesehn von Schwankungen der Marktpreise) ist daher eine Žnderung in den Produktionspreisen prima facie stets aus einem wirklichen Wertwechsel der Waren zu erkl„ren, d.h. aus einem Wechsel in der Gesamtsumme der zu ihrer Produktion n”tigen Arbeitszeit. Bloáer Wechsel im Geldausdruck derselben Werte kommt hier selbstredend gar nicht in Betracht. 23) Es ist andrerseits klar: das gesellschaftliche Gesamtkapital be- trachtet, ist die Wertsumme der von ihm produzierten Waren (oder in Geld ausgedrckt ihr Preis) = Wert des konstanten Kapitals + Wert des variablen Kapitals + Mehrwert. Den Exploitationsgrad der Arbeit als konstant angenommen, kann die Profitrate hier nur wechseln, bei gleichbleibender Masse des Mehrwerts, wenn entweder der Wert des konstanten Kapitals wechselt oder der Wert des vari- ablen wechselt oder beide wechseln, so daá m/C sich „ndert und dadurch die allgemeine Profitrate. In jedem Falle also unter- stellt ein Wechsel in der allgemeinen Profitrate Wechsel im Wert der Waren, die als Bildungselemente in das konstante Kapital oder in das variable oder in beide gleichzeitig eingehn. Oder die allgemeine Profitrate kann wechseln bei gleichbleibendem Wert der Waren, wenn der Exploitationsgrad der Arbeit wechselt. Oder bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit kann die allgemeine Profitrate wechseln, wenn die Summe der angewandten Arbeit wechselt relativ zum konstanten Kapital, infolge techni- scher Žnderungen im Arbeitsprozeá. Aber solche technischen Žnde- rungen mssen sich stets zeigen in und daher begleitet sein von einem Wertwechsel der Waren, deren Produktion jetzt gegen frher mehr oder minder viel Arbeit erfordern wrde. Man hat im ersten Abschnitt gesehn: Mehrwert und Profit waren identisch, der Masse nach betrachtet. Die Profitrate jedoch ist von vornherein unter- schieden von der Rate des Mehrwerts, was zun„chst nur als andre Form der Berechnung erscheint; was aber ebenso von vornherein, da die Rate des Profits steigen oder fallen kann bei gleichbleiben- der Rate des Mehrwerts und umgekehrt und da allein die Rate des Profits den Kapitalisten ----- 23) Corbet, p. 174. #177# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspr. ----- praktisch interessiert, durchaus den wirklichen Ursprung des Mehrwerts verdunkelt und mystifiziert. Ein Gr”áenunterschied je- doch war nur zwischen Mehrwertsrate und Profitrate, nicht zwi- schen Mehrwert und Profit selbst. Da in der Profitrate der Mehr- wert auf das Gesamtkapital berechnet und auf es als sein Maá be- zogen wird, so erscheint der Mehrwert selbst dadurch als aus dem Gesamtkapital und zwar gleichm„áig aus allen seinen Teilen ent- sprungen, so daá der organische Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital im Begriff des Profits ausgel”scht ist; in der Tat daher, in dieser seiner verwandelten Gestalt als Profit, der Mehrwert selbst seinen Ursprung verleugnet, seinen Charakter verloren hat, unerkennbar geworden ist. Soweit jedoch bezog sich der Unterschied zwischen Profit und Mehrwert nur auf eine quali- tative Žnderung, einen Formwechsel, w„hrend wirklicher Gr”áenun- terschied auf dieser ersten Stufe der Verwandlung nur noch zwi- schen Profitrate und Mehrwertsrate, noch nicht zwischen Profit und Mehrwert existiert. Anders verh„lt es sich, sobald eine allgemeine Profitrate und durch selbe ein der in den verschiednen Produktionssph„ren gegeb- nen Gr”áe des angewandten Kapitals entsprechender Durch- schnittsprofit hergestellt ist. Es ist jetzt nur noch Zufall, wenn der in einer besondren Produk- tionssph„re wirklich erzeugte Mehrwert und daher Profit mit dem im Verkaufspreis der Ware enthaltnen Profit zusammenf„llt. In der Regel sind Profit und Mehrwert, und nicht bloá ihre Raten, nun wirklich verschiedne Gr”áen. Bei gegebnem Exploitationsgrad der Arbeit ist jetzt die Masse des Mehrwerts, die in einer besondren Produktionssph„re erzeugt wird, wichtiger fr den Gesamtdurch- schnittsprofit des gesellschaftlichen Kapitals, also fr die Ka- pitalistenklasse Oberhaupt, als direkt fr den Kapitalisten in- nerhalb jedes besondren Produktionszweigs. Fr ihn nur 24), so- fern das in seiner Branche erzeugte Quantum Mehrwert mitbestim- mend eingreift in die Reglung des Durchschnittsprofits. Aber dies ist ein Prozeá, der hinter seinem Rcken vorgeht, den er nicht sieht, nicht versteht und der ihn in der Tat nicht interessiert. Der wirkliche Gr”áenunterschied zwischen Profit und Mehrwert - nicht nur zwischen Profitrate und Mehrwertsrate - in den besond- ren Produktionssph„ren versteckt nun v”llig die wahre Natur und den Ursprung des Profits, nicht nur fr den Kapitalisten, der hier ein besondres Interesse hat, sich zu t„uschen, sondern auch fr den Arbeiter. Mit der Verwandlung der Werte in Produktions- preise wird die Grundlage --- 24) Selbstredend wird hier abgesehn von der M”glichkeit, durch Lohndrckung, Monopolpreis usw. einen momentanen Extraprofit her- auszuschlagen. [F.E.] #178# II. Abschnitt - Verwandlung des Profite in Durchschnittspr. ----- der Wertbestimmung selbst dem Auge entrckt. Endlich: Wenn bei der bloáen Verwandlung von Mehrwert in Profit der Wertteil der Waren, der den Profit bildet, dem andren Wertteil gegenbertritt als dem Kostpreis der Ware, so daá hier schon der Begriff des Werts dem Kapitalisten abhanden kommt, weil er nicht die Gesamt- arbeit vor sich hat, die die Produktion der Ware kostet, sondern nur den Teil der Gesamtarbeit, den er in der Form von Produkti- onsmitteln, lebendigen oder toten, bezahlt hat, und ihm so der Profit als etwas auáerhalb des immanenten Werts der Ware Stehen- des erscheint - so wird jetzt diese Vorstellung vollst„ndig be- st„tigt, befestigt, verkn”chert, indem der zum Kostpreis zuge- schlagne Profit in der Tat, wenn man die besondre Produktions- sph„re betrachtet, nicht durch die Grenzen der in ihr selbst vor- gehenden Wertbildung bestimmt, sondern ganz „uáerlich dagegen festgesetzt ist. Der Umstand, daá hier zum erstenmal dieser innere Zusammenhang enthllt ist; daá, wie man aus dem Folgenden und aus Buch IV sehn wird, die bisherige ™konomie entweder gewaltsam von den Unter- schieden zwischen Mehrwert und Profit, Mehrwertsrate und Pro- fitrate abstrahierte, um die Wertbestimmung als Grundlage fest- halten zu k”nnen, oder aber mit dieser Wertbestimmung allen Grund und Boden wissenschaftlichen Verhaltens aufgab, um an jenen in der Erscheinung auff„lligen Unterschieden festzuhalten - diese Verwirrung der Theoretiker zeigt am besten, wie der im Konkur- renzkampf befangne, seine Erscheinungen in keiner Art durchdrin- gende praktische Kapitalist durchaus unf„hig sein muá, durch den Schein hindurch das innere Wesen und die innere Gestalt dieses Prozesses zu erkennen. Alle im ersten Abschnitt entwickelten Gesetze ber Steigen und Fallen der Profitrate haben in der Tat die folgende doppelte Be- deutung: I. Einerseits sind sie die Gesetze der allgemeinen Profitrate. Bei den vielen verschiednen Ursachen, welche nach dem Entwickel- ten die Profitrate steigen oder fallen machen, sollte man glau- ben, daá die allgemeine Profitrate jeden Tag wechseln máte. Aber die Bewegung in einer Produktionssph„re wird die in der andem aufheben, die Einflsse kreuzen und paralysieren sich. Wir werden sp„ter untersuchen, nach welcher Seite die Schwankungen in letz- ter Instanz hinstreben; aber sie sind langsam; die Pl”tzlichkeit, Vielseitigkeit und verschiedne Dauer der Schwankungen in den ein- zelnen Produktionssph„ren macht, daá sie sich zum Teil in ihrer Reihenfolge in der Zeit kompensieren, so daá Preisfall auf Preis- steigerung folgt und umgekehrt, daá sie also lokal, d.h. auf die besondre Produktionssph„re beschr„nkt bleiben; endlich, daá die verschiednen lokalen Schwankungen #179# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Prionspreise ----- sich wechselseitig neutralisieren. Es finden innerhalb jeder be- sondren Produktionssph„re Wechsel statt, Abweichungen von der allgemeinen Profitrate, die sich einerseits in einem bestimmten Zeitraum ausgleichen und daher nicht auf die allgemeine Pro- fitrate zurckwirken; und die andrerseits wieder nicht auf sie zurckwirken, weil sie durch andre gleichzeitige lokale Schwan- kungen aufgehoben werden. Da die allgemeine Profitrate bestimmt ist nicht nur durch die Durchschnittsprofitrate in jeder Sph„re, sondern auch durch die Verteilung des Gesamtkapitals auf die ver- schiednen besondren Sph„ren, und da diese Verteilung best„ndig wechselt, so ist dies wieder eine best„ndige Ursache des Wechsels in der allgemeinen Profitrate - aber eine Ursache des Wechsels, die wiederum, bei der Ununterbrochenheit 1*) und Allseitigkeit dieser Bewegung, groáenteils sich selbst wieder paralysiert. 2. Innerhalb jeder Sph„re ist ein Spielraum gegeben fr krzere oder l„ngere Epoche, wo die Profitrate dieser Sph„re schwankt, bevor sich dies Schwanken, nach Steigen oder Fallen, hinreichend konso- lidiert, um Zeit zu gewinnen zur Einwirkung auf die allgemeine Profitrate und daher zur Erreichung von mehr als lokaler Bedeu- tung. Innerhalb solcher r„umlichen und zeitlichen Grenzen gelten daher ebenfalls die im ersten Abschnitt dieses Buchs entwickelten Gesetze der Profitrate. Die theoretische Ansicht - bei der ersten Verwandlung des Mehrwerts in Profit daá jeder Teil des Kapitals gleichm„áig Profit abwerfe 25), drckt eine praktische Tatsache aus. Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein Viertel tote Arbeit und drei Viertel lebendige Arbeit oder drei Viertel tote Arbeit und ein Viertel lebendige Arbeit in Be- wegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwert produziert als in dem andren - bei glei- chem Exploitation grad der Arbeit und abgesehn von individuellen Unterschieden, die ohnehin verschwinden, weil wir beide Male nur die Durchschnittszusammensetzung der ganzen Produktionssph„re vor uns haben -, in beiden F„llen wirft es gleich viel Profit ab. Der einzelne Kapitalist (oder auch die Gesamtheit der Kapitalisten in jeder besondren Produktionssph„te), dessen Blick borniert ist, glaubt mit Recht, daá sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig besch„ftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz wichtig fr seinen Durchschnittsprofit. Wieweit dieser Pro- fit vermittelt ist --- 25) Malthus. [24] ----- 1*) 1. Auflage: Unterbrochenheit #180# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- durch die Gesamtexploitation der Arbeit durch das Gesamtkapital, d.h. durch alle seine Kapitalistengenossen, dieser Zusammenhang ist ihm ein vollst„ndiges Mysterium, um so mehr, als selbst die Bourgeoistheoretiker, die politischen ™konomen, es bis jetzt nicht enthllt hatten. Ersparung an Arbeit - nicht nur an der Ar- beit, notwendig um ein bestimmtes Produkt zu produzieren, sondern auch an der Anzahl der besch„ftigten Arbeiter - und gr”áre Anwen- dung toter Arbeit (konstantes Kapital) erscheint als ”konomisch ganz richtige Operation und scheint von vornherein in keiner Weise die allgemeine Profitrate und den Durchschnittsprofit an- zugreifen. Wie sollte daher die lebendige Arbeit ausschlieáliche Quelle des Profits sein, da Verminderung der zur Produktion n”ti- gen Menge Arbeit nicht nur nicht den Profit anzugreifen scheint, sondern vielmehr unter gewissen Umst„nden als n„chste Quelle zur Vermehrung des Profits erscheint, wenigstens fr den einzelnen Kapitalisten? Wenn in einer gegebnen Produktionssph„re der Teil des Kostpreises steigt oder f„llt, der den Wert des konstanten Kapitals repr„sen- tiert, so kommt dieser Teil aus der Zirkulation her und geht von vornherein vergr”áert oder verkleinert in den Produktionsprozeá der Ware ein. Wenn andrerseits die angewandte Arbeiteranzahl in derselben Zeit mehr oder weniger produziert, also bei gleichblei- bender Arbeiteranzahl das zur Produktion einer bestimmten Waren- menge erheischte Arbeitsquantum wechselt, so mag der Teil des Kostpreises, der den Wert des variablen Kapitals repr„sentiert, derselbe bleiben, also mit gleicher Gr”áe in den Kostpreis des Gesamtprodukts eingehn. Aber auf jede einzelne von den Waren, de- ren Summe das Gesamtprodukt ausmacht, f„llt mehr oder weniger Ar- beit (bezahlte und daher auch unbezahlte), also auch mehr oder weniger von der Ausgabe fr diese Arbeit, gr”áeres oder kleineres Stck des Lohns. Der vom Kapitalisten gezahlte Gesamtlohn bleibt derselbe, aber er ist ein andrer, auf jedes Stck Ware berechnet. Hier tr„te also Žnderung ein in diesem Teil des Kostpreises der Ware. Ob nun der Kostpreis der einzelnen Ware infolge solcher Wertver„nderungen, sei es in ihr selbst, sei es in ihren Waren- elementen (oder auch der Kostpreis der Summe der von einem Kapi- tal von gegebner Gr”áe produzierten Waren) steigt oder f„llt: ist der Durchschnittsprofit z. B. 10%, so bleibt er 10%; obgleich 10%, die einzelne Ware betrachtet, eine sehr verschiedne Gr”áe darstellt, je nach dem, durch den vorausgesetzten Wertwechsel hervorgebrachten. Gr”áenwechsel im Kostpreis der einzelnen Ware. 26) --- 26) Corbet. [25] #181# 9. Kapitel - Durchschnittsprofitrate und Produktionspr. ----- Mit Bezug auf das variable Kapital - und dies ist das wichtigste, weil es die Quelle des Mehrwerts und weil alles, was sein Ver- h„ltnis zur Bereicherung des Kapitalisten verdeckt, das ganze Sy- stem mystifiziert - vergr”bert sich die Sache oder erscheint sie dem Kapitalisten so: ein variables Kapital von 100 Pfd.St. stelle z.B. den Wochenlohn von 100 Arbeitern vor. Wenn diese 100, bei gegebnem Arbeitstag, ein w”chentliches Produkt von 200 Stck Wa- ren produzieren = 200 W, so kostet 1 W - abstrahiert von dem Teil des Kostpreises, den das konstante Kapital zusetzt - da 100 Pfd.St. = 200 W, 1 W = 100 Pfd.St./200 = 10 Schill. Gesetzt nun, es tr„te 200 Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit ein; sie verdopple sich, dieselbe Anzahl Arbeiter produziere in derselben Zeit zwei- mal 200 W, worin sie frher 200 W produzierte. In diesem Fall ko- stet (soweit der Kostpreis aus bloáem Arbeitslohn besteht), da jetzt 100 Pfd.St. = 400 W, 1 W = 100 Pfd.St./400 = 5 Schill. Verminderte sich die Produktivkraft um die H„lfte, so wrde die- selbe Arbeit nur noch 200 W produzieren; und da 100 Pfd.St = 200 W/2, nun 1 W = 200 Pfd.St./200 = 1 Pfd.St. Die Wechsel in der zur Produktion der Waren erheischten Arbeitszeit und daher in ihrem Wert, erscheinen jetzt mit Bezug auf den Kostpreis und daher auch den Produktionspreis als verschiedne Verteilung desselben Ar- beitslohns ber mehr oder weniger Waren, je nachdem in derselben Arbeitszeit fr denselben Arbeitslohn mehr oder weniger Waren produziert werden. Was der Kapitalist und daher auch der politi- sche ™konom sieht, ist, daá der Teil der bezahlten Arbeit, der auf die Ware per Stck f„llt, sich mit der Produktivit„t der Ar- beit „ndert und damit auch der Wert Jedes einzelnen Stcks; er sieht nicht, daá dies ebenfalls der Fall ist mit der in jedem Stck enthaltnen unbezahlten Arbeit, um so weniger, da der Durch- schnittsprofit in der Tat durch die in seiner Sph„re absorbierte unbezahlte Arbeit nur zuf„llig bestimmt ist. Nur in solch vergr”- berter und begriffsloser Form scheint jetzt noch die Tatsache durch, daá der Wert der Waren durch die in ihnen enthaltne Arbeit bestimmt ist. #182# ----- ZEHNTES KAPITEL Ausgleichung der allgemeinen Profitrate durch die Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte. Surplusprofit Ein Teil der Produktionssph„ren hat eine mittlere oder Durch- schnittszusammensetzung des in ihnen angewandten Kapitals, d.h. ganz oder ann„hernd die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals. In diesen Sph„ren f„llt der Produktionspreis der produzierten Wa- ren mit ihrem in Geld ausgedrckten Wert ganz oder ann„hernd zu- sammen. Wenn auf keine andre Weise zur mathematischen Grenze zu gelangen, so w„re es auf diese. Die Konkurrenz verteilt das Ge- sellschaftskapital so zwischen die verschiednen Produktionssph„- ren, daá die Produktionspreise in einer jeden Sph„re gebildet werden nach dem Muster der Produktionspreise in diesen Sph„ren der mittleren Komposition, d.h. = k + kp' (Kostpreis plus dem Produkt der Durchschnittsprofitrate in den Kostpreis). Diese Durchschnittsprofitrate ist aber nichts andres als der prozentig berechnete Profit in jener Sph„re der mittleren Komposition, wo also der Profit zusammenf„llt mit dem Mehrwert. Die Profitrate ist also in allen Produktionssph„ren dieselbe, n„mlich ausgegli- chen auf diejenige dieser mittleren Produktionssph„ren, wo die Durchschnittszusammensetzung des Kapitals herrscht. Hiernach muá die Summe der Profite aller verschiednen Produktionssph„ren gleich sein der Summe der Mehrwerte und die Summe der Produkti- onspreise des gesellschaftlichen Gesamtprodukts gleich der Summe seiner Werte. Es ist aber klar, daá die Ausgleichung zwischen den Produktionssph„ren von verschiedner Zusammensetzung immer dahin streben muá, sie zu egalisieren mit den Sph„ren von mittlerer Zu- sammensetzung, sei es nun, daá diese exakt, sei es, daá sie nur ann„hernd dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechen. Zwi- schen den mehr oder minder Ann„hernden findet selbst wieder Ten- denz nach Ausgleichung statt, die der idealen, d.h. in der Wirk- lichkeit nicht vorhandnen Mittelposition zustrebt, #183# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- d.h. die Tendenz hat, sich um sie herum zu normieren. In dieser Weise herrscht also notwendig die Tendenz, die Produktionspreise zu bloá verwandelten Formen des Werts zu machen oder die Profite in bloáe Teile des Mehrwerts zu verwandeln, die aber verteilt sind nicht im Verh„ltnis urn Mehrwert, der in jeder besondren Produktionssph„re erzeugt ist, sondern im Verh„ltnis zur Masse des in jeder Produktionssph„re angewandten Kapitals, so daá auf gleich groáe Kapitalmassen, wie immer zusammengesetzt, gleich groáe Anteile (aliquote Teile) der Totalit„t des vom gesell- schaftlichen Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts fallen. Fr die Kapitale von mittlerer oder ann„hernd mittlerer Zusammen- setzung f„llt der Produktionspreis also mit dem Wert ganz oder ann„hernd zusammen, und der Profit mit dem von ihnen erzeugten Mehrwert. Alle andren Kapitale, welches immer ihre Zusammenset- zung, streben unter dem Druck der Konkurrenz, sich mit diesen auszugleichen. Da aber die Kapitale mittlerer Zusammensetzung gleich oder ann„hernd gleich dem gesellschaftlichen Durch- schnittskapital, so streben alle Kapitale, welches immer der von ihnen selbst erzeugte Mehrwert, an Stelle dieses Mehrwerts den Durchschnittsprofit durch die Preise ihrer Waren zu realisieren, d.h. also die Produktionspreise zu realisieren. Es kann andrerseits gesagt werden, daá berall, wo ein Durch- schnittsprofit hergestellt wird, also eine allgemeine Profitrate - in welcher Weise auch immer dies Resultat hervorgebracht worden sei - dieser Durchschnittsprofit nichts andres sein kann als der Profit auf das gesellschaftliche Durchschnittskapital, dessen Summe gleich der Summe der Mehrwerte, und daá die durch Zuschlag dieses Durchschnittprofits auf die Kostpreise hervorgebrachten Preise nichts andres sein k”nnen als die in Produktionserwandel- ten Werte. Es wrde nichts „ndern, wenn Kapitale in bestimmten Produktionssph„ren aus irgendwelchen Grnden nicht dem Prozeá der Ausgleichung unterworfen wrden. Der Durchschnittsprofit w„re dann berechnet auf den Teil des Gesellschaftskapitals, der in den Ausgleichungsprozeá eingeht. Es ist klar, daá der Durch- schnittsprofit nichts sein kann als die Gesamtmasse des Mehr- werts, verteilt auf die Kapitalmassen in jeder Produktionssph„re nach Verh„ltnis ihrer Gr”áen. Es ist das Ganze der realisierten unbezahlten Arbeit, und diese Gesamtmasse stellt sich dar, eben- sogut wie die bezahlte tote und lebendige Arbeit, in der Gesamt- masse von Waren und Geld, die den Kapitalisten zuf„llt. Die ei- gentlich schwierige Frage ist hier die: wie diese Ausgleichung der Profite zur allgemeinen Profitrate vorgeht, da sie offenbar ein Resultat ist und nicht ein Ausgangspunkt sein kann. #184# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Es ist zun„chst klar, daá eine Sch„tzung der Warenwerte, z. B. in Geld, nur das Resultat ihres Austausches sein kann und daá, wenn wir daher solche Sch„tzung voraussetzen, wir sie als das Ergebnis wirklicher Austausche von Warenwert gegen Warenwert zu betrachten haben. Aber wie soll dieser Austausch der Waren zu ihren wirkli- chen Werten zustande gekommen sein? Nehmen wir zuerst an, daá alle Waren in den verschiednen Produk- tionssph„ren zu ihren wirklichen Werten verkauft wrden. Was w„re dann der Fall? Es wrden nach dem frher Entwickelten sehr ver- schiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssph„ren herr- schen. Es sind prima facie zwei ganz verschiedne Dinge, ob Waren zu ihren Werten verkauft werden (d.h. ob sie im Verh„ltnis des in ihnen enthaltnen Werts, zu ihren Wertpreisen, miteinander ausge- tauscht werden) oder ob sie zu solchen Preisen verkauft werden, daá ihr Verkauf gleich groáe Profite auf gleiche Massen der zu ihrer respektiven Produktion vorgeschoánen Kapitale abwirft. Daá Kapitale, die ungleich viel lebendige Arbeit in Bewegung set- zen, ungleich viel Mehrwert produzieren, setzt wenigstens bis zu einem gewissen Grad voraus, daá der Exploitationsgrad der Arbeit oder die Rate des Mehrwerts dieselbe oder daá die darin existie- renden Unterschiede als durch wirkliche oder eingebildete (konventionelle) Kompensationsgrnde ausgeglichen gelten. Dies setzt Konkurrenz unter den Arbeitern voraus und Ausgleichung durch ihre best„ndige Auswanderung aus einer Produktionssph„re in die andre. Solch eine allgemeine Rate des Mehrwerts - der Tendenz nach, wie alle ”konomischen Gesetze - ist von uns als theoreti- sche Vereinfachung vorausgesetzt; in Wirklichkeit aber ist sie tats„chliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, obgleich mehr oder minder gehemmt durch praktische Friktionen, die mehr oder minder bedeutende lokale Differenzen hervorbringen, wie z.B. die Heimatsgesetzgebung (settlement laws) [26] fr die Ackerbautaglhner in England. Aber in der Theorie wird vorausge- setzt, daá die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise sich rein entwickeln. In der Wirldichkeit besteht immer nur Ann„he- rung; aber diese Ann„herung ist um so gr”áer, je mehr die kapita- listische Produktionsweise entwickelt und je mehr ihre Verunrei- nigung und Verquickung mit Resten frherer ”konomischer Zust„nde beseitigt ist. Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, daá die Waren nicht einfach als W a r e n ausgetauscht werden, sondern als P r o d u k t v o n K a p i t a l e n, die im Verh„ltnis zu ihrer Gr”áe, oder bei gleicher Gr”áe, gleiche Teil #185# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- nahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen. Und der Ge- samtpreis der von einem gegehnen Kapital in einer gegebnen Zeit- frist produzierten Waren soll diese Forderung befriedigen. Der Gesamtpreis dieser Waren ist aber bloá die Summe der Preise der einzelnen waren, die das Produkt des Kapitals bilden. Das punctum saliens 1*) wird zumeist heraustreten, wenn wir die Sache so fassen: Unterstelle, die Arbeiter selbst seien im Besitz ihrer respektiven Produktionsmittel und tauschten ihre Waren mit- einander aus. Diese Waren w„ren dann nicht Produkte des Kapitals. Je nach der technischen Natur ihrer Arbeiten w„re der Wert der in den verschiednen Arbeitszweigen angewandten Arbeitsmittel und Ar- beitsstoffe verschieden; ebenso w„re, abgesehn von dem ungleichen Wert der angewandten Produktionsmittel, verschiedne Masse dersel- ben erheischt fr gegebne Arbeitsmasse, je nachdem eine bestimmte Ware in einer Stunde fertiggemacht werden kann, eine andre erst in einem Tag etc. Unterstelle ferner, daá diese Arbeiter im Durchschnitt gleich viel Zeit arbeiten, die Ausgleichungen einge- rechnet, die aus verschiedner Intensit„t etc. der Arbeit hervor- gehn. Zwei Arbeiter h„tten dann beide in den Waren, die das Pro- dukt ihrer Tagesarbeit bilden, erstens ersetzt ihre Auslagen, die Kostpreise der verbrauchten Produktionsmittel. Diese w„ren ver- schieden je nach der technischen Natur ihrer Arbeitszweige. Beide h„tten zweitens gleich viel Neuwert geschaffen, n„mlich den den Produktionsmitteln zugesetzten Arbeitstag. Es schl”sse dies ein ihren Arbeitslohn plus dem Mehrwert, der Mehrarbeit ber ihre notwendigen Bedrfnisse hinaus, deren Resultat aber ihnen selbst geh”rte. Wenn wir uns kapitalistisch ausdrucken, so erhalten beide denselben Arbeitslohn plus denselben Profit, = dem 2*) Wert, ausgedrckt z.B. im Produkt eines zehnstndigen Arbeits- tags. Aber erstens w„ren die Werte ihrer Waren verschieden. In der Ware I z.B. w„re mehr Wertteil fr die aufgewandten Produkti- onsmittel enthalten als in der Ware II, und um gleich alle m”gli- chen Unterschiede hineinzubringen, Ware I absorbiere mehr leben- dige Arbeit, erfordre also l„ngere Arbeitszeit in ihrer Herstel- lung als Ware II. Der Wert dieser Waren I und II ist also sehr verschieden. Ebenso die Summen der Warenwerte, die das Produkt der von Arbeiter I und der von Arbeiter II in einer gegebnen Zeit verrichteten Arbeit. Die Profitraten w„ren auch sehr verschieden fr I und II, wenn wir hier das Verh„ltnis des Mehrwerts zum Ge- gamtwert der ausgelegten ----- 1*) Der entscheidende Punkt - 2*) 1. Auflage: aber auch den; ge- „ndert nach dem Manuskript von Marx #186# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Produktionsmittel die Profitrate nennen. Die Lebensmittel, die I und II w„hrend der Produktion t„glich verzehren und die den Ar- beitslohn vertreten, werden hier den Teil der vorgeschoánen Pro- duktionsmittel bilden, den wir sonst vatiables Kapital nennen. Aber die Mehrwerte w„ren fr gleiche Arbeitszeit dieselben fr I und II oder noch genauer, da I und II, oder den Wert des Produkts eines Arbeitstags erhalten, erhalten sie, nach Abzug des Werts der vorgeschoánen "konstanten" Elemente, gleiche Werte, wovon ein Teil als Ersatz der in der Produktion verzehrten Lebensmittel, der andre als darber hinaus berschssiger Mehrwert betrachtet werden kann. Hat I mehr Auslagen, so sind diese ersetzt durch den gr”áern Wertteil seiner Ware, der diesen konstanten Teils er- setzt, und er hat daher auch wieder einen gr”áern Teil des Ge- samtwerts seines Produkts rckzuverwandeln in die stofflichen Elemente dieses konstanten Teils, w„hrend II, wenn er weniger da- fr einkassiert, dafr auch um so weniger rckzuverwandeln hat. Die Verschiedenheit der Profitrate w„re unter dieser Vorausset- zung also ein gleichgltiger Umstand, ganz wie es heute fr den Lohnarbeiter ein gleichgltiger Umstand ist, in welcher Pro- fitrate das ihm abgepreáte Quantum Mehrweirt sich ausdrckt, und ganz wie im internationalen Handel die Verschiedenheit der Pro- fitraten bei den verschiednen Nationen fr ihren Warenaustausch ein gleichgltiger Umstand ist. Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder ann„hernd zu ihren Werten erfordert also eine viel niedrigre Stufe als der Austausch zu Produktionspreisen, wozu eine bestimmte H”he kapitalistischer Entwicklung n”tig ist. In welcher Weise immer die Preise der verschiednen Waren zuerst gegeneinander festgesetzt oder geregelt sein m”gen, das Wertge- setz beherrscht ihre Bewegung. Wo die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit f„llt, fallen die Preise; wo sie steigt, steigen die Preise, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden. Abgesehn von der Beherrschung der Preise und der Preisbewegung durch das Wertgesetz, ist es also durchaus sachgem„á, die Werte der Waren nicht nur theoretisch, sondern historisch als das prius der Produktionspreise zu betrachten. Es gilt dies fr Zust„nde, wo dem Arbeiter die Produktionsmittel geh”ren, und dieser Zustand findet sich, in der alten wie in der modernen Welt, beim selbst- arbeitenden grundbesitzenden Bauer und beim Handwerker. Es stimmt dies auch mit unsrer frher 1*) ausge ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 102 #187# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreis und Marktwerte usw. ----- sprochnen Ansicht 27), daá die Entwicklung der Produkte zu Waren entspringt durch den Austausch zwischen verschiednen Gemeinwesen, nicht zwischen den Gliedern einer und derselben Gemeinde. Wie fr diesen ursprnglichen Zustand, so gilt es fr die sp„teren Zu- st„nde, die auf Sklaverei und Leibeigenschaft gegrndet sind, und fr die Zunftorganisation des Handwerks, solange die in jedem Produktionszweig festgelegten Produktionsmittel nur mit Schwie- rigkeit aus der einen Sph„re in die andre bertragbar sind und die verschiednen Produktionssph„ren sich daher innerhalb gewisser Grenzen zueinander verhalten wie fremde L„nder oder kommunisti- sche Gemeinwesen. Damit die Preise, wozu Waren sich gegeneinander austauschen, ih- ren Werten ann„hernd entsprechen, ist nichts n”tig, als daá 1. der Austausch der verschiednen Waren aufh”rt, ein rein zuf„lliger oder nur gelegentlicher zu sein; 2. daá, soweit wir den direkten Warenaustausch betrachten, diese Waren beiderseits in den ann„- hernd dem wechselseitigen Bedrfnis entsprechenden Verh„ltnismen- gen produziert werden, was die wechselseitige Erfahrung des Ab- satzes mitbringt und was so als Resultat aus dem fortgesetzten Austausch selbst herausw„chst; und 3., soweit wir vom Verkauf sprechen, daá kein natrliches oder knstliches Monopol eine der kontrahierenden Seiten bef„hige, ber den Wert zu verkaufen, oder sie zwinge, unter ihm loszuschlagen. Unter zuf„lligem Monopol verstehn wir das Monopol, das dem K„ufer oder Verk„ufer erw„chst aus dem zuf„lligen Stand von Nachfrage und Angebot. Die Annahme, daá die Waren der verschiednen Produktionssph„ren sich zu ihren Werten verkaufen, bedeutet natrlich nur, daá ihr Wert der Gravitationspunkt ist, um den ihre Preise sich drehn und zu dem ihre best„ndigen Hebungen und Senkungen sich ausgleichen. Es wird dann auáerdem immer ein M a r k t w e r t - worber sp„ter - zu unterscheiden sein von dem individuellen Wert der einzelnen Waren, die von den verschiednen Produzenten produziert werden. Der individuelle Wert einiger dieser Waren wird unter dem Marktwert stehn (d.h. es ist weniger Arbeitszeit fr ihre Produk- tion erheischt als der Marktwert ausdrckt), der andre darber. Der Marktwert wird einerseits zu betrachten sein als der Durch- schnittswert der in einer Sph„re produzierten Waren, andrerseits als der individuelle Wert der Waren, die unter den durchschnitt- lichen Bedingungen --- 27) Damals, 1865, noch bloáe "Ansicht" von Marx. Heute, seit der umfangreichen Untersuchung der ursprnglichen Gemeinwesen von Maurer bis auf Morgan, kaum noch irgendwo bestrittene Tatsache. - F.E. #188# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- der Sph„re produziert werden und die die groáe Masse der Produkte derselben bilden. Es sind nur auáerordentliche Kombinationen, un- ter denen die unter den schlechtesten Bedingungen oder die unter den bevorzugtesten Bedingungen produzierten Waren den Marktwert regeln, der seinerseits das Schwankungszentrum bildet fr die Marktpreise - die aber dieselben sind fr die Waren derselben Art. Wenn die Zufuhr der Waren zu dem Durchschnittswert, also zu dem mittleren Wert der Masse, die zwischen den beiden Extremen liegt, die gew”hnliche Nachfrage befriedigt, so realisieren die Waren, deren individueller Wert unter dem Marktwert steht, einen Extramehrwert oder Surplusprofit, w„hrend die, deren individuel- ler Wert ber dem Marktwert steht, einen Teil des in ihnen ent- haltnen Mehrwerts nicht realisieren k”nnen. Es hilft nichts zu sagen, daá der Verkauf der unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren beweist, daá sie zur Deckung der Nachfrage 1*) erheischt sind. W„re der Preis h”her in dem unterstellten Fall als der mittlere Marktwert, so w„re die Nachfrage geringer 2*). Zu gewissen Preisen kann eine Warenart einen gewissen Raum im Markt einnehmen; der Raum bleibt nur dann derselbe bei Wechsel der Preise, wenn der h”here Preis mit ge- ringrem Warenquantum und der niedrigere Preis mit r”árem Waren- quantum zusammenf„llt. Ist dagegen die Nachfrage so stark, daá sie sich nicht kontrahlert, wenn der Preis geregelt wird durch den Wert der unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Wa- ren, so bestimmen diese den Marktwert. Es ist dies nur m”glich, wenn die Nachfrage die gew”hnliche bersteigt oder die Zufuhr un- ter die gew”hnliche f„llt. Endlich, wenn die Masse der produzier- ten Waren gr”áer ist, als zu den mittlern Marktwerten Absatz fin- det, so regeln die unter den besten Bedingungen produzierten Wa- ren den Marktwert. Sie k”nnen z.B. ihre Waren ganz oder ann„hernd zu ihrem individuellen Wert verkaufen, wobei es passieren kann, daá die unter den schlechtesten Bedingungen produzierten Waren vielleicht nicht einmal ihre Kostpreise realisieren, w„hrend die des mittlern Durchschnitts nur einen Teil des in ihnen enthaltnen Mehrwerts realisieren k”nnen. Was hier vom Marktwert gesagt, gilt vom Produktionspreis, sobald er an die Stelle des Marktwerts ge- treten. Der Produktionspreis ist in jeder Sph„re reguliert und ebenso nach den besondren Umst„nden reguliert. Er selbst aber ist wieder das Zentrum, worum sich die t„glichen Marktpreise drehn und wozu sie sich in bestimmten Perioden ausgleichen. ----- 1*) 1. Auflage: Zufuhr - 2*) 1. Auflage: gr”áer; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #189# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- (S. Ricardo, ber die Bestimmung des Produktionspreises durch die unter den schlechtesten Bedingungen Arbeitenden. [27]) Wie immer die Preise geregelt seien, es ergibt sich: 1. Das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung, indem Verminderung oder Vermehrung der zur Produktion erheischten Arbeitszeit die Produktionspreise steigen oder fallen macht. Es ist in diesem Sinne, daá Ricardo sagt [28] (der wohl fhlt, daá seine Produkti- onspreise von den Werten der Waren abweichen), daá the inquiry to which he wishes to draw the reader's attention, relates to the effect of the varlations in the relative value of commodities, and not in their absolute value 1*) 2. Der Durchschnittsprofit, der die Produktionspreise bestimmt, muá immer ann„hernd gleich sein dem Quantum Mehrwert, das auf ein gegebnes Kapital als aliquoten Teil des gesellschaftlichen Ge- samtkapitals f„llt. Gesetzt, die allgemeine Profitrate und daher der Durchschnittsprofit sei in einem Geldwert ausgedruckt, h”her als der wirkliche Durchschnittsmehrwert, seinem Geldwert nach be- rechnet. Soweit die Kapitalisten dann in Betracht kommen, ist es gleichgltig, ob sie sich wechselseitig 10 oder 15% Profit an- rechnen. Der eine Prozentsatz deckt nicht mehr wirklichen Waren- wert als der andre, indem die šbertreibung des Geldausdrucks wechselseitig ist. Was aber die Arbeiter angeht (da vorausgesetzt ist, daá sie ihren normalen Arbeitslohn erhalten, die Heraufset- zung des Durchschnittsprofits also nicht einen wirklichen Abzug vom Arbeitslohn, d.h. etwas ganz andres als normalen Mehrwert des Kapitalisten ausdrckt), so muá der durch die Heraufsetzung des Durchschnittsprofits entstehenden Erh”hung der Warenpreise eine Erh”hung im Geldausdruck des variablen Kapitals entsprechen. In der Tat ist solche allgemeine nominelle Erh”hung der Profitrate und des Durchschnittsprofits ber den durch das Verh„ltnis des wirklichen Mehrwerts zum vorgeschoánen Gesamtkapital gegebnen Satz nicht m”glich, ohne Erh”hung des Arbeitslohns nach sich zu ziehn, und ebenso Erh”hung der Preise der Waren, die das kon- stante Kapital bilden. Ebenso umgekehrt bei Erniedrigung. Da nun der Gesamtwert der Waren den Gesamtmehrwert, dieser aber die H”he des Durchschnittsprofits und daher der allgemeinen Profitrate re- gelt - als allgemeines Gesetz oder als das die Schwankungen Be- herrschende -, so reguliert das Wrtgesetz die Produktionspreise. ----- 1*) die Untersuchung, auf die er des Lesers Aufmerksamkeit lenken m”chte, sich auf die Wirkung der Ver„nderungen in dem relativen Wert der Waren und nicht in ihrem absoluten Wert bezieht #190# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Was die Konkurrenz, zun„chst in einer Sph„re, fertigbringt, ist die Herstellung eines gleichen Marktwerts und Marktpreises aus den verschiednen individuellen Werten der Waren. Die Konkurrenz der Kapitale in den verschiednen Sph„ren aber bringt erst hervor den Produktionspreis, der die Profitraten zwischen den verschied- nen Sph„ren egallsiert. Zu dem letztren ist h”here Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise erheischt als zu dem fr- hern. Damit Waren derselben Produktionssph„re, derselben Art und ann„- hernd derselben Qualit„t zu ihren Werten verkauft werden, ist zweierlei n”tig: Erstens mssen die verschiednen individuellen Werte zu e i n e m gesellschaftlichem Wert, dem oben dargestellten Marktwert, ausge- glichen sein, und dazu ist eine Konkurrenz unter den Produzenten derselben Art Waren erfordert, ebenso wie das Vorhandensein eines Markts, auf dem sie gemeinsam ihre Waren ausbieten. Damit der Marktpreis identischer Waren, die aber jede unter Umst„nden von verschiedner individueller F„rbung produziert sind, dem Marktwert entspreche, nicht von ihm abweiche, weder durch Erh”hung ber, noch durch Senkung unter ihn, ist erfordert, daá der Druck, den die verschiednen Verk„ufer aufeinander ausben, groá genug ist, um die Masse Waren auf den Markt zu werfen, die das gesellschaft- liche Bedrfnis erheischt, d.h. die Quantit„t, wofr die Gesell- schaft f„hig ist, den Marktwert zu zahlen. šbertr„fe die Produk- tenmasse dies Bedrfnis, so máten die Waren unter ihrem Markt- wert verkauft werden; umgekehrt ber ihrem Marktwert, wenn die Produktenmasse nicht groá genug w„re oder, was dasselbe, wenn der Druck der Konkurrenz unter den Verk„ufern nicht stark genug w„re, sie zu zwingen, diese Warenmasse auf den Markt zu bringen. Žn- derte sich der Marktwert, so wurden sich auch die Bedingungen „n- dern, wozu die Gesamtwarenmasse verkauft werden k”nnte. F„llt der Marktwert, so erweitert sich im Durchschnitt das gesellschaftli- che Bedrfnis (welches hier immer zahlungsf„higes Bedrfnis ist) und kann innerhalb gewisser Grenzen gr”áre Massen Ware absorbie- ren. Steigt der Marktwert, so kontrahlert sich das gesellschaft- liche Bedrfnis fr die Ware und geringre Massen davon werden ab- sorbiert. Wenn daher Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis regulie- ren oder vielmehr die Abweichungen der Marktpreise vom Marktwert, so reguliert andrerseits der Marktwert das Verh„ltnis von Nach- frage und Zufuhr oder das Zentrum, um das die Schwankungen der Nachfrage und Zufuhr die Marktpreise oszillieren machen. Betrachtet man die Sache n„her, so findet man, daá die Bedingun- gen, #191# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- die fr den Wert der einzelnen Ware gelten, sich hier reproduzie- ren als Bedingungen fr den Wert der Gesamtsumme einer Art; wie denn die kapitalistische Produktion von vornherein Massenproduk- tion ist und wie auch andre, weniger entwickelte Produktionswei- sen - wenigstens bei den Hauptwaren - das in kleinem Massen Pro- duzierte als gemeinschaftliches Produkt, wenn auch vieler kleiner Detailproduzenten, in groáen Massen in den H„nden relativ weniger Kaufleute auf dem Markt konzentrieren, aufh„ufen und zum Verkauf bringen; als gemeinschaftliches Produkt eines ganzen Produktions- zweigs oder eines gr”áern oder kleinern Kontingents davon. Es sei hier ganz im Vorbeigehn bemerkt, daá das gesellschaftliche Bedrfnis, d.h. das, was das Prinzip der Nachfrage regelt, we- sentlich bedingt ist durch das Verh„ltnis der verschiednen Klas- sen zueinander und durch ihre respektive ”konomische Position, namentlich also erstens durch das Verh„ltnis des Gesamtmehrwerts zum Arbeitslohn und zweitens durch das Verh„ltnis der verschied- nen Teile, worin sich der Mehrwert spaltet (Profit, Zins, Grund- rente, Steuern usw.); und so zeigt sich auch hier wieder, wie ab- solut nichts aus dem Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr erkl„rt werden kann, bevor die Basis entwickelt ist, worauf dies Verh„lt- nis spielt. Obgleich beide, Ware und Geld, Einheiten von Tauschwert und Ge- brauchswert, sahen wir doch schon (Buch I, Kap. I, 3), wie im Kauf und Verkauf beide Bestimmungen an die beiden Extreme pola- risch verteilt sind, so daá die Ware (Verk„ufer) den Gebrauchs- wert und das Geld (K„ufer) den Tauschwert repr„sentiert. Daá die Ware Gebrauchswert habe, also ein gesellschaftliches Bedrfnis befriedige, war die eine Voraussetzung des Verkaufs. Die andre war, daá das in der Ware enthaltne Quantum Arbeit gesellschaft- lich notwendige Arbeit repr„sentiere, der individuelle Wert (und was unter dieser Voraussetzung dasselbe, der Verkaufspreis) der Ware daher mit ihrem gesellschaftlichen Wert zusammenfalle. [28] Wenden wir dies an auf die auf dem Markt befindliche Warenmasse, die das Produkt einer ganzen Sph„re bildet. Die Sache wird am leichtesten dargestellt, wenn wir die ganze Wa- renmasse, zun„chst also e i n e s Produktionszweigs, als eine Ware, und die Summe der Preise der vielen identischen Waren als in e i n e n Preis zusammenaddiert ----- 28) K. Marx, "Zur Kritik der pol. Oek.", Berlin 1859. 1*) ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 15-32 #192# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- auffassen. Was dann fr die einzelne Ware gesagt worden, gilt nun w”rtlich fr die auf dem Markt befindliche Warenmasse eines be- stimmten Produktionszweigs. Daá der individuelle Wert der Ware ihrem gesellschaftlichen Wert entspreche, ist jetzt dahin ver- wirklicht oder weiter bestimmt, daá das Gesamtquantum die zu sei- ner Produktion notwendige gesellschaftliche Arbeit enth„lt und daá der Wert dieser Masse = ihrem Marktwert. Nimm nun an, die groáe Masse dieser Waren sei ungef„hr unter den- selben normalen gesellschaftlichen Bedingungen produziert, so daá dieser Wert zugleich der individuelle Wert der diese Masse bil- denden einzelnen Waren. Wenn nun ein relativ kleiner Teil unter, ein andrer ber diesen Bedingungen produziert worden, so daá der individuelle Wert des einen Teils gr”áer, der des andren kleiner als der mittlere Wert des groáen Teils der Waren, diese beiden Extreme aber sich ausgleichen, so daá der Durchschnittswert der ihnen angeh”rigen Waren gleich dem Wert der der mittlern Masse angeh”rigen Waren, dann ist der Marktwert bestimmt durch den Wert der unter mittlern Bedingungen produzierten Waren. 29) Der Wert der gesamten Warenmasse ist gleich der wirklichen Summe der Werte aller einzelnen Waren zusammengenommen, sowohl deren, die inner- halb der mittlern Bedingungen, als deren, die unter oder ber ih- nen produziert sind. In diesem Fall ist der Marktwert oder der gesellschaftliche Wert der Warenmasse - die notwendig in ihnen enthaltne Arbeitszeit - bestimmt durch den Wert der groáen mitt- lern Masse. Nimm dagegen an, die Gesamtmenge der auf den Markt gebrachten fraglichen Ware bleibe dieselbe, aber der Wert der unter den schlechtem Bedingungen produzierten Waren gleiche sich nicht aus mit dem Wert der unter den bessern Bedingungen produzierten, so daá der unter den schlech. tern Bedingungen produzierte Massen- teil eine relativ bedeutende Gr”áe bilde, sowohl gegen die mitt- lere Masse wie gegen das andre Extrem: dann regelt die unter den schlechtem Bedingungen produzierte Masse den Marktwert oder den gesellschaftlichen Wert. Nimm endlich an, die unter bessern als den mittlern Bedingungen produzierte Warenmasse bertreife bedeutend die unter den schlechtem Bedingungen produzierte und bilde selbst eine bedeu- tende Gr”áe gegen die unter mittlern Verh„ltnissen produzierte; dann reguliert der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktwert. Es wird hier abgesehn von šberfhrung des Marktes, wo immer der unter den besten Bedingungen produzierte Teil den Marktpreis regelt; aber hier haben wir es nicht --- 29) K. Marx, "Zur Kritik etc." #193# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- mit dem Marktpreis zu tun, soweit er verschieden von dem Markt- wert, sondern mit den verschiednen Bestimmungen des Marktwerts selbst. 30) In der Tat, ganz strenggenommen (was natrlich in der Wirklich- keit nur ann„hernd und tausendfach modifiziert vorkommt) ist im Fall I der durch die mittlern Werte geregelte Marktwert der gan- zen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werte; obgleich fr die an den Extremen produzierten Waren dieser Wert sich als ihnen aufgedrungner Durchschnittswert darstellt 1*). Die am schlechtesten Extrem Produzierenden mssen ihre Waren dann unter dem individuellen Wert verkaufen; die am besten Extrem verkaufen sie darber. Im Fall II gleichen sich die unter beiden Extremen produzierten individuellen Wertmassen nicht aus, sondern gibt die unter den schlechtem Bedingungen produzierte den Ausschlag. Strenggenommen w„re der Durchschnittspreis oder der Marktwert jeder einzelnen Ware oder jedes aliquoten Teils der Gesarntmasse nun bestimmt durch den Gesamtwert der Masse, der durch Addition der Werte der unter den verschiednen Bedingungen produzierten Waren herausk„me, und durch den aliquoten Teil, der von diesem Gesamtwert auf die einzelne Ware fiele. Der so erhaltne Marktwert st„nde ber dem individuellen Wert nicht nur der dem gnstigen Extrem, sondern auch der der mittlern Schicht angeh”rigen Waren; er st„nde aber immer noch niedriger als der individuelle Wert der auf dem --- 30) Der Streit zwischen Storch und Ricardo bei Gelegenheit der Grundrente (ein Streit nur der Sache nach: in der Tat nehmen sie beide keine Rcksicht aufeinander), ob der Marktwert (bei ihnen vielmehr der Markt- resp. Produktionspreis) durch die unter den ungnstigsten Bedingungen (Ricardo) oder unter den gnstigsten (Storch) produzierten Waren reguliert werde, l”st sich also dahin auf, daá beide recht haben und beide unrecht und daá ebenso beide den mittlern Fall ganz auáer acht gelassen haben. [29] Vergleiche Corbet [30] ber die F„lle, wo der Preis reguliert wird durch die unter den besten Bedingungen produzierten Waren. - "Es bedeutet nicht, er" (Ricardo) habe behauptet, daá sich zwei einzelne Po- sten von zwei verschiedenen Artikeln, wie ein Hut und ein Paar Schuhe, gegeneinander austauschen, wenn jene zwei einzelnen Po- sten mit gleichen Arbeitsmengen hergestellt wurden. Unter "Ware" mssen wir hier die 'Warengattung' verstehen, nicht einen einzel- nen Hut fr sich, ein einzelnes Paar Schuhe usw. Die gesamte Ar- beit, die alle Hte in England herstellt, muá zu diesem Zweck als auf alle Hte verteilt betrachtet werden. Das, scheint mir, ist zuerst und in den allgemeinen Darlegungen dieser hre nicht ausge- druckt worden." ("Observations on some verbal disputes in Pol. Econ. etc.", London 1821, p. 53, 54.) ----- 1*) 1. Auflage: aufstellt; ge„ndert nach dem Mmuskript von Marx #194# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- ungnstigen Extrem produzierten Waren. Wieweit er sich diesem n„- hert oder mit ihm endlich zusammenf„llt, h„ngt ganz ab von dem Umfang, den die am ungnstigen Extrem produzierte Warenmasse in der fraglichen Warensph„re einnimmt. Ist die Nachfrage nur wenig berwiegend, so regelt der individuelle Wert der ungnstig produ- zierten Waren den Marktpreis. Nimmt endlich, wie in Fall III, das am gnstigen Extrem produ- zierte Warenquantum gr”áern Raum ein, nicht nur verglichen mit dem andren Extrem, sondern mit den mittlern Bedingungen, so f„llt der Marktwert unter den mittlern Wert. Der Durchschnittswert, be- rechnet durch Addierung der Wertsummen der beiden Extreme und der Mitte, steht hier unter dem Wert der Mitte und n„hert oder ent- fernt sich von ihm je nach dem relativen Raum, den das gnstige Extrem einnimmt. Ist die Nachfrage schwach gegen die Zufuhr, so nimmt der gnstig gestellte Teil, wie groá er immer sei, gewalt- sam Raum ein durch Zusammenziehung seines Preises auf seinen in- dividuellen Wert. Mit diesem individuellen Wert der unter den be- sten Bedingungen produzierten Waren kann der Marktwert nie zusam- menfallen, auáer bei sehr starkem šberwiegen der Zufuhr ber die Nachfrage. Diese, hier a b s t r a k t dargestellte Festsetzung des Markt- werts wird auf dem wirklichen Markt vermittelt durch die Konkur- renz unter den K„ufern, vorausgesetzt, daá die Nachfrage gerade so groá ist, um die Warenmasse zu ihrem so festgesetzten Werte zu absorbieren. Und hier kommen wir auf den andren Punkt. Zweitens. Daá die Ware Gebrauchswert hat, heiát nur, daá sie ir- gendein gesellschaftliches Bedrfnis befriedigt. Solange wir nur von den einzelnen Waren handelten, konnten wir unterstellen, daá das Bedrfnis fr diese bestimmte Ware - in den Preis schon ihr Quantum eingeschlossen - vorhanden sei, ohne uns auf das Quantum des zu befriedigenden Bedrfnisses weiter einzulassen. Dies Quan- tum wird aber ein wesentliches Moment, sobald das Produkt eines ganzen Produktionszweigs auf der einen Seite und das gesell- schaftliche Bedrfnis auf der andern Seite steht. Es wird jetzt notwendig, das Maá, d.h. das Quantum dieses gesellschaftlichen Bedrfnisses zu betrachten. In den vorhin gegehnen Bestimmungen ber den Marktwert ist unter- stellt, daá die Masse der produzierten Waren dieselbe bleibt, eine gegebne ist; daá nur Wechsel stattfindet im Verh„ltnis der Bestandteile dieser Masse, die unter verschiednen Bedingungen produziert sind, und daá daher der Marktwert derselben Masse von Waren verschieden geregelt wird. Gesetzt, #195# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- diese Masse sei das gew”hnliche Quantum der Zufuhr, wobei wir ab- sehn von der M”glichkeit, daá ein Teil der produzierten Waren zeitweise dem ogen werden kann. Bleibt nun die Nachfrage fr diese Masse Markt entz auch die gew”hnliche, so wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft, welcher der drei vorhin untersuchten F„lle auch diesen Marktwert regulieren m”ge. Die Warenmasse be- friedigt nicht nur ein Bedrfnis, sondern sie befriedigt es in seinem gesellschaftlichen Umfang. Ist dagegen das Quantum kleiner oder gr”áer als die Nachfrage dafr, so finden Abweichungen des Marktpreises vom Marktwert statt. Und die erste Abweichung ist, daá, wenn das Quantum zu klein, stets die unter den schlechtesten Bedingungen produzierte Ware den Marktwert reguliert, und wenn zu groá, stets die unter den besten Bedingungen produzierte; daá also eins der Extreme den Marktwert bestimmt, trotzdem daá nach dem bloáen Verh„ltnis der Massen, die unter den verschiednen Be- dingungen produziert sind, ein andres Resultat stattfinden máte. Ist die Differenz zwischen Nachfrage und Produktenquantum bedeu- tender, so wird der Marktpreis ebenfalls noch bedeutender vom Marktwert nach oben oder nach unten abweichen. Die Differenz zwi- schen dem Quantum der produzierten Waren und dem Quantum, wobei die Waren zu ihrem Marktwert verkauft werden, kann aber aus dop- pelter Ursache entstehn. Entweder wechselt dies Quantum selbst, wird zu klein oder zu groá, so daá also die Reproduktion auf ei- nem andren Maástab stattgefunden h„tte als dem, der den gegebnen Marktwert regulierte. In diesem Fall hat sich die Zufuhr ver„n- dert, obgleich die Nachfrage dieselbe blieb, und dadurch ist re- lative šberproduktion oder Unterproduktion eingetreten. Oder aber die Reproduktion, d.h. die Zufuhr bleibt dieselbe, aber die Nach- frage ist gefallen oder gestiegen, was aus verschiednen Grnden geschehn kann. Obgleich hier die absolute Gr”áe der Zufuhr die- selbe geblieben, hat ihre relative Gr”áe, ihre Gr”áe verglichen mit oder gemessen an dem Bedrfnis, sich ver„ndert. Die Wirkung ist dieselbe wie im ersten Fall, nur in umgekehrter Richtung. Endlich: Wenn Ver„nderungen auf beiden Seiten stattfinden, aber entweder in entgegengesetzter Richtung, oder wenn in derselben Richtung, nicht in demselben Maá, wenn also in einem Wort doppel- seitige Žnderungen stattfinden, die aber die frhere Proportion zwischen den beiden Seiten „ndern, so muá das Endresultat immer auf einen der zwei oben betrachteten F„lle herauskommen. Die eigentliche Schwierigkeit bei der allgemeinen Begriffsbestim- mung der Nachfrage und Zufuhr ist die, daá sie auf Tautologie hinauszulaufen scheint. Betrachten wir zun„chst die Zufuhr, das auf dem Markt befindliche Produkt oder das fr ihn geliefert wer- den kann. Um reicht in hier ganz nutzlose #196# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Details einzugehn, denken wir hier an die Masse der j„hrlichen Reproduktion in jedem bestimmten Industriezweig und sehn dabei ab von der gr”áern oder geringem F„higkeit, die verschiedne Waren besitzen, dem Markt entzogen und fr die Konsumtion, sage des n„chsten Jahres, aufgespeichert zu werden. Diese j„hrliche Repro- duktion drckt zun„chst ein bestimmtes Quantum aus, Maá oder An- zahl, je nachdem die Warenmasse als diskrete oder kontinuierliche gemessen wird; es sind nicht nur Gebrauchswerte, die menschliche Bedrfnisse befriedigen, sondern diese Gebrauchswerte befinden sich auf dem Markt in einem gegebnen Umfang. Zweitens aber hat diese Warenmenge einen bestimmten Marktwert, den man ausdrucken kann in einen Multipel des Marktwerts der Ware oder des Warenma- áes, die als Einheiten dienen. Zwischen dem quantitativen Umfang der auf dem Markt befindlichen Waren und ihrem Marktwert exi- stiert daher kein notwendiger Zusammenhang, indem z.B. manche Wa- ren spezifisch hohen Wert haben, andre spezifisch niedrigen Wert, so daá eine gegebne Wertsumme sich in einem sehr groáen Quantum der einen und einem sehr geringen Quantum der andren Ware dar- stellen kann. Zwischen dem Quantum der auf dem Markt befindlichen Artikel und dem Marktwert dieser Artikel findet nur dieser Zusam- menhang statt: Auf einer gegebnen Basis der Produktivit„t der Ar- beit erheischt in jeder besondren Produktionssph„re die Herstel- lung eines bestimmten Quantums Artikel ein bestimmtes Quantum ge- sellschaftlicher Arbeitszeit, obgleich dies Verh„ltnis in ver- schiednen Produktionssph„ren durchaus verschieden ist und in kei- nem innern Zusammenhang mit der Ntzlichkeit dieser Artikel oder der besondren Natur ihrer Gebrauchswerte steht. Alle andren Um- st„nde gleichgesetzt: Wenn das Quantum a einer Warensorte b Ar- beitszeit kostet, so kostet das Quantum na nb Arbeitszeit. Fer- ner: Soweit die Gesellschaft Bedrfnisse befriedigen, einen Arti- kel zu diesem Zweck produziert haben will, so muá sie ihn zahlen. In der Tat, da bei der Warenproduktion Teilung der Arbeit voraus- gesetzt ist, kauft die Gesellschaft diese Artikel, indem sie auf ihre Produktion einen Teil ihrer disponiblen Arbeitszeit verwen- det, kauft sie sie also durch ein bestimmtes Quantum der Arbeits- zeit, worber diese gegebne Gesellschaft verfgen kann. Der Teil der Gesellschaft, dem es durch die Teilung der Arbeit zuf„llt, seine Arbeit in der Produktion dieser bestimmten Artikel zu ver- wenden, muá ein Žquivalent erhalten durch gesellschaftliche Ar- beit, dargestellt in den Artikeln, die seine Bedrfnisse befrie- digen. Aber es existiert kein notwendiger, sondern nur zuf„lliger Zusammenhang zwischen dem Gesarntquantum der gesellschaftlichen Arbeit, das auf einen gesellschaftlichen Artikel verwandt ist, d.h. zwischen dem #197# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- aliquoten Teil ihrer Gesamtarbeitskraft, den die Gesellschaft auf die Produktion dieses Artikels verwendet, also zwischen dem Um- fang, den die Produktion dieses Artikels in der Gesamtproduktion einnimmt, einerseits, und zwischen dem Umfang andrerseits, worin die Gesellschaft Befriedigung des durch jenen bestimmten Artikel gestillten Bedrfnisses verlangt. Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte nur die zu seiner Produktion erheischte gesellschaftliche Arbeit enthalten mag und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Wa- rensorte nur notwendige Arbeit darstellt, so ist doch, wenn die bestimmte Ware in einem das gesellschaftliche Bedrfnis dermalen berschreitendem Maá produziert worden, ein Teil der gesell- schaftlichen Arbeitszeit vergeudet, und die Warenmasse repr„sen- tiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaft- licher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist. (Nur wo die Produktion unter wirklicher vorherbestimmender Kontrolle der Ge- sellschaft steht, schafft die Gesellschaft den Zusammenhang zwi- schen dem Umfang der gesellschaftlichen Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion bestimmter Artikel, und dem Umfang des durch diese Artikel zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedrfnisses.) Daher mssen diese Waren unter ihrem Marktwert losgeschlagen, ein Teil davon kann selbst ganz unverk„uflich werden. - Umgekehrt, wenn der Umfang der auf die Produktion einer bestimmten Warensorte verwandten gesellschaftlichen Arbeit zu klein fr den Umfang des durch das Produkt zu befriedigenden besondren gesellschaftlichen Bedrfnisses. - Entspricht aber der Umfang der gesellschaftlichen Arbeit, die zur Produktion eines bestimmten Artikels verwandt, dem Umfang des zu befriedigenden gesellschaftlichen Bedrfnisses, so daá also die produzierte Masse dem gew”hnlichen Maástab der Reproduktion bei unver„nderter Nachfrage entspricht, so wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Der Austausch oder Verkauf der Waren zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natrliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend, sind die Abweichungen zu erkl„ren, nicht umgekehrt aus den Abweichungen das Gesetz selbst. Sehn wir uns nach der andren Seite um, der Nachfrage. Waren werden gekauft als Produktionsmittel oder als Lebensmittel wobei es nichts „ndert, daá manche Sorten Waren beiden Zwecken dienen k”nnen -, um in die produktive oder individuelle Konsum- tion einzugehn. Es findet also Nachfrage fr sie statt von den Produzenten (hier Kapitalisten, da unterstellt, daá die Produkti- onsmittel in Kapital verwandelt sind) und von den Konsumenten. Beides scheint zun„chst zu unterstellen auf Seite der Nachfrage ein gegebnes Quantum gesellschaftlicher Bedrfnisse, dem #198# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- auf der andren Seite bestimmte Quanta gesellschaftlicher Produk- tion in den verschiednen Produktionszweigen entsprechen. Soll die Baumwollindustrie ihre j„hrliche Reproduktion auf gegebner Stu- fenleiter wieder ausfahren, so ist dazu das herk”mmliche Maá und, mit Betracht auf die j„hrliche Ausweitung der Reproduktion, in- folge von Kapitalakkumulation, bei sonst gleichbleibenden Umst„n- den, ein zus„tzliches Quantum von Baumwolle erforderlich. Ebenso mit Bezug auf die Lebensmittel. Die Arbeiterklasse muá wenigstens dasselbe Quantum notwendiger Lebensmittel, obgleich vielleicht mehr oder minder anders verteilt unter die verschiednen Sorten, wieder vorfinden, soll sie in hergebrachter Durchschnittsweise fortleben; und in Anbetracht des j„hrlichen Wachstums der Bev”l- kerung ein zus„tzliches Quantum; und so, mit mehr oder minder Mo- difikation, fr die andren Klassen. Es scheint also, daá auf Seite der Nachfrage eine gewisse Gr”áe von bestimmtem gesellschaftlichem Bedrfnis steht, das zu seiner L”schung bestimmte Menge eines Artikels auf dem Markt erheischt. Aber die quantitative Bestimmtheit dieses Bedrfnisses ist durch- aus elastisch und schwankend. Seine Fixit„t ist Schein. W„ren die Lebensmittel wohlfeiler oder der Geldlohn h”her, so wrden die Arbeiter mehr davon kaufen, und es wrde sich gr”áres gesell- schaftliches Bedrfnis fr diese Warensorten zeigen, ganz abge- sehn von den Paupers etc., deren "Nachfrage" noch unter den eng- sten Schranken ihres physischen Bedrfnisses steht. W„re andrer- seits z.B. die Baumwolle wohlfeller, so wrde die Nachfrage der Kapitalisten nach Baumwolle wachsen, es wrde mehr zuschssiges Kapital in die Baumwollindustrie geworfen etc. Es muá hierbei berhaupt nicht vergessen werden, daá die Nachfrage fr produk- tive Konsumtion unter unsrer Voraussetzung die Nachfrage des Ka- pitalisten und daá dessen eigentlicher Zweck die Produktion von Mehrwert ist, so daá er nur zu diesem Behuf eine gewisse Sorte von Waren produziert. Andrerseits hindert dies nicht, daá, soweit er als K„ufer z.B. von Baumwolle auf dem Markt steht, er das Be- drfnis fr Baumwolle repr„sentiert, wie es dem Baumwollverk„ufer ja auch gleichgltig ist, ob der K„ufer die Baumwolle in Hemden- zeug oder Schieáwolle verwandelt oder sich und der Welt die Ohren damit zu verstopfen gedenkt. Allerdings bt dies aber groáen Ein- fluá aus auf die Art, worin er K„ufer ist. Sein Bedrfnis fr Baumwolle ist wesentlich durch den Umstand modifiziert, daá es in Wirklichkeit nur sein Bedrfnis des Profitmachens verkleidet. - Die Grenzen, worin das auf dem M a r k t repr„sentierte Bedrf- nis fr Waren - die Nachfrage - quantitativ verschieden ist von dem wirklichen gesellschaftlichen Bedrfnis, ist natrlich fr verschiedne #199# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- Waren sehr verschieden; ich meine die Differenz zwischen dem ver- langten Quantum Waren und dem Quantum, das verlangt wrde mit an- dren Geldpreisen der Ware oder andren Geld- resp. Lebensverh„lt- nissen der K„ufer. Es ist nichts leichter, als die Ungleichm„áig- keiten von Nachfrage und Zufuhr einzusehn und die daraus folgende Abweichung der Marktpreise von den Marktwerten. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der Bestimmung dessen, was unter Deckung von Nachfrage und Zufuhr zu verstehn ist. Nachfrage und Zufuhr decken sich, wenn sie in solchem Verh„ltnis stehn, daá die Warenmasse eines bestimmten Produktionszweigs zu ihrem Marktwert verkauft werden kann, weder darber noch darun- ter. Das ist das erste, was wir h”ren. Das zweite: Wenn die Waren zu ihrem Marktwert verkaufbar, decken sich Nachfrage und Zufuhr. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken, h”ren sie auf zu wirken, und eben deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn zwei Kr„fte in entgegengesetzter Richtung gleichm„áig wirken, he- ben sie ein. ander auf, wirken sie gar nicht nach auáen, und Er- scheinungen, die unter dieser Bedingung vorgehn, mssen anders als durch das Eingreifen cheser beiden Kr„fte erkl„rt werden. Wenn Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, h”ren sie auf, irgend etwas zu erkl„ren, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht im dunkeln darber, weshalb der Markt- wert sich grade in dieser Summe Geld ausdrckt und in keiner an- dern. Die wirklichen innern Gesetze der kapitalistischen Produk- tion k”nnen offenbar nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erkl„rt werden (ganz abgesehn von tieferer, hier nicht angebrachter Analyse dieser beiden gesellschaftlichen Trieb- kr„fte), da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald Nachfrage und Zufuhr aufh”ren zu wirken, d.h. sich decken. Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zuf„llig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehn zu betrachten. In der politi- schen ™konomie wird aber unterstellt, daá sie sich decken, warum? Um die Erscheinungen in ihrer gesetzm„áigen, ihrem Begriff ent- sprechenden Gestalt zu betrachten, d.h., sie zu betrachten unab- h„ngig von dem durch die Bewegung von Nachfrage und Zufuhr her- vorgebrachten Schein. Andrerseits, um die wirkliche Tendenz ihrer Bewegung aufzufinden, gewissermaáen zu fixieren. Denn die Un- gleichheiten sind entgegengesetzter Natur, und da sie einander best„ndig folgen, gleichen sie sich durch ihre entgegengesetzten Richtungen, durch ihren Widerspruch untereinander aus. Wenn also in keinem einzigen #200# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- gegebnen Fall Nachfrage und Zufuhr sich decken, so folgen sich ihre Ungleichheiten so - und es ist das Resultat der Abweichung in einer Richtung, eine andre Abweichung in einer entgegengesetz- ten Richtung hervorzurufen -, daá, wenn das Ganze einer gr”áern oder kleinern Zeitperiode betrachtet wird, sich Zufuhr und Nach- frage best„ndig decken; aber nur als Durchschnitt der verflosse- nen Bewegung und nur als best„ndige Bewegung ihres Widerspruchs. Dadurch gleichen sich die von den Marktwerten abweichenden Markt- preise, ihrer Durchschnittszahl nach betrachtet, zu Marktwerten aus, indem sich die Abweichungen von den letztren aufheben als Plus und Minus. Und diese Durchschnittszahl ist keineswegs von bloá theoretischer Wichtigkeit, sondern von praktischer fr das Kapital, dessen Anlage auf die Schwankungen und Ausgleichungen in mehr oder minder bestimmter Zeitperiode berechnet ist. Das Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr erkl„rt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andrerseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d.h. zur Aufhebung der Wirkung des Verh„ltnisses von Nachfrage und Zufuhr. (Die Ausnahmen von Waren, die Preise haben, ohne Wert zu haben, sind hier nicht zu betrachten.) Nachfrage und Zufuhr k”nnen die Aufhebung der durch ihre Ungleichheit hervorgebrachten Wirkung in sehr verschiedner Form durchfhren. Z. B. f„llt die Nachfrage und daher der Marktpreis, so kann das dazu fhren, daá Kapital entzo- gen und so die Zufuhr vermindert wird. Es kann aber auch dazu fhren, daá der Marktwert selbst durch Erfindungen, die die not- wendige Arbeitszeit verkrzen, erniedrigt und dadurch mit dem Marktpreis ausgeglichen wird. Umgekehrt: Steigt die Nachfrage und damit der Marktpreis ber den Marktwert, so kann dies dazu fh- ren, daá diesem Produktionszweig zuviel Kapital zugefhrt und die Produktion so gesteigert wird, daá der Marktpreis selbst unter den Marktwert f„llt; oder es kann andterseits zu einer Preisstei- gerung fhren, die die Nachfrage selbst zurcktreibt. Es mag auch in diesem oder Jenem Produktionszweig dazu fhren, daá der Markt- wert selbst fr krzre oder l„ngre Perioden steigt, indem ein Teil der verlangten Produkte w„hrend dieser Zeit unter schlech- tern Bedingungen produziert werden muá. Bestimmt Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andrerseits der Marktpreis und in weitrer Analyse der Marktwert die Nachfrage und Zufuhr. Bei der Nachfrage ist dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung zum Preise bewegt, zunimmt, wenn dieser f„llt, und umgekehrt. Aber auch bei der Zufuhr. Denn die Preise der Produktionsmittel, die in die zugefhrte Ware eingehn, be- stimmen die Nachfrage nach diesen #201# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- Produktionsmitteln und daher auch die Zufuhr der Waren, deren Zu- fuhr die Nachfrage nach Jenen Produktionsmitteln einschlieát. Die Baumwollpreise sind bestimmend fr die Zufuhr von Baumwollstof- fen. Zu dieser Konfusion - Bestimmung der Preise durch Nachfrage und Zufuhr und daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise - kommt hinzu, daá die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die Produktion den Markt und der Markt die Produktion. 31) Selbst der ordin„re ™konom (s. Note) sieht ein, daá ohne einen durch „uáere Umst„nde herbeigefhrten Wechsel der Zufuhr oder des Bedarfs --- 31) Groáer Bl”dsinn der folgende "Scharfsinn": Wo die Menge der L”hne, des Kapitals und des Bodens, die zur Herstellung einer Ware erforderlich ist, sich gegen frher ver„ndert hat, ist auch das, was Adam Smith ihren natrlichen Preis nennt, ver„ndert, und jener Preis, der vorher ihr natrlicher Preis war, wird mit Hin- blick auf diese Ver„nderung ihr Marktpreis: denn obwohl weder die Zufuhr noch die verlangte Menge gewechselt haben m”gen" (beide wechseln hier, gerade weil der Marktwert oder, worum es sich bei A. Smith handelt, der Produktionspreis wechselt infolge eines Wertwechsels), entspricht jene Zufuhr nicht v”llig der Nachfrage jener Personen, die das, was jetzt die Produktionskosten dar- stellt, zu zahlen f„hig und gewillt sind, sondern sie ist entwe- der gr”áer oder kleiner, so daá das Verh„ltnis zwischen der Zu- fuhr und dem, was im Hinblick auf die neuen Produktionskosten die effektive Nachfrage darstellt, verschieden ist von dem frheren. Dann wird eine Žnderung in der Zufuhr eintreten - wenn ihr kein Hindernis im Wege steht - und wird schlieálich die Ware zu ihrem neuen natrlichen Preis bringen. Es k”nnte dann manchen Leuten gut dnken zu sagen, daá - da die Ware zu ihrem natrlichen Preis durch eine Žnderung in ihrer Zufuhr gelangt - der natrliche Preis ebensosehr einem Verh„ltnis zwischen Nachfrage und Zufuhr geschuldet ist wie der Marktpreis einem andern, und folglich, daá der natrliche Preis ebenso wie der Marktpreis von dem Verh„ltnis abh„ngt, in dem Nachfrage und Zufuhr zueinander stehen. ('Der groáe Grundsatz von Zufuhr und Nachfrage wurde in T„tigkeit ge- setzt, um ebenso das zu bestimmen, was A.Smith natrliche Preise, wie das, was er Marktpreise nennt.' - Malthus. [31])" ("Observations on certain verbal disputes etc.", London 1821, p. 60, 61.) Der kluge Mann begreift nicht, daá im vorliegenden Fall gerade der Wechsel in cost of production 1*), also auch im Wert, die Žnderung in der Nachfrage, also im Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr, hervorgebracht hatte und daá diese Žnderung in der Nachfrage eine Žnderung in der Zufuhr herbeifhren kann; was ge- rade das Gegenteil beweisen wrde von dem, was unser Denker be- weisen will; es wurde n„mlich beweisen, daá die Žnderung in den Produktionskosten keineswegs von dem Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr reguliert ist, sondern im Gegenteil selbst dies Verh„ltnis reguliert. ----- 1*) Produktionskosten #202# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- das Verh„ltnis beider wechseln kann infolge eines Wechsels im Marktwert der Waren. Selbst er muá zugeben, daá, welches immer der Marktwert, Nachfrage und Zufuhr sich ausgleichen mssen, um ihn herauszubekommen. D.h., das Verh„ltnis von Nachfrage und Zu- fuhr erkl„rt nicht den Marktwert, sondern dieser umgekehrt er- kl„rt die Schwankungen von Nachfrage und Zufuhr. Der Verfasser der "Observations" f„hrt nach der in der Note zitierten Stelle fort: "This proportion" (zwischen Nachfrage und Zufuhr), "however, if we still mean by 'demand' and 'natural price', what we meant just now, when referring to Adam Smith, must always be a proportion of equality, for it is only when the supply is equal to the effec- tual demand, that is, to that demand, which will pay neither more nor less than the natural price, that the natural price is in fact paid; consequently, there may be two very different natural prices, at different times, for the same commodity, and yet the proportion which the supply bears to the demand, be in both cases the same, namely the proportion of equality." 1*) Es wird also zugegeben, daá bei zwei verschiednen natural prices derselben Ware zu verschiedner Zeit Nachfrage und Zufuhr jedesmal sich decken k”nnen und decken mssen, soll die Ware beide Male zu ihrem natural price verkauft werden. Da nun beide Male kein Un- terschied im Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr ist, wohl aber ein Unterschied in der Gr”áe des natural price selbst, so ist dieser offenbar unabh„ngig von Nachfrage und Zufuhr bestimmt, und kann also am wenigsten durch diese bestimmt werden. Damit eine Ware zu ihrem Marktwert verkauft wird, d.h. im Ver- h„ltnis zu der in ihr enthaltnen gesellschaftlich notwendigen Ar- beit, muá das Gesamtquantum gesellschaftlicher Arbeit, welches auf die Gesamtmasse dieser Warenart verwandt wird, dem Quantum des gesellschaftlichen Bedrfnisses fr sie entsprechen, d.h. des zahlungsf„higen gesellschaftlichen Bedrfnisses. Die Konkurrenz, die Schwankungen der Marktpreise, die den Schwankungen des Ver- h„ltnisses von Nachfrage und Zufuhr entsprechen, suchen best„ndig das Gesamtquanturn der auf jede Warenart verwandten Arbeit auf dieses Maá zu reduzieren. ----- 1*) "Dieses Verh„ltnis" (zwischen Nachfrage und Zufuhr) jedoch, wenn wir unter 'Nachfrage' und 'natrlichem Preis' noch das ver- stehen, was wir bis jetzt mit Bezugnahme auf Adam Smith darunter verstanden, muá immer ein Gleichheitsverh„ltnis sein, denn nur wenn die Zufuhr gleich ist der effektiven Nachfrage, d.h. jener Nachfrage, die weder mehr noch weniger als den natrlichen Preis zahlen will, wird der natrliche Preis tats„chlich gezahlt; folg- lich kann es zu den verschiedenen Zeiten zwei sehr verschiedene natrliche Preise fr dieselbe Ware geben, und doch kann das Ver- h„ltnis, in dem die Zufuhr zur Nachfrage steht, in beiden F„llen dasselbe sein, n„mlich das Gleichheitsverh„ltnis." #203# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- In dem Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr der Waren wiederholt sich erstens das Verh„ltnis von Gebrauchswert und Tauschwert, von Ware und Geld, von K„ufer und Verk„ufer; zweitens das von Produ- zent und Konsument, obgleich beide durch dritte Kaufleute vertre- ten sein m”gen. Bei der Betrachtung des K„ufers und Verk„ufers ist es hinreichend, sie einzeln gegenberzustellen, um das Ver- h„ltnis zu entwickeln. Drei Personen gengen fr die vollst„ndige Metamorphose der Ware und daher fr das Ganze des Verkaufs und Kaufs. A verwandelt seine Ware in das Geld von B, an den er die Ware verkauft, und er rckverwandelt sein Geld wieder in Ware, die er damit von C kauft; der ganze Prozeá geht zwischen diesen dreien vor. Ferner: Bei Betrachtung des Geldes war angenommen, daá die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, weil durchaus kein Grund vorhanden war, von dem Wert abweichende Preise zu betrach- ten, da es sich nur um die Formver„nderungen handelte, welche die Ware bei ihrer Geldwerdung und Rckverwandlung aus Geld in Ware durchl„uft. Sobald die Ware berhaupt verkauft und mit dem Erl”s eine neue Ware gekauft wird, liegt die ganze Metamorphose vor uns, und es ist fr sie, als solche betrachtet, gleichgltig, ob der Preis der Ware unter oder ber ihrem Wert steht. Der Wert der Ware als Grundlage bleibt wichtig, weil das Geld nur aus diesem Fundament heraus begrifflich zu entwickeln und der Preis seinem allgemeinen Begriff nach zun„chst nur der Wert in Geldform ist. Allerdings wird bei Betrachtung des Geldes als Zirkulationsmittel unterstellt, daá nicht nur eine Metamorphose einer Ware vorgeht. Es wird vielmehr die gesellschaftliche Verschlingung dieser Meta- morphosen betrachtet. Nur so kommen wir zum Umlauf des Geldes und zur Entwicklung seiner Funktion als Zirkulationsmittel. Aber so wichtig dieser Zusammenhang fr den šbergang des Geldes in die Funktion als Zirkulationsmittel und fr seine daraus folgende ver„nderte Gestalt, so gleichgltig ist er fr die Transaktion zwischen den einzelnen K„ufern und Verk„ufern. Dagegen bei Zufuhr und Nachfrage ist die Zufuhr gleich der Summe der Verk„ufer oder Produzenten einer bestimmten Warenart und die Nachfrage gleich der Summe der K„ufer oder Konsumenten (individueller oder produktiver) derselben Warenart. Und zwar wirken die Summen aufeinander als Einheiten, als Aggregatkr„fte. Der einzelne wirkt hier nur als Teil einer g e s e l l s c h a f t l i c h e n Macht, als Atom der Masse, und es ist in dieser Form, daá die Konkurrenz den gesellschaftli- chen Charakter der Produktion und Konsumtion geltend macht. Die Seite der Konkurrenz, die momentan die schw„chere, ist zugleich die, worin der einzelne unabh„ngig von der Masse seiner Konkur- renten #204# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- und oft direkt gegen sie wirkt und grade dadurch die Abh„ngigkeit des einen von dem andren fhlbar macht, w„hrend die st„rkre Seite stets mehr oder minder als geschloáne Einheit dem Widerpart ge- genbertritt. Ist fr diese bestimmte Sorte Waren die Nachfrage gr”áer als die Zufuhr, so berbietet - innerhalb gewisser Grenzen - ein K„ufer den andren und verteuert so die Ware fr alle ber den Marktwert 1*), w„hrend auf der andern Seite die Verk„ufer ge- meinsam zu einem hohen Marktpreis zu verkaufen suchen. Ist umge- kehrt die Zufuhr gr”áer als die Nachfrage, so f„ngt einer an, wohlfeller loszuschlagen, und die andren mssen folgen, w„hrend die K„ufer gemeinsam darauf hinarbeiten, den Marktpreis m”glichst tief unter den Marktwert herabzudrcken. Die gemeinsame Seite in- teressiert jeden nur, solange er mehr mit ihr gewinnt als gegen sie. Und die Gemeinsamkeit h”rt auf, sobald die Seite als solche die schw„chere wird, wo dann jeder einzelne auf eigne Hand sich m”glichst gut herauszuwinden sucht. Produziert ferner einer wohl- feiler und kann er mehr losschlagen, sich gr”áren Raums vom Markt bem„chtigen, indem er unter dem laufenden Marktpreis oder Markt- wert verkauft, so tut er es, und so beginnt die Aktion, die nach und nach die andren zwingt, die wohlfeilere Produktionsart einzu- fhren, und die die gesellschaftlich notwendige Arbeit auf ein neues geringres Maá reduziert. Hat eine Seite die Oberhand, so gewinnt jeder, der ihr angeh”rt; es ist, als h„tten sie ein ge- meinschaftliches Monopol geltend zu machen. Ist eine Seite die schw„chte, so kann jeder fr seinen eignen Teil suchen, der St„rkte zu sein (z.B. wer mit weniger Produktionskosten arbeitet) oder wenigstens so gut wie m”glich davonzukommen, und hier schert er sich den Teufel um seinen Nebenmann, obgleich sein Wirken nicht nur ihn, sondern auch alle seine Kumpane mit berhrt. 32) Nachfrage und Zufuhr unterstellen die Verwandlung des Werts in Marktwert, und soweit sie auf kapitalistischer Basis vorgehn, so- weit die Waren Produkte des Kapitals sind, unterstellen sie kapi- talistische Produktionsprozesse, also ganz anders verwickelte Verh„ltnisse als den bloáen --- 32) "Wenn jeder einzelne einer Klasse nie mehr haben k”nnte als einen gegebenen Anteil oder einen aliquoten Teil von Gewinn und Besitz des Ganzen, so wrde er sich bereitwillig vereinigen, um die Gewinne hinaufzutreiben" (das tut er, sobald das Verh„ltnis von Nachfrage und Zufuhr es erlaubt): "das ist Monopol. Aber wo jeder einzelne denkt, daá er irgendwie die absolute Summe seines eigenen Anteils vergr”áern k”nne, wenn auch durch ein Verfahren, das die Gesamtsumme verringert, wird er es oft tun: das ist Kon- kurrenz." ("An Inquiry into those principles respecting the na- ture of dernand etc.", London 1821, p. 105.) ----- 1*) 1. Auflage: Marktpreis #205# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- Kauf und Verkauf der Waren. Bei ihnen handelt es sich nicht um die formelle Verwandlung des Werts der Waren in Preis, d.h. um bloáe Formver„nderung; es handelt sich um die bestimmten quanti- tativen Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und wei- ter von den Produktionspreisen. Bei dem einfachen Kauf und Ver- kauf gengt es, Warenproduzenten als solche sich gegenber zu ha- ben. Nachfrage und Zufuhr, bei weitrer Analyse, unterstellen die Existenz der verschiednen Klassen und Klassenabteilungen, welche die Gesamtrevenue der Gesellschaft unter sich verteilen und als Revenue unter sich konsumieren, die also die von der Revenue ge- bildete Nachfrage bilden; w„hrend sie andrerseits, zum Verst„nd- nis der durch die Produzenten als solche unter sich gebildeten Nachfrage und Zufuhr, Einsicht in die Gesamtgestaltung des kapi- talistischen Produktionsprozesses erheischen. Bei der kapitalistischen Produktion handelt es sich nicht nur darum, fr die in Warenform in die Zirkulation geworfne Wertmasse eine gleiche Wertmasse in andrer Form - sei es des Geldes oder einer andren Ware herauszuziehn, sondern es handelt sich darum, fr das der Produktion vorgeschoáne Kapital denselben Mehrwert oder Profit herauszuziehn wie jedes andre Kapital von derselben Gr”áe, oder pro rata seiner Gr”áe, in welchem Produktionszweig es auch angewandt sei; es handelt sich also darum, wenigstens als Minimum, die Waren zu Preisen zu verkaufen, die den Durch- schnittsprofit liefern, d.h. zu Produktionspreisen. Das Kapital kommt sich in dieser Form selbst zum Bewuátsein als eine g e s e l l s c h a f t l i c h e M a c h t, an der jeder Kapi- talist teilhat im Verh„ltnis seines Anteils am gesellschaftlichen Gesamtkapital. Erstens ist die kapitalistische Produktion an und fr sich gleichgltig gegen den bestimmten Gebrauchswert, berhaupt gegen die Besonderheit der Ware, die sie produziert. In jeder Produkti- onssph„re kommt es ihr nur darauf an, Mehrwert zu produzieren, im Produkt der Arbeit ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit sich anzueignen. Und es liegt ebenso in der Natur der dem Kapital un- terworfnen Lohnarbeit, daá sie gleichgltig ist gegen den spezi- fischen Charakter ihrer Arbeit, sich nach den Bedrfnissen des Kapitals umwandeln und sich von einer Produktionssph„re in die andre werfen lassen muá. Zweitens ist in der Tat eine Produktionssph„re nun so gut und so schlecht wie die andre; jede wirft denselben Profit ab, und jede wrde zwecklos sein, wenn die von ihr produzierte Ware nicht ein gesellschaftliches Bedrfnis irgendeiner Art befriedigt. Werden die Waren aber zu ihren Werten verkauft, so entstehn, wie entwickelt, #206# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- sehr verschiedne Profitraten in den verschiednen Produktionssph„- ren, je nach der verschiednen organischen Zusammensetzung der darin angelegten Kapitalmassen. Das Kapital entzieht sich aber einer Sph„re mit niedriger Profitrate und wirft sich auf die an- dre, die h”heren Profit abwirft. Durch diese best„ndige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort, durch seine Verteilung zwischen den verschiednen Sph„ren, je nachdem dort die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verh„ltnis der Zufuhr zur Nachfrage, daá der Durchschnittsprofit in den verschiednen Produktionssph„- ren derselbe wird und daher die Werte sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt dem Kapital mehr oder min- der, je h”her die kapitalistische Entwicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d.h. je mehr die Zust„nde des be- treffenden Landes der kapitalistischen Produktionsweise angepaát sind. Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion entwic- keln sich auch ihre Bedingungen, unterwirft sie das Ganze der ge- sellschaftlichen Voraussetzungen, innerhalb deren der Produkti- onsprozeá vor sich geht, ihrem spezifischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen. Die best„ndige Ausgleichung der best„ndigen Ungleichheiten voll- zieht sich um so rascher, 1. je mobiler das Kapital, d.h. je leichter es bertragbar ist von einer Sph„re und von einem Ort zum andern; 2. je rascher die Arbeitskraft von einer Sph„re in die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren werfbar ist. Nr. 1 unterstellt vollst„ndige Handelsfreiheit im Innern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole auáer den natrlichen, n„mlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, wel- ches die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals den einzelnen Kapitalisten gegenber konzentriert; end- lich Unterordnung der verschiednen Produktionssph„ren unter Kapi- talisten. Dies letztre ist schon in der Voraussetzung einge- schlossen, wenn angenommen wurde, daá es sich um Verwandlung der Werte in Produktionspreise fr alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktionssph„ren handelt; aber diese Ausgleichung selbst st”át auf gráre Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch betriebne Produktionssph„ren (z.B. Ackerbau durch Kleinbauern) sich zwischen die kapitalistischen Betriebe ein- schieben und mit ihnen verketten. Endlich groáe Dichtigkeit der Bev”lkerung. - Nr. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter hindern, aus einer Produktionssph„re in die andre oder aus einem Lokalsitz der Produktion nach irgendeinem andern berzusiedeln. Gleichgltigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit. M”glichste Reduzierung der Arbeit in allen Produk- tionssph„ren #207# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurteile bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des Arbeiters unter die kapitalistische Produktionsweise. Weitre Ausfhrungen hierber geh”ren in die Spezialuntersuchung der Konkurrenz. Aus dem Gesagten ergibt sich, daá jeder einzelne Kapitalist, wie die Gesamtheit aller Kapitalisten jeder besondern Produktions- sph„re, in der Exploitation der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesamtkapital und in dem Grad dieser Exploitation nicht nur aus allgemeiner Klassensympathie, sondern direkt ”konomisch beteiligt ist, weil, alle andern Umst„nde, darunter den Wert des vorge- schoánen konstanten Gesamtkapitals als gegeben vorausgesetzt, die Durchschnittsprofitrate abh„ngt von dem Exploitationsgrad der Ge- samtarbeit durch das Gesamtkapital. Der Durchschnittsprofit f„llt zusammen mit dem Durchschnittsmehr- wert, den das Kapital pro 100 erzeugt, und mit Bezug auf den Mehrwert ist das eben Gesagte von vornherein selbstverst„ndlich. Beim Durchschnittsprofit kommt nur hinzu der Wert des vorgeschoá- nen Kapitals als eines der Bestimmungsrnomente der Profitrate. In der Tat ist das besondre Interesse, das ein Kapitalist oder das Kapital einer bestimmten Produktionssph„re an der Exploitation der direkt von ihm besch„ftigten Arbeiter nimmt, darauf be- schr„nkt, daá entweder durch ausnahmsweise šberarbeitung oder aber durch Herabsetzung des Lohns unter den Durchschnitt oder durch ausnahmsweise Produktivit„t in der angewandten Arbeit ein Extraschnitt, ein ber den Durchschnittsprofit bergreifender Profit gemacht werden kann. Hievon abgesehn, w„re ein Kapitalist, der in seiner Produktionssph„re gar kein variables Kapital und darum gar keine Arbeiter anwendete (was in der Tat bertriebne Unterstellung), ganz ebensosehr an der Exploitation der Arbeiter- klasse durch das Kapital interessiert und leitete ganz ebensosehr seinen Profit von unbezahlter Mehrarbeit ab, wie etwa ein Kapita- list, der (wieder bertriebne Voraussetzung) nur variables Kapi- tal anwendete, also sein ganzes Kapital in Arbeitslohn auslegte. Der Exploitationsgrad der Arbeit h„ngt aber bei gegebnem Arbeits- tag von der durchschnittlichen Intensit„t der Arbeit und bei ge- gebner Intensit„t von der L„nge des Arbeitstags ab. Von dem Ex- ploitationsgrad der Arbeit h„ngt die H”he der Mehrwertsrate ab, also bei gegebner Gesamtmasse des variablen Kapitals die Gr”áe des Mehrwerts, damit die Gr”áe des Profits. Das Spezialinteresse, welches das Kapital einer Sph„re, im Unterschied vom Gesamtkapi- tal, an der Ausbeutung der von ihm speziell besch„ftigten Arbei- ter, hat der einzelne Kapitalist, im Unterschied von seiner Sph„re, an der Ausbeutung der pers”nlich von ihm ausgebeuteten Arbeiter. #208# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Andrerseits hat jede besondre Sph„re des Kapitals und jeder ein- zelne Kapitalist dasselbe Interesse an der Produktivit„t der vom Gesamtkapital angewandten gesellschaftlichen Arbeit. Denn davon h„ngt zweierlei ab: Erstens die Masse der Gebrauchswerte, worin sich der Durchschnittsprofit ausdrckt; und dies ist doppelt wichtig, soweit dieser sowohl als Akkumulationsfonds von neuem Kapital wie als Revenuefonds zum Genuá dient. Zweitens die Wert- h”he des vorgeschoánen Gesamtkapitals (konstanten und variablen), die, bei gegebner Gr”áe des Mehrwerts oder Profits der ganzen Ka- pitalistenklasse, die Profitrate oder den Profit auf ein bestimm- tes Quantum Kapital bestimmt. Die besondre Produktivit„t der Ar- beit in einer besondren Sph„re oder in einem besondren Einzelge- sch„ft dieser Sph„re interessiert nur die direkt dabei beteilig- ten Kapitalisten, soweit sie die einzelne Sph„re gegenber dem Gesamtkapital oder den einzelnen Kapitalisten gegenber seiner Sph„re bef„higt, einen Extraprofit zu machen. Man hat also hier den mathematisch exakten Nachweis, warum die Kapitalisten, sosehr sie in ihrer Konkurrenz untereinander sich als falsche Brder bew„hren, doch einen wahren Freimaurerbund bilden gegenber der Gesamtheit der Arbeiterklasse. Der Produktionspreis schlieát den Durchschnittsprofit ein. Wir gaben ihm den Namen Produktionspreis; es ist tats„chlich das- selbe, was A. Smith natural price 1*) nennt, Ricardo price of production, cost of production 2*), die Physiokraten prix n‚ces- saire 3*) nennen - wobei keiner von ihnen den Unterschied des Produktionspreises vom Wert entwickelt hat -, weil er auf die Dauer Bedingung der Zufuhr, der Reproduktion der Ware jeder be- sondren Produktionssph„re ist. 33) Man begreift auch, warum die- selben ™konomen, die sich gegen die Bestimmung des Werts der Wa- ren durch die Arbeitszeit, durch das in ihnen enthaltne Quantum Arbeit str„uben, immer von den Produktionspreisen sprechen als von den Zentren, um die die Marktpreise schwanken. Sie k”nnen sich das erlauben, weil der Produktionspreis eine schon ganz ver- „uáerlichte und prima facie begriffslose Form des Warenwerts ist, eine Form, wie sie in der Konkurrenz erscheint, also im Bewuát- sein des vulg„ren Kapitalisten, also auch in dem der Vulg„r”kono- men vorhanden ist. --- Aus der Entwicklung ergab sich, wie der Marktwert (und alles dar- ber Gesagte gilt mit den n”tigen Einschr„nkungen fr den Produk- tionspreis) --- 32) Malthus. [32] ----- 1*) natrlichen Preis - 2*) Produktionspreis, Produktionskosten - 3*) notwendigen Preis #209# 10. Kapitel - Konkurrenz. Marktpreise und Marktwerte usw. ----- einen Surplusprofit der unter den besten Bedingungen Produzieren- den in jeder besondren Produktionssph„re einschlieát. F„lle von Krisen und šberproduktion berhaupt ausgenommen, gilt dies von allen Marktpreisen, wie sehr sie auch abweichen m”gen von den Marktwerten oder den Marktproduktionspreisen. Im Marktpreis ist n„mlich eingeschlossen, daá derselbe Preis fr Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiednen indivi- duellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedne Kostpreise haben m”gen. (Von Surplusprofiten, die Folge von Mono- polen im gew”hnlichen Sinn, knstlichen oder natrlichen, spre- chen wir hier nicht.) Ein Surplusprofit kann aber auáerdem noch entstehn, wenn gewisse Produktionssph„ren in der Lage sind, sich der Verwandlung ihrer Warenwerte in Produktionspreise und daher der Reduktion ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu ent- ziehn. Im Abschnitt ber die Grundrente werden wir die weitre Ge- staltung dieser beiden Formen des Surplusprofits zu betrachten haben. #210# ----- ELFTES KAPITEL Wirkungen allgemeiner Schwankungen des Arbeitslohns auf die Pro- duktionspreise Die Durchschnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals sei 80c + 20v und der Profit 20%. In diesem Fall ist die Rate des Mehrwerts 100%. Eine allgemeine Erh”hung des Arbeitslohns, alles andre gleichgesetzt, ist eine Erniedrigung der Rate des Mehr- werts. Fr das Durchschnittskapital fallen Profit und Mehrwert zusammen. Der Arbeitslohn steige um 25%. Dieselbe Masse Arbeit, die es 20 kostete in Bewegung zu setzen, kostet es jetzt 25. Wir haben dann statt 80c + 20v + 20p einen Umschlagswert von 80c + 25v + 15p. Die vom variablen Kapital in Bewegung gesetzte Arbeit produziert nach wie vor eine Wertsumme von 40. Steigt v von 20 auf 25, so ist der šberschuá in resp. p nur noch = 15. Der Profit von 15 auf 105 ist 14 2/7 %, und dies w„re die neue Rate des Durchschnittsprofits. Da der Produktionspreis der vom Durch- schnittskapital produzierten Waren zusammenf„llt mit ihrem Wert, so h„tte sich der Produktionspreis dieser Waren nicht ver„ndert; die Erh”hung des Arbeitslohns h„tte daher wohl Erniedrigung des Profits, aber keinen Wert- und Preiswechsel der Waren mit sich gefhrt. Frher, wo der Durchschnittsprofit = 20%, war der Produktions- preis der in einer Umschlagsperiode produzierten Waren gleich ih- rem Kostpreis plus einem Profit von 20% auf diesen Kostpreis, also = k + kp' = k + 20k/100; wo k variable Gr”áe, verschieden nach dem Wert der Produktionsmittel, die in die Waren eingehn, und nach dem Maáe des Verschleiáes, den das in ihrer Produktion verwandte fixe Kapital an das Produkt abgibt. Jetzt betrge der Produktionspreis 14 2/7 k k + --------. 100 Nehmen wir nun erst ein Kapital, dessen Zusammensetzung niedriger als die ursprngliche des gesellschaftlichen Durchschnittskapi- tals 80c + 20v (die sich jetzt verwandelt hat in 76 4/21 c + 23 17/21 v); z.B. 50c + 50v. Hier betrug der Produktionspreis des Jahresprodukts, wenn wir der Vereinfachung #211# 11. Kapitel - Arbeitslohn und Produktionspreise ----- halber annehmen, daá das ganze fixe Kapital in das j„hrliche Pro- dukt als Verschleiá einging und daá die Umschlagszeit dieselbe ist wie in Fall I, vor der Erh”hung des Arbeitslohns 50c + 50v + 20v = 120. Eine Erh”hung des Arbeitslohns um 25% gibt fr das- selbe Quantum in Bewegung gesetzter Arbeit eine Erh”hung des va- riablen Kapitals von 50 auf 62 1/2. Wrde das j„hrliche Produkt zum frhern Produktionspreis von 120 verkauft, so erg„be dies 50c + 62 1/2 v + 7 1/2 p, also eine Profitrate von 6 2/3 %. Die neue Durchschnittsprofitrate ist aber 14 2/7 %, und da wir alle andren Umst„nde als gleichbleibend annehmen, wird dies Kapital von 50c + 62 1/2, diesen Profit auch machen mnssen. Ein Kapital von 112 1/2 macht aber zur Profitrate von 14 2/7 einen Profit von 16 1/14 1*). Der Produktionspreis der davon produzierten Waren ist also jetzt 50c + 62 1/2 v + 16 1/14 p 2*) = 128 8/14 3*). Infolge der Lohnsteigerung um 25% ist hier also der Produktionspreis dessel- ben Quantums derselben Ware gestiegen von 120 auf 128 8/14 3*) oder mehr als 7%. Nehmen wir umgekehrt eine Produktionssph„re an von h”herer Kompo- sition als das Durchschnittskapital, Z.B. 92c + 8v. Der ursprng- liche Durchschnittsprofit ist also auch hier = 20, und wenn wir wieder annehmen, daá das ganze fixe Kapital in das j„hrliche Pro- dukt eingeht und die Umschlagszeit dieselbe ist wie in Fall I und II, so ist der Produktionspreis der Ware auch hier = 120. Infolge der Steigerung des Arbeitslohns um 25% w„chst das va- riable Kapital fr gleichbleibende Arbeitsmenge von 8 auf 10, der Kostpreis der Waren also von 100 auf 102, andrerseits ist die Durchschnittsprofitrate von 20% gefallen auf 14 2/7 %. Es verh„lt sich aber 100 : 14 2/7 = 102 : 14 4/7 4*). Der Profit, der nun auf 102 f„llt, ist also 14 4/7. Und daher verkauft sich das Ge- samtprodukt zu k + kp' = 102 + 14 4/7 = 116 4/7. Der Produktions- preis ist also gefallen von 120 auf 116 4/7 oder um 3 3/7 5*). Infolge der Erh”hung des Arbeitslohns um 25% ist also: 1. mit Bezug auf das Kapital von gesellschaftlicher Durch- schnittskomposition der Produktionspreis der Ware unver„ndert geblieben; 2. mit Bezug auf das Kapital niederer Zusammensetzung der Produk- tionspreis der Ware gestiegen, obgleich nicht im selben Verh„lt- nis wie der Profit gefallen; 3. mit Bezug auf das Kapital h”herer Zusammensetzung ist der Pro- duktionspreis ----- 1*) 1. Auflage: rund 16 1/12 - 2*) 1. Auflage: 16 1/12 p - 3*) 1. Auflage: 128 7/12 - 4*) 1. Auflage: (ann„hernd) 5*) 1. Auflage: ber 3 Prozent - (Žnderungen in Anlehnung an das Manuskript von Marx) #212# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- der Ware gefallen, obgleich auch nicht in demselben Verh„ltnis wie der Profit. Da der Produktionspreis der Waren des Durchschnittskapitals der- selbe geblieben, gleich dem Wert des Produkts, ist auch die Summe der Produktionspreise der Produkte aller Kapitale dieselbe geblieben, gleich der Summe der vom Gesamtkapital produzierten Werte; die Erh”hung auf der einen, die Senkung auf der andern Seite gleichen sich aus fr das Gesamtkapital zum Niveau des ge- sellschaftlichen Durchschnittskapitals. Wenn der Produktionspreis der Waren in Beispiel II steigt, in III f„llt, so zeigt schon diese entgegengesetzte Wirkung, die der Fall in der Mehrwertsrate oder das allgemeine Steigen des Ar- beitslohns hervorbringt, daá es sich hier nicht um eine Entsch„- digung im Preise fr die Erh”hung des Arbeitslohns handeln kann, da in III das Fallen des Produktionspreises den Kapitalisten un- m”glich entsch„digen kann fr das Fallen des Profits und in IIdas Steigen des Preises den Fall des Profits nicht verhindert. Viel- mehr ist beidemal, wo der Preis steigt und wo er f„llt, der Pro- fit derselbe wie im Durchschnittskapital, wo der Preis unver„n- dert geblieben. Er ist fr II wie fr III derselbe, um 5/7 oder etwas ber 25% gefallne Durchschnittsprofit. Es folgt daraus, daá, wenn der Preis in II nicht stiege und in III nicht fiele, II unter und III ber dem neuen gefallnen Durchschnittsprofit ver- kaufen wrde. Es ist an und fr sich klar, daá, je nachdem 50, 25 oder 10 pro 100 des Kapitals in Arbeit ausgelegt wird, eine Loh- nerh”hung sehr verschieden wirken muá auf den, der 1/10, und auf den, der 1/4 oder 1/2 seines Kapitals in Arbeitslohn auslegt. Die Erh”hung der Produktionspreise einerseits, ihre Senkung andrer- seits, je nachdem das Kapital unter oder ber der gesellschaftli- chen Durchschnittszusammensetzung steht, wird nur bewirkt durch die Ausgleichung zum neuen gefallnen Durchschnittsprofit. Wie wrde nun ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns und ihm ent- sprechendes allgemeines Steigen der Profitrate und daher der Durchschnittsprofite wirken auf die Produktionspreise der Waren, die das Produkt von Kapitalen, welche nach entgegengesetzten Richtungen von der gesellschaftlichen Durchschnittszusammenset- zung abweichen? Wir haben bloá die eben gegebne Ausfhrung umzu- drehn, um das Resultat (das Ricardo nicht untersucht) zu erhal- ten. I. Durchschnittskapital = 80c + 20v = 100; Mehrwertsrate = 100%; Produktionspreis = Warenwert = 80c + 20v + 20p = 120; Profitrate = 20%. Es falle der Arbeitslohn um ein Viertel, so wird dasselbe konstante Kapital in Bewegung gesetzt von 15, statt von 20,. Wir haben also Warenwert = 80c + 15v + 25p = 120. Das von v produ- zierte Quantum Arbeit bleibt #213# 11. Kapitel - Arbeitslohn und Produktionspreise ----- unver„ndert, nur wird der dadurch geschaffne Neuwert anders ver- teilt zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Mehrwert ist gestie- gen von 20 auf 25 und die Rate des Mehrwerts von 20/20 auf 25/15 also von 100% auf 166 2/3 %. Der Profit auf 95 ist jetzt = 25, also die Profitrate auf 100 = 26 6/19. Die neue prozentige Zusam- mensetzung des Kapitals ist jetzt 84 4/19 c + 15 15/19 v = 100. II. Niedrigere Zusammensetzung. Ursprnglich 50c + 50v wie oben. Durch den Fall des Arbeitslohnes um 1/4 wird v auf 37 1/2 v redu- ziert und damit das vorgeschoáne Gesamtkapital auf 50c + 37 1/2v = 87 1/2. Wenden wir hierauf die neue Profitrate von 26 6/19 % an, so: 100 :26 6/19 = 87 1/2 : 23 1/38. Dieselbe Warenmasse, die frher 120, kostet jetzt 87 1/2 + 23 1/38 = 110 10/19; Preisfall von beinahe 10. III. H”here Zusammensetzung. Ursprnglich 92c + 8v = 100. Der Fall des Arbeitslohns um 1/4 senkt 8v auf 6v, das Gesamtkapital auf 98. Hiernach 100 : 26 6/19 = 98 : 25 15/19. Der Produktions- preis der Ware, frher 100 + 20 = 120, ist jetzt, nach dem Fall des Arbeitslohnes, 98 + 25 11/19 = 123 15/19; also gestiegen fast um 4. Man sieht also, daá man nur dieselbe Entwicklung wie frher in umgekehrter Richtung zu verfolgen hat mit den erforderlichen Žn- derungen; daá ein allgemeiner Fall des Arbeitslohns zur Folge hat ein allgemeines Steigen des Mehrwerts, der Rate des Mehrwerts, und bei sonst gleichbleibenden Umst„nden der Profitrate, wenn auch in andrer Proportion ausgedrckt; einen Fall der Produkti- onspreise fr die Warenprodukte von Kapitalen niederer, und stei- gender Produktionspreise fr Warenprodukte von Kapitalen h”herer Zusammensetzung. Gerade das umgekehrte Resultat von dem, das sich herausstellte bei allgemeinem Steigen des Arbeitslohns. 34) Es ist in beiden F„llen - Steigen wie Fallen des Arbeitslohns vor- ausgesetzt, daá der Arbeitstag gleichbleibt, ebenso die Preise aller notwendigen Lebensmittel. Der Fall des Arbeitslohns ist hier also nur m”glich, wenn der Lohn entweder vorher ber dem normalen Preis der Arbeit stand oder unter ihn herabgedrckt wird. Wie die Sache modifiziert wird, wenn das Steigen oder Fal- len des Arbeitslohns herrhrt von einem Wechsel im --- 34) Es ist h”chst eigentmlich, daá Ricardo [33] (der natrlich in andrer Weise verf„hrt als hier geschehn, da er die Ausglei- chung der Werte zu Produktionspreisen nicht verstand) nicht ein- mal auf diesen Einfall kam, sondern nur den ersten Fall, das Steigen des Arbeitslohns und seinen Einfluá auf die Produktions- preise der Waren betrachtet hat. Und das servum pecus imitatorum [34] ging selbst nicht so weit voran, diese h”chst selbstver- st„ndliche, in der Tat tautologische Nutzanwendung zu machen. #214# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Werte und daher im Produktionspreise der Waren, die gew”hnlich in den Konsum des Arbeiters eingehn, wird zum Teil weiter untersucht werden im Abschnitt ber die Grundrente. Indes ist hier ein fr allemal zu bemerken: Rhrt Steigen oder Fallen des Arbeitslohns her vom Wertwechsel der notwendigen Lebensmittel, so kann nur eine Modifikation des oben Gesagten eintreten, soweit die Waren, deren Preisver„nderung das variable Kapital erh”ht oder ernied- rigt, auch als konstituierende Elemente in das konstante Kapital eingehn und daher nicht bloá auf den Arbeitslohn wirken. Soweit sie aber nur das letztre tun, enth„lt die bisherige Entwicklung alles, was zu sagen ist. In diesem ganzen Kapitel ist die Her- stellung der allgemeinen Profitrate, des Durchschnittsprofits, und also auch die Verwandlung der Werte in Produktionspreise als gegebne Tatsache unterstellt. Es fragte sich nur, wie eine allge- meine Erh”hung oder Senkung des Arbeitslohns auf die als gegeben vorausgesetzten Produktionspreise der Waren wirkt. Es ist dies eine sehr sekund„re Frage, verglichen mit den brigen in diesem Abschnitt behandelten wichtigen Punkten. Es ist aber die einzige hier einschl„gige Frage, die Ricardo, und selbst noch einseitig und mangelhaft, wie man sehen wird 1*), behandelt. ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 181-194 #215# ----- ZW™LFTES KAPITEL Nachtr„ge I. Ursachen, welche eine Žnderung im Produktionspreis bedingen Der Produktionspreis einer Ware kann nur variieren aus zwei Ursa- chen: Erstens. Die allgemeine Profitrate „ndert sich. Dies ist nur da- durch m”glich, daá sich die Durchschnittsrate des Mehrwerts selbst „ndert oder, bei gleichbleibender durchschnittlicher Mehr- wertsrate, das Verh„ltnis der Summe der angeeigneten Mehrwerte zur Summe des vorgeschoánen gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Soweit die Žnderung der Rate des Mehrwerts nicht auf Herunter- drcken des Arbeitslohns unter, oder dessen Steigen ber seinen normalen Stand beruht - und derartige Bewegungen sind nur als os- zillatorische zu betrachten -, kann sie nur stattfinden entweder dadurch, daá der Wert der Arbeitskraft sank oder stieg; das eine so unm”glich wie das andre ohne Ver„nderung in der Produktivit„t der Arbeit, die Lebensmittel produziert, also ohne Wechsel im Wert der Waren, die in den Konsum des Arbeiters eingehn. Oder das Verh„ltnis der Summe des angeeigneten Mehrwerts zum vor- geschoánen Gesamtkapital der Gesellschaft „ndert sich. Da der Wechsel hier nicht von der Rate des Mehrwerts ausgeht, so muá er ausgehn vom Gesamtkapital, und zwar von seinem konstanten Teil. Dessen Masse, technisch betrachtet, vermehrt oder vermindert sich im Verh„ltnis zu der vom variablen Kapital gekauften Arbeits- kraft, und die Masse seines Werts w„chst oder f„llt so mit dem Wachstum oder der Abnahme seiner Masse selbst; sie w„chst oder f„llt also ebenfalls im Verh„ltnis zur Wertmasse des variablen Kapitals. Setzt dieselbe Arbeit mehr konstantes Kapital in Bewe- gung, so ist die Arbeit produktiver geworden. Wenn umgekehrt, um- gekehrt. Also hat Wechsel in der Produktivit„t der Arbeit statt- gefunden, und ein Wechsel muá vorgegangen sein im Wert gewisser Waren. #216# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Fr beide F„lle also gilt dies Gesetz: Wechselt der Produktions- preis einer Ware infolge eines Wechsels in der allgemeinen Pro- fitrate, so kann zwar ihr eigner Wert unver„ndert geblieben sein. Es muá aber ein Wertwechsel mit andren Waren vorgegangen sein. Zweitens. Die allgemeine Profitrate bleibt unver„ndert. Dann kann der Produktionspreis einer Ware nur wechseln, weil ihr eigner Wert sich ver„ndert hat; weil mehr oder weniger Arbeit erheischt ist, um sie selbst zu reproduzieren, sei es, daá die Produktivi- t„t der Arbeit wechselt die die Ware selbst in ihrer letzten Form produziert, oder die, welche die Waren produziert, die in ihre Produktion eingehn. Baumwollengarn kann im Produktionspreis fal- len, entweder weil Rohbaumwolle wohlfeiler hergestellt wird oder weil die Arbeit des Spinnens infolge bessrer Maschinerie produk- tiver geworden ist. Der Produktionspreis ist, wie frher gezeigt, k + p, gleich Kost- preis und Profit. Dies aber ist = k + kp, wo k, der Kostpreis, eine unbestimmte Gr”áe, die fr verschiedne Produktionssph„ren wechselt und berall gleich ist dem Wert des in der Produktion der Ware verbrauchten konstanten und variablen Kapitals, und p' die prozentig berechnete Durchschnittsprofitrate. Ist k = 200 und p' = 20%, so ist der Produktionspreis k + kp' = 200 + 200 20/100 = 200 + 40 = 240. Es ist klar, daá dieser Produktionspreis der- selbe bleiben kann, obgleich der Wert der Waren sich ver„ndert. Alle Wechsel im Produktionspreis der Waren l”sen sich auf in letzter Instanz in einen Wertwechsel, aber nicht alle Wechsel im Wert der Waren brauchen sich in einem Wechsel des Produktions- preises auszudrcken, da dieser bestimmt ist nicht allein durch den Wert der besondren Ware, sondern durch den Gesamtwert aller Waren. Der Wechsel in Ware A kann also ausgeglichen sein durch einen entgegengesetzten der Ware B, so daá das allgemeine Ver- h„ltnis dasselbe bleibt. #216# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- II. Produktionspreis der Waren mittlerer Zusammensetzung Man hat gesehn, wie die Abweichung der Produktionspreise von den Werten dadurch entspringt: 1. daá zum Kostpreis einer Ware nicht der in ihr enthaltne Mehr- wert, sondern der Durchschnittsprofit hinzugeschlagen wird; 2. daá der so vom Wert abweichende Produktionspreis einer Ware als Element in den Kostpreis andrer Waren eingeht, wodurch also schon im Kostpreis einer Ware eine Abweichung vom Wert der in ihr konsumierten #271# 12. Kapitel - Nachtr„ge ----- Produktionsmittel enthalten sein kann, abgesehn von der Abwei- chung, die fr sie selbst durch die Differenz zwischen Durch- schnittsprofit und Mehrwert hineinkommen kann. Es ist hiernach also m”glich, daá auch bei Waren, die durch Kapitale mittlerer Zusammensetzung produziert werden, der Kostpreis abweichen kann von der Wertsumme der Elemente, aus denen dieser Bestandteil ihres Produktionspreises sich zusammensetzt. Angenommen, die mittlere Zusammensetzung sei 80c + 20v. Es ist nun m”glich, daá in den wirklichen Kapitalen, die so zusammengesetzt sind, 80c gr”áer oder kleiner ist als der Wert von c, dem konstanten Kapi- tal, weil dies c durch Waren gebildet ist, deren Produktionspreis abweicht von ihrem Wert. Ebenso k”nnte 20, von seinem Wert abwei- chen, wenn in den Verzehr des Arbeitslohns Waren eingehn, deren Produktionspreis von ihrem Wert verschieden ist; der Arbeiter also zum Rckkauf dieser Waren (ihrem Ersatz) mehr oder minder Arbeitszeit arbeiten, also mehr oder minder viel notwendige Ar- beit verrichten muá, als n”tig w„re, wenn die Produktionspreise der notwendigen Lebenmittel mit ihren Werten zusammenfielen. Indes „ndert diese M”glichkeit durchaus nichts an der Richtigkeit der fr Waren mittlerer Zusammensetzung aufgestellten S„tze. Das Quantum Profit, das auf diese Waren f„llt, ist gleich dem in ih- nen selbst enthaltnen Quantum Mehrwert. Z. B. bei obigem Kapital von der Zusammensetzung 80c + 20v ist das Wichtige fr die Be- stimmung des Mehrwerts nicht, ob diese Zahlen Ausdrcke der wirk- lichen Werte, sondern wie sie sich zueinander verhalten; n„mlich daá v = 1/5 des Gesamtkapitals und c = 4/5 ist. Sobald dies der Fall, ist, wie oben angenommen, der von v erzeugte Mehrwert gleich dem Durchschnittsprofit. Andrerseits: weil er gleich dem Durchschnittsprofit ist, ist der Produktionspreis = Kostpreis + Profit = k + p = k + m, praktisch dem Wert der Ware gleichge- setzt. D.h., eine Erh”hung oder Erniedrigung des Arbeitslohns l„át k + p in diesem Fall ebenso unver„ndert, wie sie den Wert der Ware unver„ndert lassen wrde, und bewirkt bloá eine entspre- chende umgekehrte Bewegung, Erniedrigung oder Erh”hung, auf Seite der Profitrate. Wrde n„mlich infolge einer Erh”hung oder Ernied- rigung des Arbeitslohns der Preis der Waren hier ver„ndert, so k„me die Profitrate in diesen Sph„ren mittlerer Zusammensetzung ber oder unter ihr Niveau in den andern Sph„ren zu stehn. Nur soweit der Preis unver„ndert bleibt, bewahrt die Sph„re mittlerer Zusammensetzung ihr Profitniveau mit den andern Sph„ren. Es fin- det also bei ihr praktisch dasselbe statt, als ob die Produkte dieser Sph„re zu ihrem wirklichen Wert verkauft wrden. Werden Waren n„mlich zu ihren wirklichen Werten verkauft, so #218# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- ist es klar, daá bei sonst gleichen Umst„nden Steigen oder Sinken des Arbeitslohns entsprechendes Sinken oder Steigen des Profits, aber keinen Wertwechsel der Waren hervorruft und daá unter allen Umst„nden Steigen oder Sinken des Arbeitslohnes nie den Wert der Waren, sondern stets nur die Gr”áe des Mehrwerts affizieren kann. #218# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- III. Kompensationsgrnde des Kapitalisten Es ist gesagt worden, daá die Konkurrenz die Profitraten der ver- schiednen Produktionssph„ren zur Durchschnittsprofitrate aus- gleicht und ebendadurch die Werte der Produkte dieser verschied- nen Sph„ren in Produktionspreise verwandelt. Und zwar geschieht dies durch fortw„hrende šbertragung von Kapital aus einer Sph„re in die andre, wo augenblicklich der Profit ber dem Durchschnitt steht; wobei jedoch in Betracht kommen die mit dem Wechsel der magern und fetten Jahre, wie sie in einem gegebnen Industriezweig innerhalb einer gegebnen Epoche einander folgen, verbundnen Pro- fitschwankungen. Diese ununterbrochne Aus- und Einwanderung des Kapitals, die zwischen verschiednen Sph„ren der Produktion statt- findet, erzeugt steigende und fallende Bewegungen der Profitrate, die sich gegenseitig mehr oder weniger ausgleichen und dadurch die Tendenz haben, die Profitrate berall auf dasselbe gemeinsame und allgemeine Niveau zu reduzieren. Diese Bewegung der Kapitale wird in erster Linie stets verursacht durch den Stand der Marktpreise, die die Profite hier ber das allgemeine Niveau des Durchschnitts erh”hen, dort sie darunter hinabdrcken. Wir sehn einstweilen noch ab vom Kaufmannskapital, womit wir hier noch nichts zu tun haben und das, wie die pl”tz- lich emporschieáenden Paroxysmen der Spekulation in gewissen Lieblingsartikeln zeigen, mit auáerordentlicher Schnelligkeit Ka- pitalmassen aus einer Gesch„ftsbranche ziehn und sie ebenso pl”tzlich in eine andre werfen kann. Aber in jeder Sph„re der ei- gentlichen Produktion - Industrie, Ackerbau, Bergwerke etc. - bietet die šbertragung von Kapital aus einer Sph„re in die andre bedeutende Schwierigkeit, besonders wegen des vorhandnen fixen Kapitals. Zudem zeigt die Erfahrung, daá, wenn ein Industrie- zweig, z.B. die Baumwollindustrie, zu einer Zeit auáerordentlich hohe Profite abwirft, er dann auch zu einer andern Zeit sehr ge- ringen Profit oder gar Verlust bringt, so daá in einem gewissen Zyklus von Jahren der Durchschnittsprofit ziemlich derselbe ist wie in andern Zweigen. Und mit dieser Erfahrung lernt das Kapital bald rechnen. #219# 12. Kapitel - Nachtr„ge ----- Was aber die Konkurrenz n i c h t zeigt, das ist die Wertbe- stimmung, die die Bewegung der Produktion beherrscht; das sind die Werte, die hinter den Produktionspreisen stehn und sie in letzter Instanz bestimmen. Die Konkurrenz zeigt dagegen: 1. die Durchschnittsprofite, die unabh„ngig sind von der organischen Zu- sammensetzung des Kapitals in den verschiednen Produktionssph„- ren, also auch von der Masse der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Exploitationssph„re angeeigneten lebendigen Ar- beit; 2. Steigen und Fallen der Produktionspreise infolge von Wechsel in der H”he des Arbeitslohns - eine Erscheinung, die dem Wertverh„ltnis der Waren auf den ersten Blick durchaus wider- spricht; 3. Schwankungen der Marktpreise, die den Durchschnitts- marktpreis der Waren in einer gegebnen Zeitperiode reduzieren, nicht auf den Marktu)ert, sondern auf einen von diesem Marktwert abweichenden, sehr verschiednen Marktproduktionspreis. Alle diese Erscheinungen scheinen ebensosehr der Bestimmung des Werts durch die Arbeitszeit, wie der aus unbezahlter Mehrarbeit bestehen, den Natur des Mehrwerts zu widersprechen. E s e r s c h e i n t a l s o i n d e r K o n k u r r e n z a l l e s v e r k e h r t. Die fertige Gestalt der ”konomischen Verh„lt- nisse, wie sie sich auf der Oberfl„che zeigt, in ihrer realen Existenz, und daher auch in den Vorstellungen, worin die Tr„ger und Agenten dieser Verh„ltnisse sich ber dieselben klarzuwerden suchen, sind sehr verschieden von, und in der Tat verkehrt, ge- gens„tzlich zu ihrer innern, wesentlichen, aber verhallten Kern- gestalt und dem ihr entsprechenden Begriff. Ferner: Sobald die kapitalistische Produktion einen gewissen Ent- wicklungsgrad erreicht hat, geht die Ausgleichung zwischen den verschiednen Profitraten der einzelnen Sph„ren zu einer allgemei- nen Profitrate keineswegs bloá noch vor sich durch das Spiel der Attraktion und Repulsion, worin die Marktpreise Kapital anziehn oder abstoáen. Nachdem sich die Durchschnittspreise und ihnen entsprechende Marktpreise fr eine Zeitlang befestigt haben, tritt es in das B e w u á t s e i n der einzelnen Kapitalisten, daá in dieser Ausgleichung b e s t i m m t e U n t e r s c h i e d e ausgeglichen werden, so daá sie diesel- ben gleich in ihrer wechselseitigen Berechnung einschlieáen. In der Vorstellung der Kapitalisten leben sie und werden von ihnen in Rechnung gebracht als Kompensationsgrnde. Die Grundvorstellung dabei ist der Durchschnittsprofit selbst, die Vorstellung, daá Kapitale von gleicher Gr”áe in denselben Zeitfristen gleich groáe Profite abwerfen mssen. Ihr liegt wie- der die Vorstellung zugrunde, daá das Kapital jeder Produktions- sph„re pro rata seiner Gr”áe teilzunehmen hat an dem von dem ge- sellschaftlichen Gesamtkapital den Arbeitern ausgepreáten Gesamt- mehrwert; oder daá jedes besondre Kapital nur als #220# II. Abschnitt - Verwandlung des Profits in Durchschnittspr. ----- Stck des Gesamtkapitals, jeder Kapitalist in der Tat als Aktio- n„r in dem Gesamtunternehmen zu betrachten ist, der pro rata der Gr”áe seine, Kapitalanteils am Gesamtprofit sich beteiligt. Auf diese Vorstellung sttzt sich dann die Berechnung des Kapita- listen, z.B. daá ein Kapital, welches langsamer umschl„gt, weil entweder die Ware l„nger im Produktionsprozeá verharrt oder weil sie auf entfernten M„rkten verkauft werden muá, den Profit, der ihm dadurch entgeht, dennoch anrechnet, sich also durch Aufschlag auf den Preis entsch„digt. Oder aber, daá Kapitalanlagen, die groáem Gefahren ausgesetzt sind, wie z.B. in der Reederei, eine Entsch„digung durch Preisaufschlag erhalten. Sobald die kapitali- stische Produktion, und mit ihr das Assekuranzwesen entwickelt ist, ist die Gefahr in der Tat fr alle Produktionssph„ren gleich groá (s. Corbet [35]); die gef„hrdeteren zahlen aber die h”here Assekuranzpr„e und erhalten sie im Preis ihrer Waren vergtet. In der Praxis kommt dies alles darauf hinaus, daá jeder Umstand, der eine Kapitalanlage - und alle gelten fr gleich notwendig, inner- halb gewisser Schranken - weniger, und eine andre mehr profitlich macht, als ein fr allemal gltiger Kompensation grund in Rech- nung gebracht wird, ohne daá es immer von neuem wieder der T„tig- keit der Konkurrenz bedrfte, um die Berechtigung solches Motivs oder Berechnungsfaktors darzutun. Nur vergiát der Kapitalist - oder sieht vielmehr nicht, da die Konkurrenz ihm das nicht zeigt -, daá alle diese, in der wechselseitigen Berechnung der Waren- preise verschiedner Produktionszweige von den Kapitalisten gegen- einander geltend gemachten Kornpensationsgrnde sich bloá darauf beziehn, daá sie alle, pro rata ihres Kapitals, gleich groáen An- spruch haben auf die gemeinschaftliche Beute, den Totalmehrwert. Ihnen scheint vielmehr, da der von ihnen einkassierte Profit ver- schieden von dem von ihnen ausgepreáten Mehrwert, daá seine Kom- pensationsgrnde nicht die Beteiligung am Gesamtmehrwert ausglei- chen, sondern d e n P r o f i t s e l b s t s c h a f f e n, indem dieser einfach aus dem so oder so motivierten Aufschlag auf den Kostpreis der Waren herstamme. Im brigen gilt auch fr den Durchschnittsprofit, was in Kap. VII, S. 116 1*) gesagt wurde ber die Vorstellungen des Kapitali- sten von der Quelle des Mehrwerts. Hier stellt sich die Sache nur insoweit anders dar, daá bei gegebnem Marktpreis der Waren und gegebner Exploitation der Arbeit die Ersparung in den Kostpreisen von individuellem Geschick, Aufmerksamkeit etc. abh„ngt. ----- 1*) Siehe vorl. Band. S. 148 #221# ----- Dritter Abschnitt Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate DREIZEHNTES KAPITEL Das Gesetz als solches Bei gegebnem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Ka- pital, z.B. von 100, eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl. Z.B. 100 Pfd.St. sei der Arbeitslohn fr 100 Arbeiter, sage fr eine Woche. Ver- richten diese 100 Arbeiter ebensoviel notwendige Arbeit wie Mehr- arbeit, arbeiten sie also t„glich ebensoviel Zeit fr sich selbst, d.h. fr die Reproduktion ihres Arbeitslohns, wie fr den Kapitalisten, d. h. fr die Produktion von Mehrwert, so w„re ihr Gesamtwertprodukt = 200 Pfd.St. und der von ihnen erzeugte Mehr- wert betrge 100 Pfd.St. Die Rate des Mehrwerts m/v w„re = 100%. Diese Rate des Mehrwerts wrde sich jedoch, wie wir gesehn, in sehr verschiednen Profitraten ausdrcken, je nach dem verschied- nen Umfang des konstanten Kapitals c und damit des Gesamtkapitals C, da die Profitrate m/C. Ist die Mehrwertsrate 100%: Wenn c = 50, v = 100, so ist p' = 100/150 = 66 2/3 %. Wenn c = 100, v = 100, so ist p' = 100/200 = 50%. Wenn c = 200, v = 100, so ist p' = 100/300 = 33 1/3 %. Wenn c = 300, v = 100, so ist p' = 100/400 = 25%. Wenn c = 400, v = 100, so ist p' = 100/500 = 20%. Dieselbe Rate des Mehrwerts, bei unver„ndertem Exploitationsgrad der Arbeit, wrde sich so in einer fallenden Profitrate ausdrc- ken, weil mit #222# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- seinem materiellen Umfang, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis, auch der Wertumfang des konstanten und damit des Gesamtkapitals w„chst. Nimmt man nun ferner an, daá diese graduelle Ver„nderung in der Zusammensetzung des Kapitals sich nicht bloá in vereinzelten Pro- duktionssph„ren zutr„gt, sondern mehr oder weniger in allen oder doch in den entscheidenden Produktionssph„ren, daá sie also Ver- „nderungen in der organischen Durchschnittszusammensetzung des einer bestimmten Gesellschaft angeh”rigen Gesamtkapitals ein- schlieát, so muá dies allm„hliche Anwachsen des konstanten Kapi- tals, im Verh„ltnis zum variablen, notwendig zum Resultat haben e i n e n g r a d u e l l e n F a l l i n d e r a l l g e m e i n e n P r o f i t r a t e bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts oder gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit durch das Kapital. Nun hat sich aber gezeigt, als ein Ge- setz der kapitalistischen Produktionsweise, daá mit ihrer Ent- wicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verh„lt- nis zum konstanten Kapital und damit im Verh„ltnis zu dem in Be- wegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet. Es heiát dies nur, daá dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft, disponi- bel gemacht durch ein variables Kapital von gegebnem Wertumfang, infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich ent- wickelnden eigentmlichen Produktionsmethoden, eine stets wach- sende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Ka- pital von stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende re- lative Abnahme des variablen Kapitals im Verh„ltnis zum konstan- ten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschrei- tend h”hern organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein andrer Ausdruck fr die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftl chen Produktivkraft der Arbeit, die sich grade darin zeigt, daá vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital Oberhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verwohlfei- lerung des Produkts. Jedes individuelle Produkt, fr sich be- trachtet, enth„lt eine geringre Summe von Arbeit als auf niedrj gern Stufen der Produktion, wo das in Arbeit ausgelegte Kapital in ungleich gr”árem Verh„ltnis steht zu dem in Produktionsmitteln ausgelegten. Die im Eingang hypothetisch aufgestellte Reihe drckt also die wirkliche #223# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Tendenz der kapitalistischen Produktion aus. Diese erzeugt mit der fortschreitenden relativen Abnahme des variablen Kapitals ge- gen das konstante eine steigend h”here organische Zusammensetzung des Gesamtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, daá die Rate des Mehrwerts bei gleichbleibendem und selbst bei steigendem Ex- ploitationsgrad der Arbeit sich in einer best„ndig sinkenden all- gemeinen Profitrate ausdrckt. (Es wird sich weiter zeigen 1*), warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.) Die progressive Ten- denz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur e i n d e r k a p i t a l i s t i s c h e n P r o d u k t i o n s w e i s e e i g e n t m l i c h e r A u s d r u c k fr die fortschreitende Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht ge- sagt, daá die Profitrate nicht auch aus andren Grnden vorberge- hend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitali- stischen Produktionsweise als eine selbstverst„ndliche Notwendig- keit bewiesen, daá in ihrem Fortschritt die allgemeine Durch- schnittsrate des Mehrwerts sich in einer fallenden allgemeinen Profitrate ausdrucken muá. Da die Masse der angewandten lebendi- gen Arbeit stets abnimmt im Verh„ltnis zu der Masse der von ihr in Bewegung gesetzten vergegenst„ndlichten Arbeit, der produktiv konsumierten Produktionsmittel, so muá auch der Teil dieser le- bendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwert vergegen- st„ndlicht, in einem stets abnehmenden Verh„ltnis stehn zum Wer- tumfang des angewandten Gesamtkapitals. Dies Verh„ltnis der Mehr. wertsmasse zum Wert des angewandten Gesamtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher best„ndig fallen muá. So einfach das Gesetz nach den bisherigen Entwicklungen er- scheint, sowenig ist es aller bisherigen ™konomie gelungen, wie man aus einem sp„tern Abschnitt 2*) sehn wird, es zu entdecken. Sie sah das Ph„nomen und qu„lte sich in widersprechenden Versu- chen ab, es zu deuten. Bei der groáen Wichtigkeit aber, die dies Gesetz fr die kapitalistische Produktion hat, kann man sagen, daá es das Mysterium bildet, um dessen L”sung sich die ganze po- litische ™konomie seit Adam Smith dreht, und daá der Unterschied zwischen den verschiednen Schulen seit A. Smith in den verschied- nen Versuchen zu seiner L”sung besteht. Erw„gt man aber andrer- seits, daá die bisherige politische ™konomie um den Unterschied von konstantem und variablem Kapital zwar herumtappte, ihn aber nie bestimmt zu formulieren verstand; daá sie den Mehrwert nie getrennt vom Profit und den Profit berhaupt nie rein, im Unter- schied von seinen verschiednen gegeneinander ----- 1*) Siehe vorl. Band, Kapitel 14 - 2*) siehe Band 26 unserer Aus- gabe, 2. Teil, S. 435, 541-543 #224# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- verselbst„ndigten Bestandteilen - wie industrieller Profit, korn- merzieller Profit, Zins, Grundrente - darstellte; daá sie nie grndlich die Verschiedenheit in der organischen Zusammensetzung des Kapitals, daher ebensowenig die Bildung der allgemeinen Pro- fitrate analysiert hat - so h”rt es auf, r„tselhaft zu sein, daá ihr die L”sung dieses R„tsels nie gelang. Wir stellen absichtlich dies Gesetz dar, bevor wir das Auseinan- derfallen des Profits in verschiedne gegeneinander verselbst„n- digte Kategorien darstellen. Die Unabh„ngigkeit dieser Darstel- lung von der Spaltung des Profits in verschiedne Teile, die ver- schiednen Kategorien von Personen zufallen, beweist von vornher- ein die Unabh„ngigkeit des Gesetzes in seiner Allgemeinheit von jener Spaltung und von den gegenseitigem Verh„ltnissen der daraus entspringenden Profitkategorien. Der Profit, von dem wir hier sprechen. ist nur ein andrer Name fr den Mehrwert selbst, der nur in Be ziehung zum Gesamtkapital dargestellt ist, statt in Be- ziehung zum variablen Kapital, aus dem er entspringt. Der Fall der Profitrate drckt also das fallende Verh„ltnis des Mehrwerts selbst zum vorgeschoánen Gesamtkapital aus und ist daher unabh„n- gig von jeder beliebigen Verteilung dieses Mehrwerts unter ver- schiedne Kategorien. Man hat gesehn, daá auf einer Stufe der ka- pitalistischen Entwicklung, wo die Zusammensetzung des Kapitals c:v wie 50:100, eine Rate des Mehrwerts von 100% sich in einer Profitrate von 66 2/3 % ausdrckt und daá auf einer h”hern Stufe, wo c:v wie 400:100, dieselbe Rate des Mehrwerts sich ausdrckt in einer Profitrate von nur 20%. Was von verschiednen aufeinander- folgenden Entwicklungsstufen in einem Land, gilt von verschiednen gleichzeitig nebeneinander bestehenden Entwicklungsstufen in ver- schiednen L„ndern. In dem unentwickelten Land, wo die erstere Zu- sammensetzung des Kapitals den Durchschnitt bildet, w„re die all- gemeine Profitrate = 66 2/3 %, w„hrend sie in dem Land der zwei- ten, viel h”hern Entwicklungsstufe = 20% w„re. Der Unterschied der beiden nationalen Profitraten k”nnte dadurch verschwinden und selbst sich umkehren, daá in dem minder entwic- kelten Land die Arbeit unproduktiver w„re, daher ein gr”áres Quantum Arbeit sich in einem geringem Quantum derselben Ware, gr”árer Tauschwert in weniger Gebrauchswert sich darstellte, also der Arbeiter einen gr”áren Teil seiner Zeit zur Reproduktion sei- ner eignen Subsistenzmittel oder ihres Werts und einen kleinern zur Erzeugung von Mehrwert aufzuwenden h„tte, weniger Mehrarbeit lieferte, so daá die Rate des Mehrwerts niedriger w„re. Arbeitete z.B. im minder fortgeschrittnen Land der Arbeiter 2/3 des Ar- beitstags fr sich selbst und 1/3 fr den Kapitalisten, so wrde unter der #225# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Voraussetzung des obigen Beispiels dieselbe Arbeitskraft bezahlt mit 133 1/3 und lieferte einen šberschuá von nur 66 2/3. Dem va- riablen Kapital von 133 1/3 entspr„che ein konstantes Kapital von 50. Die Mehrwertsrate betrge also nun 133 1/3 : 66 2/3 = 50% und die Profitrate 183 1/3 : 66 2/3 oder ungef„hr 36 1/2 %. Da wir bisher die verschiednen Bestandteile, worin sich der Pro- fit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht fr uns existieren, so wird folgendes nur zur Vermeidung von Miáver- st„ndnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von L„ndern verschiedner Entwicklungsstufen namentlich solcher von entwickel- ter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die Arbeit noch nicht f”rmlich unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Ar- beiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet wird (z. B. in Indien, wo der Ryot als selbst„ndiger Bauer wirtschaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form des Zin- ses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst - kapitali- stisch gesprochen - einen Teil seines Arbeitslohns abzwacken mag), w„re es sehr falsch, wollte man etwa an der H”he des natio- nalen Zinsfuáes die H”he der nationalen Profitrate messen. In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit einge- schlossen, statt daá er nur, wie in L„ndern entwickelter kapita- listischer Produktion, einen aliquoten Teil des produzierten Mehrwerts resp. Profits ausdrckte. Andrerseits ist hier der Zinsfuá berwiegend bestimmt durch Verh„ltnisse (Vorschsse der Wucherer an die Groáen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu tun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem Verh„ltnis der Wucher sich die Grundrente aneignet. In L„ndern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalisti- schen Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammen- setzung des Kapitals kann die Rate des Mehrwerts (der eine Fak- tor, der die Profitrate bestimmt) h”her stehn in dem Lande, wo der normale Arbeitstag krzer ist, als in dem, wo er l„nger. Er- stens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner h”hern Intensit„t wegen gleich ist einem ”sterreichischen Arbeitstag von 14 Stunden, k”nnen bei gleicher Teilung des Arbeitstags 5 Stunden Mehrarbeit dort einen h”hern Wert auf dem Weltmarkt darstellen als 7 Stunden hier. Zweitens aber kann dort ein gr”árer Teil des Arbeitstags Mehrarbeit bilden als hier. Das Gesetz von der fallenden Rate des Profits, worin dieselbe oder selbst eine steigende Rate des Mehrwerts sich ausdrckt, heiát in andern Worten: irgendein bestimmtes Quantum des gesell- schaftlichen Durchschnittskapitals, z.B. ein Kapital von 100 ge- nommen, stellt sich ein stets gr”árer #226# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Teil desselben in Arbeitsmitteln und ein stets geringrer Teil desselben in lebendiger Arbeit dar. Da also die Gesamtmasse der den Produktionsmitteln zugesetzten lebendigen Arbeit f„llt im Verh„ltnis zum Wert dieser Produktionsmittel, so f„llt auch die unbezahlte Arbeit und der Wertteil, worin sie sich darstellt, im Verh„ltnis zum Wert des vorgeschoánen Gesamtkapitals. Oder: Ein stets geringter aliquoter Teil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verh„ltnis zu seiner Gr”áe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verh„ltnis des unbezahlten Teils der angewand- ten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verh„ltnism„áige Abnahme des variablen und Zunahme des kon- stanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein andrer Ausdruck fr die vermehrte Produktivit„t der Arbeit. Ein Kapital von 100 bestehe aus 80c + 20v letztre = 20 Arbeitern. Die Rate des Mehrwerts sei 100%, d.h., die Arbeiter arbeiten den halben Tag fr sich, den halben Tag fr den Kapitalisten. In ei- nem minder entwickelten Land sei das Kapital = 20c + 80v und diese letztren = 80 Arbeitern. Aber diese Arbeiter brauchen 2/3 des Arbeitstags fr sich und arbeiten nur 1/3 fr den Kapitali- sten. Alles andre gleichgesetzt, produzieren die Arbeiter im er- sten Fall einen Wert von 40, im zweiten von 120. Das erste Kapi- tal produziert 80c + 20v + 20m = 120; Profitrate = 20%; das zweite Kapital 20c + 80v + 40m = 140; Profitrate 40%. Sie ist also im zweiten Fall noch einmal so groá wie im ersten, obgleich im ersten Fall die Rate des Mehrwerts = 100%, doppelt so groá als im zweiten, wo sie nur 50%. Dafr eignet sich aber ein gleich groáes Kapital im ersten Fall die Mehrarbeit von nur 20 und im zweiten von 80 Arbeitern an. Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate oder der re- lativen Abnahme der angeeigneten Mehrarbeit im Vergleich mit der von der lebendigen Arbeit in Bewegung gesetzten Masse vergegen- st„ndlichter Arbeit schlieát in keiner Weise aus, daá die abso- lute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetz- ten und exploitierten Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit w„chst; ebensowenig, daá die un- ter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehrarbeit komman- dieren, letztre selbst, wenn die Anzahl der von ihnen kommandier- ten Arbeiter nicht w„chst. Nimmt man eine gegebne Arbeiterbev”lkerung, z.B. von zwei Millio- nen, nimmt man ferner, als gegeben, L„nge und Intensit„t des Durchschnittsarbeitstags sowie den Arbeitslohn und damit das Ver- h„ltnis zwischen notwendiger #227# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- und Mehrarbeit, so produziert die Gesamtarbeit dieser zwei Mil- lionen und ebenso ihre Mehrarbeit, die sich in Mehrwert dar- stellt, stets dieselbe Wertgr”áe. Aber es f„llt mit der wachsen- den Masse des konstanten - fixen und zirkulierenden - Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt, das Verh„ltnis dieser Wert- gr”áe zum Wert dieses Kapitals, der mit seiner Masse, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis, w„chst. Dies Verh„ltnis und daher die Profitrate f„llt, obgleich nach wie vor dieselbe Masse lebendiger Arbeit kommandiert und dieselbe Masse Mehrarbeit vom Kapital auf- gesaugt wird. Das Verh„ltnis „ndert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit f„llt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten bereits vergegenst„ndlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist relativ, nicht absolut, und hat in der Tat mit der absoluten Gr”áe der in Bewegung gesetzten Arbeit und Mehrar- beit nichts zu schaffen. Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandteils des Gesamtkapitals, aus ihrer Abnahme, verglichen mit dem konstanten Bestandteil. Dasselbe nun, was von einer gegebnen Arbeitsmasse und Mehrar- beitsmasse, gilt von einer wachsenden Arbeiteranzahl und daher, unter den gegebnen Voraussetzungen, von einer wachsenden Masse der kommandierten Arbeit berhaupt und ihres unbezahlten Teils, der Mehrarbeit, insbesondre. Wenn die Arbeiterbev”lkerung von zwei auf drei Millionen steigt, wenn das ihr in Arbeitslohn aus- gezahlte variable Kapital ebenfalls, frher zwei, jetzt drei Mil- lionen ist und dagegen das konstante Kapital von 4 auf 15 Millio- nen steigt, so w„chst unter den gegebnen Voraussetzungen (konstanter Arbeitstag und konstante Mehrwertsrate) die Masse der Mehrarbeit, des Mehrwerts um die H„lfte, um 50%, von 2 Millionen auf 3. Nichtsdestoweniger, trotz dieses Wachstums der absoluten Masse der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts um 50%, wrde das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten von 2:4 fallen auf 3:15 und das Verh„ltnis des Mehrwerts zum Gesamtkapital sich stellen wie folgt (in Millionen): I. 4c + 2v + 2m; C = 6, p' = 33 1/3 %. II. 15 + 3v + 3m; C = 18, p' = 16 2/3 %. W„hrend die Mehrwertsmasse um die H„lfte gestiegen, ist die Pro- fitrate auf die H„lfte der frheren gefallen. Der Profit ist aber nur der auf das Gesellschaftskapital berechnete Mehrwert, und die Masse des Profits, seine absolute Gr”áe, ist daher, gesellschaft- lich betrachtet, gleich der absoluten Gr”áe des Mehrwerts. Die absolute Gr”áe des Profits, seine Gesamtmasse, w„re also um 50% gewachsen trotz enorrner Abnahme im Verh„ltnis dieser #228# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ---- Profitmasse zum vorgescheánen Gesamtkapital oder trotz der enor- men Abnahme in der allgemeinen Profitrate. Die Anzahl der vom Ka- pital angewandten Arbeiter, also die absolute Masse der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeit, daher die absolute Masse der von ihm aufgesaugten Mehrarbeit, daher die Masse des von ihm produ- zierten Mehrwerts, daher die absolute Masse des von ihm produ- zierten Profits k a n n also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies k a n n nicht nur der Fall sein. Es m u á der Fall sein - vorbergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen Produk- tion. Der kapitalistische Produktionsprozeá ist wesentlich zugleich Ak- kumulationsprozeá. Man hat gezeigt, wie im Fortschritt der kapi- talistischen Produktion die Wertmasse, die einfach reproduziert, erhalten werden muá, mit der Steigerung der Produktivit„t der Ar- beit steigt und w„chst, selbst wenn die angewandte Arbeitskraft konstant bliebe. Aber mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit w„chst noch mehr die Masse der produ- zierten Gebrauchswerte, wovon die Produktionsmittel einen Teil bilden. Und die zus„tzliche Arbeit, durch deren Aneignung dieser zus„tzliche Reichtum in Kapital rckverwandelt werden kann, h„ngt nicht ab vom Wert, sondern von der Masse dieser Produktionsmittel (Lebensmittel eingeschlossen), da der Arbeiter im Arbeitsprozeá nicht mit dem Wert, sondern mit dem Gebrauchswert der Produkti- onsmittel zu tun hat. Die Akkumulation selbst, und die mit ihr gegebne Konzentration des Kapitals, ist aber selbst ein materiel- les Mittel der Steigerung der Produktivkraft. In diesem Wachstum der Produktionsmittel ist aber eingeschlossen das Wachstum der Aiterbev”lkerung, die Sch”pfung einer dem Surpluskapital entspre- chenden und sogar seine Bedrfnisse im ganzen und groáen stets berflutenden Bev”lkerung, und daher šberbev”lkerung, von Arbei- tern. Ein momentaner šberschuá des Surpluskapitals ber die von ihm kommandierte Arbeiterbev”lkerung wrde in doppelter Weise wirken. Er wrde einerseits durch Steigerung des Arbeitslohns, daher Milderung der den Nachwuchs der Arbeiter dezimlerenden, vernichtenden Einflsse und Erleichterung der Heiraten die Arbei- terbev”lkerung allm„hlich vermehren, andrerseits aber durch An- wendung der Methoden, die den relativen Mehrwert schaffen (Einfhrung und Verbesserung von Maschinerie) noch weit rascher eine knstliche, relative šberv”lkerung schaffen, die ihrerseits wieder - da in der kapitalistischen Produktion das Elend Bev”lke- rung erzeugt - das Treibhaus einer wirklichen raschen Vermehrung der Volkszahl ist. Aus der Natur des kapitalistischen Akkumulati- onsprozesses - der nur ein Moment des kapitalistischen Produkti- onsprozesses ist - folgt daher von #229# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- selbst, daá die gesteigerte Masse der Produktionsmittel, die be- stimmt sind, in Kapital verwandelt zu werden, eine entsprechend gesteigerte und selbst berschssige, explotierbare Arbeiterbe- v”lkerung stets zur Hand findet. Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses m u á also die Masse der aneignungs- f„higen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen. Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation der steigern, mit Masse, den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Pro- gression rascher als den des variablen, gegen lebendige Arbeit umgesetzten Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also fr das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate. Es wird hier ganz davon abgesehn, daá dieselbe Wertgr”áe, im Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der ihr entspre- chenden Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Ar- beit und Vervielf„ltigung der Produktionszweige und daher Pro- dukte, eine fortschreitend steigende Masse von Gebrauchswerten und Genssen darstellt. Der Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumu- lation bedingt Arbeitsprozesse auf steigend gr”árer Stufenleiter und damit steigend groáem Dimensionen und dementsprechend stei- gende Kapitalvorschsse fr jedes einzelne Etablissement. Wach- sende Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in ge- ringrem Maá, von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten Resultate. Hand in Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Expropriation der mehr oder minder unmittelbaren Produzenten. So versteht es sich fr die einzelnen Kapitalisten, daá sie ber wachsend groáe Arbeiterarmeen komman- dieren (sosehr auch fr sie das variable im Verh„ltnis zum kon- stanten Kapital f„llt), daá die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits w„chst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate. Dieselben Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner Kapitalisten konzen- trieren, sind es ja grade, die auch die Masse des angewandten fi- xen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstofte in wachsender Propor- tion anschwellen gegenber der Masse der angewandten lebendigen Arbeit. Es bedarf ferner hier nur der Erw„hnung, daá bei gegebner Arbei- terbev”lkerung, wenn die Mehrwertsrate w„chst, sei es durch Ver- l„ngerung oder Intensifikation des Arbeitstags, sei es durch Wertsenkung des Arbeitslohns infolge der Entwicklung der Produk- tivkraft der Arbeit, die Masse des Mehrwerts und daher die abso- lute Profitmasse wachsen muá, trotz der relativen Verminderung des variablen Kapitals im Verh„ltnis zum konstanten. #230# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Dieselbe Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit, dieselben Gesetze, welche im relativen Fall des variablen Kapitals gegen das Gesamtkapital und der damit beschleunigten Ak- kumulation sich darstellen, w„hrend andrerseits die Akkumulation rckwirkend Ausgangspunkt weitrer Entwicklung der Produktivkraft und weitrer relativer Abnahme des variablen Kapitals wird, die- selbe Entwicklung drckt sich, von zeitweiligen Schwankungen ab- gesehn, aus in der steigenden Zunahme der angewandten Gesamtar- beitskraft, im steigenden Wachstum der absoluten Masse des Mehr- werts und daher des Profits. In welcher Form nun muá dies zwieschl„chtige Gesetz der aus den- selben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate und gleich- zeitiger Zunahme der absoluten Profitmasw sich darstellen? Ein Gesetz, darauf begandet, daá unter den gegebnen Bedingungen die angeeignete Masse der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts w„chst und daá, das Gesamtkap'tal betrachtet oder das einzelne Kapital als bloáes Stck des Gesamtkapitals betrachtet, Profit und Mehr- wert identische Gr”áen sind? Nehmen wir den aliquoten Teil des Kapitals, auf den wir die Pro- fitrate berechnen, z.B. 100. Diese 100 stellen die Durchschnitts- zusammensetzung des Gesamtkapitals vor, sage 80c + 20v. Wir haben im zweiten Abschnitt dieses Buchs gesehn, wie die Durch- schnittsprofitrate in den verschiednen Produktionszweigen nicht durch die, einem jeden besondre, Zusammensetzung des Kapitals, sondern durch seine gesellschaftliche Durchschnittszusammenset- zung bestimmt wird. Mit relativer Abnahme des variablen Teils ge- gen den konstanten, und daher gegen das Gesamtkapital von 100, f„llt die Profitrate bei gleichbleibendem und selbst steigendem Exploitationsgrad der Arbeit, f„llt die relative Gr”áe des Mehr- werts, d.h. sein Verh„ltnis zum Wert des vorgeschoánen Gesamtka- pitals von 100. Aber nicht nur diese relative Gr”áe sinkt. Die Gr”áe des Mehrwerts oder Profits, den das Gesamtkapital von 100 aufsaugt, f„llt absolut. Bei einer Mehrwertstate von 100% produ- ziert ein Kapital von 60c + 40v eine Mehrwerts- und daher Profit- masse von 40; ein Kapital von 70c + 30v eine Profitmasse von 30; bei einem Kapital von 80c + 20v f„llt der Profit auf 20. Dies Fallen bezieht sich auf die Masse des Mehrwerts und daher des Profits, und folgt daher, daá, weil das Gesamtkapital von 100 we- niger lebendige Arbeit berhaupt, es bei gleichbleibendem Ex- ploitationsgrad auch weniger Mehrarbeit in Bewegung setzt und da- her weniger Mehrwert produziert. Irgendeinen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Kapitals, also des Kapitals von gesellschaft- licher Durchschnittszusammensetzung, als Maáeinheit genommen, wo- ran wir den Mehrwert messen - und dies geschieht bei aller #231# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Profitberechnung -, ist berhaupt relatives Fallen des Mehrwerts und sein absolutes Fallen identisch. Die Profitrate sinkt in den obigen F„llen von 40% auf 30% und auf 20%, weil in der Tat die vom selben Kapital produzierte Masse Mehrwert, und daher Profit, absolut f„llt von 40 auf 30 und auf 20. Da die Wertgr”áe des Ka- pitals, woran der Mehrwert gemessen wird, gegeben, = 100 ist, kann ein Fallen der Proportion des Mehrwerts zu dieser gleich- bleibenden Gr”áe nur ein andrer Ausdruck sein fr die Abnahme der absoluten Gr”áe des Mehrwerts und Profits. Dies ist in der Tat eine Tautologie. Daá aber diese Verminderung eintritt, geht aus der Natur der Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozes- ses, wie bewiesen wurde, hervor. Andrerseits aber bringen diesel- ben Ursachen, die eine absolute Abnahme des Mehrwerts und daher Profits auf ein gegebnes Kapital und daher auch der nach Prozen- ten berechneten Profitrate erzeugen, ein Wachstum in der absolu- ten Masse des vom Geselischaftskapital (d.h. von der Gesamtheit der Kapitalisten) angeeigneten Mehrwerts und daher Profits her- vor. Wie muá sich dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren Widerspruch? Wenn je ein aliquoter Teil = 100 des gesellschaftlichen Kapitals, und daher je 100 Kapital von gesellschaftlicher Durchschnittszu- sammensetzung, eine gegebne Gr”áe ist, und daher fr sie Abnahme der Profitrate zusammenf„llt mit Abnahme der absoluten Gr”áe des Profits, eben weil hier das Kapital, woran sie gemessen werden, eine konstante Gr”áe ist, so ist dagegen die Gr”áe des gesell- schaftlichen Gesamtkapitals, wie des in den H„nden einzelner Ka- pitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Gr”áe, die, um den vorausgesetzten Bedingungen zu entsprechen, variieren muá im umgekehrten Verh„ltnis zur Abnahme ihres variablen Teils. Als im frhern Beispiel die Zusammensetzung prozentig 60c + 40v war der Mehrwert oder Profit darauf 40 und daher die Profitrate 40% Ange- nommen, auf dieser Stufe der Zusammensetzung sei das Gesamtkapi- tal eine Million gewesen. So betrug der Gesamtmehrwert und daher der Gesamtprofit 400 000. Wenn nun sp„ter die Zusammensetzung = 80c + 20v, so ist der Mehrwert oder Profit, bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit, auf je 100 = 20. Da aber der Mehr- wert oder Profit der absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, w„chst, trotz dieser abnehmenden Profitrate oder abnehmenden Er- zeugung von Mehrwert durch ein Kapital von je 100, z.B. w„chst, sagen wir von 400 000 auf 440 000, so ist das nur dadurch m”g- lich, daá das Gesamtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser #232# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- neuen Zusammensetzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2 200 000. Die Masse des in Bewegung gesetzten Gesamtkapitals ist gestiegen auf 1*) 220%, w„hrend die Profitrate um 50% gefallen ist. H„tte sich das Kapital nur verdoppelt, so h„tte es zur Profitrate von 20% nur dieselbe Masse von Mehrwert und Profit erzeugen k”nnen wie das alte Kapital von 1 000 000 zu 40%. W„re es aufweniger als das Doppelte gewachsen, so h„tte es weniger Mehrwert oder Profit produziert als frher das Kapital von 1 000 000, das bei seiner frhern Zusammensetzung, um seinen Mehrwert von 400 000 auf 440 000 zu steigern, nur zu wachsen brauchte von 1 000 000 auf 1 100 000. Es zeigt sich hier das schon frher 2*) entwickelte Gesetz, daá mit der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Ent- wicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit eine wachsend gr”áre Masse Gesamtkapital n”tig ist, um dieselbe Menge Arbeitskraft in Bewegung zu setzen und dieselbe Masse Mehrarbeit einzusaugen. Im selben Verh„ltnis daher, wie sich die kapitali- stische Produktion entwickelt, entwickelt sich die M”glichkeit einer relativ berz„hligen Arbeiterbev”lkerung, nicht weil die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit a b n i m m t, sondern weil sie z u n i m m t, also nicht aus einem absoluten Miáverh„ltnis zwischen Arbeit und Existenzmitteln oder Mitteln zur Produktion dieser Existenzmittel, sondern aus einem Miáver- h„ltnis, entspringend aus der kapitalistischen Exploitation der Arbeit, dem Miáverh„ltnis zwischen dem steigenden Wachstum des Kapitals und seinem relativ abnehmenden Bedrfnis nach wachsender Bev”lkerung. F„llt die Profitrate um 50%, so f„llt sie um die H„lfte. Soll da- her die Masse des Profits gleichbleiben, so muá das Kapital sich verdoppeln. Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleichbleiben muá der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamt- kapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt. Wenn die Profitrate von 40 auf 20 f„llt, muá das Gesamtkapital umgekehrt im Verh„ltnis von 20:40 steigen, da- mit das Resultat dasselbe bleibe. W„re die Profitrate gefallen von 40 auf 8, so máte das Kapital wachsen im Verh„ltnis von 8:40, d.h. auf das Fnffache. Ein Kapital von 1 000 000 zu 40% produziert 400 000 und ein Kapital von 5 000 000 zu 8% produziert ebenfalls 400 000. Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muá das Kapital in gr”árer Proportion wachsen, als die Profitrate f„llt. In andren Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut der- selbe bleibe, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz ----- 1*) 1. Auflage: um - 2*) siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 652, 673/674 #233# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- als Teil des Gesamtkapitals f„llt, muá das Gesamtkapital in st„r- krem Verh„ltnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapi- tals f„llt. Es muá so sehr wachsen, daá es in seiner neuen Zusam- mensetzung nicht nur den alten variablen Kapitalteil, sondern noch mehr als diesen zum Ankauf von Arbeitskraft bedarf. F„llt der variable Teil eines Kapitals = 100 von 40 auf 20, so muá das Gesamtkapital auf mehr als 200 steigen, um ein gr”áres variables Kapital als 40 verwenden zu k”nnen. Selbst wenn die exploitierte Masse der Arbeiterbev”lkerung kon- stant bliebe und nur L„nge und Intensit„t des Arbeitstags sich vermehrten, so máte die Masse des angewandten Kapitals steigen, da sie sogar steigen muá, um dieselbe Masse Arbeit unter den al- ten Exploitationsverh„ltnissen bei ver„nderter Kapitalzusammen- setzung anzuwenden. Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drckt sich im Fortschritt der kapitalistischen Pro- duktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andterseits in best„ndigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so daá im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Pro- fits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate f„llt. Um ein absolut angewachsnes variables Kapital bei h”herer Zusammensetzung oder relativer st„rkerer Zunahme des konstanten Kapitals anzuwenden, muá das Gesamtkapital nicht nur im Verh„ltnis der h”hern Komposition wachsen, sondern noch ra- scher. Es folgt hieraus, daá, je mehr die kapitalistische Produk- tionsweise sich entwickelt, eine immer gr”áre Kapitalmenge n”tig ist, um dieselbe und mehr noch eine wachsende Arbeitskraft zu be- sch„ftigen. Die steigende Produktivkraft der Arbeit erzeugt also, auf kapitalistischer Grundlage, mit Notwendigkeit eine permanente scheinbare Arbeiterberv”lkerung. Bildet das variable Kapital nur des Gesamtkapitals statt frher 1/2, so muá, um dieselbe Arbeits- kraft zu besch„ftigen, das Gesamtkapital sich verdreifachen; soll aber die doppelte Arbeitskraft besch„ftigt werden, so muá es sich versechsfachen. Die bisherige ™konomie, die das Gesetz der fallenden Profitrate nicht zu erkl„ren wuáte, bringt die steigende Profitmasse, das Wachstum der absoluten Gr”áe des Profits, sei es fr den einzel- nen Kapitalisten, sei es fr das Gesellschaftskapital, als eine Art Trostgrund bei, der aber auch auf bloáen Gemeinpl„tzen und M”glichkeiten beruht. Daá die Masse des Profits durch zwei Faktoren bestimmt ist, er- stens durch die Profitrate und zweitens durch die Masse des Kapi- tals, das zu #234# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- dieser Profitrate angewandt wird, ist nur Tautologie. Daá der M”glichkeit nach daher die Profitmasse wachsen kann, trotzdem die Profitrate gleichzeitig f„llt, ist nur ein Ausdruck dieser Tauto- logie, hilft keinen Schritt weiter, da es ebenso m”glich ist, daá das Kapital w„chst, ohne daá die Profitmasse w„chst, und daá es sogar noch wachsen kann, w„hrend sie f„llt. 100 zu 25% gibt 25, 400 zu 5% gibt nur 20. 35) Wenn aber dieselben Ursachen, die die Profitrate fallen machen, die Akkumulation, d.h. die Bildung von zus„tzlichem Kapital f”rdern und wenn jedes zus„tzliche Kapital zus„tzliche Arbeit in Bewegung setzt und zus„tzlichen Mehrwert produziert; wenn andrerseits das bloáe Sinken der Profitrate die Tatsache einschlieát, daá das konstante Kapital und damit das ge- samte alte Kapital gewachsen ist, so h”rt dieser ganze Prozeá auf, mysteri”s zu sein. Man wird sp„ter sehn, zu welchen absicht- lichen Rechnungsf„lschungen Zuflucht genommen wird, um die M”g- lichkeit der Zunahme der Profitmasse zugleich mit Abnahme der Profitrate wegzuschwindeln. ----- 35) "Wir sollten gleichfalls erwarten, daá - wenn sich auch die Profitrate des Kapitals infolge der zus„tzlichen Anlage von Kapi- tal auf dem Boden und des Steigens der L”hne verringert - doch die Gesamtsumme der Profite w„chst. Angenommen nun, daá bei wie- derholten Kapitalzug„ngen von 100 000 Pfd.St. die Profitrate von 20 auf 19, auf 18, auf 17 Prozent fiele, sich also eine st„ndig fallende Rate erg„be; man sollte erwarten, daá die Profitsumme, die jene einander folgenden Kapitalbesitzer erhalten, immer stiege, daá sie gr”áer sein wurde, wenn das Kapital 200 000 Pfd.St. als wenn es 100 000 Pfd.St. betr„gt, und noch gr”áer, wenn es 300 000 Pfd.St. ausmacht, und so weiter, trotz verminder- ter Rate mit jeder Steigerung des Kapitals wachsend. Diese Pro- gression stimmt jedoch nur fr eine gewisse Zeit. So ist 19 Pro- zent von 200 000 Pfd.St. mehr als 20 Prozent von 100 000Pfd.St., 18 Prozent von 300 000 Pfd.St. ist wieder mehr als 19 Prozent von 200 000 Pfd.St. Aber nachdem das Kapital zu einer groáen Summe angewachsen ist und die Profite gefallen sind, vermindert die weitere Akkumulation die Gesamtsumme des Profits. Angenommen also, die Akkumulation wurde 1 000 000 Pfd.St. und der Profit 7 Prozent betragen, so wird die Gesamtsumme des Profits 70 000 Pfd.St. ausmachen. Wenn jetzt zu der Million eine Vermehrung von 100 000 Pfd.St. Kapital hinzuk„me und der Profit auf 6 Prozent fiele, dann wrden die Kapitalbesitzer 66 000 Pfd.St. erhalten, eine Verminderung von 4000 Pfd.St., obwohl die Gesamtsumme des Kapitals von 1 000 000 Pfd. St. auf 1 100 000 Pfd.St. angestiegen w„re." Ricardo, "Pol. Econ.", chapt. VII ("Works", ed. Mac- Culloch, 1852, p. 68, 69). In der Tat ist hier angenommen, daá das Kapital w„chst von 1 000 000 auf 1 100 000, also um 10%, w„h- rend die Profitrate f„llt von 7 auf 6, also um 14 2/7 %. Hinc il- lae la crimae. [36] ----- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe. 2. Teil, S. 435-466, 541-543 #235# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- Wir haben gezeigt, wie dieselben Ursachen, welche einen tenden- ziellen Fall der allgemeinen Profitrate produzieren, eine be- schleunigte Akkumulation des Kapitals und daher Wachstum in der absoluten Gr”áe oder Gesamtmasse der von ihm angeeigneten Mehrar- beit (Mehrwert, Profit) bedingen. Wie alles in der Konkurrenz und daher im Bewuátsein der Agenten der Konkurrenz sich verkehrt dar- stellt, so auch dies Gesetz, ich meine dieser innere und notwen- dige Zusammenhang zwischen zwei scheinbar sich widersprechenden. Es ist sichtbar, daá innerhalb der oben entwickelten Proportionen ein Kapitalist, der ber groáes Kapital verfgt, mehr Profitmasse macht, als ein kleiner Kapitalist, der scheinbar hohe Profite macht. Die oberfl„chlichste Betrachtung der Konkurrenz zeigt fer- ner, daá unter gewissen Umst„nden, wenn der gr”áre Kapitalist sich Raum auf dem Markt schaffen, die kleineren verdr„ngen will, wie in Zeiten der Krise, er dies praktisch benutzt, d.h. seine Profitrate absichtlich heruntersetzt, um die kleineren aus dem Feld zu schlagen. Namentlich auch das Kaufmannskapital, worber sp„ter N„heres, zeigt Ph„nomene, welche das Sinken des Profits als Folge der Ausdehnung des Gesch„fts und damit des Kapitals er- scheinen lassen. Den eigentlich wissenschaftlichen Ausdruck fr die falsche Auffassung geben wir sp„ter. Žhnliche oberfl„chliche Betrachtungen ergeben sich aus Vergleich der Profitraten, die in besondren Gesch„ftszweigen gemacht werden, je nachdem sie dem Re- gime der freien Konkurrenz oder des Monopols unterworfen sind. Die ganze flache Vorstellung, wie sie in den K”pfen der Konkur- renzagenten lebt, findet sich bei unserm Roscher, n„mlich, daá diese Herabsetzung der Profitrate "klger und menschlicher" sei. [37] Die Abnahme der Profitrate erscheint hier als F o l g e der Zunahme des Kapitals und der damit verbundnen Berechnung der Kapitalisten, daá bei kleinerer Profitrate die von ihnen einge- steckte Profitmasse gr”áer sein werde. Das ganze (ausgenommen bei A. Smith, worber sp„ter 1*)) beruht auf g„nzlicher Begriffslo- sigkeit ber das, was die allgemeine Profitrate berhaupt ist, und auf der kruden Vorstellung, daá die Preise in der Tat be- stimmt werden durch Zuschlag eines mehr oder weniger willkrli- chen Profitquotums ber den wirklichen Wert der Waren hinaus. Krud wie diese Vorstellungen sind, entspringen sie doch mit Not- wendigkeit aus der verkehrten Art und Weise, worin die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion innerhalb der Konkurrenz sich darstellen. --- --- 1*) Siehe Band 26 unserer Ausgabe, 2. Teil, S. 214-228 #236# III. Absschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Das Gesetz, daá der durch Entwicklung der Produktivkraft verur- sachte Fall der Profitrate begleitet ist von einer Zunahme in der Profitmasse, drckt sich auch darin aus, daá der Fall im Preis der vom Kapital produzierten Waren begleitet ist von einer rela- tiven Steigerung der in ihnen enthaltnen und durch ihren Verkauf realisierten Profitmassen. Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende h”here Zusammensetzung des Kapitals ein stets gr”áres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringres Quantum Arbeit in Be- wegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne Warenmaá der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enth„lt ferner weniger vergegenst„ndlichte Arbeit, sowohl im Verschleiá des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enth„lt also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenst„ndlichter und w„hrend der Produktion neu zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware f„llt daher. Die Profitmasse, die in der einzelnen Ware ent- halten ist, kann trotzdem zunehmen, wenn die Rate des absoluten oder relativen Mehrwerts w„chst. Sie enth„lt weniger neu zuge- setzte Arbeit, aber der unbezahlte Teil derselben w„chst gegen den bezahlten Teil. Doch ist dies nur innerhalb bestimmter Schranken der Fall. Mit der im Lauf der Produktionsentwicklung enorm gesteigerten absoluten Abnahme der Summe der, in der ein- zelnen Ware neu zugesetzten, lebendigen Arbeit wird auch die Masse der in ihr enthaltnen unbezahlten Arbeit absolut abnehmen, wie sehr sie auch relativ gewachsen sei, im Verh„ltnis n„mlich zum bezahlten Teil. Die Profitmasse auf jede einzelne Ware wird sich sehr vermindern mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, trotz des Wachstums der Mehrwertsrate; und diese Vermin- derung, ganz wie der Fall der Profitrate, wird nur verlangsamt durch die Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals und die andren im ersten Abschnitt dieses Buchs aufgefhrten Um- st„nde, die die Profitrate erh”hen bei gegebner und selbst bei sinkender Rate des Mehrwerts. Daá der Preis der einzelnen Waren f„llt, aus deren Summe das Ge- samtprodukt des Kapitals besteht, heiát weiter nichts, als daá sich ein gegebnes Quantum Arbeit in einer gr”áren Masse Waren re- alisiert, jede einzelne Ware also weniger Arbeit als frher ent- h„lt. Dies ist der Fall, selbst wenn der Preis des einen Teils des konstanten Kapitals, Rohstoff etc. steigt. Mit Ausnahme ein- zelner F„lle (z.B. wenn die Produktivkraft der Arbeit gleichm„áig alle Elemente des konstanten wie des variablen Kapitals verwohl- feilert) wird die Profitrate sinken, trotz der erh”hten Rate des Mehrwerts, #237# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- 1. weil selbst ein gr”árer unbezahlter Teil der geringren Gesamt- summe der neu zugesetzten Arbeit kleiner ist, als ein geringrer aliquoter unbezahlter Teil der gr”áren Gesamtsumme war, und 2. weil die h”here Zusammensetzung des Kapitals in der einzelnen Ware sich darin ausdrckt, daá der Wertteil derselben, worin berhaupt neu zugesetzte Arbeit sich darstellt, f„llt gegen den Wertteil, der sich darstellt in Rohstoff, Hilfsstoff und Ver- schleiá des fixen Kapitals. Dieser Wechsel im Verh„ltnis der ver- schiednen Bestandteile des Preises der einzelnen Ware, die Ab- nahme des Preisteils, worin sich neu zugesetzte lebendige Arbeit, und die Zunahme der Preisteile, worin sich frher vergegenst„nd- lichte Arbeit darstellt - ist die Form, worin sich im Preis der einzelnen Ware die Abnahme des variablen Kapitals gegen das kon- stante ausdrckt. Wie diese Abnahme absolut ist fr ein gegebnes Maá des Kapitals, z.B. 100, so ist sie auch absolut fr Jede ein- zelne Ware als aliquoten Teil des reproduzierten Kapitals. Doch wrde die Profitrate, wenn nur auf die Preiselemente der einzel- nen Ware berechnet, sich anders darstellen als sie wirklich ist. Und zwar aus folgendem Grund: {Die Profitrate wird berechnet auf das angewandte Gesamtkapital, aber fr eine bestimmte Zeit, tats„chlich ein Jahr. Das Verh„lt- nis des in einem Jahr gemachten und realisierten Mehrwerts oder Profits zum Gesamtkapital, prozentig berechnet, ist die Pro- fitrate. Sie ist also nicht notwendig gleich mit einer Pro- fitrate, bei der nicht das Jahr, sondern die Umschlagsperiode des fraglichen Kapitals der Berechnung zugrunde gelegt wird; nur wenn dies Kapital gerade einmal im Jahr umschl„gt, fallen beide zusam- men. Andrerseits ist der im Lauf eines Jahrs gemachte Profit nur die Summe der Profite auf die im auf desselben Jahres produzier- ten und verkauften Waren. Berechnen wir nun den Profit auf den Kostpreis der Waren, so erhalten wir eine Profitrate = p/k wo p der im Lauf des Jahres realisierte Profit und k die Summe der Kostpreise der in derselben Zeit produzierten und verkauften Wa- ren ist. Es ist augenscheinlich, daá diese Profitrate p/k nur dann mit der wirklichen Profitrate p/C, Profitmasse dividiert durch das Gesamtkapital, zusammenfallen kann, wenn k = C, d.h., wenn das Kapital genau einmal im Jahr umschl„gt. Nehmen wir drei verschiedne Zust„nde eines industriellen Kapi- tals. I. Das Kapital von 8000 Pfd.St. produziert und verkauft j„hrlich 5000 Stck Ware, das Stck zu 30 sh., hat also einen Jahresum- schlag von 7500 Pfd.St. Es macht auf jedesstck Ware einen Profit von 10 sh. = 2500 Pfd.St. j„hrlich. In jedem Stck stecken also 20 sh. Kapitalvorschuá und 10 sh. #238# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Profit, also ist die Profitrate per Stck 10/20 = 50%. Auf die umgeschlagne Summe von 7500 Pfd.St. kommen 5000 Pfd.St. Kapital- vorschuá und 2500 Pfd.St. Profit; Profitrate auf den Umschlag, p/k, ebenfalls = 50%. Dagegen auf das Gesamtkapital berechnet ist die Profitrate p/C = 2500/8000 = 31 1/4 %. II. Das Kapital steige auf 10 000 Pfd. St. Infolge vermehrter Produktivkraft der Arbeit sei es bef„higt, j„hrlich 10 000 Stck Ware zum Kostpreis von je 20 sh. zu produzieren. Es verkaufe sie mit 4 sh. Profit, also zu 24 sh. pro Stck. Dann ist der Preis des Jahresprodukts = 12 000 Pfd.St., wovon 10 000 Pfd.St. Kapi- talvorschuá und 2000 Pfd.St. Profit. p/k ist pro Stck 4/20, fr den Jahresumschlag = 2000/10 000, also beidemal = 20%, und da das Gesamtkapital gleich der Summe der Kostpreise, n„mlich 10 000 Pfd.St., so ist auch p/C, die wirkliche Profitrate, diesmal =20%. III. Das Kapital steige, bei stets wachsender Produktivkraft der Arbeit, auf 15 000 Pfd. St. und produziere jetzt j„hrlich 30 000 Stck Ware zum Kostpreis von je 13 sh., die mit 2 sh. Profit, also zu 15 sh. das Stck verkauft werden. Jahresumschlag also = 30 000 x 15 sh. = 22 500 Pfd. St., wovon 19 500 Kapitalvorschuá und 3000 Pfd.St. Profit. p/k ist also = 2/13 = 3000/15000 = 15 5/13%. Dagegen p/C = 3000/15 000 = 20%. Wir sehn also: Nur in Fall II, wo der umgeschlagne Kapitalwert gleich dem Gesamtkapital, ist die Profitrate aufs Stck Ware oder auf die Umschlagssumme dieselbe wie die aufs Gesamtkapital be- rechnete Profitrate. Im Fall I, wo die Umschlagssumme kleiner als das Gesamtkapital, ist die Profitrate, auf den Kostpreis der Ware berechnet, h”her; im Fall III, wo das Gesamtkapital kleiner als die Umschlagssumme, ist sie niedriger als die wirkliche, aufs Ge- samtkapital berechnete Profitrate. Es gilt dies allgemein. In der kaufm„nnischen Praxis wird der Umschlag gew”hnlich ungenau be- rechnet. Man nimmt an, das Kapital habe einmal umgeschlagen, so- bald die Summe der realisierten Warenpreise die Summe des ange- wandten Gesamtkapitals erreicht. Das K a p i t a l kann aber nur dann einen ganzen Umlauf vollenden, wenn die Summe der K o s t p r e i s e der realisierten Waren gleich wird der Summe des Gesamtkapitals. - F. E.} Es zeigt sich auch hier wieder, wie wichtig es ist, bei der kapi- talistischen Produktion nicht die einzelne Ware oder das Waren- produkt eines beliebigen Zeitraums isoliert fr sich, als bloáe Ware zu betrachten, sondern als Produkt #239# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- des vorgeschoánen Kapitals und im Verh„ltnis zum Gesamtkapital, das diese Ware produziert. Obgleich nun die Profitrate berechnet werden muá durch Messung der Masse des produzierten und realisierten Mehrwerts, nicht nur an dem konsumierten Kapitalteil, der in den Waren wiederer- scheint, sondern an diesem Teil plus dem nicht konsumierten, aber angewandten und in der Produktion fortdienenden Kapitaltell, so kann die Profitmasse doch nur gleich sein der in den Waren selbst enthaltnen und durch ihren Verkauf zu realisierenden Masse von Profit oder Mehrwert. Vermehrt sich die Produktivit„t der Industrie, so f„llt der Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weni- ger bezahlte und unbezahlte. Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das ein- zelne Produkt. Und da der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltnen Arbeitsmasse bilden kann, muá die Masse des Profits auf die einzelne Ware abnehmen und dies auch, inner- halb gewisser Grenzen, selbst wenn die Rate des Mehrwerts steigt. In allen F„llen sinkt die Profitmasse auf das Gesamtprodukt nicht unter die ursprngliche Profitmasse, sobald das Kapital dieselbe Masse Arbeiter wie frher bei gleichem Exploitationsgrad anwen- det. (Dies kann auch geschehn, wenn weniger Arbeiter bei erh”htem Exploitationsgrad angewandt werden.) Denn in demselben Verh„lt- nis, wie die Profitmasse auf das einzelne Produkt abnimmt, nimmt die Anzahl der Produkte zu. Die Profitmasse bleibt dieselbe, nur verteilt sie sich anders auf die Summe der Waren; es „ndert dies auch nichts an der Verteilung des durch die neu zugesetzte Arbeit geschaffnen Wertquantums zwischen Arbeiter und Kapitalisten. Die Profitmasse kann nur steigen, bei Anwendung derselben Masse Ar- beit, wenn die unbezahlte Mehrarbeit w„chst, oder bei gleichblei- bendem E,xploitationsgrad der Arbeit, wenn die Anzahl der Arbei- ter sich vermehrt. Oder wenn beides zusammenwirkt. In allen die- sen F„llen - die aber der Voraussetzung gem„á Wachsen des kon- stanten Kapitals gegen das variable und wachsende Gr”áe des ange- wandten Gesamtkapitals voraussetzen - enth„lt die einzelne Ware weniger Profitmasse und sinkt die Profitrate, selbst wenn auf die einzelne Ware berechnet; ein gegebnes Quantum zu. s„tzlicher Ar- beit stellt sich dar in einem gr”áern Quantum Waren; der Preis der einzelnen Ware sinkt. Abstrakt betrachtet, kann beim Fall des Preises der einzelnen Ware infolge vermehrter Produktivkraft, und bei daher gleichzeitiger Vermehrung der Anzahl dieser wohlfeilern Waren, die Profitrate dieselbe bleiben, z.B. wenn die Vermehrung der Produktivkraft gleichm„áig und gleichzeitig auf alle Bestand- teile der Waren wirkte, so daá der #240# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Gesamtpreisder Ware in demselben Verh„ltnis fiele, wie sich die Produktivit„t derArbeit vermehrte, und andrerseits das gegensei- tige Verh„ltnis der verschiednen Preisbestandteile der Ware das- selbe bliebe. Steigen k”nnte die Profitrate sogar, wenn mit der Erh”hung der Rate des Mehrwerts eine bedeutende Wertverminderung der Elemente des konstanten und namentlich des fixen Kapitals verbunden w„re. Aber in Wirklichkeit wird die Profitrate, wie be- reits gesehn, auf die Dauer fallen. In keinem Fall erlaubt der Preisfall der einzelnen Ware allein einen Schluá auf die Pro- fitrate. Es kommt alles darauf an, wie groá die Gesamtsumme des in ihrer Produktion beteiligten Kapitals. F„llt z.B. der Preis einer Elle Gewebe von 3 sh. auf 1 2/3 sh.; wenn man weiá, daá darin vor dem Preisfall fr 1 2/3 sh. konstantes Kapital, Garn etc., 2/3 sh. Arbeitslohn, 2/3 sh. Profit waren, nach dem Preis- fall dagegen fr 1 sh. konstantes Kapital, 1/3 sh. Arbeitslohn und 1/3 sh. Profit ist, so weiá man nicht, ob die Profitrate die- selbe geblieben ist oder nicht. Es h„ngt dies davon ab, ob und um wieviel das vorgeschoáne Gesamtkapital gewachsen ist und wieviel Ellen mehr es in gegebner Zeit produziert. Das aus der Natur der kapitalistischen Produktionsweise hervorge- hende Ph„nomen, daá bei wachsender Produktivit„t der Arbeit der Preis der einzelnen Ware oder eines gegebnen Warenquotums sinkt, die Anzahl der Waren steigt, die Profitmasse auf die einzelne Ware und die Profitrateauf die Warensumme sinkt, die Profitmasse aber auf die Gesamtsumme der Waren steigt - dies Ph„nomen stellt auf der Oberfl„che nur dar: Fallen der Profitmasse auf die ein- zelne Ware, Fallen ihres Preises, Wachsen der Profitmasse auf die vermehrte Gesamtzahl der Waren, die das Gesamtkapital der Gesell- schaft oder auch der einzelne Kapitalist produziert. Es wird dies dann so aufgefaát, daá der Kapitalist aus freiem Belieben weniger Profit auf die einzelne Ware schl„gt, aber sich entsch„digt durch die gr”áre Anzahl Waren, die er produziert. Diese Anschauung be- ruht auf der Vorstellung des Ver„uáerungsprofits (profit upon alienation [38]), die ihrerseits wieder abstrahiert ist aus der Anschauung des Kaufmannskapitals. Man hat frher, im vierten und siebenten Abschnitt des ersten Buchs, gesehn, daá die mit der Produktivkraft der Arbeit wach- sende Warenmasse und Verwohlfellerung der einzelnen Ware als sol- che (soweit diese Waren nicht bestimmend in den Preis der Ar- beitskraft eingehn) das Verh„ltnis von bezahlter und unbezahlter Arbeit in der einzelnen Ware nicht affiziert, trotz des sinkenden Preises. Da in der Konkurrenz sich alles falsch darstellt, n„mlich ver- kehrt, so kann sich der einzelne Kapitalist einbilden: 1. daá er seinen Profit auf die #241# 13. Kapitel - Das Gesetz als solches ----- einzelne Ware durch ihre Preissenkung herabsetzt, aber gr”áere Profit macht wegen der gr”áern Warenmasse, die er verkauft; 2. daá er den Preis der einzelnen Waren festsetzt und durch Multi- plikation den Preis des Gesamtprodukts bestimmt, w„hrend der ur- sprngliche Prozeá der der Division ist (s. Buch 1, Kap. X, S. 314/323 1*)) und die Multiplikation nur zweiter Hand, auf Voraus- setzung jener Division richtig ist. Der Vulg„r”konom tut in der Tat nichts als die sonderbaren Vorstellungen der in der Konkur- renz befangnen Kapitalisten in eine scheinbar mehr theoretische, verallgemeinernde Sprache zu bersetzen und sich abzumhn, die Richtigkeit dieser Vorstellungen zu Konstruieren. In der Tat ist das Fallen der Warenpreise und das Steigen der Profitmasse auf die gewachsne Masse der verwohlfellerten Waren nur ein andrer Ausdruck fr das Gesetz von fallender Profitrate bei gleichzeitig steigender Masse des Profits. Die Untersuchung, wieweit fallende Profitrate mit steigenden Preisen zusammenfallen kann, geh”rt ebensowenig hierher, wie der frher, Buch I, S. 314/323 1*), beim relativen Mehrwert er”rterte Punkt. Der Kapitalist, der verbesserte, aber noch nicht verallge- meinerte Produktionsweisen anwendet, verkauft unter dem Markt- preis, aber ber seinem individuellen Produktionspreis; so steigt die Profitrate fr ihn, bis die Konkurrenz dies ausgeglichen; eine Ausgleichungsperiode, w„hrend deren Verlauf das zweite Re- quisit, das Wachstum des ausgelegten Kapitals sich einfindet; je nach dem Grad dieses Wachstums wird der Kapitalist nun imstande sein, einen Teil der frher besch„ftigten Arbeitermasse, ja viel- leicht die ganze oder eine gr”áre Arbeitermasse unter den neuen Bedingungen zu besch„ftigen, also dieselbe oder eine h”here Pro- fitmasse zu produzieren. ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 335 #242# ----- VIERZEHNTES KAPITEL Entgegenwirkende Ursachen Wenn man die enorme Entwicklung der Produktivkr„fte der gesell- schaftlichen Arbeit selbst nur in den letzten 30 Jahren, vergli- chen mit allen frhern Perioden, betrachtet, wenn man namentlich die enorme Masse von fixem Kapital betrachtet, das auáer der ei- gentlichen Maschinerie in die Gesamtheit des gesellschaftlichen Produktionsprozesses eingeht, so tritt an die Stelle der Schwie- rigkeit, welche bisher die ™konomen besch„ftigt hat, n„mlich den Fall der Profitrate zu erkl„ren, die umgekehrte, n„mlich zu er- kl„ren, warum dieser Fall nicht gr”áer oder rascher, ist. Es ms- sen gegenwirkende Einflsse im Spiel sein, welche die Wirkung des allgemeinen Gesetzes durchkreuzen und aufheben und ihm nur den Charakter einer Tendenz geben, weshalb wir auch den Fall der all- gemeinen Profitrate als einen tendenziellen Fall bezeichnet ha- ben. Die allgemeinsten dieser Ursachen sind folgende. I. Erh”hung des Exploitationsgrads der Arbeit Der Exploitationsgrad der Arbeit, die Aneignung von Mehrarbeit und Mehrwert wird erh”ht namentlich durch Verl„ngerung des Ar- beitstags und Intensifikation der Arbeit. Diese beiden Punkte sind ausfhrlich entwickelt in Buch I bei der Produktion des ab- soluten und des relativen Mehrwerts. Es gibt viele Momente der Intensifikation der Arbeit, die ein Wachstum des konstanten Kapi- tals gegen das variable, also Fall der Profitrate einschlieáen, wie wenn ein Arbeiter gr”áre Masse von Maschinerie zu berwachen hat. Hier - wie bei den meisten Prozeduren, die zur Produktion des relativen Mehrwerts dienen - m”gen dieselben Ursachen, die ein Wachstum in der Rate des Mehrwerts hervorbringen, einen Fall in der Masse des Mehrwerts, gegebne Gr”áen von angewandtem Ge- samtkapital betrachtet, einschlieáen. Aber es gibt andre Momente der Intensifikation, wie z.B. #243# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- beschleunigte Geschwindigkeit der Maschinerie, die in derselben Zeit zwar mehr Rohmaterial vernutzen, aber was das fixe Kapital angeht, die Maschinerie zwar schneller aufnutzen, das Verh„ltnis ihres Werts zum Preis der Arbeit, die sie in Bewegung setzt, in- des keineswegs affizieren. Namentlich aber ist es die Verl„nge- rung des Arbeitstags, diese Erfindung der modernen Industrie, welche die Masse der angeeigneten Mehrarbeit vermehrt, ohne das Verh„ltnis der angewandten Arbeitskraft zu dem von ihr in Bewe- gung gesetzten konstanten Kapital wesentlich zu ver„ndern, und welche in der Tat eher das letztere relativ vermindert. Sonst ist es bereits nachgewiesen - und bildet das eigentliche Geheimnis des tendenziellen Falls der Profitrate -, daá die Prozeduren zur Erzeugung von relativem Mehrwert im ganzen und groáen darauf hin- auslaufen: einerseits von einer gegebnen Masse Arbeit m”glichst viel in Mehrwert zu verwandeln, andrerseits im Verh„ltnis zum vorgeschoánen Kapital m”glichst wenig Arbeit berhaupt anzuwen- den; so daá dieselben nde, welche erlauben, den Exploitationsgrad der Arbeit zu erh”hen, es verbieten, mit demselben Gesamtkapital ebensoviel Arbeit wie frher zu exploitieren. Dies sind die wi- derstreitenden Tendenzen, die, w„hrend sie auf eine Steigerung in der Rate des Mehrwerts, gleichzeitig auf einen Fall der von einem gegebnen Kapital erzeugten Masse des Mehrwerts und daher der Rate des Profits hinwirken. Ebenfalls ist die massenhafte Einfhrung von Weiber und Kinderarbeit soweit hier zu erw„hnen, als die ganze Familie dem Kapital eine gr”áre Masse Mehrarbeit liefern muá als vorher, selbst wenn die Gesamtsumme des ihr gegebnen Ar- beitslohns w„chst, was keineswegs allgemein der Fall. - Alles was die Produktion des relativen Mehrwerts f”rdert durch bloáe Ver- besserung der Methoden, wie in der Agrikultur, bei unver„nderter Gr”áe des angewandten Kapitals, hat dieselbe Wirkung. Hier steigt zwar nicht das angewandte konstante Kapital im Verh„ltnis zum va- riablen, soweit wir letzteres als Index der besch„ftigten Ar- beitskraft betrachten, aber es steigt die Masse des Produkts im Verh„ltnis zur angewandten Arbeitskraft. Dasselbe findet statt, wenn die Produktivkraft der Arbeit (einerlei ob ihr Produkt in die Konsumtion der Arbeiter eingeht oder in die Elemente des kon- stanten Kapitals) befreit wird von Verkehrshemmungen, willkrli- chen oder im Lauf der Zeit st”rend gewordnen Einschr„nkungen, berhaupt von Fesseln aller Art, ohne daá dadurch zun„chst das Verh„ltnis des vatiablen zum konstanten Kapital berhrt wird. Es k”nnte die Frage aufgeworfen werden, ob in den, den Fall der Profitrate hemmenden, ihn in letzter Instanz aber stets beschleu- nigenden Ursachen einbegriffen sind die tempor„ren, aber sich stets wiederholenden, #244# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- bald in diesem, bald in jenem Produktionszweig auftauchenden Er- h”hungen des Mehrwerts ber das allgemeine Niveau fr den Kapita- listen, der Erfindungen usw. benutzt, bevor sie verallgemeinert sind. Diese Frage muá bejaht werden. Die Masse des Mehrwerts, die ein Kapital von gegebner Gr”áe er- zeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerts multipliziert mit der Arbeiterzahl, die zur gegebnen Rate be- sch„ftigt wird. Sie h„ngt also ab bei gegebner Rate des Mehrwerts von der Arbeiterzahl und bei gegebner Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerts, berhaupt also von dem zusammengesetzten Verh„lt- nis der absoluten Gr”áe des variablen Kapitals und der Rate des Mehrwerts. Nun hat sich gezeigt, daá im Durchschnitt dieselben Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerts erh”hen, die Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen. Es ist aber klar, daá ein Mehr oder Minder hier eintritt, je nach dem bestimmten Ver- h„ltnis, worin diese gegens„tzliche Bewegung sich vollzieht, und daá die Tendenz zur Verminderung der Profitrate namentlich ge- schw„cht wird durch Erh”hung der Rate des absoluten, aus Verl„n- gerung des Arbeitstags stammenden Mehrwerts. Bei der Profitrate hat sich im allgemeinen gefunden, daá dem Sin- ken der Rate, wegen der steigenden Masse des angewandten Gesamt- kapitals, die Zunahme der Profitmasse entspricht. Das gesamte va- riable Kapital der Gesellschaft betrachtet, ist der von ihm er- zeugte Mehrwert gleich dem erzeugten Profit. Neben der absoluten Masse ist auch die Rate des Mehrwerts gewachsen; die eine, weil die von der Gesellschaft angewandte Masse Arbeitskraft gewachsen, die zweite, weil der Exploitationsgrad dieser Arbeit gewachsen. Aber mit Bezug auf ein Kapital von gegebner Gr”áe, z.B. 100, kann die Rate des Mehrwerts wachsen, w„hrend die Masse im Durchschnitt f„llt; weil die Rate bestimmt ist durch das Verh„ltnis, worin sich der variable Kapitaltell verwertet, die Masse dagegen be- stimmt ist durch den Verh„ltnisteil, den das variable Kapital vom Gesamtkapital ausmacht. Das Steigen der Mehrwertsrate - da es namentlich auch unter Um- st„nden stattfindet, wo, wie oben angefhrt, keine oder keine verh„ltnism„áige Vermehrung des konstanten Kapitals gegen das va- riable stattfindet - ist ein Faktor, wodurch die Masse des Mehr- werts und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird. Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, daá es mehr als Tendenz wirkt, d.h. als ein Gesetz, dessen absolute Durchfhrung durch gegenwirkende Umst„nde aufgehalten, verlangsamt, abge- schw„cht wird. Da aber dieselben Ursachen, die die Rate des Mehr- werts erh”hen (selbst die Verl„ngerung der Arbeitszeit ist ein Resultat der groáen #245# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- mein gegebnen Kapital angewandte Industrie), dahin streben, die von einem Arbeitskraft zu vermindern, so streben dieselben Ursa- chen zur Verminderung der Profitrate und zur verlangsamten Bewe- gung dieser Verminderung. Wenn einem Arbeiter die Arbeit aufge- zwungen wird, die rationell nur zwei verrichten k”nnen, und wenn dies unter Umst„nden geschieht, wo dieser eine drei ersetzen kann, so wird der eine soviel Mehrarbeit liefern wie frher zwei, und sofern ist die Rate des Mehrwerts gestiegen. Aber er wird nicht soviel liefern wie vorher drei, und damit ist die Masse des Mehrwerts gefallen. Ihr Fall ist aber kompensiert oder beschr„nkt durch das Steigen der Rate des Mehrwerts. Wird die gesamte Bev”l- kerung zu gestiegner Rate des Mehrwerts besch„ftigt, so steigt die Masse des Mehrwerts, obgleich die Bev”lkerung dieselbe bleibt. Noch mehr bei wachsender Bev”lkerung; und obgleich dies verbunden ist mit einem relativen Fall der besch„ftigten Arbei- terzahl im Verh„ltnis zur Gr”áe des Gesamtkapitals, so wird die- ser Fall doch gem„áigt oder aufgehalten durch die gestiegne Rate des Mehrwerts. Ehe wir diesen Punkt verlassen, ist noch einmal zu betonen, daá bei gegebner Gr”áe des Kapitals die R a t e des Mehrwerts wach- sen kann, obgleich seine Masse f„llt, und umgekehrt. Die Masse des Mehrwerts ist gleich der Rate multipliziert mit der Arbeiter- zahl; die Rate wird aber nie auf das Gesamtkapital, sondern nur auf das variable Kapital berechnet, in der Tat nur auf je einen Arbeitstag. Dagegen kann bei gegebner Gr”áe des Kapitalwerts die P r o f i t r a t e nie steigen oder fallen, ohne daá die M a s s e d e s M e h r w e r t s ebenfalls steigt oder f„llt. #245# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- II. Herunterdrcken des Arbeitslohns unter seinen Wert Dies wird hier nur empirisch angefhrt, da es in der Tat, wie manches andre, was hier aufzufahren w„re, mit der allgemeinen Analyse des Kapitals nichts zu tun hat, sondern in die, in diesem Werk nicht behandelte, Darstellung der Konkurrenz geh”rt. Doch ist es eine der bedeutendsten Ursachen, die die Tendenz zum Fall der Profitrate aufhalten. #245# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- III. Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals Alles, was im ersten Abschnitt dieses Buchs ber die Ursachen ge- sagt worden, die die Profitrate erh”hen bei konstanter Mehrwerts- rate oder unabh„ngig von der Mehrwertsrate, geh”rt hierher. Also namentlich, daá, das Gesamtkapital betrachtet, der Wert des kon- stanten Kapitals nicht in #246# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- demselben Verh„ltnis w„chst wie sein materieller Umfang. Z.B. die Baumwollmasse, die ein einzelner europ„ischer Spinnarbeiter in einer modernen Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verh„ltnis zu dem, was ein europ„ischer Spinner frher mit dem Spinnrad verarbeitete. Aber der Wert der verarbeiteten Baumwolle ist nicht in demselben Verh„ltnis gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit den Maschinen und andrem fixen Kapital. Kurz, dieselbe Entwicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Verh„ltnis zum variablen, vermindert, infolge der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit, den Wert seiner Elemente und verhin- dert daher, daá der Wert des konstanten Kapitals, obgleich be- st„ndig wachsend, im selben Verh„ltnis wachse wie sein materiel- ler Umfang, d.h. der materielle Umfang der Produktionsmittel, die von derselben Menge Arbeitskraft in Bewegung gesetzt werden. In einzelnen F„llen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten Kapitals zunehmen, w„hrend sein Wert gleich bleibt oder gar f„llt. Mit dem Gesagten h„ngt zusammen die mit der Entwicklung der Indu- strie gegebne Entwertung des vorhandnen Kapitals (d.h. seiner stofflichen Elemente). Auch sie ist eine der best„ndig wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, obgleich sie unter Umst„nden die Masse des Profits beeintr„chtigen kann durch Beeintr„chtigung der Masse des Kapitals, das Profit abwirft. Es zeigt sich hier wieder, daá dieselben Ursachen, welche die Ten- denz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirklichung dieser Tendenz m„áigen. #246# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- IV. Die relative šberbev”lkerung Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der und wird beschleunigt durch die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in der Abnahme der Profitrate ausdrckt. Die relative šberbev”lke- rung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist. Sie ist wiederum Grund, einerseits, daá in vielen Produktionszweigen die mehr oder minder unvollst„ndige Unterordnung der Arbeit unter das Kapital fortdauert und l„nger fortdauert, als dies dem allgemei- nen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht; es ist dies Folge der Wohlfellheit und Masse der disponiblen oder frei- gesetzten Lohnarbeiter und des gr”áern Widerstandes, den manche Produktionszweige, ihrer Natur nach, der Verwandlung von Handar- beit in Maschinenarbeit entgegensetzen. Andrerseits ”ffnen sich neue Produktionszweige, #247# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- besonders auch fr Luxuskonsumtion, die eben jene relative, oft durch šberwiegen des konstanten Kapitals in andren Produktions- zweigen freigesetzte Bev”lkerung als Basis nehmen, ihrerseits wieder auf berwiegen des Elements der lebendigen Arbeit beruhn und erst nach und nach dieselbe Karriere wie die andren Produkti- onszweige durchmachen. In beiden F„llen nimmt das variable Kapi- tal eine bedeutende Proportion des Gesamtkapitals ein und ist der Arbeitslohn unter dem Durchschnitt, so daá sowohl Mehrwertsrate wie Mehrwertsmasse in diesen Produktionszweigen ungew”hnlich hoch sind. Da nun die allgemeine Profitrate durch die Ausgleichung der Profitraten in den besondren Produktionszweigen gebildet wird, bringt hier wieder dieselbe Ursache, die die fallende Tendenz der Profitrate er zeugt, ein Gegengewicht gegen diese Tendenz hervor, das ihre Wirkung mehr oder minder paralysiert. #247# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- V. Der ausw„rtige Handel Soweit der ausw„rtige Handel teils die Elemente des konstanten Kapitals, teils die notwendigen Lebensmittel, worin das variable Kapital sich umsetzt, verwohlfellert, wirkt er steigernd auf die Profitrate, indem er die Rate des Mehrwerts hebt und den Wert des konstanten Kapitals senkt. Er wirkt berhaupt in diesem Sinn, in- dem er erlaubt, die Stufenleiter der Produktion zu erweitern. Da- mit beschleunigt er einerseits die Akkumulation, andrerseits aber auch das Sinken des variablen Kapitals gegen das konstante und damit den Fall der Profitrate. Ebenso ist die Ausdehnung des aus- w„rtigen Handels, obgleich in der Kindheit der kapitalistischen Produktionsweise deren Basis, in ihrem Fortschritt, durch die in- nere Notwendigkeit dieser Produktionsweise, durch ihr Bedrfnis nach stets ausgedehnterm Markt, ihr eignes Produkt geworden. Es zeigt sich hier wieder dieselbe Zwieschl„chtigkeit der Wirkung. (Ricardo hat diese Seite des ausw„rtigen Handels ganz bersehn. [39]) Eine andre Frage - die in ihrer Spezialit„t eigentlich jenseits der Grenze unsrer Untersuchung liegt - ist die. Wird die allge- meine Profittate erh”ht durch die h”here Profitrate, die das im ausw„rtigen und namentlich im Kolonialhandel angelegte Kapital macht? Kapitale, im ausw„rtigen Handel angelegt, k”nnen eine h”- here Profitrate abwerfen, weil hier erstens mit Waren konkurriert wird, die von andern L„ndern mit mindren Produktionsleichtigkei- ten produziert werden, so daá das fortgeschrittnere Land seine Waren ber ihrem Wert verkauft, obgleich #248# III. 3. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- wohlfeiler als die Konkurrenzl„nder. Sofern die Arbeit des fort- geschrittnern Landes hier als Arbeit von h”herm spezifischen Ge- wicht verwertet wird, steigt die Profitrate, indem die Arbeit, die nicht als qualltativ h”here bezahlt, als solche verkauft wird. Dasselbe Verh„ltnis kann stattfinden gegen das Land, wohin Waren gesandt und woraus Waren bezogen werden; daá dies n„mlich mehr vergegenst„ndlichte Arbeit in natura gibt, als es erh„lt, und daá es doch hierbei die Ware wohlfeller erh„lt, als es sie selbst produzieren k”nnte. Ganz wie der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung benutzt, wohlfeller ver- kauft als seine Konkurrenten und dennoch ber dem individuellen Wert seiner Ware verkauft, d.h., die spezifisch h”here Produktiv- kraft der von ihm angewandten Arbeit als Mehrarbeit verwertet. Er realisiert so einen Surplusprofit. Was andrerseits die in Kolo- nien etc. angelegten Kapitale betrifft, so k”nnen sie h”here Pro- fitraten abwerfen, weil dort berhaupt wegen der niedrigen Ent- wicklung die Profitrate h”her steht, und ebenfalls, bei Anwendung von Sklaven und Kulis etc., die Exploitation der Arbeit. Warum nun die h”hern Profitraten, die in gewissen Zweigen angelegte Ka- pitale so abwerfen und nach der Heimat abfhren, hier, wenn sonst nicht Monopole im Wege stehn, nicht in die Ausgleichung der all- gemeinen Profitrate eingehn und daher diese pro tanto erh”hn sol- len, ist nicht abzusehn. 36) Es ist dies namentlich nicht abzu- sehn, wenn jene Zweige der Kapitalanwendung unter den Gesetzen der freien Konkurrenz stehn. Was Ricardo dagegen vorschwebt, ist namentlich dies: mit dem im Ausland erzielten h”heren Preis wer- den dort Waren gekauft und als Retour nach Hause geschickt; diese Waren werden also im Inland verkauft, und es kann dies daher h”chstens eine tempor„re Extrabevortellung dieser begnstigten Sph„ren der Produktion ber andte ausmachen. Dieser Schein f„llt weg, sobald von der Geldform abgesehn wird. Das begnstigte Land erh„lt mehr Arbeit zurck im Austausch fr weniger Arbeit, ob- gleich diese Differenz, dies Mehr, wie beim Austausch zwischen Arbeit und Kapital berhaup, von einer gewissen Klasse eingesackt wird. Soweit also die Profitrate h”her ist, weil sie berhaupt h”her in dem Kolonialland, mag dies bei gnstigen Naturbedingun- gen desselben mit niedren Warenpreisen Hand in Hand gehn. Aus- gleichung findet statt, aber nicht Ausgleichung zum alten Niveau, wie Ricardo meint. --- 36) A. Smith hat hier recht gegen Ricardo, welcher sagt: Sie be- haupten, daá die Gleichheit der Profite durch das allgemeine Steigen der Profite zustande gebracht werden wird; und ich bin der Meinung, daá die Profite des bevorzugten Gewerbes schnell auf den allgemeinen Stand sinken werden." ("Works", ed. MacCulloch, p. 73.) #249# 14. Kapitel - Entgegenwirkende Ursachen ----- Derselbe ausw„rtige Handel aber entwickelt im Inland die kapita- listische Produktionsweise, und damit die Abnahme des variablen Kapitals gegenber dem konstanten, und produziert auf der andern Seite šberproduktion mit Bezug auf das Ausland, hat daher auch wieder im weitern Verlauf die entgegengesetzte Wirkung. Und so hat sich denn im allgemeinen gezeigt, daá dieselben Ursa- chen, die das Fallen der allgemeinen Profitrate hervorbringen, Gegenwirkungen hervorrufen, die diesen Fall hemmen, verlangsamen und teilweise paralysieren. Sie heben das Gesetz nicht auf, schw„chen aber seine Wirkung ab. Ohne das w„re nicht das Fallen der allgemeinen Profitrate unbegreiflich, sondern umgekehrt die relative Langsamkeit dieses Falls. So wirkt das Gesetz nur als Tendenz, dessen Wirkung nur unter bestimmten Umst„nden und im Verlauf langer Perioden schlagend hervortritt. Ehe wir nun weitergehn, wollen wir zur Vermeidung von Miáver- st„ndnis noch zwei mehrfach entwickelte S„tze wiederholen. Erstens: Derselbe Prozeá, der die Verwohlfellerung der Waren im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktionsweise erzeugt, erzeugt eine Ver„nderung in der organischen Zusammensetzung des zur Produktion der Waren angewandten gesellschaftlichen Kapitals und infolgedessen den Fall der Profitrate. Man muá also die Ver- minderung der relativen Kost der einzelnen Ware, auch des Teils dieser Kost, der Verschleiá von Maschinerie enth„lt, nicht iden- tifizieren mit dem steigenden Wert des konstanten Kapitals, verg- lichen mit dem variablen, obgleich umgekehrt jede Verminderung in der relativen Kost des konstanten Kapitals, bei gleichbleibendem oder wachsendem Umfang seiner stofflichen Elemente, auf die Erh”- hung der Profitrate, d.h. auf Verminderung pro tanto im Wert des konstanten Kapitals, verglichen mit dem in sinkenden Proportionen angewandten variablen Kapital, wirkt. Zweitens: Der Umstand, daá in den einzelnen Waren, aus deren Ge- samtheit das Produkt des Kapitals besteht, die enthaltne zus„tz- liche lebendige Arbeit in einem abnehmenden Verh„ltnis zu den in ihnen enthaltnen Arbeitsstoffen und den in ihnen konsumierten Ar- beitsmitteln steht; der Umstand also, daá ein stets abnehmendes Quantum zus„tzlicher lebendiger Arbeit in ihnen vergegenst„nd- licht ist, weil weniger Arbeit zu ihrer Produktion erheischt mit Entwicklung der gesellschaftlichen Produktionskraft - dieser Um- stand trifft nicht das Verh„ltnis, worin sich die in der Ware enthaltne lebendige Arbeit in bezahlte und unbezahlte teilt. Um- gekehrt. Obgleich das Gesamtquantum der in ihr enthaltnen zus„tz- lichen lebendigen Arbeit f„llt, w„chst der unbezahlte Teil im Verh„ltnis zum bezahlten, entweder #250# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- durch absolutes oder propertionelles Sinken des bezahlten Teils; denn dieselbe Produktionsweise, die die Gesamtmasse der zus„tzli- chen lebendigen Arbeit in einer Ware vermindert, ist begleitet vom Steigen des absoluten und relativen Mehrwerts. Das tenden- zielle Sinken der Profitrate ist verbunden mit einem tendenziel- len Steigen in der Rate des Mehrwerts, also im Exploitationsgrad der Arbeit. Nichts alberner daher, als das Sinken der Profitrate aus einem Steigen in der Rate des Arbeitslohns zu erkl„ren, ob- gleich auch dies ausnahmsweise der Fall sein mag. Die Statistik wird erst durch Verst„ndnis der Verh„ltnisse, die die Profitrate bilden, bef„higt, wirkliche Analysen ber die Rate des Arbeits- lohns in verschiednen Epochen und L„ndern vorzunehmen. Die Pro- fitrate f„llt nicht, weil die Arbeit unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondre Formen, worin sich wachsende Produktivit„t der Arbeit kapitalistisch ausdrckt. #250# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- VI. Die Zunahme des Aktienkapitals Den obigen fnf Punkten kann noch hinzugefgt werden der fol- gende, worauf aber zun„chst nicht tiefer eingegangen werden kann. Ein Teil des Kapitals wird im Fortschritt der kapitalistischen Produktion, der mit beschleunigter Akkumulation Hand in Hand geht, nur als zinstragendes Kapital berechnet und angewandt. Nicht in dem Sinne, worin jeder Kapitalist, der Kapital ausleiht, sich mit den Zinsen begngt, w„hrend der industrielle Kapitalist den Unternehmergewinn einsteckt. Dies geht die H”he der allgemei- nen Profitrate nichts an, denn fr sie ist der Profit = Zins + Profit aller Art + Grundrente, deren Verteilung in diese besond- ren Kategorien fr sie gleichgltig ist. Sondern in dem Sinn, daá diese Kapitale, obgleich in groáe produktive Unternehmungen ge- steckt, nach Abzug aller Kosten nur groáe oder kleine Zinsen, so- genannte Dividenden abwerfen. Z. B. in Eisenbahnen. Sie gehn also nicht in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate ein, da sie eine geringre als die Durchschnittsprofitrate abwerfen. Gingen sie ein, so s„nke diese viel tiefer. Theoretisch betrachtet, kann man sie einrechnen und erh„lt dann eine geringre Profitrate als die scheinbar existierende und die Kapitalisten wirklich bestim- mende, da gerade in diesen Unternehmungen des konstante Kapital im Verh„ltnis zum variablen am gr”áten. #251# ----- FšNFZEHNTES KAPITEL Entfaltung der inneren Widersprche des Gesetzes I. Allgemeines Man hat im ersten Abschnitt dieses Buchs gesehn, daá die Pro- fitrate die Mehrwertsrate stets niedriger ausdrckt als sie ist. Man hat jetzt gesehn, daá selbst eine steigende Rate des Mehr- werts die,Tendenz hat, sich in einer fallenden Profitrate auszu- drcken. Die Profitrate w„re nur gleich der Rate des Mehrwerts, wenn c = 0, d.h., wenn das Gesamtkapital in Arbeitslohn ausge- legt. Eine fallende Profitrate drckt nur dann eine fallende Rate des Mehrwerts aus, wenn das Verh„ltnis zwischen dem Wert des kon- stanten Kapitals und der Menge der es in Bewegung setzenden Ar- beitskraft un. ver„ndert bleibt oder wenn diese letztere, im Ver- h„ltnis zum Wert des konstanten Kapitals, gestiegen ist. Ricardo, unter dem Vorwand die Profitrate zu betrachten, betrach- tet in der Tat nur die Rate des Mehrwerts und diese nur unter der Voraussetzung, daá der Arbeitstag intensiv und extensiv eine kon- stante Gr”áe ist. Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedne Ausdrcke desselben Prozesses, als beide die Ent- wicklung der Produktivkraft ausdrcken. Die Akkumulation ihrer- seits beschleunigt den Fall der Profitrate, sofern mit ihr die Konzentration der Arbeiten auf groáer Stufenleiter und damit eine h”here Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist. Andrerseits be- schleunigt der Fall der Profitrate wieder die Konzentration des Kapitals und seine Zentralisation durch die Enteignung der klei- nern Kapitalisten, durch die Expropriation des letzten Rests der un. mittelbaren Produzenten, bei denen noch etwas zu expropriie- ren ist. Dadurch wird andrerseits die Akkumulation, der Masse nach, beschleunigt, obgleich mit der Profitrate die Rate der Ak- kumulation f„llt. Andrerseits, soweit die Rate der Verwertung des Gesamtkapitals, die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion ist (wie die Verwertung #252# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- des Kapitals ihr einziger Zweck), verlangsamt ihr Fall die Bil- dung neuer selbst„ndiger Kapitale und erscheint so als bedrohlich fr die Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozesses; er bef”rdert šberproduktion, Spekulation, Krisen, berflssiges Ka- pital neben berflssiger Bev”lkerung. Die ™konomen also, die wie Ricardo die kapitalistische Produktionsweise fr die absolute halten, fhlen hier, daá diese Produktionsweise sich selbst eine Schranke schafft, und schieben daher diese Schranke nicht der Produktion zu, sondern der Natur (in der Lehre von der Rente). Das Wichtige aber in ihrem Horror vor der fallenden Profitrate ist das Gefhl, daá die kapitalistische Produktionsweise an der Entwicklung der Produktivkr„fte eine Schranke findet, die nichts mit der Produktion des Reichtums als solcher zu tun hat; und diese eigentmliche Schranke bezeugt die Beschr„nktheit und den nur historischen, vorbergehenden Charakter der kapitalistischen Produktionsweise; bezeugt, daá sie keine fr die Produktion des Reichtums absoluteproduktionsweise ist, vielmehr mit seiner For- tentwicklung auf gewisser Stufe in Konflikt tritt. Ricardo und seine Schule betrachten allerdings nur den industri- ellen Profit, worin der Zins eingeschlossen. Aber auch die Rate der Grundrente hat fallende Tendenz, obgleich ihre absolute Masse w„chst und sie auch proportionell wachsen mag gegen den industri- ellen Profit. (Siehe Ed. West, der vor Ricardo das Gesetz der Grundrente entwickelt hat.) Betrachten wir das gesellschaftliche Gesamtkapital C und setzen wir p1 fr den, nach Abzug von Zins und Grundrente bleibenden industriellen Profit, z fr den Zins und r fr die Grundrente, so ist m/C = p/C = (p1+z+r)/C = p1/C + z/C + r/C. Wir haben gesehn, daá, obwohl im Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion m, die Gesamtsumme des Mehrwerts, stetig w„chst, dennoch m/C ebenso stetig abnimmt, weil C noch ra- scher w„chst als m. Es ist also durchaus kein Widerspruch, daá p1, z und r jedes fr sich stets wachsen k”nnen, w„hrend sowohl m/C = p/C wie p1/C, z/C und r/C und jedes fr sich immer klei- ner werden, oder daá p1 gegen z, oder r gegen p1, oder auch gegen p1 und z relativ w„chst. Bei steigendem Gesamtmehrwert oder Pro- fit m = p, aber gleichzeitig fallender Profitrate m/C = p/C kann das Gr”áenverh„ltnis der Teile p1, z und r, worin m = p zerf„llt, innerhalb der durch die Gesamtsumme in gegebnen Grenzen beliebig wechseln, ohne daá dadurch die Gr”áe von m oder m/C affiziert wird. #253# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- Die wechselseitige Variation von p1, z und r ist bloá verschiedne Verteilung von m unter verschiedne Rubriken. Es kann daher auch p1/C, z/C oder r/C, die Rate des individuellen industriellen Pro- fits, die Zinsrate und das Verh„ltnis der Rente zum Gesamtkapital je eins gegen das andre steigen, obgleich m/C, die allgemeine Profitrate, f„llt; Bedingung bleibt nur, daá die Summe aller drei = m/C. F„llt die Profitrate von 50% auf 25%, wenn z.B. die Kapi- talzusammensetzung, bei einer Mehrwertsrate = 100%, sich von 50c + 50v auf 75c + 25v ver„ndert, so wird im ersten Fall ein Kapital von 1000 einen Profit von 500 und im zweiten ein Kapital von 4000 einen Profit von 1000 geben. m oder p hat sich verdoppelt, aber p' ist um die H„lfte gefallen. Und wenn von den 50% frher 20 Profit, 10 Zins, 20 Rente, so betrug p1/C = 20%, z/C = 10%, r/C = 20% Blieben bei Verwandlung in 25% die Verh„ltnisse dieselben, so p1/C = 10%, z/C = 5 und r/C = 10%. Fiele dagegen p1/C nunauf 8% und z/C auf 4%, so stiege r/C auf 13%. Die proportionelle Gr”áe von r w„re gestiegen gegen p1 und z, aber dennoch w„re p' gleichgeblieben. Unter beiden Vorausset- zungen w„re die Summe von p1, z und r gestiegen, da sie vermit- telst eines viermal gr”áeren Kapitals produziert wird. šbrigens ist Ricardos Voraussetzung, daá ursprnglich der industrielle Profit (plus Zins) den ganzen Mehrwert einsteckt, historisch und begrifflich falsch. Es ist vielmehr nur der Fortschritt der kapi- talistischen Produktion, der 1. den industriellen und kommerziel- len Kapitalisten den ganzen Profit erster Hand zur sp„tern Ver- teilung gibt und 2. die Rente auf den šberschuá ber den Profit reduziert. Auf dieser kapitalistischen Basis w„chst dann wieder die Rente, die ein Teil des Profits (d.h. des Mehrwerts als Pro- dukt des Gesamtkapitals betrachtet) ist, aber nicht der spezifi- sche Teil des Produkts, den der Kapitalist einsteckt. Die Sch”pfung von Mehrwert findet, die n”tigen Produktionsmittel, d.h. hinreichende Akkumulation von Kapital vorausgesetzt, keine andre Schranke als die Arbeiterbev”lkerung, wenn die Rate des Mehrwerts, also der Exploitationsgrad der Arbeit, und keine andre Schranke als den Ex ploitationsgrad der Arbeit, wenn die Arbei- terbev”lkerung gegeben ist. Und der kapitalistische Produktions- prozeá besteht wesentlich in der Produktion von Mehrwert, darge- stellt in dem Mehrprodukt oder dem aliquoten Teil der produzier- ten Waren, worin unbezahlte Arbeit vergegenst„ndlicht ist. Man muá es nie vergessen, daá die Produktion dieses Mehrwerts - und #254# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- die Rckverwandlung eines Teils desselben in Kapital, oder die Akkumulation, bildet einen integrierenden Teil dieserproduktion des Mehrwertsder unmittelbare Zweck und das bestimmende Motiv der kapitalistischen Produktion ist. Man darf diese daher nie dar- stellen als das, was sie nicht ist, n„mlich als Produktion, die zu ihrem unmittelbaren Zweck den Genuá hat oder die Erzeugung von Genuámitteln fr den Kapitalisten. Man sieht dabei ganz ab von ihrem spezifischen Charakter, der sich in ihrer ganzen innern Kerngestalt darstellt. Die Gewinnung dieses Mehrwerts bildet den unmittelbaren Produktionsprozeá, der wie gesagt keine andren Schranken als die oben angegebnen hat. Sobald das auspreábare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenst„iidlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses, der unmittelbare Produktionsprozeá beendet. Das Kapital hat soundso- viel un. bezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Pro- zesses, der sich im Fall der Profitrate ausdrckt, schwillt die Masse des so produzierten Mehrwerts ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtpro- dukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital er- setzt, wie der den Mehrwert darstellt, muá verkauft werden. Ge- schieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die un- ter den Produktionspreisen stehn, so ist der Arbeiter zwar ex- ploitiert, aber seine Exploitation realisiert sich nicht als sol- che fr den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepreáten Mehrwerts, ja mit teilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein. Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschr„nkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andren durch die Propor- tionalit„t der verschiednen Produktionszweige und durch die Kon- sumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztre ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverh„ltnisse, welche die Konsumtion der groáen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen ver„nderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschr„nkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergr”áerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter. Dies ist Gesetz fr die kapitalistische Produktion, gegeben durch die best„ndigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit best„ndig verknpfte Ent- wertung von vorhandnem Kapital, #255# 15.Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Pro- duktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloá als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs. Der Markt muá da- her best„ndig ausgedehnt werden, so daá seine Zusammenh„nge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabh„ngigen Naturgesetzes annehmen, immer unkon- trollierbarer werden. Der innere Widerspruch sucht sich aus- zugleichen durch Ausdehnung des „uáern Feldes der Produktion. Je mehr sich aber die Produktivkraft entwickelt, um so mehr ger„t sie in Widerstreit mit der engen Basis, worauf die Konsumtions- verh„ltnisse beruhen. Es ist auf dieser widerspruchsvollen Basis durchaus kein Widerspruch, daá šbermaá von Kapital verbunden ist mit wachsendem šbermaá von Bev”lkerung; denn obgleich, beide zu- sammengebracht, die Masse des produzierten Mehrwerts sich steigem wrde, steigert sich eben damit der Widerspruch zwischen den Be- dingungen, worin dieser Mehrwert produziert, und den Bedingungen, worin er realisiert wird. Eine bestimmte Profitrate gegeben, h„ngt die Masse des Profits stets ab von der Gr”áe des vorgeschoánen Kapitals. Die Akkumula- tion aber ist dann bestimmt durch den Teil dieser Masse, der in Kapital rckverwandelt wird. Dieser Teil aber, da er gleich dem Profit minus der von den Kapitalisten verzehrten Revenue, wird nicht nur abh„ngen von dem Wert dieser Masse, sondern auch von der Wohlfeilheit der Waren, die der Kapitalist damit kaufen kann; der Waren, teils die in seinen Konsum, seine Revenue, teils die in sein konstantes Kapital eingehn. (Der Arbeitslohn ist hier als gegeben vorausgesetzt.) Die Masse des Kapitals, die der Arbeiter in Bewegung setzt und deren Wert er durch seine Arbeit erh„lt und im Produkt wiederer- scheinen macht, ist durchaus verschieden von dem Wert, den er zu- setzt. Ist die Masse des Kapitals = 1000 und die zugesetzte Ar- beit = 100, so das reproduzierte Kapital = 1 100. Ist die Masse = 100 und die zugesetzte Arbeit = 20, so das reproduzierte Kapital = 120. Die Profitrate ist im ersten Fall = 10%, im zweiten = 20%. Und dennoch kann aus 100 mehr akkumuliert werden als aus 20. Und so w„lzt sich der Strom des Kapitals fort (abgesehn von seiner Entwertung durch Steigerung der Produktivkraft) oder seine Akku- mulation im Verh„ltnis der Wucht, die es schon besitzt, nicht im Verh„ltnis zur H”he der Profitrate. Hohe Profitrate, soweit sie auf hoher Mehrwertsrate beruht, ist m”glich, wenn der Arbeitstag sehr lang, obgleich die Arbeit unproduktiv ist; sie ist m”glich, weil die Bedrfnisse der Arbeiter sehr gering, darum der Durch- schnittalohn sehr niedrig, obgleich die Arbeit #256# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- unproduktiv. Der Niedrigkeit des Lohns wird die Energielosigkeit der Arbeiter entsprechen. Das Kapital akkumuliert dabei langsam, trotz der hohen Profitrate. Die Bev”lkerung ist stagnant, und die Arbeitszeit, die das Produkt kostet, ist groá, obgleich der dem Arbeiter bezahlte Lohn klein ist. Die Profitrate f„llt, nicht weil der Arbeiter weniger exploitiert wird, sondern weil im Verh„ltnis zum angewandten Kapital ber- haupt weniger Arbeit angewandt wird. F„llt, wie gezeigt, sinkende Profitrate zusammen mit Steigen der Profitmasse, so wird ein gr”árer Teil des j„hrlichen Produkts der Arbeit vorn Kapitalisten unter der Kategorie Kapital angeeignet (als Ersatz von verbrauchtem Kapital) und ein verh„ltnism„áig ge- ringrer unter der Kategorie Profit. Daher die Phantasie des Pfaf- fen Chalmers [40], daá je geringre Masse des j„hrlichen Produkts die Kapitalisten als Kapital verausgaben, sie um so gr”áre Pro- fite schlucken; wobei ihnen dann die Staatskirche zu Hilfe kommt, um fr die Verzehrung, statt Kapitalisierung eines groáen Teils des Mehrprodukts zu sorgen. Der Pfaff verwechselt Ursache und Wirkung. šbrigens w„chst ja die Masse des Profits, auch bei klei- nerer Rate, mit der Gr”áe des ausgelegten Kapitals. Dies bedingt jedoch zugleich Konzentration des Kapitals, da jetzt die Produk- tionsbedingungen die Anwendung von massenhaftem Kapital gebieten. Es bedingt ebenso dessen Zentralisation, d.h. Verschlucken der kleinen Kapitalisten durch die groáen und Entkapitalisierung der erstern. Es ist wieder nur in einer zweiten Potenz die Scheidung der Arbeitsbedingungen von den Produzenten, zu denen diese klei- nern Kapitalisten noch geh”ren, da bei ihnen die eigne Arbeit noch eine Rolle spielt; die Arbeit des Kapitalisten steht ber- haupt im umgekehrten Verh„ltnis zur Gr”áe seines Kapitals, d.h. zum Grad, worin er Kapitalist. Es ist diese Scheidung zwischen Arbeitsbedingungen hier und Produzenten dort, die den Begriff des Kapitals bildet, die mit der ursprnglichen Akkumulation (Buch I, Kap. XXIV) sich er”ffnet, dann als best„ndiger Prozeá in der Ak- kumulation und Konzentration des Kapitals erscheint und hier end- lich sich als Zentralisation schon vorhandner Kapitale in wenigen H„nden und Entkapitalisierung (dahin ver„ndert sich nun die Ex- propriation) vieler ausdrckt. Dieser Prozeá wrde bald die kapi- talistische Produktion zum Zusammenbruch bringen, wenn nicht wi- derstrebende Tendenzen best„ndig wieder dezentralisierend neben der zentripetalen Kraft wirkten. #257# 15. Kapitel - Entfaltung der inneren Widersprche... ----- II. Konflikt zwischen Ausdehnung der Produktion und Verwertung Die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit zeigt sich doppelt: Erstens in der Gr”áe der schon produzierten Produktivkr„fte, in dem Wertumfang und Massenumfang der Produkti- onsbedingungen, worunter die Neuproduktion stattfindet, und in der absoluten Gr”áe des schon akkumulierten produktiven Kapitals; zweitens in der verh„ltnism„áigen Kleinheit des im Arbeitslohn ausgelegten Kapitalteils gegen das Gesamtkapital, d.h. in der verh„ltnism„áigen Kleinheit der lebendigen Arbeit, die zur Repro- duktion und Verwertung eines gegebnen Kapitals, zur Massenproduk- tion erheischt ist. Es unterstellt dies zugleich Konzentration des Kapitals. Mit Bezug auf die angewandte Arbeitskraft zeigt sich die Entwicklung der Produktivkraft wieder doppelt: Erstens in der Vermehrung der Mehrarbeit, d.h. der Abkrzung der notwen- digen Arbeitszeit, die zur Reproduktion der Arbeitskraft erheischt ist. Zweitens in der Abnahme der Menge von Arbeitskraft (Arbeiterzahl), die berhaupt angewandt wird, um ein gegebnes Ka- pital in Bewegung zu setzen. Beide Bewegungen gehn nicht nur Hand in Hand, sondern bedingen sich wechselseitig, sind Erscheinungen, worin sich dasselbe Ge- setz ausdrckt. Indes wirken sie in entgegengesetzter Richtung auf die Profitrate. Die Gesamtmasse des Profits ist gleich der Gesamtmasse des Mehrwerts, die Profitrate = m/C = Mehr- wert/Vorgeschoánes Gesamtkapital. Der Mehrwert aber, als Gesamt- betrag, ist bestimmt erstens durch seine Rate, zweitens aber durch die Masse der zu dieser Rate gleichzeitig angewandten Ar- beit, oder was dasselbe, durch die Gr”áe des variablen Kapitals. Nach der einen Seite hin steigt der eine Faktor, die Rate des Mehrwerts; nach der andren f„llt (verh„ltnism„áig oder absolut) der andre Faktor, die Anzahl der Arbeiter. Soweit die Entwicklung der Produktionskraft den bezahlten Teil der angewandten Arbeit vermindert, steigert sie den Mehrwert, weil seine Rate; soweit sie jedoch die Gesamtmasse der von einem gegebnen Kapital ange- wandten Arbeit vermindert, vermindert sie den Faktor der Anzahl, womit die Rate des Mehrwerts multipliziert wird, um seine Masse herauszubringen. Zwei Arbeiter, die 12 Stunden t„glich arbeiten, k”nnen nicht dieselbe Masse Mehrwert liefern wie 24, die jeder nur 2 Stunden arbeiten, selbst wenn sie von der Luft leben k”nn- ten und daher gar nicht fr sich selbst zu arbeiten h„tten. In dieser Beziehung hat also die Kompensation #258# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- der verringerten Arbeiterzahl durch Steigerung des Exploitations- grads der Arbeit gewisse nicht berschreitbare Grenzen; sie kann daher den Fall der Profitrate wohl hernmen, aber nicht aufheben. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise f„llt also die Rate des Profits, w„hrend seine Masse mit der zunehmen- den Masse des angewandten Kapitals steigt. Die Rate gegeben, h„ngt die absolute Masse, worin das Kapital w„chst, ab von seiner vorhandnen Gr”áe. Aber andrerseits diese Gr”áe gegeben, h„ngt das Verh„ltnis, worin es w„chst, die Rate seines Wachstums, von der Profitrate ab. Direkt kann die Steigerung der Produktivkraft (die auáerdem, wie erw„hnt, stets mit Entwertung des vorhandnen Kapi- tals Hand in Hand geht) die Wertgr”áe des Kapitals nur vermehren, wenn sie durch Erh”hung der Profitrate den Werttell des j„hrli- chen Produkts vermehrt, der in Kapital rckverwandelt wird. So- weit die Produktivkraft der Arbeit in Betracht kommt, kann dies nur geschehn (denn diese Produktivkraft hat direkt nichts zu tun mit dem Wert des vorhandnen Kapitals), soweit dadurch entweder der relative Mehrwert erh”ht oder der Wert des konstanten Kapi- tals vermindert wird, also die Waren verwohlfeilert werden, die entweder in die Reproduktion der Arbeitskraft oder in die Ele- mente des konstanten Kapitals eingehn. Beides schlieát aber Ent- wertung des vorhandnen Kapitals ein, und beides geht Hand in Hand mit der Verminderung des variablen Kapitals gegenber dem kon- stanten. Beides bedingt den Fall der Profitrate und beides ver- langsamt ihn. Sofern ferner gesteigerte Profitrate gesteigerte Nachfrage nach Arbeit verursacht, wirkt sie auf Vermehrung der Arbeiterbev”lkerung und damit des exploitablen Materials, das das Kapital erst zu Kapital macht. Aber indirekt tr„gt die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit bei zur Vermehrung des vorhandnen Kapitalwerts, indem sie die Masse und Mannigfaltigkeit der Gebrauchswerte vermehrt, worin sich derselbe Tauschwert darstellt, und die das materielle Sub- strat, die sachlichen Elemente des Kapitals bilden, die stoffli- chen Gegenst„nde, woraus das konstante Kapital direkt und das va- riable wenigstens indirekt besteht. Mit demselben Kapital und derselben Arbeit werden mehr Dinge geschaffen, die in Kapital verwandelt werden k”nnen, abgesehn von ihrem Tauschwert. Dinge, die dazu dienen k”nnen, zus„tzliche Arbeit einzusaugen, also auch zus„tzliche Mehrarbeit, und so zus„tzliches Kapital zu bilden. Die Masse Arbeit, die das Kapital kommandieren kann, h„ngt nicht ab von seinem Wert, sondern von der Masse der Roh- und Hilfs- stoffe, der Maschinerie und Elemente des fixen Kapitals, der Le- bensmittel, woraus es zusammengesetzt ist, was immer deren Wert sei. Indem damit die Masse der angewandten Arbeit, #259# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- als, auch Mehrarbeit, w„chst, w„chst auch der Wert des reprodu- zierten Kapitals und der ihm neu zugesetzte Surpluswert. Diese beiden - in Akkumulationsprozeá einbegriffnen Momente sind aber nicht nur in dem ruhigen Nebeneinander zu betrachten, worin Ri- cardo sie behandelt; sie schlieáen einen Widerspruch ein, der sich in widersprechenden Tendenzen und Erscheinungen kundgibt. Die widerstreitenden Agentien wirken gleichzeitig gegeneinander. Gleichzeitig mit den Antrieben zur wirklichen Vermehrung der Ar- beiterbev”lkerung, die aus der Vermehrung des als Kapital wirken- den Teils des gesellschaftlichen Gesamtprodukts stammen, wirken die Agentlen, die eine nur relative šberv”lkerung schaffen. Gleichzeitig mit dem Fall der Profitrate w„chst die Masse der Ka- pitale, und geht Hand in Hand mit ihr eine Entwertung des vor- handnen Kapitals, welche diesen Fall aufh„lt und der Akkumulation von Kapitalwert einen beschleunigenden Antrieb gibt. Gleichzeitig mit der Entwicklung der Produktivkraft entwickelt sich die h”here Zusammensetzung des Kapitals, die relative Ab- nahme des variablen Teils gegen den konstanten. Diese verschiednen Einflsse machen sich bald mehr nebeneinander im Raum, bald mehr nacheinander in der Zeit geltend; periodisch macht sich der Konflikt der widerstreitenden Agentlen in Krisen Luft. Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame L”sungen der vorhandnen Widersprche, gewaltsame Eruptionen, die das gest”rte Gleichgewicht fr den Augenblick wiederherstellen. Der Wider- spruch, ganz allgemein ausgedruckt, besteht darin, daá die kapi- talistische Produktionsweise eine Tendenz einschlieát nach abso- luter Entwicklung der Produktivkr„fte, abgesehn vom Wert und dem in ihm eingeschloánen Mehrwert, auch abgesehn von den gesell- schaftlichen Verh„ltnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; w„hrend sie andrerseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im h”chsten Maá (d.h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandnen Kapitalwert als Mittel zur gr”átm”glichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schlieáen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandnen Kapitals und Entwicklung der Produktivkr„fte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkr„fte. Die periodische Entwertung des vorhandnen Kapitals, die ein der kapitalistischen Produktionsweise immanentes Mittel ist, den Fall der Profitrate #260# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- aufzuhalten und die Akkumulation von Kapitalwert durch Bildung von Neukapital zu beschleunigen, st”rt die gegebnen Verh„ltnisse, worin sich der Zirkulations- und Reproduktionsprozeá des Kapitals vollzieht, und ist daher begleitet von pl”tzlichen Stockungen und Krisen des Produktionsprozesses. Die mit der Entwicklung der Produktivkr„fte Hand in Hand gehende relative Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante gibt dem Anwachs der Arbeiterbev”lkerung einen Stachel, w„hrend sie fortw„hrend knstliche Oberv”lkerung schafft. Die Akkumulation des Kapitals, dem Wert nach betrachtet, wird verlangsamt durch die fallende Profitrate, um die Akkumulation des Gebrauchswerts noch zu beschleunigen, w„hrend diese wieder die Akkumulation, dem Wert nach, in beschleunigten Gang bringt. Die kapitalistische Produktion strebt best„ndig, diese ihr immanenten Schranken zu berwinden, aber sie berwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigeren Maástab entgegen- stellen. Die w a h r e S c h r a n k e der kapitalistischen Produktion ist d a s K a p i t a l s e l b s t, ist dies: daá das Kapi- tal und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; daá die Produktion nur Produktion fr das K a p i t a l ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloáe Mittel fr eine stets sich erwei- ternde Gestaltung des Lebensprozesses fr die G e s e l l s c h a f t der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der groáen Mase der Produzenten be- ruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher best„ndig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muá und die auf unbeschr„nkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbe- dingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkr„fte der Ar- beit lossteuern. Das Mittel unbedingte Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkr„fte - ger„t in fortw„hrenden Konflikt mit dem beschr„nkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapi- tals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein histo- risches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwic- keln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der best„ndige Widerspruch zwischen dieser ihrer histo- rischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverh„ltnissen. #261# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- III. šberfluá an Kapital bei šberfluá an Bev”lkerung Mit dem Fall der Profitrate w„chst das Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten zur produktiven Anwendung der Ar- beit erheischt ist; erheischt sowohl zu ihrer Exploitation ber- haupt, als dazu, daá die angewandte Arbeitszeit die zur Produk- tion der Waren notwendige Arbeitszeit sei, daá sie den Durch- schnitt der zur Produktion der Waren gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit nicht berschreite. Und gleichzeitig w„chst die Kon- zentration, weil jenseits gewisser Grenzen groáes Kapital mit kleiner Profitrate rascher akkumuliert als kleines mit groáer. Diese wachsende Konzentration fhrt ihrerseits wieder auf einer gewissen H”he einen neuen Fall der Profitrate herbei. Die Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedr„ngt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwin- del, Krisen. Die sog. Plethora des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf die Plethora von Kapital, fr das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird und dies sind immer die neu sich bildenden frischen Kapitalableger - oder auf die Plethora, welche diese, fr sich selbst zur eignen Aktion un- f„higen Kapitale den Leitern der groáen Gesch„ftszweige in der Form des Kredits zur Verfgung stellt. Diese Plethora des Kapi- tals erw„chst aus denselben Umst„nden, die eine relative šberbe- v”lkerung hervorrufen, und ist daher eine diese letztre erg„n- zende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehn, unbesch„ftigtes Kapital auf der einen und un. besch„ftigte Arbeiterbev”lkerung auf der andren Seite. šberproduktion von Kapital, nicht von einzelnen Waren - obgleich die šberproduktion von Kapital stets šberproduktion von Waren einschlieát -, heiát daher weiter nichts als šberakkumulation von Kapital. Um zu verstehn, was diese šberakkumulation ist (ihre n„- here Untersuchung folgt weiter unten), hat man sie nur absolut zu setzen. Wann w„re die šberproduktion des Kapitals absolut? Und zwar eine šberproduktion, die sich nicht auf dieses oder jenes oder auf ein paar bedeutende Gebiete der Produktion erstreckt, sondern in ihrem Umfang selbst absolut w„re, also s„mtliche Pro- duktionsgebiete einschl”sse? Es w„re eine absolute šberproduktion von Kapital vorhanden, so- bald das zus„tzliche Kapital fr den Zweck der kapitalistischen Produktion = 0. Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist aber Verwertung des Kapitals, d.h. Aneignung von Mehrarbeit, Pro- duktion von Mehrwert, von Profit. Sobald also das Kapital gewach- sen w„re in einem Verh„ltnis zur Arbeiterbev”lkerung, daá weder die absolute Arbeitszeit, die diese Bev”lkerung #262# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- liefert, ausgedehnt, noch die relative Mehrarbeitszeit erweitert werden k”nnte (das letztere w„re ohnehin nicht tubar in einem Fall, wo die Nachfrage nach Arbeit so stark, also Tendenz zum Steigen der L”hne); wo also das gewachsene Kapital nur ebensoviel oder selbst weniger Mehrwertsmasse produziert als vor seinem Wachstum, so f„nde eine absolute šberproduktion von Kapital statt; d.h., das gewachsene Kapital C + delta C produzierte nicht mehr Profit, oder gar weniger Profit, als das Kapital C vor sei- ner Vermehrung durch delta C. In beiden F„llen f„nde auch ein starker und pl”tzlicher Fall in der allgemeinen Profitrate statt, diesmal aber wegen eines Wechsels in der Zusammensetzung des Ka- pitals, der nicht der Entwicldung der Produktivkraft geschuldet w„re, sondern einem Steigen im Geldwert des variablen Kapitals (wegen der gestiegnen L”hne) und der ihr entsprechenden Abnahme im Verh„ltnis der Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit. In der Wirklichkeit wrde sich die Sache so darstellen, daá ein Teil des Kapitals ganz oder teilweis brachl„ge (weil es erst das schon fungierende Kapital aus seiner Position verdr„ngen máte, um sich Oberhaupt zu verwerten) und der andre Teil durch den Druck des unbesch„ftigten oder halbbesch„ftigten Kapitals sich zu niedrer Rate des Profits verwerten wurde. Es w„re hierbei gleich- gltig, daá ein Teil des zus„tzlichen Kapitals an die Stelle von altem tr„te und dieses so eine Stelle im zus„tzlichen einn„hme. Wir h„tten immer auf der einen Seite die alte Kapitalsumme, auf der andern die zus„tzliche. Der Fall der Profitrate w„re diesmal begleitet von einer absoluten Abnahme der Profitmasse, da unter unsern Voraussetzungen die Masse der angewandten Arbeitskraft nicht vermehrt und die Mehrwertsrate nicht gesteigert, also auch die Masse des Mehrwerts nicht vermehrt werden k”nnte. Und die verminderte Profitmasse w„re zu berechnen auf ein vergr”áertes Gesamtkapital. - Aber gesetzt auch, das besch„ftigte Kapital fhre fort, sich zur alten Profitrate zu verwerten, die Profit- masse bliebe also dieselbe, so berechnete sie sich immer noch auf ein gewachsnes Gesamtkapital, und auch dies schlieát einen Fall der Profitrate ein. Wenn ein Gesamtkapital von 1000 einen Profit von 100 abwarf und nach seiner Vermehrung auf 1500 ebenfalls nur 100 abwirft, so wirft im zweiten Fall 1000 nur noch 66 2/3 ab. Die Verwertung des alten Kapitals h„tte absolut abgenommen. Das Kapital = 1000 wrde unter den neuen Umst„nden nicht mehr abwer- fen als frher ein Kapital = 666 2/3. Es ist aber klar, daá diese tats„chliche Entwertung des alten Ka- pitals nicht ohne Kampf stattfinden, daá das zus„tzliche Kapital von delta C nicht ohne Kampf als Kapital fungieren k”nnte. Die Profitrate wrde nicht sinken wegen Konkurrenz infolge der šber- produktion von Kapital. Sondern umgekehrt, #263# 15. Kapitel - Entfaltung der innem Widersprche... ----- weil die gesunkne Profitrate und die šberproduktion von Kapital aus denselben Umst„nden entspringen, wrde jetzt der Konkurrenz- kampf eintreten. Den Teil von delta C, der sich in den H„nden der alten fungierenden Kapitalisten bef„nde, wrden sie mehr oder we- niger brachliegen lassen, um ihr Originalkapital nicht selbst zu entwerten und seinen Platz innerhalb des Produktionsfeldes nicht zu verengern, oder sie wrden es anwenden, um selbst mit momen- tanem Verlust die Brachlegung des zus„tzlichen Kapitals auf die neuen F-indringlinge und berhaupt auf ihre Konkurrenten zu schieben. Der Teil von delta C, der sich in neuen H„nden bef„nde, wrde seinen Platz auf Kosten des alten Kapitals einzunehmen suchen und dies teilweise fertigbringen, indem er einen Teil des alten Kapi- tals brachlegte, es zw„nge, ihm den alten Platz einzur„umen und selbst den Platz des nur teilweise oder gar nicht besch„ftigten Zusatzkapitals einzunehmen. Eine Brachlegung von einem Teil des alten Kapitals máte unter allen Umst„nden stattfinden, eine Brachlegung in seiner Kapitaleigenschaft, soweit es als Kapital fungieren und sich verwerten soll. Welchen Teil diese Brachlegung besonders tr„fe, entschiede der Konkurrenzkampf. Solange alles gut geht, agiert die Konkurrenz, wie sich bei der Ausgleichung der allgemeinen Profitrate gezeigt, als praktische Brderschaft der Kapitalistenklasse, so daá sie sich gemeinschaftlich, im Ver- h„ltnis zur Gr”áe des von jedem eingesetzten Loses, in die ge- meinschaftliche Beute teilt. Sobald es sich aber nicht mehr um Teilung des Profits handelt, sondern um Teilung des Verlustes, sucht jeder soviel wie m”glich sein Quantum an demselben zu ver- ringern und dem andern auf den Hals zu schieben. Der Verlust ist unvermeidlich fr die Klasse. Wieviel aber jeder einzelne davon zu tragen, wieweit er berhaupt daran teilzunehmen hat, wird dann Frage der Macht und der List, und die Konkurrenz verwandelt sich dann in einen Kampf der feindlichen Brder. Der Gegensatz zwi- schen dem Interesse jedes einzelnen Kapitalisten und dem der Ka- pitalistenklasse macht sich dann geltend, ebenso wie vorher die Identit„t dieser Interessen sich durch die Konkurrenz praktisch durchsetzte. Wie wrde sich nun dieser Konflikt wieder ausgleichen und die der 'gesunden' Bewegung der kapitalistischen Produktion entsprechen- den Verh„ltnisse sich wieder herstellen? Die Weise der Ausglei- chung ist schon enthalten in dem bloáen Aussprechen des Kon- flikts, um dessen Ausgleichung es sich handelt. Sie schlieát eine Brachlegung und selbst eine teilweise Vernichtung von Kapital ein, zum Wertbetrag des ganzen Zusatzkapitals delta C oder doch eines Teils davon. Obgleich, wie schon aus der Darstellung des #264# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Konflikts hervorgeht, die Verteilung dieses Verlusts in keiner Weise sich gleichm„áig auf die einzelnen Sonderkapitalien er- streckt, sondern sich in einem Konkurrenzkampf entscheidet, worin je nach den besondren Vorteilen oder bereits errungnen Positionen der Verlust sich sehr ungleich und in sehr verschiedner Form ver- teilt, so daá ein Kapital brachgelegt, ein andres vernichtet wird, ein drittes nur relativen Verlust hat oder nur vorberge- hende Entwertung erf„hrt usw. Unter allen Umst„nden aber wrde sich das Gleichgewicht herstel- len durch Brachlegung und selbst Vernichtung von Kapital in gr”á- rem oder geringrem Umfang. Dies wrde sich erstrecken zum Teil auf die materielle Kapitalsubstanz; d.h. ein Teil der Produkti- onsmittel, fixes und zirkulierendes Kapital, wurde nicht fungie- ren, nicht als Kapital wirken; ein Teil begonnener Produktionsbe- triebe wrde stillgesetzt werden. Obgleich, nach dieser Seite, die Zeit alle Produktionsmittel (den Boden ausgenommen) angreift und verschlechtert, f„nde hier infolge der Funktionsstockung weit st„rkere wirkliche Zerst”rung von Produktionsmitteln statt. Die Hauptwirkung nach dieser Seite hin w„re jedoch, daá diese Produk- tionsmittel aufh”rten, als Produktionsmittel t„tig zu sein; eine krzere oder l„ngere Zerst”rung ihrer Funktion als Produktions- mittet. Die Hauptzerst”rung, und mit dem akutesten Charakter, f„nde statt mit Bezug auf das Kapital, soweit es Werteigenschaft besitzt, mit Bezug auf die Kapital w e r t e. Der Teil des Kapi- talwerts, der bloá in der Form von Anweisungen auf knftige An- teile am Mehrwert, am Profit steht, in der Tat lauter Schuld- scheine auf die Produktion unter verschiednen Formen, wird sofort entwertet mit dem Fall der Einnahmen, auf die er berechnet ist. Ein Teil des baren Goldes und Silbers liegt brach, fungiert nicht als Kapital. Ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren kann seinen Zirkulations- und Reproduktionsprozeá nur vollziehn durch ungeheure Kontraktion seiner Preise, also durch Entwertung des Kapitals, das er darstellt. Ebenso werden die Elemente des fixen Kapitals mehr oder minder entwertet. Es kommt hinzu, daá be- stimmte, vorausgesetzte Preisverh„ltnisse den Reproduktionsprozeá bedingen, dieser daher durch den allgemeinen Preisfall in Stoc- kung und Verwirrung ger„t. Diese St”rung und Stockung paralysiert die rm't der Entwicklung des Kapitals gleichzeitig gegebne, auf jenen vorausgesetzten Preisverh„ltnissen beruhende Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, unterbricht an hundert Stellen die Kette der Zahlungsobligationen an bestimmten Terminen, wird noch versch„rft durch das damit gegebne Zusammenbrechen des gleichzei- tig mit dem Kapital entwickelten Kreditsystems und fhrt so zu heftigen akuten Krisen, pl”tzlichen #265# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- gewaltsamen Entwertungen und wirklicher Stockung und St”rung des Reproduktionsprozesses und damit zu wirklicher Abnahme der Repro- duktion. Gleichzeitig aber w„ren andre Agentien im Spiel gewesen. Die Stockung der Produktion h„tte einen Teil der Arbeiterklasse brachgelegt und dadurch den besch„ftigten Teil in Verh„ltnisse gesetzt, worin er sich eine Senkung des Arbeitslohns, selbst un- ter den Durchschnitt, gefallen lassen máte; eine Operation, die fr das Kapital ganz dieselbe Wirkung hat, als wenn beim Durch- schnittslohn der relative oder absolute Mehrwert erh”ht worden w„re. Die Prosperit„tszeit h„tte die Ehen unter den Arbeitern be- gnstigt und die Dezimation der Nachkommenschaft vermindert, Um- st„nde, die - wie sehr sie eine wirkliche Vermehrung der Bev”lke- rung einschlieáen m”gen - keine Vermehrung der wirklich arbeiten- den Bev”lke rung einschlieáen, aber im Verh„ltnis der Arbeiter zum Kapital ganz so wirken, als ob sich die Anzahl der wirklich fungierenden Arbeiter vermehrt h„tte. Der Preisfall und der Kon- kurrenzkampf h„tten andrerseits jedem Kapitalisten einen Stachel gegeben, den individuellen Wert seines Gesamtprodukts durch An- wendung neuer Maschinen, neuer verbesserter Arbeitsmethoden, neuer Kombinationen unter dessen allgemeinen Wert zu senken, d.h. die Produktivkraft eines gegebnen Quantums Arbeit zu steigern, das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten zu senken und damit Arbeiter freizusetzen, kurz eine knstliche šberbev”l- kerung zu schaffen. Ferner wrde die Entwertung der Elemente des konstanten Kapitals selbst ein Element sein, das Erh”hung der Profitrate einschl”sse. Die Masse des angewandten konstanten Ka- pitals, gegen das variable, w„re gewachsen, aber der Wert dieser Masse k”nnte gefallen sein. Die eingetretne Stockung der Produk- tion h„tte eine sp„tere Erweiterung der Produktion - innerhalb der kapitalistischen Grenzen - vorbereitet. Und so wrde der Zirkel von neuem durchlaufen. Ein Teil des Kapi- tals, das durch Funktionsstockung entwertet war, wurde seinen al- ten Wert wiedergewinnen. Im brigen wrde mit erweiterten Produk- tionsbedingungen, mit einem erweiterten Markt und mit erh”hter Produktivkraft derselbe fehlerhafte Kreislauf wieder durchgemacht werden. Selbst aber unter der gemachten „uáersten Voraussetzung ist die absolute šberproduktion von Kapital keine absolute šberproduktion berhaupt, keine absolute šberproduktion von Produktionsmitteln. Sie ist nur eine šberproduktion von Produktionsmitteln, soweit diese a l s K a p i t a l ----- 1*) 1. Auflage: Sturz; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx - 2*) 1. Auflage: ber dessen allgemeinen Wert zu erh”hen #266# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- f u n g i e r e n und daher im Verh„ltnis zu dem mit ihrer ange- schwollnen Masse geschwollnen Wert eine Verwertung dieses Werts einschlieáen, einen zus„tzlichen Wert erzeugen sollen. Es w„re aber trotzdem šberproduktion, weil das Kapital unf„hig wrde, die Arbeit in einem Exploitationsgrad auszubeuten, der durch die "gesunde", "normale" Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozesses bedingt ist, in einem Exploitationsgrad, der wenigstens die Masse des Profits vermehrt mit der wachsenden Masse des angewandten Kapitals; der also ausschlieát, daá die Profitrate im selben Maá sinkt, wie das Kapital w„chst, oder gar, daá die Profitrate rascher sinkt, als das Kapital w„chst. šberproduktion von Kapital heiát nie etwas andres als šberproduk- tion von Produktionsmitteln - Arbeits- und Lebensmitteln -, die als Kapital fungieren k”nnen, d.h. zur Ausbeutung der Arbeit zu einem gegebnen Exploitationsgrad angewandt werden k”nnen; indem das Fallen dieses Exploitationsgrads unter einen gegebnen Punkt St”rungen und Stockungen des kapitalistischen Produktionsprozes- ses, Krisen, Zerst”rung von Kapital hervorruft. Es ist kein Wi- derspruch, daá diese šberproduktion von Kapital begleitet ist von einer mehr oder minder groáen relativen šberbev”lkerung. Diesel- ben Umst„nde, die die Produktivkraft der Arbeit erh”ht, die Masse der Warenprodukte vermehrt, die M„rkte ausgedehnt, die Akkumula- tion des Kapitals, sowohl der Masse wie dem Wert nach, beschleu- nigt und die Profitrate gesenkt haben, dieselben Umst„nde haben eine relative šberbev”lkerung erzeugt und erzeugen sie best„ndig, eine šberbev”lkerung von Arbeitern, die vom berschssigen Kapi- tal nicht angewandt wird wegen des niedrigen Exploitationsgrads der Arbeit, zu dem sie allein angewandt werden k”nnte, oder we- nigstens wegen der niedern Profitrate, die sie bei gegebnem Ex- ploitationsgrad abwerfen wrde. Wird Kapital ins Ausland ge- schickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland besch„ftigt werden k”nnte. Es geschieht, weil es zu h”herer Pro- fitrate im Auslande besch„ftigt werden kann. Dies Kapital ist aber absolut berschssiges Kapital fr die besch„ftigte Arbei- terbev”lkerung und fr das gegebne Land berhaupt. Es existiert als solches neben der relativ berschssigen Bev”lkerung, und dies ist ein Beispiel, wie die beiden nebeneinander existieren und sich wechselseitig bedingen. Andrerseits bringt der mit der Akkumulation verbundne Fall der Profitrate notwendig einen Konkurrenzkampf hervor. Die Kompensa- tion des Falls der Profitrate durch die steigende Masse des Pro- fits gilt nur fr das Gesamtkapital der Gesellschaft und fr die groáen, fertig eingerichteten Kapitalisten. Das neue, selbst„ndig fungierende Zusatzkapital findet keine #267# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- solche Ersatzbedingungen vor, es muá sie sich erst erringen, und so ruft der Falls der Profitrate den Konkurrenzkampf unter den Kapitalen hervor, nicht umgekehrt. Dieser Konkurrenzkampf ist al- lerdings begleitet von vorbergehendem Steigen des Arbeitslohns und einer hieraus entspringenden ferneren zeitweiligen Senkung der Profitrate. Dasselbe zeigt sich in der šberproduktion von Wa- ren, der Oberfllung der M„rkte. Da nicht Befriedigung der Be- drfnisse, sondern Produktion von Profit Zweck des Kapitals, und da es diesen Zweck nur durch Methoden erreicht, die die Produkti- onsmasse nach der Stufenleiter der Produktion einrichten, nicht um, gekehrt, so muá best„ndig ein Zwiespalt eintreten zwischen den beschr„nkten Dimensionen der Konsumtion auf kapitalistischer Basis und einer Produktion, die best„ndig ber diese ihre imma- nente Schranke hinausstrebt. šbrigens besteht das Kapital ja aus Waren, und daher schlieát die šberproduktion von Kapital die von Waren ein. Daher das sonderbare Ph„nomen, daá dieselben ™konomen, die die šberproduktion von Waren leugnen, die von Kapital zuge- ben. Wird gesagt, daá nicht allgemeine šberproduktion, sondern Disproportion innerhalb der verschiednen Produktionszweige statt- finde, so heiát dies weiter nichts, als daá innerhalb der kapita- listischen Produktion die Proportionalit„t der einzelnen Produk- tionszweige sich als best„ndiger Prozeá aus der Disproportionali- t„t darstellt, indem hier der Zusammenhang der gesamten Produk- tion als blindes Gesetz den Produktionsagenten sich aufzwingt, nicht als von ihrem assoziierten Verstand begriffnes und damit beherrschtes Gesetz den Produktionsprozeá ihrer gemeinsamen Kon- trolle unterworfen hat. Es wird weiter damit verlangt, daá L„n- der, wo die kapitalistische Produktionsweise nicht entwickelt, in einem Grad konsumieren und produzieren sollen, wie er den L„ndern der kapitalistischen Produktionsweise paát. Wird gesagt, daá die šberproduktion nur relativ, so ist dies ganz richtig; aber die ganze kapitalistische Produktionsweise ist eben nur eine relative Produktionsweise, deren Schranken nicht absolut, aber fr sie, auf ihrer Basis, absolut sind. Wie k”nnte es sonst an Nachfrage fr dieselben Waren fehlen, deren die Masse des Volks ermangelt, und wie w„re es m”glich, diese Nachfrage im Ausland suchen zu mssen, auf fernern M„rkten, um den Arbeitern zu Hause das Durch- schnittsmaá der notwendigen Lebensmittel zahlen zu k”nnen? Weil nur in diesem spezifischen, kapitalistischen Zusammenhang das berschssige Produkt eine Form erh„lt, worin sein Inhaber es nur dann der Konsumtion zur Verfgung stellen kann, sobald es sich fr ihn in Kapital rckverwandelt. Wird endlich gesagt daá die Kapitalisten ja selbst nur unter sich ihre Waren auszutauschen und aufzuessen haben, so wird der #268# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- ganze Charakter der kapitalistischen Produktion vergessen und vergessen, daá es sich um die Verwertung des Kapitals handelt, nicht um seinen Verzehr. Kurz, alle die Einw„nde gegen die hand- greiflichen Erscheinungen der šberproduktion (Erscheinungen, die sich nicht um diese Einw„nde kmmern) laufen darauf hinaus, daá die Schranken der k a p i t a l i s t i s c h e n Produktion keine Schranken der P r o d u k t i o n b e r h a u p t sind und daher auch keine Schranken dieser spezifischen, der kapitali- stischen Produktionsweise. Der Widetspruch dieser kapitalisti- schen Produktionsweise besteht aber gerade in ihrer Tendenz zur absoluten Entwicklung der Produktiv k r „ f t e, die best„ndig in Konflikt ger„t mit den spezifischen Produkti- ons b e d i n g u n g e n, worin sich das Kapital bewegt und al- lein bewegen kann. Es werden nicht zuviel Lebensmittel produziert im Verh„ltnis zur vorhandnen Bev”lkerung. Umgekehrt. Es werden zuwenig produziert, um der Masse der Bev”lkerung anst„ndig und menschlich zu gengen. Es werden nicht zuviel Produktionsmittel produziert, um den ar- beitsf„higen Teil der Bev”lkerung zu besch„ftigen. Umgekehrt. Es wird erstens ein zu groáer Teil der Bev”lkerung produziert, der tats„chlich nicht arbeitsf„hig, der durch seine Umst„nde auf Aus- beutung der Arbeit andrer angewiesen ist oder auf Arbeiten, die nur innerhalb einer miserablen Produktionsweise als solche gelten k”nnen. Es werden zweitens nicht genug Produktionsmittel produ- ziert, damit die ganze arbeitsf„hige Bev”lkerung unter den pro- duktivsten Umst„nden arbeite, also ihre absolute Arbeitszeit ver- krzt wrde durch die Masse und Effektivit„t des w„hrend der Ar- beitszeit angewandten konstanten Kapitals. Aber es werden periodisch zuviel Arbeitsmittel und Lebensmittel produziert, um sie als Exploitationsmittel der Arbeiter zu einer gewissen Rate des Profits fungieren zu lassen. Es werden zuviel Waren produziert, um den in ihnen enthaltnen Wert und darin ein- geschloánen Mehrwert unter den durch die kapitalistische Produk- tion gegebnen Vertellungsbedingungen und Konsumtionsverh„Itnissen realisieren und in neues Kapital rckverwandeln zu k”nnen, d.h. um diesen Prozeá ohne best„ndig wiederkehrende Explosionen auszu- fhren. Es wird nicht zuviel Reichtum produziert. Aber es wird periodisch zuviel Reichtum in seinen kapitalistischen, gegens„tzlichen For- men produziert. Die Schranke der kapitalistischen Produktionsweise tritt hervor: 1. Darin, daá die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit im Fall der Profitrate ein Gesetz erzeugt, das ihrer eignen Entwick- lung auf einen gewissen Punkt feindlichst gegenbertritt und da- her best„ndig durch Krisen berwunden werden muá. #269# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- 2. Darin, daá die Aneignung unbezahlter Arbeit, und das Verh„lt- nis dieser unbezahlten Arbeit zur vergegenst„ndlichten Arbeit berhaupt, oder, kapitalistisch ausgedrckt, daá der Profit und das Verh„ltnis dieses Profits zum angewandten Kapital, also eine gewisse H”he der Profitrate ber Ausdehnung oder Beschr„nkung der Produktion entscheidet, statt des Verh„ltnisses der Produktion zu den gesellschaftlichen Bedrfnissen, zu den Bedrfnissen gesell- schaftlich entwickelter Menschen. Es treten daher Schranken fr sie ein schon auf einem Ausdehnungsgrad der Produktion, der umge- kehrt unter der andren Voraussetzung weitaus ungengend er- schiene. Sie kommt zum Stillstand, nicht wo die Befriedigung der Bedrfnisse, sondem wo die Produktion und Realisierung von Profit diesen Stillstand gebietet. Sinkt die Profitrate, so einerseits Anspannung des Kapitals, da- mit der einzelne Kapitalist durch beáre Methoden etc. den indivi- duellen Wert seiner einzelnen Waren unter ihren gesellschaftli- chen Durchschnittswert herabdrckt und so, bei gegebnem Markt- preis, einen Extraprofit macht; andrerseits Schwindel und allge- meine Begnstigung des Schwindels durch leidenschaftliche Versu- che in neuen Produktionsinethoden, neuen Kapitalanlagen, neuen Abenteuern, um irgendeinen Extraprofit zu sichern, der vom allge- meinen Durchschnitt unabh„ngig ist und sich ber ihn erhebt. Die Profitrate, d.h. der verh„ltnism„áige Kapitalzuwachs ist vor allem wichtig fr alle neuen, sich selbst„ndig gruppierenden Ka- pitalableger. Und sobald die Kapitalbildung ausschlieálich in die H„nde einiger wenigen, fertigen Groákapitale fiele, fr die die Masse des Profits die Rate aufwiegt, w„re berhaupt das belebende Feuer der Produktion erloschen. Sie wrde einschlummern. Die Pro- fitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produk- tion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann. Daher die Angst der englischen ™konomen ber die Abnahme der Profitrate. Daá die bloáe M”glichkeit Ri- cardo beunruhigt, zeigt gerade sein tiefes Verst„ndnis der Bedin- gungen der kapitalistischen Produktion. Was ihm vorgeworfen wird, daá er, um die Menschen unbekmmert, bei Betrachtung der kapita- listischen Produktion nur die Entwicklung der Produktivkr„fte im Auge hat - mit welchen Opfern an Menschen und Kapitalwerten immer erkauft -, ist gerade das Bedeutende an ihm. Die Entwicklung der Produktivkr„fte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es un- bewuát die materiellen Bedingungen einer h”hern Produktionsform. Was Ricardo beunruhigt, ist, daá die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion und Bedingung, wie Treiber der Akku- mulation, durch die #270# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Entwicklung der Produktion selbst gef„hrdet wird. Und das quanti- tativ, Verh„ltnis ist hier alles. Es liegt in der Tat etwas Tie- feres zugrunde, das er nur ahnt. Es zeigt sich hier in rein ”ko- nomischer Weise, d.h. vom Bourgeoisstandpunkt, innerhalb der Grenzen des kapitalistischen Verstandes, vom Standpunkt der kapi- talistischen Produktion selbst, ihre Schranke, ihre Relativit„t, daá sie keine absolute, sondern nur eine historische, einer ge- wissen beschr„nkten Entwicklungsepoche der materiellen Produkti- onsbedingungen entsprechende Produktionsweise ist. #270# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- IV. Nachtr„ge Da die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit sehr ungleich in verschiednen Industriezweigen und nicht nur dem Grad nach un- gleich, sondern oft in entgegengesetzter Richtung erfolgt, so er- gibt sich, daá die Masse des Durchschnittsprofits (= Mehrwert) sehr unter der H”he stehn muá, die nach der Entwicklung der Pro- duktivkraft in den fortgeschrittensten Industriezweigen zu vermu- ten w„re. Daá die Entwicklung der Produktivkraft in den ver- schiednen Industriezweigen nicht nur in sehr verschiednen Propor- tionen, sondern oft in entgegengesetzter Richtung vorgeht, ent- springt nicht nur aus der Anarchie der Konkurrenz und der Eigen- tmlichkeit der brgerlichen Produktionsweise. Die Produktivit„t der Arbeit ist auch an Naturbedingungen gebunden, die oft minder ergiebig werden im selben Verh„ltnis, wie die Produktivit„t - so- weit sie von gesellschaftlichen Bedingungen abh„ngt - steigt. Da- her entgegengesetzte Bewegung in diesen verschiednen Sph„ren, Fortschritt hier, Rckschritt dort. Man bedenke z.B. den bloáen Einfluá der Jahreszeiten, wovon die Menge des gr”áten Teils aller Rohstoffe abh„ngt, Ersch”pfung von Waldungen, Kohlen- und Eisen- bergwerken etc. Wenn der zirkulierende Teil des konstanten Kapitals, Rohstoff etc., der Masse nach stets w„chst im Verh„ltnis der Produktiv- kraft der Arbeit, so ist dies nicht der Fall mit dem fixen Kapi- tal, Geb„uden, Maschinerie, Vorrichtungen fr Beleuchtung, Hei- zung etc. Obgleich mit der anwachsenden K”rpermasse die Maschine absolut teurer, wird sie relativ wohlfeiler. Wenn fnf Arbeiter zehnmal soviel Waren produzieren wie frher, verzehnfacht sich deswegen nicht die Auslage an fixem Kapital; obgleich der Wert dieses Teils des konstanten Kapitals w„chst mit der Entwicklung der Produktivkraft, w„chst er bei weitem nicht in demselben Ver- h„ltnis. Es wurde schon mehrfach hervorgehoben der Unterschied des Verh„ltnisses von konstantem #271# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- Kapital zu variablem, wie es sich im Fallen der Profitrate aus- drckt, und desselben Verh„ltnisses, wie es sich, mit Entwicklung der Produktivit„t der Arbeit, mit Bezug auf die einzelne Ware und ihren Preis darstellt. {Der Wert der Ware ist bestimmt durch die Gesamtarbeitszeit, ver- gangne und lebendige, die in sie eingeht. Die Steigerung der Pro- duktivit„t der Arbeit besteht eben darin, daá der Anteil der le- bendigen Arbeit vermindert, der der vergangnen Arbeit vermehrt wird, aber so, daá die Gesamtsurnme der in der Ware steckenden Arbeit abnimmt; daá also die lebendige Arbeit um mehr abnimmt, als die vergangne zunimmt. Die im Wert einer Ware verk”rperte vergangne Arbeit - der konstante Kapitalteil - besteht teils aus Verschleiá von fixem, teils aus zirkulierendem, ganz in die Ware eingegangnem, konstantem Kapital - Roh- und Hilfsstoff. Der aus Roh- und Hilfsstoff entspringende Wertteil muá sich mit [der Steigerung] der Produktivit„t der Arbeit verringern, weil diese Produktivit„t mit Bezug auf diese Stoffe sich eben darin zeigt, daá ihr Wert gesunken ist. Dagegen ist es grade das Charakteri- stische der steigenden Produktivkraft der Arbeit, daá der fixe Teil des konstanten Kapitals eine sehr starke Vermehrung erf„hrt, und damit auch der Wertteil desselben, der sich durch den Ver- schleiá auf die Waren bertr„gt. Damit nun eine neue Produktions- methode sich als wirkliche Steigerung der Produktivit„t bew„hre, muá sie auf die einzelne Ware einen geringem zus„tzlichen Wert- teil fr Verschleiá von fixem Kapital bertragen, als der abzg- liche Wertteil ist, der infolge verminderter lebendiger Arbeit erspart wird, muá sie in einem Wort den Wert der Ware vermindern. Sie muá dies selbstredend, auch wenn, wie in einzelnen F„llen ge- schieht, auáer dem zus„tzlichen Verschleiáteil des fixen Kapi- tals, ein zus„tzlicher Wertteil fr vermehrte oder teurere Roh- oder Hilfsstoffe in die Wertbildung der Ware eingeht. Alle Wert- zuschl„ge mssen mehr als aufgewogen werden durch die Wertvermin- derung, die aus Verringerung der lebendigen Arbeit entsteht. Diese Verminderung des in die Ware eingehenden Gesamtarbeitsquan- tums scheint hiernach das wesentliche Kennzeichen gesteigerter Produktivkraft der Arbeit zu sein, gleichgltig unter welchen ge- sellschaftlichen Bedingungen produziert wird. In einer Gesell- schaft, worin die Produzenten ihre Produktion nach einem voraus entworfnen Plan regeln, ja selbst in der einfachen Warenproduk- tion wrde die Produktivit„t der Arbeit auch unbedingt nach die- sem Maástab gemessen. Wie steht es aber in der kapitalistischen Produktion? Gesetzt, ein bestimmter kapitalistischer Produktionszweig produ- ziere das Normalstck seiner Ware unter folgenden Bedingungen: Der Verschleiá #272# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- des fixen Kapitals betr„gt per Stck 1/2 Schilling oder Mark; an Roh- nd Hilfsstoff geht ein 17 1/2 sh.; an Arbeitslohn 2 sh., und bei einer Mehrwertsrate von 100% betr„gt der Mehrwert 2 sh. Ge- samtwert = 22 Schilling oder Mark. Wir nehmen der Einfachheit halber an, daá in diesem Produktionszweig das Kapital die Durch- schnittszusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals hat, daá also der Produktionspreis der Ware mit ihrem Wert zusammenf„llt und der Profit des Kapitalisten mit dem gemachten Mehrwert. Dann ist der Kostpreis der Ware = 1/2 + 17 1/2 + 2 = 20 sh., die urch- schnittsprofitrate 2/20 = 10%, und der Produktionspreis des Stcks Ware gleich seinem Wert = 22 sh. oder Mark. Nehmen wir an, eine Maschine werde erfunden, die die fr jedes Stck erforderliche lebendige Arbeit auf die H„lfte reduziere, dafr aber den aus Verschleiá des fixen Kapitals bestehenden Wertteil verdreifache. Dann stellt sich die Sache so: Verschleiá = 1 1/2 sh., Roh- und Hilfsstoff wie frher 17 1/2 sh., Arbeits- lohn 1 sh., Mehrwert 1 sh., zusammen 21 sh. oder Mark. Die Ware ist nun 1 sh. im Wert gesunken; die neue Maschine hat die Produk- tivkraft der Arbeit entschieden gesteigert. Fr den Kapitalisten aber stellt sich die Sache so: sein Kostpreis ist jetzt 1 1/2 Sh. Verschleiá, 17 1/2 sh. Roh- und Hilfsstoff, 1 sh. Arbeitslohn, zusammen 20 sh., wie vorher. Da die Profitrate sich durch die neue Maschine nicht ohne weiteres „ndert, muá er 10% ber dem Kostpreis erhalten, macht 2 sh.; der Produktionspreis ist also unver„ndert = 22 sh., aber 1 sh. ber dem Wert. Fr eine unter kapitalistischen Bedingungen produzierende Gesellschaft hat sich die Ware nicht verwohlfeilert, ist die neue Maschine k e i n e Verbesserung. Der Kapitalist hat also kein Interesse daran, die neue Maschine einzufhren. Und da er durch ihre Einfhrung seine bisherige, noch nicht verschlissene Maschinerie einfach wertlos machen, sie in bloáes altes Eisen verwandeln, also positiven Ver- lust erleiden wrde, htet er sich sehr vor dieser, fr ihn uto- pischen Dummheit. Fr das Kapital also gilt das Gesetz der gesteigerten Produktiv- kraft der Arbeit nicht unbedingt. Fr das Kapital wird diese Pro- duktivkraft gesteigert, nicht wenn berhaupt an der lebendigen Arbeit, sondern nur wenn an dem bezahlten Teil der lebendigen Ar- beit mehr erspart als an vergangner Arbeit zugesetzt wird, wie dies bereits Buch I, Kap. XIII, 2, S. 409/398 1*) kurz angedeutet worden. Hier f„llt die kapitalistische Produktionsweise in einen neuen Widerspruch. Ihr historischer Beruf ist die rcksichtslose, in geometrischer Progressive vorangetriebne Entfaltung der Pro- duktivit„t der ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 414 #273# 15. Kapitel - Entfaltung der innern Widersprche... ----- menschlichen Arbeit. Diesem Beruf wird sie untreu, sobald sie, wie hier, der Entfaltung der Produktivit„t hemmend entgegentritt. Sie beweist damit nur aufs neue, daá sie altersschwach wird und sich mehr und mehr berlebt.} 37) --- In der Konkurrenz erscheint das steigende Minimum des mit Steige- rung der Produktivkraft fr den erfolgreichen Betrieb eines selb- st„ndigen industriellen Gesch„fts n”tig werdenden Kapitals so: Sobald die neue kostspieligere Betriebseinrichtung allgemein ein- gefhrt, werden kleinere Kapitale in Zukunft von dem Betrieb aus- geschlossen. Nur im Beginn mechanischer Erfindungen in den ver- schiednen Produktionssph„ren k”nnen hier kleinere Kapitale selb- st„ndig fungieren. Andrerseits werfen sehr groáe Unternehmungen, mit auáerordentlich hohem Verh„ltnis von konstantem Kapital, wie Eisenbahnen, nicht die Durchschnittsprofitrate ab, sondern nur einen Teil derselben, einen Zins. Sonst s„nke die allgemeine Pro- fitrate noch tiefer. Dagegen findet hier auch eine groáe Kapi- talansammlung, in Form von Aktien, ein direktes Besch„ftigungs- feld. Wachstum des Kapitals, also Akkumulation des Kapitals schlieát nur Verminderyng der Profitrate ein, soweit mit diesem Wachstum die oben betrachteten Ver„nderungen im Verh„ltnis der organischen Bestandteile des Kapitals eintreten. Nun aber, trotz der best„ndigen, t„glichen Umw„lzungen der Produktionsweise, f„hrt bald dieser, bald jener gr”áere oder kleinere Teil des Ge- samtkapitals fr gewisse Zeitr„ume fort, auf der Basis eines ge- gebnen Durchschnittsverh„ltnisses jener Bestandteile zu akkumu- lieren, so daá mit seinem Wachstum kein organischer Wechsel, also auch nicht die Ursachen des Falls der Profitrate gegeben sind. Diese best„ndige Vergr”áerung des Kapitals, also auch Ausdehnung der Produktion, auf Grundlage der alten Produktionsmethode, die ruhig vorangeht, w„hrend nebenan schon die neuen Methoden einge- fhrt werden, ist wiederum eine Ursache, weshalb die Profitrate nicht in demselben Maá abnimmt, worin das Gesamtkapital der Ge- sellschaft w„chst. Die Vermehrung der absoluten Arbeiteranzakl, trotz der verh„ltnism„áigen Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals, geht nicht in allen Produktionszweigen und nicht gleichm„áig in allen vor. In --- 37 Obige steht in Klammern, weil es, obwohl aus einer Notiz des Originalrnanuskripts umredigiert, in einigen Ausen ber das im Original vorgefundene Material hinausgeht. - F.E. #274# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- der Agrikultur kann die Abnahme des Elements der lebendigen Ar- beit absolut sein. šbrigens ist es nur das Bedrfnis der kapitalistischen Produkti- onsweise, daá die Anzahl der Lohnarbeiter sich absolut vermehre, trotz ihrer relativen Abnahme. Fr sie werden schon Arbeitskr„fte berflssig, sobald es n'icht mehr notwendig, sie 12-15 Stunden t„glich zu besch„ftigen. Eine Entwicklung der Produktivkr„fte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d. h., in der Tat die ganze Nation bef„higte, in einem geringem Zeitteil ihre Gesamtproduktion zu vollziehn, wrde Revolution herbeifh- ren, weil sie die Mehrzahl der Bev”lkerung auáer Kurs setzen wrde. Hierin erscheint wieder die spezifische Schranke der kapi- talistischen Produktion, und daá sie keineswegs eine absolute Form fr die Entwicklung der Produktivkr„fte und Erzeugung des Reichtums ist, vielmehr mit dieser auf einem gewissen Punkt in Kollision tritt. Partiell erscheint diese Kollision in periodi- schen Krisen, die aus der šberflssigmachung bald dieses, bald jenes Teils der Arbeiterbev”lkerung in ihrer alten Besch„fti- gungsweise hervorgehn. Ihre Schranke ist die berschssige Zeit der Arbeiter. Die absolute šberschuázeit, die die Gesellschaft gewinnt, geht sie nichts an. Die Entwicklung der Produktivkraft ist ihr nur wichtig, sofern sie die Mehrarbeitszeit der Arbeiter- klasse vermehrt, nicht die Arbeitszeit fr die materielle Produk- tion berhaupt vermindert; sie bewegt sich so im Gegensatze. Man hat gesehn, daá die wachsende Akkumulation des Kapitals eine wachsende Konzentration desselben einschlieát. So w„chst die Macht des Kapitals, die im Kapitalisten personifizierte Verselb- st„ndigung der gesellschaftlichen Produktionsbedingungen gegen- ber den wirklichen Produzenten. Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche Macht, deren Funktion„r der Kapitalist ist und die in gar keinem m”glichen Verh„ltnisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen Individuums schaffen kann - aber als entfremdete, verselbst„ndigte gesellschaftliche Macht, die als Sache, und als Macht des Kapitalisten durch diese Sache, der Gesellschaft gegenbertritt. Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital ge- staltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten ber diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und sehlieát die Aufl”sung dieses Verh„ltnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedin- gungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschlieát. Diese Herausarbeitung ist ge- geben durch die Entwicklung der Produktivkr„fte unter der kapita- listischen #275# 15. Kapitel - Entfaltung der innem Widersprche... ----- Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwick- lung vollzieht. --- Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehr- werts vermehren, freiwillig an, sobald sie die Profitrate vermin- dert. Aber jede solche neue Produktionsweise verwohlfeilert die Waren. Er verkauft sie daher ursprnglich ber ihrem Produktions- preis, vielleicht ber ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der bri- gen, zu h”heren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich erheischten Arbeitszeit gr”áer ist als die mit der neuen Produk. tionsweise erheischte Arbeitszeit. Seine Pro- duktionsprozedur steht ber dem Durchschnitt der gesellschaftli- chen. Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrate ein - vielleicht zuerst in dieser Produktionssph„re, und gleicht sich nachher mit den andren aus -, das also ganz und gar unabh„ngig ist vom Willen der Kapitalisten. Zu diesem Punkt ist noch zu bemerken, daá dies selbe Gesetz auch in den Produktionssph„ren herrscht, deren Produkt weder direkt noch indirekt in die Konsumtion des Arbeiters oder in die Produk- tionsbedingungen seiner Lebensmittel eingeht; also auch in den Produktionssph„ren, worin keine Verwohlfellerung der Waren den relativen Mehrwert vermehren, die Arbeitskraft verwohlfeilern kann. (Allerdings kann Verwohlfeilerung des konstanten Kapitals in allen diesen Zweigen die Profitrate erh”hen bei gleichbleiben- der Exploitation des Arbeiters.) Sobald die neue Produktionsweise anf„ngt, sich auszubreiten, und damit der Beweis tats„chlich ge- liefert ist, daá diese Waren wohlfeiler produziert werden k”nnen, mssen die Kapitalisten, die unter den alten Produktionsbedingun- gen arbeiten, ihr Produkt unter ihrem vollen Produktionspreis verkaufen, weil der Wert dieser Ware gefallen ist, die von ihnen zur Produktion erheischte Arbeitszeit ber der gesellschaftlichen steht. Mit einem Wort - es erscheint dies als Wirkung der Konkur- renz -, sie mssen ebenfalls die neue Produktionsweise einfhren, worin das Verh„ltnis des variablen Kapitals zum konstanten ver- mindert ist. Alle Umst„nde, die bewirken, daá die Anwendung der Maschinerie den Preis der damit produzierten Waren verwohlfei- lert, reduzieren sich stets auf Verringerung des Quantums Arbeit, das von einer einzelnen Ware absorbiert wird; zweitens aber auf Verringerung des Verschleiáteils der #276# III. Abschnitt - Gesetz des tendenziellen Falls... ----- Maschinerie, dessen Wert in die einzelne Ware eingeht. Je weniger rasch der Verschleiá der Maschinerie, auf desto mehr Waren ver- teilt er sich, desto mehr lebendige Arbeit ersetzt sie bis zu ih- rem Reproduktionstermin. In beiden F„llen vermehrt sich Quantum und Wert des fixen konstanten Kapitals gegenber dem variablen. "All other things being equal, the power of a nation to save from its profits varies with the rate of profits, is great when they are high, less, when low; but aá the rate of profit dectines, all other things do not remain equal... A low rate of profit is ordi- narily accompanied by a rapid rate of accumulation, relativen to the numbers of the people, as in England... a high rate of profit by as lower rate of accumulation, relatively to the numbers of the people." 1*) Beispiele: Polen, Ruáland, Indien etc. (Richard Jones, "An Introductory Lecture on Pol. Econ.", London 1833, p. 50 et seq.) Jones hebt richtig hervor, daá trotz der fallenden Profitrate die inducements and faculties to accumulate 2*) sich vermehren. Er- stens wegen der wachsenden relativen šberbev”lkerung. Zweitens, weil mit der wachsenden Produktivit„t der Arbeit die Masse der von demselben Tauschwert dar. gestellten Gebrauchswerte, also der sachlichen Elemente des Kapitals wachsen. Drittens, weil sich die Produktionszweige vermannigfachen. Viertens durch Entwicklung des Kreditsystems, der Aktiengesellschaften etc. und der damit gegeb- nen Leichtigkeit, Geld in Kapital zu verwandeln, ohne selbst in- dustrieller Kapitalist zu werden. Fnftens Wachsen der Bedrf- nisse und der Bereicherungssucht. Sechstens wachsende Massenan- lage von fixem Kapital usw. --- Drei Haupttatsachen der kapitalistischen Produktion: 1. Konzentration der Produktionsmittel in wenigen H„nden, wodurch sie aufh”ren, als Eigentum der unmittelbaren Arbeiter zu erschei- nen, und sich dagegen in gesellschaftliche Potenzen der Produk- tion verwandeln. Wenn auch zuerst als Privateigentum der Kapita- listen. Diese sind Trustees der brgerlichen Gesellschaft, aber sie sacken alle Frchte dieser Trusteeschaft ein. ----- 1*) Wenn alle anderen Umst„nde gleich sind, wechselt die Kraft einer Nation, von ihren Profiten zu sparen, mit der Profittate; sie ist groá, wenn der Profit hoch ist, kleiner, wenn er niedrig ist; aber wenn die Profitrate f„llt, bleibt nicht alles andere gleich... Eine niedrige Profitrate ist gew”hnlich begleitet von einer im Verh„ltnis zu den Bev”lkerungsziffern schnellen Akkumu- lationsrate wie in England... und eine hohe Profitrate von einer im Verh„ltnis zu den Bev”lkerungsziffern langsameren Akkumulati- onsrate." - 2*) Anl„sse und M”glichkeiten zu akkumulieren #277# 15. Kapitel - Entfaltung der inneren Widersprche... ----- 2. Organisation der Arbeit selbst, als gesellschaftlicher: durch Kooperation, Teilung der Arbeit und Verbindung der Arbeit mit der Naturwissenschaft. Nach beiden Seiten hebt die kapitalistische Produktionsweise das Privateigentum und die Privatarbeit auf, wenn auch in gegens„tz- lichen Formen. 3. Herstellung des Weltmarkts. Die ungeheure Produktivkraft, im Verh„ltnis der Bev”lkerung, die innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise sich entwickelt und, wenn auch nicht im selben Verh„ltnis, das Wachsen der Kapi- talwerte (nicht nur ihres materiellen Substrats), die viel ra- scher wachsen als die Bev”lkerung, widerspricht der, relativ zum wachsenden Reichtum, immer schmaler werdenden Basis, fr die diese ungeheure Produktivkraft wirkt, und den Verwertungsverh„lt- nissen dieses schwellenden Kapitals. Daher die Krisen. --- #278# ----- Vierter Abschnitt Verwandlung von Warenkapital und Geldkapital in Warenhandlungska- pital und Geldhandlungskapital (kaufm„nnisches Kapital) SECHZEHNTES KAPITEL Das Warenhandlungskapital Das kaufm„nnische oder Handelskapital zerf„llt in zwei Formen oder Unterarten, Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital, die wir jetzt n„her charakterisieren werden, soweit es zur Ana- lyse des Kapitals in seiner Kernstruktur n”tig ist. Und es ist um so n”tiger, als die moderne ™konomie, selbst in ihren besten Re- pr„sentanten, das Handelskapital direkt mit dem industriellen Ka- pital zusammenwirft und seine charakterisen Eigentmlichkeiten in der Tat ganz bersieht. --- Die Bewegung des Warenkapitals ist in Buch II 1*) analysiert wor- den. Das Gesamtkapital der Gesellschaft betrachtet, befindet sich stets ein Teil desselben, obgleich aus stets andren Elementen zu- sammengesetzt und selbst von wechselnder Gr”áe, als Ware auf dem Markt, um in Geld berzugehn; ein andrer Teil in Geld auf dem Markt, um in Ware berzugehn. Es ist stets in der Bewegung dieses šbergehns, dieser formellen Metamorphose begriffen. Sofern diese Funktion des im Zirkulationsprozeá befindhchen Kapitals berhaupt als besondre Funktion eines besondren Kapitals verselbst„ndigt wird, sich fixiert als eine durch die Teilung der Arbeit einer besondren Gattung von Kapitalisten zugewiesene Funktion, wird das Warenkapital zum Warenhandlungskapital oder kommerziellen Kapi- tal. Es ist (Buch II, Kap. VI, die Zirkulationskosten, 2 und 3) aus- einandergesetzt worden, wieweit Transportindustrie, Aufbewahrung und Verteilung ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 91-103 #279# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- der Waren in einer distributablen Form als Produktionsprozesse zu betrachten sind, die innerhalb des Zirkulationsprozesses fortdau- ern. Diese Zwischenf„lle der Zirkulation des Warenkapitals werden zum Teil verwechselt mit den eigentmlichen Funktionen des kauf- m„nnischen oder Warenhandlungskapitals; zum Teil finden sie sich mit dessen eigentmfichen spezifischen Funktionen in der Praxis verbunden, obgleich mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit die Funktion des Kaufmannskapitals sich auch rein herausarbeitet, d.h. geschieden von jenen realen Funktionen und selbst„ndig gegen sie. Fr unsern Zweck, wo es gilt, die spe- zifische Differenz dieser besondren Gestalt des Kapitals zu be- stimmen, ist von jenen Funktionen also zu abstrahieren. Soweit das bloá im Zirkulationsprozeá fungierende Kapital, speziell das Warenhandlungskapital, zum Teil jene Funktionen mit den seinen verbindet, tritt es nicht in seiner reinen Form hervor. Nach der Abstreifung und Entfernung jener Funktionen haben wir die reine Form desselben. Man hat gesehn, daá das Dasein des Kapitals als Warenkapital und die Metamorphose, die es innerhalb der Zirkulationssph„re, auf dem Markt, als Warenkapital durchl„uft - eine Metamorphose, die sich in Kaufen und Verkaufen aufl”st, Verwandlung von Warenkapi- tal in Geldkapital und von Geldkapital in Warenkapital -, eine Phase des Reproduktionsprozesses des industriellen Kapitals bil- det, also seines Gesamtproduktionsprozesses; daá es sich zugleich aber in dieser seiner Funktion als Zirkulationskapital von sich selbst als produktivem Kapital unterscheidet. Es sind zwei geson- derte, unterschiedne Existenzformen desselben Kapitals. Ein Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals befindet sich fortw„hrend in dieser Existenzform als Zirkulationskapital auf dem Markt, im Prozeá dieser Metamorphose begriffen, obgleich fr jedes einzelne Kapital sein Dasein als Warenkapital und seine Metamorphose als solches nur einen best„ndig verschwindenden und best„ndig erneu- erten Durchgangspunkt, ein Durchgangsstadium der Kontinuit„t sei- nes Produktionsprozesses bildet und obgleich daher die Elemente des auf dem Markt befindlichen Warenkapitals best„ndig wechseln, indem sie best„ndig dem Warenmarkt entzogen und ihm ebenso be- st„ndig als neues Produkt des Produktionsprozesses zurckgegeben werden. Das Warenhandlungskapital nun ist nichts als die verwandelte Form eines Teils dieses best„ndig auf dem Markt befindlichen, in dem Prozeá der Metamorphose befindlichen und stets von der Zirkulati- onssph„re umfangenen Zirkulationskapitals. Wir sagen eines Teils, weil ein Teil des Warenverkaufs und -kaufs best„ndig direkt zwi- schen den industriellen Kapitalisten selbst vorgeht. Von diesem Teil abstrahieren wir ganz in dieser #280# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Untersuchung, da er zur Begriffsbestimmung, zur Einsicht in die spezifische Natur des Kaufmannskapitals nicht beitr„gt und ande- rerseits fr unsern Zweck ersch”pfend bereits im Buch II darge- stellt worden. Der Warenh„ndler, als Kapitalist berhaupt, tritt zun„chst auf den Markt als Repr„sentant einer gewissen Geldsumme, die er als Kapitalist vorschieát, d.h., die er aus x (dem ursprnglichen Wert der Summe) in x + delta x (diese Summe plus dem Profit dar- aus verwandeln will. Aber fr ihn nicht nur als Kapitalisten berhaupt, sondern speziell als Warenh„ndler ist es selbstredend, daá sein Kapital ursprnglich in der Form des Geldkapitals auf dem Markt erscheinen muá, denn er produziert keine Waren, sondern handelt nur mit ihnen, vermittelt ihre Bewegung, und um mit ihnen zu handeln, muá er sie zuerst kaufen, also Besitzer von Geldkapi- tal sein. Gesetzt, ein Warenh„ndler besitze 3000 Pfd.St., die er als Hand- lungskapital verwertet. Er kauft mit diesen 3000 Pfd.St. z. B. 30 000 Ellen Leinwand vom Leinwandfabrikanten, die Elle zu 2 sh. Er verkauft diese 30 000 Ellen. Wenn die j„hrliche Durch- schnittsprofitrate = 10% und er nach Abzug aller Nebenkosten 10% j„hrlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahrs die 3000 Pfd. St. in 3300 Pfd.St. verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst sp„ter behandeln. Hier wollen wir zun„chst die bloáe Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 3000 Pfd.St. best„ndig Leinwand und verkauft be- st„ndig diese Leinwand; wiederholt best„ndig diese Operation des Kaufens, um zu verkaufen, G-W-G', die einfache Form des Kapitals, wie es ganz in den Zirkulationsprozeá gebannt ist, ohne durch das Intervall des Produktionsprozesses, der auáerhalb seiner eignen Bewegung und Funktion liegt, unterbrochen zu werden. Welches ist nun das Verh„ltnis dieses Warenhandlungskapitals zum Warenkapital als einer bloáen Existenzform des industriellen Ka- pitals? Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit dem Geld des Kaufmanns den Wert seiner Leinwand realisiert, die erste Phase der Metamorphose seines Warenkapitals, dessen Verwandlung in Geld, vollzogen und kann nun, bei sonst gleichbleibenden Um- st„nden, das Geld rckverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andrerseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Reve- nue; also, abgesehn von der Revenueausgabe, im Reproduktionspro- zeá fortfahren. Aber obgleich fr ihn, den Produzenten der Leinwand, ihre Meta- morphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch nicht stattgefunden fr die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach wie vor auf dem #281# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- Markt als Warenkapital mit der Bestimmung, ihre erste Metamor- phose zu vollziehn, verkauft zu werden. Mit dieser Leinwand hat sich nichts zugetragen als ein Wechsel in der Person ihres Besit- zers. Ihrer eignen Bestimmung nach, ihrer Stellung im Prozeá nach, ist sie nach wie vor Warenkapital, verk„ufliche Ware; nur daá sie jetzt in der Hand des Kaufmanns, statt frher des Produ- zenten ist. Die Funktion, sie zu verkaufen, die erste Phase ihrer Metamorphose zu vermitteln, ist dem Produzenten durch den Kauf- mann abgenommen und in sein besondres Gesch„ft verwandelt worden, w„hrend es frher eine Funktion war, die dem Produzenten zu ver- richten blieb, nachdem er die Funktion, sie zu produzieren, erle- digt hatte. Gesetzt, es gelinge dem Kaufmann nicht, die 30 000 Ellen zu ver- kaufen w„hrend des Intervalls, das der Leinwandproduzent braucht, um von neuem 30 000 Ellen zum Wert von 3000 Pfd.St. auf den Markt zu werfen. Der Kaufmann kann sie nicht von neuem kaufen, weil er noch die 30 000 unverkauften Ellen auf Lager hat und sie ihm noch nicht rckverwandelt sind in Geldkapital. Es tritt dann Stockung ein, Unterbrechung der Reproduktion. Der Leinwandproduzent k”nnte allerdings zuschssiges Geldkapital zur Verfgung haben, das er, unabh„ngig vom Verkauf der 30 000 Ellen, f„hig w„re, in produkti- ves Kapital zu verwandeln und so den Produktionsprozeá fortzufah- ren. Aber diese Unterstellung „ndert an der Sache nichts. Soweit das in den 30 000 Ellen vorgeschoáne Kapital in Betracht kommt, ist und bleibt dessen Reproduktionsprozeá unterbrochen. Eher zeigt es sich also in der Tat handgreiflich, daá die Operationen des Kaufmanns weiter nichts sind als die Operationen, die ber- haupt verrichtet werden mssen, um das Warenkapital des Produzen- ten in Geld zu verwandeln, die Operationen, welche die Funktionen des Warenkapitals im Zirkulations- und Reproduktionsprozeá ver- mitteln. Wenn statt eines unabh„ngigen Kaufmanns ein bloáer Kom- mis des Produzenten sich ausschlieálich mit diesem Verkauf, und auáerdem mit dem Einkauf, zu besch„ftigen h„tte, w„re dieser Zu- sammenhang keinen Augenblick versteckt. Das Warenhandlungskapital ist also durchaus nichts andres als das Warenkapital des Produzenten, das den Prozeá seiner Verwandlung in Geld durchzumachen, seine Funktion als Warenkapital auf dem Markt zu verrichten hat, nur daá diese Funktion statt als beil„u- fige Operation des Produzenten nun als ausschlieáliche Operation einer besondren Gattung von Kapitalisten, der Warenh„ndler, er- scheint, verselbst„ndigt wird als Gesch„ft einer besondren Kapi- talanlage. #282# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- šbrigens zeigt sich dies auch in der spezifischen Form der Zirku- lation des Warenhandlungskapitals. Der Kaufmann kauft die Ware und verkauft sie dann: G-W-G'. In der einfachen Warenzirkulation oder selbst in der Warenzirkulation, wie sie als Zirkulationspro- zeá des industriellen Kapitals erscheint, W'-G-W, wird die Zirku- lation dadurch vermittelt, daá jedes Geldstck zweimal die H„nde wechselt. Der Leinwandproduzent verkauft seine Ware, die Lein- wand, verwandelt sie in Geld; das Geld des K„ufers geht in seine Hand ber. Mit diesem selben Geld kauft er Garn, Kohle, Arbeit etc., gibt dasselbe Geld wieder aus, um den Wert der Leinwand rckzuverwandeln in die Waren, die die Produktionselemente der Leinwand bilden. Die Ware, die er kauft, ist nicht dieselbe Ware, nicht Ware derselben Art, wie die, die er verkauft. Er hat Pro- dukte verkauft und Produktionsmittel gekauft. Aber es verh„lt sich anders in der Bewegung des Kaufrnannskapitals. Mit den 3000 Pfd.St. kauft der Leinwandh„ndler 30 000 Ellen Leinwand; er ver- kauft dieselben 30 000 Ellen Leinwand, um das Geldkapital (3000 Pfd.St. nebst Profit) aus der Zirkulation zurckzuziehn. Hier wechseln also nicht dieselben Geldstcke, sondern dieselbe Ware zweimal die Stelle; sie geht aus der Hand des Verk„ufers in die des K„ufers und aus der Hand des K„ufers, der nun Verk„ufer ge- worden, in die eines andren K„ufers ber. Sie wird zweimal ver- kauft und kann noch mehr mals verkauft werden bei Zwischenschle- ben einer Reihe von Kaufleuten; und gerade erst durch diesen wie- derholten Verkauf, den zweimaligen Stellenwechsel derselben Ware, wird das im Ankauf der Ware vorgeschoáne Geld vom ersten K„ufer zurckgezogen, der Rckfluá desselben zu ihm vermittelt. In dem einen Fall W'-G-W vermittelt der zweimalige Stellenwechsel des- selben Geldes, daá Ware in einer Gestalt ver„uáert und in einer andren Gestalt angeeignet wird. In dem andren Fall G-W-G' vermit- telt der zweimalige Stellenwechsel derselben Ware, daá das vorge- schoáne Geld wieder aus der Zirkulation zurckgezogen wird. Es zeigt sich eben darin, daá die Ware noch nicht endgltig verkauft wird, sobald sie aus der Hand des Produzenten in die des Kauf- manns bergegangen, daá der letztre die Operation des Verkaufs - oder die Vermittlung der Funktion des Warenkapitals - nur weiter fortfhrt. Es zeigt sich aber zugleich darin, daá, was fr den produktiven Kapitalisten W-G, eine bloáe Funktion seines Kapitals in seiner vorbergehenden Gestalt als Warenkapital, fr den Kauf- mann G-W-G', eine besondre Verwertung des von ihm vorgeschoánen Geldkapitals ist. Eine Phase der Warenmetamorphose zeigt sich hier, mit Bezug auf den Kaufmann, als G-W-G', also als Evolution einer eignen Sorte von Kapital. #283# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- Der Kaufmann verkauft definitiv die Ware, also die Leinwand, an den Konsumenten, ob dies nun ein produktiver Konsument sei (z.B. ein Bleicher) oder ein individueller, der die Leinwand zu seinem Privatgebrauch vernutzt. Dadurch kehrt ihm das vorgeschoáne Kapi- tal (mit Profit) zurck, und er kann die Operation von neuem be- ginnen. H„tte beim Kauf der Leinwand das Geld nur als Zahlungs- mittel fungiert, so daá er erst sechs Wochen nach Abnahme zu zah- len brauchte, und h„tte er vor dieser Zeit verkauft, so k”nnte er den Leinwandproduzenten zahlen, ohne selbst Geldkapital vorge- schossen zu haben. H„tte er sie nicht verkauft, so máte er die 3000 Pfd.St. bei Verfall, statt sogleich bei Ablieferung der Leinwand an ihn, vorschieáen; und h„tte er wegen eines Falls der Marktpreise sie unter dem Einkaufspreis verkauft, so máte er den fehlenden Teil aus seinem eignen Kapital ersetzen. Was gibt nun dem Warenhandlungskapital den Charakter eines selb- st„ndig fungierenden Kapitals, w„hrend es in der Hand des selbst- verkaufenden Produzenten augenscheinlich nur als eine besondre Form seines Kapitals in einer besondren Phase seines Reprodukti- onsprozesses, w„hrend seines Aufenthalts in der Zirkulations- sph„re, erscheint? Erstens: Daá das Warenkapital in der Hand eines, von seinem Pro- duzenten verschiednen, Agenten seine definitive Verwandlung in Geld, also seine erste Metamorphose, seine ihm qua Warenkapital zukommende Funktion auf dem Markt vollzieht und daá diese Funk- tion des Waren. kapitals vermittelt ist durch die Operation des Kaufmanns, durch sein Kaufen und Verkaufen, so daá diese Opera- tion als eignes, von den brigen Funktionen des industriellen Ka- pitals getrenntes und daher verselbst„ndig tes Gesch„ft sich ge- staltet. Es ist eine besondre Form der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, so daá ein Teil der sonst in einer besondren Phase des Reproduktionsprozesses des Kapitals, hier der Zirkulation, zu verrichtenden Funktion als die ausschlieáliche Funktion eines eignen, vom Produzenten unterschiednen Zirkulationsagenten er- scheint. Aber damit erschiene dies besondre Gesch„ft noch keines- wegs als die Funktion eines besondren, von dem in seinem Repro- duktionsprozeá begriffnen industriellen Kapital verschiednen, und gegen es selbst„ndigen Kapitals; wie es denn in der Tat nicht als solches da erscheint, wo der Warenhandel betrieben wird durch bloáe Handelsreisende oder andre direkte Agenten des industriel- len Kapitalisten. Es muá also noch ein zweites Moment hinzukom- men. Zweitens: Dies kommt dadurch herein, daá der selbst„ndige Zirku- lationsagent, der Kaufmann, Geldkapital (eignes oder geliehenes) in dieser Position vorschieát. Was fr das in seinem Reprodukti- onsprozeá befindliche industrielle #284# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Kapital sich einfach als W-G, Verwandlung des Warenkapitals in Geldkapital oder bloáen Verkauf darstellt, stellt sich fr den Kaufmann dar als G-W-G', als Kauf und Verkauf derselben Ware und daher als Rckfluá des Geldkapitals, das sich im Kauf von ihm entfernt, zu ihm zurck durch den Verkauf. Es ist immer W-G, die Verwandlung des Warenkapitals in Geldkapi- tal, das sich fr den Kaufmann als G-W-G darstellt, sofern er Ka- pital vorschieát, im Kauf der Ware von den Produzenten; immer die erste Metamorphose des Warenkapitals, obgleich derselbe Akt fr einen Produzenten oder fr das in seinem Reproduktionsprozeá be- findliche industrielle Kapital sich als G-W, Rckverwandlung des Gelds in Ware (die Produktionsmittel) oder als zweite Phase der Metamorphose darstellen mag. Fr den Leinwandproduzenten war W-G die erste Metamorphose, Verwandlung des Warenkapitals in Geldka- pital. Dieser Akt stellt sich fr den Kaufmann dar als G-W, Ver- wandlung seines Geldkapitals in Warenkapital. Verkauft er nun die Leinwand an den Bleicher, so stellt dies fr den Bleicher dar G- W, Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital oder die zweite Metamorphose seines Warenkapitals; fr den Kaufmann aber W-G, den Verkauf der von ihm gekauften Leinwand. In der Tat ist aber erst jetzt das Warenkapital, das der Leinwandfabrikant fa- briziert hat, endgltig verkauft, oder dies G-W-G des Kaufmanns stellt nur einen vermittelnden Prozeá dar fr das W-G zwischen zwei Produzenten. Oder nehmen wir an, der Leinwandfabrikant kauft mit einem Teil des Werts der verkauften Leinwand Garn von einem Garnh„ndler. So ist dies fr ihn G-W. Aber fr den Kaufmann, der das Garn verkauft, ist es W-G, Wiederverkauf des Garns; und in bezug auf das Garn selbst, als Warenkapital, ist es nur sein de- finitiver Verkauf, womit es aus der Zirkulationssph„re in die Konsumtionssph„re bertritt; W-G, der endgltige Abschluá seiner ersten Metamorphose. Ob der Kaufmann also vom industriellen Kapi- talisten kauft oder an ihn verkauft, sein G-W-G, der Kreislauf des Kaufmannskapitals, drckt immer nur aus, was mit Bezug auf das Warenkapital selbst, als Durchgangsform des sich reproduzie- renden industriellen Kapitals bloá W-G, bloá die Vollziehung sei- ner ersten Metamorphose ist. Das G-W des Kaufmannskapitals ist nur fr den industriellen Kapitalisten zugleich W-G, nicht aber fr das von ihm 1*) produzierte Warenkapital: es ist nur šbergang des Warenkapitals aus der Hand des Industriellen in die des Zir- kulationsagenten; erst das W- G des Kaufmannskapitals ist das end- ----- 1*) 1. Auflage: fr ihn; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #285# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- gltige W-G des fungierenden Warenkapitals. G-W-G sind nur zwei W-G desselben Warenkapitals, zwei sukzessive Verk„ufe desselben, die seinen letzten und definitiven Verkauf nur vermitteln. Das Warenkapital nimmt also im Warenhandlungskapital dadurch die Ge- stalt einer selbst„ndigen Sorte von Kapital an, daá der Kaufmann Geldkapital vorschieát, das sich nur als Kapital verwertet, nur als Kapital fungiert, indem es ausschlieálich damit besch„ftigt ist, die Metamorphose des Warenkapitals, seine Funktion als Wa- renkapital, d.h. seine Verwandlung in Geld zu vermitteln, und es tut dies durch best„ndigen Kauf und Verkauf von Waren. Dies ist seine ausschlieáliche Operation; diese den Zirkulationsprozeá des industriellen Kapitals vermittelnde T„tigkeit ist die ausschlieá- liche Funktion des Geldkapitals, womit der Kaufmann operiert. Durch diese Funktion verwandelt er sein Geld in Geldkapital, stellt sein G dar als G-W-G', und durch denselben Prozeá verwan- delt er das Warenkapital in Warenhandlungskapital. Das Warenhandlungskapital, sofern und solange es in der Form des Warenkapitals existiert - den Reproduktionsprozeá des gesell- schaftlichen Gesamtkapitals betrachtet -, ist augenscheinlich nichts andres als der noch auf dem Markt befindliche, im Prozeá seiner Metamorphose begriffene Teil des industriellen Kapitals, der jetzt als Warenkapital existiert und fungiert. Es ist also nur das vom Kaufmann vorgeschoáne Geldkapital, das ausschlieálich zum Kauf und Verkauf bestimmt ist, daher nie andre Form als die des Warenkapitals und Geldkapitals, nie die des produktiven Kapi- tals annimmt und stets in der Zirkulationssph„re des Kapitals eingepfercht bleibt - es ist nur dies Geldkapital, was jetzt zu betrachten ist mit Bezug auf den gesamten Reproduktionsprozeá des Kapitals. Sobald der Produzent, der Leinwandfabrikant, seine 30 000 Ellen an den Kaufmann fr 3000 Pfd.St. verkauft hat, kauft er mit dem so gel”sten Geld die n”tigen Produktionsmittel, und sein Kapital geht wieder in den Produktionsprozeá ein; sein Produktionsprozeá kontinuiert, geht ununterbrochen fort. Fr ihn hat die Verwand- lung seiner Ware in Geld stattgefunden. Aber fr die Leinwand selbst hat die Verwandlung, wie wir sahen, noch nicht stattgefun- den. Sie ist noch nicht endgltig in Geld rckverwandelt, noch nicht als Gebrauchswert, sei es in die produktive, sei es in die individuelle Konsumtion eingegangen. Der Leinwandh„ndler repr„- sentiert jetzt auf dem Markt dasselbe Warenkapital, das der Lein- wand. Produzent dort ursprnglich repr„sentierte. Fr diesen ist der Prozeá der Metamorphose abgekrzt, aber nur, um in der Hand des Kaufmanns fortzudauern. #286# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Máte der Leinwandproduzent warten, bis seine Leinwand wirklich aufgeh”rt hat, Ware zu sein, bis sie an den letzten K„ufer, den produktiven oder individuellen Konsumenten bergegangen ist, so w„re sein Reproduktionsprozeá unterbrochen. Oder um ihn nicht zu unterbrechen, h„tte er seine Operationen einschr„nken mssen, einen geringem Teil seiner Leinwand in, Kohlen, Arbeit etc., kurz in die Elemente des produktiven Kapitals verwandeln und einen gr„áern Teil davon als Geldreserve bei sich behalten mssen, da- mit, w„hrend ein Teil seines Kapitals sich als Ware auf dem Markt befindet, ein andrer Teil den Produktionsprozeá fortsetzen k”nne, so daá, wenn dieser als Ware auf den Markt tritt, jener in Geld- form zurckflieát. Diese Teilung seines Kapitals wird durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns nicht beseitigt. Aber ohne letztre máte der in Form von Geldreserve vorhandne Teil des Zirkulati- onskapitals stets gr”áer sein im Verh„ltnis zu dem in Form von produktivem Kapital besch„ftigten Teil und dementsprechend die Stufenleiter der Reproduktion beschr„nkt werden. Statt dessen kann der Produzent nun einen gr”áern Teil seines Kapitals best„n- dig im eigentlichen Produktionsprozeá anwenden, einen geringem als Geldreserve. Dafr befindet sich aber nun ein andrer Teil des gesellschaftli- chen Kapitals, in der Form des Kaufmannskapitals, best„ndig in- nerhalb der Zirkulationssph„re. Er ist stets nur angewandt, um Ware zu kaufen und zu verkaufen. Es scheint so nur ein Wechsel der Personen vorgegangen zu sein, die dies Kapital in der Hand haben. Wendete der Kaufmann, statt fr 3000 Pfd.St. Leinwand zu kaufen, in der Absicht, sie wieder zu verkaufen, diese 3000 Pfd.St. selbst produktiv an, so w„re das produktive Kapital der Gesell- schaft vergr”áert. Allerdings máte dann der Leinwandproduzent einen bedeutendem Teil seines Kapitals als Geldreserve festhal- ten, und ebenso der jetzt in einen industriellen Kapitalisten verwandelte Kaufmann. Andrerseits, wenn der Kaufmann Kaufmann bleibt, so spart der Produzent Zeit im Verkaufen, die er zur šberwachung des Produktionsprozesses anwenden kann, w„hrend der Kaufmann seine ganze Zeit im Verkaufen verwenden muá. Falls das Kaufmannskapital nicht seine notwendigen Proportionen berschreitet, ist anzunehmen: 1. daá infolge der Teilung der Arbeit das Kapital, das sich aus- schlieálich mit Kaufen und Verkaufen besch„ftigt (und es geh”rt hierzu auáer dem Geld zum Ankauf von Waren das Geld, das ausge- legt werden muá in der zum Betrieb des kaufm„nnischen Gesch„fts notwendigen Arbeit, im konstanten Kapital des Kaufmanns, Lagerge- b„uden, Transport etc.), kleiner #287# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- ist, als es w„re, wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufm„nnischen Teil seines Gesch„fts selbst betreiben máte; 2. daá, weil der Kaufmann ausschlieálich mit diesem Gesch„ft sich befaát, nicht nur fr den Produzenten seine Ware frher in Geld verwandelt wird, sondern das Warenkapital selbst rascher seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produzenten tun wurde; 3. daá, das gesamte Kaufmannskapital im Verh„ltnis zum industri- ellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmannskapitals nicht nur die Umschl„ge vieler Kapitale in einer Produktions- sph„re, sondern die Umschl„ge einer Anzahl von Kapitalen in ver- schiednen Produktionssph„ren vorstellen kann. Das erstere ist der Fall, wenn z.B. der Leinwandh„ndler, nachdem er mit seinen 3000 Pfd.St. das Produkt eines Leinwandproduzenten gekauft und wieder verkauft hat, bevor derselbe Produzent dasselbe Quantum Waren wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines andren oder mehre- rer Leinwandproduzenten kauft und dies wieder verkauft, so die Umschl„ge verschiedner Kapitale in derselben Produktionssph„re vermittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann, z.B. nach dem Verkauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines Kapitals in einer andern Produktionssph„re vermittelt. Im allgemeinen ist zu bemerken: Der Umschlag des industriellen Kapitals ist nicht nur durch die Umlaufszeit, sondern auch durch die Produktionszeit beschr„nkt. Der Umschlag des Kaufmannskapi- tals, soweit es nur mit einer bestimmten Warensorte handelt, ist beschr„nkt nicht durch den Umschlag eines industriellen Kapitals, sondern durch den aller industriellen Kapitale in demselben Pro- duktionszweig. Nachdem der Kaufmann die Leinwand des einen gek- auft und verkauft, kann er die des andren kaufen und verkaufen, bevor der erste wieder eine Ware auf den Markt wirft. Dasselbe Kaufmannskapital kann also nacheinander die verschiednen Um- schl„ge der in einem Produktionszweig angelegten Kapitale vermit- teln; so daá sein Umschlag nicht identisch ist mit den Umschl„gen eines einzelnen industriellen Kapitals und daher nicht bloá die eine Geldreserve ersetzt, die dieser einzelne industrielle Kapi- talist in petto haben máte. Der Umschlag des Kaufmannskapitals in einer Produktionssph„re ist natrlich durch deren Gesamtpro- duktion beschr„nkt. Aber er ist nicht beschr„nkt durch die Gren- zen der Produktion oder die Umschlagszeit des einzelnen Kapitals derselben Sph„re, soweit diese Umschlagszeit durch die Produkti- onszeit gegeben ist. Gesetzt, A liefre eine Ware, die drei Monate zu ihrer Produktion braucht. Nachdem der Kaufmann sie gekauft und verkauft, sage in einem Monat, kann er dasselbe Produkt eines an- dren Produzenten kaufen #288# IV.Abschnitt - Da kufm„nnische Kapital ----- und verkaufen. Oder nachdem er z.B. das Getreide eines P„chters verkauft, kann er mit demselben Geld das des zweiten kaufen und verkaufen usw. Der Umschlag seines Kapitals ist begrenzt durch die Masse Getreide, die er nacheinander in einer gegebnen Zeit, z.B. einem Jahr, kaufen und verkaufen kann, w„hrend der Umschlag des P„chterkapitals, abgesehn von der Umlaufszeit, beschr„nkt ist durch die Produktionszeit, die ein Jahr dauert. Der Umschlag des- selben Kaufmannskapitals kann aber ebensogut die Umschl„ge von Kapitalen in verschiednen Produktionszweigen vermitteln. Soweit dasselbe Kaufmannskapital in verschiednen Umschl„gen dazu dient, verschiedne Warenkapitale sukzessive in Geld zu verwandeln, sie also der Reihe nach kauft und verkauft, verrichtet es als Geldka- pital dieselhe Funktion gegenber dem Warenkapital, die das Geld berhaupt durch die Anzahl seiner Uml„ufe in einer gegebnen Peri- ode gegenber den Waren verrichtet. Der Umschlag des Kaufmannskapitals ist nicht identisch mit dem Umschlag oder der einmaligen Reproduktion eines gleich groáen in- dustriellen Kapitals, er ist vielmehr gleich der Summe der Um- schl„ge einer Anzahl solcher Kapitale, sei es in derselben, sei es in verschiednen Produktionssph„ren. Je rascher das Kaufmanns- kapital umschl„gt, um so kleiner, je langsamer es umschl„gt, um so gr”áer ist der Teil des gesamten Geldkapitals, das als Kauf- mannskapital figuriert. Je unentwickelter die Produktion, desto gr”áer die Summe des Kaufmannskapitals im Verh„ltnis zur Summe der berhaupt in Zirkulation geworfnen Waren, desto kleiner aber ist es absolut oder verglichen mit entwickeltem Zust„nden. Umge- kehrt, umgekehrt. In solchen unentwickelten Zust„nden befindet sich daher der gr”áte Teil des eigentlichen Geldkapitals in den H„nden der Kaufleute, deren Verm”gen so den andren gegenber das Geldverm”gen bildet. Die Geschwindigkeit der Zirkulation des vom Kaufmann vorgeschoá- nen Geldkapitals h„ngt ab: 1. von der Geschwindigkeit, womit sich der Produktionsprozeá erneuert und die verschiednen Produktions- prozesse ineinandergreifen; 2. von der Geschwindigkeit der Kon- sumtion. Es ist nicht n”tig, daá das Kaufmannskapital bloá den oben be- trachteten Umschlag durchmacht, fr seinen ganzen Wertumfang erst Ware zu kaufen und sie dann zu verkaufen. Sondern der Kaufmann macht gleichzeitig beide Bewegungen durch. Sein Kapital teilt sich dann in zwei Teile. Der eine besteht aus Warenkapital und der andre aus Geldkapital. Er kauft hier und verwandelt damit sein Geld in Ware. Er verkauft dort und verwandelt damit einen andren Teil des Warenkapitals in Geld. Auf der einen Seite str”mt ihm sein Kapital als Geldkapital zurck. w„hrend auf der #289# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- andren ihm Warenkapital zuflieát. Je gr”áer der Teil, der in der einen Form, desto kleiner der, der in der andren existiert. Dies wechselt ab und gleicht 1 ionssich aus. Verbindet sich mit der Anwendung des Geldes als Zirkulationsmittel die als Zahlungsmit- tel und das darauf erwachsende Kreditsystem, so vermindert sich noch ferner der Geldkapitalteil des Kaufmannskapitals im Verh„lt- nis zur Gr”áe der Transaktionen, die dies Kaufmannskapital ver- richtet. Kaufe ich fr 1000 Pfd.St. Wein auf 3 Monate Ziel, und habe ich den Wein verkauft gegen bar, vor Ablauf der drei Monate, so ist fr diese Transaktion kein Heller vorzuschieáen. In diesem Fall ist auch sonnenklar, daá das Geldkapital, das hier als Kauf- mannskapital figuriert, durchaus nichts ist als das industrielle Kapital selbst in seiner Form als Geldkapital, in seinem Rckfluá zu sich in der Form des Geldes. (Daá der Produzent, der fr 1000 Pfd.St. Ware auf 3 Monate Ziel verkauft hat, den Wechsel, d.h. Schuldschein, dafr beim Bankier diskontieren kann, „ndert nichts an der Sache und hat nichts mit dem Kapital des Warenh„ndlers zu schaffen.) Fielen die Marktpreise der Ware in der Zwischenzeit vielleicht um 1/10, so erhielte der Kaufmann nicht nur keinen Profit, sondern berhaupt nur 2700 Pfd.St. zurck statt 3000. Er máte 300 Pfd.St. zulegen, um zu zahlen. Diese 300 Pfd.St. fun- gierten nur als Reserve zur Ausgleichung der Preisdifferenz. Aber dasselbe gilt fr den Produzenten. H„tte er selbst verkauft, zu fallenden Preisen, so h„tte er ebenfalls 300 Pfd.St. verloren und k”nnte die Produktion auf derselben Stufenleiter nicht wieder be- ginnen ohne Reservekapital. Der Leinwandh„ndler kauft fr 3000 Pfd.St. Leinwand vom Fabrikan- ten; dieser zahlt von diesen 3000 Pfd.St. z.B. 2000, um Garn zu kaufen; er kauft dies Garn vom Garnh„ndler. Das Geld, womit der Fabrikant den Garnh„ndler zahlt, ist nicht das Geld des Leinwand- h„ndlers; denn dieser hat Ware zum Belauf dieser Summe dafr er- halten. Es ist Geldform seines eignen Kapitals. In der Hand des Garnh„ndlers erscheinen diese 2000 Pfd.St. nun als zurckgefloá- nes Geldkapital; aber wieweit sind sie es, als unter schieden von diesen 2000 Pfd.St., als der abgestreiften Geldform der Leinwand und der angenommnen Geldform des Garns? Hat der Garnh„ndler auf Kredit gekauft und hat er gegen bar verkauft vor Verfall seiner Zahlungsfrist, so steckt in diesen 2000 Pfd.St. kein Heller Kauf- mannskapital als unterschieden von der Geldform, die das indu- strielle Kapital selbst in seinem Kreislaufsprozeá annimmt. Das Warenhandlungskapital, soweit es also nicht bloáe Form des indu- striellen Kapitals ist, das sich in der Gestalt von Warenkapital oder Geldkapital in der Hand des Kaufmanns befindet, ist nichts als der Teil des Geldkapitals, der dem Kaufmann selbst geh”rt #290# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- und im Kauf und Verkauf von Waren umgetrieben wird. Dieser Teil stellt auf reduziertem Maástab den Teil des zur Produktion vorge- schoánen Kapitals vor, der sich als Geldreserve, Kaufmittel, stets in der Hand des Industriellen befinden und stets als ihr Geldkapital zirkulieren máte. Dieser Teil befindet sich jetzt, reduziert, in der Hand von kaufm„nnischen Kapitalisten; als sol- cher stets fungierend im Zirkulationsprozeá. Es ist der Teil des Gesamtkapitals, der, abgesehn von Revenueausgaben, best„ndig als Kaufmittel auf dem Markt zirkulieren muá, um die Kontinuit„t des Reproduktionsprozesses in Gang zu halten. Er ist um so kleiner im Verh„ltnis zum Gesamtkapital, je rascher der Reproduktionsprozeá und je entwickelter die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, d.h. des Kreditsystems. 38) Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulations- sph„re fungierendes Kapital. Der Zirkulationsprozeá ist eine Phase des gesamten Reproduktionsprozesses. Aber im Zirkulations- prozeá wird kein Wert produziert, --- 38) Um das Kaufmannskapiial als Produktionskapital klassifizieren zu k”nnen, verwechselt Ramsay es mit der Transportindustrie und nennt den Handel: "den Transport der Waren von einem Ort zum an- deren". ("An Essay on the Distribution of Wealth." p. 19.) Die- selbe Verwechslung schon bei Verri ("Meditazioni sull' Ec. Pol., õ 4, [p. 32].) und Say ("Trait‚' d' c. Pol.', I, p. 14, 15). - In seinen "Elements of Pol. Ec.", (Andover und New York 1835) sagt S. P. Newman: "Bei den bestehenden wirtschaftlichen Einrich- tungen der Gesellschaft ist die eigentliche Verrichtung des Kauf- manns, n„mlich zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten zu stehen, dem ersten Kapital vorzuschieáen und Produkte als Gegen- leistung zu erhalten, diese Produkte dem anderen zu bermitteln und dafr Kapital zurckzuerhalten, eine Transaktion, die sowohl den ”konomischen Prozeá der Gemeinschaft erleichtert als auch den Produkten, mit denen sie vollzogen wird, Wert zusetzt." (p. 174.) Produzent und Konsument sparen so Geld und Zeit durch die Dazwi- schenkunft des Kaufmanns. Dieser Dienst erfordert Vorschuá von Kapital und Arbeit und muá belohnt werden, da er den Produkten Wert zusetzt, denn dieselben Produkte sind in den H„nden der Kon- sumenten mehr wert als in den H„nden der Produzenten". Und so er- scheint ihm der Handel, ganz wie Herrn Say, als strenggenommen ein Produktionsakt" (p. 175). Diese Ansicht Newmans ist grund- falsch. Der Gebrauchswert einer Ware ist gr”áer in der Hand des Konsumenten als in der Hand des Produzenten, weil er hier ber- haupt erst realisiert wird. Denn de Gebrauchswert einer Ware wird erst realisiert, tritt in Funktion, sobald die Ware in die Sph„re der Konsurntion bertritt. In der Hand des Produzenten existiert er nur in potentieller Form. Aber man bezahlt eine Ware nicht zweimal, erst ihren Tauschwert und dann ihren Gebrauchswert noch extra. Dafr, daá ich ihren Tauschwert zahle, eigne ich ihren Ge- brauchswert mir an. Und der Tauschwert erh„lt nicht den gering- sten Zuwachs dadurch, daá die Ware aus der Hand des Produzenten oder Zwischenh„ndlers in die des Konsumenten bergeht. #291# 16. Kapitel - Das Warenhandlungskapital ----- also auch kein Mehrwert. Es gehn nur Formver„nderungen derselben Wertmasse vor. Es geht in der Tat nichts vor als die Metamorphose der Waren, die als solche mit Wertsch”pfung oder Wertver„nderung nichts zu tun hat. Wird beim Verkauf der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in ihr existiert; bei dem zweiten Akt, dem Rckaustausch des Geldkapitals gegen Ware (Produktionselemente), wird daher auch vom K„ufer kein Mehr- wert realisiert, sondern hier nur durch Austausch des Geldes ge- gen Produktionsmittel und Arbeitskraft die Produktion des Mehr- werts eingeleitet. Im Gegenteil. Soweit diese Metamorphosen Zir- kulationszeit kosten - eine Zeit, innerhalb deren das Kapital berhaupt nicht, also auch keinen Mehrwert produziert -, ist sie Beschr„nkung der Wertsch”pfung, und der Mehrwert wird sich als Profitrate gerade im umgekehrten Verh„ltnis zur Dauer der Zirku- lationszeit ausdrcken. Das Kaufmannskapital schafft daher weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt. Sofern es zur Abkrzung der Zirkulationszeit beitr„gt, kann es indirekt den vom industri- ellen Kapitalisten produzierten Mehrwert vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung der Arbeit zwischen den Kapitalen vermittelt, also das Kapital bef„higt, auf gr”árer Stufenleiter zu arbeiten, bef”rdert seine Funktion die Produkti- vit„t des industriellen Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkrzt, erh”ht es das Verh„ltnis des Mehr- werts zum vorgeschoánen Kapital, also die Profitrate. Soweit es einen geringem Teil des Kapitals als Geldkapital in die Zirkula- tionssph„re einbannt, vermehrt es den direkt in der Produktion angewandten Teil des Kapitals. #292# ----- SIEBZEHNTES KAPITEL Der kommerzielle Profit Man hat in Buch II 1*) gesehn, daá die reinen Funktionen des Ka- pitals in der Zirkulationssph„re - die Operationen, die der indu- strielle Kapitalist vornehmen muá, um erstens den Wert seiner Wa- ren zu realisieren und zweitens diesen Wert in die Produktionse- lemente der Ware rckzuverwandeln, die Operationen zur Vermitt- lung der Metamorphosen des Warenkapitals W'-G-W, also die Akte des Verkaufens und Kaufens - weder Wert noch Mehrwert erzeugen. Umgekehrt zeigte es sich, daá die Zeit, die hierfr erheischt, objektiv mit Bezug auf die Waren und subjektiv mit Bezug auf den Kapitalisten, Grenzen erzeugt fr die Bildung von Wert und Mehr- wert. Was von der Metamorphose des Warenkapitals an sich gilt, wird natrlich in keiner Weise dadurch ge„ndert, daá ein Teil desselben die Gestalt des Warenhandlungskapitals annimmt oder daá die Operationen, wodurch die Metamorphose des Warenkapitals ver- mittelt wird, als das besondre Gesch„ft einer besondren Abteilung von Kapitalisten oder als ausschlieáliche Funktion eines Teils des Geldkapitals erscheint. Wenn das Verkaufen und Kaufen von Wa- ren - und darin l”st sich die Metamorphose des Warenkapitals W'- G-W auf - durch die industriellen Kapitalisten selbst keine Wert oder Mehrwert schaffenden Operationen sind, so werden sie es un- m”glich dadurch, daá sie statt von diesen, von andren Personen verrichtet werden. Wenn ferner der Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, der best„ndig als Geldkapital disponibel sein muá, damit der Reproduktionsprozeá nicht durch den Zirkulations- prozeá unterbrochen werde, sondern kontinuierlich sei - wenn dies Geldkapital weder Wert noch Mehrwert schafft, so kann es diese Eigenschaften nicht dadurch erwerben, daá es, statt vom industri- ellen Kapitalisten, von einer andern Abteilung Kapitalisten, zur Verrichtung derselben Funktionen, best„ndig in Zirkulation gewor- fen wird. ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 124-128 #293# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Wieweit das Kaufmannskapital indirekt produktiv sein kann, ist bereits angedeutet und wird sp„ter noch weiter er”rtert werden. Das Warenhandlungskapital also - abgestreift alle heterogenen Funkti,nen, wie Aufbewahren, Spedieren, Transportieren, Eintei- len, Detaillieren, die damit verknpft sein m”gen, und beschr„nkt auf seine wahre Funktion des Kaufens, um zu verkaufen - schafft weder Wert noch Mehrwert, sondern vermittelt nur ihre Realisation und damit zugleich den wirklichen Austausch der Waren, ihr šber- gehn aus einer Hand in die andre, den gesellschaftlichen Stoff- wechsel. Dennoch, da die Zirkulationsphase des industriellen Ka- pitals ebensosehr eine Phase des Reproduktionsprozesses bildet wie die Produktion, muá das im Zirkulationsprozeá selbst„ndig fungierende Kapital ebensosehr den j„hrlichen Durchschnittsprofit abwerfen wie das in den verschiednen Zweigen der Produktion fun- gierende Kapital. Wrfe das Kaufmannskapital einen h”hern prozen- tigen Durchschnittsprofit ab als das industrielle Kapital, so wrde sich ein Teil des industriellen Kapitals in Kaufmannskapi- tal verwandeln. Wrfe es einen niedrigem DurchschnittsProfit ab, so f„nde der umgekehrte Prozeá statt. Ein Teil des Kaufmannskapi- tals wrde sich in industrielles verwandeln. Keine Kapitalgattung hat gr”áre Leichtigkeit, ihre Bestimmung, ihre Funktion zu „n- dern, als das Kaufmannskapital. Da das Kaufmannskapital selbst keinen Mehrwert erzeugt, so ist klar, daá der Mehrwert, der in der Form des Durchschnittsprofits auf es f„llt, einen Teil des von dem gesamten produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts bildet. Aber die Frage ist nun die: Wie zieht das Kaufmannskapital den ihm zufallenden Teil des vom produktiven Kapital erzeugten Mehrwerts oder Profits an sich? Es ist nur Schein, daá der merkantile Profit bloáer Zuschlag, no- minelle Erh”hung des Preises der Waren ber ihren Wert. Es ist klar, daá der Kaufmann seinen Profit nur aus dem Preis der von ihm verkauften Waren beziehn kann, und noch mehr, daá dieser Profit, den er beim Verkauf seiner Waren macht, gleich sein muá der Differenz zwischen seinem Kaufpreis und seinem Verkaufspreis, gleich dem šberschuá des erstern ber den letztern. Es ist m”glich, daá nach dem Kauf der Ware und vor ihrem Verkauf zus„tzliche Kosten (Zirkulationskosten) in sie eingehn, und es ist ebenso m”glich, daá dies nicht der Fall. Gehn solche Kosten ein, so ist klar, daá der šberschuá des Verkaufspreises ber den Kaufpreis nicht bloá Profit vorstellt. Um die Untersuchung zu vereinfachen, unterstellen wir zun„chst, daá keine solchen Kosten eingehn. #294# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Bei dem industriellen Kapitalisten ist der Unterschied zwischen dem Verkaufspreis und dem Kaufpreis seiner Waren gleich dem Un- terschied zwischen ihrem Produktionspreis und ihrem Kostpreis, oder wenn wir das gesellschaftliche Gesamtkapital betrachten, gleich dem Unterschied zwischen dem Wert der Waren und ihrem Kostpreis fr die Kapitalisten, was sich wieder aufl”st in dem Unterschied des Gesamtquantums der in ihnen vergegenst„ndlichten Arbeit ber das Quantum der in ihnen vergegenst„ndlichten bezahl- ten Arbeit. Bevor die von dem industriellen Kapitalisten gekauf- ten Waren wieder als verkaufbare Waren auf den Markt zurckgewor- fen werden, machen sie den Produktionsprozeá durch, in welchem der sp„ter als Profit zu realisierende Bestandteil ihres Preises erst produziert wird. Aber mit dem Warenh„ndler verh„lt es sich anders. Die Waren befinden sich nur in seiner Hand, solange sie sich in ihrem Zirkulationsprozeá befinden. Er setzt nur ihren vom produktiven Kapitalisten begonnenen Verkauf, die Realisierung ihres Preises fort und l„át sie daher keinen Zwischenprozeá durchmachen, worin sie von neuem Mehrwert einsaugen k”nnten. W„h- rend der industrielle Kapitalist in der Zirkulation den bisher produzierten Mehrwert oder Profit nur realisiert, soll der Kauf- mann dagegen in der Zirkulation und durch sie seinen Profit nicht nur realisieren, sondern erst machen. Dies scheint nur dadurch m”glich zu sein, daá er die ihm vom industriellen Kapitalisten zu ihren Produktionspreisen, oder wenn wir das gesamte Warenkapital betrachten, zu ihren Werten verkauften Waren ber ihren Produkti- onspreisen verkauft, einen nominellen Zuschlag zu ihren Preisen macht, also, das gesamte Warenkapital betrachtet, es ber seinem Wert verkauft und diesen šberschuá ihres Nominalwerts ber ihren Realwert einkassiert, in einem Wort, sie teurer verkauft, als sie sind. Diese Form des Zuschlags ist sehr einfach zu verstehn, z.B. eine Elle Leinwand kostet 2 sh. Soll ich 10% Profit aus dem Wiederver- kauf machen, so muá ich 1/10 auf den Preis schlagen, also die Elle zu 2 sh. 2 2/5 d. verkaufen. Die Differenz zwischen ihrem wirklichen Produktionspreis und ihrem Verkaufspreis ist dann = 2 2/5 d., und dies ist auf die 2 sh. ein Profit von 10%. In der Tat verkaufe ich dem K„ufer dann die Elle zu einem Preis, der wirk- lich der Preis fr 1 1/10 Elle ist. Oder was auf dasselbe hinaus- kommt: Es ist ganz, als verkaufte ich dem K„ufer 1*) nur 10/11 Ellen fr 2 sh. und behielte 1/11 Elle fr mich. In der Tat kann ich mit 2 2/5 d. 1/11 Elle zurckkaufen, den Preis der Elle zu 2 sh. 2 2/5 d. gerechnet. Es w„re dies also nur ein Umweg, um an dem Mehrwert und Mehrprodukt teilzunehmen durch nominelle Prei- serh”hung der Waren. ----- 1*) 1. Auflage: Verk„ufez; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #295# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Dies ist die Realisierung des merkantilen Profits durch Preisauf- schlag der Waren, wie sie sich zun„chst in der Erscheinung dar- bietet. Und in der Tat ist die ganze Vorstellung vom Entspringen des Profits aus einer nonellen Preiserh”hung der Waren oder aus dem Verkauf derselben ber ihren Wert aus der Anschauung des mer- kantilen Kapitals entsprungen. N„her betrachtet zeigt sich jedoch bald, daá dies bloáer Schein ist. Und daá, die kapitalistische Produktionsweise als die herr- schende vorausgesetzt, der kommerzielle Profit sich nicht in die- ser Weise realisiert. (Es handelt sich hier immer nur um den Durchschnitt, nicht um einzelne F„lle.) Warum unterstellen wir, daá der Warenh„ndler einen Profit von sage 10% auf seine Waren nur realisieren kann, indem er sie um 10% ber ihren Produktions- preisen verkauft? Weil wir angenommen haben, daá der Produzent dieser Waren, der industrielle Kapitalist (der als Personifika- tion des industriellen Kapitals der Auáenwelt gegenber immer als "der Produzent" figuriert), sie dem Kaufmann zu ihrem Produkti- onspreis verkauft hat. Wenn die vom Warenh„ndler gezahlten Kauf- preise der Waren gleich ihren Produktionspreisen, in letzter In- stanz gleich ihren Werten, so daá also der Produktionspreis, in letzter Instanz der Wert der Waren den Kostpreis fr den Kaufmann darstellt, so muá in der Tat der šberschuá seines Verkaufspreises ber seinen Kaufpreis - und nur diese Differenz bildet die Quelle seines Profits - ein šberschuá ihres merkantilen Preises ber ih- ren Produktionspreis sein und in letzter Instanz der Kaufmann alle Waren ber ihren Werten verkaufen. Aber warum wurde angenom- men, daá der industrielle Kapitalist dem Kaufmann die Waren zu ihren Produktionspreisen verkauft? Oder vielmehr, was war in die- ser Annahme vorausgesetzt? Daá das merkantile Kapital (hier haben wir es mit demselben nur noch als Warenhandlungskapital zu tun) nicht in die Bildung der allgemeinen Profitrate eingeht. Wir gin- gen notwendig von dieser Voraussetzung aus bei Darstellung der allgemeinen Profitrate, erstens, weil das merkantile Kapital als solches damals fr uns noch nicht existierte; und zweitens, weil der Durchschnittsprofit, und daher die allgemeine Profitrate, zun„chst notwendig zu entwickeln war als Ausgleichung der Profite oder Mehrwerte, die von den industriellen Kapitalen der ver- schiednen Produktionssph„ren wirklich produziert werden. Bei dem Kaufmannskapital haben wir es dagegen mit einem Kapital zu tun, das am Profit teilnimmt, ohne an seiner Produktion teilzunehmen. Es ist also jetzt n”tig, die frhere Darstellung zu erg„nzen. Gesetzt, das w„hrend des Jahres vorgeschoáne industrielle Gesamt- kapital sei = 720c+ 180v = 900 (etwa Millionen Pfd.St.) und m' = 100%. Das Produkt also = 720c + 180v + 180m. Nennen wir dann dies Produkt #296# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- oder das produzierte Warenkapital W, so ist sein Wert oder Pro- duktionspreis (da beide fr die Totalit„t der Waren zusammenfal- len) = 1080 und die Rate des Profits fr das gesamte Kapital von 900 = 20 %. Diese 20% sind nach dem frher Entwickelten die Durchschnittsprofitrate, da der Mehrwert hier nicht auf dieses oder jenes Kapital von besondrer Zusammensetzung, sondern auf das gesamte industrielle Kapital mit seiner Durchschnittszusammenset- zung berechnet ist. Also W = 1080 und die Profitrate = 20%. Wir wollen aber nun annehmen, daá auáer diesen 900 Pfd.St. industri- elles Kapital noch 100 Pfd.St. Kaufmannskapital hinzukommt, wel- ches pro rata seiner Gr”áe denselben Anteil am Profit hat wie je- nes. Nach der Voraussetzung ist es 1/10 des Gesamtkapitals von 1000. Es beteiligt sich also mit 1/10 am Gesamtmehrwert von 180 und erh„lt so einen Profit zur Rate von 18%. In der Tat also ist der zwischen den andren 9/10 des Gesamtkapitals zu verteilende Profit nur noch = 162 oder auf das Kapital von 900 ebenfalls = 18%. Der Preis also, wozu W von den Besitzern des industriellen Kapitals von 900 an die Warenh„ndler verkauft wird, ist = 720c + 180v + 162m = 1062. Schl„gt der Kaufmann also auf sein Kapital von 100 den Durchschnittsprofit von 18%, so verkauft er die Waren zu 1062 + 18 = 1080, d. h. zu ihrem Produktionspreis oder, das gesamte Warenkapital betrachtet, zu ihrem Wert, obgleich er sei- nen Profit nur in der Zirkulation und durch sie macht und nur durch den šberschuá seines Verkaufspreises ber seinen Kaufpreis. Aber dennoch verkauft er die Waren nicht ber ihrem Wert oder nicht ber ihrem Produktionspreis, eben weil ihrem Wert oder un- ter ihrem Produktionspreis, eben weil er sie unter ihrem Wert oder unter ihrem Produktionspreis von den industriellen Kapitali- sten gekauft hat. In die Bildung der allgemeinen Profitrate geht also das Kauf- mannskapital bestimmend ein pro rata des Teils, den es vom Ge- samtkapital bildet. Wenn also im angegebnen Fall gesagt wird: die Durchschnittsprofitrate ist = 18% so w„re sie 20%, wenn nicht 1/10 des Gesamtkapitals Kaufmannskapital w„re und dadurch die allgemeine Profitrate um 1/10 herabgesetzt worden. Es tritt damit auch eine n„here, einschr„nkende Bestimmung des Produktionsprei- ses ein. Unter Produktionspreis ist nach wie vor zu verstehn der Preis der Ware ihren Kosten (dem Wert des in ihr enthaltnen kon- stanten + variablen Kapitals) + dem Durchschnittsprofit darauf. Aber dieser Durchschnittsprofit ist jetzt anders bestimmt. Er ist bestimmt durch den Gesamtprofit, den das totale produktive Kapi- tal erzeugt; aber nicht berechnet auf dies produktive Totalkapi- tal, so daá, wenn dies wie oben = 900 und der Profit = 180, die Durchschnittsprofitrate = 180/900 = 20% w„re, #297# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- sondern berechnet auf das totale produktive + Handelskapital, so daá, wenn 900 produktives und 100 Handelskapital, die Durch- schnittsprofit 180/1000 = 18% ist. Der Produktionspreis ist also = k (den Kosten) + 18, statt k + 20. In der Durchschnittspro- fitrate ist bereits der auf das Handelskapital fallende Teil des Gesamtprofits eingerechnet. Der wirkliche Wert oder Produktions- preis des gesamten Warenkapitals ist daher = k + p + h (wo h der kommerzielle Profit). Der Produktionspreis oder der Preis, wozu der industrielle Kapitalist als solcher verkauft, ist also klei- ner als der wirkliche Produktionspreis der Ware; oder, wenn wir die Gesamtheit der Waren betrachten, so sind die Preise, wozu die industrielle Kapitalistenkjasse sie verkauft, kleiner als ihre Werte. So im obigen Fall. 900 (Kosten) + 18% auf 900 oder 900 + 162 = 1062. Indem nun der Kaufmann Ware, die ihm 100 kostet, zu 118 verkauft, schl„gt er allerdings 18% auf; aber da die Ware, die er zu 100 gekauft hat, 118 wert ist, verkauft er sie deswegen nicht ber ihrem Wert. Wir wollen den Ausdruck Produktionspreis in dem oben entwickelten n„hern Sinn beibehalten. Es ist dann klar, daá der Profit des industriellen Kapitalisten gleich dem šberschuá des Produktionspreises der Ware ber ihren Kostpreis und daá, im Unterschied von diesem industriellen Profit, der kom- merzielle Profit gleich dem šberschuá des Verkaufspreises ber den Produktionspreis der Ware, welcher ihr Kaufpreis fr den Kaufmann ist; daá aber der wirkliche Preis der Ware = ihrem Pro- duktionspreise + dem merkantilen (kommerziellen) Profit ist. Wie das industrielle Kapital nur Profit realisiert, der als Mehrwert schon im Wert der Ware steckt, so das Handelskapital nur, weil der ganze Mehrwert oder Profit noch nicht realisiert ist in dem vom industriellen Kapital realisierten Preis der Ware. 39) Der Verkaufspreis des Kaufmanns steht so ber dem Einkaufspreis, nicht weil jener ber, sondern weil dieser unter dem Totalwert steht. Das Kaufmannskapital geht also ein in die Ausgleichung des Mehr- werts zum Durchschnittsprofit, obgleich nicht in die Produktion dieses Mehrwerts. Daher enth„lt die allgemeine Profitrate bereits den Abzug vom Mehrwert, der dem Kaufmannskapital zukommt, also einen Abzug vom Profit des industriellen Kapitals. Es folgt aus dem Bisherigen: 1. je gr”áer das Kaufmannskapital im Verh„ltnis zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industriellen Profits und um- gekehrt. 2. Wenn es sich im ersten Abschnitt zeigte, daá die Pro- fitrate immer eine ----- 39) John Bellers. [41] #298# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- kleinere Rate ausdrckt als die Rate des wirklichen Mehrwerts, d.h. den Exploitationsgrad der Arbeit immer zu klein ausdrckt, z.B. im obigen Fall 720c + 180v + 180m, eine Rate des Mehrwerts von 100%, als eine Profitrate von nur 20%, so weicht dies Ver- h„ltnis noch mehr ab, soweit nun die Durchschnittsprofitrate selbst, bei Einrechnung des dem Kaufmannskapital zufallenden An- teils, wieder kleiner erscheint, hier als 18% statt 20%. Die Durchschnittsrate des Profits des direkt exploitierenden Kapita- listen drckt also die Rate des Profits kleiner aus, als sie wirklich ist. Alle andren Umst„nde gleichbleibend vorausgesetzt, wird der rela- tive Umfang des Kaufmannskapitals (wobei aber das der Kleinh„nd- ler, eine Zwittergattung, Ausnahme bildet) in umgekehrtem Ver- h„ltnis stehn zur Geschwindigkeit seines Umschlags, also im umge- kehrten Verh„ltnis zur Energie des Reproduktionsprozesses ber- haupt. Im Gang der wissenschaftlichen Analyse erscheint die Bil- dung der allgemeinen Profitrate als ausgehend von den industriel- len Kapitalen und ihrer Konkurrenz und erst sp„ter berichtigt, erg„nzt und modifiziert durch die Dazwischenkunft des Kaufmanns- kapitals. Im Gang der historischen Entwicklung verh„lt sich die Sache geradezu umgekehrt. Es ist das kommerzielle Kapital, das zuerst die Preise der Waren mehr oder minder durch ihre Werte be- stimmt, und es ist die Sph„re der den Reproduktionsprozeá vermit- telnden Zirkulation, worin zuerst eine allgemeine Profitrate sich bildet. Der kommerzielle Profit bestimmt ursprnglich den indu- striellen Profit. Erst sobald die kapitalistische Produktions- weise durchgedrungen und der Produzent selbst Kaufmann geworden, wird der merkantile Profit reduziert auf den aliquoten Teil des Gesamtmehrwerts, der dem Handelskapital als einem aliquoten Teil des im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeá besch„ftigten Ge- samtkapitals zukommt. In der erg„nzenden Ausgleichung der Profite durch die Dazwischen- kunft des Kaufmannskapitals zeigte sich, daá in den Wert der Ware kein zus„tzliches Element eingeht fr das vorgeschoáne Geldkapi- tal des Kaufmanns, daá der Zuschlag auf den Preis, wodurch der Kaufmann seinen Profit macht, nur gleich ist dem Wertteil der Ware, den das produktive Kapital im Produktionspreis der Ware nicht berechnet, weggelassen hat. Es verh„lt sich n„mlich mit diesem Geldkapital wie mit dem fixen Kapital des industriellen Kapitalisten, soweit es nicht aufgezehrt ist, sein Wert daher kein Element des Werts der Ware ausmacht. N„mlich in seinem Kauf- preis des Warenkapitals ersetzt er dessen Produktionspreis, = G, in Geld. Sein Verkaufspreis, wie frher entwickelt, ist = G + delta G, welches delta G den durch die allgemeine Profitrate be- stimmten Zusatz zum Warenpreis ausdrckt. #299# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Verkauft er also die Ware, so flieát ihm auáer AG das ursprngfi- che Geldkapital zurck, das er im Ankauf der Waren vorgeschossen. Es tritt hier wieder hervor, daá sein Geldkapital berhaupt nichts ist als das in Geldkapital verwandelte Warenkapital des industriellen Kapitalisten, das ebensowenig die Wertgr”áe dieses Warenkapitals affizieren kann, als wenn letztres statt an den Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft w„re. Es an- tizipiert tats„chlich bloá die Zahlung durch den letztern. Dies ist jedoch nur richtig, wenn wie bisher angenommen wird, daá der Kaufmann keine Unkosten hat oder daá er auáer dem Geldkapital das er vorschieáen muá, um die Ware vom Produzenten zu kaufen, kein andres Kapital, zirkulierendes oder fixes, im Prozeá der Metamor- phose der Waren, des Kaufens und Verkaufens vorzuschieáen hat. Dem ist jedoch nicht so, wie man gesehn hat bei Betrachtung der Zirkulati”nskosten (Buch Il, Kap. VI). Und diese Zirkulationsko- sten stellen sich dar, teils als Kosten, die der Kaufmann zu re- klamieren hat von andren Zirkulationsagenten, teils als Kosten, die direkt aus seinem spezifischen Gesch„ft hervorgehn. Welcher Art immer diese Zirkulationskosten sein m”gen; ob sie aus dem rein kaufm„nnischen Gesch„ft als solchem entspringen, also zu den spezifischen Zirkulationskosten des Kaufmanns geh”ren; oder ob sie Posten vorstellen, die aus nachtr„glichen, innerhalb des Zirkulationsprozesses hinzukommenden Produktionsprozessen, wie Spedition, Transport, Aufbewahrung etc. entspringen: sie unter- stellen auf Seite des Kaufmanns, auáer dem im Warenkauf vorge- schoánen Geldkapital, stets ein zus„tzliches Kapital, das in An- kauf und Zahlung dieser Zirkulationsmittel vorgeschossen war. So- weit dies Kostenelement aus zirkulierendem Kapital besteht, geht es ganz, soweit aus fixem Kapital, geht es nach Maágabe seines Verschleiáes als Zusatzelement in den Verkaufspreis der Waren ein; aber als ein Element, das einen nominellen Wert bildet, selbst wenn es keinen wirklichen Wertzusatz der Ware bildet, wie die rein kaufm„nnischen Zirkulationskosten. Ob aber zirkulierend oder fix, dies ganze zus„tzliche Kapital geht ein in die Bildung der allgemeinen Profitrate. Die rein kaufm„nnischen Zirkulationskosten (also mit Ausschluá der Kosten fr Spedition, Transport, Aufbewahrung etc.) l”sen sich auf in die Kosten, die n”tig sind, um den Wert der Ware zu realisieren, ihn, sei es aus Ware in Geld oder aus Geld in Ware zu verwandeln, ihren Austausch zu vermitteln. Es wird dabei g„nz- lich abgesehn von etwaigen Produktionsprozessen, die w„hrend des Zirkulationsakts fortdauern und von denen das kaufm„nnische Ge- sch„ft ganz getrennt existieren kann; wie in der Tat z.B. die wirkliche Transportindustrie und die Spedition vom Handel ganz #300# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- verschiedne Industriezweige sein k”nnen und sind, auch die zu kaufenden und zu verkaufenden Waren in Docks 1*) und andren ”f- fentlichen R„umen lagern m”gen und die hieraus entspringenden Ko- sten dem Kaufmann von dritten Personen berechnet werden, sofern er sie vorzuschieáen hat. Alles dies findet sich im eigentlichen Groáhandel, wo das kaufm„nnische Kapital am reinsten und am we- nigsten verquickt mit andren Funktionen erscheint. Der Fuhrunter- nehmer, der Eisenbahndirigent, der Schiffsreeder sind keine "Kaufleute". Die Kosten, die wir hier betrachten, sind die des Kaufens und die des Verkaufens. Es ist schon frher bemerkt wor- den, daá sie sich aufl”sen in Rechnen, Buchfhren, Markten, Kor- respondenz etc. Das konstante Kapital, das dazu erfordert ist, besteht in Kontor, Papier, Porto etc. Die andren Kosten l”sen sich auf in variables Kapital, das in Anwendung merkantiler Lohn- arbeiter vorgeschossen wird. (Speditionsspesen, Transportkosten, Vorschsse von Z”llen etc. k”nnen z.T. so betrachtet werden, daá der Kaufmann sie im Ankauf der Waren vorschieát und daá sie fr ihn daher in den Kaufpreis eingehn.) Diese s„mtlichen Kosten werden nicht gemacht in der Produktion des Gebrauchswerts der Waren, sondern in der Realisation ihres Werts; sie sind reine Zirkulationskosten. Sie gehn nicht ein in den unmittelbaren Produktionsprozeá, aber in den Zirkulationspro- zeá, daher in den Gesamtprozeá der Reproduktion. Der einzige Teil dieser Kosten, der uns hier interessiert, ist der in variablem Kapital ausgelegte. (Auáerdem w„re zu untersu- chen: Erstens, wie das Gesetz, daá nur notwendige Arbeit in den Wert der Ware eingeht, sich im Zirkulationsprozeá geltend macht. Zweitens, wie die Akkumulation beim Kaufmannskapital erscheint. Drittens, wie das Kaufmannskapital im wirklichen Gesamtreproduk- tionsprozeá der Gesellschaft fungiert.) Diese Kosten gehn aus der ”konomischen Form des Produkts als Ware hervor. Wenn die Arbeitszeit, die die industriellen Kapitalisten selbst verlieren, um einander ihre Waren direkt zu verkaufen - also ob- jektiv gesprochen, die Umlaufszeit der Waren -, diesen Waren durchaus keinen Wert zusetzt, so ist es klar, daá diese Arbeits- zeit keinen andren Charakter dadurch erh„lt, daá sie auf den Kaufmann statt auf den industriellen Kapitalisten f„llt. Die Ver- wandlung von Ware (Produkt) in Geld und von Geld in Ware (Produktionsmittel) ist notwendige Funktion des industriellen Ka- pitals und daher notwendige Operation des Kapitalisten, der in der Tat nur das personifizierte, ----- 1*) Lagerh„usern #301# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- mit eignem Bewuátsein und Willen begabte Kapital ist. Aber diese Funktionen vermehren weder den Wert, noch schaffen sie Mehrwert. Der Kaufmann, indem er diese Operationen vollzieht oder die Funk- tionen des Kapitals in der Zirkulationssph„re weiter vermittelt, nachdem der produktive Kapitalist aufgeh”rt hat, dies zu tun, tritt bloá an die Stelle des industriellen Kapitalisten. Die Ar- beitszeit, die diese Operationen kosten, wird verwandt auf not- wendige Operationen im Reproduktionsprozeá des Kapitals, aber sie setzt keinen Wert zu. Wenn der Kaufmann diese Operationen nicht verrichtete (also auch nicht die dafr erheischte Arbeitszeit an- wendete), so wrde er sein Kapital nicht anwenden als Zirkulati- onsagent des industriellen Kapitals; er setzte nicht die abge- brochne Funktion des industriellen Kapitalisten weiter fort und h„tte daher auch nicht als Kapitalist, pro rata seines vorge- schoánen Kapitals, an der Profitmasse teilzunehmen, die von der industriellen Kapitalistenklasse produziert wird. Um an der Mehr- wertsmasse teilzunehmen, um seinen Vorschuá als Kapital zu ver- werten, braucht daher der kaufm„nnische Kapitalist keine Lohnar- beiter anzuwenden. Wenn sein Gesch„ft und sein Kapital klein ist, mag er selbst der einzige Arbeiter sein, den er anwendet. Wodurch er bezahlt wird, ist der Teil des Profits, der ihm aus der Diffe- renz zwischen dem Kaufpreis der Waren und dem wirklichen Produk- tionspreis erw„chst. Andrerseits mag denn auch, bei kleinem Umfang des vom Kaufmann vorgeschoánen Kapitals, der Profit, den er realisiert, durchaus nicht gr”áer oder kann selbst kleiner sein als der Arbeitslohn eines der besser bezahlten geschickten Lohnarbeiter. In der Tat, neben ihm fungieren direkte kommerzielle Agenten des produktiven Kapitalisten, Eink„ufer, Verk„ufer, Reisende, die dasselbe oder mehr Einkommen beziehn, sei es in der Form des Arbeitslohns oder in der Form einer Anweisung auf den Profit (Provision, Tantieme), der auf jeden Verkauf gemacht wird. Im ersten Fall kassiert. der Kaufmann den merkantilen Profit als selbst„ndiger Kapitalist ein; im andren Fall wird dem Kommis, dem Lohnarbeiter des industriel- len Kapitalisten, ein Teil des Profits, sei es in der Form des Arbeitslohns, sei es in der Form eines proportionellen Anteils am Profit des industriellen Kapitalisten, dessen direkter Agent er ist, ausgezahlt, und sein Prinzipal sackt in diesem Fall sowohl den industriellen wie kommerziellen Profit ein. Aber in allen diesen F„llen, obgleich dem Zirkulationsagenten selbst seine Ein- nahme als bloáer Arbeitslohn erscheinen mag, als Zahlung fr die von ihm verrichtete Arbeit, und obgleich, wo sie nicht so er- scheint, der Umfang seines Profits nur dem Arbeitslohn eines bes- ser bezahlten Arbeiters gleichkommen mag, entspringt seine Ein- nahme nur aus dem merkantilen Profit. #302# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Dies geht daraus hervor, daá seine Arbeit nicht wertschaffende Arbeit ist. Die Verl„ngerung der Zirkulationsoperation stellt fr den indu- striellen Kapitalisten dar 1. Zeitverlust pers”nlich, soweit er dadurch gehindert wird, seine Funktion als Dirigent des Produkti- onsprozesses selbst zu verrichten; 2. verl„ngerten Aufenthalt seines Produkts, in Geld- oder Warenform, im Zirkulationsprozeá, also in einem Prozeá, worin es sich nicht verwertet und worin der unmittelbare Produktionsprozeá unterbrochen wird. Soll dieser nicht unterbrochen werden, so muá entweder die Produktion be- schr„nkt werden, oder es ist zus„tzliches Geldkapital vorzuschie- áen, damit der Produktionsprozeá stets auf derselben Stufenleiter fortdauert. Dies kommt jedesmal darauf hinaus, daá entweder mit dem bisherigen Kapital kleinerer Profit gemacht wird oder daá zu- s„tzliches Geldkapital vorzuschieáen ist, um den bisherigen Pro- fit zu machen. Dies bleibt nun alles dasselbe, wenn an die Stelle des industriellen Kapitalisten der Kaufmann tritt. Statt daá je- ner mehr Zeit im Zirkulationsprozeá verwendet, verwendet sie der Kaufmann; statt daá er Zusatzkapital fr die Zirkulation vor- schieáen muá, schieát es der Kaufmann vor; oder was auf dasselbe hinauskommt: statt daá ein grárer Teil des industriellen Kapi- tals sich best„ndig im Zirkulationsprozeá herumtreibt, ist das Kapital des Kaufmanns g„nzlich darin eingepfercht; und statt daá der industrielle Kapitalist geringem Profit macht, muá er einen Teil seines Profits g„nzlich an den Kaufmann abtreten. Soweit das Kaufmannskapital auf die Grenzen beschr„nkt bleibt, in denen es notwendig ist, ist der Unterschied nur der, daá durch diese Tei- lung der Funktion des Kapitals weniger Zeit ausschlieálich auf den Zirkulationsprozeá verwendet, weniger Zusatzkapital dafr vorgeschossen wird und der Verlust am Gesamtprofit, der sich in der Gestalt des merkantilen Profits zeigt, kleiner ist, als er sonst w„re. Wenn im obigen Beispiel 720c + 180v + 180m neben ei- nem Kaufmannskapital von 100 dem industriellen Kapitalisten einen Profit von 162 oder 18% l„át, also einen Abzug von 18 verursacht, so betrge das n”tige Zuschuákapital ohne diese Verselbst„ndigung vielleicht 200, und wir h„tten dann als Gesamtvorschuá der indu- striellen Kapitalisten statt 900 1100, also auf einen Mehrwert von 180 eine Profitrate von nur 16 4/11 %. Hat der industrielle Kapitalist, der sein eigner Kaufmann ist, nun auáer dem Zusatzkapital, womit er neue Ware kauft, ehe sein in Zirkulation befindliches Produkt in Geld rckverwandelt ist, auáerdem noch Kapital (Brokosten und Lohn fr kommerzielle Ar- beiter) vorgeschossen fr die Realisierung des Werts seines Wa- renkapitals, also fr den Zirkulationsprozeá, #303# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- so bilden diese zwar zus„tzliches Kapital, aber keinen Mehrwert. Sie mssen aus dem Wert der Waren ersetzt werden; denn ein Wert- teil dieser Waren muá sich wieder umsetzen in diese Zirkulations- kosten; aber hierdurch wird kein zus„tzlicher Mehrwert gebildet. Mit Bezug auf das Gesarntkapital der Gesellschaft kommt dies tats„chlich darauf hinaus, daá ein Teil desselben fr sekund„re Operationen erheischt ist, die nicht in den Verwertungsprozeá eingehn, und daá dieser Teil des gesellschaftlichen Kapitals be- st„ndig fr diese Zwecke reproduziert werden muá. Fr den einzel- nen Kapitalisten und fr die ganze industrielle Kapitalisten- klasse wird dadurch die Profitrate vermindert, ein Resultat, das aus jeder Hinzufgung von Zusatzkapital folgt, soweit dies erfor- derlich ist, um dieselbe Masse variablen Kapitals in Bewegung zu setzen. Soweit diese mit dem Zirkulationsgesch„ft selbst verbundnen Zu- satzkosten dem industriellen Kapitalisten nun abgenommen werden vom kaufm„nnischen, findet diese Verminderung der Profitrate auch statt, nur in geringerm Grade und auf anderm Wege. Die Sache stellt sich jetzt so dar, daá der Kaufmann mehr Kapital vor- schieát als n”tig w„re, wenn diese Kosten nicht existierten, und daá der Profit auf dies Zusatzkapital die Summe des merkantilen Profits erh”ht, also das Kaufmannskapital in gr”árem Umfang in die Ausgleichung der Durchschnittsprofitrate mit dem industriel- len Kapital eingeht, also der Durchschnittsprofit f„llt. Wenn in unserm obigen Beispiel auáer den 100 Kaufmannskapital noch 50 Zu- satzkapital fr die fraglichen Kosten vorgeschossen werden, so verteilt sich der Gesamtmehrwert von 180 nun auf ein produktives Kapital von 900 plus einem Kaufmannskapital von 150, zusammen = 1050. Die Durchschnittsprofitrate sinkt also auf 17 1/7 %. Der industrielle Kapitalist verkauft die Waren an den Kaufmann zu 900 + 154 2/7 = 1054 2/7, und der Kaufmann verkauft sie zu 1130 (1080 + 50 fr Kosten, die er wieder ersetzen muá). Im brigen muá an- genommen werden, daá mit der Teilung zwischen kaufm„nnischem und industriellem Kapital Zentralisation der Handelskosten und daher Verringerung derselben verbunden ist. Es fragt sich jetzt: Wie verh„lt es sich mit den kommerziellen Lohnarbeitern, die der kaufm„nnische Kapitalist. hier der Waren- h„ndler, besch„ftigt? Nach einer Seite hin ist ein solcher kommerzieller Arbeiter Lohn- arbeiter wie ein andrer. Erstens, insofern die Arbeit gekauft wird vom variablen Kapital des Kaufmanns, nicht von dem als Reve- nue verausgabten Geld, und daher auch nur gekauft wird nicht fr Privatbedienung, sondern zum Zweck der Selbstverwertung des darin vorgeschoánen Kapitals. Zweitens, #304# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- sofern der Wert seiner Arbeitskraft und daher sein Arbeitslohn bestimmt ist, wie bei allen andren Lohnarbeitern, durch die Pro- duktions- und Reproduktionskosten seiner spezifischen Arbeits- kraft, nicht durch das Produkt seiner Arbeit. Aber es muá zwischen ihm und den direkt vom industriellen Kapital besch„ftigten Arbeitern derselbe Unterschied stattfinden, der zwischen dem industriellen Kapital und dem Handelskapital und da- her zwischen dem industriellen Kapitalisten und dem Kaufmann stattfindet. Da der Kaufmann als bloáer Zirkulationsagent weder Wert noch Mehrwert produziert (denn der Zusatzwert, den er den Waren durch seine Unkosten zusetzt, l”st sich auf in Zusatz vor- her existierenden Werts, obgleich sich hier die Frage aufdr„ngt, wie erh„lt, konserviert er diesen Wert seines konstanten Kapi- tals?), so k”nnen auch die von ihm in denselben Funktionen be- sch„ftigten merkantilen Arbeiter unm”glich unmittelbar Mehrwert fr ihn schaffen. Hier, wie bei den produktiven Arbeitern unter- stellen wir, daá der Arbeitslohn durch den Wert der Arbeitskraft bestimmt ist, also der Kaufmann sich nicht bereichert durch Abzug am Lohn, so daá er in seiner Kostenberechnung nicht einen Vor- schuá fr Arbeit ansetzt, den er nur zum Teil bezahlte, mit and- ren Worten, daá er sich nicht bereichert, indem er seine Kommis etc. prellt. Was Schwierigkeiten macht mit Bezug auf die merkantilen Lohnar- beiter, ist keineswegs, zu erkl„ren, wie sie direkt fr ihren Be- sch„ftiger Profit produzieren, obgleich sie nicht direkt Mehrwert (wovon der Profit bloá eine verwandelte Form) produzieren. Diese Frage ist in der Tat schon gel”st durch die allgemeine Analyse des merkantilen Profits. Ganz wie das industrielle Kapital da- durch Profit macht, daá es in den Waren steckende und realisierte Arbeit verkauft, fr die es kein Žquivalent bezahlt hat, so das merkantlie Kapital dadurch, daá es dem produktiven Kapital die unbezahlte Arbeit, die in der Ware steckt (in der Ware, soweit das in ihrer Produktion ausgelegte Kapital als aliquoter Teil des gesamten industriellen Kapitals fungiert), nicht ganz zahlt, da- gegen beim Verkauf der Waren diesen noch in den Waren steckenden und von ihm unbezahlten Teil sich zahlen l„át. Das Verh„ltnis des Kaufmannskapitals zum Mehrwert ist ein andres als das des indu- striellen Kapitals. Das letztere produziert den Mehrwert durch direkte Aneignung unbezahlter fremder Arbeit. Das erstere eignet sich einen Teil dieses Mehrwerts an, indem es diesen Teil vom in- dustriellen Kapital auf sich bertragen l„át. Es ist nur durch seine Funktion der Realisierung der Werte, daá das Handelskapital im Reproduktionsprozeá als Kapital fungiert und daher, #305# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- als fungierendes Kapital, aus dem vom Gesamtkapital erzeugten Mehrwert zieht. Die Masse seines Profits h„ngt ab fr den einzel- nen Kaufmann von der Masse Kapital, die er in diesem Prozeá an- wenden kann, und er kann um so mehr davon anwenden, im Kaufen und Verkaufen, je gr”áer die unbezahlte Arbeit seiner Kommis. Die Funktion selbst, kraft deren sein Geld Kapital ist, l„át der kaufm„nnische Kapitalist groáenteils durch seine Arbeiter ver- richten. Die unbezahlte Arbeit dieser Kommis, obgleich sie nicht Mehrwert schafft, schafft ihm aber Aneignung von Mehrwert, was fr dies Kapital dem Resultat nach ganz dasselbe; sie ist also fr es Quelle des Profits. Das kaufm„nnische Gesch„ft k”nnte sonst nie auf groáer Stufenleiter, nie kapitalistisch betrieben werden. Wie die unbezahlte Arbeit des Arbeiters dem produktiven Kapital direkt Mehrwert, schafft die unbezahlte Arbeit der kommerziellen Lohnarbeiter dem Handelskapital einen Anteil an jenem Mehrwert. Die Schwierigkeit ist diese: Da die Arbeitszeit und Arbeit des Kaufmanns selbst keine wertschaffende Arbeit ist, obgleich sie ihm Anteil an bereits erzeugtem Mehrwert schafft, wie verh„lt es sich mit dem variablen Kapital, das er auslegt im Ankauf von kom- merzieller Arbeitskraft? Ist dies variable Kapital als Kostenaus- lage zuzurechnen zum vorgeschoánen Kaufmannskapital? Wenn nicht, scheint dies zu widersprechen dem Gesetz der Ausgleichung der Profitrate; welcher Kapitalist wrde 150 vorschieáen, wenn er nur 100 als vorgeschoánes Kapital berechnen k”nnte? Wenn doch, so scheint es dem Wesen des Handelskapitals zu widersprechen, da diese Kapitalsorte nicht dadurch als Kapital fungiert, daá sie, wie das industrielle Kapital, fremde Arbeit in Bewegung setzt, sondern dadurch, daá sie selbst arbeitet, d.h. die Funktionen des Kaufens und Verkaufens vollzieht, und gerade nur dafr und da- durch einen Teil des vom industriellen Kapital erzeugten Mehr- werts auf sich bertr„gt. (Es sind also folgende Punkte zu untersuchen: das variable Kapi- tal des Kaufmanns; das Gesetz der notwendigen Arbeit in der Zir- kulation; wie die Kaufmannsarbeit den Wert ihres konstanten Kapi- tals forterh„lt; die Rolle des Kaufmannskapitals im gesamten Re- produktionsprozeá; endlich die Verdoppelung in Warenkapital und Geldkapital einerseits und in Warenhandlungskapital und Geldhand- lungskapital andrerseits.) Bes„áe jeder Kaufmann nur soviel Kapital, als er pers”nlich f„hig ist, durch seine eigne Arbeit umzuschlagen, so f„nde eine unend- liche Zersplitterung des Kaufmannskapitals statt; diese Zersplit- terung máte im selben Maá wachsen, wie das produktive Kapital im Fortgang der kapitalistischen #306# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Produktionsweise auf gr”árer Stufenleiter produziert und mit gr”- áren Massen operiert. Also steigendes Miáverh„ltnis beider. Im selben Maá, wie sich das Kapital in der Produktionssph„re zentra- lisierte, dezentralisierte es sich in der Zirkulationssph„re. Das rein kaufm„nnische Gesch„ft des industriellen Kapitalisten, und damit seine rein kaufm„nnischen Ausgaben wrden sich dadurch un- endlich erweitern, indem er statt mit je 100, mit je 1000 Kauf- leuten zu tun h„tte. Damit ginge ein groáer Teil des Vorteils der Verselbst„ndigung des Kaufmannskapitals verloren; auáer den rein kaufm„nnischen wchsen auch die andren Zirkulationskosten, Sor- tierung, Spedierung etc. Dies, was das industrielle Kapital be- trifft. Betrachten wir nun das Kaufmannskapital. Erstens, was die rein kaufm„nnischen Arbeiten betrifft. Es kostet nicht mehr Zeit, mit groáen als mit kleinen Zahlen zu rechnen. Es kostet zehnmal soviel Zeit, 10 Eink„ufe fr 100 Pfd.St. wie einen Einkauf fr 1000 Pfd.St. zu machen. Es kostet zehnmal soviel Korrespondenz, Papier, Briefporto, mit 10 kleinen Kaufleuten wie mit einem groáen zu korrespondieren. Die beschr„nkte Teilung der Arbeit in der kommerziellen Werkstatt, wo der eine Bcher fhrt, der andre die Kasse, ein dritter korrespondiert, dieser einkauft, jener verkauft, dieser reist etc., erspart Arbeitszeit in ungeheuren Massen, so daá die im Groáhandel verwandte Zahl von kaufm„nni- schen Arbeitern in gar keinem Verh„ltnis steht zu der vergleichs- m„áigen Gr”áe des Gesch„fts. Es ist dies der Fall, weil im Handel viel mehr als in der Industrie dieselbe Funktion, ob im groáen oder kleinen verrichtet, gleich viel Arbeitszeit kostet. Daher zeigt sich auch die Konzentration im Kaufmannsgesch„ft historisch frher als in der industriellen Werkstatt. Ferner nun die Ausga- ben an konstantem Kapital. 100 kleine Kontors kosten unendlich mehr als ein groáes, 100 kleine Warenlager als ein groáes etc. Die Transportkosten, die wenigstens als vorzuschieáende Kosten in das Kaufmannsgesch„ft eingehn, wachsen mit der Zersplitterung. Der industrielle Kapitalist máte mehr Arbeit und Zirkulationsko- sten im kommerziellen Teil seines Gesch„fts verausgaben. Dasselbe Kaufmannskapital, wenn auf viele kleine Kaufleute verteilt, wrde wegen dieser Zersplitterung viel mehr Arbeiter zur Vermittlung seiner Funktionen erheischen, und es w„re auáerdem gr”áres Kauf- mannskapital erheischt, um dasselbe Warenkapital umzuschlagen. Nennen wir das s„mtliche direkt im Kauf und Verkauf von Waren an- gelegte Kaufmannskapital B und das entsprechende variable, in Zahlung kommerzieller Hilfsarbeiter ausgelegte Kapital b, so ist B + b kleiner als das gesamte Kaufmannskapital B sein máte, wenn jeder Kaufmann sich #307# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- ohne Gehilfen durchschlge, wenn also nicht ein Teil in b ange- legt w„re. Indes sind wir immer noch nicht mit der Schwierigkeit fertig. Der Verkaufspreis der Waren muá hinreichen, 1. um den Durch- schnittsprofit auf B + b zu zahlen. Dies ist schon dadurch er- kl„rt, daá B + b eine Verkrzung des ursprnglichen B berhaupt ist, ein kleineres Kaufmannskapital darstellt, als ohne b notwen- dig w„re. Aber dieser Verkaufspreis muá 2. hinreichen, um auáer dem nun zus„tzlich erscheinenden Profit auf b auch den gezahlten Arbeitslohn, das variable Kapital des Kaufmanns = b selbst zu er- setzen. Dies letztre macht die Schwierigkeit. Bildet b einen neuen Bestandteil des Preises, oder ist es bloá ein Teil des mit B + b gemachten Profits, der nur mit Bezug auf den merkantilen Arbeiter als Arbeitslohn erscheint und mit Bezug auf den Kaufmann selbst als bloáes Ersetzen seines variablen Kapitals? In letztrem Fall w„re der vom Kaufmann gemachte Profit auf sein vorgeschoánes Kapital B + b nur gleich dem Profit, der nach der allgemeinen Rate auf B f„llt, plus b, welches letztre er in der Form von Ar- beitslohn bezahlt, welches aber selbst keinen Profit abwrfe. Es kommt in der Tat darauf an, die Grenzen (im mathematischen Sinn) von b zu finden. Wir wollen erst die Schwierigkeit genau festsetzen. Nennen wir das direkt im Kauf und Verkauf von Waren ausgelegte Kapital B, das konstante Kapital, das in dieser Funk- tion verbraucht wird (die sachlichen Handlungsunkosten) K und das variable Kapital, das der Kaufmann auslegt, b. Der Ersatz von B bietet durchaus keine Schwierigkeit. Es ist fr den Kaufmann nur der realisierte Einkaufspreis oder der Produkti- onspreis fr den Fabrikanten. Diesen Preis zahlt der Kaufmann, und beim Wiederverkauf erh„lt er B zurck als Teil seines Ver- kaufspreises; auáer diesem B den Profit auf B, wie frher er- kl„rt. Z.B. die Ware kostet 100 Pfd.St. Der Profit darauf sei 10%. So wird die Ware verkauft zu 110. Die Ware kostete schon vorher 100; das Kaufmannskapital von 100 setzt ihr nur 10 zu. Nehmen wir ferner K, so ist dies h”chstens ebenso groá, in der Tat aber geringer als der Teil des konstanten Kapitals, den der Produzent im Verkauf und Einkauf verbrauchen wrde; der aber einen Zusatz zu dem konstanten Kapital bilden wrde, das er di- rekt in der Produktion braucht. Nichtsdestoweniger muá dieser Teil best„ndig aus dem Preis der Ware ersetzt werden, oder was dasselbe ist, ein entsprechender Teil der Ware muá in dieser Form best„ndig verausgabt, muá - das Gesamtkapital der Gesellschaft betrachtet - in dieser Form best„ndig reproduziert werden. Dieser Teil des vorgeschoánen konstanten Kapitals wrde ebensowohl wie die #308# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- ganze Masse desselben, die direkt in der Produktion angelegt ist, auf die Profitrate beschr„nkend wirken. Soweit der industrielle Kapitalist den kommerziellen Teil seines Gesch„fts dem Kaufmann berl„át, braucht er diesen Kapitaltell nicht vorzuschieáen. Statt seiner schieát ihn der Kaufmann vor. Dies ist insofern nur nominell; der Kaufmann produziert weder, noch reproduziert er das von ihm vernutzte konstante Kapital (die sachlichen Handlungsun- kosten). Die Produktion desselben erscheint also als eignes Ge- sch„ft oder wenigstens als Teil des Gesch„fts gewisser industri- eller Kapitalisten, die so dieselbe Rolle spielen, wie die, wel- che das konstante Kapital denen liefern, die Lebensmittel produ- zieren. Der Kaufmann erh„lt also erstens dies ersetzt und zwei- tens den Profit hierauf. Durch beides findet also Verringerung des Profits fr den industriellen Kapitalisten statt. Aber, wegen der mit der Teilung der Arbeit verbundnen Konzentration und ™ko- nomie, in geringeren Maá, als wenn er selbst dies Kapital vorzu- schieáen h„tte. Die Verminderung der Profitrate ist geringer, weil das so vorgeschoáne Kapital geringer ist. Bisher besteht also der Verkaufspreis aus B + K + dem Profit auf B + K. Dieser Teil desselben bietet nach dem Bisherigen keine Schwierigkeit. Aber nun kommt b hinein oder das vom Kaufmann vor- geschoáne variable Kapital. Der Verkaufspreis wird dadurch B + K + b + dem Profit auf B + K, + dem Profit auf b. B ersetzt nur den Kaufpreis, fgt aber auáer dem Profit auf B diesem Preis keinen Teil zu. K fgt nicht nur den Profit auf K zu, sondern K selbst; aber K + Profit auf K, der in Form von kon- stantem Kapital vorgeschoáne Teil der Zirkulationskosten + dem entsprechenden Durchschnittsprofit, w„re gr”áer in der Hand des industriellen Kapitalisten als in der Hand des kaufm„nnischen. Die Verringerung des Durchschnittsprofits erscheint in der Form, daá der volle Durchschnittsprofit - nach Abzug von B + K vom vor- geschoánen industriellen Kapital - berechnet, der Abzug vom Durchschnittsprofit fr B + K aber an den Kaufmann gezahlt wird, so daá dieser Abzug als Profit eines besondren Kapitals, des Kaufmannskapitals erscheint. Aber mit b + dem Profit auf b, oder im gegebnen Fall, da die Pro- fitrate unterstellt ist = 10%, mit b + 1/10 b, verh„lt es sich anders. Und hier liegt die wirkliche Schwierigkeit. Was der Kaufmann mit b kauft, ist der Unterstellung nach bloá kaufm„nnische Arbeit, also Arbeit, notwendig, um die Funktionen der Kapitalzirkulation, W-G und G-W zu vermitteln. Aber die kauf- m„nnische Arbeit ist die Arbeit, die berhaupt notwendig ist, da- mit ein Kapital als #309# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Kaufmannskapital fungiere, damit es die Verwandlung von Ware in Geld und Geld in Ware vermittle. Es ist Arbeit, die Werte reali- siert, aber keine Werte schafft. Und nur sofern ein Kapital diese Funktionen verrichtet also ein Kapitalist diese Operationen, diese Arbeit mit seinem Kapital verrichtet -, fungiert dies Kapi- tal als kaufm„nnisches Kapital und nimmt es teil an der Regelung der allgemeinen Profitrate, d.h. zieht es seine Dividende aus dem Gesamtprofit. In (b + Profit auf b) scheint aber erstens die Ar- beit bezahlt zu werden (denn ob der industrielle Kapitalist sie dem Kaufmann fr seine eigne Arbeit bezahlt oder fr die des vom Kaufmann bezahlten Kommis, ist dasselbe) und zweitens der Profit auf Zahlung dieser Arbeit, die der Kaufmann selbst verrichten máte. Das Kaufmannskapital erh„lt erstens die Rckzahlung von b und zweitens den Profit darauf; dies entspringt also daraus, daá es sich erstens die Arbeit zahlen l„át, wodurch es als k a u f m „ n n i s c h e s Kapital fungiert, und daá es zwei- tens sich den Profit zahlen l„át, weil es als K a p i t a l fungiert, d.h. weil es die Arbeit verrichtet, die ihm im Profit als fungierendem Kapital gezahlt wird. Dies also ist die Frage, die zu l”sen ist. Nehmen wir an B = 100, b = 10 und die Profitrate = 10%. Wir set- zen K = 0, um dies nicht hierher geh”rige und bereits erledigte Element des Kaufpreises nicht wieder unn”tig in Rechnung zu brin- gen. So w„re der Verkaufspreis = B + p + b + p (= B + Bp' + b + bp', wo p' die Profitrate) = 100 + 10 + 10 + 1 = 121. Wrde aber b nicht in Arbeitslohn vom Kaufmann ausgelegt - da b nur bezahlt wird fr kaufm„nnische Arbeit, also fr Arbeit, n”tig zur Realisierung des Werts des Warenkapitals, das das industri- elle Kapital in den Markt wirft -, so st„nde die Sache so: Um fr B = 100 zu kaufen oder zu verkaufen, g„be der Kaufmann seine Zeit hin, und wir wollen annehmen, daá dies die einzige Zeit ist, ber die er verfgt. Die kaufm„nnische Arbeit, die durch b oder 10 re- pr„sentiert ist, wenn sie nicht durch Arbeitslohn, sondern durch Profit bezahlt w„re, unterstellt ein andres kaufm„nnisches Kapi- tal 100, da dies zu 10% = b = 10 ist. Dies zweite B = 100 wrde nicht zus„tzlich in den Preis der Ware eingehn, aber wohl die 10%. Es wrden daher zwei Operationen zu 100, = 200, Waren kaufen fr 200 + 20 = 220. Da das Kaufmannskapital absolut nichts ist als eine verselbst„n- digte Form eines Teils des im Zirkulationsprozeá fungierenden in- dustriellen Kapitals, so mssen alle auf dasselbe bezglichen Fragen dadurch gel”st werden, daá man sich das Problem zun„chst in der Form stellt, worin die dem kaufm„nnischen Kapital eigen- tmlichen Ph„nomene noch nicht selbst„ndig #310# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- erscheinen, sondern noch in direktem Zusammenhang mit dem indu- striellen Kapital, als dessen Zweig. Als Kontor, im Unterschied von Werkstatt, fungiert das merkantile Kapital fortw„hrend im Zirkulationsprozeá. Hier ist also das jetzt in Frage stehende b zun„chst zu untersuchen; im Kontor des industriellen Kapitalisten selbst. Von vornherein ist dies Kontor immer verschwindend klein gegen die industrielle Werkstatt. Im brigen istklar: Im Maá, wie sich die Produktionsstufe erweitert, vermehren sich die kommerziellen Operationen, die best„ndig zur Zirkulation des industriellen Ka- pitals auszufhren sind, sowohl um das in Gestalt des Warenkapi- tals vorhandne Produkt zu verkaufen, wie das gel”ste Geld wieder in Produktionsmittel zu verwandeln und Rechnung ber das Ganze zu fhren. Preisberechnung, Buchfhrung, Kassenfhrung, Korrespon- denz geh”rt alles hierher. Je entwickelter die Produktionsleitet, desto gr”áer, wenn auch keineswegs im Verh„ltnis, sind die kauf- m„nnischen Operationen des industriellen Kapitals, also auch die Arbeit und die sonstigen Zirkulationskosten fr die Realisierung des Werts und Mehrwerts. Es wird dadurch Anwendung kommerzieller Lohnarbeiter n”tig, die das eigentliche Kontor bilden. Die Aus- lage fr dieselben, obgleich in Form von Arbeitslohn gemacht, un- terscheidet sich von dem variablen Kapital, das im Ankauf der produktiven Arbeit ausgelegt ist. Es vermehrt die Auslagen des industriellen Kapitalisten, die Masse des vorzuschieáenden Kapi- tals, ohne direkt den Mehrwert zu vermehren. Denn es ist Auslage, bezahlt fr Arbeit, die nur in der Realisierung schon geschaffner Werte verwandt wird. Wie jede andre Auslage dieser Art, vermin- dert auch diese die Rate des Profits, weil das vorgeschoáne Kapi- tal w„chst, aber nicht der Mehrwert. Wenn der Mehrwert in kon- stant bleibt, das vorgeschoáne Kapital C aber auf C + delta C w„chst, so tritt an Stelle der Profitrate m/C die kleinere Pro- fitrate m/(C + delta C). Der industrielle Kapitalist sucht also diese Zirkulationskosten, ganz wie seine Auslagen fr konstantes Kapital, auf ihr Minimum zu beschr„nken. Das industrielle Kapital verh„lt sich also nicht in derselben Weise zu seinen kommerziel- len, wie zu seinen produktiven Lohnarbeitern. Je mehr von diesen letzteren bei sonst gleichbleibenden Umst„nden angewandt werden, um so massenhafter die Produktion, um so gr”áer der Mehrwert oder Profit. Umgekehrt dagegen. Je gr”áer die Stufenleiter der Produk- tion und je gr”áer der zu realisierende Wert und daher Mehrwert, je gr”áer also das produzierte Warenkapital, um so mehr wachsen absolut, wenn auch nicht relativ, die Brokosten, und geben zu einer Art Teilung der Arbeit #311# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Anlaá. Wie sehr der Profit die Voraussetzung dieser Ausgaben, zeigt sich unter andrem darin, daá mit Wachsen des kommerziellen Salairs oft ein Teil desselben durch Prozentantell am Profit ge- zahlt wird. Es liegt in der Natur der Sache, daá eine Arbeit, die nur in den vermittelnden Operationen besteht, welche teils mit der Berechnung der Werte, teils mit ihrer Realisierung mit der Wiederverwandlung des realisierten Geldes in Produktionsmittel verbunden sind, deren Umfang also von der Gr”áe der produzierten und zu realisierenden Werte abh„ngt, daá eine solche Arbeit nicht als Ursache, wie die direkt produktive Arbeit, sondern als Folge der respektiven Gr”áen und Massen dieser Werte wirkt. Žhnlich verh„lt es sich mit den andren Zirkulationskosten. Um viel zu messen, zu wiegen, zu verpacken, zu transportieren, muá viel da sein; die Menge der Pack- und Transportarbeit etc. h„ngt ab von der Masse der Waren, die Objekte ihrer T„tigkeit sind, nicht um- gekehrt. Der kommerzielle Arbeiter produziert nicht direkt Mehrwert. Aber der Preis seiner Arbeit ist durch den Wert seiner Arbeitskraft, also deren Produktionskosten, bestimmt, w„hrend die Ausbung die- ser Arbeitskraft, als eine Anspannung, Kraft„uáerung und Abnut- zung, wie bei jedem andren Lohnarbeiter, keineswegs durch den Wert seiner Arbeitskraft begrenzt ist. Sein Lohn steht daher in keinem notwendigen Verh„ltnis zu der Masse des Profits, die er dem Kapitalisten realisieren hilft. Was er dem Kapitalisten ko- stet und was er ihm einbringt, sind verschiedne Gr”áen. Er bringt ihm ein, nicht indem er direkt Mehrwert schafft, aber indem er die Kosten der Realisierung des Mehrwerts vermindern hilft, so- weit er, zum Teil unbezahlte, Arbeit verrichtet. Der eigentlich kommerzielle Arbeiter geh”rt zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, ber der Durchschnittsarbeit steht. Indes hat der Lohn die Tendenz zu fallen, selbst im Verh„ltnis zur Durchschnittsarbeit, im Fort- schritt der kapitalistischen Produktionsweise. Teils durch Tei- lung der Arbeit innerhalb des Kontors; daher nur einseitige Ent- wicklung der Arbeitsf„higkeit zu produzieren ist und die Kosten dieser Produktion dem Kapitalisten zum Teil nichts kosten, son- dern das Geschick des Arbeiters sich durch die Funktion selbst entwickelt und um so rascher, je einseitiger es mit der Teilung der Arbeit wird. Zweitens, weil die Vorbildung, Handels- und Sprachkenntnisse usw. mit dem Fortschritt der Wissenschaft und Volksbildung immer rascher, leichter, allgemeiner, wohlfeiler re- produziert werden, je mehr die kapitalistische Produktionsweise die Lehrmethoden usw. aufs Praktische richtet. Die Verallgemeine- rung des Volksunterrichts erlaubt, diese Sorte aus Klassen zu re- krutieren, die frher davon ausgeschlossen, #312# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- an schlechtre Lebensweise gew”hnt waren. Dazu vermehrt sie den Zudrang und damit die Konkurrenz. Mit einigen Ausnahmen entwertet sich daher im Fortgang der kapitalistischen Produktion die Ar- beitskraft dieser Leute; ihr Lohn sinkt, w„hrend ihre Arbeitsf„- higkeit zunimmt. Der Kapitalist vermehrt die Zahl dieser Arbei- ter, wenn mehr Wert und Profit zu realisieren ist. Die Zunahme dieser Arbeit ist stets Wirkung, nie Ursache der Vermehrung des Mehrwerts. 39[a]) --- Es findet also eine Verdoppelung statt. Einerseits sind die Funk- tionen als Warenkapital und Geldkapital (daher weiter bestimmt als kommerzielles Kapital) allgemeine Formbestimmtheiten des in- dustriellen Kapitals. Andrerseits sind besondre Kapitale, also auch besondre Reihen von Kapitalisten, ausschlieálich t„tig in diesen Funktionen; und diese Funktionen werden so zu besondren Sph„ren der Kapitalverwertung. Die kommerziellen Funktionen und Zirkulationskosten finden sich nur verselbst„ndigt fr das merkantile Kapital. Die der Zirkula- tion zugekehrte Seite des industriellen Kapitals existiert nicht nur in seinem best„ndigen Dasein als Warenkapital und Celdkapi- tal, sondern auch im Kontor neben der Werkstatt. Aber sie ver- selbst„ndigt sich fr das merkantile Kapital. Fr es bildet das Kontor seine einzige Werkstatt. Der in der Form der Zirkulations- kosten angewandte Teil des Kapitals erscheint beim Groákaufmann viel gr”áer als beim Industriellen, weil auáer den eignen Ge- sch„ftsbros, die mit jeder industriellen Werkstatt verbunden sind, der Teil des Kapitals, der von der ganzen Klasse der indu- striellen Kapitalisten so verwandt werden máte, in den H„nden einzelner Kaufleute konzentriert ist, die, wie sie die Fortset- zung der Zirkulationsfunktionen besorgen, so die daraus erwach- sende Fortsetzung der Zirkulationskosten. --- 39[a]) Wie diese 1865 geschriebne Prognose der Schicksale des kommerziellen Proletariats sich seitdem bew„hrt hat, davon k”nnen die Hunderte deutscher Kommis ein Liedchen singen, die, in allen kommerziellen Operationen und in 3-4 Sprachen bewandert, in der Londoner City vergebens ihre Dienste um 25 Schill. die Woche an- bieten - weit unter dem Lohn eines geschickten Maschinenschlos- sers. - Eine Lcke von zwei Seiten im Manuskript deutet an, daá dieser Punkt noch weiter entwickelt werden sollte. Im brigen ist zu verweisen auf Buch II, Kap. VI (Die Zirkulationskosten), S. 105-113 1*), wo bereits verschiednes hieher Geh”rige berhrt ist. - F.E. ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 131-138 #313# 17. Kapitel - Der kommerzielle Profit ----- Dem industriellen Kapital erscheinen und sind die Zirku- lationskosten Unkosten. Dem Kaufmann erscheinen sie als Quelle seines Profits, der die allgemeine Profitrate vorausgesetzt - im Verh„ltnis zur Gr”áe derselben steht. Die in diesen Zirkulations- kosten zu machende Auslage ist daher fr das merkantile Kapital eine produktive Anlage. Also ist auch die kommer zielle Arbeit, die es kauft, fr es unmittelbar produktiv. #314# ----- ACHTZEHNTES KAPITEL Der Umschlag des Kaufmannskapitals Die Preise Der Umschlag des industriellen Kapitals ist die Einheit seiner Produktions- und Zirkulationszeit und umfaát daher den ganzen Produktionsprozeá. Der Umschlag des Kaufmannskapitals dagegen, da er in der Tat nur die verselbst„ndigte Bewegung des Warenkapitals ist, stellt nur die erste Phase der Metamorphose der Ware, W-G, als in sich zurckflieáende Bewegung eines besondren Kapitals dar; G-W, W-G im kaufm„nnischen Sinn, als Umschlag des Kaufmanns- kapitals. Der Kaufmann kauft, verwandelt sein Geld in Ware, ver- kauft dann, verwandelt dieselbe Ware wieder in Geld und so fort in best„ndiger Wiederholung. Innerhalb der Zirkulation stellt sich die Metamorphose des industriellen Kapitals immer dar als W1-G-W2; das aus dem Verkauf von W1, der produzierten Ware, gel”- ste Geld wird benutzt, um W2, neue Produktionsmittel, zu kaufen; es ist dies der wirkliche Austausch von W, und W2 und dasselbe Geld wechselt so zweimal die H„nde. Seine Bewegung vermittelt den Austausch zweier verschiedenartigen Waren, W, und W2. Aber beim Kaufmann, in G-W-G' wechselt umgekehrt dieselbe Ware zweimal die H„nde; sie vermittelt nur den Rckfluá des Geldes zu ihm. Wenn z.B. das Kaufmannskapital 100 Pfd.St., und der Kaufmann kauft fr diese 100 Pfd.St. Ware, verkauft dann diese Ware zu 110 Pfd.St., so hat dies sein Kapital von 100 einen Umschlag gemacht, und die Anzahl der Umschl„ge im Jahr h„ngt davon ab, wie oft diese Bewegung G-W-G' im Jahr wiederholt wird. Wir sehn hier ganz ab von den Kosten, die in der Differenz zwi- schen Einkaufspreis und Verkaufspreis stecken m”gen, da diese Ko- sten an der Form, die wir hier zun„chst zu betrachten haben, gar nichts „ndern. Die Anzahl der Umschl„ge eines gegebnen Kaufmanns- kapitals hat hier also durchaus Analogie mit der Wiederholung der Uml„ufe des Geldes als bioáes Zirkulationsmittel. Wie derselbe Taler, der zehnmal uml„uft, zehnmal #315# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- seinen Wert in Waren kauft, so kauft dasselbe Geldkapital des Kaufmanns von 100 z.B., wenn es zehnmal umschl„gt, zehnmal seinen Wert in Waren oder realisiert ein gesamtes Warenkapital von zehn- fachem Wert = 1000. Der Unterschied ist aber der: Beim Umlauf des Geldes als Zirkulationsmittel ist es dasselbe Geldstck, das durch verschiedne H„nde l„uft, also wiederholt dieselbe Funktion vollzieht und daher durch die Geschwindigkeit des Umlaufs die Masse der umlaufenden Geldstcke ersetzt. Aber bei dem Kaufmann ist es dasselbe Geldkapital, gleichgltig aus welchen Geldstcken zusammengesetzt, derselbe Geldwert, der wiederholt zum Betrag seines Werts Warenkapital kauft und verkauft und daher in die- selbe Hand wiederholt als G + delta G, zu seinem Ausgangspunkt als Wert plus Mehrwert zurckflieát. Dies charakterisiert seinen Umschlag als Kapitalumschlag. Es entzieht der Zirkulation best„n- dig mehr Geld, als es hineinwirft. Es versteht sich brigens von selbst, daá mit beschleunigtem Umschlag des kaufm„nnischen Kapi- tals (wo auch die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel bei ent- wickeltem Kreditwesen berwiegt) auch dieselbe Geldmasse rascher uml„uft. Der wiederholte Umschlag des Warenhandlungskapitals drckt aber nie etwas andres aus als Wiederholung von Kaufen und Verkaufen; w„hrend der wiederholte Umschlag des industriellen Kapitals die Periodizit„t und die Erneuerung des gesamten Reproduktionsprozes- ses (worin der Konsumtionsprozeá eingeschlossen) ausdrckt. Dies erscheint dagegen fr das Kaufmannskapital nur als „uáere Bedin- gung. Das industrielle Kapital muá best„ndig Waren auf den Markt werfen und sie ihm wieder entzlehn, damit der rasche Umschlag des Kaufmannskapitals m”glich bleibe. Ist der Reproduktionsprozeá berhaupt langsam, so der Umschlag des Kaufmannskapitals. Nun vermittelt zwar das Kaufmannskapital den Umschlag des produktiven Kapitals; aber nur soweit es dessen Umlaufszeit verkrzt. Es wirkt nicht direkt auf die Produktionszeit, die ebenfalls eine Schranke fr die Umschlagszeit des industriellen Kapitals bildet. Dies ist die erste Grenze fr den Umschlag des Kaufmannskapitals. Zweitens aber, abgesehn von der durch die reproduktive Konsumtion gebildeten Schranke, ist dieser Umschlag schlieálich beschr„nkt durch die Geschwindigkeit und den Umfang der gesamten individuel- len Konsurntion, da der ganze in den Konsumtionsfonds eingehende Teil des Warenkapitals davon abh„ngt. Nun aber (ganz abgesehn von den Umschl„gen innerhalb der Kauf- mannswelt, wo ein Kaufmann dieselbe Ware immer an den andern ver- kauft und diese Art Zirkulation in spekulativen Zeiten sehr bl- hend aussehn mag) verkrzt das Kaufmannskapital erstens die Phase W-G fr das #316# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- produktive Kapital. Zweitens, bei dem modernen Kreditsystem, ver- fgt es ber einen groáen Teil des Gesamtgeldkapitals der Gesell- schaft, so daá es seine Eink„ufe wiederholen kann, bevor es das schon Gekaufte definitiv verkauft hat; wobei es gleichgltig ist, ob unser Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft oder zwischen diesen beiden 12 andre Kaufleute liegen. Bei der unge- heuren Elastizit„t des Reproduktionsprozesses, der best„ndig ber jede gegebne Schranke hinausgetrieben werden kann, findet er keine Schranke an der Produktion selbst oder nur eine sehr ela- stische. Auáer der Trennung von W-G und G-W, die aus der Natur der Ware folgt, wird hier also eine aktive Nachfrage geschaffen. Trotz ihrer Verselbst„ndigung ist die Bewegung des Kaufmannskapi- tals nie etwas andres als die Bewegung des industriellen Kapitals innerhalb der Zirkulationssph„re. Aber kraft seiner Verselbst„n- digung bewegt es sich innerhalb gewisser Grenzen unabh„ngig von den Schranken des Reproduktionsprozesses und treibt ihn daher selbst ber seine Schranken hinaus. Die innere Abh„ngigkeit, die „uáere Selbst„ndigkeit treiben es bis zu einem Punkt, wo der in- nere Zusammenhang gewaltsam, durch eine Krise, wiederhergestellt wird. Daher das Ph„nomen in den Krisen, daá sie nicht zuerst sich zei- gen und ausbrechen beim Detailverkauf, der es mit der unmittelba- ren Konsumtion zu tun hat, sondern in den Sph„ren des Groáhandels und der Banken, die diesem das Geldkapital der Gesellschaft zur Verfgung stellen. Der Fabrikant mag wirklich verkaufen an den Exporteur, und dieser wieder an seinen fremden Kunden, der Importeur mag seine Roh- stoffe absetzen an den Fabrikanten, dieser seine Produkte an den Groáh„ndler usw. Aber an irgendeinem einzelnen unsichtbaren Punkt liegt die Ware unverkauft; oder ein andres Mal werden die Vorr„te aller Produzenten und Zwischenh„ndler allm„hlich berfllt. Die Konsumtion steht gerade dann gew”hnlich in der h”chsten Blte, teils weil ein industrieller Kapitalist eine Reihenfolge andrer in Bewegung setzt, teils weil die von ihnen besch„ftigten Arbei- ter, vollauf besch„ftigt, mehr als gew”hnlich auszugeben haben. Mit dem Einkommen der Kapitalisten nimmt ebenfalls ihre Ausgabe zu. Auáerdem findet, wie wir gesehn haben (Buch II, Abschn. III), eine best„ndige Zirkulation statt zwischen konstantem Kapital und konstantem Kapital (auch abgesehn von der beschleunigten Akkumu- lation), die insofern zun„chst unabh„ngig ist von der individuel- len Konsumtion, als sie nie in dieselbe eingeht, die aber doch durch sie definitiv begrenzt ist, indem die ----- 1*) Siehe Band 24 unserer Ausgabe, S. 420-423, 427-431 #317# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals ----- Produktion von konstantem Kapital nie seiner selbst wegen statt- findet, sondern nur, weil mehr davon gebraucht wird in den Pro- duktionssph„ren, deren Produkte in die individuelle Konsumtion eingehn. Dies kann jedoch eine Zeitlang ruhig seinen Weg gehn, durch die prospektive Nachfrage gereizt, und in diesen Zweigen geht das Gesch„ft bei Kaufleuten und Industriellen daher sehr flott voran. Die Krise tritt ein, sobald die Rckflsse der Kauf- leute, die fernab verkaufen (oder deren Vorr„te auch im Inlande sich geh„uft haben), so langsam und sp„rlich werden, daá die Ban- ken auf Zahlung dringen oder die Wechsel gegen die gekauften Wa- ren verfallen, ehe Wiederverkauf stattgefunden. Dann beginnen Zwangsverk„ufe, Verk„ufe, um zu zahlen. Und damit ist der Krach da, der der scheinbaren Prosperit„t auf einmal ein Ende macht. Die Žuáerlichkeit und Begriffslosigkeit des Umschlags des Kauf- mannskapitals ist aber noch gr”áer, weil der Umschlag desselben Kaufmannskapitals die Umschl„ge sehr verschiedner produktiver Ka- pitale gleichzeitig oder der Reihe nach vermitteln kann. Der Umschlag des Kaufmannskapitals kann aber nicht nur Umschl„ge verschiedner industriellen Kapitale vermitteln, sondern auch die entgegengesetzte Phase der Metamorphose des Warenkapitals. Der Kaufmann kauft z.B. die Leinwand vom Fabrikanten und verkauft sie an den Bleicher. Hier stellt also der Umschlag desselben Kauf in- annskapitals - in der Tat dasselbe W-G, die Realisierung der Leinwand - zwei entgegengesetzte Phasen fr zwei verschiedne in- dustrielle Kapitale vor. Soweit der Kaufmann ber haupt fr die produktive Konsumtion verkauft, stellt sein W-G stets das G-W ei- nes industriellen Kapitals und sein G-W stets das W-G eines an- dern industriellen Kapitals vor. Wenn wir, wie es in diesem Kapitel geschieht, K, die Zirkulati- onskosten, weglassen, den Teil des Kapitals, den der Kaufmann au- áer der im Ankauf der Waren ausgelegten Summe vorschieát, so f„llt natrlich auch delta K fort, der zus„tzliche Profit, den er auf dies zus„tzliche Kapital macht. Es ist dies also die strikt logische und mathematisch richtige Betrachtungsweise, wenn es gilt zu sehen, wie Profit und Umschlag des Kaufmannskapitals auf die Preise wirken. Wenn der Produktionspreis von 1 Pfund Zucker 1 Pfd.St., so k”nnte der Kaufmann mit 100 Pfd. St. 100 Pfund Zucker kaufen. Kauft und verkauft er im Lauf des Jahres dies Quantum und ist die j„hrliche Durchschnittsprofitrate 15%, so wrde er zuschlagen auf 100 Pfd.St. 15 Pfd.St., und auf 1 Pfd.St., den Produktionspreis von 1 Pfund, 3 sh. Er wrde also das Pfund Zucker zu 1 Pfd.St. 3 sh. verkaufen. Fiele dagegen der Produktionspreis #318# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- von 1 Pfund Zucker auf 1 sh., so wrde der Kaufmann mit 100 Pfd.St. 2000 Pfund einkaufen, und das Pfund verkaufen zu 1 sh. 1 4/5 d. Nach wie vor w„re der Jahresprofit auf das im Zuckerge- sch„ft ausgelegte Kapital von 100 Pfd.St. = 15 Pfd.St. Nur muá er in dem einen Fall 100, im andern 2000 Pfund verkaufen. Die H”he oder Niedrigkeit des Produktionspreises h„tte nichts zu tun mit der Profitrate; aber sie h„tte sehr viel, entscheidend damit zu tun, wie groá der aliquote Teil des Verkaufspreises jedes Pfundes Zucker ist, der sich in merkantilen Profit aufl”st; d.h. der Preiszuschlag, den der Kaufmann auf ein bestimmtes Quantum Ware (Produkt) macht. Ist der Produktionspreis einer Ware gering, so die Summe, die der Kaufmann in ihrem Kaufpreis, d.h. fr eine be- stimmte Masse derselben, vorschieát und daher bei gegebner Pro- fitrate der Betrag des Profits, den er auf dieses gegebne Quantum wohlfeiler Ware macht, oder, was auf dasselbe herauskommt, er kann dann mit einem gegebnen Kapital, z.B. von 100, eine groáe Masse dieser wohlfeilen Ware kaufen, und der Gesamtprofit von 15, den er auf die 100 macht, verteilt sich in kleinen Brchen ber jedes einzelne Tellstck dieser Warenmasse. Wenn umgekehrt, umge- kehrt. Es h„ngt dies ganz und gar ab von der gr”áren oder ge- ringren Produktivit„t des industriellen Kapitals, mit dessen Wa- ren er Handel treibt. Nehmen wir F„lle aus, wo der Kaufmann Mono- polist ist und zugleich die Produktion monopolisiert, wie etwa ihrer Zeit die Holl„ndisch-Ostindische Kompanie [42], so kann nichts alberner sein als die gangbare Vorstellung, daá es vom Kaufmann abh„ngt, ob er viel Ware zu wenig Profit oder wenig Ware zu viel Profit auf die einzelne Ware verkaufen will. Die beiden Grenzen fr seinen Verkaufspreis sind: einerseits der Produkti- onspreis der Ware, ber den er nicht verfgt; andrerseits die Durchschnittsprofitrate, ber die er ebensowenig verfgt. Das einzige, worber er zu entscheiden hat, wobei aber die Gr”áe sei- nes verfgbaren Kapitals und andre Umst„nde mitsprechen, ist, ob er in teuren oder wohlfeilen Waren handeln will. Es h„ngt daher ganz und gar vom Entwicklungsgrad der kapitalistischen Produkti- onsweise ab und nicht vom Belieben des Kaufmanns, wie er es damit h„lt. Eine bloá kaufm„nnische Kompanie, wie die alte Holl„ndisch- Ostindische, die das Monopol der Produktion hatte, konnte sich einbilden, eine h”chstens den Anf„ngen der kapitalistischen Pro- duktion entsprechende Methode unter ganz ver„nderten Verh„ltnis- sen fortzusetzen. 40) ----- 40) Der Profit bleibt prinzipiell stets derselbe, wie hoch auch immer der Preis sei; er h„lt seinen Platz wie ein schwimmender K”rper bei Flut oder Ebbe. Soweit daher die Preise steigen, er- h”ht ein Gesch„ftsmann den Preis; soweit sie fallen, senkt ein Gesch„ftsmann #319# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- Was jenes popul„re Vorurteil, welches brigens, wie alle falschen Vorstellungen ber Profit etc., aus der Anschauung des bloáen Handels und aus dem kaufm„nnischen Vorurteil entspringt, auf- rechth„lt, sind unter anderm folgende Umst„nde. Erstens: Erscheinungen der Konkurrenz, die aber bloá die Vertei- lung des merkantilen Profits unter die einzelnen Kaufleute, die Anteilbesitzer am Gesamtkaufmannskapital betreffen; wenn einer z.B. wohlfeiler verkauft, um seine Gegner aus dem Felde zu schla- gen. Zweitens: ein ™konom vom Kaliber des Professor Roscher kann sich in Leipzig immer noch einbilden, daá es "Klugheits- und Humani- t„ts"-Grnde waren, die den Wechsel in den Verkaufspreisen produ- ziert haben, und daá dieser nicht ein Resultat umgew„lzter Pro- duktionsweise selbst war [43]. Drittens: sinken die Produktionspreise infolge gesteigerter Pro- duktivkraft der Arbeit und sinken daher auch die Verkaufspreise, so steigt oft die Nachfrage noch schneller als die Zufuhr, und mit ihr die Marktpreise, so daá die Verkaufspreise mehr als den Durchschnittsprofit abwerfen. Viertens: ein Kaufmann mag den Verkaufspreis herabsetzen (was im- mer nichts ist als Herabsetzen des blichen Profits, den er auf den Preis schl„gt), um gr”áres Kapital rascher in seinem Gesch„ft umzuschlagen. Alles das sind Dinge, die nur die Konkurrenz unter den Kaufleuten selbst angehn. Es ist bereits in Buch I 1*) ge- zeigt worden, daá die H”he oder Niedrigkeit der Warenpreise weder die Masse des Mehrwerts bestimmt, die ein gegebnes Kapital produ- ziert, noch die Rate des Mehrwerts; obgleich je nach dem relati- ven Quantum Ware, das ein gegebnes Quantum Arbeit produziert, der Preis der einzelnen Ware und damit auch der Mehrwertsteil dieses Preises gr”áer oder kleiner ist. Die Preise jedes Warenquantums sind bestimmt, soweit sie den Werten entsprechen, durch das Ge- samtquantum der in diesen Waren vergegenst„ndlichten Arbeit. Ver- gegenst„ndlicht sich wenig Arbeit in viel Ware, so ist der Preis der einzelnen Ware niedrig und ----- den Preis. (Corbet, "An inquiry into the Causes etc. of the Wealth of Individuals" London 1841, p. 20.) - Es ist hier wie im Text berhaupt nur vom gew”hnlichen Handel, nicht von der Speku- lation die Rede, deren Betrachtung, wie berhaupt alles auf Tei- lung des merkantilen Kapitals Bezgliche, auáerhalb des Kreises unsrer Betrachtung f„llt. "Der Handelsprofit ist ein dem Kapital hinzugefgter Wert, der vom Preise unabh„ngig ist, der zweite" (Spekulationsprofit) ist in der Ver„nderung des Kapitalwerts oder des Preises selbst begrndet." l.c.p. 128.) ----- 1*) Siehe Band 23 unserer Ausgabe, S. 542-552 #320# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- der in ihr steckende Mehrwert gering. Wie sich die in einer Ware verk”rperte Arbeit in bezahlte und unbezahlte Arbeit teilt, wel- ches Quantum dieses Preises daher Mehrwert vorstellt, hat mit diesem Totalquanturn Arbeit, also mit dem Preis der Ware nichts zu tun. Die Rate des Mehrwert, aber h„ngt ab nicht von der abso- luten Gr”áe des Mehrwerts, der im Preis der einzelnen Ware ent- halten ist, sondern von seiner relativen Gr”áe, von seinem Ver- h„ltnis zum Arbeitslohn, der in derselben Ware steckt. Die Rate kann daher groá sein, obgleich die absolute Gr”áe des Mehrwerts fr jede einzelne Ware klein ist. Diese absolute Gr”áe des Mehr- werts in jeder einzelnen Ware h„ngt ab in erster Linie von der Produktivit„t der Arbeit und nur in zweiter Linie von ihrer Tei- lung in bezahlte und unbezahlte. Bei dem kommerziellen Verkaufspreis nun gar ist der Produktions- preis eine gegebne „uáre Voraussetzung. Die H”he der kommerziellen Warenpreise in frherer Zeit war ge- schuldet 1. der H”he der Produktionspreise, d.h. der Unprodukti- vit„t der Arbeit; 2. dem Mangel einer allgemeinen Profitrate, in- dem das Kaufmannskapital ein viel h”heres Quotum des Mehrwerts an sich zog, als ihm bei allgemeiner Beweglichkeit der Kapitale zu- gekommen w„re. Das Aufh”ren dieses Zustands ist also, nach beiden Seiten betrachtet, Resultat der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise. Die Umschl„ge des Kaufmannskapitals sind l„nger oder krzer, ihre Anzahl im Jahr also gr”áer oder kleiner in verschiednen Handels- zweigen. Innerhalb desselben Handelszweigs ist der Umschlag ra- scher oder langsamer in verschiednen Phasen des ”konomischen Zy- klus. Indes findet eine durchschnittliche Anzahl von Umschl„gen statt, welche durch die Erfahrung gefunden wird 1*). Man hat bereits gesehn, daá der Umschlag des Kaufmannskapitals verschieden ist von dem des industriellen Kapitals. Dies folgt aus der Natur der Sache; eine einzelne Phase im Umschlag des in- dustriellen Kapitals erscheint als vollst„ndiger Umschlag eines eignen Kaufmannskapitals oder doch eines Teils davon. Er steht auch in andrem Verh„ltnis zu Profit- und Preisbestimmung. Bei dem industriellen Kapital drckt der Umschlag einerseits die Periodizit„t der Reproduktion aus, und es h„ngt daher davon ab die Masse der Waren, die in einer bestimmten Zeit auf den Markt geworfen werden. Andrerseits bildet die Umlaufszeit eine Grenze, und zwar eine dehnbare, welche mehr oder weniger beschr„nkend auf die Bildung von Wert und ----- 1*) 1. Auflage: werden; ge„ndert nach dein Manuskript von Marx #321# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- Mehrwert, weil auf den Umfang des Produktionsprozesses wirkt. Der Umschlag geht daher bestimmend ein, nicht als positives, sondern als beschr„nkendes Element, in die Masse des j„hrlich produzier- ten Mehrwerts und daher in die Bildung der allgemeinen Pro- fitrate. Dagegen ist die Durchschnittsprofitrate eine gegebne Gr”áe fr das Kaufmannskapital. Es wirkt nicht direkt mit in der Sch”pfung des Profits oder Mehrwerts und geht in die Bildung der allgemeinen Profitrate nur soweit bestimmend ein, als es nach dem Teil, den es vom Gesamtkapital bildet, seine Dividende aus der Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits zieht. Je gr”áer die Umschlagsanzahl eines industriellen Kapitals unter den Buch II, Abschn. II, entwickelten Bedingungen, desto gr”áer ist die Masse des Profits, den es bildet. Durch die Herstellung der allgemeinen Profitrate wird nun zwar der Gesamtprofit ver- teilt unter die verschiednen Kapitale, nicht nach dem Verh„ltnis, worin sie unmittelbar an seiner Produktion teilnehmen, sondern nach den aliquoten Teilen, die sie vom Gesamtkapital bilden, d.h. im Verh„ltnis ihrer Gr”áe. Dies „ndert jedoch nichts am Wesen der Sache. Je gr”áer die Anzahl der Umschl„ge des industriellen Ge- samtkapitals, desto gr”áer die Profitrnasse, die Masse des j„hr- lich produzierten Mehrwerts, und daher bei sonst gleichen Umst„n- den die Profitrate. Anders mit dem Kaufmannskapital. Fr es ist die Profitrate eine gegebne Gr”áe, bestimmt einerseits durch die Masse des vom industriellen Kapital produzierten Profits, andrer- seits durch die relative Gr”áe des Gesamthandelskapitals, durch sein quantitatives Verh„ltnis zur Summe des im Produktionsprozeá und Zirkulationsprozeá vorgeschoánen Kapitals. Die Anzahl seiner Umschl„ge wirkt allerdings bestimmend ein auf sein Verh„ltnis zum Gesamtkapital oder auf die relative Gr”áe des zur Zirkulation notwendigen Kaufmannskapitals, indem es klar ist, daá absolute Gr”áe des notwendigen Kaufmannskapitals und Umschlagsgeschwindig- keit desselben im umgekehrten Verh„ltnis stehn; seine relative Gr”áe oder der Anteil, den es vom Gesamtkapital bildet, ist aber gegeben durch seine absolute Gr”áe, alle andern Umst„nde gleich- gesetzt. Ist das Gesamtkapital 10 000, so, wenn das Kaufmannska- pital 1/10 desselben, ist es = 1000, ist das Gesamtkapital 1000, so 1/10 desselben = 100. Sofern ist seine absolute Gr”áe ver- schieden, obgleich seine relative Gr”áe dieselbe bleibt, ver schieden nach der Gr”áe des Gesamtkapitals. Aber hier nehmen wir seine relative Gr”áe, sage 1/10 des Gesamtkapitals, als gegeben an. Diese seine relative Gr”áe selbst wird aber wiederum durch den Umschlag bestimmt. Bei raschem Umschlag ist seine absolute Gr”áe z.B. = 1000 Pfd.St. im ersten Fall, = 100 im zweiten und daher seine relative Gr”áe = 1/10. Bei #322# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- langsameren Umschlag ist seine absolute Gr”áe sage = 2000 im er- sten Fall, = 200 im zweiten. Daher ist seine relative Gr”áe ge- wachsen von 1/10 auf 1/5 des Gesamtkapitals. Umst„nde, welche den Durchschnittsumschlag des Kaufmannskapitals verkrzen, z.B. Ent- wicklung der Transportmittel, vermindern pro tanto die absolute Gr”áe des Kaufmannskapitals, erh”hen daher die allgemeine Pro- fitrate. Umgekehrt, umgekehrt. Entwickelte kapitalistische Pro- duktionsweise, verglichen mit frhern Zust„nden, wirkt doppelt auf das Kaufmannskapital; dasselbe Quantum Waren wird mit einer geringern Masse wirklich fungierenden Kaufmannskapitals umge- schlagen; wegen des raschern Umschlags des Kaufmannskapitals und der gr”áern Geschwindigkeit des Reproduktionsprozesses, worauf dies beruht, vermindert sich das Verh„ltnis des Kaufmannskapitals zum industriellen Kapital. Andrerseits: Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise wird alle Produktion Warenpro- duktion und f„llt daher alles Produkt in die H„nde der Zirkulati- onsagenten, wobei hinzukommt, daá bei frherer Produktionsweise, die im kleinen produzierte, abgesehn von der Masse Produkte, die unmittelbar in natura vom Produzenten selbst konsumiert, und der Masse Leistungen, die in natura erledigt wurden, ein sehr groáer Teil der Produzenten seine Ware unmittelbar an den Konsumenten verkaufte oder auf dessen pers”nliche Bestellung arbeitete. Ob- gleich daher in frhern Produktionsweisen das kommerzielle Kapi- tal gr”áer ist im Verh„ltnis zum Warenkapital, das es umschl„gt, ist es 1. absolut kleiner, weil ein unverh„ltnism„áig kleiner Teil des Gesamtprodukts als Ware produziert wird, als Warenkapital in die Zirkulation eingehn muá und in die H„nde der Kaufleute f„llt; es ist kleiner, weil das Warenkapital kleiner ist. Es ist aber zugleich verh„ltnism„áig gr”áer, nicht nur wegen der gr”áem Lang- samkeit seines Umschlags und im Verh„ltnis zur Masse der Waren, die es umschl„gt. Es ist gr”áer, weil derpreis dieser Warenmasse, also auch das darauf vorzuschieáende Kaufmannskapital, infolge der geringem Produktivit„t der Arbeit gr”áer ist als in der kapi- talistischen Pro duktion, daher derselbe Wert sich in kleinerer Masse Waren darstellt. 2. Es wird nicht nur eine gr”áre Warenmasse auf Basis der kapita- listischen Produktionsweise produziert (wobei in Abrechnung zu bringen der verminderte Wert dieser Warenmasse); sondern dieselbe Masse Produkt, z.B. von Korn, bildet gr”áre Warenmasse, d.h. es kommt immer mehr davon in den Handel. Infolge hiervon w„chst b- rigens nicht nur die Masse des Kaufmannskapitals, sondern ber- haupt alles Kapital, das in der Zirkulation angelegt ist, z.B. in Schiffahrt, Eisenbahnen, Telegraphie etc. 3. aber, und dies ist ein Gesichtspunkt, dessen Ausfhrung in die #323# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- "Konkurrenz der Kapitale" geh”rt: das nicht oder halb fungierende Kaufmannskapital w„chst mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise, mit der Leichtigkeit der Einschiebung in den Kleinhandel, mit der Spekulation und dem šberfluá an freigesetz- tem Kapital. Aber, die relative Gr”áe des Kaufmannskapitals im Verh„ltnis zum Gesamtkapital als gegeben vorausgesetzt, wirkt die Verschiedenheit der Umschl„ge in verschiednen Handelszweigen nicht auf die Gr”áe des Gesamtprofits, der dem kaufm„nnischen Ka- pital zukommt, noch auf die allgemeine Profitrate. Der Profit des Kaufmanns ist bestimmt, nicht durch die Masse des Warenkapitals, das er umschl„gt, sondern durch die Gr”áe des Geldkapitals, das er zur Vermittlung dieses Umschlags vorschieát. Ist die allge- meine Jahresprofitrate 15% und schieát der Kaufmann 100 Pfd.St. vor, so, wenn sein Kapital einmal im Jahr umschl„gt, wird er seine Ware zu 115 verkaufen. Schl„gt sein Kapital fnfmal im Jahr um, so wird er ein Warenkapital zum Einkaufspreis von 100 fnfmal im Jahr zu 103 verkaufen, also im ganzen Jahr ein Warenkapital von 500 zu 515. Dies macht aber auf sein vorgeschoánes Kapital von 100 nach wie vor einen Jahresprofit von 15. W„re dies nicht der Fall, so wrfe das Kaufmannskapital, im Verh„ltnis zur Zahl seiner Umschl„ge, viel h”hem Profit ab als das industrielle Kapi- tal, was dem Gesetz der allgemeinen Profitrate widerspricht. Die Anzahl der Umschl„ge des Kaufmannskapitals in verschiednen Handelszweigen affiziert also die merkantilen Preise der Waren direkt. Die H”he des merkantilen Preiszuschlags, des aliquoten Teils des merkantilen Profits eines gegebnen Kapitals, der auf den Produktionspreis der einzelnen Ware f„llt, steht im umgekehr- ten Verh„ltnis zur Anzahl der Umschl„ge oder zur Umschlagsge- schwindigkeit der Kaufmannskapitale in verschiednen Gesch„fts- zweigen. Schl„gt ein Kaufmannskapital fnf mal im Jahre um, so setzt es dem gleichwertigen Warenkapital nur 1/5 des Aufschlags zu, den ein andres Kaufmannskapital, das nur einmal im Jahr um- schlagen kann, einem Warenkapital von gleichem Wert zusetzt. Die Affektion der Verkaufspreise durch die durchschnittliche Um- schlagszeit der Kapitale in verschiednen Handelszweigen reduziert sich darauf, daá im Verh„ltnis zu dieser Umschlagsgeschwindigkeit dieselbe Profitmasse, die bei gegebner Gr”áe des Kaufmannskapi- tals durch die allgemeine Jahresprofitrate bestimmt ist, also be- stimmt ist unabh„ngig vom speziellen Charakter der kaufm„nnischen Operation dieses Kapitals, sich verschieden verteilt auf Waren- massen von demselben Wert, bei fnfmaligem Umschlag im Jahr z.B. 15/5 = 3%, bei einmaligem Umschlag im Jahr dagegen 15% dem Waren- preis zusetzt. #324# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Derselbe Prozentsatz des kommerziellen Profits in verschiednen Handelszweigen erh”ht also, je nach dem Verh„ltnis ihrer Um- schlagszeiten, die Verkaufspreise der Waren um ganz verschiedne Prozente, auf den Wert dieser Waren berechnet. Bei dem industriellen Kapital dagegen wirkt die Umschlagszeit in keiner Weise auf die Wertgr”áe der produzierten einzelnen Waren, obgleich sie die Masse der von einem gegebnen Kapital in einer gegebnen Zeit produzierten Werte und Mehrwerte affiziert, weil die Masse der exploitierten Arbeit. Dies versteckt sich aller- dings und scheint anders zu sein, sobald man die Produktions- preise ins Auge faát, aber nur weil die Produktionspreise der verschiednen Waren nach frher entwickelten Gesetzen von ihren Werten abweichen. Betrachtet man den gesamten Produktionsprozeá, die vom gesamten industriellen Kapital produzierte Warenmasse, so findet man sofort das allgemeine Gesetz best„tigt. W„hrend also eine genauere Betrachtung des Einflusses der Um- schlagszeit auf die Wertbildung beim industriellen Kapital zu- rckfhrt zum allgemeinen Gesetz und zur Basis der politischen ™konomie, daá die Werte der Waren bestimmt sind durch die in ih- nen enthaltne Arbeitszeit, zeigt der Einfluá der Umschl„ge des Kaufmannskapitals auf die merkantilen Preise Ph„nomene, die ohne sehr weitl„ufige Analyse der Mittelglieder eine rein willkrliche Bestimmung der Preise vorauszusetzen scheinen; n„mlich eine Be- stimmung bloá dadurch, daá das Kapital nun einmal entschlossen ist, ein bestimmtes Quantum Profit im Jahr zu machen. Es scheint namentlich, durch diesen Einfluá der Umschl„ge, als ob der Zirku- lationsprozeá als solcher die Preise der Waren bestimme, unabh„n- gig, innerhalb gewisser Grenzen, vom Produktionsprozeá. Alle oberfl„chlichen und verkehrten Anschauungen des Gesamtprozesses der Reproduktion sind der Betrachtung des Kaufmannskapitals ent- nommen und den Vorstellungen, die seine eigentmlichen Bewegungen in den K”pfen der Zirkulationsagenten hervorrufen. Wenn, wie der Leser zu seinem Leidwesen erkannt hat, die Analyse der wirklichen, innern Zusammenh„nge des kapitalistischen Produk- tionsprozesses ein sehr verwickeltes Ding und eine sehr ausfhr- liche Arbeit ist; wenn es ein Werk der Wissenschaft ist, die Sichtbare, bloá erscheinende Bewegung auf die innere wirkliche Bewegung zu reduzieren, so versteht es sich ganz von selbst, daá in den K”pfen der kapitalistischen Produktions- und Zirkulations- agenten sich Vorstellungen ber die Produktionsgesetze bilden mssen, die von diesen Gesetzen ganz abweichen, und nur der be- wuáte Ausdruck der scheinbaren Bewegung sind. Die Vorstellungen eines #325# 18. Kapitel - Der Umschlag des Kaufmannskapitals. ----- Kaufmanns, B”rsenspekulanten, Bankiers sind notwendig ganz ver- kehrt. Die der Fabrikanten sind verf„lscht durch die Zirkulati- onsakte, denen ihr Kapital unterworfen ist, und durch die Aus- gleichung der allgemeinen Profitrate. 41) Die Konkurrenz spielt in diesen K”pfen notwendig auch eine ganz verkehrte Rolle. Sind die Grenzen des Werts und des Mehrwerts gegeben, so ist leicht einzusehn, wie die Konkurrenz der Kapitale die Werte in Produkti- onspreise und noch weiter in merkantile Preise, den Mehrwert in Durchschnittsprofit verwandelt. Aber ohne diese Grenzen ist abso- lut nicht einzusehn, warum die Konkurrenz die allgemeine Pro- fitrate auf diese statt jene Grenze reduziert, auf 15% statt auf 1500%. Sie kann sie doch h”chstens auf ein Niveau reduzieren. Aber es ist absolut kein Element in ihr, um dies Niveau selbst zu bestimmen. Vom Standpunkt des Kaufmannskapitals erscheint also der Umschlag selbst als preisbestimmend. Andrerseits, w„hrend die Umschlagsge- schwindigkeit des industriellen Kapitals, soweit sie ein gegebnes Kapital zur Exploitation von mehr oder weniger Arbeit bef„higt, bestimmend und begrenzend auf die Profitmasse und daher auf die allgemeine Rate des Profits wirkt, ist dem merkantilen Kapital die Profitrate „uáerlich gegeben und der innere Zusammenhang der- selben mit der Bildung von Mehrwert g„nzlich verl”scht. Wenn das- selbe industrielle Kapital, bei sonst gleichbleibenden Umst„nden und namentlich bei gleicher organischer Zusammensetzung, viermal im Jahr statt zweimal umschl„gt, produziert es doppelt soviel Mehrwert und daher Profit; und dies zeigt sich handgreiflich, so- bald und solange dies Kapital das Monopol der verbesserten Pro- duktionsweise besitzt, die ihm diese Umschlagsbeschleunigung ge- stattet. Die verschiedne Umschlagszeit in verschiednen Handels- zweigen erscheint umgekehrt darin, daá der Profit, der auf den Umschlag eines bestimmten Warenkapitals gemacht wird, im umge- kehrten Verh„ltnis steht zur Anzahl der Umschl„ge des Geldkapi- tals, das diese Warenkapitale umschl„gt. Small profits and quick returns 1*) erscheint namentlich dem shopkeeper 2*) als ein Prin- zip, das er aus Prinzip befolgt. ----- 41*) Es ist eine sehr naive, aber zugleich sehr richtige Bemer- kung: Sicher hat daher auch der Umstand, daá eine und dieselbe Ware bei verschiednen Verk„ufern zu wesentlich verschiednen Prei- sen zu erlangen ist, sehr h„ufig seinen Grund in einer unrichti- gen Kalkulation." (Feller und Odermann, "Das Ganze der kaufm„nni- schen Arithmetik", 7. Aufl., 1859 [S. 451].) Es zeigt dies, wie die Preisbestimmung rein theoretisch, d.h. abstrakt wird. ----- 1*) kleine Profite und rasche Umschl„ge - 2*) Kleinh„ndler #326# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Es versteht sich brigens von selbst, daá dies Gesetz der Um- schl„ge des Kaufmannskapitals in jedem Handelszweig, und abgesehn von der Abwechslung einander kompensierender, rascherer und lang- samerer Umschl„ge, nur fr den Durchschnitt der Umschl„ge gilt, die das ganze in diesem Zweig angelegte Kaufmannskapital macht. Das Kapital von A, der in demselben Zweige macht wie B, mag mehr oder weniger als die Durchschnittszahl der Umschl„ge machen. In diesem Fall machen die andern weniger oder mehr. Es „ndert dies nichts am Umschlag der in diesem Zweig angelegten Totalmasse von Kaufmannskapital. Aber es ist entscheidend wichtig fr den ein- zelnen Kaufmann oder Kleinh„ndler. Er macht in diesem Fall einen Mehrprofit, ganz wie industrielle Kapitalisten Mehrprofite ma- chen, wenn sie unter gnstigern als den Durchschnittsbedingungen produzieren. Zwingt die Konkurrenz dazu, so kann er wohlfeiler verkaufen als seine Kumpane, ohne seinen Profit unter den Durch- schnitt zu senken. Sind die Bedingungen, die ihn zu rascherm Um- schlag bef„higen, selbst k„ufliche Bedingungen, z.B. Lage der Verkaufsst„tte, so kann er extra Rente dafr zahlen, d.h. ein Teil seines Surplusprofits verwandelt sich in Grundrente. #327# ----- NEUNZEHNTES KAPITEL Das Geldhandlungskapital Die rein technischen Bewegungen, die das Geld durchmacht im Zir- kulationsprozeá des industriellen Kapitals und, wie wir jetzt hinzusetzen k”nnen, des Warenhandlungskapitals (da dies einen Teil der Zirkulationsbewegung des industriellen Kapitals als seine eigne und eigentmliche Bewegung bernimmt) - diese Bewe- gungen, verselbst„ndigt zur Funktion eines besondren Kapitals, das sie, und nur sie, als ihm eigentmliche Operationen ausbt, verwandeln dies Kapital in Geldhandlungskapital. Ein Teil des in- dustriellen Kapitals, und n„her auch des Warenhandlungskapitals, best„nde nicht nur fortw„hrend in Geldform, als Geldkapital ber- haupt, sondern als Geldkapital, das in diesen technischen Funk- tionen begriffen ist. Von dem Gesamtkapital sondert sich nun ab und verselbst„ndigt sich ein bestimmter Teil in Form von Geldka- pital, dessen kapitalistische Funktion ausschlieálich darin be- steht, fr die gesamte Klasse der industriellen und kommerziellen Kapitalisten diese Operationen auszufhren. Wie beim Warenhand- lungskapital trennt sich ein Teil des im Zirkulationsprozeá in der Gestalt von Geldkapital vorhandnen industriellen Kapitals ab und verrichtet diese Operationen des Reproduktionsprozesses fr das gesamte brige Kapital. Die Bewegungen dieses Geldkapitals sind also wiederum nur Bewegungen eines verselbst„ndigten Teils des in seinem Reproduktionsprozeá begriffnen industriellen Kapi- tals. Nur wenn, und insoweit, Kapital neu angelegt wird - was auch der Fall bei der Akkumulation -, erscheint Kapital in Geldform als Ausgangspunkt und Endpunkt der Bewegung. Aber fr jedes einmal in seinem Prozeá befindliche Kapital erscheint Ausgangspunkt wie Endpunkt nur als Durchgangspunkt. Soweit das industrielle Kapi- tal, vom Austritt aus der Produktionssph„re bis zum Wiederein- tritt in dieselbe, die Metamorphose W'-G-W durchzumachen hat, ist, wie sich schon bei der einfachen Warenzirkulation zeigte, G in der Tat nur das Endresultat der einen Phase #328# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- der Metamorphose, um der Ausgangspunkt der entgegengesetzten, sie erg„nzenden zu sein. Und obgleich fr das Handelskapital das W-G des industriellen Kapitals stets als G-W-G sich darstellt, so ist doch auch fr es, sobald es einmal engagiert ist, der wirkliche Prozeá fortw„hrend W-G-W. Das Handelskapital macht aber gleich- zeitig die Akte W-G und G-W durch. D.h., nicht nur ein Kapital befindet sich im Stadium W-G, w„hrend das andre sich im Stadium G-W befindet, sondern dasselbe Kapital kauft best„ndig und ver- kauft best„ndig gleichzeitig wegen der Kontinuit„t des Produkti- onsprozesses; es befindet sich fortw„hrend gleichzeitig in beiden Stadien. W„hrend ein Teil desselben sich in Geld verwandelt, um sich sp„ter in Ware rckzuverwandeln, verwandelt der andre sich gleichzeitig in Ware, um sich in Geld rckzuverwandeln. Ob das Geld hier als Zirkulationsmittel oder als Zahlungsmittel fungiert, h„ngt von der Form des Warenaustausches ab. In beiden F„llen hat der Kapitalist best„ndig an viele Personen Geld auszu- zahlen und best„ndig von vielen Personen Geld in Zahlung zu emp- fangen. Diese bloá technische Operation des Geldzahlens und des Geldeinkassierens bildet Arbeit fr sich, die, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, Bilanzberechnungen, Akte der Aus- gleichung n”tig macht. Diese Arbeit ist eine Zirkulationskost, keine wertschaffende Arbeit. Sie wird dadurch abgekrzt, daá sie von einer besondren Abteilung von Agenten oder Kapitalisten fr die ganze brige Kapitalistenklasse ausgefhrt wird. Ein bestimmter Teil des Kapitals muá best„ndig als Schatz, poten- tielles Geldkapital, vorhanden sein: Reserve von Kaufmitteln, Re- serve von Zahlungsmitteln, unbesch„ftigtes, in Geldform seiner Anwendung harrendes Kapital; und ein Teil des Kapitals str”mt be- st„ndig in dieser Form zurck. Dies macht, auáer Einkassieren, Zahlen und Buchhalten, Aufbewahrung des Schatzes n”tig, was wie- der eine besondre Operation ist. Es ist also in der Tat die be- st„ndige Aufl”sung des Schatzes in Zirkulationsmittel und Zah- lungsmittel und seine Rckbildung aus im Verkauf erhaltnem Geld und f„llig gewordner Zahlung; diese best„ndige Bewegung des als Geld existierenden Teils des Kapitals, getrennt von der Kapital- funktion selbst, diese rein technische Operation ist es, die be- sondre Arbeit und Kosten verursacht - Zirkulationskosten. Die Teilung der Arbeit bringt es mit sich, daá diese technischen Operationen, die durch die Funktionen des Kapitals bedingt sind, soweit m”glich fr die ganze Kapitalistenklasse von einer Abtei- lung von Agenten oder Kapitalisten als ausschlieáliche Funktionen verrichtet werden oder sich in ihren H„nden konzentrieren. Es ist hier, wie beim Kaufmannskapital, #329# 19. Kapitel - Das Geldhandlungskapital ----- Teilung der Arbeit in doppeltem Sinn. Es wird besondres Gesch„ft, und weil es als besondres Gesch„ft fr den Geldmechanismus der ganzen Klasse verrichtet wird, wird es konzentriert, auf groáer Stufenleiter ausgebt; und nun findet wieder Teilung der Arbeit innerhalb dieses besondern Gesch„fts statt, sowohl durch Spaltung in verschiedne voneinander unabh„ngige Zweige, wie durch Ausbil- dung der Werkstatt innerhalb dieser Zweige (groáe Bros, zahlrei- che Buchhalter und Kassierer, weitgetriebne Arbeitsteilung). Aus- zahlung des Geldes, Einkassierung, Ausgleichung der Bilanzen, Fhrung laufender Rechnungen, Aufbewahren des Geldes etc., ge- trennt von den Akten, wodurch diese technischen Operationen n”tig werden, machen das in diesen Funktionen vorgeschoáne Kapital zum Geldhandlungskapital. Die verschiednen Operationen, aus deren Verselbst„ncligung zu be- sondren Gesch„ften der Geldhandel entspringt, ergeben sich aus den verschiednen Bestirnmtheiten des Geldes selbst und aus seinen Funktionen, die also auch das Kapital in der Form von Geldkapital durchzumachen hat. Ich habe frher darauf hingewiesen, wie das Geldwesen berhaupt sich ursprnglich entwickelt im Produktenaustausch zwischen ver- schiednen Gemeinwesen. 42) Es entwickelt sich der Geldhandel, der Handel mit der Geldware, daher zun„chst aus dem internationalen Verkehr. Sobald ver- schiedne Landesmnzen existieren, haben die Kaufleute, die in fremden L„ndern einkaufen, ihre Landesmnze in die Lokalmnze um- zusetzen und umgekehrt oder auch verschiedne Mnzen gegen unge- mnztes reines Silber oder Gold als Weltgeld. Daher das Wechsel- gesch„ft, das als eine der naturwchsigen Grundlagen des modernen Geldhandels zu betrachten ist. 43) ----- 42) "Zur Kritik der Pol. Oekon.", S. 27. 1*) 43) "Schon aus der groáen Verschiedenheit der Mnzen in Ansehung sowohl des Schrots und Korns, als des Gepr„ges der vielen mnzbe- rechtigten Frsten und St„dte, entsprang die Notwendigkeit in Handelsgesch„ften, wo Ausgleichung vermittelst einer Mnze n”tig war, sich berall der ”rtlichen zu bedienen. Zum Behuf von Barzahlungen versahen sich die Kaufleute, wenn sie einen fremden Markt bereisten, mit ungemnztem reinem Silber, wohl auch mit Gold. Ebenso vertauschten sie bei Antretung der Rckreise die eingenommene Ortsmnze in ungemnztes Silber oder Gold. Wechsel- gesch„fte, Umsatz ungemnzter edler Metalle gegen ”rtliche Mnze und umgekehrt, wurden daher ein sehr verbreitetes eintr„gliches Gesch„ft." (Hllmann, St„dtewesen des Mittelalters", Bonn 1826- 1829, I,p. 437, 438.) - "Die Wechselbank hat ihren Namen ----- 1*) Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S. 21. - Vgl. auch Band 23 un- serer Ausgabe, S. 102/103 #330# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- entwickelten sich daraus Wechselbanken, wo Silber (oder Gold) als Weltgeld - jetzt als Bankgeld oder Handelsgeld - im Unterschied zur Kurantmnze fungieren. Das Wechselgesch„ft, soweit es bloáe Anweisung fr Zahlung an Reisende von dem Wechsler eines Landes an andre, hat sich schon in Rom und Griechenland aus dem eigent- lichen Wechslergesch„ft entwickelt. Der Handel mit Gold und Silber als Waren (Rohstoffen zur Berei- tung fr Luxusartikel) bildet die naturwchsige Basis des Barren- handels (Bullion trade) oder des Handels, der die Funktionen des Geldes als Weitgeldes vermittelt. Diese Funktionen, wie frher erkl„rt (Buch I, Kap. III, 3, c), sind doppelt: Hin- und Herlau- fen zwischen den verschiednen nationalen Zirkulationssph„ren zur Ausgleichung der internationalen Zahlungen und bei Wanderungen des Kapitals zum Verzinsen; daneben Bewegung, von den Produkti- onsquellen der Edelmetalle aus, ber den Weltmarkt und Verteilung der Zufuhr unter die verschiednen nationalen Zirkulationssph„ren. In England fungierten noch w„hrend des gr”áten Teils des 17. Jahrhunderts die Goldschmiede als Bankiers. Wie sich weiter die Ausgleichung der internationalen Zahlungen im Wechselhandel etc. entwickelt, lassen wir hier ganz auáer acht, wie alles, was sich auf Gesch„fte in Wertpapieren bezieht, kurz alle besondren Formen des Kreditwesens, das uns hier noch nichts angeht. Als Weltgeld streift das Landesgeld seinen lokalen Charakter ab; ein Landesgeld wird im andern ausgedruckt und so alle reduziert auf ihren --- nicht... von dem Wechsel, Wechselbrief, sondern vom Wechseln der Geldsorten. Lange vor der Grndung der Amsterdamer Wechselbank im Jahre 1609 hatte man in den niederl„ndischen Handelsst„dten schon Wechsler und Wechselh„user, selbst Wechselbanken... Das Gesch„ft dieser Wechsler bestand darin, daá sie die zahlreichen verschie- denen Mnzsorten, die durch fremde H„ndler ins Land gebracht wur- den, gegen gesetzlich gangbare Mnzen einwechselten. Allm„hlich erweiterte sich ihr Wirkungskreis... Sie wurden die Kassierer und Bankiers ihrerzeit. Aber in der Vereinigung der Kassierert„tig- keit mit dem Wechselgesch„ft sah die Amsterdamer Regierung eine Gefahr, und um dieser Gefahr zu begegnen, beschloá man die Grn- dung einer groáen Anstalt, die sowohl das Wechseln wie das Kas- sieren mit ”ffentlicher Vollmacht besorgen sollte. Diese Anstalt war die berhmte Amsterdamer Wechselbank von 1609. Ebenso hatten die Wechselbanken von Venedig, Genua, Stockholm, Hamburg ihre Entstehung der fortw„hrenden Notwendigkeit des Umwechselns von Geldsorten zu verdanken. Von diesen allen ist die Hamburger die einzige, die noch heute besteht, weil das Bedrfnis nach solch einer Einrichtung in dieser Handelsstadt, die kein eigenes Mnz- system hat, sich noch immer fhlbar macht etc." (S. Vissering, "Handboek van Praktische Staathuishoudkunde", Amsterdam 1860, I, p. 247, 248.) #331# 19. Kapitel - Das Geldhandlungskapital ----- Gehalt in Gold oder Silber, w„hrend diese letztren zugleich, als die beiden Waren, die als Weltgeld zirkulieren, auf ihr gegensei- tigem Wertverh„ltnis zu reduzieren sind, das best„ndig wechselt. Diese Vermittlung macht der Geldh„ndler zu seinem besondren Ge- sch„ft. Wechslergesch„ft und Barrenhandel sind so die ursprng- lichsten Formen des Geldhandels und entspringen aus den doppelten Funktionen des Geldes: als Landesmnze und als Weltgeld. Aus dem kapitalistischen Produktionsprozeá, wie aus dem Handel berhaupt, selbst bei vorkapitalistischer Produktionsweise, er- gibt sich: Erstens, die Ansammlung des Geldes als Schatz, d.h. jetzt des Teils des Kapitals, der stets in Geldform vorhanden sein muá, als Reservefonds von Zahlungs- und Kaufmitteln. Dies ist die erste Form des Schatzes, wie er in der kapitalistischen Produktions- weise wiedererscheint und sich berhaupt bei Entwicklung des Han- delskapitals wenigstens fr dieses bildet. Beides gilt sowohl fr die inl„ndische wie die internationale Zirkulation. Dieser Schatz ist best„ndig flieáend, ergieát sich best„ndig in die Zirkulation und kehrt best„ndig aus ihr zurck. Die zweite Form des Schatzes ist nun die von brachliegendem, augenblicklich unbesch„ftigtem Kapital in Geldform, wozu auch neu akkumuliertes, noch nicht an- gelegtes Geldkapital geh”rt. Die Funktionen, die diese Schatzbil- dung als solche n”tig macht, sind zun„chst seine Aufbewahrung, Buchfhrung etc. Zweitens aber ist damit verbunden Ausgeben des Geldes beim Kau- fen, Einnehmen beim Verkaufen, Zahlen und Empfangen von Zahlun- gen, Ausgleichung der Zahlungen etc. Alles dies verrichtet der Geldh„ndler zun„chst als einfacher Kassierer fr die Kaufleute und industriellen Kapitalisten. 44) --- 44) "Die Einrichtung der Kassierer hat vielleicht nirgends ihren ursprnglichen, selbst„ndigen Charakter so rein bewahrt wie in den niederl„ndischen Kaufst„dten (s. ber den Ursprung der Kas- siererei in Amsterdam E. Luzac, "Hollands Rijkdom", deel III). Ihre Funktionen stimmen zum Teil berein mit denen der alten Am- sterdamer Wechselbank. Der Kassierer empf„ngt von den Kaufleuten, die seine Dienste anwenden, einen gewissen Betrag in Geld, wofr er ihnen ein "credit" in seinen Bchern er”ffnet; ferner senden sie ihm ihre Schuldforderungen, die er fr sie einzieht und sie dafr kreditiert; dagegen macht er gegen ihre Anweisungen (kassiers briefies) Zahlungen und belastet ihre laufende Rechnung mit deren Betr„gen. Fr diese Eing„nge und Auszahlungen berechnet er dann eine geringe Provision, die nur durch die Bedeutung der Ums„tze, zu denen er es zwischen beiden bringt, einen entspre- chenden Lohn fr seine Arbeit abwirft. Wenn Zahlungen auszuglei- chen sind zwischen zwei Kaufleuten, die beide mit demselben Kas- sierer arbeiten, so erledigen sich solche Zahlungen sehr einfach durch gegenseitige Buchung, w„hrend die Kassierer ihnen von #332# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Vollst„ndig entwickelt ist der Geldhandel, und dies immer auch schon in seinen ersten Anf„ngen, sobald mit seinen sonstigen Funktionen die des Leihens und Borgens und der Handel in Kredit sich verbindet. Darber im folgenden Abschnitt, beim zinstragen- den Kapital. Der Barrenhandel selbst, das šberfhren von Gold oder Silber aus einem Land in das andre, ist nur das Resultat des Warenhandels, bestimmt durch den Wechselkurs, der den Stand der internationalen Zahlungen und des Zinsfuáes auf verschiednen M„rkten ausdrckt. Der Barrenh„ndler als solcher vermittelt nur Resultate. Bei Betrachtung des Geldes, wie sich seine Bewegungen und Formbe- stimmheiten aus der einfachen Warenzirkulation entwickeln, hat man gesehn (Buch I, Kap. III), wie die Bewegung der Masse des als Kaufmittel und Zahlungsmittel zirkulierenden Geldes bestimmt ist durch die Warenmetamorphose, durch Umfang und Geschwindigkeit derselben, die, wie wir jetzt wissen, selbst nur ein Moment des gesamten Reproduktionsprozesses ist. Was die Beschaffung des Geldmaterials - Gold und Silber - von seinen Produktionsquellen angeht, so l”st sie sich auf in unmittelbaren Warenaustausch, in Austausch von Gold und Silber als Ware gegen andre Ware, ist also selbst ebensosehr ein Moment des Warenaustausches wie die Be- schaffung von Eisen oder andren Metallen. Was aber die Bewegung der edlen Metalle auf dem Weltmarkt angeht (wir sehn hier ab von dieser Bewegung, soweit sie leihweise Kapitalbertragung aus- drckt, eine šbertragung, die auch in der Form von Warenkapital vorgeht), so ist sie ganz so bestimmt durch den internationalen Warenaustausch, wie die Bewegung --- Tag zu Tag ihre gegenseitigem Forderungen ausgleichen. In dieser Vermittlung von Zahlungen besteht also das eigentliche Kassierer- gesch„ft; es schlieát also industrielle Unternehmungen, Spekula- tionen und die Er”ffnung von Blankokrediten aus; denn die Regel muá hier sein, daá der Kassierer fr denienigen, dem er eine Rechnung in seinen Bchern er”ffnet hat, keine Zahlung ber sein Guthaben hinaus leistet." (Vissering, l.c.p. 243, 244.) - šber die Kassenvereine zu Venedig: Durch das Bedrfnis und durch die ™rtlichkeit von Venedig, wo das Herumtragen von Barschaften l„- stiger als an andren Orten, fhrten die Groáh„ndler dieser Stadt Kassenvereine ein unter geh”riger Sicherheit. Aufsicht und Ver- waltung, legten die Mitglieder eines solchen Vereins gewisse Sum- men nieder, auf die sie ihren Gl„ubigern Anweisungen ausstellten, worauf dann die gezahlte Summe auf dem Blatt des Schuldners in dem darber gefhrten Buche abgeschrieben und der Summe, welche der Gl„ubiger darin zugut hatte, zugesetzt wurde. Die ersten An- f„nge der sog. Girobanken. Alt sind diese Vereine. Aber wenn man sie ins 12. Jahrhundert verlegt, so verwechselt man sie mit der 1171 eingerichteten Staatsanleihe-Anstalt." (Hllmann, l.c.p. 453, 454.) #333# 19. Kapitel - Das Geldhandlungskapital ----- des Geldes als inl„ndisches Kauf- und Zahlungsmittel durch den inl„ndischen Warenaustausch. Die Aus- und Einwanderungen der ed- len Metalle aus einer nationalen Zirkulationssph„re in die andre, soweit sie nur verursacht sind durch Entwertung von Landesmnze oder durch Doppelw„hrung, sind der Geldzirkulation als solcher fremd und bloáe Korrektion willkrlich, von Staats wegen hervor- gebrachter Abirrungen. Was endlich die Bildung von Sch„tzen an- geht, soweit sie Reservefonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln, sei es fr innern oder ausw„rtigen Handel, darstellt, und ebenfalls soweit sie bloáe Form von einstweilen brachliegendem Kapital ist, so ist sie beidemal nur ein notwendiger Niederschlag des Zirkula- tions. Prozesses. Wie die ganze Geldzirkulation in ihrem Umfang, ihren Formen und ihren Bewegungen bloáes Resultat der Warenzirkulation ist, die vom kapitalistischen Standpunkt aus selbst nur den Zirkulations- prozeá des Kapitals darstellt (und darin ist einbegriffen der Austausch von Kapital gegen Revenue und von Revenue gegen Reve- nue, soweit die Verausgabung von Revenue sich im Kleinhandel re- alisiert), so versteht es sich ganz von selbst, daá der Geldhan- del nicht nur das bloáe Resultat und die Erscheinungsweise der Warenzirkulation, die Geldzirkulation, vermittelt. Diese Geldzir- kulation selbst, als ein Moment der Warenzirkulation, ist fr ihn gegeben. Was er vermittelt, sind ihre technischen Operationen, die er konzentriert, abkrzt und vereinfacht. Der Geldhandel bil- det nicht die Sch„tze, sondern liefert die technischen Mittel, um diese Schatzbildung, soweit sie freiwillig ist (also nicht Aus- druck von unbesch„ftigtem Kapital oder von St”rung des Reproduk- tionsprozesses), auf ihr ”konomisches Minimum zu reduzieren, in- dem die Reservefonds fr Kauf- und Zahlungsmittel, wenn fr die ganze Kapitalistenklasse verwaltet, nicht so groá zu sein brau- chen, als wenn von jedem Kapitalisten besonders. Der Geldhandel kauft nicht die edlen Metalle, sondern vermittelt nur ihre Ver- teilung, sobald der Warenhandel sie gekauft hat. Der Geldhandel erleichtert die Ausgleichung der Bilanzen, soweit das Geld als Zahlungsmittel fungiert, und vermindert durch den knstlichen Me- chanismus dieser Ausgleichungen die dazu erheischte Geldmasse; aber er bestimmt weder den Zusammenhang noch den Umfang der wech- selseitigen Zahlungen. Die Wechsel und Schecks z.B., die in Ban- ken und Clearing houses gegeneinander ausgetauscht werden, stel- len ganz unabh„ngige Gesch„fte dar, sind Resultate von gegebnen Operationen, und es handelt sich nur um beáre technische Ausglei- chung dieser Resultate. Soweit das Geld als Kaufmittel zirku- liert, sind Umfang und Anzahl der K„ufe und Verk„ufe durchaus un- abh„ngig vom Geldhandel. #334# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Er kann nur die technischen Operationen, die sie begleiten, ver- krzen, und dadurch die Masse des zu ihrem Umschlag n”tigen baren Geldes vermindern. Der Geldhandel in der reinen Form, worin wir ihn hier betrachten, d.h. getrennt vom Kreditwesen, hat es also nur zu tun mit der Technik eines Moments der Warenzirkulation, n„mlich der Geldzir- kulation und den daraus entspringenden verschiednen Funktionen des Geldes. Dies unterscheidet den Geldhandel wesentlich vom Warenhandel, der die Metamorphose der Ware und den Warenaustausch vermittelt oder selbst diesen Prozeá des Warenkapitals als Prozeá eines vom indu- striellen Kapital gesonderten Kapitals erscheinen l„át. Wenn da- her das Warenhandlungskapital eine eigne Form der Zirkulation zeigt, G-W-G, wo die Ware zweimal die Stelle wechselt und dadurch das Geld zurckflieát, im Gegensatz zu W-G-W, wo das Geld zweimal die H„nde wechselt und dadurch den Warenaustausch vermittelt, so kann keine solche besondre Form fr das Geldhandlungskapital nachgewiesen werden. Soweit Geldkapital in dieser technischen Vermittlung der Geldzir- kulation von einer besondren Abteilung Kapitalisten vorgeschossen wird ein Kapital, das auf verjngtem Maástab das Zusatzkapital vorstellt, das sich die Kaufleute und industriellen Kapitalisten sonst selbst zu diesen Zwecken vorschieáen máten -, ist die all- gemeine Form des Kapitals G-G' auch hier vorhanden. Durch Vor- schuá von G wird G + delta G fr den Vorschieáer erzeugt. Aber die Vermittlung von G-G' bezieht sich hier nicht auf die sachli- chen, sondern nur auf die technischen Momente der Metamorphose. Es ist augenscheinlich, daá die Masse des Geldkapitals, womit die Geldh„ndler zu tun haben, das in Zirkulation befindliche Geldka- pital der Kaufleute und Industriellen ist und daá die Operatio- nen, die sie vollziehn, nur die Operationen jener sind, die sie vermitteln. Es ist ebenso klar, daá ihr Profit nur ein Abzug vom Mehrwert ist, da sie nur mit schon realisierten Werten (selbst wenn nur in Form von Schuldforderungen realisiert) zu tun haben. Wie bei dem Warenhandel findet hier Verdopplung der Funktion statt. Denn ein Teil der mit der Gelclzirkulation verbundnen technischen Operationen muá von den Warenh„ndlern und Warenprodu- zenten selbst verrichtet werden. #335# ----- ZWANZIGSTES KAPITEL Geschichtliches ber das Kaufmannskapital Die besondre Form der Geldakkumulation des Warenhandlungs- und Geldhandlungskapitals wird erst im n„chsten Abschnitt betrachtet. Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich von selbst, daá nichts abgeschmackter sein kann, als das Kaufmannskapital, sei es in der Form des Warenhandlungskapitals, sei es in der des Geldhandlungs- kapitals, als eine besondre Art des industriellen Kapitals zu be- trachten, „hnlich wie etwa Bergbau, Ackerbau, Viehzucht, Manufak- tur, Transportindustrie etc., durch die gesellschaftliche Teilung der Arbeit gegebne Abzweigungen und daher besondre Anlagesph„ren des industriellen Kapitals bilden. Schon die einfache Beobach- tung, daá jedes industrielle Kapital, w„hrend es sich in der Zir- kulationsphase seines Reproduktionsprozesses befindet, als Waren- kapital und Geldkapital ganz dieselben Funktionen verrichtet, die als ausschlieáliche Funktionen des kaufm„nnischen Kapitals in seinen beiden Formen erscheinen, máte diese rohe Auffassung un- m”glich machen. Im Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sind umgekehrt die Unterschiede zwischen dem industriellen Kapi- tal als produktivem und demselben Kapital in der Zirkulations- sph„re dadurch verselbst„ndigt, daá die bestimmten Formen und Funktionen, die das Kapital hier zeitweilig annimmt, als selb- st„ndige Formen und Funktionen eines abgel”sten Teils des Kapi- tals erscheinen und ausschlieálich darin eingepfercht sind. Ver- wandelte Form des industriellen Kapitals und stoffliche, aus der Natur der verschiednen Industriezweige hervorgehende Unterschiede zwischen produktiven Kapitalen in verschiednen Produktionsanlagen sind himmelweit verschieden. Auáer der Brutalit„t, womit der ™konom berhaupt die Formunter- schiede betrachtet, die ihn in der Tat nur nach der stofflichen Seite interessieren, liegt bei dem Vulg„r”konomen dieser Ver- wechslung noch zweierlei zugrunde. Erstens seine Unf„higkeit, den merkantilen Profit in seiner #336# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Eigentmlichkeit zu erkl„ren; zweitens sein apologetisches Be- streben, die aus der spezifischen Form der kapitalistischen Pro- duktionsweise - die vor allem Warenzirkulation, und daher Geld- zirkulation, als ihre Basis voraus. setzt - hervorgehenden Formen von Warenkapital und Geldkapital, und weiterhin von Warenhand- lungs- und Geldhandlungskapital, als aus dem Produktionsprozeá als solchem notwendig hervorgehende Gestalten abzuleiten. Wenn Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sich nicht anders von Getreidebau unterscheiden, wie dieser von Viehzucht und Manufaktur, so ist sonnenklar, daá Produktion und kapitali- stische Produktion berhaupt identisch sind und daá namentlich auch die Verteilung der gesellschaftlichen Produkte unter die Mitglieder der Gesellschaft, sei es zur produktiven oder zur in- dividuellen Konsumtion, ebenso ewig durch Kaufleute und Bankiers vermittelt werden muá, wie der Genuá von Fleisch durch Viehzucht und der von Kleidungsstcken durch deren Fabrikation. 45 Die groáen ™konomen wie Smith, Ricardo etc., da sie die Grundform des Kapitals betrachten, das Kapital als industrielles Kapital, und das Zirkulationskapital (Geld- und Warenkapital) tats„chlich nur, soweit es selbst eine Phase im Reproduktionsprozeá jedes Ka- pitals, sind in Verlegenheit mit dem merkantilen Kapital als ei- ner eignen Sorte. Die aus der Betrachtung des industriellen Kapi- tals unmittelbar abgeleiteten S„tze ber Wertbildung, Profit etc. passen nicht direkt auf das Kaufmannskapital. Sie lassen dies da- her in der Tat ganz beiseite liegen und erw„hnen es nur als eine Art des industriellen Kapitals. Wo sie im besondren davon han- deln, --- 45) Der weise Roscher [44] hat ausgeklgelt, daá, wenn Gewisse den Handel als "Vermittlung" zwischen Produzenten und Konsumenten charakterisieren, man ebensogut die Produktion selbst als "Vermittlung" der Konsumtion (zwischen wem?) charakterisieren k”nne, woraus natrlich folgt, daá das Handelskapital ein Teil des produktiven Kapitals ist wie Ackerbau- und Industriekapital. Weil man also sagen kann, daá der Mensch nur durch die Produktion seine Konsumtion vermitteln kann (dies muá er tun selbst ohne Leipziger Bildung) oder daá die Arbeit n”tig ist zur Aneignung der Natur (was man "Vermittlung" nennen kann), so folgt daraus natrlich, daá eine aus einer spezifischen gesellschaftlichen Form der Produktion hervorgehende gesellschaftliche "Vermittlung" - w e i l Vermittlung - denselben absoluten Charakter der Not- wendigkeit hat, denselben Rang. Das Wort Vermittlung entscheidet alles. šbrigens sind die Kaufleute ja nicht Vermittler zwischen Produzenten und Konsumenten (die letztren in der Scheidung von den erstren, die Konsumenten, die nicht produzieren, zun„chst au- áer acht gelassen), sondern des Austausches der Produkte dieser Produzenten untereinander, sind nur die Zwischenpersonen eines Austausches, der immer in tausend F„llen ohne sie vorgeht. #337# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- wie Ricardo beim ausw„rtigen Handel, suchen sie nachzuweisen, daá es keinen Wert schafft (folglich auch keinen Mehrwert). Aber was vom ausw„rtigen Handel, gilt vom inl„ndischen. --- Wir haben bisher das Kaufmannskapital vom Standpunkt und inner- halb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise betrach- tet. Nicht nur der Handel, sondern auch das Handelskapital ist aber „lter als die kapitalistische Produktionsweise, ist in der Tat die historisch „lteste freie Existenzweise des Kapitals. Da man bereits gesehn, daá der Geldhandel und das darin vorge- schoáne Kapital zu seiner Entwicklung nichts bedarf als die Exi- stenz des Groáhandels, weiter des Warenhandlungskapitals, so ist es nur das letztre, womit wir uns hier zu befassen haben. Weil das Handlungskapital eingepfercht ist in die Zirkulations- sph„re und seine Funktion ausschlieálich darin besteht, den Wa- renaustausch zu vermitteln, so sind zu seiner Existenz - abgesehn von unentwickelten Formen, die aus dem unmittelbaren Tauschhandel entspringen - keine andren Bedingungen n”tig als zur einfachen Waren- und Geldzirkulation. Oder die letztre ist vielmehr seine Existenzbedingung. Auf Basis welcher Produktionsweise auch immer die Produkte produziert wurden, die als Waren in die Zirkulation eingehn - ob auf Basis des urwchsigen Gemeinwesens oder der Sklavenproduktion oder der kleinb„uerlichen und kleinbrgerlichen oder der kapitalistischen -, es „ndert dies nichts an ihrem Cha- rakter als Waren, und als Waren haben sie den Austauschprozeá und die ihn begleitenden Formver„nderungen durchzumachen. Die Ex- treme, zwischen denen das Kaufmannskapital vermittelt, sind gege- ben fr es, ganz wie sie gegeben sind fr das Geld und fr die Bewegung des Geldes. Das einzig N”tige ist, daá diese Extreme als Waren vorhanden sind, ob nun die Produktion ihrem ganzen Umfang nach Warenproduktion ist, oder ob bloá der Oberschuá der selbst- wirtschaftenden Produzenten ber ihre, durch ihre Produktion be- friedigten, unmittelbaren Bedrfnisse auf den Markt geworfen sind. Das Kaufmannskapital vermittelt nur die Bewegung dieser Ex- treme, der Waren, als ihm gegebner Voraussetzungen. Der Umfang, worin die Produktion in den Handel eingeht, durch die H„nde der Kaufleute geht, h„ngt ab von der Produktionsweise und erreicht sein Maximum in der vollen Entwicklung der kapitalisti- schen Produktion, wo das Produkt nur noch als Ware, nicht als un- mittelbares Subsistenzmittel #338# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- produziert wird. Andrerseits, auf der Basis jeder Produktions- weise, bef”rdert der Handel die Erzeugung von berschssigem Pro- dukt, bestimmt, in den Austausch einzugehn, um die Gensse oder die Sch„tze der Produzenten (worunter hier die Eigner der Pro- dukte zu verstehn sind) zu vermehren; gibt also der Produktion einen mehr und mehr auf den Tauschwert gerichteten Charakter. Die Metamorphose der Waren, ihre Bewegung, besteht 1. - stofflich aus dem Austausch verschiedner Waren gegeneinander, 2. formell aus Verwandlung der Ware in Geld, Verkaufen, und Verwandlung des Geldes in Ware, Kaufen. Und in diese Funktionen, Austauschen von Waren durch Kauf und Verkauf, l”st sich die Funktion des Kauf- mannskapitals auf. Es vermittelt also bloá den Warenaustausch, der indessen von vornherein nicht bloá als Warenaustausch zwi- schen den unmittelbaren Produzenten zu fassen ist. Beim Sklaven- verh„ltnis, Leibeignenverh„ltnis, Tributverh„ltnis (soweit primi- tive Gemeinwesen in Betracht kommen) ist es der Sklavenhalter, der Feudalherr, der Tribut empfangende Staat, welcher Eigner, also Verk„ufer des Produkts ist. Der Kaufmann kauft und verkauft fr viele. In seiner Hand konzentrieren sich K„ufe und Verk„ufe, wodurch Kauf und Verkauf aufh”rt, an das unmittelbare Bedrfnis des K„ufers (als Kaufmann) gebunden zu sein. Welches aber immer die gesellschaftliche Organisation der Produk- tionssph„ren, deren Warenaustausch der Kaufmann vermittelt, sein Verm”gen existiert immer als Geldverm”gen und sein Geld fungiert stets als Kapital. Seine Form ist stets G-W-G'; Geld, die selb- st„ndige Form des Tauschwerts, der Ausgangspunkt, und Vermehrung des Tauschwerts der selbst„ndige Zweck. Der Warenaustausch selbst und die ihn vermittelnden Operationen - getrennt von der Produk- tion und vollzogen vom Nichtproduzenten - als bloáes Mittel der Vermehrung, nicht nur des Reichtums, sondern des Reichtums in seiner allgemeinen gesellschaftlichen Form, als Tauschwert. Das treibende Motiv und der bestimmende Zweck ist, G zu verwandeln in G + delta G; die Akte G-W und W-G', die den Akt G-G' vermitteln, erscheinen bloá als šbergangsmomente dieser Verwandlung von G in G + delta G. Dies G-W-G' als charakteristische Bewegung des Kauf- mannskapitals unterscheidet es von W-G-W, dem Warenhandel zwi- schen den Produzenten selbst, der auf den Austausch von Ge- brauchswerten als letzten Zweck gerichtet ist. Je unentwickelter die Produktion, um so mehr wird sich daher das Geldverm”gen konzentrieren in den H„nden der Kaufleute oder als spezifische Form des Kaufmannsverm”gens erscheinen. #339# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise - d.h. sobald sich das Kapital der Produktion selbst bem„chtigt und ihr eine ganz ver„nderte und spezifische Form gegeben hat - erscheint das Kaufmannskapital nur als Kapital in einer besondren Funktion. In allen frhern Produktionsweisen, und um so mehr, je mehr die Pro- duktion unmittelbar Produktion der Lebensmittel des Produzenten ist, erscheint Kaufmannskapital zu sein als die Funktion par ex- cellence des Kapitals. Es macht also nicht die geringste Schwierigkeit einzusehn, warum das Kaufmannskapital als historische Form des Kapitals erscheint, lange bevor das Kapital sich die Produktion selbst unterworfen hat. Seine Existenz und Entwicklung zu einer gewissen H”he ist selbst historische Voraussetzung fr die Entwicklung der kapita- listischen Produktionsweise, 1. als Vorbedingung der Konzentra- tion von Geldverm”gen, und 2. weil die kapitalistische Produkti- onsweise Produktion fr den Handel voraussetzt, Absatz im groáen und nicht an den einzelnen Kunden, also auch einen Kaufmann, der nicht zur Befriedigung seines pers”nlichen Bedrfnisses kauft, sondern die Kaufakte vieler in seinem Kaufakt konzentriert. Andrerseits wirkt alle Entwicklung des Kaufmannskapitals darauf hin, der Produktion einen mehr und mehr auf den Tauschwert ge- richteten Charakter zu geben, die Produkte mehr und mehr in Waren zu verwandeln. Doch ist seine Entwicklung, fr sich genommen, wie wir gleich unten noch weiter sehn werden, unzureichend, um den šbergang einer Produktionsweise in die andre zu vermitteln und zu erkl„ren. Innerhalb der kapitalistischen Produktion wird das Kaufmannskapi- tal von seiner frhern selbst„ndigen Existenz herabgesetzt zu ei- nem besondere Moment der Kapitalanlage berhaupt, und die Aus- gleichung der Profite reduziert seine Profitrate auf den allge- meinen Durchschnitt. Es fungiert nur noch als der Agent des pro- duktiven Kapitals. Die mit der Entwicklung des Kaufmannskapitals sich bildenden besondern Gesellschaftszust„nde sind hier nicht mehr bestimmend; im Gegenteil, wo es vorherrscht, herrschen ver- altete Zust„nde. Dies gilt sogar innerhalb desselben Landes, wo z.B. die reinen Handelsst„dte ganz andre Analogien mit vergangnen Zust„nden bilden als die Fabrikst„dte. 46) --- 46)Herr Wesselbach ("Der Gang des Welthandels im Mittelalter", 1860) lebt in der Tat immer noch in den Vorstellungen einer Welt, worin das Kaufmannskapital die Form des Kapitals berhaupt ist. Von dem modernen Sinn des Kapitals hat er nicht die geringste Ah- nung, sowenig wie Herr Mommsen, wenn er in seiner "R”mischen Ge- chichte" von "Kapital" spricht und von Herrschaft des Kapitals. In der modernen #340# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Selbst„ndige und vorwiegende Entwicklung des Kapitals als Kauf- mann,kapital ist gleichbedeutend mitnichtunterwerfung der Produk- tion unter das Kapital, also mit Entwicklung des Kapitals auf Grundlage einer ihm fremden und von ihm unabh„ngigen gesell- schaftlichen Form der Produktion. Die selbst„ndige Entwicklung des Kaufmannskapitals steht also im umgekehrten Verh„ltnis zur allgemeinen ”konomischen Entwicklung der Gesellschaft. Das selbst„ndige Kaufmannsverm”gen, als herrschende Form des Ka- pitals, ist die Verselbst„ndigung des Zirkulationsprozesses gegen seine Extreme, und diese Extreme sind die austauschenden Produ- zenten selbst. Diese Extreme bleiben selbst„ndig gegen den Zirku- lationsprozeá, und dieser Prozeá gegen sie. Das Produkt wird hier Ware durch den Handel. Es ist der Handel, der hier die Gestaltung der Produkte zu Waren entwickelt; es ist nicht die produzierte Ware, deren Bewegung den Handel bildet. Kapital als Kapital tritt hier also zuerst im Zirkulationsprozeá auf. Im Zirkulationsprozeá entwickelt sich das Geld zu Kapital. In der Zirkulation entwic- kelt sich das Produkt zuerst als Tauschwert, als Ware und Geld. Das Kapital kann sich im Zirkulationsprozeá bilden und muá sich in ihm bilden, bevor es seine Extreme beherrschen lernt, die ver- schiednen Produktionssph„ren, zwischen denen die Zirkulation vet- telt. Geld- und Warenzirkulation k”nnen Produktionssph„ren der verschiedensten Organisationen vermitteln, die ihrer innern Struktur nach noch haupts„chlich auf Produktion des Gebrauchs- werts gerichtet sind. Diese Verselbst„ndigung des Zirkulations- prozesses, worin die Produktionssph„ren untereinander verbunden werden durch ein Drittes, drckt Doppeltes aus. Einerseits, daá die Zirkulation sich noch nicht der Produktion bem„chtigt hat, sondern sich zu ihr als gegebner Voraussetzung verh„lt. Andrer- seits, daá der Produktionsprozeá die Zirkulation noch nicht als bloáes Moment in sich aufgenommen hat. In der kapitalistischen Produktion dagegen ist beides der Fall. Der Produktionsprozeá be- ruht ganz auf der Zirkulation, und die Zirkulation ist ein bloáes Moment, eine Durchgangsphase der Produktion, bloá die Realisie- rung des als Ware produzierten Produkts und der Ersatz seiner als Waren produzierten Produktionselemente. Die unmittelbar aus der Zirkulation stammende Form des Kapitals - das Handelskapital - er- --- englischen Geschichte erscheint der eigentliche Handelsnd und die Handelsst„dte auch politisch reaktion„r und im Bund mit der Grundaristokratie und Finanzaristo, kratie gegen das industrielle Kapitalvergleiche z.B. die politische Rolle von Liverpool gegen- ber Manchester und Birmingham. Die vollst„ndige Herrschaft des industriellen Kapitals ist erst seit Aufhebung der Kornz”lle [17] etc. vom englischen Kaufmannskapital und von der Finanzaristokra- tie (moneyed interest) anerkannt. #341# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- scheint hier nur noch als eine der Formen des Kapitals in seiner Reproduktionsbewegung. Das Gesetz, daá die selbst„ndige Entwicklung des Kaufmannskapi- tals im umgekehrten Verh„ltnis steht zum Entwicklungsgrad der ka- pitalistischen Produktion, erscheint am meisten in der Geschichte des Zwischenhandels (carrying trade), wie bei Venezianern, Genue- sern, Holl„ndern etc., wo also der Hauptgewinn gemacht wird nicht durch Ausfuhr der eignen Landesprodukte, sondern durch Vermitt- lung des Austausches der Produkte kommerziell und sonst ”kono- misch unentwickelter Gemeinwesen und durch Exploitation beider Produktionsl„nder. 47) Hier ist das Kaufmannskapital rein, abge- trennt von den Extremen, den Produktionssph„ren, zwischen denen es vermittelt. Es ist die seine Hauptquelle seiner Bildung. Aber dies Monopol des Zwischenhandels verf„llt, und damit dieser Han- del selbst, im selben Verh„ltnis wie die ”konomische Entwicklung der V”lker fortschreitet, die es beiderseits exploitierte und de- ren Unentwickeltheit seine Existenzbasis war. Beim Zwischenhandel erscheint dies nicht nur als Verfall eines besondren Handels- zweigs, sondern auch als Verfall des šbergewichts reiner Handels- v”lker und ihres kommerziellen Reichtums berhaupt, der auf der Basis dieses Zwischenhandels beruhte. Es ist dies nur eine beson- dre Form, worin die Unterordnung des kommerziellen Kapitals unter das industrielle im Fortschritt der Entwicklung der kapitalisti- schen Produktion sich ausdrckt. Von der Art und Weise brigens, wie das Kaufmannskapital da wirtschaftet, wo es direkt die Pro- duktion beherrscht, bietet schlagendes Exempel nicht nur die Ko- lonialwirtschaft berhaupt (das sog. Kolonialsystem), sondern ganz speziell die Wirtschaft der alten Holl„ndisch-Ostindischen Kompanie. [42] Da die Bewegung des kaufm„nnischen Kapitals G-W-G' ist, so wird der Profit des Kaufmanns erstens gemacht durch Akte, die nur in- nerhalb des Zirkulationsprozesses vorgehn, also gemacht in den zwei Akten des --- 47) "Die Bewohner der Handelsst„dte fhrten aus reichern L„ndern verfeinerte Manufakturwaren und kostspielige Luxusartikel ein und boten so der Eitelkeit der groáen Grundeigentmer Nahrung, die diese Waren begierig kauften und groáe Mengen vom Rohprodukt ih- rer L„ndereien dafr zahlten. So bestand der Handel eines groáen Teils von Europa in dieser Zeit im Austausch des Rohprodukts ei- nes Landes gegen die Manufakturprodukte eines in der Industrie fortgeschrittnern Landes... Sobald dieser Geschmack sich verall- gemeinerte und eine bedeutende Nachfrage veranlaáte, fingen die Kaufleute an, um die Frachtkosten zu sparen, „hnliche Manufaktu- ren in ihrem eignen Lande anzulegen." (A. Smith, ["Wealth of Na- tions", Aberdeen, London 1848] Book III, chap. III [p. 267].) #342# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Kaufs und Verkaufs; und zweitens wird er realisiert im letzten Akt, dem Verkauf. Es ist also Ver„uáerungsprofit, profit upon alienation [38]. Prima facie erscheint der reine, unabh„ngige Handelsprofit unm”glich, solang, Produkte zu ihren Werten ver- kauft werden. Wohlfeil kaufen, um teuer zu verkaufen, ist das Ge- setz des Handels. Also nicht der Austausch von Žquivalenten. Der Begriff des Werts ist insofern darin eingeschlossen, als die ver- schiednen Waren alle Wert und darum Geld sind; der Qualit„t nach gleichm„áig Ausdrcke der gesellschaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Wertgr”áen. Das quantitative Verh„ltnis, worin sich Produkte austauschen, ist zun„chst ganz zuf„llig. Sie nehmen sofern Warenform an, daá sie berhaupt Austauschbare, d.h. Aus- drcke desselben Dritten sind. Der fortgesetzte Austausch und die regelm„áigere Reproduktion fr den Austausch hebt diese Zuf„llig- keit mehr und mehr auf. Zun„chst aber nicht fr die Produzenten und Konsumenten, sondern fr den Vermittler zwischen beiden, den Kaufmann, der die Geldpreise vergleicht und die Differenz ein- steckt. Durch seine Bewegung selbst setzt er die Žquivalenz. Das Handelskapital ist im Anfang bloá die vermittelnde Bewegung zwischen Extremen, die es nicht beherrscht, und Voraussetzungen, die es nicht schafft. Wie aus der bloáen Form der Warenzirkulation, W-G-W, Geld nicht nur als Wertmaá und Zirkulationsmittel, sondern als absolute Form der Ware und dant des Reichtums, als Schatz hervorgeht und sein Beisichbleiben und Anwachsen als Geld zum Selbstzweck wird, so geht aus der bloáen Zirkulationsform des Kaufmannskapitals, G-W- G', das Geld, der Schatz, hervor als etwas, das sich durch bloáe Ver„uáerung erh„lt und vermehrt. Die Handelsv”lker der Alten existierten wie die G”tter des Epikur [45] in den Intermundien der Welt oder vielmehr wie die Juden in den Poren der polnischen Gesellschaft. Der Handel der ersten selbst„ndigen, groáartig entwickelten Handelsst„dte und Handels- v”lker beruhte als reiner Zwischenhandel auf der Barbarei der produzierenden V”lker, zwischen denen sie die Vermittler spiel- ten. In den Vorstufen der kapitalistischen Gesellschaft beherrscht der Handel die Industrie; in der modernen Gesellschaft umgekehrt. Der Handel wird natrlich mehr oder weniger zurckwirken auf die Ge- meinwesen, zwischen denen er getrieben wird; er wird die Produk- tion mehr und mehr dem Tauschwert unterwerfen, indem er Gensse und Subsistenz mehr abh„n macht vom Verkauf als vom unmittelbaren Gebrauch des Produkts. Er l”st dadurch die alten Verh„ltnisse auf. Er vermehrt die Geldzirkulation. #343# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Er ergreift nicht mehr bloá den šberschuá der Produktion, sondern friát nach und nach diese selbst an und macht ganze Produktions- zweige von sich abh„ngig. Indes h„ngt diese aufl”sende Wirkung sehr ab von der Natur des produzierenden Geineinwesens. Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter Gemeinwesen vermittelt, erscheint der kommerzielle Profit nicht nur als šbervorteilung und Prellerei, sondern entspringt groáen- teils aus ihr. Abgesehn davon, daá es den Unterschied zwischen den Produktionspreisen verschiedner L„nder ausbeutet (und in die- ser Beziehung wirkt es hin auf die Ausgleichung und Festsetzung der Warenwerte), bringen es ene Produktionsweisen mit sich, daá das Kaufmannskapital sich einen berwiegenden Teil des Mehrpro- dukts aneignet, teils als Zwischenschieber zwischen Gemeinwesen, deren Produktion noch wesentlich auf den Gebrauchswert gerichtet ist und fr deren ”konomische Organisation der Verkauf des ber- haupt in Zirkulation tretenden Produktenteils, also berhaupt der Verkauf der Produkte zu ihrem Wert von untergeordneter Wichtig- keit ist; teils weil in jenen frhem Produktionsweisen die Haupt- besitzer des Mehrprodukts, mit denen der Kaufmann handelt, der Sklavenhalter, der feudale Grundherr, der Staat (z.B. der orien- talische Despot) den genieáenden Reichtum vorstellen, dem der Kaufmann Fallen stellt, wie schon A. Smith in der an gefhrten Stelle fr die Feudalzeit richtig herausgewittert hat. Das Han- delskapital in berwiegender Herrschaft stellt also berall ein System der Plnderung dar 48), wie denn auch seine Entwicklung bei den Handelsv”lkern der alten wie der neuern Zeit direkt mit gewaltsamer Plnderung, Seeraub, Sklavenraub, Unterjochung in Ko- lonien verbunden ist; so in Karthago, Rom, sp„ter bei Venezia- nern, Portugiesen, Holl„ndern etc. --- 48) "Nun ist bei den Kaufleuten eine grosse Klage ber die Edel- leut oder R„uber, wie sie mit grosser Fahr mssen handeln, und werden drber gefangen, geschlagen, geschazt und beraubt. Wenn sie aber solches um der Gerechtigkeit willen litten: so w„ren freilich die Kaufleut heilige Leut... Aber weil solch gross Un- recht und unchristliche Dieberei und R„uberei ber die ganze Welt durch die Kaufleut, auch selbst unter einander, geschieht: was ist Wunder, ob Gott schafft, dass solch gross Gut, mit Unrecht gewonnen, wiederum verloren oder geraubt wird, und sie selbst dazu ber die K”pfe geschlagen oder gefangen werden?... Und den Frsten gebrt, solch unrechte Kaufh„ndel mit ordentlicher Gewalt zu strafen oder gefangen zu werden, dass ihre Untertanen nicht so sch„ndlich von den Kaufleuten geschunden wrden. Weil sie das nicht thun: so braucht Gott der Reuter und R„uber, und straft durch sie das Unrecht an den Kaufleuten, und mssen seine Teufel sein: gleich wie er Aegyptenland und alle Welt mit Teufeln plagt, oder mit Feinden verderbt. Also staubt er einen Buben mit dem an- dern, #344# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Die Entwicklung des Handels und des Handelskapitals entwickelt berall die Richtung der Produktion auf Tauschwert, vergr”áert ihren Umfang, vermannigfacht und kosmopolisiert sie, entwickelt das Geld zum Weltgeld. Der Handel wirkt deshalb berall mehr oder minder aufl”send auf die vorgefundenen Organisationen der Produk- tion, die in allen ihren verschiednen Formen haupts„chlich auf den Gebrauchswert gerichtet sind. Wieweit er aber die Aufl”sung der alten Produktionsweise bewirkt, h„ngt zun„chst ab von ihrer Festigkeit und innern Gliederung. Und wohin dieser Prozeá der Aufl”sung ausl„uft, d.h. welche neue Produktionsweise an Stelle der alten tritt, h„ngt nicht vom Handel ab, sondern vom Charakter der alten Produktionsweise selbst. In der antiken Welt resultiert die Wirkung des Handels und die Entwicklung des Kaufmannskapitals stets in Sklavenwirtschaft; je nach dem Ausgangspunkt auch nur in Verwandlung eines patriarchalischen, auf Produktion unmittelbarer Subsistenzmittel gerichteten Sklavensystems in ein auf Produktion von Mehrwert gerichtetes. In der modernen Welt dagegen l„uft sie aus in die kapitalistische Produktionsweise. Es folgt hieraus, daá diese Resultate selbst noch durch ganz andre Umst„nde bedingt waren als durch die Entwicklung des Handelskapitals. Es liegt in der Natur der Sache, daá, sobald st„dtische Industrie als solche sich von der agrikolen trennt, ihre Produkte von vorn- herein Waren sind und deren Verkauf also der Vermittlung des Han- dels bedarf. Die Anlehnung des Handels an die st„dtische Entwick- lung und andrerseits die Bedingtheit der letztren durch den Han- del sind soweit selbstverst„ndlich. --- ohn dass er dadurch zu verstehen giebt, dass Reuter geringre R„u- ber sind dann die Kaufleut: sintemal die Kaufleut t„glich die ganze Welt rauben, wo ein Reuter im Jahr einmal oder zwei, einen oder zween beraubt." - "Gehet nach dem Spruch Esaie 1*): deine Frsten sind der Diebe Gesellen geworden. Die weil lassen sie Diebe h„ngen, die einen Glden oder einen halben gestolen haben; und hantiren mit denen, die alle Welt berauben, und stehlen si- cherer denn alle andre, dass ja das Sprchwort war bleibe: grosse Diebe h„ngen die kleinen Diebe; und wie der r”mische Rats- herr Cato sprach: Schlechte Diebe liegen in Thrmen und St”cken, aber ”ffentliche Diebe gehen in Gold und Seiden. Was wird aber zuletzt Gott dazu sagen? Er wird thun wie er durch 2*) Ezechiel spricht, Frsten und Kaufleut, einen Dieb mit dem andern, in ein- ander schmelzen, wie Blei und Ertz, gleich als wenn eine Stadt ausbrennt, dass weder Frsten noch Kaufleut mer seien." (Martin Luther, Bcher vom Kaufhandel und Wucher. Vom Jahr 1527.) [46] ----- 1*) 1. Auflage: Esau - 2*) 1. Auflage: zu #345# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Jedoch h„ngt es hier durchaus von andren Umst„nden ab, wieweit industrielle Entwicklung damit Hand in Hand geht. Das alte Rom entwickelt schon in der sp„tern republikanischen Zeit das Kauf- mannskapital h”her als es je zuvor in der alten Welt bestanden hat, ohne irgendwelchen Fortschritt gewerblicher Entwicklung; w„hrend in Korinth und andren griechischen St„dten Europas und Kleinasiens ein hochentwickeltes Gewerbe die Entwicklung des Han- dels begleitet. Andrerseits, im geraden Gegenteil zur st„dtischen Entwicklung und ihren Bedingungen, ist Handelsgeist und Entwick- lung des Handelskapitals oft gerade nichtans„ssigen, nomadischen V”lkern eigen. Es unterliegt keinem Zweifel - und gerade diese Tatsache hat ganz falsche Anschauungen erzeugt -, daá im 16. und im 17. Jahrhundert die groáen Revolutionen, die mit den geographischen Entdeckungen im Handel vorgingen [47] und die Entwicklung des Kaufmannskapi- tals rasch steigerten, ein Hauptmoment bilden in der F”rderung des šbergangs der feudalen Produktionsweise in die kapitalisti- sche. Die pl”tzliche Ausdehnung des Weltmarkts, die Vervielf„lti- gung der umlaufenden Waren, der Wetteifer unter den europ„ischen Nationen, sich der asiatischen Produkte und der amerikanischen Sch„tze zu bem„chtigen, das Kolonialsystem, trugen wesentlich bei zur Sprengung der feudalen Schranken der Produktion. Indes ent- wickelte sich die moderne Produktionsweise, in ihrer ersten Peri- ode, der Manufakturperiode, nur da, wo die Bedingungen dafr sich innerhalb des Mittelalters erzeugt hatten. Man vergleiche z.B. Holland mit Portugal. 49) Und wenn im 16. und zum Teil noch im 17. Jahrhundert die pl”tzliche Ausdehnung des Handels und die Sch”pfung eines neuen Weltmarkts einen berwiegenden Einfluá auf den Untergang der alten und den Aufschwung der kapitalistischen Produktionsweise ausbten, so geschah dies umgekehrt auf Basis der einmal geschaffnen kapitalistischen Produktionsweise. Der Weltmarkt bildet selbst die Basis dieser Produktionsweise. Andrerseits, die derselben immanente Notwendigkeit, auf stets grárer Stufenleiter zu produzieren, --- 49) Wie sehr berwiegend in der holl„ndischen Entwicklung, von andren Umst„nden abgesehn, die in Fischfang, Manufaktur und Agri- kultur gelegte Basis, ist schon von Schriftstellern des 18. Jahr- hunderts auseinandergesetzt worden. S. z.B. Massie. [48] - Im Ge- gensatz zu der frhern Auffassung, die Umfang und Bedeutung des asiatischen, antiken und mittelalterlichen Handels untersch„tzte, ist es Mode geworden, ihn auáerordentlich zu Versch„tzen. Am be- sten heilt man sich von dieser Vorstellung, wenn man die engli- sche Aus- und Einfuhr gegen Anfang des 18. Jahrhunderts betrach- tet und der heutigen gegenberstellt. Und doch war sie unver- gleichlich gr”áer als die irgendeines frhern Handelsvolks. (Siehe Anderson. "History of Commerce" [p. 261 sqq.].) #346# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- treibt zur best„ndigen Ausdehnung des Weltmarkts, so daá der Han- del hier nicht die Industrie, sondern die Industrie best„ndig den Handel revolutioniert. Auch die Handelsherrschaft ist jetzt ge- knpft an das gr”áre oder geringre Vorwiegen der Bedingungen der groáen Industrie Man vergleiche z.B. England und Holland. Die Ge- schichte des Untergangs Hollands als herrschender Handelsnation ist die Geschichte der Unterordnung des Handelskapitals unter das industrielle Kapital. Die Hindernisse, die die innere Festigkeit und Gliederung vorkapitalistischer, nationaler Produktionsweisen der aufl”senden Wirkung des Handels entgegensetzt, zeigt sich schlagend im Verkehr der Engl„nder mit Indien und China. Die breite Basis der Produktionsweise ist hier gebildet durch die Einheit kleiner Agrikultur und h„uslicher Industrie, wobei noch in Indien die Form der auf Gemeineigentum am Boden beruhenden Dorfgemeinden hinzukommt, die brigens auch in China die ur- sprngliche Form war. In Indien wandten die Engl„nder zugleich ihre unmittelbare politische und ”konomische Macht, als Herrscher und Grundrentner, an, um diese kleinen ”konomischen Gemeinwesen zu sprengen. 50) Soweit ihr Handel hier revolutionierend auf die Produktionsweise wirkt, ist es nur, soweit sie durch den niedri- gen Preis ihrer Waren die Spinnerei und Weberei, die einen uralt- integrierenden Teil dieser Einheit der industriell-agrikolen Pro- duktion bildet, vernichten und so die Gemeinwesen zerreiáen. Selbst hier gelingt ihnen dies Aufl”sungswerk nur sehr allm„h- lich. Noch weniger in China, wo die unmittelbare poljtische Macht nicht zu Hilfe kommt. Die groáe ™konomie und Zeitersparung, die aus der unmittelbaren Verbindung von Ackerbau und Manufaktur her- vorgehn, bieten hier hartn„ckigsten Widerstand den Produkten der groáen Industrie, in deren Preis die faux frals des sie berall durchl”chernden Zirkulationsprozesses eingehn. Im Gegensatz zum englischen Handel l„át dagegen der russische die ”konomische Grundlage der asiatischen Produktion unangetastet. 51) --- 50) Wenn die Geschichte irgendeines Volks bietet die Wirtschaft der Engl„nder in Indien die Geschichte verfehlter und wirklich alberner (in der Praxis infamer) ”konomischer Exprimente. In Ben- galen schufen sie eine Karikatur des englischen groáen Grundei- gentums, im sdastlichen Indien eine Karikatur des Parzellenei- gentums; im Nordwesten verwandelten sie, soviel an ihnen, das in- dische ”konomische Gemeinwesen mit Gemeineigentum am Boden in eine Karikatur seiner selbst. 51) Seitdem Ruáland die krampfhaftesten Anstrengungen macht, eine eigne kapitalistische Produktion zu entwickeln, die ausschlieá- lich auf den innern und den angrenzenden asiatischen Markt ange- wiesen ist, f„ngt dies auch an anders zu werden. - F.E. #347# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Der šbergang aus der feudalen Produktionsweise macht sich dop- pelt. Der Produzent wird Kaufmann und Kapitalist, im Gegensatz zur agrikolen Naturalwirtschaft und zum znftig gebundnen Hand- werk der mittelalterlichen st„dtischen Industrie. Dies ist der wirklich revolutionierende Weg. Oder aber, der Kaufmann bem„ch- tigt sich der Produktion unmittelbar. Sosehr der letztre Weg hi- storisch als šbergang wirkt - wie z.B. der englische Clothier 1*) des 17. Jahrhunderts, der die Weber, die aber selbst„ndig sind, unter seine Kontrolle bringt, ihnen ihre Wolle verkauft und ihr Tuch abkauft -, sowenig bringt er es an und fr sich zur Umw„l- zung der alten Produktionsweise, die er vielmehr konserviert und als seine Voraussetzung beibeh„lt. So z.B. war groáenteils noch bis in die Mitte dieses Jahrhunderts der Fabrikant in der franz”- sischen Seidenindustrie, der englischen Strumpfwaren- und Spitzenindustrie bloá nominell Fabrikant, in Wirklichkeit bloáer Kaufmann, der die Weber in ihrer alten zersplitterten Weise fort- arbeiten l„át und nur die Herrschaft des Kaufmanns ausbt, fr den sie in der Tat arbeiten. 52) Diese Manier steht berall der wirklichen kapitalistischen Produktionsweise im Wege und geht un- ter mit deren Entwicklung. Ohne die Produktionsweise umzuw„lzen, verschlechtert sie nur die Lage der un. mittelbaren Produzenten, verwandelt sie in bloáe Lohnarbeiter und Proletarier unter schlechtem Bedingungen als die direkt unter das Kapital subsu- mierten und eignet sich ihre Mehrarbeit auf Basis der alten Pro- duktionsweise an. Etwas modifiziert besteht dasselbe Verh„ltnis bei einem Teil der Londoner handwerksm„áig betriebnen M”belfabri- kation. Sie wird namentlich in den Tower Hamlets [49] auf sehr ausgebreitetem Fuá betrieben. Die ganze Produktion ist in sehr viele voneinander unabh„ngige Gesch„ftszweige geteilt. Das eine Gesch„ft macht bloá Sthle, das andre bloá Tische, das dritte bloá Schr„nke usw. Aber diese Gesch„fte selbst werden mehr oder weniger handwerksm„áig betrieben, von einem kleinen Meister mit wenigen Gesellen. Dennoch ist die Produktion zu massenhaft, um direkt fr Private zu arbeiten. Ihre K„ufer sind die Besitzer von M”belmagazinen. Am Sonnabend begibt sich der Meister zu ihnen und verkauft sein Produkt, wobei ganz so ber den Preis geschachert wird wie im Pfandhaus ber den Vorschuá auf dies oder jenes Stck. Diese Meister bedrfen des w”chentlichen --- [52] Dasselbe galt von der rheinischen Band, und Litzenwirkerei und Seidenweberei. Bei Krefeld ist sogar eine eigene Eisenbahn fr den Verkehr dieser l„ndlichen Handweber mit den st„dtischen "Fabrikanten" gebaut, aber seitdem mitsamt den Handwebern durch die mechanische Weberei brachgelegt worden. - F.E. ----- 1*) Tuchh„ndler #348# IV. Abschnitt - Das kaufm„nnische Kapital ----- Verkaufs, schon um fr die n„chste Woche wieder RohmaterW kaufen und Arbeitslohn auszahlen zu k”nnen. Unter diesen Umst„nden sind sie eigentlich nur Zwischenschleber zwischen dem Kaufmann und ih- ren eignen Arbeitern. Der Kaufmann ist der eigentliche Kapita- list, der den gr”áten Teil des Mehrwerts in die Tasche steckt. 53) So „hnlich beim šbergang in die Manufaktur aus den Zweigen, die frher handwerksm„áig oder als Nebenzweige der l„ndlichen In- dustrie betrieben worden. Je nach der technischen Entwicklung, die dieser kleine Selbstbetrieb hat - wo er selbst schon Maschi- nen anwendet, die handwerksm„áigen Betrieb zulassen -, findet auch šbergang zur groáen Industrie statt, die Maschine wird, statt mit der Hand, mit Dampf getrieben; wie dies z. B. in der letzten Zeit im englischen Strumpfwarengesch„ft sich ereignet. Es findet also ein dreifacher šbergang statt: Erstens, der Kauf- mann wird direkt Industrieller; dies ist der Fall bei den auf den Handel gendeten Gewerben, namentlich bei Luxusindustrien, welche von den Kaufleuten mitsamt den Rohstoffen und den Arbeitern aus der Fremde eingefhrt werden, wie im fnfzehnten Jahrhundert in Italien aus Konstantinopel. Zweitens, der Kaufmann macht die kleinen Meister zu seinen Zwischenschiebern (middlemen) oder kauft auch direkt vom Selbstproduzenten; er l„át ihn nominell selbst„ndig und l„át seine Produktionsweise unver„ndert. Drit- tens, der Industrielle wird Kaufmann und produziert direkt im groáen fr den Handel. Im Mittelalter ist der Kaufmann bloá "Verleger", wie Poppe rich- tig sagt [50], der sei es von den Znftlern, sei es von den Bau- ern produzierten Waren. Der Kaufmann wird Industrieller oder vielmehr l„át die handwerksm„áige, besonders die l„ndliche kleine Industrie fr sich arbeiten. Andrerseits wird der Produzent Kauf- mann. Statt daá z.B. der Tuchwebermeister seine Wolle nach und nach in kleinen Portionen vom Kaufmann erh„lt und mit seinen Ge- sellen fr diesen arbeitet, kauft er selbst Wolle oder Garn und verkauft sein Tuch an den Kaufmann. Die Produktionselemente gehn als von ihm selbst gekaufte Waren in den Produktionsprozeá ein. Und statt fr den einzelnen Kaufmann zu produzieren oder fr be- stimmte Kunden, produziert der Tuchweber jetzt fr die Handels- welt. Der Produzent ist selbst Kaufmann. Das Handelskapital ver- richtet nur noch den Zirkulationsprozeá. Ursprnglich war der Handel Voraussetzung fr die --- 53) Dies System ist seit 1865 auf noch weit gr”áerem Fuá ausge- bildet worden. Ausfhrliches darber im First Report of the Se- lect Committee of the House of Lords on the Sweating System", London 1888. - F.E. #349# 20. Kapitel - Geschichtliches ber das Kaufmannskapital ----- Verwandlung des znftigen und l„ndlich-h„uslichen Gewerbes und des feudalen Ackerbaus in kapitalistische Betriebe. Er entwickelt das Produkt zur Ware, teils indem er ihm einen Markt schafft, teils indem er neue Waren„quivalente und der Produktion neue Roh- und Hilfsstoffe zufhrt und damit Produktionszweige er”ffnet, die von vornherein auf den Handel gegrndet sind, sowohl auf Produk- tion fr den Markt und Weltmarkt wie auf Produktionsbedingungen, die aus dem Weltmarkt herstammen. Sobald die Manufaktur einiger- maáen erstarkt, und noch mehr die groáe Industrie, schafft sie sich ihrerseits den Markt, erobert ihn durch ihre Waren. Jetzt wird der Handel Diener der industriellen Produktion, fr die be- st„ndige Erweiterung des Markts Lebensbedingung ist. Eine stets ausgedehntere Massenproduktion berschwemmt den vorhandnen Markt und arbeitet daher stets an Ausdehnung dieses Markts, an Durch- brechung seiner Schranken. Was diese Massenproduktion beschr„nkt, ist nicht der Handel (soweit dieser nur existierende Nachfrage ausdrckt), sondern die Gr”áe des funktionierenden Kapitals und die entwickelte Produktivkraft der Arbeit. Der industrielle Kapi- talist hat best„ndig den Weltmarkt vor sich, vergleicht, und muá best„ndig vergleichen, seine eignen Kostpreise mit den Marktprei- sen nicht nur der Heimat, sondern der ganzen Welt. Diese Ver Gleichung f„llt in der frhem Periode fast ausschlieálich den Kaufleuten zu und sichert so dem Handelskapital die Herrschaft ber das industrielle. Die erste theoretische Behandlung der modernen Produktionsweise - das Merkantilsystem - ging notwendig aus von den oberfl„chlichen Ph„nomenen des Zirkulationsprozesses, wie sie in der Bewegung des Handelskapitals verselbst„ndigt sind, und griff daher nur den Schein auf. Teils weil das Handelskapital die erste freie Exi- stenzweise des Kapitals berhaupt ist. Teils wegen des berwie- genden Einflusses, den es in der ersten Umw„lzungsperiode der feudalen Produktion, der Entstehungsperiode der modernen Produk- tion ausbt. Die wirkliche Wissenschaft der modernen ™konomie be- ginnt erst, wo die theoretische Betrachtung vom Zirkulationspro- zeá zum Produktionsprozeá bergeht. Das zinstragende Kapital ist zwar auch uralte Form des Kapitals. Warum aber der Merkantilismus nicht von ihm ausgeht, sondern sich vielmehr polemisch dazu ver- h„lt, werden wir sp„ter sehn. #350# ----- Fnfter Abschnitt Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital. EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL Das zinstragende Kapital Bei der ersten Betrachtung der allgemeinen oder Durchschnittspro- fitrate (Abschnitt II dieses Buchs) hatten wir diese letztre noch nicht in ihrer fertigen Gestalt vor uns, indem die Ausgleichung noch bloá als Ausgleichung der in verschiednen Sph„ren angelegten industriellen Kapitale erschien. Dies wurde erg„nzt im vorigen Abschnitt, wo die Teilnahme des Handelskapitals an dieser Aus- gleichung und der merkantile Profit er”rtert ward. Die allgemeine Profitrate und der Durchschnittsprofit stellten sich jetzt inner- halb engerer Grenzen dar als vorher. Im Fortgang der Entwicklung ist im Auge zu halten, daá, wenn wir fernerhin von allgemeiner Profitrate oder Durchschnittsprofit sprechen, dies in der letz- tren Fassung geschieht, also bloá mit Bezug auf die fertige Ge- stalt der Durchschnittsrate. Da diese nunmehr fr das industri- elle und merkantile Kapital dieselbe ist, ist es auch nicht wei- ter n”tig, soweit es sich nur um diesen Durchschnittsprofit han- delt, einen Unterschied zwischen industriellem und kommerziellem Profit zu machen. Ob das Kapital innerhalb der Produktionssph„re industriell oder in der Zirkulationssph„re merkantil angelegt, es wirft pro rata seiner Gr”áe denselben j„hrlichen Durch- schnittsprofit ab. Geld - hier genommen als selbst„ndiger Ausdruck einer Wertsumme, ob sie tats„chlich in Geld oder Waren existiere - kann auf Grund- lage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d.h. es bef„higt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. #351# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Damit erh„lt es, auáer dem Gebrauchswert, den es als Geld be- sitzt, einen zus„tzlichen Gebrauchswert, n„mlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Eigenschaft als m”gliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine Ware sui generis. Oder was auf dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zur Ware. 54) Gesetzt, die j„hrliche Durchschnittsprofitrate sei 20%. Eine Ma- schine im Wert von 100 Pfd.St. wrde dann, unter den Durch- schnittsbedingungen und mit dem Durchschnittsverh„ltnis von In- telligenz und zweckm„áiger T„tigkeit als Kapital verwandt, einen Profit von 20 Pfd.St. abwerfen. Ein Mann also, der 100 Pfd.St. zur Verfgung hat, h„lt in seiner Hand die Macht, aus 100 Pfd.St. 120 zu machen oder einen Profit von 20 Pfd.St. zu produzieren. Er h„lt in seiner Hand ein m”gliches Kapital von 100 Pfd.St. šber- l„át dieser Mann fr ein Jahr die 100 Pfd.St. einem andern, der sie wirklich als Kapital anwendet, so gibt er ihm die Macht, 20 Pfd. St. Profit zu produzieren, einen Mehrwert, der ihm nichts kostet, wofr er kein Žquivalent zahlt. Wenn dieser Mann dem Eig- ner der 100 Pfd.St. am Jahresschluá vielleicht 5 Pfd.St. zahlt, d.h. einen Teil des produzierten Profits, so zahlt er damit den Gebrauchswert der 100 Pfd.St., den Gebrauchswert ihrer Kapital- funktion, der Funktion, 20 Pfd.St. Profit zu produzieren. Der Teil des Profits, den er ihm zahlt, heiát Zins, was also nichts ist als ein besondrer Name, eine besondre Rubrik fr einen Teil des Profits, den das fungierende Kapital, statt in die eigne Ta- sche zu stecken, an den Eigner des Kapitals wegzuzahlen hat. Es ist klar, daá der Besitz der 100 Pfd.St. ihrem Eigner die Macht gibt, den Zins, einen gewissen Teil des durch sein Kapital produzierten Profits, an sich zu ziehn. G„be er dem andern die 100 Pfd.St. nicht, so k”nnte dieser den Profit nicht produzieren, berhaupt nicht mit Beziehung auf diese 100 Pfd.St. als Kapita- list fungieren. 55) Mit Gilbart (siehe Note) von natrlicher Gerechtigkeit hier zu reden, ist Unsinn. Die Gerechtigkeit der Transaktionen, die zwi- schen den Produktionsagenten --- 54) Es w„ren hier einige Stellen zu zitieren, wo die ™konomen die Sache so fassen. "Sie" (die Bank von England) "machen sehr groáe Gesch„fte mit der W a r e K a p i t a l?" wird im Zeugenverh”r zum Report on Bank Acts", H. of C. 1857 [p. 104] ein Direktor dieser Bank gefragt. 55) Daá ein Mann, der Geld borgt, mit der Absicht, Profit davon zu machen, einen Teil des Profits dem Verleiher geben Soll, ist ein selbstverst„ndliches Prinzip der natrlichen Gerechtigkeit." (Gilbart, "The History and Principles of Banking", London 1834, p. 163.) #352# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- vorgehn, beruht darauf, daá diese Transaktionen aus den Produkti- onsverh„ltnissen als natrliche Konsequenz entspringen. Die juri- stischen Formen, worin diese ”konomischen Transaktionen als Wil- lenshandlungen der Beteiligten, als Žuáerungen ihres gemeinsamen Willens und als der Einzelpartei gegenber von Staats wegen er- zwingbare Kontrakte rscheinen, k”nnen als bloáe Formen diesen In- halt selbst nicht bestimmen. Sie drcken ihn nur aus. Dieser In- halt ist gerecht, sobald er der Produktionsweise entspricht, ihr ad„quat ist. Er ist ungerecht, sobald er ihr widerspricht. Skla- verei, auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, ist unge- recht; ebenso der Betrug auf die Qualit„t der Ware. Die 100 Pfd.St. produzieren dadurch den Profit von 20 Pfd.St., daá sie als Kapital fungieren, sei es als industrielles oder mer- kantiles. Aber das sine qua non dieser Funktion als Kapital ist, daá sie als Kapital verausgabt werden, das Geld also ausgelegt wird im Ankauf von Produktionsmitteln (beim industriellen Kapi- tal) oder von Ware (beim merkantilen Kapital). Aber um verausgabt zu werden, muá es da sein. Wenn A, der Eigner der 100 Pfd.St., sie entweder zu seiner Privatkonsumtion verausgabte oder sie als Schatz bei sich behielte, k”nnten sie von B, dem fungierenden Ka- pitalisten, nicht als Kapital verausgabt werden. Er verausgabt nicht sein Kapital, sondern das von A; aber er kann das Kapital von A nicht verausgaben ohne den Willen von A. In der Tat ist es also A, der ursprnglich die 100 Pfd.St. als Kapital verausgabt, obgleich sich auf diese Verausgabung der 100 Pfd.St. als Kapital seine ganze Funktion als Kapitalist beschr„nkt. Soweit diese 100 Pfd.St. in Betracht kommen, fungiert B nur als Kapitalist, weil A ihm die 100 Pfd.St. berl„át und sie daher als Kapital veraus- gabt. Betrachten wir zun„chst die eigentmliche Zirkulation des zinstragenden Kapitals. Es ist dann in zweiter Instanz zu unter- suchen die eigne Art, wie es als Ware verkauft wird, n„mlich ver- liehen statt ein fr allemal abgetreten. Der Ausgangspunkt ist das Geld, das A dem B vorschieát. Es kann dies mit oder ohne Unterpfand geschehn; die erstere Form ist je- doch die altertmlichere, mit Ausnahme der Vorschsse auf Waren oder auf Schuldpapiere wie Wechsel, Aktien etc. Diese besondren Formen gehn uns hier nichts an. Wir haben es hier mit dem zins- tragenden Kapital in seiner gew”hnlichen Form zu tun. In der Hand von B wird das Geld wirklich in Kapital verwandelt, macht die Bewegung G-W-G' durch und kehrt dann als G' zu A zu- rck, als G+ delta G, wo delta G den Zins vorstellt. Der Verein- fachung halber sehen wir hier einstweilen von dem Fall ab, wo das Kapital auf l„ngre Zeit in der Hand von B bleibt und die Zinsen terminsweise gezahlt werden. #353# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Die Bewegung ist also, G-G-W-G'-G'. Was hier verdoppelt erscheint, ist 1. die Verausgabung des Geldes als Kapital, 2. sein Rckfluá als realisiertes Kapital, als G' oder G + delta G. In der Bewegung des Handelskapitals G-W-G' wechselt dieselbe Ware zweimal oder, wenn Kaufmann an Kaufmann verkauft, mehrmal die H„nde; aber jeder solcher Stellenwechsel derselben Ware zeigt eine Metamorphose an, Kauf oder Verkauf der Ware, sooft sich auch dieser Prozeá bis zu ihrem definitiven Fall in die Konsumtion wiederholen mag. Andrerseits in W-G-W findet zwelmallger Stellenwechsel desselben Geldes statt, zeigt aber die vollst„ndige Metamorphose der Ware an, die erst in Geld und dann aus Geld wieder in eine andre Ware verwandelt wird. Dagegen bei dem zinstragenden Kapital ist der erste Stellenwechsel von G durchaus kein Moment, weder der Waren- metamorphose noch der Reproduktion des Kapitals. Dies wird es erst bei der zweiten Verausgabung, in der Hand des fungierenden Kapitalisten, der Handel darmt treibt oder es in produktives Ka- pital verwandelt. Der erste Stellenwechsel von G drckt hier nichts aus als seine šbertragung oder šbermachung von A an B; eine šbertragung, die unter gewissen juristischen Formen und Vor- behalten zu geschehn pflegt. Dieser doppelten Verausgabung des Geldes als Kapital wovon die erste bloáe šbertragung von A auf B ist, entspricht sein doppelter Rckfluá. Als G' oder G + delta G flieát es zurck aus der Bewegung an den fungierenden Kapitali- sten B. Dieser bertr„gt es dann wieder an A, aber zugleich mit einem Teil des Profits, als realisiertes Kapital, als G + delta G, wo delta G nicht gleich dem ganzen Profit, sondern nur ein Teil des Profits, der Zins ist. Zu B flieát es zurck nur als was er es ausgegeben hat, als fungierendes Kapital, aber als das Eigentum von A. Damit sein Rckfluá vollst„ndig sei, hat B es daher wieder an A zu bertragen. Auáer der Kapitalsumme aber hat B einen Teil des Profits, den er mit dieser Kapitalsumme gemacht hat, unter dem Namen Zins an A abzugeben, da dieser ihm das Geld nur gegeben hat als Kapital, d.h. als Wert, der sich nicht nur erh„lt in der Bewegung, sondern seinem Eigner einen Mehrwert schafft. Es bleibt in der Hand von B nur, solange es fungierendes Kapital ist. Und mit seinem Rckfluá - nach der abgemachten Frist - h”rt es auf, als Kapital zu fungieren. Als nicht l„nger fungierendes Kapital aber muá es wieder rckbertragen werden an A, der nicht aufge- h”rt, der juristische Eigentrner desselben zu sein. #354# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Die Form des Leihens, die dieser Ware, dem Kapital als Ware ei- gentmlich ist, brigens auch in andren Transaktionen vorkommt, statt der Form des Verkaufens, ergibt sich schon aus der Bestim- mung, daá Kapital hier als Ware auftritt oder daá Geld als Kapi- tal zur Ware wird. Man muá hier unterscheiden. Wir haben gesehn (Buch II, Kap. I) und rufen hier kurz ins Ged„chtnis zurck, daá das Kapital im Zirkulationsprozeá als Warenkapital und Geldkapital fungiert. Aber in beiden Formen wird das Kapital nicht als Kapital zur Ware. Sobald sich das produktive Kapital in Warenkapital verwandelt hat, muá es auf den Markt geworfen, als Ware verkauft werden. Hier fungiert es einfach als Ware. Der Kapitalist erscheint hier nur als Verk„ufer von Ware, wie der K„ufer als K„ufer von Ware. Als Ware muá das Produkt im Zirkulationsprozeá, durch seinen Ver- kauf, seinen Wert realisieren, seine verwandelte Gestalt als Geld annehmen. Es ist deswegen auch ganz gleichgltig, ob diese Ware von einem Konsumenten als Lebensmittel oder von einem Kapitali- sten als Produktionsmittel, als Kapitalbestandteil, gekauft wird. Im Zirkulationsakt fungiert das Warenkapital nur als Ware, nicht als Kapital. Es ist Warenkapital im Unterschied von einfacher Ware, 1. weil es bereits mit Mehrwert geschw„ngert ist, die Re- alisierung seines Werts also zugleich Realisierung von Mehrwert ist; dies „ndert aber nichts an seinem einfachen Dasein als Ware, als Produkt von bestimmtem Preis; 2. weil diese seine Funktion als Ware ein Moment seines Reproduktionsprozesses als Kapital ist und daher seine Bewegung als Ware, weil nur Tellbewegung seines Prozesses, zugleich seine Bewegung als Kapital ist; sie wird dies aber nicht durch den Akt des Verkaufens selbst, sondern nur durch den Zusammenhang dieses Akts mit der Gesamtbewegung dieser be- stimmten Wertsumme als Kapital. Ebenso als Geldkapital wirkt es in der Tat nur einfach als Geld, d.h. als Kaufmittel von Ware (den Produktionselementen). Daá dies Geld hier zugleich Geldkapital, eine Form des Kapitals ist, geht nicht hervor aus dem Akt des Kaufens, aus der wirklichen Funk- tion, die es hier als Geld verrichtet; sondern aus dem Zusammen- hang dieses Akts mit der Gesamtbewegung des Kapitals, indem die- ser Akt, den es als Geld verrichtet, den kapitalistischen Produk- tionsprozeá einleitet. Aber soweit sie wirklich fungieren, wirklich im Prozeá ihre Rolle spielen, wirkt hier Warenkapital nur als Ware, Geldkapital nur als Geld. In keinem einzelnen Moment der Metamorphose, fr sich betrachtet, verkauft der Kapitalist die Ware als Kapital an den K„ufer, obgleich sie fr ihn Kapital #355# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- vorstellt, oder ver„uáert er das Geld als Kapital an den Verk„u- fer. In beiden F„llen ver„uáert er die Ware einfach als Ware und das Geld einfach als Geld, als Kaufmittel von Ware. Es ist nur in dem Zusammenhang des ganzen Verlaufs, in dem Moment, wo der Aus- gangspunkt zugleich als Punkt der Rckkehr erscheint, in G-G' oder W'-W', daá das Kapital im Zirkulationsprozeá als Kapital auftritt (w„hrend es im Produktionsprozeá als Kapital auftritt durch die Unterordnung des Arbeiters unter den Kapitalisten und die Produktion des Mehrwerts). In diesem Moment der Rckkehr aber ist die Vermittlung verschwunden. Was da ist, ist G' oder G + delta G (ob die um A G vermehrte Wertsumme nun in der Form des Geldes oder der Ware oder der Produktionselernente existiere), eine Geldsumme gleich der ursprnglich vorgeschoánen Geldsumme plus einem šberschuá darber, dem realisierten Mehrwert. Und ge- rade in diesem Rckkehrpunkt, wo das Kapital als realisiertes Ka- pital, als verwerteter Wert existiert, in dieser Form - soweit er als Ruhepunkt fixiert wird, imagin„r oder wirklich - tritt das Kapital nie in Zirkulation, sondern erscheint vielmehr aus der Zirkulation zurckgezogen, als Resultat des ganzen Prozesses. So- bald es wieder verausgabt wird, wird es nie a l s K a p i t a l an einen dritten ver„uáert, sondern als einfache Ware an ihn ver- kauft oder ihm als einfaches Geld fr Ware hingegeben. Es er- scheint in seinem Zirkulationsprozeá nie als Kapital, sondern nur als Ware oder Geld, und dies ist hier sein einziges Dasein f r a n d r e. Ware und Geld sind hier nur Kapital, nicht soweit die Ware sich in Geld, das Geld sich in Ware verwandelt, nicht in ih- ren wirklichen Beziehungen zum K„ufer oder Verk„ufer, sondern bloá in ihren ideellen Beziehungen, entweder zum Kapitalisten selbst (subjektiv betrachtet) oder als Momente des Reproduktions- prozesses (objektiv betrachtet). Als Kapital existiert das Kapi- tal, in der wirklichen Bewegung, nicht im Zirkulationsprozeá, sondern nur im Produktionsprozeá, im Ausbeutungsprozeá der Ar- beitskraft. Anders aber verh„lt es sich mit dem zinstragenden Kapital, und grade dies bildet seinen spezifischen Charakter. Der Geldbesit- zer, der sein Geld als zinstragendes Kapital verwerten will, ver- „uáert es an einen dritten, wirft es in Zirkulation, macht es zur Ware als Kapital; nicht nur als Kapital fr ihn selbst, sondern auch fr andre; es ist nicht bloá Kapital fr den, der es ver„u- áert, sondern es wird dem dritten von vornherein als Kapital aus- geh„ndigt, als Wert, der den Gebrauchswert besitzt, Mehrwert, Profit zu schaffen; als ein Wert, der sich in der Bewegung for- terh„lt und zu seinem ursprnglichen Ausgeber, hier dem Geldbe- sitzer, nachdem er fungiert hat, zurckkehrt, also sich nur fr eine Zeitlang von ihm entfernt, aus dem Besitz #356# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- seines Eigentmers nur zeitweilig in den Besitz des fungierenden Kapitalisten tritt, also weder weggezahlt noch verkauft, sondern nur ausgeliehen wird; nur ent„uáert wird, unter der Bedingung, nach einer bestimmten Zeitfrist erstens zu seinem Ausgangspunkt zurckzukehren, zweitens aber als realisiertes Kapital zurckzu- kehren, so daá es seinen Gebrauchswert, Mehrwert zu produzieren, realisiert hat. Ware, die als Kapital verliehen wird, wird nach ihrer Beschaffen- heit als fixes ”der zirkulierendes Kapital verliehen. Das Geld kann in beiden Formen verliehen werden, als fixes Kapital z.B., wenn es in der Form der Leibrente zurckgezahlt wird, so daá mit dem Zins immer auch ein Stck Kap, tal zurckflieát. Gewisse Wa- ren k”nnen der Natur ihres Gebrauchswerts nach immer nur als fi- xes Kapital verliehen werden, wie H„user, Schiffe, Maschinen usw. Aber alles verliehene Kapital, welches immer seine Form und wie die Rckzahlung durch die Natur seines C-ebrauchswerts modifi- ziert sein mag, ist immer nur eine besondre Form des Geldkapi- tals. Denn was hier verliehen wird, ist immer eine bestimmte Geldsumme, und auf diese Summe wird denn auch der Zins berechnet. Ist das, was ausgeliehen wird, weder Geld noch zirkulierendes Ka- pital, so wird es auch zurckgezahlt in der Weise, wie fixes Ka- pital zurckflieát. Der Verleiher erh„lt periodisch Zins und einen Teil des verbrauchten Werts des fixen Kapitals selbst, ein Žquivalent fr den periodischen Verschleiá. Und am Ende der Frist kehrt der unverbrauchte Teil des verliehenen fixen Kapitals in natura zurck. Ist das verliehene Kapital zirkulierendes Kapital, so kehrt es ebenfalls dem Verleiher zurck in der Rckfluáweise des zirkulierenden Kapitals. Die Art des Rckflusses ist also je- desmal bestimmt durch die wirkliche Kreisbewegung des sich repro- duzierenden Kapitals und seiner besondren Arten. Aber fr das verliehene Kapital nimmt der Rckfluá die Form der Rckzahlung an, weil der Vorschuá, die Ent„uáerung desselben, die Form des Verleihens hat. In diesem Kapitel behandeln wir nur das eigentliche Geldkapital, wovon die andren Formen des verliehenen Kapitals abgeleitet sind. Das ausgeliehene Kapital flieát doppelt zurck; im Reproduktions- prozeá kehrt es zum fungierenden Kapitalisten zurck, und dann wiederholt sich die Rckkehr noch einmal als šbertragung auf den Verleiher, den Geldkapitalisten, als Rckzahlung an seinen wirk- lichen Eigentmer, seinen juristischen Ausgangspunkt. Im wirklichen Zirkulationsprozeá erscheint das Kapital immer nur als Ware oder Geld, und seine Bewegung l”st sich in eine Reihe von K„ufen und Verk„ufen auf. Kurz, der Zirkulationsprozeá l”st sich auf in die Metamorphose #357# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- der Ware. Anders, wenn wir das Ganze des Reproduktionsprozesses betrachte. Gehn wir vom Geld aus (und es sit dasselbe, wenn wir von der Ware ausgehn, da wir dann von ihrem Wert ausgehn, sie also selbst sub specie 1*)des Geldes betrachten), so ist eine Geldsumme ausgegeben und kehrt nach einer gewissen Periode mit einem Inkrement zurck. Der Ersatz fr die vorgeschoáne Geldsumme kehrt zurck plus einem Mehrwert. Sie hat sich erhalten und ver- mehrt im Durchlaufen einer gewissen Kreisbewegung. Nun wird aber das Geld, soweit es als Kapital verliehen wird, eben als diese sich erhaltende und sich vermehrende Geldsumme ausgeliehen, die nach einer gewissen Periode mit Zusatz zuirckkehrt und stets von neuem denselben Prozeá durchmachen kann. Es wird weder als Geld noch als Ware ausgegeben, also weder ausgetauscht gegen Ware, wenn es als Geld vorgeschossen wird, noch verkauft gegen Geld, wenn es als Ware vorgeschossen wird; sondern es wird ausgegeben als Kapital. Das Verh„ltnis zu sich selbst, als welches das Kapi- tal sich darstellt, wenn man den kapitalistischen Produktionspro- zeá als Ganzes und Einheit anschaut, und worin das Kapital als Geld heckendes Geld auftritt, wird hier ohne die vermittelnde Zwischenbewegung einfach als sein Charakter, als seine Bestimmt- heit ihm einverleibt. Und in dieser Bestimmtheit wird es ver„u- áert, wenn es als Geldkapital verliehen wird. Eine absonderliche Auffassung der Rolle des Geldkapitals ist die von Proudhon ("Gratuit‚ du Cr‚dit. Discussion entre M. F. Bastiat et M. Proudhon", Paris 1850). Leihen scheint Proudhon deswegen vom šbel, weil es nicht Verkaufen ist. Das auf Zins Leihen "est la facult‚ de vendre toujours de nouveau le mˆme objet, et d'en recevoir toujours de nouveau le prix sans jamais ceder la propri‚t‚ de ce qu'on vend". 2*) (p. 9.) [51] Der Gegenstand, Geld, Haus etc. wechselt nicht den Eigentmer, wie bei Kauf und Verkauf. Aber Proudhon sieht nicht, daá beim Weggeben des Geldes in Form von zinstragendem Kapital kein Žqui- valent dafr zurckerhalten ist. In jedem Akt des Kaufs und Ver- kaufs, soweit berhaupt Austauschprozesse stattfinden, wird al- lerdings das Objekt weggegeben. Das Eigentum des verkauften Ge- genstands tritt man immer ab. Aber man gibt nicht den Wert weg. Beim Verkauf wird die Ware weggegeben, aber nicht ihr Wert, der in der Form von Geld oder, was hier nur eine andre Form dafr, von Schuldschein oder Zahlungstitel zurckgegeben wird. Beim --- 1*) in der Cestalt - 2*) ist die F„higkeit, denselben Gegenstand stets von neuem zu verkaufen und dafr stets von neuem den Preis zu erhalten, ohne jemals das Eigentum an dem Gegenstand, den man verkauft, abzutreten." #358# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Kauf wird das Geld weggegeben, aber nicht sein Wert, der in der Form der Ware ersetzt wird. W„hrend des ganzen Reproduktionspro- zesses h„lt der industrielle Kapitalist denselben Wert in seiner Hand (abgesehn vom Mehrwert), nur in verschiednen Formen. Soweit Austausch, d.h. Austausch von Gegenst„nden stattfindet, findet kein Wertwechsel statt. Derselbe Kapitalist h„lt immer denselben Wert in der Hand. Soweit aber Mehrwert vom Kapitalisten produziert wird, findet kein Austausch statt; sobald Austausch stattfindet, steckt der Mehrwert bereits in den Waren. Sobald wir nicht die einzelnen Austauschakte betrachten, sondern den Gesamt- kreislauf des Kapitals, G-W-G', wird best„ndig eine bestimmte Wertsumme vorgeschossen und diese Wertsumme plus dem Mehrwert oder Profit aus der Zirkulation zurckgezogen. Die Vermittlung dieses Prozesses ist allerdings in den bloáen Austauschakten nicht sichtbar. Und es ist gerade dieser Prozeá von G als Kapi- tal, worauf der Zins des verleihenden Geldkapitalisten beruht, woraus er entspringt. "In der Tat", sagt Proudhon, der Hutmacher, der Hte verkauft... erh„lt dafr den Wert, nicht mehr und nicht weniger. Aber der verleihende Kapitalist... empf„ngt nicht nur sein Kapital unver- krzt zurck; er empf„ngt mehr als das Kapital, mehr als er in den Austausch wirft; er empf„ngt ber das Kapital hinaus einen Zins." (p. 69.) Der Hutmacher vertritt hier den produktiven Kapitalisten im Ge- gensatz zum verleihenden. Proudhon ist offenbar nicht hinter das Geheimnis gekommen, wie der produktive Kapitalist Ware zu ihrem Wert verkaufen kann (die Ausgleichung zu Produktionspreisen ist hier, fr seine Fassung, gleichgltig) und eben dadurch einen Profit empf„ngt ber das Kapital hinaus, das er in den Austausch wirft. Gesetzt, der Produktionspreis von 100 Hten sei = 115 Pfd.St., und dieser Produktionspreis sei zuf„llig gleich dem Wert der Hte, also das Kapital, das die Hte produziert, von gesell- schaftlicher Durchschnittszusammensetzung. Ist der Profit = 15%, so realisiert der Hutmacher einen Profit von 15 Pfd.St. dadurch, daá er die Waren zu ihrem Wert von 115 verkauft. Ihm kosten sie nur 100 Pfd.St. Hat er mit seinem eignen Kapital produziert, so steckt er den šberschuá von 15 Pfd.St. ganz in die Tasche; wenn mit geliehenem, hat er vielleicht 5 Pfd.St. davon abzugeben als Zins. Es „ndert dies nichts am Wert der Hte, sondern nur an der Verteilung des in diesem Wert schon steckenden Mehrwerts unter verschiedne Personen. Da also der Wert der Hte durch das Zins- zahlen nicht affiziert wird, so ist es Unsinn, wenn Proudhon sagt: "Da sich im Handel der Zins des Kapitals dem Lohn des Arbeiters hinzufgt, um den Preis der Ware zusammenzusetzen, so ist es un- umg„nglich, daá der Arbeiter das #359# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Produkt seiner eignen Arbeit zurckkaufen kann. Vivre en travail- lant ist ein Prinzip, unter der Herrschaft des Zinses, einen Wi- derspruch einschlieát." (p. 105.) 56 Wie wenig Proudhon die Natur des Kapitals verstanden hat, zeigt folgender Satz, worin er die Bewegung des Kapitals berhaupt als eine dem zinstragenden Kapital eigentmliche Bewegung beschreibt: "Comme, par l'accumulation des int‚rˆts, le capital-argent, d'‚change en ‚change, revient touiours … sa source, il s'ensuit que la relocation toujours faite par la mˆme main, profite tou- jours au mˆme personnage." 2*) [p. 154.] Was ist es nun, das ihm in der eigentmlichen Bewegung des zins- tragenden Kapitals r„tselhaft bleibt? Die Kategorien: Kaufen, Preis, Gegenst„nde abtreten, und die unvermittelte Form, worin hier der Mehrwert erscheint; kurz das Ph„nomen, daá hier Kapital als Kapital zur Ware geworden ist, daá daher das Verkaufen in Leihen, der Preis in einen Anteil am Profit sich verwandelt hat. Die Rckkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt ist berhaupt die charakteristische Bewegung des Kapitals in seinem Gesamt- kreislauf. Dies zeichnet keineswegs nur das zinstragende Kapital aus. Was es auszeichnet, ist die „uáerliche, vom vermittelnden Kreislauf losgetrennte Form der Rckkehr. Der verleihende Kapita- list gibt sein Kapital weg, šbertr„gt es an den industriellen Ka- pitalisten, ohne ein Žquivalent zu erhalten. Sein Weggeben ist berhaupt kein Akt des wirklichen Kreislaufsprozesses des Kapi- tals, sondern leitet nur diesen, durch den industriellen Kapita- listen zu bewirkenden Kreislauf ein. Dieser erste Stellenwechsel des Geldes drckt keinen Akt der Metamorphose, weder Kauf noch Verkauf aus. Das Eigentum wird nicht abgetreten, weil kein Aus- tausch vorgeht, kein Žquivalent empfangen wird. Die Rckkehr des Geldes aus der Hand des industriellen --- 56) "Ein Haus", "Geld" etc. sollen daher, wenn's nach Proudhon geht, nicht als "Kapital" verliehen, sondern als "Ware... zum Kostpreis" (p. 43, 44) ver„uáert werden. Luther stand etwas h”her als Proudhon. Er wuáte schon, daá das Profitmachen unabh„ngig ist von der Form des Leihens oder Kaufens: Machen aus dem Kaufen auch einen Wucher. Aber das ist jetzt zu viel auf einen Bissen. Mssen jetzt das eine Stck, als vom Wucher im Leihen handeln, wenn wir dem haben gesteuret (nach dem jngsten Tage), so wollen wir dem Kaucher auch seinen Text wol lesen." (M. Luther, "An die Pfarr- herrn wider den Wucher zu predigen", Wittenberg 1540. [52] ----- 1*) Von eigener Arbeit leben - 2*) "Daraus, daá durch die Akkumu- lation der Zinsen das Geldkapital von Tausch zu Tausch stets zu seiner Quelle zurckkehrt, folgt, daá die Wiederverleihung, stets von derselben Hand vollzogen. immer derselben Person Gewinn bringt." #360# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Kapitalisten in die Hand des verleihenden erg„nzt bloá den ersten Akt des Weggebens des Kapitals. In Geldform vorgeschossen, kehrt das Kapital durch den Kreislaufsprozeá zum industriellen Kapita- listen wieder in Geldform zurck. Aber da das Kapital ihm nicht bei der Ausgabe geh”rte, kann es ihm nicht geh”ren bei der Rck- kehr. Der Durchgang durch den Reproduktionsprozeá kann unm”glich dies Kapital in sein Eigentum verwandeln. Er hat es also zurck- zuerstatten an den Verleiher. Die erste Verausgabung, die das Ka- pital aus der Hand des Verleihers in die des Anleihers bertr„gt, ist eine juristische Transaktion, die mit dem wirklichen Repro- duktionsprozeá des Kapitals nichts zu tun hat, ihn 1*) nur ein- leitet. Die Rckzahlung, die das zurckgefloáne Kapital wieder aus der Hand des Anleihers in die des Verleihers bertr„gt, ist eine zweite juristische Transaktion, die Erg„nzung der ersten; die eine leitet den wirklichen Prozeá ein, die andre ist ein nachtr„glicher Akt nach demselben. Ausgangspunkt und Rckkehr- punkt, Weggabe und Rckerstattung des verliehenen Kapitals er- scheinen also als willkrliche, durch juristische Transaktionen vermittelte Bewegungen, die vor und nach der wirklichen Bewegung des Kapitals vorgehn und mit ihr selbst nichts zu tun haben. Fr diese w„re es gleichgltig, wenn das Kapital von vornherein dem industriellen Kapitalisten geh”rte und als sein Eigentum daher nur zu ihm zurckfl”sse. Im ersten einleitenden Akt gibt der Verleiher sein Kapital an den Anleiher weg. Im zweiten nachtr„glichen und Schluáakt gibt der Anleiher das Kapital an den Verleiher zurck. Soweit nur die Transaktion zwischer beiden in Betracht kommt - und einstweilen abgesehn vom Zins -, soweit es sich also nur um die Bewegung des geliehenen Kapitals selbst zwischen Verleiher und Anleiher han- delt, umfassen diese beiden Akte (getrennt durch eine l„ngere oder krzere Zeit, worin die wirkliche Reproduktionsbewegung des Kapitals f„llt) das Ganze dieser Bewegung. Und diese Bewegung: Weggeben unter der Bedingung der Rckerstattung, ist berhaupt die Bewegung des Verleihens und Anleihens, dieser spezifischen Form der nur bedingungsweisen Ver„uáerung von Geld oder Ware. Die charakteristische Bewegung des Kapitals berhaupt, die Rck- kehr des Geldes zum Kapitalisten, die Rckkehr des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt, erh„lt im zinstragenden Kapital eine ganz „uáerliche, von der wirklichen Bewegung, deren Form sie ist, ge- trennte Gestalt. A gibt sein Geld weg, nicht als Geld, sondern als Kapital. Es geht hier keine Ver„nderung mit dem Kapital vor. Es wechselt nur die H„nde. Seine wirkliche Verwandlung --- 1*) 1. Auflage: sie #361# 21.Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- in Kapital vollzieht sich erst in der Hand von B. Aber fr A ist es Kapital geworden durch die bloáe Weggabe an B. Der wirkliche Rckfluá des Kapitals aus dem Produktions- und Zirkulationsprozeá findet nur statt fr B. Aber fr A findet der Rckfluá statt in derselben Form wie die Ver„uáerung. Es geht von der Hand von B wieder in die von A zurck. Weggeben, Verleihen von Geld fr eine gewisse Zeit und Rckempfang desselben mit Zins (Mehrwert) ist die ganze Form der Bewegung, die dem zinstragenden Kapital als solchem zukommt. Die wirkliche Bewegung des ausgeliehenen Geldes als Kapital ist eine Operation, die jenseits der Transaktionen zwischen Verleihern und Anleihern liegt. In diesen selbst ist diese Vermittlung ausgel”scht, nicht sichtbar, nicht unmittelbar einbegriffen. Als Ware eigner Art besitzt das Kapital auch eine eigentmliche Art der Ver„uáerung. Die Rckkehr drckt sich daher hier auch nicht aus als Konsequenz und Resultat einer bestimmten Reihe ”konomischer Vorg„nge, sondern als Folge einer speziellen juristischen Abmachung zwischen K„ufer und Verk„ufer. Die Zeit des Rckflusses h„ngt ab vom Verlauf des Reproduktionsprozesses; beim zinstragenden Kapital s c h e i n t seine Rckkehr als Ka- pital von der bloáen šbereinkunft zwischen Verleiher und Anleiher abzuh„ngen. So daá der Rckfluá des Kapitals mit Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozeá bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes dem ausgeliehenen Kapital nie verlorengegangen w„re. Allerdings sind tats„chlich diese Transaktionen durch die wirklichen Rckflsse bestimmt. Aber dies erscheint nicht in der Transaktion selbst. Es ist auch in der Praxis keineswegs stets der Fall. Findet der wirkliche Rckfluá nicht rechtzeitig statt, so muá der Anleiher zusehn, aus welchen sonstigen Hilfsquellen er seinen Verpflich- tungen gegen den Verleiher nachkommt. Die bloáe F o r m des Ka- pitals - Geld, das als Summe A ausgegeben wird und als Summe A + 1/x A zurckkehrt, in einem gewissen Zeitraum, ohne irgendeine andre Vermittlung, auáer diesem zeitlichen Zwischenraum - ist nur die begriffslose Form der wirklichen Kapitalbewegung. In der wirklichen Bewegung des Kapitals ist die Rckkehr ein Mo- ment des Zirkulationsprozesses. Erst wird das Geld in Produkti- onsmittel ver wandelt; der Produktionsprozeá verwandelt es in Ware; durch den Verkauf der Ware wird es rckverwandelt in Geld und kehrt in dieser Form zurck in die Hand des Kapitalisten, der das Kapital zuerst in Geldform vorgeschossen hatte. Aber beim zinstragenden Kapital ist Rckkehr wie Weggabe bloá Resultat ei- ner juristischen Transaktion zwischen dem Eigentmer #362# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- des Kapitals und einer zweiten Person. Wir sehn nur Weggabe und Rckzahlung. Alles, was dazwischen vorgeht, ist ausgel”scht. Aber weil das Geld, als Kapital vorgeschossen, die Eigenschaft hat, zu seinem Vorschieáer, zu dem, der es als Kapital veraus- gabt, zurckzukehren, weil G-W-G' die immanente Form der Kapital- bewegung ist, grade deshalb kann der Geldbesitzer es als Kapital verleihen, als etwas, das die Eigenschaft besitzt, zu seinem Aus- gangspunkt zurckzukehren, sich in der Bewegung, die es durch- l„uft, als Wert zu erhalten und zu vermehren. Er gibt es als Ka- pital weg, weil, nachdem es als Kapital verwandt, es zurckflieát zu seinem Ausgangspunkt, also vom Anleiher nach einer gewissen Zeit zurckerstattet werden kann, eben weil es ihm selbst zurck- flieát. Die Verleihung von Geld als Kapital - seine Weggabe unter Bedin- gung der Rckerstattung nach gewisser Zeit - hat also zur Voraus- setzung, daá das Geld wirklich als Kapital verwandt wird, wirk- lich zurckflieát zu seinem Ausgangspunkt. Die wirkliche Kreis- laufsbewegung des Geldes als Kapital ist also Voraussetzung der juristischen Transaktion, wonach der Anleiher das Geld an den Verleiher zurckzugeben hat. Legt der Anleiher das Geld nicht als Kapital aus, so ist das seine Sache. Der Verleiher verleiht es als Kapital, und als solches hat es die Kapitalfunktionen durch- zumachen, welche den Kreislauf des Geldkapitals einschlieáen bis zu seinem Rckfluá, in Geldform, zu seinem Ausgangspunkt. Die Zirkulationsakte G-W und W-G', worin die Wertsumme als Geld oder als Ware fungiert, sind nur vermittelnde Prozesse, einzelne Momente ihrer Gesamtbewegung. Als Kapital macht sie die Totalbe- wegung G-G' durch. Sie wird als Geld oder Wertsumme in irgendei- ner Form vorgeschossen und kehrt als Wertsumme zurck. Der Ver- leiher des Geldes verausgabt es nicht im Kauf von Ware, oder wenn die Wertsumme in Ware existiert, verkauft er sie nicht gegen Geld, sondern schieát sie vor als Kapital, als G-G', als Wert, der in einem bestimmten Termin wieder zu seinem Ausgangspunkt zu- rckkehrt. Statt zu kaufen oder zu verkaufen, verleiht er. Dies Verleihen ist also die entsprechende Form, um es als Kapital zu ver„uáern, statt als Geld oder Ware. Woraus keineswegs folgt, daá Verleihen nicht auch Form sein kann fr Transaktionen, die mit dem kapitalistischen Reproduktionsprozeá nichts zu schaffen ha- ben. --- Bisher haben wir nur die Bewegung des verliehenen K a p i t a l s zwischen seinem Eigner und dem industriellen Ka- pitalisten betrachtet. Jetzt ist der Zins zu untersuchen. #363# 21. Kapitel - Das Eintragen Kapital ----- Der Verleher gibt sein Geld als Kapital aus; die Wertsumme, die er an einen andern ver„uáert, ist Kapital und flieát daher zu ihm zurck. Die bloáe Rckkehr zu ihm w„re aber nicht Rckfluá der verliehenen Wertsumme als Kapital, sondern bloáe Rckerstattung einer verliehenen Wertsumme. Um als Kapital zurckzuflieáen, muá die vorgeschoáne Wertsumme sich in der Bewegung nicht nur erhal- ten, sondern sich verwertet, ihre Wertgr”áe vermehrt haben, also mit einem Mehrwert, als G + delta G zurckkehren, und dieses delta G ist hier der Zins oder der Teil des Durchschnittsprofits, der nicht in der Hand des fungierenden Kapitalisten bleibt, son- dern dem Geldkapitalisten zuf„llt. Daá es als Kapital von ihm ver„uáert wird, heiát, daá es ihm als G + delta G zurckgegeben werden muá. Es ist nachher noch beson- ders die Form zu betrachten, wo in der Zwischenzeit Zins termin- weise zurckflieát, aber ohne das Kapital, dessen Rckzahlung erst am Ende einer l„ngem Periode erfolgt. Was gibt der Geldkapitalist dem Anleiher, dem industriellen Kapi- talisten? Was ver„uáert er in der Tat an ihn? Und nur der Akt der Ver„uáerung macht das Verleihen des Geldes zur Ver„uáerung des Geldes als Kapital, d.h. zur Ver„uáerung des Kapitals als Ware. Es ist nur durch den Vorgang dieser Ver„uáerung, daá das Kapital vom Geldverleiher als Ware oder daá die Ware, ber die er ver- fgt, an einen Dritten als Kapital weggegeben wird. Was wird beim gew”hnlichen Verkauf ver„uáert? Nicht der Wert der verkauften Ware, denn dieser „ndert nur die Form. Er existiert als Preis ideell in der Ware, bevor er reell in der Form von Geld in die Hand des Verk„ufers bergeht. Derselbe Wert und dieselbe Wertgr”áe wechseln hier nur die Form. Das eine Mal existieren sie in Warenform, das andre Mal in Geldform. Was wirklich vom Verk„u- fer ver„uáert wird und daher auch in die individuelle oder pro- duktive Konsurntion des K„ufers bergeht, ist der Gebrauchswert der Ware, die Ware als Gebrauchswert. Was ist nun der Gebrauchswert, den der Geldkapitalist fr die Zeit des Ausleihens ver„uáert und an den produktiven Kapitali- sten, den Borger, abtritt? Es ist der Gebrauchswert, den das Geld dadurch erh„lt, daá es in Kapital verwandelt werden, als Kapital fungieren kann, und daá es daher einen bestimmten Mehrwert, den Durchschnittsprofit (was darber oder darunter ist, erscheint hier zuf„llig) in seiner Bewegung erzeugt, auáerdem, daá es seine ursprngliche Wertgr”áe wahrt. Bei den brigen Waren wird in der letzten Hand der Gebrauchswert konsumiert, und „amit verschwindet die Substanz der Ware und mit ihr ihr Wert. Die Ware Kapital da- gegen #364# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- hat das Eigentmliche, daá durch die Konsumtion ihres Gebrauchs- werts hr Wert und ihr Gebrauchswert nicht nur erhalten, sondern vermehrt wird. Diesen Gebrauchswert des Geldes als Kapital - die F„higkeit, den Durchschnittsprofit zu erzeugen - ver„uáert der Geldkapitalist an den industriellen Kapitalisten fr die Zeit, w„hrend deren er diesem die Verfgung ber das verliehne Kapital abtritt. Das so verliehene Geld hat insofern eine gewisse Analogie mit der Arbeitskraft in ihrer Stellung gegenber dem industriellen Kapi- talisten. Nur zahlt der letztte den Wert der Arbeitskraft, w„h- rend er den Wert des geliehenen Kapitals einfach zurckzahlt. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft fr den industriellen Kapitalisten ist: mehr Wert (den Profit) in ihrem Verbrauch zu erzeugen, als sie selbst besitzt und als sie kostet. Dieser šberschuá von Wert ist ihr Gebrauchswert fr den industriellen Kapitalisten. Und so erscheint ebenfalls der Gebrauchswert des geliehenen Geldkapitals als seine Wert setzende und vermehrende F„higkeit. Der Geldkapitalist ver„uáert in der Tat einen Gebrauchswert, und dadurch wird das, was er weggibt, als Ware weggegeben. Und soweit ist die Analogie mit der Ware als solcher vollst„ndig. Erstens ist es ein Wert, der aus einer Hand in die andre bergeht. Bei der einfachen Ware, der Ware als solcher, bleibt derselbe Wert in der Hand des K„ufers und Verk„ufers, nur in verschiedner Form; sie haben beide nach wie vor denselben Wert, den sie ver„uáerten, der eine in Warenform, der andre in Geldform. Der Unterschied ist, daá beim Verleihen der Geldkapitalist der einzige ist, der in dieser Transaktion Wert fortgibt; aber er bewahrt ihn durch die knftige Rckzahlung. Es wird beim Verleihen nur von einer Seite Wert empfangen, da nur von einer Seite Wert weggegeben wird. - Zweitens wird auf der einen Seite ein wirklicher Ge- brauchswert ver„uáert und auf der andren empfangen und ver- braucht. Aber im Unterschied zur gew”hnlichen Ware ist dieser Ge- brauchswert selbst Wert, n„mlich der šberschuá der Wertgr”áe, die durch den Gebrauch des Geldes als Kapital sich ergibt, ber seine ursprngliche Wertgr”áe. Der Profit ist dieser Gebrauchswert. Der Gebrauchswert des ausgeliehenen Geldes ist: als Kapital fun- gieren zu k”nnen und als solches unter durchschnittlichen Umst„n- den den Durchschnittsprofit zu produzierend 57) --- 57) Die Berechtigung zum Zinsnehmen h„ngt nicht davon ab, ob je- mand Profit macht oder nicht, sondern von seiner" (des Geborgten) "F„higkeit, Profit zu erzeugen, wenn es richtig angewandt wird." ("An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Inter- est, wherein the sentiments of Sir W. Petty and Mr. Locke, on that head, are considered", London 1750. p. 49. Verfasser der anonymen Schrift: J. Massie.) #365# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Was zahlt nun der industrielle Kapitalist, und was ist daher der Preis des ausgeliehenen Kapitals? "That which men pay as interest for the use of what they botrow", ist nach Massie "a part of the profit it is capable of producing" 1*). 58) Was der K„ufer einer gew”hnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchs- wert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den andren Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen K„ufer und Verk„ufer, ein Formwechsel des Werts vor, so daá die- ser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andre Mal in der Form der Ware existiert. Die Dieselbigkeit des weggegebnen und des rckempfangnen Werts zeigt sich hier in ganz andrer Weise. Die Wertsumme, das Geld wird fortgegeben ohne Žquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurckgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentmer desselben Werts, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers bergegangen ist. Beim einfachen Warenaustausch steht das Geld stets auf seiten des K„ufers; aber beim Verleihen steht das Geld auf seiten des Verk„ufers. Er ist es, der das Geld fr eine gewisse Zeit weggibt, und der K„ufer des Kapitals ist es, der es als Ware erh„lt. Dies ist aber nur m”glich, soweit das Geld als Kapital fungiert und daher vorge- schossen wird. Der Borger borgt das Geld als Kapital, als sich verwertenden Wert. Es ist aber nur erst Kapital an sich, wie je- des Kapital in seinem Ausgangspunkt, im Augenblick seines Vor- schusses. Erst durch seinen Gebrauch verwertet es sich, reali- siert es sich als Kapital. Aber als r e a l i s i e r t e s Ka- pital hat der Borger es zurckzuzahlen, also als Wert plus Mehr- wert (Zins); und der letztre kann nur ein Teil des von ihm reali- sierten Profits sein. Nur ein Teil, nicht das Ganze. Denn der Ge- brauchswert fr den Borger ist, daá es ihm Profit produziert. Sonst h„tte keine Ver„uáerung des Gebrauchswerts von seiten des Verleihers stattgefunden. Andrerseits kann nicht der ganze Profit dem Borger zufallen. Er zahlte sonst nichts fr die Ver„uáerung des Gebrauchswerts, und er g„be das vorgeschoáne Geld an den Ver- leiher nur als einfaches Geld zurck, nicht als Kapital, als re- alisiertes Kapital, denn realisiertes Kapital ist es nur als G + delta G. --- 58 "Die Reichen, statt ihr Geld selbst zu verwenden,... verleihen es an andere Leute, damit diese Profit machen und fr die Eigen- tmer einen Teil der so gemachten Profite vorbehalten." l.c.p. 23, 24.) ----- 1*) "Das, was man als Zins bezahlt fr den Gebrauch dessen, was man borgt", ist nach Massie "ein Teil des Profits, den es zu pro- duzieren f„hig ist." #366# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Da- sein derselben Geldsumme als Kapital fr zwei Personen. Es kann fr beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiheir zufallende Teil heiát Zins. Die ganze Transaktion findet nach der Voraussetzung statt zwi- schen zwei Sorten Kapitalisten, dem Geldkapitalisten und dem in- dustriellen oder merkantilen Kapitalisten. Es muá nie vergessen werden, daá hier das Kapital als Kapital Ware ist oder daá die Ware, um die es sich hier handelt, Kapital ist. Die s„mtlichen Verh„ltnisse, die hier erscheinen, w„ren da- her irrationell vom Standpunkt der einfachen Ware aus, oder auch vom Standpunkt des Kapitals, soweit es in seinem Reproduktions- prozeá als Warenkapital fungiert. Verleihen und Borgen, statt des Verkaufens und Kaufens, ist hier ein aus der spezifischen Natur der Ware - des Kapitals - hervorgehender Unterschied. Ebenso daá das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises der Ware. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware. 59) Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, daá er eine bestimmte Geldsumme ist, die fr irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; w„hrend seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrckten Wert dieses Gebrauchswerts. Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus irra- tioneller Ausdruck. Hier hat eine Ware einen doppelten Wert, ein- mal einen Wert, und dann einen von diesem Wert verschiednen Preis, w„hrend Preis der Geldausdruck des Wertes ist. Das Geldka- pital ist zun„chst nichts als eine Geldsumme oder der Wert einer bestimmten Warenmasse als Geldsumme fixiert. Wird Ware als Kapi- tal verliehen, so ist sie nur die verkleidete Form --- 59) "Der Ausdruck Wert (value) angewandt auf currency 1*) hat drei Bedeutungen... 2. currency actually in hand 2*), verglichen mit demselben Betrag von currency, er an einem sp„tem Tage ein- gehn wird. Dann ist ihr Wert gemessen durch den Zinsfuá, und der Zinsfuá bestimmt by the ratio between the amount of loanable ca- pital and the demand for it" 3*). (Oberst R. Torrens, On the Ope- ration of the Bank Charter Act of 1844 etc.", 2nd ed., 1847 [p. 5, 6].) ----- 1*) Zirkulationsmittel - 2*) unmittel verfgbare Zirkulationsmit- tel - 3*) durch das Verh„ltnis der Menge des verleihbaren Kapi- tals und der Nachfrage danach #367# 21. Kapitel. Das zinstragende Kapital ----- einer Geldsumme. Denn was als Kapital verliehen wird, sind nicht soundso viel Pfund Baumwolle, sondern so viel Geld, das in der Form Baumwolle als deren Wert existiert. Der Preis des Kapitals bezieht sich daher auf es als Geldsumme, wenn auch nicht als cur- rency, wie Herr Torrens meint (s. oben Note 59). Wie soll nun eine Wertsumme einen Preis haben auáer ihrem eignen Preis, auáer dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedruckt ist? Preis ist ja der Wert der Ware (und dies ist auch der Fall beim Markt- preis, dessen Unterschied vom Wert nicht qualitativ, sondern nur quantitativ ist, sich nur auf die Wertgr”áe bezieht) im Unter- schied von ihrem Gebrauchswert. Preis, der qualitativ verschieden vom Wert, ist ein absurder Widerspruch. 60) Das Kapital manifestiert sich als Kapital durch seine Verwertung; der Grad seiner Verwertung drckt den quantitativen Grad aus, worin es sich als Kapital realisiert. Der von ihm erzeugte Mehr- wert oder Profit - seine Rate oder H”he - ist nur meábar durch seine Vergleichung mit dem Wert des vorgeschoánen Kapitals. Die gr”áre oder geringre Verwertung des zinstragenden Kapitals ist daher auch nur meábar durch Vergleichung des Zinsbetrags, des ihm zufallenden Teils des Gesamtprofits, mit dem Wert des vorgeschoá- nen Kapitals. Wenn daher der Preis den Wert der Ware, so drckt der Zins die Verwertung des Geldkapitals aus und erscheint daher als der Preis, der dem Verleiher fr dasselbe gezahlt wird. Es ergibt sich hieraus, wie abgeschmackt es von vornherein ist, die einfachen Verh„ltnisse des durch Geld vermittelten Austausches, von Kauf und Verkauf, hierauf direkt anwenden zu wollen, wie Proudhon tut. Die Grundvoraussetzung ist eben, daá Geld als Kapi- tal fungiert und daher als Kapital an sich, als potentielles Ka- pital einer dritten Person šbermacht werden kann. Als Ware aber erscheint das Kapital selbst hier, soweit es auf dem Markt ausgeboten und wirklich der Gebrauchswert des Geldes als Kapital ver„uáert wird. Sein Gebrauchswert aber ist: Profit zu erzeugen. Der Wert des Geldes oder der Waren als Kapital ist nicht bestimmt durch ihren Wert als Geld oder Waren, sondern durch das Quantum Mehrwert, das sie fr ihren Besitzer produzie- ren. Das Produkt des Kapitals ist der Profit. Auf --- 60) "Der Doppelsinn des Ausdrucks Wert des Geldes oder des Zirku- lationsmittels, wenn er unterschiedslos angewandt wird, um sowohl Tauschwert der Waren wie auch Gebrauchswert des Kapitals zu be- zeichnen, ist eine st„ndige Quelle der Konfusion." (Tooke,. In- quiry into the Currency Principle", p. 77.) - Die Hauptkonfusion (die in der Sache selbst liegt), daá Wert als solcher (der Zins) zum Gebrauchswert des Kapitals wird, sieht Tooke nicht. #368# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Grundlage der kapitalistischen Produktion ist es nur verschiedne Anwendung des Geldes, ob es als Geld verausgabt oder als Kapital vorgeschossen wird. Geld, resp. Ware, ist an sich, potentiell Ka- pital, ganz wie die Arbeitskraft potentiell Kapital ist. Denn 1. kann das Geld in die Produktionselemente verwandelt werden und ist, wie es ist, bloá abstrakter Ausdruck derselben, ihr Dasein als Wert; 2. besitzen die stofflichen Elemente des Reichtums die Eigenschaft, potentiell schon Kapital zu sein, weil ihr sie er- g„nzender Gegensatz, das, was sie zu Kapital macht - die Lohnar- beit -, auf Basis der kapitalistischen Produktion vorhanden ist. Die gegens„tzliche gesellschaftliche Bestimmtheit des stofflichen Reichtums - sein Gegensatz zur Arbeit als Lohnarbeit - ist, ge- trennt vom Produktionsprozeá, schon im Kapitaleigentum als sol- chem ausgedrckt. Dies eine Moment nun, getrennt vom kapitalisti- schen Produktionsprozeá selbst, dessen stetes Resultat es ist und als dessen stetes Resultat es seine stete Voraussetzung ist, drckt sich darin aus, daá Geld, und ebenso Ware, an sich, la- tent, potentiell, Kapital sind, daá sie als Kapital verkauft wer- den k”nnen und daá sie in dieser Form Kommando ber fremde Arbeit sind, Anspruch auf Aneignung fremder Arbeit geben, daher sich verwertender Wert sind. Es tritt hier auch klar hervor, daá dies Verh„ltnis der Titel und das Mittel zur Aneignung fremder Arbeit ist und nicht irgendeine Arbeit als Gegenwert von Seite des Kapi- talisten. Als Ware erscheint das Kapital ferner, soweit die Teilung des Profits in Zins und eigentlichen Profit durch Nachfrage und Ange- bot, also durch die Konkurrenz, reguliert wird, ganz wie die Marktpreise der Waren. Der Unterschied tritt hier aber ebenso schlagend hervor wie die Analogie. Decken sich Nachfrage und An- gebot, so entspricht der Marktpreis der Ware ihrem Produktions- preis, d.h. ihr Preis erscheint dann geregelt durch die innern Gesetze der kapitalistischen Produktion, unabh„ngig von der Kon- kurrenz, da die Schwankungen von Nachfrage und Angebot nichts er- kl„ren als die Abweichungen der Marktpreise von den Produktions- preisen Abweichungen, die sich wechselseitig ausgleichen, so daá in gewissen l„ngem Perioden die Durchschnittsmarktpreise gleich den Produktionspreisen sind. Sobald sie sich decken, h”ren diese Kr„fte auf zu wirken, heben einander auf, und das allgemeine Ge- setz der Preisbestimmung tritt dann auch als Gesetz des einzelnen Falls hervor; der Marktpreis entspricht dann schon in seinem un- mittelbaren Dasein, und nicht nur als Durchschnitt der Bewegung der Marktpreise, dem Produktionspreis, der durch die immanenten Gesetze der Produktionsweise selbst geregelt ist. Ebens( beim Ar- beitslohn. Decken sich Nachfrage und Angebot, so hebt sich ihre #369# 21. Kapitel - Das zinstragende Kapital ----- Wirkung auf, und der Arbeitslohn ist gleich dem Wert der Arbeits- kraft. Anders aber mit dem Zins vom Geldkapital. Die Konkurrenz bestimmt hier nicht die Abweichungen vom Gesetz, sondern es exi- stiert kein Gesetz der Teilung auáer dem von der Konkurrenz dik- tierten, weil, wie wir noch weiter sehn werden, keine natrliche Rate des Zinsfuáes existiert. Unter der natrlichen Rate des Zinsfuáes versteht man vielmehr die durch die freie Konkurrenz festgesetzte Rate. Es gibt keine natrlichen Grenzen der Rate des Zinsfuáes. Wo die Konkurrenz nicht nur die Abweichungen und Schwankungen bestimmt, wo also beim Gleichgewicht ihrer gegenein- ander wirkenden Kr„fte berhaupt alle Bestimmung aufh”rt, ist das zu Bestimmende etwas an und fr sich Gesetzloses und Willkrli- ches. Weiteres hierber im n„chsten Kapitel. Beim zinstragenden Kapital erscheint alles „uáerlich: der Vor- schuá des Kapitals als bloáe šbertragung desselben vom Verleiher an den Borger; der Rckfluá des realisierten Kapitals als bloáe Rckbertragung, Rckzahlung, mit Zins, vom Borger an den Verlei- her. So auch die der kapitalistischen Produktionsweise immanente Bestimmung, daá die Profitrate bestimmt ist nicht nur durch das Verh„ltnis des in einem einzelnen Umschlag gemachten Profits zum vorgeschoánen Kapitalwert, sondern auch durch die L„nge dieser Umschlagszeit selbst, also als Profit, den das industrielle Kapi- tal in bestimmten Zeitr„umen abwirft. Auch dies erscheint beim zinstragenden Kapital ganz „uáerlich so, daá fr bestimmte Zeit- frist dem Verleiher bestimmter Zins gezahlt wird. Mit seiner gew”hnlichen Einsicht in den innern Zusammenhang der Dinge sagt der romantische Adam Mller ("Elemente der Staats- kunst", Berlin 1809, [Th. III,] S. 138): "Bei der Bestimmung des Preises der Dinge wird nicht nach der Zeit gefragt; fr die Bestimmung des Zinses kommt die Zeit haupt- s„chlich in Anschlag." Er sieht nicht, wie die Produktionszeit und die Umlaufszeit in die Bestimmung des Preises der Waren eingeht und wie gerade da- durch die Profitrate fr eine gegebne Umschlagszeit des Kapitals bestimmt ist, durch die Bestimmung des Profits fr eine gegebne Zeit aber eben die des Zinses. Sein Tiefsinn besteht hier wie im- mer nur darin, die Staubwolken der Oberfl„che zu sehn und dies Staubige anmaálich als etwas Geheimisvolles und Bedeutendes aus- zusprechen. #370# ----- ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL Teilung des Profits. Zinsfuá. "Natrliche" Rate des Zinsfuáes Der Gegenstand dieses Kapitels, sowie berhaupt alle sp„ter zu behandelnden Erscheinungen des Kredits, k”nnen hier nicht im ein- zelnen untersucht werden. Die Konkurrenz zwischen Verleihern und Borgern und die daher resultierenden krzern Schwankungen des Geldmarkts fallen auáerhalb des Bereichs unsrer Betrachtung. Der Kreislauf, den die Zinsrate w„hrend des industriellen Zyklus durchl„uft, unterstellt zu seiner Darstellung die Darstellung dieses Zyklus selbst, die ebenfalls hier nicht gegeben werden kann. Dasselbe gilt fr die gr”áere oder geringere, ann„hernde Ausgleichung des Zinsfuáes auf dem Weltmarkt. Wir haben es hier nur damit zu tun, die selbst„ndige Gestalt des zinstragenden Ka- pitals und die Verselbst„ndigung des Zinses gegen den Profit zu entwickeln. Da der Zins bloá ein Teil des Profits ist, der nach unsrer bishe- rigen Voraussetzung vom industriellen Kapitalisten an den Geldka- pitalisten zu zahlen ist, so erscheint als Maximalgrenze des Zin- ses der Profit selbst, wo der Teil, der dem fungierenden Kapita- listen zufiele, = 0 w„re. Abgesehn von einzelnen F„llen, wo der Zins tats„chlich gr”áer als der Profit sein, dann aber auch nicht aus dem Profit gezahlt werden kann, k”nnte man vielleicht als Ma- ximalgrenze des Zinses betrachten den ganzen Profit minus dem sp„ter unten zu entwickelnden Teil desselben, der in Aufsichts- lohn (wages of superintendence) aufl”sbar. Die Minimalgrenze des Zinses ist ganz und gar unbestimmbar. Er kann zu jeder beliebigen Tiefe fallen. Indessen treten dann immer wieder gegenwirkende Um- st„nde ein und heben ihn ber dies relative Minimum. "Das Verh„ltnis zwischen der Summe, bezahlt fr den Gebrauch ei- nes Kapitals, und diesem Kapital selbst, drckt die Rate des Zinsfuáes aus, gemessen in Geld." - "Die Zinsrate h„ngt ab 1. von der Profitrate; 2. von dem Verh„ltnis, worin der Gesamtprofit ge- teilt wird zwischen Verleiher und Borger." ("Economist" [53], 22. Januar 1853.) #371# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- "Da das, was man als Zins bezahlt, fr den Gebrauch dessen, was man borgt, ein Teil des Profits ist, den das Geborgte zu produ- zieren f„hig ist, so muá dieser Zins stets reguliert sein duch jenen Profit." (Massie, l.c.p. 49.) Wir wollen zuerst annehmen, es existiere ein fixes Verh„ltnis zwischen dem Gesamtprofit und dem Teil desselben, der als Zins an den Geldkapitalisten wegzuzahlen ist. Dann ist es klar, daá der Zins steigen oder fallen wird wie der Gesamtprofit, und dieser ist bestimmt durch die all gemeine Profitrate und ihre Schwankun- gen. W„re z.B. die Durchschnittsprofitrate = 20% und der Zins = 1/4 des Profits, so der Zinsfuá = 5%; wenn jene = 16%, so der Zins = 4%. Bei einer Profitrate von 20% k”nnte der Zins auf 8% steigen, und der industrielle Kapitalist wrde immer noch densel- ben Profit machen wie bei einer Profitrate = 16% und Zinsfuá = 4%, n„mlich 12%. Stiege der Zins nur auf 6 oder 7%, so wrde er immer noch einen gr”áern Teil des Profits behalten. W„re der Zins gleich einem konstanten Quotum des Durchschnittsprofits, so folgte, daá je h”her die allgemeine Profitrate, um so gr”áer die absolute Differenz zwischen dem Gesamtprofit und dem Zins, um so gr”áer also der Teil des Gesamtprofits, der dem fungierenden Ka- pitalisten zuf„llt, und umgekehrt. Gesetzt, der Zins sei 1/5 des Durchschnittsprofits. 1/5 von 10 ist 2; Differenz zwischen dem Gesamtprofit und dem Zins = 8. 1/5 von 20 ist = 4; Differenz = 20 - 4 = 16; 1/5 von 25 = 5; Differenz = 25 - 5 = 20; 1/5 von 30 = 6; Differenz = 30 - 6 = 24; 1/5 von 35 = 7; Differenz = 35 - 7 = 28. Die verschiednen Zinsraten von 4, 5, 6, 7% wrden hier immer nur 1/5 oder 20% vom Gesamtprofit ausdrcken. Sind also die Pro- fitraten verschieden, so k”nnen verschiedne Zinsraten dieselben aliquoten Teile des Gesamtprofits oder denselben Prozentanteil am Gesamtprofit ausdrucken. Bei solch konstantem Verh„ltnis des Zin- ses w„re der industrielle Profit (die Differenz zwischen dem Ge- samtprofit und dem Zins) um so gr”áer, je h”her die allgemeine Profitrate, und umgekehrt. Alle andern Umst„nde gleichgesetzt, d.h., das Verh„ltnis zwischen Zins und Gesamtprofit als mehr oder weniger konstant angenommen, wird der fungierende Kapitalist f„hig und willig sein, h”hern oder niedern Zins zu zahlen im direkten Verh„ltnis zur H”he der Profitrate. 61) Da man gesehn, daá die H”he der Profitrate im um- gekehrten Verh„ltnis steht zur Entwicklung der kapitalistischen Produktion, so folgt daher, daá der h”here oder niedre Zinsfuá in einem Lande in demselben umgekehrten Verh„ltnis zur --- 61) "Die natrliche Zinsrate wird reguliert durch die Profite der Unternehmungen der einzelnen." (Massie, l.c.p. 51.) #372# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- H”he der industriellen Entwicklung steht, soweit n„mlich die Ver- schiedenheit des Zinsfuáes wirklich Verschiedenheit der Profitra- ten ausdrckt. Man wird sp„ter sehn, daá dies keineswegs stets der Fall zu sein braucht. in diesem Sinn kann man sagen, daá der Zins reguliert wird durch den Profit, n„her durch die allgemeine Profitrate. Und diese Art seiner Regulierung gilt selbst fr sei- nen Durchschnitt. Jedenfalls ist die Durchschnittsrate des Profits als die endgl- tig bestimmende Maximalgrenze des Zinses zu betrachten. Den Umstand, daá der Zins auf den Durchschnittsprofit zu beziehn, werden wir gleich n„her betrachten. Wo ein gegebnes Ganze, wie der Profit, zwischen zweien zu teilen ist, kommt es natrlich zun„chst auf die Gr”áe des zu teilenden Ganzen an, und diese, die Gr”áe des Profits, ist bestimmt durch seine Durchschnittsrate. Die allgemeine Profitrate, also die Gr”áe des Profits fr ein Ka- pital von gegebner Gr”áe, sage = 100, als gegeben vorausgesetzt, stehn die Variationen des Zinses offenbar im umgekehrten Verh„lt- nis zu denen des Profitteils, der dem fungierenden, aber mit ge- borgtem Kapital arbeitenden Kapitalisten bleibt. Und die Um- st„nde, welche die Gr”áe des zu verteilenden Profits, des Wert- produkts unbezahlter Arbeit, bestimmen, sind sehr verschieden von denen, die seine Verteilung unter diese beiden Sorten Kapitali- sten bestimmen, und wirken oft nach ganz entgegengesetzten Sei- ten. 62) Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt - Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prospe- rit„t, šberproduktion, Krach, Stagnation, Zustand der Ruhe etc., Zyklen, deren weitere Analyse auáerhalb unserer Betrachtung f„llt -, so wird man finden, daá meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperit„t oder des Extraprofits entspricht, Stei- gen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperit„t und ihrem Um- schlag, Maximum des Zinses bis zur „uáersten Wucherh”he aber der Krisis. 63) Vom Sommer 1843 an trat entschiedne --- 62) Hier findet sich folgende Bemerkung im Manuskript: "Aus dem Gang dieses Kapitels ergibt sich, daá es doch besser ist, bevor die Gesetze der Verteilung des Profits untersucht werden, zun„chst zu entwickeln, wie die quantitative Teilung eine quali- tative wird. Es ist, um den rgang vom vorigen Kapitel dazu zu ma- chen, nichts n”tig, als zun„chst den Zins als irgendeinen nicht n„her bestimmten Teil des Profits zu unterstellen." 63) In der ersten Periode, unmittelbar nach einer Zeit des Drucks, ist Geld reichlich ohne Spekulation, in der zweiten Peri- ode ist Geld reichlich und die Spekulation ppig; in der dritten Periode beginnt die Spekulation nachzulassen und Celd ist ge- sucht; in der vierten Periode ist Geld rar und der Druck tritt ein." (Gilbart, l.c., I, p. 149.) #373# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- Prosperit„t ein; der Zinsfuá, im Frhling 1842 noch 4 1/2 %, fiel im Frhling und Sommer 1843 auf 2% 64); im September selbst auf 1 1/2 % (Gilbart, ["A practical treatise on banking", 5. Ausg., London 1849], I, p. 166); dann w„hrend der Krise 1847 stieg er auf 8% und mehr. Allerdings kann andrerseits niedriger Zins mit Stockung, und m„- áig Steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehn. Der Zinsfuá erreicht seine „uáerste H”he w„hrend der Krisen, wo geborgt werden muá, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preise der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit fr Leute mit disponiblem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bem„chtigen, die, im regelm„áigen Ver- lauf der Dinge, mindestens ihren Durchschnittspreis wieder errei- chen mssen, sobald der Zinsfuá wieder f„llt. 65) Es existiert aber auch eine Tendenz zum Fallen des Zinsfuáes, ganz unabh„ngig von den Schwankungen der Profitrate. Und zwar aus zwei Hauptursachen: I. "Unterstellen wir selbst, Kapital wrde nie anders aufgenommen als fr produktive Anlagen, so ist es dennoch m”glich, daá der Zinsfuá wechselt ohne irgendwelchen Wechsel in der Rate des Brut- toprofits. Denn, wie ein Volk fortschreitet in der Entwicklung des Reichtums, entsteht und w„chst immer mehr eine Klasse von Leuten, die durch die Arbeiten ihrer Vorfahren sich im Besitz von Fonds befinden, von deren bloáem Zins sie leben k”nnen. Viele, auch die in der Jugend und Mannheit aktiv im Gesch„ft beteiligt, ziehn sich zurck, um im Alter ruhig vom Zins der akkumulierten Summen zu leben. Diese beiden Klassen haben eine Tendenz, mit dem wachsenden Reichtum des Landes sich zu vermehren; denn die, die schon mit einem mittelm„áigen Kapital anfangen, bringen es leich- ter zu einem unabh„ngigen Verm”gen, als die mit wenigem anfangen. In alten und reichen L„ndern macht daher der Teil des Nationpi- tals, dessen Eigentmer ihn nicht selbst anwenden wollen, --- 64) Tooke erkl„rt dies "durch die Akkumulation von Surpluskapi- tal, einer notwendigen Begleiterscheinung des Mangels profitabler Anlage in vorhergehenden Jahren, durch Inumlaufsetzen von Sch„t- zen und durch die Wiederbelebung des Vertrauens auf die Entwick- lung des Gesch„fts". ("History of Prices from 1839 to 1847", Lon- don 1848, p. 54.) 65) "Einem alten Kunden eines Bankiers wurde die Beleihung eines Papiers in H”he von 200 000 Pfd.St. verweigert; im Begriff wegzu- gehen, um seine Zahlungseinstellung bekanntzumachen, wurde ihm gesagt, daá keine Notwendigkeit zu diesem Schritt vorliege, unter den gegebenen Umst„nden wrde der Bankier das Wertpapier zu 150 000 Pfd.St. kaufen. - ([H. Roy,] "The Theory of the Exchan- ges. The Bank Charter Act of 184 etc.", London 1864, p. 80.) #374# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- ein gr”áeres Verh„ltnis aus zum gesamten produktiven Kapital der Gesellschaft als in neu angebauten und armen L„ndern. Wie zahl- reich ist nicht die Klasse der Rentier, in England! Im Verh„ltnis wie die Klasse der Rentiers w„chst, w„chst auch die der Kapital- verleiher, denn sie sind beides dieselben." (Ramsay. "Essay on the Distribution of Wealth", p. 201, 202.) II. Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit best„ndig wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfgung der Indu- striellen und Kaufleute ber alle Geldersparnisse aller Klassen der Gesellschaft und die fortschreitende Konzentration dieser Er- sparnisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken k”nnen, muá ebenfalls auf den Zinsfuá drcken. Mehr hierber sp„ter. Mit Bezug auf Bestimmung der Zinsrate sagt Ramsay, daá sie "abh„ngt zum Teil von der Rate des Bruttoprofits, zum Teil von der Proportion, worin dieser geteilt wird in Zins und Unterneh- mergewinn (Profits of enterprise). Diese Proportion h„ngt ab von der Konkurrenz zwischen Verleihern und Borgern von Kapital, diese Konkurrenz wird beeinfluát, aber nicht ausschlieálich reguliert durch die voraussichtliche Rate des Bruttoprofits. 66) Die Kon- kurrenz wird nicht ausschlieálich hierdurch reguliert, weil auf der einen Seite viele borgen, ohne irgendwelche Absicht produkti- ver Anlage, und weil andterseits die Gr”áe des gesamten leihbaren Kapitals wechselt mit dem Reichtum des Landes, unabh„ngig von ir- gendwelchem Wechsel im Bruttoprofit." (Ramsay, l.c.p. 206, 207.) Um die Durchschnittsrate des Zinses zu finden, ist 1. der Durch- schnitt des Zinsfuáes w„hrend seiner Variationen in den groáen industriellen Zyklen zu berechnen; 2. der Zinsfuá in solchen An- lagen,wo Kapital fr l„ngere Zeit ausgeliehen wird. Die in einem Lande herrschende Durchschnittstate des Zinses - im Unterschied von den best„ndig schwankenden Marktraten - ist durchaus durch kein Gesetz bestimmbar. Es gibt in dieser Art keine natrliche Rate des Zinses in dem Sinn, wie die ™konomen von einer natrlichen Profitrate und einer natrlichen Rate des Arbeitslohns sprechen. Schon Massie bemerkt hier mit vollem Recht (p. 49): "The only thing which any man can be in deubt about on this occa- sion, is, what proportion of these profits do of right belong to the borrower, and what to the lender; --- 66) Da der Zinsfuá im ganzen bestimmt ist durch die Durch- schnittsprofitrate, kann sehr oft auáerordentlicher Schwindel mit niedrigem Zinsfuá verbunden sein. Z.B. beim Eisenbahnschwindel im Sommer 1844. Der Zinsfuá der Bank von England wurde erst auf 3% erh”ht 16. Oktober 1844. #375# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- and this there is no other method of determining than by the opi- nions of borrowers and lenders in general; for right and wrong, in this respect, are only what common consent rnakes so." 1*) Das Decken der Nachfrage und Zufuhr - die Durchschnittsprofitrate als gegeben vorausgesetzt - heiát hier durchaus nichts. Wo sonst zu dieser Formel Zuflucht genommen wird (und dies ist dann auch praktisch richtig), dient sie als eine Formel, um die von der Konkurrenz unabh„ngige und vielmehr sie bestimmende Grundregel (die regulierenden Grenzen oder die begrenzenden Gr”áen) zu fin- den; namentlich als eine Formel fr die in der Praxis der Konkur- renz, in ihren Erscheinungen und den daraus sich entwickelnden Vorstellungen Befangnen, um zu einer, wenn auch selbst wieder oberfl„chlichen Vorstellung eines innerhalb der Konkurrenz sich darstellenden innern Zusammenhangs der ”konomischen Verh„ltnisse zu gelangen. Es ist eine Methode, um von den die Konkurrenz be- gleitenden Variationen zu den Grenzen dieser Variationen zu kom- men. Dies ist nicht der Fall bei dem Durchschnittszinsfuá. Es ist durchaus kein Grund vorhanden, warum die mittleren Konkurrenzver- h„ltnisse, das Gleichgewicht zwischen Ausleiher und Anleiher, dem Ausleiher einen Zinsfuá von 3, 4, 5%, etc. auf sein Kapital oder aber einen bestimmten Prozentanteil, 20% oder 50% vom Bruttopro- fit, geben sollten. Wo hier die Konkurrenz als solche entschei- det, ist die Bestimmung an und fr sich zuf„llig, rein empirisch, und nur Pedanterie oder Phantasterei kann diese Zuf„lligkeit als etwas Notwendiges entwickeln wollen. 67) Nichts ist amsanter in den Parlaments- --- 67) So macht z.B. J. G. Opdyke: "A Treatise on Pol. Econ.", New York 1851, einen h”chst miálungenen Versuch, die Allgemeinheit des Zinsfuáes von 5% aus ewigen Gesetzen zu erkl„ren. Ungleich naiver Herr Karl Arnd in: "Die naturgem„áe Volkswirthschaft ge- genber dem Monopoliengeist und dem Kommunismus etc.", Hanau 1845. Hier steht zu lesen: "In dem natrlichen Gange der Gterer- zeugung gibt es nur eine Erscheinung, welche - in ganz angebauten L„ndern - den Zinsfuá einigermaáen zu regulieren bestimmt scheint; es ist dies das Verh„ltnis, in welchem die Holzmassen der europ„ischen W„lder durch ihren j„hrlichen Nachwuchs zuneh- men. Dieser folgt, ganz unabh„ngig von ihrem Tauschwert" (wie ko- misch von den Nachwuchs B„umen, ihren Nachwuchs unabh„ngig von ihrem Tauschwert einzurichten!) "in dem Verh„ltnisse 3 bis 4 zu 100. Hernach w„re also" (da der Nachwuchs der B„ume n„mlich ----- 1*) Das einzige, worber hier jemand im Zweifel sein kann, ist, welcher Anteil an diesem Profit von Rechts wegen dem Borger und welcher dem Verleiher zukommt; und es gibt keine andere Methode, dies zu bestimmen, als durch die Meinungen der „rger und Verlei- her im allgemeinen; denn Recht oder Unrecht ist in dieser Hin- sicht nur, was die allgeeinem Zustimmung dazu macht." #376# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- berichten von 1857 und 1858 ber die Bankgesetzgebung und die Handelskrise, als Direktoren der Bank von England, Londoner Ban- kiers, Provinzial-Bankiers und professionelle Theoretiker hin und her schwatzen zu h”ren ber die "real rate produced" 1*), ohne daá sie es je weiter br„chten als zu Gemeinpl„tzen, wie z.B., daá der Preis, der von verleihbarern Kapital bezahlt wird, mit dem Angebot dieses Kapitals wechseln drfte", daá hohe Zinsrate und niedrige Profitrate auf die Dauer nicht nebeneinander bestehn k”nnen und andre solche Plattheiten. 68) Gewohnheit, gesetzliche Tradition etc. haben ebensosehr, wie die Konkurrenz selbst, zu tun mit der Bestimmung des mittlern Zinsfuáes, soweit dieser nicht nur als Durchschnittszahl, sondern als faktische Gr”áe exi- stiert. Ein mittlerer Zinsfuá muá schon in vielen Rechtsstreitig- keiten, wo Zinsen zu berechnen, als legal angenommen werden. Fragt man nun weiter, warum die Grenzen des mittlern Zinsfuáes nicht aus allgemeinen Gesetzen abzuleiten sind, so liegt die Ant- wort einfach in der Natur des Zinses. Er ist bloá ein Teil des Durchschnittsprofits. Dasselbe Kapital erscheint in doppelter Be- stimmung, als leihbares Kapital in der Hand des Verleihers, als industrielles oder kommerzielles Kapital in den H„nden des fun- gierenden Kapitalisten. Aber es fungiert nur einmal und produ- ziert selbst den Profit nur einmal. Im Produktionsprozeá selbst spielt der Charakter des Kapitals als verleihbares keine Rolle. Wie sich die beiden Personen darin teilen, die Ansprche auf die- sen Profit haben, ist an und fr sich eine ebenso rein empiri- sche, dem Reich des Zuf„lligen angeh”rige Tatsache wie die Tei- lung der Prozentanteile des gemeinschaftlichen Profits eines Kom- paniegesch„fts unter die verschiednen Teilhaber. Bei der Teilung zwischen Mehrwert und Arbeitslohn, --- von ihrem Tauschwert ganz unabh„ngig ist, sosehr ihr Tauschwert von ihrem Nachwuchs abh„ngen mag) "ein Herabsinken unter den Stand, welchen er" (der Zinsfuá) "gegenw„rtig in den reichsten L„ndern hat, nicht zu erwarten." (p. 124, 125.) - Dies verdient, der "waldursprngliche Zinsfuá" genannt zu werden, und sein Ent- decker macht sich im selben Werk noch weiter um "unsere Wissen- schaft" verdient als "Philosoph der Hundesteuer" [p. 420, 421.] 68) Die Bank von England erh”ht und senkt die Rate ihres Diskon- tos, obgleich natrlich immer mit Bercksichtigung der im offnen Markt herrschenden Rate, nach dem Zufluá und Abfluá des Goldes. Dadurch ist das Spekulieren im Wechseldiskont durch Vorwegnahme der Ver„nderungen der Bankrate jetzt zum halben Gesch„ft der groáen H„upter des Geldzentrums geworden" - d.h. des Londoner GeIdmarkts. ([H. Roy,] "The Theory of the Exchanges etc.", p. 113.) ----- 1*) "tats„chlich hervorgebrachte Zinsrate" #377# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- worauf die Bestimmung der Profitrate wesentlich beruht, wirken zwei ganz verschiedne Elemente, Arbeitskraft und Kapital, bestim- mend ein; es sind Funktionen zweier unabh„ngigen Variablen, die sich gegenseitig Grenzen setzen; und aus ihrem q u a l i t a t i v e n U n t e r s c h i e d geht die q u a n t i t a t i v e T e i l u n g des produzierten Werts hervor. Man wird sp„ter sehn, daá dasselbe stattfindet bei der Teilung des Mehrwerts zwischen Rente und Profit. Bei dem Zins findet nichts Derartiges statt. Hier geht die q u a l i t a t i v e U n t e r s c h e i d u n g, wie wir gleich sehn werden, umgekehrt aus der rein q u a n t i t a t i v e n T e i l u n g desselben Stcks des Mehrwerts hervor. Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich, daá es keine "natrliche" Zinsrate gibt. Wenn aber auf der einen Seite im Ge- gensatz zur allgemeinen Profitrate der mittlere Zinsfuá oder die Durchschnittsrate des Zinses, im Unterschied von den best„ndig schwankenden Marktraten des Zinses, in seinen Grenzen durch kein allgemeines Gesetz feststellbar ist, weil es sich nur um Teilung des Bruttoprofits zwischen zwei Besitzern des Kapitals, unter verschiednen Titeln, handelt, erscheint umgekehrt der Zinsfuá, sei es der mittlere, sei es die jedesmalige Marktrate, ganz an- ders als eine gleichm„áige, bestimmte und handgreifliche Gr”áe als dies bei der allgemeinen Profitrate der Fall ist. 69) Der Zinsfuá verh„lt sich zur Profitrate „hnlich wie der Markt- preis der Ware zu ihrem Wert. Soweit der Zinsfuá durch die Pro- fitrate bestimmt ist, ist es stets durch die allgemeine Pro- fitrate, nicht durch die spezifischen Profitraten, die in beson- dern Industriezweigen herrschen m”gen, und noch weniger durch den Extraprofit, den der einzelne Kapitalist in einer besondren Ge- sch„ftssph„re machen mag." 70) Die allgemeine Profitrate er --- 69) "Der Preis der Waren schwankt best„ndig; sie sind alle fr verschiedne Arten von Gebrauch bestimmt, das Geld dient fr jeden Zweck. Die Waren, selbst derselben Art, unterscheiden sich nach der Gte, das bare Geld ist immer vom selben Wert oder soll es doch sein. Daher kommt es, daá der Preis des Geldes, den wir mit dem Wort Zins bezeichnen, eine gr”áre Festigkeit und Gleichm„áig- keit besitzt als der jeder andern Sache." (J. Steuart, "Principles of Pol. Econ.", Franz. šbers., 1789, IV, p. 27.) 70) "Diese Regel der Teilung des Profits ist jedoch nicht anzu- wenden auf jeden Verleiher und Borger im einzelnen, sondern auf Verleiher und Borger im allgemeinen... Bemerkenswert groáe oder kleine Gewinne sind das Entgelt der Geschicklichkeit oder des Mangels an Cesch„ftskenntnis, womit die Verleiher berhaupt nichts zu tun haben; denn da sie durch diesen nicht Schaden lei- den, brauchen sie aus jener nicht Vorteil zu ziehen. Was von ein- zelnen Leuten in demselben Gesch„ft gesagt, ist auch auf ver- schiedene Arten des Gesch„fts anwendbar; weryn die in irgendeinem Gesch„ftszweig t„tigen Kaufleute und Gewerbetreibenden durch das von ihnen geborgte Geld #378# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- scheint daher in der Tat als empirisches, gegebnes Faktum wieder in der Durchschnittszinsrate, obgleich die letztre kein reiner oder zuverl„ssiger Ausdruck der erstern. Es ist zwar richtig, daá die Zinsrate selbst, je nach den Klassen der von den Borgern gegebnen Sicherheiten und nach der Zeitdauer der Anleihe best„ndig verschieden ist; aber fr jede dieser Klas- sen ist sie in einern gegebnen Moment uniform. Dieser Unterschied beeintr„chtigt also nicht die fixe und uniforme Gestalt des Zins- fuáes. 71) Der mittlere Zinsfuá erscheint in jedem Lande fr l„ngre Epochen als konstante Gr”áe, weil die allgemeine Profitrate - trotz des best„ndigen Wechsels der besondren Profittaten, wo aber der Wech- sel in einer Sph„re durch entgegengesetzten in der andern sich ausgleicht - nur in l„ngern Epochen wechselt. Und ihre relative Konstanz erscheint eben in diesem mehr oder minder konstanten Charakter des mittlern Zinsfuáes (average rate or common rate of interest). Was aber die best„ndig fluktuierende Marktrate des Zinses be- trifft, so ist sie in jedem Moment als fixe Gr”áe gegeben, wie der Marktpreis der Waren, weil auf dem Geldmarkt best„ndig alles leihbare Kapital als --- mehr verdienen als den gew”hnlichen Profit, der von anderen Kauf- leuten und Gewerbetreibenden desselben Undes gemacht wird, so ge- h”rt der Extragewinn ihnen, obwohl nur gew”hnliche Geschicklich- keit und Gesch„ftskenntnis n”tig war, um ihn zu machen; und er geh”rt nicht dem Verleiher, der sie mit Geld versorgt hat... denn die Verleiher wrden ihr Geld zum Betreiben irgendeines Ge- sch„ftszweigs nicht zu Bedingungen verliehen haben, die eine Zah- lung unter der allgemeinen Zinsrate zulassen; daher aber brauchen sie auch nicht mehr als diese zu erhalten, welcher Vorteil immer aus ihrem Geld gezogen wurde." (Massie, l.c. p. 50, 51.) 71) Bankrate 5 Prozent Marktrate, 60-Tage-Wechsel 3 5/8 Prozent dito, 3-Monats-Wechsel 3 1/2 Prozent dito, 6-Monats-Wechsel 3 5/16 Prozent Darlehen an Wechselmakler, t„glich kndbar 1-2 Prozent dito, fr eine Woche 3 Prozent Letzte Rate fr 14 Tage, Darlehen an Effektenmakler 4 3/4 - 5 Prozent Depositenzinsen (Banken) 3 1/2 Prozent dito, (Diskonth„user) 3 - 3 1/4 Prozent Wie groá dieser Unterschied an einem und demselben Tage sein kann, beweist obige Aufstellung der Zinsrate des Londoner Geld- markts am 9. Dez. 1889, aus dem City-Artikel der "Daily News" [54] vom 10. Dez. Das Minimum ist 1%, das Maximum 5%. [F. E.] #379# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- Gesamtmasse dem fungierenden Kapital gegenbersteht, also das Verh„ltnis des Angebots von leihbarern Kapital auf der einen Seite, die Nachfrage darnach auf der andern den jedesmaligen Marktstand des Zinses entscheidet. Dies ist um so mehr der Fall, je mehr die Entwicklung und damit verbundne Konzentration des Kreditwesens dem leihbaren Kapital einen allgemein gesellschaft- lichen Charakter gibt und es auf einmal, gleichzeitig, auf den Geldmarkt wirft. Dagegen existiert die allgemeine Profitrate be- st„ndig nur als Tendenz, als Bewegung der Ausgleichung der beson- dren Profitraten. Die Konkurrenz der Kapitalisten - die selbst diese Bewegung der Ausgleichung ist - besteht hier darin, daá sie den Sph„ren, wo dier Profit auf l„ngre Zeit unter dem Durch- schnitt, allm„hlich Kapital entziehn und den Sph„ren, wo er dar- ber, ebenso allm„hlich Kapital zufhren; oder auch, daá sich Zu- satzkapital nach und nach in verschiednen Proportionen zwischen diese Sph„ren verteilt. Es ist best„ndige Variation der Zufuhr und der Entziehung von Kapital, diesen verschiednen Sph„ren ge- genber, nie gleichzeitige Massenwirkung wie bei der Bestimmung des Zinsfuáes. Man hat gesehn, daá, obgleich eine von der Ware absolut ver- schiedne Kategorie, das zinstragende Kapital, zur Ware sui gene- ris und deshalb der Zins sein Preis wird, der, wie bei der ge- w”hnlichen Ware ihr Marktpreis, jedesmal durch Nachfrage und An- gebot fixiert wird. Die Marktrate des Zinses, obgleich best„ndig schwankend, erscheint daher in jedem gegebnen Moment ebenso be- st„ndig fixiert und uniform wie der jedesmalige Marktpreis der Ware. Die Geldkapitalisten fhren diese Ware zu, und die fungie- renden Kapitalisten kaufen sie, bilden die Nachfrage dafr. Dies findet bei der Ausgleichung zur allgemeinen Profitrate nicht statt. Stehn die Preise der Waren in einer Sph„re unter oder ber dem Produktionspreis (wobei von den, jedem Gesch„ft eignen und mit den verschiednen Phasen des industriellen Zyklus zusammenh„n- genden Schwankungen abgesehn wird), so findet Ausgleichung statt durch Erweiterung oder Einengung der Produktion, d.h. Ausdehnung oder Verkrzung der von den industriellen Kapitalen auf den Markt geworfenen Warenmassen, vermittelt durch Einoder Auswanderung von Kapital mit Bezug auf die besondren ProduktionsSph„ren. Durch die so herbeigefhrte Ausgleichung der durchschnittlichen Marktpreise der Waren zu Produktionspreisen ist es, daá die Abweichungen der besondren Profitraten von der allgemeinen oder Durchschnittspro- fitrate korrigiert werden. Dieser Prozeá erscheint nie so und kann nie so erscheinen, daá das industrielle oder merkantile Ka- pital a l s s o l c h e s Ware gegenber einem K„ufer ist, wie das zinstragende Kapital. Soweit er erscheint, erscheint er nur in den Schwankungen und Ausgleichungen der #380# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Marktpreise der Waren zu Produktionspreisen; nicht als direkte Festsetzung des Durchschnittsprofits. Die allgemeine Profitrate ist in der Tat bestimmt 1. durch den Mehrwert, den das Gesamtka- pital produziert, 2. durch das Verh„ltnis dieses Mehrwerts zum Wert des Gesamtkapitals, und 3. durch die Konkurrenz, aber nur soweit, als diese die Bewegung ist, wodurch die in besondren Pro- duktionssph„ren angelegten Kapitale gleiche Dividenden aus diesem Mehrwert, im Verh„ltnis zu ihren relativen Gr”áen zu ziehn su- chen. Die allgemeine Profitrate sch”pft also in der Tat ihre Be- stimmung aus ganz andren und viel komplizierteren Grnden, als die durch das Verh„ltnis von Nachfrage und Angebot direkt und un- mittelbar bestimmte Marktrate des Zinses, und ist daher kein handgreifliches und gegebnes Faktum in der Art, wie es der Zins- fuá ist. Die besondren Profitraten in den verschiednen Produkti- onssph„ren sind selbst mehr oder minder unsicher; aber soweit sie erscheinen, ist es nicht ihre Uniformit„t, sondern ihre Verschie- denheit, die erscheint. Die allgemeine Profitrate selbst aber er- scheint nur als Minimalgrenze des Profits, nicht als empirische, direkt sichtbare Gestalt der wirklichen Profitrate. Indem wir diesen Unterschied zwischen der Zinsrate und der Pro- fitrate hervorheben, sehn wir selbst ab von folgenden beiden, die Konsolldation des Zinsfuáes begnstigenden Umst„nden: 1. der hi- storischen Pr„existenz des zinstragenden Kapitals und der Exi- stenz eines traditionell berlieferten allgemeinen Zinsfuáes; 2. dem viel gr”áern unmittelbaren Einfluá, den der Weltmarkt, unab- h„ngig von den Produktionsbedingungen eines Landes, auf die Fest- stellung des Zinsfuáes ausbt, verglichen mit seinem Einfluá auf die Profitrate. Der Durchschnittsprofit erscheint nicht als unmittelbar gegebne Tatsache, sondern als erst durch die Untersuchung festzustellen- des Endresultat der Ausgleichung entgegengesetzter Schwankungen. Anders mit dem Zinsfuá. Er ist in seiner, wenigstens lokalen, Allgemeingltigkeit ein t„glich fixiertes Faktum, ein Faktum, das dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es wird ein allgemeines Verm”gen jeder Geldsumme von 100 Pfd.St., 2, 3, 4, 5% abzuwerfen. Meteorologische Berichte zeichnen nicht ge- nauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als B”rsenbe- richte den Stand des Zinsfuáes, nicht fr dieses oder jenes Kapi- tal, sondern fr das auf dem Geldmarkt befindliche, d.h. ber- haupt verleihbare Kapital. Auf dem Geldmarkt stehn sich nur Verleiher und Borger gegenber. Die Ware hat dieselbe Form, Geld. Alle besondren Gestalten des Kapitals, #381# 22. Kapitel - Teilung des Profits. Zinsfuá usw. ----- je nach seiner Anlage in besondren Produktions- oder Zirkulati- onssph„ren, sind hier ausgel”scht. Es existiert hier in der un- terschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbst„ndigen Werts, des Geldes. Die Konkurrenz der gleichen besondren Sph„ren h”rt hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldborger, und das Kapital steht allen auch gegenber in der Form, worin es noch gleichgltig gegen die bestimmte Art und Weise seiner Anwendung ist. Als was das industrielle Kapital nur in der Bewegung und Konkurrenz zwischen den besondren Sph„ren erscheint, als a n s i c h g e m e i n s a m e s K a p i t a l der Klasse, tritt es hier wirklich, der Wucht nach, in der Nachfrage und Angebot von Kapital auf. Andrerseits besitzt das Geldkapital auf dem Geldmarkt wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element, gleichgltig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die ver- schiednen Sph„ren, unter die Kapitalistenklasse verteilt, je nach den Produktionsbedrfnissen jeder besondren Sph„re. Es kommt hinzu, daá mit Entwicklung der groáen Industrie das Geldkapital mehr und mehr, soweit es auf dem Markt erscheint, nicht vom ein- zelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigentmer dieses oder jenes Bruchteils des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern als konzentrierte, organisierte Masse auftritt, die ganz anders als die reelle Produktion unter die Kontrolle der das gesell- schaftliche Kapital vertretenden Bankiers gestellt ist. So daá sowohl, was die Form der Nachfrage angeht, dem verleihbaren Kapi- tal die Wucht einer Klasse gegenbertritt; wie, was das Angebot angeht, es selbst als Leihkapital en masse auftritt. Dies sind einige der Grnde, warum die allgemeine Profitrate als ein verschwimmendes Nebelbild erscheint neben dem bestimmten Zinsfuá, der zwar seiner Gr”áe nach schwankt, aber dadurch, daá er gleichm„áig fr alle Borger schwankt, ihnen stets als fixer, gegebner gegenbertritt. Ganz wie die Wertwechsel des Geldes es nicht hindern, allen Waren gegenber gleichen Wert zu haben. Ganz wie die Marktpreise der Waren t„glich schwanken, was sie nicht hindert, t„glich in den Berichten notiert zu werden. Ganz so der Zinsfuá, der ebenso regelm„áig als Preis des Geldes notiert wird. Es ist, weil hier das Kapital selbst in Geldform als Ware angebo- ten wird; die Fixation seines Preises daher Fixierung seines Marktpreises wie bei allen andern Waren ist; der Zinsfuá sich da- her stets als allgemeiner Zinsfuá, als so viel fr so viel Geld, als quantitativ bestimmt darstellt. Die Profitrate dagegen kann selbst innerhalb derselben Sph„re, bei gleichen Marktpreisen der Ware, verschieden sein, je nach den verschied. nen Bedingungen, worin die einzelnen Kapitale dieselbe Ware produzieren; denn die Profitrate fr das Einzelkapital wird bestimmt nicht durch den Marktpreis der Ware, sondern durch die Differenz zwischen Markt- preis #382# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- und Kostpreis. Und diese verschiednen Profitraten, erst innerhalb derselben Sph„re und dann zwischen den verschiednen Sph„ren selbst, k”nnen sich nur durch best„ndige Schwankungen ausglei- chen. --- (Notiz fr sp„tere Ausarbeitung.) Eine besondre Form des Kredits: Man weiá, daá, wenn das Geld als Zahlungsmittel statt als Kauf- mittel fungiert, die Ware ver„uáert, aber ihr Wert erst sp„ter realisiert wird. Findet die Zahlung erst statt, nachdem die Ware wieder verkauft ist, so erscheint dieser Verkauf nicht als Folge des Kaufs, sondern es ist durch den Verkauf, daá der Kauf reali- siert wird. Oder der Verkauf wird ein Mittel des Kaufens. - Zwei- tens: Schuldtitel, Wechsel etc., werden Zahlungsmittel fr den Gl„ubiger. - Drittens: die Kompensation der Schuldtitel ersetzt das Geld. #383# ----- DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL Zins und Unternehmergewinn Der Zins, wie wir in den beiden vorhergehenden Kapiteln gesehn, erscheint ursprnglich, ist ursprnglich, und bleibt in Wirklich- keit nichts als ein Teil des Profits, d.h. des Mehrwerts, den der fungierende Kapitalist, Industrieller oder Kaufmann, soweit er nicht eignes Kapital, sondern geliehenes Kapital anwendet, weg- zahlen muá an den Eigentmer und Verleiher dieses Kapitals. Wen- det er nur eignes Kapital an, so findet keine solche Teilung des Profits statt; dieser geh”rt ihm ganz. In der Tat, soweit er des Kapitals es selbst irn Reproduktionsprozeá anwenden, konkurrieren sie nicht mit zur Bestimmung der Zinsrate, und schon hierin zeigt sich, wie die Kategorie des Zinses - unm”glich ohne die Bestim- mung eines Zinsfuáes - der Bewegung des industriellen Kapitals an sich fremd ist. "The rate of interest may be defined to be that proportional sum which the lender is content to receive, and the borrower to pay, for a year or for any longer or shorter period for the use of a certain amount of moneyed capital... when the owner of capital employs it actively in reproduction, he does not come under the head of those capitalists, the proportion of whom, to the number of borrowers, determines the rate of interest." 1*) (Th. Tooke, Hist. of Prices", London 1838, II, p. 355, 356.) Es ist in der Tat nur die Trennung der Kapitalisten in Geldkapi- talisten und industrielle Kapitalisten, die einen Teil des Pro- fits in Zins verwandelt, die berhaupt die Kategorie des Zinses schafft; und es ist nur die Konkurren,z zwischen diesen beiden Sorten Kapitalisten, die den Zinsfuá schafft. ----- 1*) "Die Zinsrate kann als die verh„ltnism„áige Summe definiert werden, mit deren Empfang der Verleiher zufrieden und die der Borger zu zahlen bereit ist fr den Gebrauch eines bestimmten Be- trages von Geldkapital w„hrend eines Jahres oder einer l„ngeren oder krzeren Periode... Wenn der Eigentmer des Kapitals es ak- tiv in der Reproduktion anwendet, z„hlt er nicht zu jenen Kapita- listen, deren Verh„ltnis zur Zahl der Borger die Zinsrate be- stimmt." #384# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Solang das Kapital im Reproduktionsprozeá fungiert - selbst vor- ausgesetzt, es geh”re dem industriellen Kapitalisten selbst, so daá er es an keinen Verleiher zurckzuzahlen hat -, solange hat er zu seiner Verfgung als Privatmann nicht dies Kapital selbst, sondern nur den Profit, den er als Revenue verausgaben kann. So- lang sein Kapital als Kapital fungiert, geh”rt es dem Reprodukti- onsprozeá, ist es darin festgelegt. Er ist zwar sein Eigentmer, aber dies Eigentum bef„higt ihn nicht, solange er es als Kapital zur Ausbeutung von Arbeit bentzt, in andrer Weise darber zu verfgen. Ganz so verh„lt es sich mit dem Geldkapitalisten. So- lange sein Kapital ausgeliehen ist und daher als Geldkapital wirkt, bringt es ihm Zins, einen Teil des Profits, aber ber die Hauptsumme kann er nicht verfgen. Es erscheint dies, sobald er es, zum Beispiel fr ein Jahr oder mehrere, verliehen und in ge- wissen Terminen Zins erh„lt ohne Rckzahlung des Kapitals. Aber selbst die Rckzahlung macht hier keinen Unterschied. Erh„lt er es zurck, so muá er es stets von neuem verleihen, solange es die Wirkung von Kapital - hier Geldkapital - fr ihn haben soll. So- lange es sich in seiner Hand befindet, tr„gt es keine Zinsen und wirkt nicht als Kapital; und solange es Zinsen tr„gt und als Ka- pital wirkt, befindet es sich nicht in seiner Hand. Daher die M”glichkeit, Kapital auf ewige Zeiten zu verleihen. Die folgenden Bemerkungen von Tooke gegen Bosanquet sind daher ganz falsch. Er zitiert Bosanquet ("Metallic, Paper, and Credit Currency", p. 73): "W„re der Zinsfuá bis auf 1% herabgedrckt, so wurde geborgtes Kapital beinahe auf gleiche Linie (on a par) gestellt mit eignem Kapital." Hierzu macht Tooke folgende Randglosse: "Daá ein zu diesem, oder selbst zu noch niedrigerem Zinsfuá ge- borgtes Kapital gelten soll als beinahe auf derselben Linie ste- hend mit eignem Kapital, ist eine so befremdende Behauptung, daá sie kaum ernstliche Beachtung verdiente, k„me sie nicht von einem so intelligenten und in einzelnen Punkten des Themas so wohlun- terrichteten Schriftsteller. Hat er den Umstand bersehn, oder h„lt er ihn fr wenig bedeutend, daá seine Voraussetzung die Be- dingung der Rckzahlung einschlieát?" (Th. Tooke, "An Inquiry into the Currency Principle", 2nd ed., London 1844, p. 80.) W„re der Zins = 0, so st„nde der industrielle Kapitalist, der Ka- pital aufgenommen hat, sich gleich mit dem, der mit eignem Kapi- tal arbeitet. Beide wrden denselben Durchschnittsprofit einstec- ken, und als Kapital, ob geborgtes oder eignes, wirkt das Kapital nur, soweit es Profit produziert. Die Bedingung der Rckzahlung wrde hieran nichts „ndern. Je mehr der Zinsfuá sich Null n„hert, also z.B. auf 1% herabsinkt, um so mehr ist geborgtes Kapital mit eignem Kapital auf gleichen Fuá gestellt. Solange Geldkapital als Geldkapital existieren soll, muá es stets wieder ausgeliehen #385# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- werden, und zwar zum bestehenden Zinsfuá, sage von 1% und stets wieder an diesselbe Klasse der industriellen und merkantilen Ka- pitalisten. Solange an diese als Kapitalisten fungieren, ist der Unterschied zwischen dem, der mit geborgtem, und dem, der mit eignem Kapital fungiert, nur der, daá der eine Zins zu zahlen hat und der andre nicht; der eine den Profit p ganz einsteckt, der andre p - z, den Profit minus den Zins; je mehr z sich Null n„- hert, um so mehr wird p - z = p, also um so mehr stehn beide Ka- pitale auf gleichem Fuá. Der eine muá das Kapital zurckzahlen und von neuem borgen; aber der andre, solang sein Kapital fungie- ren soll, muá es ebenfalls stets von neuem dem Produktionsprozeá vorschieáen und hat keine von diesem Prozeá unabh„ngige Verfgung darber. Der einzige sonst noch bleibende Unterschied ist der selbstverst„ndliche, daá der eine Eigentmer seines Kapitals ist und der andre nicht. Die Frage, die sich nun aufwirft, ist diese. Wie kommt es, daá diese rein quantitative Teilung des Profits in Nettoprofit und Zins in eine qualitative umschl„gt? In andren Worten, wie kommt es, daá auch der Kapitalist, der nur sein eignes, kein geliehenes Kapital anwendet, einen Teil seines Bruttoprofits unter die be- sondre Kategorie des Zinses rangiert und als solchen besonders berechnet? Und daher weiter, daá alles Kapital, geliehenes oder nicht, als zinstragendes von sich selbst als Nettoprofit bringen- dem unterschieden wird? Man erkennt, daá nicht jede zuf„llige quantitative Teilung des Profits in dieser Art in eine qualltative umschl„gt. Z.B. einige industrielle Kapitalisten assoziieren sich zur Betreibung eines Gesch„fts und verteilen dann den Profit untereinander nach juri- stisch festgesetzten Abmachungen. Andre treiben ihr Gesch„ft, je- der fr sich, ohne Associ‚. Diese letzteren berechnen ihren Pro- fit nicht unter zwei Kategorien, einen Teil als individuellen Profit, den andern als Kompanieprofit fr die nichtexistierenden Gesellschafter. Hier schl„gt also die quantitative Teilung nicht um in qualitative. Sie findet statt, wo zuf„llig der Eigentmer aus mehreren juristischen Personen besteht; sie findet nicht statt, wo dies nicht der Fall. Um die Frage zu beantworten, ms- sen wir noch etwas l„nger verweilen bei dem wirklichen Ausgangs- punkt der Zinsbildung; d.h. ausgehn von der Unterstellung, daá Geldkapitalist und produktiver Kapitalist sich wirklich gegen- berstehn, nicht nur als juristisch verschiedne Personen, sondern als Personen, die ganz verschiedne Rollen im Reproduktionsprozeá spielen oder in deren Hand dasselbe Kapital wirklich eine dop- pelte und g„nzlich verschiedne Bewegung durchmacht. Der eine ver- leiht es nur, der andre wendet es produktiv an. #386# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Fr den produktiven Kapitalisten, der mit geliehenem Kapital ar- beitet, zerf„llt der Bruttoprofit in zwei Teile, den Zins, den er dem Verleiher zu zahlen hat, und den šberschuá ber den Zins, der seinen eignen Anteil am Profit bildet. Ist die allgemeine Pro- fitrate gegeben, so ist dieser letztre Teil bestimmt durch den Zinsfuá; ist der Zinsfuá gegeben, so durch die allgemeine Pro- fitrate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche Wertgr”áe des Gesamtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen mag von dem Durchschnittsprofit: der Teil, der dem fungierenden Kapitalisten geh”rt, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch den allgemeinen Zinsfuá (abgesehn von besendren juristischen Sti- pulationen) fixiert und als vorweggenommen vorausgesetzt ist, be- vor der Produktionsprozeá beginnt, also bevor dessen Resultat, der Bruttoprofit erzielt ist. Wir haben gesehn, daá das eigentli- che spezifische Produkt des Kapitals der Mehrwert, n„her bestimmt der Profit ist. Aber fr den Kapitalisten, der mit geborgtem Ka- pital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins, der Teil des Profits, der ihm brigbleibt nach Zahlung des Zinses. Dieser Teil des Profits erscheint ihm also notwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungiert; und dies ist fr ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungierendes. Er ist seine Personifikation, soweit es fungiert, und es fun- giert, soweit es profitbringend in der Industrie oder im Handel angelegt wird und mit ihm, durch seinen Anwender, die Operationen vorgenommen werden, die durch den jedesmaligen Gesch„ftszweig vorgeschrieben sind. Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Brut- toprofit an den Verle'her wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zu- fallende noch brige Teil des Profits also notwendig die Form des industriellen resp. kommerziellen Profits an, oder, um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides einschlieát, die Gestalt des Unternehmergewinns. Ist der Bruttoprofit gleich dem Durchschnittsprofit, so wird die Gr”áe dieses Unternehmerge- winns ausschlieálich bestimmt durch den Zinsfuá. Weicht der Brut- toprofit ab vom Durchschnittsprofit, so ist die Differenz dessel- ben vom Durchschnittsprofit (nach beiderseitigem Abzug des Zin- ses) durch alle die Konjunkturen bestimmt, welche eine zeitwei- lige Abweichung verursachen, sei es der Profitrate in einer be- sondren Produktionssph„re von der allgemeinen Profitrate, sei es des Profits, den ein einzelner Kapitalist in einer bestimmten Sph„re macht, vom Durchschnittsprofit dieser besondren Sph„re. Nun hat man aber gesehn, daá die Profitrate, innerhalb des Pro- duktionsprozesses selbst, nicht nur vom Mehrwert abh„ngt, sondern von vielen andren Umst„nden: von den Einkaufspreisen der Produk- tionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden, von ™konotnisierung des konstanten #387# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Kapitals etc. Und abgesehn vom Produktionspreis, h„ngt es von be- sondren Konjunkturen und bei jedem einzelnen Gesch„ftsabschluá von der gr”áern der geringem Schlauheit und Betriebsamkeit des Kapitalisten ab, ob und inwieweit dieser ber oder unter dem Pro- duktionspreis ein- oder verkauft, sich also innerhalb des Zirku- lationsprozesses einen gr”áern oder geringem Teil vom Gesamtmehr- wert aneignet. Jedenfalls aber verwandelt sich die quantitative Teilung des Rohprofits hier in eine qualitative, und dies um so mehr, als die quantitative Teilung selbst davon abh„ngt, was zu verteilen ist, wie der aktive Kapitalist mit dem Kapital wirt- schaftet und welchen Rohprofit es ihm als fungierendes 1*) Kapi- tal, d.h. infolge seiner Funktionen als aktiver Kapitalist ab- wirft. Der fungierende Kapitalist ist hier unterstellt als Nichteigentrner des Kapitals. Das Eigentum am Kapital ist ihm gegenber vertreten durch den Verleiher, den Geldkapitalisten. Der Zins, den er an diesen zahlt, erscheint also als der Teil des Rohprofits, der dem Kapitaleigentum als solchem zukommt. Im Ge- gensatz hierzu erscheint der Teil des Profits, der dem aktiven Kapitalisten zuf„llt, jetzt als Unternehmergewinn, entspringend ausschlieálich aus den Operationen oder Funktionen, die er im Re- produktionsprozeá mit dem Kapital vollfhrt, speziell also den Funktionen, die er als Unternehmer in der Industrie oder dem Han- del ver. richtet. Ihm gegenber erscheint also der Zins als bloáe Frucht des Kapitaleigentums, des Kapitals an sich, abstrahiert vom Reproduktionsprozeá des Kapitals, soweit es nicht arbeitet, nicht fungiert; w„hrend ihm der Unternehmergewinn erscheint als ausschlieáliche Frucht der Funktionen, die er mit dem Kapital verrichtet, als Frucht der Bewegung und des Prozessierens des Ka- pitals, eines Prozessierens, das ihm nun als seine eigne T„tig- keit erscheint im Gegensatz zur Nichtt„tigkeit, zur Nichtbeteili- gung des Geld kapitalisten am Produktionsprozeá. Diese qualita- tive Scheidung zwischen den beiden Teilen des Rohprofits, daá der Zins Frucht des Kapitals an sich, des Kapitaleigentums, abgesehn vom Produktionsprozeá, und der Unternehmergewinn Frucht des pro- zessierenden, im Produktionsprozeá wirkenden Kapitals und daher der aktiven Rolle ist, die der Anwender des Kapitals im Reproduk- tionsprozeá spielt - diese qualitative Scheidung ist keineswegs bloá subjektive Auffassung des Geldkapitalisten hier und des in- dustriellen Kapitalisten dort. Sie beruht auf objektiver Tatsa- che, denn der Zins flieát dem Geldkapitalisten, dem Leiher zu, der bloáer Eigentmer des Kapitals ist, also das bloáe Kapitalei- gentum vertritt vor dem Produktionsprozeá und auáerhalb des Pro- duktionsprozesses; und der Unter --- 1*) 1. Auflage: fungierendem; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #388# V. Abschnitt - Das zirkulierende Kapital ----- nehmergewinn flieát dem bloá fungierenden Kapitalisten zu, der Nichteigentmer des Kapitals ist. Sowohl fr den industriellen Kapitalisten, soweit er mit geborg- tem Kapital arbeitet, wie fr den Geldkapitalisten, soweit er sein Kapital nicht selbst anwendet, schl„gt hiermit die bloá quantitative Teilung des Bruttoprofits zwischen zwei verschiedne Personen, die beide verschiedne Rechtstitel haben auf dasselbe Kapital und daher auf den von ihmerzeugtenprofit, um in eine qua- litative Teilung. Der eine Teil des Profits erscheint nun als an und fr sich zukommende Frucht des Kapitals in e i n e r Be- stimmung, als Zins; der andre Teil erscheint als spezifische Frucht des Kapitals in einer entgegengesetzten Bestimmung und da- her als Unternehmergewinn; der eine als bloáe Frucht des Kapital- eigentums, der andre als Frucht des bloáen Fungierens mit dem Ka- pital, als Frucht des Kapitals als Prozess erendem oder der Funk- tionen, die der aktive Kapitalist ausbt. Und diese Verkn”cherung und Verselbst„ndigung der beiden Teile des Rohprofits gegeneinan- der, als wenn sie aus zwei wesentlich verschiednen Quellen her- rhrten, muá sich nun fr die gesamte Kapitalistenklasse und fr das Gesamtkapital festsetzen. Und zwar einerlei, ob das vom akti- ven Kapitalisten angewandte Kapital geborgt sei oder nicht oder ob das dem Geldkapitalisten geh”rende Kapital von ihm selbst an- gewandt werde oder nicht. Der Profit jedes Kapitals, also auch der auf Ausgleichung der Kapitale unter sich begrndete Durch- schnittsprofit zerf„llt oder wird zerlegt in zwei qualitativ ver- schiedne, gegeneinander selbst„ndige und voneinander unabh„ngige Teile, Zins und Unternehmergewinn, die beide durch besondre Ge- setze bestimmt werden. Der Kapitalist, der mit eignem Kapital, so gut wie der, der mit geborgtem arbeitet, teilt seinen Rohprofit ein in Zins, der ihm als Eigentmer, als seinem eignen Verleiher von Kapital an sich selbst, und in Unternehmergewinn, der ihm als aktivem, fungierendem Kapitalisten zukommt. Es wird so fr diese Teilung, als qualitative, gleichgltig, ob der Kapitalist wirk- lich mit einem andern zu teilen hat oder nicht. Der Anwender des Kapitals, auch wenn er mit eignem Kapital arbeitet, zerf„llt in zwei Personen, den bloáen Eigentmer des Kapitals und den Anwen- der des Kapitals; sein Kapital selbst, mit Bezug auf die Katego- rien von Profit, die es abwirft, zerf„llt in Kapi- tal e i g e n t u m, Kapital a u á e r dem Produktionsprozeá, das an sich Zins abwirft, und Kapital im Produktionsprozeá, das als prozes- sierend Unternehmergewinn abwirft. Der Zins befestigt sich also derart, daá er nun nicht als eine der Produktion gleichgltige Teilung des Bruttoprofits auftritt, die nur dann gelegentlich stattfindet, wenn der Industrielle mit fremdem Kapital arbeitet. Auch #389# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- wenn er mit eignem Kapital arbeitet, spaltet sich sein Profit in Zins und Unternehmergewinn. Hiermit wird die bloá quantitative Teilung zur qualitativen, sie findet statt unabh„ngig von dem zu- f„lligen Umstand, ob der Industrielle Eigentmer oder Nichteigen- tmer seines Kapitals ist. Es sind nicht nur an verschiedne Per- sonen verteilte Quota des Profits, sondern zwei verschiedne Kate- gorien desselben, die in verschiednem Verh„ltnis zum Kapital, also in einem Verh„ltnis zu verschiednen Bestimmtheiten des Kapi- tals stehn. Es ergeben sich nun sehr einfach die Grnde, warum, sobald diese Teilung des Bruttoprofits in Zins und Unternehmergewinn einmal eine qualltative geworden ist, sie diesen Charakter einer quali- tativen Teilung fr das Gesamtkapital und die Gesamtklasse der Kapitalisten erh„lt. Erstens folgt dies schon aus dem einfachen empirischen Umstand, daá die Mehrzahl der industriellen Kapitalisten, wenn auch in verschiednen Zahlenverh„ltnissen, mit eignem und erborgtem Kapi- tal arbeitet und daá das Verh„ltnis zwischen eignem und erborgtem Kapital in verschiednen Perioden wechselt. Zweitens: Die Verwandlung eines Teils des Bruttoprofits in die Form von Zins verwandelt seinen andren Teil in Unternehmergewinn. Dieser letztere ist in der Tat nur die gegens„tzliche Form, die der šberschuá des Rohprofits ber den Zins annimmt, sobald dieser als eigne Kategorie existiert. Die ganze Untersuchung, wie der Bruttoprofit sich in Zins und Unternehmergewinn differenziert, l”st sich einfach auf in die Untersuchung, wle ein Teil des Brut- toprofits sich allgemein als Zins verkn”chert und verselbst„n- digt. Nun existiert aber historisch das zinstragende Kapital als eine fertige, berlieferte Form und daher der Zins als fertige Unterform des vom Kapital erzeugten Mehrwerts, lange bevor die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Vor- stellungen von Kapital und Profit existierten. Daher immer noch in der Volksvorstellung Geldkapital, zinstragendes Kapital als Kapital als solches, als Kapital par excellence gilt. Daher andrerseits die bis zur Zeit Massies vorherrschende Vorstellung, daá es das Geld als solches ist, was im Zins bezahlt wird. Der Umstand, daá verliehenes Kapital Zins abwirft, ob wirklich als Kapital verwandt oder nicht auch wenn nur zur Konsumtion geborgt -, befestigt die Vorstellung von der Selbst„ndigkeit dieser Form des Kapitals. Der beste Beweis von der Selbst„ndigkeit, worin, in den ersten Perioden der kapitalistischen Produktionsweise, der Zins dem Profit und das zinstragende Kapital dem industriellen Kapital gegenber erscheint, ist der, daá erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Tatsache entdeckt wurde (von Massie und nach ihm von #390# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- Hume [55]), daá der Zins ein bloáer Teil des Bruttoprofits ist, und daá es berhaupt einer solchen Entdeckung bedurfte. Drittens: Ob der Industrielle Kapitalist mit eignem oder geborg- tem Kapital arbeitet, „ndert nichts an dem Umstand, daá ihm die Klasse der Geldkapitalisten als eine besondre Sorte Kapitalisten, das Geldkapital als eine selbst„ndige Sorte des Kapitals und der Zins als die diesem spezifischen Kapital entsprechende selbst„n- dige Form des Mehrwerts gegenbersteht. Qualitativ betrachtet ist der Zins Mehrwert, den das bloáe Eigen- tum des Kapitals liefert, den das Kapital an sich abwirft, ob- gleich sein Eigentmer auáerhalb des Reproduktionsprozesses stehnbleibt, den also Kapital abgesondert von seinem Prozeá ab- wirft. Quantitativ betrachtet erscheint der Teil des Profits, der den Zins bildet, nicht auf das industrielle und kommerzielle Kapital als solches, sondern auf das Geldkapital bezogen, und die Rate dieses Teils des Mehrwerts, die Zinsrate oder der Zinsfuá, befe- stigt dies Verh„ltnis. Denn erstens wird der Zinsfuá - trotz sei- ner Abh„ngigkeit von der allgemeinen Profitrate selbst„ndig be- stimmt, und zweitens erscheint er, wie der Marktpreis der Waren, der unfaábaren Profitrate gegenber als bei allem Wechsel festes, uniformes, handgreifliches und stets gegebnes Verh„ltnis. Bef„nde sich alles Kapital in den H„nden der industriellen Kapitalisten, so existierte kein Zins und kein Zinsfuá. Die selbst„ndige Form, die die quantitative Teilung des Rohprofits annimmt, erzeugt die qualitative. Vergleicht sich der industrielle Kapitalist mit dem Geldkapitalisten, so unterscheidet ihn von diesem nur der Unter- nehmergewinn, als šberschuá des Rohprofits ber den Durch- schnittszins, der verm”ge des Zinsfuáes als empirisch gegebne Gr”áe erscheint. Vergleicht er sich andrerseits mit dem industri- ellen Kapitalisten, der mit eignem statt geborgtem Kapital wirt- schaftet, so unterscheidet dieser sich von ihm nur als Geldkapi- talist, indem er den Zins selbst einsteckt, statt ihn wegzuzah- len. Nach beiden Seiten erscheint ihm der vom Zins unterschiedne Teil des Rohprofits als Unternehmergewinn und der Zins selbst als ein Mehrwert, den das Kapital an und fr sich abwirft, und den es daher auch abwerfen wrde ohne produktive Anwendung. Fr den einzelnen Kapitalisten ist dies praktisch richtig. Er hat die Wahl, ob er sein Kapital, sei es, daá es im Ausgangspunkt schon als Geldkapital existiert oder daá es erst in Celdkapital zu verwandeln ist, als zinstragendes Kapital verleihen oder als produktives Kapital selbst verwerten will. Allgemein gefaát, d.h. auf das ganze Gesellschaftskapital angewendet, wie dies von eini- gen Vulg„r”konomen geschieht und sogar als Grund des #391# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Profits angegeben wird, ist dies natrlich verrckt. Die Verwand- lung des s„mtlichen Kapitals in Geldkapital, ohne daá Leute da sind, die die Produktionsmittel kaufen und verwerten, in Form von denen das gesamte Kapital, abgesehn von dem in Geld existieren- den, relativ kleinen Teil desselben, vorhanden ist, - dies ist natrlich Unsinn. Es steckt der noch gr”áre Unsinn darin, daá auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise das Kapital Zins ab- werfen wrde, ohne als produktives Kapital zu fungieren, d.h. ohne Mehrwert zu schaffen, wovon der Zins nur ein Teil; daá die kapitalistische Produktionsweise ihren Gang gehn wrde ohne die kapitalistische Produktion. Wollte ein ungebhrlich groáer Teil der Kapitalisten sein Kapital in Geldkapital verwandeln, so w„re die Folge ungeheure Entwertung des Geldkapitals und ungeheurer Fall des Zinsfuáes; viele wrden sofort in die Unm”glichkeit ver- setzt, von ihren Zinsen zu leben, also gezwungen, sich in indu- strielle Kapitalisten rckzuverwandeln. Aber wie gesagt, fr den einzelnen Kapitalisten ist dies Tatsache. Er betrachtet daher notwendig, selbst wenn er mit eignem Kapital wirtschaftet, den Teil seines Durchschnittsprofits, der gleich dem Durchschnitts- zins, als Frucht seines Kapitals als solchen, abgesehn von dem Produktionsprozeá; und im Gegensatz zu diesem, im Zins verselb- st„ndigten Teil, den šberschuá des Rohprofits darber als bloáen Unternehmergewinn. Viertens: [Lcke im Manuskript.] Es hat sich also gezeigt, daá der Teil des Profits, den der fun- gierende Kapitalist dem bloáen Eigentmer von geborgtem Kapital zu zahlen hat, sich verwandelt in die selbst„ndige Form fr einen Teil des Profits, den alles Kapital als solches, ob geborgt oder nicht, unter dem Namen Zins abwirft. Wie groá dieser Teil ist, h„ngt ab von der H”he des Durchschnittszinsfuáes. Sein Ursprung zeigt sich nur noch darin, daá der fungierende Kapitalist, soweit er Eigentmer seines Kapitals, nicht konkurriert - wenigstens nicht aktiv - bei Bestimmung des Zinsfuáes. Die rein quantitative Teilung des Profits zwischen zwei Personen, die verschiedne Rechtstitel auf ihn haben, hat sich in eine qualitative Teilung verwandelt, die aus der Natur des Kapitals und des Profits selbst zu entspringen scheint. Denn wie man gesehn, sobald ein Teil des Profits allgemein die Form des Zinses annimmt, verwandelt sich die Differenz zwischen dem Durchschnittsprofit und dem Zins, oder der ber dem Zins berschss. ge Teil des Profits, in eine zum Zins gegens„tzliche Form, in die des Unternehmergewinns. Diese beiden Formen, Zins und Unternehmergewinn, existieren nur in ih- rem Gegensatz. Sie sind also beide nicht bezogen auf den Mehr- wert, von dem sie nur in verschiednen Kategorien, Rubriken oder Namen fixierte Teile sind, sondern #392# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- sie sind aufeinander bezogen. Weil der eine Teil des Profits sich in Zins verwandelt, deshalb erscheint der andre Teil als Unter- nehmergewinn. Unter Profit verstehn wir hier immer den Durch- schnittsprofit, da die Abweichungen, sei es des individuellen Profits, sei es des Profits in verschiednen Produktionssph„ren - also die mit dem Konkurrenzkampf und andren Umst„nden hin- und herwogenden Variationen in der Verteilung des Durchschnittspro- fits oder Mehrwerts -, uns hier ganz gleichgltig sind. Es gilt dies berhaupt fr die ganze vorliegende Untersuchung. Der Zins ist nun der Nettoprofit, wie Ramsay ihn bezeichnet, den das Kapitaleigentum als solches abwirft, sei es dem bloáen Ver- leiher, der auáerhalb des Reproduktionsprozesses stehnbleibt, sei es dem Eigentmer, der sein Kapital selbst produktiv verwendet. Aber auch diesem wirft es diesen Nettoprofit ab, nicht soweit er fungierender Kapitalist, sondern soweit er Geldkapitalist, Ver- leiher seines eignen Kapitals, als eines zinstragenden, an sich selbst als fungierenden Kapitalisten ist. Wie die Verwandlung von Geld und berhaupt von Wert in Kapital das stete Resultat, ist sein Dasein als Kapital ebensosehr die stete Voraussetzung des kapitalistischen Produktionsprozesses. Durch seine F„higkeit, sich in Produktionsmittel zu verwandeln, kommandiert es best„ndig unbezahlte Arbeit und verwandelt daher den Produktions- und Zir- kulationsprozeá der Waren in die Produktion von Mehrwert fr sei- nen Besitzer. Der Zins ist also nur der Ausdruck davon, daá Wert berhaupt - die vergegenst„ndlichte Arbeit in ihrer allgemein ge- sellschaftlichen Form - Wert, der im wirklichen Produktionsprozeá die Gestalt der Produktionsmittel annimmt, als selbst„ndige Macht der lebendigen Arbeitskraft gegenbersteht und das Mittel ist, sich unbezahlte Arbeit anzueignen; und daá er diese Macht ist, indem er als fremdes Eigentum dem Arbeiter gegenbersteht. Andrerseits jedoch ist in der Form des Zinses dieser Gegensatz gegen die Lohnarbeit ausgel”scht; denn das zinstragende Kapital hat als solches nicht die Lohnarbeit, sondern das fungierende Ka- pital zu seinem Gegensatz; der verleihende Kapitalist steht als solcher direkt dem im Reproduktionsprozeá wirklich fungierenden Kapitalisten gegenber, nicht aber dem Lohnarbeiter, der gerade auf Grundlage der kapitalistischen Produktion von den Produkti- onsmitteln expropriiert ist. Das zinstragende Kapital ist das Ka- pital a l s E i g e n t u m gegenber dem Kapital als Funk- tion. Aber soweit das Kapital nicht fungiert, exploitiert es nicht die Arbeiter und tritt in keinen Gegensatz zur Arbeit. Andrerseits bildet der Unternehmergewinn keinen Gegensatz zur Lohnarbeit, sondern nur zum Zins. Erstens: Den Durchschnittsprofit als gegeben vorausgesetzt, ist die Rate #393# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- des Unternehmergewinns nicht durch den Arbeitslohn bestimmt, son- dern durch den Zinsfuá. Sie ist hoch oder niedrig im umgekehrten Verh„ltnis zu diesem. 72) Zweitens: Der fungierende Kapitalist leitet seinen Anspruch auf den Unternehmergewinn, also den Unternehmergewinn selbst ab, nicht von seinem Eigentum am Kapital, sondern von der Funktion des Kapitals im Gegensatz zu der Bestimmtheit, worin es nur als tr„ges Eigentum existiert. Dies erscheint als unmittelbar vor- handner Gegensatz, sobald er mit geliehenem Kapital operiert, wo Zins und Unternehmergewinn daher zwei verschiednen Personen zu- fallen. Der Unternehmergewinn entspringt aus der Funktion des Ka- pitals im Reproduktionsprozeá, also infolge der Operationen, der T„tigkeit, wodurch der fungierende Kapitalist diese Funktionen des industriellen und merkantilen Kapitals vermittelt. Aber Re- pr„sentant des fungierenden Kapitals sein, ist keine Sinekure, wie die Repr„sentation des zinstragenden Kapitals. Auf Basis der kapitalistischen Produktion dirigiert der Kapitalist den Produk- tionsprozeá wie den Zirkulationsprozeá. Die Exploitation der pro- duktiven Arbeit kostet Anstrengung, ob er sie selbst verrichte oder in seinem Namen von andern verrichten lasse. Im Gegensatz zum Zins stellt sich ihm also sein Unternehmergewinn dar als un- abh„ngig vom Kapitaleigentum, vielmehr als Resultat seiner Funk- tionen als Nichteigentmer, als - A r b e i t e r. Es entwickelt sich daher notwendig in seinem Hirnkasten die Vor- stellung, daá sein Unternehmergewinn - weit entfernt, irgendeinen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Ar- beit zu sein - vielmehr selbst A r b e i t s l o h n ist, Auf- sichtslohn, wages of superintendence of labour, h”herer Lohn als der des gew”hnlichen Lohnarbeiters, 1. weil sie kompliziertere Arbeit, 2. weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt. Daá seine Funktion als Kapitalist darin besteht, Mehrwert, d.h. unbe- zahlte Arbeit zu produzieren, und zwar unter den ”konomischsten Bedingungen, wird vollst„ndig vergessen ber dem Gegensatz, daá der Zins dem Kapitalisten zuf„llt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist ausbt, sondern bloáer Eigentmer des Kapitals ist; und daá dagegen der Unternehmergewinn dem fungierenden Kapi- talisten zuf„llt, auch wenn er Nichteigentmer des Kapitals ist, womit er fungiert. šber der gegens„tzlichen Form der beiden Teile, worin der Profit, also der Mehrwert zerf„llt, wird verges- sen, daá beide bloá Teile des Mehrwerts sind und daá seine Tei- lung nichts an --- 72) Der Unternehmergewinn h„ngt vom Nettoprofit des Kapitals ab, nicht der letztere vom ersteren." (Ramsay, l.c.p. 214. Net pro- fits bei Ramsay immer = Zins.) #394# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- seiner Natur, seinem Ursprung und seinen Existenzbedingungen „n- dern kann. Im Reproduktionsprozeá vertritt der fungierende Kapitalist das Kapital als fremdes Eigentum gegenber den Lohnarbeitern und nimmt der Geldkapitalist, als vertreten durch den fungierenden Kapitalisten, an der Exploitation der Arbeit teil. Daá nur als Repr„sentant der Produktionsmittel gegenber den Arbeitern der aktive Kapitalist die Funktion ausben kann, die Arbeiter fr sich arbeiten oder die Produktionsmittel als Kapital fungieren zu lassen, dies wird vergessen ber dem Gegensatz von Funktion des Kapitals im Reproduktionsprozeá gegenber bloáem Eigentum am Ka- pital auáerhalb des Reproduktionsprozesses. In der Tat ist in der Form, die die beiden Teile des Profits, d.h. des Mehrwerts, als Zins und Unternehmergewinn annehmen, kein Verh„ltnis zur Arbeit ausgedruckt, weil dies Verh„ltnis nur exi- stiert zwischen ihr und dem Profit oder vielmehr dem Mehrwert als der Summe, dem Ganzen, der Einheit dieser beiden Teile. Das Ver- h„ltnis, worin der Profit geteilt wird, und die verschiednen Rechtstitel, worunter diese Teilung geschieht, setzen den Profit als fertig, setzen sein Dasein voraus. Ist daher der Kapitalist Eigentmer des Kapitals, womit er fungiert, so steckt er den gan- zen Profit oder Mehrwert ein; es ist fr den Arbeiter ganz gleichgltig, ob er dies tut oder ob er einen Teil an eine dritte Person als juristischen Eigentmer wegzuzahlen hat. Die Teilungs- grnde des Profits unter zwei Sorten Kapitalisten verwandeln sich so unter der Hand in die Existenzgrnde des zu teilenden Profits, des Mehrwerts, den abgesehn von 1*) aller sp„tern Teilung das Ka- pital als solches aus dem Reproduktionsprozeá herauszieht. Dar- aus, daá der Zins dem Unternehmergewinn und der Unternehmergewinn dem Zins, beide einander, aber nicht der Arbeit gegenberstehn, folgt - daá Unternehmergewinn plus Zins, d.h. der Profit, weiter der Mehrwert, worauf beruhn? Auf der gegens„tzlichen Form seiner beiden Teile! Der Profit wird aber produziert, ehe diese Teilung mit ihm vorgenommen wird und ehe von ihr die Rede sein kann. Das zinstragende Kapital bew„hrt sich nur als solches, soweit das verliehene Geld wirklich in Kapital verwandelt und ein šberschuá produziert wird, wovon der Zins ein Teil. Allein dies hebt nicht auf, daá ihm, unabh„ngig vom Produktionsprozeá, das Zinstragen als Eigenschaft eingewachsen. Die Arbeitskraft bew„hrt ja auch nur ihre wertschaffende Kraft, wenn sie im Arbeitsprozeá bet„tigt und realisiert wird; aber dies schlieát ----- 1*) 1. Auflage: vor; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #395# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- nicht aus, daá sie an sich, potentiell, als Verm”gen, die wert- schaffende T„tigkeit ist und als solche aus dem Prozeá nicht erst entsteht, sondern ihm vielmehr vorausgesetzt ist. Als F„higkeit, Wert zu schaffen, wird sie gekauft. Es kann einer sie auch kau- fen, ohne sie produktiv arbeiten zu lassen; z.B. zu rein pers”n- lichen Zwecken, Bedienung usw. So mit dem Kapital. Es ist Sache des Borgers, ob er es als Kapital vernutzt, also die ihm inh„- rente Eigenschaft, Mehrwert zu produzieren, wirklich in T„tigkeit setzt. Was er zahlt, ist in beiden F„llen der an sich, der M”g- lichkeit nach, in der Ware Kapital eingeschloáne Mehrwert. --- Gehn wir nun n„her ein auf den Unternehmergewinn. Indem das Moment der spezifischen gesellschaftlichen Bestimmtheit des Kapitals In der kapitalistischen Produktionsweise - das Kapi- taleigentum, das die Eigenschaft besitzt, Kommando ber die Ar- beit anderer zu sein fixiert wird und der Zins daher erscheint als der Teil des Mehrwerts, den das Kapital in dieser Beziehung erzeugt, erscheint der andre Teil des Mehrwerts - der Unterneh- mergewinn - notwendig so, daá er nicht aus dem Kapital als Kapi- tal, sondern aus dem Produktionsprozeá stammt, getrennt von sei- ner spezifischen gesellschaftlichen Bestimmtheit, die ja in dem Aus druck Kapitalzins schon ihre besondre Eyistenzweise erhalten hat. Vom Kapital getrennt, ist aber der Produktionsprozeá Ar- beitsprozeá berhaupt. Der industrielle Kapitalist, als unter- schieden vom Kapitaleigentmer, erscheint daher nicht als fungie- rendes Kapital, sondern als Funktion„r auch abgesehn vom Kapital, als einfacher Tr„ger des Arbeitsprozesses berhaupt, als Arbei- ter, und zwar als Lohnarbeiter. Der Zins an sich drckt gerade das Dasein der Arbeitsbedingungen als Kapital, in ihrem gesell- schaftlichen Gegensatz zur Arbeit, und in ihrer Verwandlung in pers”nliche M„chte gegenber der Arbeit und ber die Arbeit aus. Er stellt das bloáe Kapitaleigentum dar als Mittel, sich Produkte fremder Arbeit anzueignen. Aber er stellt diesen Charakter des Kapitals dar als etwas, das ihm auáerhalb des Produktionsprozes- ses zukommt und das keineswegs das Resultat der spezifisch kapi- talistischen Bestimmtheit dieses Produktionsprozesses selbst ist. Er stellt es dar, nicht in direktem Gegensatz zur Arbeit, sondern umgekehrt, ohne Verh„ltnis zur Arbeit und als bloáes Verh„ltnis eines Kapitalisten zum andern. Also als eine dem Verh„ltnis ----- 1*) 1. Auflage: der; ge„ndert nach dem Manuskript von Marx #396# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- des Kapitals zur Arbeit selbst „uáerliche und gleichgltige Be- stimmung. In dem Zins also, in der besondere Gestalt des Profits, worin sich der gegens„tzliche Charakter des Kapitals einen selb- st„ndigen Ausdruck gibt, gibt er sich ihn so, daá dieser Gegen- satz darin v”llig ausgel”scht ist und ganz von ihm abstrahiert wird. Der Zins ist ein Verh„ltnis zwischen zwei Kapitalisten, nicht zwischen Kapitalist und Arbeiter. Andrerseits gibt diese Form des Zinses dem andern Teil des Profits die qualitative Form des Unternehmergewinns, weiter des Aufsichtslohns. Die besondren Funktionen, die der Kapitalist als solcher zu verrichten hat, und die ihm gerade im Unterschied von und Gegensatz zu den Arbeitern zukommen, werden als bloáe Arbeitsfunktionen dargestellt. Er schafft Mehrwert, nicht weil er als Kapitalist arbeitet, sondern weil er, abgesehn von seiner Eigenschaft als Kapitalist, auch ar- beitet. Dieser Teil des Mehrwerts ist also gar nicht mehr Mehr- wert, sondern sein Gegenteil, Žquivalent fr vollbrachte Arbeit. Da der entfremdete Charakter des Kapitals, sein Gegensatz zur Ar- beit, jenseits des wirklichen Exploitationsprozesses verlegt wird, n„mlich ins zinstragende Kapital, so erscheint dieser Ex- ploitationsprozeá selbst als ein bloáer Arbeitsprozeá, wo der fungierende Kapitalist nur andre Arbeit verrichtet als der Arbei- ter. So daá die Arbeit des Exploitierens und die exploitierte Ar- beit, beide als Arbeit, identisch sind. Die Arbeit des Exploitie- rens ist ebensogut Arbeit, wie die Arbeit, die exploitiert wird. Auf den Zins f„llt die gesellschaftliche Form des Kapitals, aber in einer neutralen und indifferenten Form ausgedruckt; auf den Unternehmergewinn f„llt die ”konomische Funktion des Kapitals, aber von dem bestimmten, kapitalistischen Charakter dieser Funk- tion abstrahiert. Es geht hier im Bewuátsein des Kapitalisten ganz dasselbe vor, wie bei den im Abschn. II dieses Buchs angedeuteten Kompensati- onsgrnden in der Ausgleichung zum Durchschnittsprofit. Diese Kompensationsgrnde, die bestimmend in die Verteilung des Mehr- werts eingehn, verdrehen sich in der kapitalistischen Vorstel- lungsweise in F-ntstehungsgrnde und (subjektive) Rechtfer-ti- gungsgrnde des Profits selbst. Die Vorstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohns der Ar- beit, die aus seinem Gegensatz zum Zins entsteht, findet weitern Halt darin, daá in der Tat ein Teil des Profits als Arbeitslohn abgesondert werden kann und sich wirklich absondert, oder viel- mehr umgekehrt, daá ein Teil des Arbeitslohns, auf Basis der ka- pitalistischen Produktionsweise,als integrierender Bestandteil des Profits erscheint. Dieser Teil, wie schon A. Smith richtig herausfand, stellt sich rein dar, selbst„ndig und g„nzlich ge- trennt einerseits vom Profit (als Summe von Zins und Untemehmer- gewinn), andrerseits #397# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- von dem Teil des Profits, der nach Abzug des Zinses als sogenann- ter Unternehmergewinn brigbleibt, in dem Gehalt des Dirigenten in solchen Gesch„ftszweigen, deren Ausdehnung usw. hinreichende Teilung der Arbeit erlaubt, um besondren Arbeitslohn fr einen Dirigenten zu gestatten. Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig berall, wo der unmittelbare Produktionsprozeá die Gestalt eines gesellschaftlich kombinierten Prozesses hat und nicht als verein- zelte Arbeit der selbst„ndigen Produzenten auftritt. 73) Sie ist aber doppelter Natur. Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Pro- zesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamtt„tigkeit der Werk- statt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muá in jeder kombinierten Produktionsweise. Andrerseits - ganz abgesehn vom kaufm„nnischen Departement - entspringt diese Arbeit der Oberauf- sicht notwendig in allen Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentmer der Produktionsmittel beruhn. Je gr”áer dieser Gegen- satz, desto gr”áer die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht 1*) spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem. 74) Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unent- behrlich, da hier der Produktionsprozeá zugleich Konsumtionspro- zeá der Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist. Ganz wie in des- potischen Staaten die Arbeit der Oberaufsicht und allseitigen Einrruschung der Regierung beides einbegreift: sowohl die Ver- richtung der gemeinsamen Gesch„fte, die aus der Natur aller Ge- meinwesen hervorgehn, wie die spezifischen Funktionen, die aus dem Gegensatz der Regierung zu der Volksmasse entspringen. Bei den antiken Schriftstellern, die das Sklavensystem vor sich haben, finden sich in der Theorie, wie es denn in der Praxis der Fall war, beide Seiten der Aufsichtsarbeit ganz ebenso unzer- trennlich zusammen wie bei den modernen ™konomen, die die kapita- listische Produktionsweise als die --- 73) "Oberaufsicht ist hier" (beim b„uerlichen Grundbesitzer) "v”llig unn”tig." (J. E. Cairnes, "The Slave Power", London 1862, p. 48, 49.) 74) "Wenn die Natur der Arbeit verlangt, daá die Arbeiter" (n„mlich die Sklaven) "ber eine ausgedehnte Fl„che verteilt wer- den, dann werden die Zahl der Aufseher und damit die Kosten der Arbeit, die diese Aufsicht erfordert, entsprechend steigen." (Cairnes, l.c.p. 44.) ----- 1*) 1. Auflage: Arbeiter-Oberaufsicht; ge„ndert nach dem Manu- skript von Marx #398# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- absolute Produktionsweise ansehn. Andrerseits, wie ich gleich an einem Beispiel zeigen werde, wissen die Apologeten des modernen Sklavensystems ganz ebenso die Aufsichtsarbeit als Rechtferti- gungsgrund der Sklaverei zu vernutzen, wie die andren ™konomen als Grund des Lohnarbeitssystems. Der villicus zur Zeit Catos: "An der Spitze der Gutssklavenschaft 1*) (familia rustica) stand der Wirtschafter (villicus von villa 2*)), der einnimmt und aus- gibt, kauft und verkauft, die Instruktionen des Herrn entgegen- nimmt und in dessen Abwesenheit anordnet und straft... Der Wirt- schafter stand natrlich freier als die brigen Knechte; die Ma- gonischen Bcher [56] raten, ihm Ehe, Kindererzeugung und eigne Kasse zu gestatten, und Cato, ihn mit der Wirtschafterin zu ver- heiraten; er allein wird auch Aussicht gehabt haben, im Fall des Wohlverhaltens von dem Herrn die Freiheit zu erlangen. Im brigen bildeten alle einen gemeinschaftlichen Hausstand... Ein jeder Sklave, auch der Wirtschafter selbst, erhielt seine Bedrfnisse auf Rechnung des Herrn in gewissen Fristen nach festen S„tzen ge- liefert, womit er dann auszukommen hatte... Die Quantit„t rich- tete sich nach der Arbeit, weshalb z.B. der Wirtschafter, der leichtere Arbeit hatte als die Knechte, knapperes Maá als diese empfing." (Mommsen, "R”mische Geschichte", Zweite Auflage, 1856, I, p. 809, 810.) Aristoteles: "? ??? ???????? ??? ?? ?? ??????? ???? ???????, ??? ?? ?? ??????? ??????. (Denn der Herr - Kapitalist - bet„tigt sich als solcher nicht im Erwerben der Sklaven - dem Kapitaleigentum, das die Macht gibt, Arbeit zu kaufen -, sondern im Benutzen der Sklaven - der Verwendung von Arbeitern - heute Lohnarbeitern im Produkti- ons, prozeá.) "???? ?'???? ? ???????? ????? ????? ?????? ???? ??????. (Es ist aber mit dieser Wissenschaft nichts Groáes oder Erhabnes;) ? ??? ??? ?????? ?????????? ??? ?????, ??????? ??? ????? ??????????. (was n„mlich der Sklave zu verrichten verstehn muá, das soll jener verstehn zu befehlen.) ?? ????? ??????? ?? ?????? ??????????, ????????? ???????? ?????? ??? ?????, ????? ?? ??????????? ? ???????????. (Wo die Herren sich selbst damit zu placken nicht n”tig haben, da bernimmt der Aufseher diese Ehre, sie selbst aber treiben Staatsgesch„fte oder philosophieren.) (Arist. "Respubl." ed. Bekker, lib. I, 7.) Daá die Herrschaft, wie im politischen, so im ”konomischen Ge- biet, den Gewalthabern die Funktionen des Herrschens auflegt, d.h. auf ”konomischem Gebiet also, daá sie verstehn mssen, die Arbeitskraft zu konsumieren - sagt Aristoteles mit drren Worten und fgt hinzu, daá kein groáes Wesen mit dieser Aufsichtsarbeit zu machen sei, weshalb der Herr, sobald er verm”gend genug ist, die Ehre dieser Plackerei einem Aufseher berl„át. Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht, soweit sie nicht eine besondre, aus der Natur aller kombinierten gesellschaftlichen Ar- beit hervorgehende ----- 1*) 1. Auflage und Manuskript von Marx: Gutssklavenwirtschaft - 2*) Landgut #399# 23. Kapitel - Zins und Unternehmergewinn ----- Funktion ist, sondern aus dem Gegensatz zwischen dem Eigentmer der Produktionsmittel und dem Eigentmer der bloáen Arbeitskraft entspringt - sei es nun, daá die letztere mit dem Arbeiter selbst gekauft wird, wie im Sklavensystem, oder daá der Arbeiter selbst seine Arbeitskraft verkauft und der Produktionsprozeá daher zugleich als der Konsumtionsprozeá seiner Arbeit durch das Kapi- tal erscheint -, diese aus der Knechtschaft des unmittelbaren Produzenten entspringende Funktion ist oft genug zum Rechtferti- gungsgrund dieses Verh„ltnisses selbst gemacht, und die Exploita- tion, die Aneignung fremder unbezahlter Arbeit ist ebensooft als der dem Eigentmer des Kapitals gebhrende Arbeitslohn darge- stellt worden. Aber nie besser als von einem Verteidiger der Sklaverei in den Vereinigten Staaten, von einem Advokaten O'Conor auf einem Meeting zu New York, 19. Dez. 1859, unter dem Panier: "Gerechtigkeit fr den Sden." "Now, gentlemen" 1*), sagte er unter groáem Applaus, "die Natur selbst hat den Neger zu dieser Knechtschaftslage bestimmt. Er hat die St„rke und ist kr„ftig zur Arbeit; aber die Natur, die ihm diese St„rke gab, verweigerte ihm sowohl den Ver. stand zum Re- gieren, wie den Willen zur Arbeit." (Beifall.) "Beide sind ihm verweigert Und dieselbe Natur, die ihm den Willen zur Arbeit vor- enthielt, gab ihm einen Herrn, diesen Willen zu erzwingen und ihn in dem Klima, wofr er geschaffen, zu einem ntzlichen Diener zu machen, sowohl fr sich selbst, wie fr den Herrn, der ihn re- giert. Ich behaupte, daá es keine Ungerechtigkeit ist, den Neger in der Lage zu lassen, worin die Natur ihn gestellt hat; ihm einen Herrn zu geben, der ihn regiert; und man beraubt ihn keines seiner Rechte, wenn man ihn zwingt, daf& auch wieder zu arbeiten und seinem Herrn eine gerechte Entsch„digung zu lifern fr die Arbeit und Talente, die er anwendet, um ihn zu regieren und ihn fr sich selbst und fr die Gesellschaft ntzlich zu machen." [57] Nun muá auch der Lohnarbeiter wie der Sklave einen Herrn haben, um ihn arbeiten zu machen und ihn zu regieren. Und dies Herr- schafts- und Knechtschaftsverh„ltnis vorausgesetzt, ist es in der Ordnung, daá der Lohnarbeiter gezwungen wird, seinen eignen Ar- beitslohn zu produzieren und obendrein den Aufsichtslohn, eine Kompensation fr die Arbeit der Herrschaft und Oberaufsicht ber ihn, und seinem Herrn eine gerechte Entsch„digung zu liefern fr die Arbeit und Talente, die er anwendet, um ihn zu regieren und ihn fr sich und fr die Gesellschaft ntzlich zu machen". Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem ge- gens„tzlichen Charakter, aus der Herrschaft des Kapitals ber die Arbeit entspringt und daher allen auf dem Klassengegensatz beru- henden Produktionsweisen mit der kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen ----- 1*) Nun, meine Herren #400# V. Abschnitt - Das zinstragende Kapital ----- System unmittelbarund unzertrennbar verquickt mit den Produktiven Funktionen, die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzel- nen Individuen als besondre Arbeit auferlegt. Der Arbeitslohn ei- nes Epitiropos oder r‚gisseur, wie er im feudalen Frankreich hieá, trennt sich vollst„ndig vorn Profit und nimmt auch die Form des Arbeitslohns fr geschickte Arbeit an, sobald das Gesch„ft auf hinreichend groáer Stufenleiter betrieben wird, um einen sol- chen Dirigenten (manager) zu zahlen, obgleich deswegen unsre in- dustriellen Kapitalisten noch lange nicht "Staatsgesch„fte trei- ben oder philosophieren". Daá nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriel- len managers "die Seele unsres Industriesystems" sind, hat schon Herr Ure bemerkt. 75) Was den merkantilen Teil des Gesch„fts an- geht, so ist das N”tige darber bereits im vorigen Abschnitt ge- sagt. 1*) Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, daá die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf der Straáe heruml„uft. Es ist daher nutzlos geworden, daá diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgebt werde. Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentmer der Instrumente des Orchesters zu sein, noch geh”rt es zu seiner Funktion als Di- rigent, daá er irgend etwas mit dem Lohn' der brigen Musikanten zu tun hat. Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, daá der Kapitalist als Funktion„r der Produktion ebenso berflssig ge- worden, wie er selbst, in seiner h”chsten Ausbildung, den Groá- grundbesitzer berflssig findet. Soweit die Arbeit des Kapitali- sten nicht aus dem Produktionsprozeá als bloá kapitalistischem hervorgeht, also nicht mit dem Kapital von selbst auf h”rt; so- weit sie sich nicht auf die Funktion beschr„nkt, fremde Arbeit zu exploitieren; soweit sie also aus der Form der Arbeit als gesell- schaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation vieler zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unab- h„ngig vom Kapital, wie diese Form selbst, sobald sie die kapita- listische Hlle gesprengt hat. Sagen, daá diese Arbeit, als k